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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Vorbeischieben.

* Vorbeischieben wie eine brütige Henne. ( Schles.)

Sehr hastig und ohne auf die Umgebung zu merken.


Vorbeischleichen.

* He slikt mi vörbi as en Hönerdef. (Holst.) - Schütze, I, 209.

Er weicht mir aus, weil er kein gutes Gewissen hat.


Vorbelehnter.

Der Vorbelehnte hat die Vorlachter auf den Nachbelehnten. - Graf, 129, 365.

Der Bergbau gehört zu den Regalen. Das Recht auf die zu fördernden Fossilien muss durch einen Erlaubnissschein (Belehnung) erworben werden. Wer diese Belehnung zuerst erhalten hat, heisst der Vorbelehnte; und er geht, was der Sinn des Sprichworts ist, allen Bergbauern vor, welche die Belehnung erst später erhalten haben.

Mhd.: Der vurbelehnter haidt die vorlachter vff den nachbelehenten. (Grimm, Weisth., II, 797.)


Vorbereitung.

Gute Vorbereitung ist das halbe Werk.

Holl.: Voorbereiden is het halve werk. (Harrebomee, II, 455a.)


Vorbericht.

Vorbericht bewahrt vor Nachsag. - Petri, II, 583.


Vorbescheid.

1 Ein guter Vorbescheid (Vorbehalt) macht frei von Nachklapp (Nackenschlägen).

Altfries.: En guad Fuorbeskiid maaket frii fan Enderklapp. (Hansen, 6.)

2 Vörbesched ist herna gen Kif. - Hauskalender, I.

3 Vörbesched makt achter (givt na) ken Kret. - Kern, 1566.

Wenn man vorher die Ansichten über eine Sache, die unter mehreren verhandelt wird, festgestellt sind, so wird später Streit vermieden.


Vorbescheren.

Vörbesched is herna gen Keif. - Bueren, 1208.


Vorbeter.

1 Ein Vorbeter muss ein Fresser sein. - Tendlau, 500.

2 Wenn der Vorbeter sagt: Borchu (preist), sagt die Gemeinde: Jihborech (es werde gepriesen). - Tendlau, 599.

Zur Bezeichnung eines Misklangs in irgendeinem Verhältniss, zwischen Vorstand und Gemeinde, Herren und Dienern.

*3 Das ist der Vorbeter von der Siemandelgesellschaft. (Wien.)

Von einem Mann mit wenig eigenem Willen, obenan unter denen stehend, die sich von andern, namentlich Frauen, leiten lassen.


Vorbewahren.

1 Besser vorbewahrt, dann nachbeklagt. - Henisch, 359, 44; Petri, II, 40.

2 Vorbewahrt bleibt hernach vnbeklagt. - Petri, II, 583.

Schwed.: Bättre förewar än efter snar. (Wensell, 13.)


Vorbild.

Vorbilder sind gute Lehrmeister.

Holl.: Voorbeelden zijn goede leermeesters. (Harrebomee, II, 404a.)


Vorbote.

De Förbaden willt de Nabaden nich inlaten. - Richey, 7.

Entschuldigung derjenigen, die nicht mehr essen können, weil sie sich an den vorausgegangenen Gerichten schon gesättigt haben.


Vorbringen.

Was er vorbringt, hat weder Hand noch Fuss.


Vorburg.

In der Vorburg der Hell ist auch Rauch, aber nicht so viel als in der Hell selbst. - Petri, II, 402.


Vordern (die).

Die Vordern sind die Brücke (Leiter) für den Hintern.

Im Leben wie in der Wissenschaft stützt man sich auf den Vorgänger, das folgende Geschlecht steht auf den Schultern des vorhergehenden.

Böhm.: Predni zadnimu most. (Celakovsky, 310.)


Vorderrad.

1 Die Vorderräder zieht das Pferd, die Hinterräder laufen mit.

Böhm.: Predni kola kun tahne, a zadni sama bezi.

[Spaltenumbruch] 2 Wer die Vorderräder eines Wagens in Bewegung setzt, dem folgen die Hinterräder von selbst.

Von Geistlichen, die sich in der Gemeinde dadurch festsetzen, dass sie die weiblichen Mitglieder derselben für sich gewinnen. Von sogenannten Damenpredigern. Ursprünglich ein Fuhrmannswort.


Vorderster.

