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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 5 Sich vollsaufen wie ein Bürstenbinder. - Schuppius, Schr., I, 543.


Vollsäufer.

1 Es gibt mehr alte Follseuffer als alte Aertz. - Gruter, III, 68; Lehmann, II, 411, 59.

2 Vollsaufere, Pfaffen und Jesuiten heind kei Bodo. - Sutermeister, 122.


Vollsippe.

1 Vollsippe verfängt alle Sippe an Leib und Erbe. - Graf, 201, 139.

Fries.: Vulsibbe vorvaet alle sibbe an live en un lawun. (Richthofen, 365.)

2 Vollsippe verfängt Halbsippe. (S. Halbgeburt.) - Graf, 201, 138.

Fries.: Vulsibbe veruanget halffsibbe. (Richthofen, 325.)


Vollwort.

* Einem Vollwörter geben. - Frischbier2, 3937.

Ihm zustimmen, ihn in seinen Ansichten bestärken.


Voluntas.

* Sie ist bone voluntatis. (S. Gasse 27.) - Franck, II, 62b.


Von.

* Der schreibt sich von. (Ulm.)

Wenn man sagen will, dass etwas nicht gewöhnlicher Art ist, z. B. ich hatte gestern einen Zopf, der hat sich von geschrieben.


Von der Hand gehen.

* Es geht ihm von Händen wie Pech.


Von statten gehen.

1 Das geht von statten, als wenns vier Rade hette. - Herberger, Herzpostilla, I, 428.

2 Es gehet von statten wie jenem, der auss kese wolt kälber brüten. - Lehmann, 151, 19.

3 Es geht von statten, als wenn einer mit Ochsen zu Acker (Markte) fährt.

4 Es geht von statten, als wenn's der eine hält und der andere nicht gehen lässt. - Eiselein, 215.

Lat.: Filum contentionis tunc erat. - Funiculum contentiosum ducere. (Eiselein, 215.)

5 Es geht von statten wie Pech von Händen (Hosen). - Lehmann, 452, 22; Eiselein, 504; Körte, 4689b; Simrock, 7731; Braun, I, 3193; Lohrengel, II, 264.

"Es geht fein von statten besser als Bech von Hosen vnnd Filtzläuss von Hoden." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 252.)


Voneinander.

1 Die weit von einander sein, die meiden einander nicht. - Pauli, Schimpff, XXVIIa.

*2 Sie sind voneinander wie Tag und Nacht. - Körte, 6845a.


Vor.

1 Wie vor, so nach.

Holl.: Zoo voor, zoo na. (Harrebomee, II, 404a.)

2 Wohl vor, wohl nach.

Holl.: Wel voor, wel na. (Harrebomee, II, 404a.)


Vorabend.

* Am Vorabende grosser Ereignisse stehen.

Meist ironisch gebrauchte Redensart, um auszudrücken, dass nichts von Bedeutung geschehen werde. Nach Beitzke (Deutsche Freiheitskriege, 3. Aufl., II, 427) schrieb Napoleon am 10. Oct. 1813, 10 Uhr morgens, an den Herzog von Bassano in Wurzen: "Lassen Sie in Paris bekannt machen, dass wir am Vorabende eines grossen Ereignisses, a la veille d'un grand evenement, stehen." (Büchmann, 8. Aufl., S. 252.)


Voran.

1 Immer voran verbrennt sich oft die Nase.

Schwed.: Allestädes framme far ofta näs bränna. (Wensell, 6.)

2 Mak vöran un stoh diu nitt, es Ballhorn im Katechismus. (Sauerland.)

3 Nur langsam voran, dass der österreichische Landsturm auch nachkommen kann.

4 Stets voran ist selten willkommen.

Schwed.: Allestädas framme sällan wälkommen. (Wensell, 6.)


Vorangehen.

1 Der recht forn an gehet, dem gehet man recht nach. - Gruter, I, 17; Henisch, 1434, 27; Lehmann, 566, 18; Egenolff, 304b; Petri, II, 749.

Lat.: Plebe imperante, fieri non potest, quin malitia exoriatur. (Sutor, 897.)

Schwed.: Thaen kaennir androm aka aeptir som fore akir. (Reuterdahl, 825.)