1 Die Vordersten thun, was die Hintersten nicht vermögen. - Simrock, 11044; Körte, 6347.

2 Die Vordersten verhindern, dass die Hintersten in die Kirche kommen.

Wird aufs Essen angewandt; wenn der Magen gefüllt ist, wollen die letzten Bissen nicht mehr hinein. Bei Tunnicius (496): De vornsten behindern, dat de achtersten nicht in de kerke komen. (Cui satur est venter, renuit plus esse ciborum.)


Vorderstübchen.

* Sie hat ihr Vorderstübchen zur Miethe gegeben. - Frischbier2, 3938.


Vorderthür.

* Zur Vorderthür hinauswerfen und zur Hinterthür wieder einlassen.

Lat.: Antica exclusum, postica recipere. (Philippi, I, 34.)


Vordertreppe.

Was zur Vordertreppe nicht hinauf darf, lässt man zur Hintertreppe herein.


Vorderzeug.

* Sie hat ein gutes Vorderzeug. - Frischbier2, 3939.


Vorderzug.

Kannst du nicht im Vorderzuge sein, so ziehe im Trosse nach. - Simrock, 11045; Körte, 6348.


Vordrängeln.

Vordrängeln gilt nicht, sagt der Berliner. - Gartenlaube, 1873, S. 263.


Voreinander stehen.

* 'S schtoanda virsomma wie d' soata Koatza, oan känn'r mochte oapacke. (Oesterr.-Schles.) - Peter, I, 448.


Vorfahren.

1 Seine Vorfahren kennt niemand.

Holl.: Zijne voorvaders kent niemand. (Harrebomee, II, 405a.)

2 Unsere Vorfahren waren auch keine Narren. - Mayer, II, 72; Simrock, 11046; Braun, I, 4828.

Holl.: Onze vorouders zijn toch ook geene gekken geweest. (Harrebomee, II, 405a.)

3 Unsern Vorfahren sind die Worte nicht im Munde, sondern im Herzen gewachsen. - Richard, 391.

4 Von unsern Vorfahren haben wir den Namen, aber von unsern eigenen Handlungen die Ehre.

Engl.: From our ancestors come our names, but from our virtues our honours. (Bohn II, 359.)

5 Was die vorfahren viel Hundert Jahr gebawt, das reist man mit Krieg in wenig stunden zu boden. - Lehmann, 435, 31.

*6 Er macht seine Vorfahren fromm. - Eiselein, 622.


Vorgänger.

1 Ein guter vorgenger macht einn guten nachuolger (Nachgänger). - Franck, II, 130b; Lehmann, II, 122, 43; Petri, II, 194; Opel, 384; Eiselein, 623; Braun, I, 4829.

Dän.: God anförer giör gode medfolgere. (Prov. dan., 29.)

Lat.: Bonus dux bonum reddit comitem. (Eiselein, 623.) - Tunc bene fortis equus reserato carcere currit, cum quos praetereat, quosque sequatur, habet. (Ovid.) (Philippi, II, 225.)

2 Guter Vorgänger macht gute Nachtreter. - Simrock, 11049; Braun, I, 4829.

"Dann geht man wol fort, wenn man gute Vor- und Nachgänger hat." (Sutor, 231.)

Holl.: Een goed voorbeeld vindt navolgers. (Harrebomee, II, 404a.)

Schwed.: Tapper förare gjör god fölljare. (Grubb, 794.) - Wäl förega lärer wäl efter föllja. (Törning, 158.)

3 Wie der Vorgänger, also auch der Nachgänger (-treter). - Lehmann, II, 854, 388; Henisch, 1172, 1.


Vorgeben.

* Er gibt vor, er habe Feiertage und hat Fülltage.


Vorgebirge.

*1 Er wird das Vorgebirge nicht erreichen.

In Bezug auf die Umsegelung des Grünen Vorgebirgs durch die Portugiesen im 15. Jahrhundert sagte man sprichwörtlich von jemand, der Ungewöhnliches erfahren oder geleistet habe: Hij is Vert voorbij gezeild (of: te boven gekomen). (Harrebomee, II, 374a.)

[Spaltenumbruch]
Vorbeischieben.

* Vorbeischieben wie eine brütige Henne. ( Schles.)

Sehr hastig und ohne auf die Umgebung zu merken.


Vorbeischleichen.

* He slikt mi vörbi as ên Hönerdêf. (Holst.) – Schütze, I, 209.

Er weicht mir aus, weil er kein gutes Gewissen hat.


Vorbelehnter.

Der Vorbelehnte hat die Vorlachter auf den Nachbelehnten.Graf, 129, 365.