2 Gehe voran, ich komme schon.

Lat.: I prae sequar. (Sutor, 681.)

[Spaltenumbruch] 3 Gehe voran, so wil ich nachfolgen, sagte der junge Krebs zum alten, da er jhn straffete, dass er immer zurücke ginge. - Herberger, Herzpostilla, I, 147.

4 Vorangehen macht nachgehen. - Simrock, 11042; Graf, 524, 318; Petri, II, 582; Henisch, 1454, 27; Lehmann, II, 794, 159.

*5 Er geht voran wie ein Büschel Stroh gegen den Wind.

Holl.: Het gaat vooruit als een bos stroo tegen den wind. (Harrebomee, II, 315b.)

*6 Er kann vorangehen und hintennach.

*7 Et geit vöeran äs de Swinegel am Bäume. (Westf.)


Vorauftragen.

* Er lässt einen andern vorauftragen.

Der Vorsichtige, um zu sehen, wie die Sache steht, um sich in keiner Weise bloszustellen.


Voraussehen.

1 Was man vorausgesehen hat, trifft nicht schwer.

Engl.: Fore warn'd, fore arm'd.

Lat.: Praemonitus, praemunitus.

2 Was man voraussieht, davor kann man sich schützen.

Lat.: Tela praevisa minus nocent. (Philippi, II, 212.)

3 Wer zu weit voraussehen will, sieht oft falsch.

Dän.: At agte langt og komme stakket mennesket veed ikke sin tid. (Prov. dan., 20.)


Vorauszahlen.

1 Wer vorausbezahlt, bekommt die Stube schlecht gemalt.

Frz.: Quand on est paye d'avance, on a les bras rompus.

2 Wer vorausbezahlt, bekommt schlechte Arbeit.

It.: Chi paga innanzi tratto, trova il lavor mal fatto. (Biber.)


Vorbedacht.

1 Hätte ich's vorbedacht, es hätte mir keine Reu' gebracht.

"We ein dink to vorne bedehte, wu it na komen möchte, so hedde it wol na geblewen." (Sündenfall, 1157.)

Dän.: Betaenkte man sig tilforn, hvad man vilde giöre, da fortröd man aldrig bag efter hvad man havde giord. (Prov. dan., 68.)

2 Vorbedacht hat Rath gebracht. - Simrock, 11043; Petri, II, 582; Masson, 362.

"De sik vor bedenket, de is klok, so schit he na nicht in die brok." (Mone, Red. Spiel, Schausp. d. M., II, 1634.)

Mhd.: Guot alliu dinc sint vorbedaht, sie vallen swar sie vallen. (Colm.) (Zingerle, 161.)

3 Vorbedacht misreth selten. - Petri, II, 582.

4 Vorbedacht, was noch möcht kommen, hat manchem bracht gross frommen. - Henisch, 1252, 27.


Vorbedungen.

Vorbedungen macht nachher kein Streit. - Petri, II, 582.


Vorbei.

1 Was vorbei ist, lass vorbei sein.

Böhm.: Lonskeho snehu nevzpominej. - Lonskych sliv nepripominej. - Nezpominej toho, co uz pominulo, (Celakovsky, 190.)

2 Was vorbei ist, lässt sich leichter tadeln als ändern.

Lat.: Praeterita magis reprehendi possunt, quam corrigi. (Philippi, II, 105.)

3 Wenn es vorbei ist, ist alles eitel.

*4 Es ist bald vorbei mit dem gnädigen Herrn.

Wenn es zum Bankerott geht, beim Sterbenden, auch beim Kartenspiel von jemand, der nicht mehr Aussicht auf Stiche hat.

*5 Es ist vorbei mit ihm, wie mit Wespäng. (Aachen.)

Dem ehemaligen Bürgermeister Wespain während der Mäkelei.


Vorbeigehen.

1 Das wird bei ihm vorbeigehen, wie der Rhein bei Köln.

Holl.: Het zal a voorbij gaan als de Rhijn voor keulen. (Harrebomee, II, 222a.)

*2 Em kan nit bä alanc verbägon. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1032.

*3 Em mess uch alt bä äst verbägon. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 922.

*4 Es sei im Vorbeigehen gesagt. - Eiselein, 623; Braun, I, 4833.