Der Bergbau gehört zu den Regalen. Das Recht auf die zu fördernden Fossilien muss durch einen Erlaubnissschein (Belehnung) erworben werden. Wer diese Belehnung zuerst erhalten hat, heisst der Vorbelehnte; und er geht, was der Sinn des Sprichworts ist, allen Bergbauern vor, welche die Belehnung erst später erhalten haben.

Mhd.: Der vurbelehnter haidt die vorlachter vff den nachbelehenten. (Grimm, Weisth., II, 797.)


Vorbereitung.

Gute Vorbereitung ist das halbe Werk.

Holl.: Voorbereiden is het halve werk. (Harrebomée, II, 455a.)


Vorbericht.

Vorbericht bewahrt vor Nachsag.Petri, II, 583.


Vorbescheid.

1 Ein guter Vorbescheid (Vorbehalt) macht frei von Nachklapp (Nackenschlägen).

Altfries.: En guad Fuorbeskiid maaket frii fan Enderklapp. (Hansen, 6.)

2 Vörbesched ist herna gên Kif.Hauskalender, I.

3 Vörbeschêd makt achter (givt na) kên Krêt.Kern, 1566.

Wenn man vorher die Ansichten über eine Sache, die unter mehreren verhandelt wird, festgestellt sind, so wird später Streit vermieden.


Vorbescheren.

Vörbeschêd is hernâ gên Kîf.Bueren, 1208.


Vorbeter.

1 Ein Vorbeter muss ein Fresser sein.Tendlau, 500.

2 Wenn der Vorbeter sagt: Borchu (preist), sagt die Gemeinde: Jihborech (es werde gepriesen).Tendlau, 599.

Zur Bezeichnung eines Misklangs in irgendeinem Verhältniss, zwischen Vorstand und Gemeinde, Herren und Dienern.

*3 Das ist der Vorbeter von der Siemandelgesellschaft. (Wien.)

Von einem Mann mit wenig eigenem Willen, obenan unter denen stehend, die sich von andern, namentlich Frauen, leiten lassen.


Vorbewahren.

1 Besser vorbewahrt, dann nachbeklagt.Henisch, 359, 44; Petri, II, 40.

2 Vorbewahrt bleibt hernach vnbeklagt.Petri, II, 583.

Schwed.: Bättre förewar än efter snar. (Wensell, 13.)


Vorbild.

Vorbilder sind gute Lehrmeister.

Holl.: Voorbeelden zijn goede leermeesters. (Harrebomée, II, 404a.)


Vorbote.

De Förbaden willt de Nabaden nich inlaten.Richey, 7.

Entschuldigung derjenigen, die nicht mehr essen können, weil sie sich an den vorausgegangenen Gerichten schon gesättigt haben.


Vorbringen.

Was er vorbringt, hat weder Hand noch Fuss.


Vorburg.

In der Vorburg der Hell ist auch Rauch, aber nicht so viel als in der Hell selbst.Petri, II, 402.


Vordern (die).

Die Vordern sind die Brücke (Leiter) für den Hintern.

Im Leben wie in der Wissenschaft stützt man sich auf den Vorgänger, das folgende Geschlecht steht auf den Schultern des vorhergehenden.

Böhm.: Přední zadnímu most. (Čelakovsky, 310.)


Vorderrad.

1 Die Vorderräder zieht das Pferd, die Hinterräder laufen mit.

Böhm.: Přední kola kůň táhne, a zadní sama bĕží.

[Spaltenumbruch] 2 Wer die Vorderräder eines Wagens in Bewegung setzt, dem folgen die Hinterräder von selbst.

Von Geistlichen, die sich in der Gemeinde dadurch festsetzen, dass sie die weiblichen Mitglieder derselben für sich gewinnen. Von sogenannten Damenpredigern. Ursprünglich ein Fuhrmannswort.


Vorderster.

1 Die Vordersten thun, was die Hintersten nicht vermögen.Simrock, 11044; Körte, 6347.

2 Die Vordersten verhindern, dass die Hintersten in die Kirche kommen.

Wird aufs Essen angewandt; wenn der Magen gefüllt ist, wollen die letzten Bissen nicht mehr hinein. Bei Tunnicius (496): De vornsten behindern, dat de achtersten nicht in de kerke komen. (Cui satur est venter, renuit plus esse ciborum.)


Vorderstübchen.

* Sie hat ihr Vorderstübchen zur Miethe gegeben.Frischbier2, 3938.


Vorderthür.

* Zur Vorderthür hinauswerfen und zur Hinterthür wieder einlassen.