Lat.: Quasi in transitu. (Eiselein, 623.)


[Spaltenumbruch] 5 Sich vollsaufen wie ein Bürstenbinder.Schuppius, Schr., I, 543.


Vollsäufer.

1 Es gibt mehr alte Follseuffer als alte Aertz.Gruter, III, 68; Lehmann, II, 411, 59.

2 Vollsûfere, Pfaffen und Jesuiten heind kei Bodo.Sutermeister, 122.


Vollsippe.

1 Vollsippe verfängt alle Sippe an Leib und Erbe.Graf, 201, 139.

Fries.: Vulsibbe vorvaet alle sibbe an live en un lawun. (Richthofen, 365.)

2 Vollsippe verfängt Halbsippe. (S. Halbgeburt.) – Graf, 201, 138.

Fries.: Vulsibbe veruanget halffsibbe. (Richthofen, 325.)


Vollwort.

* Einem Vollwörter geben.Frischbier2, 3937.

Ihm zustimmen, ihn in seinen Ansichten bestärken.


Voluntas.

* Sie ist bone voluntatis. (S. Gasse 27.) – Franck, II, 62b.


Von.

* Der schreibt sich von. (Ulm.)

Wenn man sagen will, dass etwas nicht gewöhnlicher Art ist, z. B. ich hatte gestern einen Zopf, der hat sich von geschrieben.


Von der Hand gehen.

* Es geht ihm von Händen wie Pech.


Von statten gehen.

1 Das geht von statten, als wenns vier Rade hette.Herberger, Herzpostilla, I, 428.

2 Es gehet von statten wie jenem, der auss kese wolt kälber brüten.Lehmann, 151, 19.

3 Es geht von statten, als wenn einer mit Ochsen zu Acker (Markte) fährt.

4 Es geht von statten, als wenn's der eine hält und der andere nicht gehen lässt.Eiselein, 215.

Lat.: Filum contentionis tunc erat. – Funiculum contentiosum ducere. (Eiselein, 215.)

5 Es geht von statten wie Pech von Händen (Hosen).Lehmann, 452, 22; Eiselein, 504; Körte, 4689b; Simrock, 7731; Braun, I, 3193; Lohrengel, II, 264.

„Es geht fein von statten besser als Bech von Hosen vnnd Filtzläuss von Hoden.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 252.)


Voneinander.

1 Die weit von einander sein, die meiden einander nicht.Pauli, Schimpff, XXVIIa.

*2 Sie sind voneinander wie Tag und Nacht.Körte, 6845a.


Vor.

1 Wie vor, so nach.

Holl.: Zoo vóór, zoo na. (Harrebomée, II, 404a.)

2 Wohl vor, wohl nach.

Holl.: Wel vóór, wel na. (Harrebomée, II, 404a.)


Vorabend.

* Am Vorabende grosser Ereignisse stehen.

Meist ironisch gebrauchte Redensart, um auszudrücken, dass nichts von Bedeutung geschehen werde. Nach Beitzke (Deutsche Freiheitskriege, 3. Aufl., II, 427) schrieb Napoleon am 10. Oct. 1813, 10 Uhr morgens, an den Herzog von Bassano in Wurzen: „Lassen Sie in Paris bekannt machen, dass wir am Vorabende eines grossen Ereignisses, à la veille d'un grand évenement, stehen.“ (Büchmann, 8. Aufl., S. 252.)


Voran.

1 Immer voran verbrennt sich oft die Nase.

Schwed.: Allestädes framme får ofta näs bränna. (Wensell, 6.)

2 Mak vöran un stoh diu nitt, es Ballhorn im Katechismus. (Sauerland.)

3 Nur langsam voran, dass der österreichische Landsturm auch nachkommen kann.

4 Stets voran ist selten willkommen.

Schwed.: Allestädas framme sällan wälkommen. (Wensell, 6.)


Vorangehen.

1 Der recht forn an gehet, dem gehet man recht nach.Gruter, I, 17; Henisch, 1434, 27; Lehmann, 566, 18; Egenolff, 304b; Petri, II, 749.

Lat.: Plebe imperante, fieri non potest, quin malitia exoriatur. (Sutor, 897.)

Schwed.: Thaen kaennir androm aka aeptir som fore akir. (Reuterdahl, 825.)

2 Gehe voran, ich komme schon.

Lat.: I prae sequar. (Sutor, 681.)

[Spaltenumbruch] 3 Gehe voran, so wil ich nachfolgen, sagte der junge Krebs zum alten, da er jhn straffete, dass er immer zurücke ginge.Herberger, Herzpostilla, I, 147.

4 Vorangehen macht nachgehen.Simrock, 11042; Graf, 524, 318; Petri, II, 582; Henisch, 1454, 27; Lehmann, II, 794, 159.

*5 Er geht voran wie ein Büschel Stroh gegen den Wind.

Holl.: Het gaat vooruit als een bos stroo tegen den wind. (Harrebomée, II, 315b.)

*6 Er kann vorangehen und hintennach.

*7 Et geit vöeran äs de Swinegel am Bäume. (Westf.)


Vorauftragen.

* Er lässt einen andern vorauftragen.

Der Vorsichtige, um zu sehen, wie die Sache steht, um sich in keiner Weise bloszustellen.


Voraussehen.

1 Was man vorausgesehen hat, trifft nicht schwer.

Engl.: Fore warn'd, fore arm'd.

Lat.: Praemonitus, praemunitus.

2 Was man voraussieht, davor kann man sich schützen.

Lat.: Tela praevisa minus nocent. (Philippi, II, 212.)

3 Wer zu weit voraussehen will, sieht oft falsch.

Dän.: At agte langt og komme stakket mennesket veed ikke sin tid. (Prov. dan., 20.)


Vorauszahlen.

1 Wer vorausbezahlt, bekommt die Stube schlecht gemalt.

Frz.: Quand on est paye d'avance, on a les bras rompus.

2 Wer vorausbezahlt, bekommt schlechte Arbeit.

It.: Chi paga innanzi tratto, trova il lavor mal fatto. (Biber.)


Vorbedacht.

1 Hätte ich's vorbedacht, es hätte mir keine Reu' gebracht.

„We ein dink to vorne bedehte, wu it na komen möchte, so hedde it wol na geblewen.“ (Sündenfall, 1157.)

Dän.: Betænkte man sig tilforn, hvad man vilde giøre, da fortrød man aldrig bag efter hvad man havde giord. (Prov. dan., 68.)

2 Vorbedacht hat Rath gebracht.Simrock, 11043; Petri, II, 582; Masson, 362.

„De sik vor bedenket, de is klok, so schit he na nicht in die brok.“ (Mone, Red. Spiel, Schausp. d. M., II, 1634.)

Mhd.: Guot alliu dinc sint vorbedâht, sie vallen swar sie vallen. (Colm.) (Zingerle, 161.)

3 Vorbedacht misreth selten.Petri, II, 582.

4 Vorbedacht, was noch möcht kommen, hat manchem bracht gross frommen.Henisch, 1252, 27.


Vorbedungen.

Vorbedungen macht nachher kein Streit.Petri, II, 582.


Vorbei.

1 Was vorbei ist, lass vorbei sein.

Böhm.: Lonského snĕhu nevzpomínej. – Lonských sliv nepřipominej. – Nezpomínej toho, co už pominulo, (Čelakovsky, 190.)

2 Was vorbei ist, lässt sich leichter tadeln als ändern.

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3 Wenn es vorbei ist, ist alles eitel.

*4 Es ist bald vorbei mit dem gnädigen Herrn.

Wenn es zum Bankerott geht, beim Sterbenden, auch beim Kartenspiel von jemand, der nicht mehr Aussicht auf Stiche hat.

*5 Es ist vorbei mit ihm, wie mit Wespäng. (Aachen.)

Dem ehemaligen Bürgermeister Wespain während der Mäkelei.


Vorbeigehen.

1 Das wird bei ihm vorbeigehen, wie der Rhein bei Köln.

Holl.: Het zal a voorbij gaan als de Rhijn voor keulen. (Harrebomée, II, 222a.)

*2 Em kân nit bä alanc verbägôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1032.

*3 Em mess uch âlt bä äst verbägôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 922.

*4 Es sei im Vorbeigehen gesagt.Eiselein, 623; Braun, I, 4833.