Lat.: Antica exclusum, postica recipere. (Philippi, I, 34.)


Vordertreppe.

Was zur Vordertreppe nicht hinauf darf, lässt man zur Hintertreppe herein.


Vorderzeug.

* Sie hat ein gutes Vorderzeug.Frischbier2, 3939.


Vorderzug.

Kannst du nicht im Vorderzuge sein, so ziehe im Trosse nach.Simrock, 11045; Körte, 6348.


Vordrängeln.

Vordrängeln gilt nicht, sagt der Berliner.Gartenlaube, 1873, S. 263.


Voreinander stehen.

* 'S schtoanda virsomma wie d' soata Koatza, oan känn'r mochte oapacke. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 448.


Vorfahren.

1 Seine Vorfahren kennt niemand.

Holl.: Zijne voorvaders kent niemand. (Harrebomée, II, 405a.)

2 Unsere Vorfahren waren auch keine Narren.Mayer, II, 72; Simrock, 11046; Braun, I, 4828.

Holl.: Onze vorouders zijn toch ook geene gekken geweest. (Harrebomée, II, 405a.)

3 Unsern Vorfahren sind die Worte nicht im Munde, sondern im Herzen gewachsen.Richard, 391.

4 Von unsern Vorfahren haben wir den Namen, aber von unsern eigenen Handlungen die Ehre.

Engl.: From our ancestors come our names, but from our virtues our honours. (Bohn II, 359.)

5 Was die vorfahren viel Hundert Jahr gebawt, das reist man mit Krieg in wenig stunden zu boden.Lehmann, 435, 31.

*6 Er macht seine Vorfahren fromm.Eiselein, 622.


Vorgänger.

1 Ein guter vorgenger macht einn guten nachuolger (Nachgänger).Franck, II, 130b; Lehmann, II, 122, 43; Petri, II, 194; Opel, 384; Eiselein, 623; Braun, I, 4829.

Dän.: God anfører giør gode medfolgere. (Prov. dan., 29.)

Lat.: Bonus dux bonum reddit comitem. (Eiselein, 623.) – Tunc bene fortis equus reserato carcere currit, cum quos praetereat, quosque sequatur, habet. (Ovid.) (Philippi, II, 225.)

2 Guter Vorgänger macht gute Nachtreter.Simrock, 11049; Braun, I, 4829.

„Dann geht man wol fort, wenn man gute Vor- und Nachgänger hat.“ (Sutor, 231.)

Holl.: Een goed voorbeeld vindt navolgers. (Harrebomée, II, 404a.)

Schwed.: Tapper förare gjör god fölljare. (Grubb, 794.) – Wäl föregå lärer wäl efter föllja. (Törning, 158.)

3 Wie der Vorgänger, also auch der Nachgänger (-treter).Lehmann, II, 854, 388; Henisch, 1172, 1.


Vorgeben.

* Er gibt vor, er habe Feiertage und hat Fülltage.


Vorgebirge.

*1 Er wird das Vorgebirge nicht erreichen.

In Bezug auf die Umsegelung des Grünen Vorgebirgs durch die Portugiesen im 15. Jahrhundert sagte man sprichwörtlich von jemand, der Ungewöhnliches erfahren oder geleistet habe: Hij is Vert voorbij gezeild (of: te boven gekomen). (Harrebomée, II, 374a.)