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[[844]/0850] 5 Sich vollsaufen wie ein Bürstenbinder. – Schuppius, Schr., I, 543. Vollsäufer. 1 Es gibt mehr alte Follseuffer als alte Aertz. – Gruter, III, 68; Lehmann, II, 411, 59. 2 Vollsûfere, Pfaffen und Jesuiten heind kei Bodo. – Sutermeister, 122. Vollsippe. 1 Vollsippe verfängt alle Sippe an Leib und Erbe. – Graf, 201, 139. Fries.: Vulsibbe vorvaet alle sibbe an live en un lawun. (Richthofen, 365.) 2 Vollsippe verfängt Halbsippe. (S. Halbgeburt.) – Graf, 201, 138. Fries.: Vulsibbe veruanget halffsibbe. (Richthofen, 325.) Vollwort. * Einem Vollwörter geben. – Frischbier2, 3937. Ihm zustimmen, ihn in seinen Ansichten bestärken. Voluntas. * Sie ist bone voluntatis. (S. Gasse 27.) – Franck, II, 62b. Von. * Der schreibt sich von. (Ulm.) Wenn man sagen will, dass etwas nicht gewöhnlicher Art ist, z. B. ich hatte gestern einen Zopf, der hat sich von geschrieben. Von der Hand gehen. * Es geht ihm von Händen wie Pech. Von statten gehen. 1 Das geht von statten, als wenns vier Rade hette. – Herberger, Herzpostilla, I, 428. 2 Es gehet von statten wie jenem, der auss kese wolt kälber brüten. – Lehmann, 151, 19. 3 Es geht von statten, als wenn einer mit Ochsen zu Acker (Markte) fährt. 4 Es geht von statten, als wenn's der eine hält und der andere nicht gehen lässt. – Eiselein, 215. Lat.: Filum contentionis tunc erat. – Funiculum contentiosum ducere. (Eiselein, 215.) 5 Es geht von statten wie Pech von Händen (Hosen). – Lehmann, 452, 22; Eiselein, 504; Körte, 4689b; Simrock, 7731; Braun, I, 3193; Lohrengel, II, 264. „Es geht fein von statten besser als Bech von Hosen vnnd Filtzläuss von Hoden.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 252.) Voneinander. 1 Die weit von einander sein, die meiden einander nicht. – Pauli, Schimpff, XXVIIa. *2 Sie sind voneinander wie Tag und Nacht. – Körte, 6845a. Vor. 1 Wie vor, so nach. Holl.: Zoo vóór, zoo na. (Harrebomée, II, 404a.) 2 Wohl vor, wohl nach. Holl.: Wel vóór, wel na. (Harrebomée, II, 404a.) Vorabend. * Am Vorabende grosser Ereignisse stehen. Meist ironisch gebrauchte Redensart, um auszudrücken, dass nichts von Bedeutung geschehen werde. Nach Beitzke (Deutsche Freiheitskriege, 3. Aufl., II, 427) schrieb Napoleon am 10. Oct. 1813, 10 Uhr morgens, an den Herzog von Bassano in Wurzen: „Lassen Sie in Paris bekannt machen, dass wir am Vorabende eines grossen Ereignisses, à la veille d'un grand évenement, stehen.“ (Büchmann, 8. Aufl., S. 252.) Voran. 1 Immer voran verbrennt sich oft die Nase. Schwed.: Allestädes framme får ofta näs bränna. (Wensell, 6.) 2 Mak vöran un stoh diu nitt, es Ballhorn im Katechismus. (Sauerland.) 3 Nur langsam voran, dass der österreichische Landsturm auch nachkommen kann. 4 Stets voran ist selten willkommen. Schwed.: Allestädas framme sällan wälkommen. (Wensell, 6.) Vorangehen. 1 Der recht forn an gehet, dem gehet man recht nach. – Gruter, I, 17; Henisch, 1434, 27; Lehmann, 566, 18; Egenolff, 304b; Petri, II, 749. Lat.: Plebe imperante, fieri non potest, quin malitia exoriatur. (Sutor, 897.) Schwed.: Thaen kaennir androm aka aeptir som fore akir. (Reuterdahl, 825.) 2 Gehe voran, ich komme schon. Lat.: I prae sequar. (Sutor, 681.) 3 Gehe voran, so wil ich nachfolgen, sagte der junge Krebs zum alten, da er jhn straffete, dass er immer zurücke ginge. – Herberger, Herzpostilla, I, 147. 4 Vorangehen macht nachgehen. – Simrock, 11042; Graf, 524, 318; Petri, II, 582; Henisch, 1454, 27; Lehmann, II, 794, 159. *5 Er geht voran wie ein Büschel Stroh gegen den Wind. Holl.: Het gaat vooruit als een bos stroo tegen den wind. (Harrebomée, II, 315b.) *6 Er kann vorangehen und hintennach. *7 Et geit vöeran äs de Swinegel am Bäume. (Westf.) Vorauftragen. * Er lässt einen andern vorauftragen. Der Vorsichtige, um zu sehen, wie die Sache steht, um sich in keiner Weise bloszustellen. Voraussehen. 1 Was man vorausgesehen hat, trifft nicht schwer. Engl.: Fore warn'd, fore arm'd. Lat.: Praemonitus, praemunitus. 2 Was man voraussieht, davor kann man sich schützen. Lat.: Tela praevisa minus nocent. (Philippi, II, 212.) 3 Wer zu weit voraussehen will, sieht oft falsch. Dän.: At agte langt og komme stakket mennesket veed ikke sin tid. (Prov. dan., 20.) Vorauszahlen. 1 Wer vorausbezahlt, bekommt die Stube schlecht gemalt. Frz.: Quand on est paye d'avance, on a les bras rompus. 2 Wer vorausbezahlt, bekommt schlechte Arbeit. It.: Chi paga innanzi tratto, trova il lavor mal fatto. (Biber.) Vorbedacht. 1 Hätte ich's vorbedacht, es hätte mir keine Reu' gebracht. „We ein dink to vorne bedehte, wu it na komen möchte, so hedde it wol na geblewen.“ (Sündenfall, 1157.) Dän.: Betænkte man sig tilforn, hvad man vilde giøre, da fortrød man aldrig bag efter hvad man havde giord. (Prov. dan., 68.) 2 Vorbedacht hat Rath gebracht. – Simrock, 11043; Petri, II, 582; Masson, 362. „De sik vor bedenket, de is klok, so schit he na nicht in die brok.“ (Mone, Red. Spiel, Schausp. d. M., II, 1634.) Mhd.: Guot alliu dinc sint vorbedâht, sie vallen swar sie vallen. (Colm.) (Zingerle, 161.) 3 Vorbedacht misreth selten. – Petri, II, 582. 4 Vorbedacht, was noch möcht kommen, hat manchem bracht gross frommen. – Henisch, 1252, 27. Vorbedungen. Vorbedungen macht nachher kein Streit. – Petri, II, 582. Vorbei. 1 Was vorbei ist, lass vorbei sein. Böhm.: Lonského snĕhu nevzpomínej. – Lonských sliv nepřipominej. – Nezpomínej toho, co už pominulo, (Čelakovsky, 190.) 2 Was vorbei ist, lässt sich leichter tadeln als ändern. Lat.: Praeterita magis reprehendi possunt, quam corrigi. (Philippi, II, 105.) 3 Wenn es vorbei ist, ist alles eitel. *4 Es ist bald vorbei mit dem gnädigen Herrn. Wenn es zum Bankerott geht, beim Sterbenden, auch beim Kartenspiel von jemand, der nicht mehr Aussicht auf Stiche hat. *5 Es ist vorbei mit ihm, wie mit Wespäng. (Aachen.) Dem ehemaligen Bürgermeister Wespain während der Mäkelei. Vorbeigehen. 1 Das wird bei ihm vorbeigehen, wie der Rhein bei Köln. Holl.: Het zal a voorbij gaan als de Rhijn voor keulen. (Harrebomée, II, 222a.) *2 Em kân nit bä alanc verbägôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1032. *3 Em mess uch âlt bä äst verbägôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 922. *4 Es sei im Vorbeigehen gesagt. – Eiselein, 623; Braun, I, 4833. Lat.: Quasi in transitu. (Eiselein, 623.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [844]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/850>, abgerufen am 27.04.2024.