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[[845]/0851] Vorbeischieben. * Vorbeischieben wie eine brütige Henne. ( Schles.) Sehr hastig und ohne auf die Umgebung zu merken. Vorbeischleichen. * He slikt mi vörbi as ên Hönerdêf. (Holst.) – Schütze, I, 209. Er weicht mir aus, weil er kein gutes Gewissen hat. Vorbelehnter. Der Vorbelehnte hat die Vorlachter auf den Nachbelehnten. – Graf, 129, 365. Der Bergbau gehört zu den Regalen. Das Recht auf die zu fördernden Fossilien muss durch einen Erlaubnissschein (Belehnung) erworben werden. Wer diese Belehnung zuerst erhalten hat, heisst der Vorbelehnte; und er geht, was der Sinn des Sprichworts ist, allen Bergbauern vor, welche die Belehnung erst später erhalten haben. Mhd.: Der vurbelehnter haidt die vorlachter vff den nachbelehenten. (Grimm, Weisth., II, 797.) Vorbereitung. Gute Vorbereitung ist das halbe Werk. Holl.: Voorbereiden is het halve werk. (Harrebomée, II, 455a.) Vorbericht. Vorbericht bewahrt vor Nachsag. – Petri, II, 583. Vorbescheid. 1 Ein guter Vorbescheid (Vorbehalt) macht frei von Nachklapp (Nackenschlägen). Altfries.: En guad Fuorbeskiid maaket frii fan Enderklapp. (Hansen, 6.) 2 Vörbesched ist herna gên Kif. – Hauskalender, I. 3 Vörbeschêd makt achter (givt na) kên Krêt. – Kern, 1566. Wenn man vorher die Ansichten über eine Sache, die unter mehreren verhandelt wird, festgestellt sind, so wird später Streit vermieden. Vorbescheren. Vörbeschêd is hernâ gên Kîf. – Bueren, 1208. Vorbeter. 1 Ein Vorbeter muss ein Fresser sein. – Tendlau, 500. 2 Wenn der Vorbeter sagt: Borchu (preist), sagt die Gemeinde: Jihborech (es werde gepriesen). – Tendlau, 599. Zur Bezeichnung eines Misklangs in irgendeinem Verhältniss, zwischen Vorstand und Gemeinde, Herren und Dienern. *3 Das ist der Vorbeter von der Siemandelgesellschaft. (Wien.) Von einem Mann mit wenig eigenem Willen, obenan unter denen stehend, die sich von andern, namentlich Frauen, leiten lassen. Vorbewahren. 1 Besser vorbewahrt, dann nachbeklagt. – Henisch, 359, 44; Petri, II, 40. 2 Vorbewahrt bleibt hernach vnbeklagt. – Petri, II, 583. Schwed.: Bättre förewar än efter snar. (Wensell, 13.) Vorbild. Vorbilder sind gute Lehrmeister. Holl.: Voorbeelden zijn goede leermeesters. (Harrebomée, II, 404a.) Vorbote. De Förbaden willt de Nabaden nich inlaten. – Richey, 7. Entschuldigung derjenigen, die nicht mehr essen können, weil sie sich an den vorausgegangenen Gerichten schon gesättigt haben. Vorbringen. Was er vorbringt, hat weder Hand noch Fuss. Vorburg. In der Vorburg der Hell ist auch Rauch, aber nicht so viel als in der Hell selbst. – Petri, II, 402. Vordern (die). Die Vordern sind die Brücke (Leiter) für den Hintern. Im Leben wie in der Wissenschaft stützt man sich auf den Vorgänger, das folgende Geschlecht steht auf den Schultern des vorhergehenden. Böhm.: Přední zadnímu most. (Čelakovsky, 310.) Vorderrad. 1 Die Vorderräder zieht das Pferd, die Hinterräder laufen mit. Böhm.: Přední kola kůň táhne, a zadní sama bĕží. 2 Wer die Vorderräder eines Wagens in Bewegung setzt, dem folgen die Hinterräder von selbst. Von Geistlichen, die sich in der Gemeinde dadurch festsetzen, dass sie die weiblichen Mitglieder derselben für sich gewinnen. Von sogenannten Damenpredigern. Ursprünglich ein Fuhrmannswort. Vorderster. 1 Die Vordersten thun, was die Hintersten nicht vermögen. – Simrock, 11044; Körte, 6347. 2 Die Vordersten verhindern, dass die Hintersten in die Kirche kommen. Wird aufs Essen angewandt; wenn der Magen gefüllt ist, wollen die letzten Bissen nicht mehr hinein. Bei Tunnicius (496): De vornsten behindern, dat de achtersten nicht in de kerke komen. (Cui satur est venter, renuit plus esse ciborum.) Vorderstübchen. * Sie hat ihr Vorderstübchen zur Miethe gegeben. – Frischbier2, 3938. Vorderthür. * Zur Vorderthür hinauswerfen und zur Hinterthür wieder einlassen. Lat.: Antica exclusum, postica recipere. (Philippi, I, 34.) Vordertreppe. Was zur Vordertreppe nicht hinauf darf, lässt man zur Hintertreppe herein. Vorderzeug. * Sie hat ein gutes Vorderzeug. – Frischbier2, 3939. Vorderzug. Kannst du nicht im Vorderzuge sein, so ziehe im Trosse nach. – Simrock, 11045; Körte, 6348. Vordrängeln. Vordrängeln gilt nicht, sagt der Berliner. – Gartenlaube, 1873, S. 263. Voreinander stehen. * 'S schtoanda virsomma wie d' soata Koatza, oan känn'r mochte oapacke. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 448. Vorfahren. 1 Seine Vorfahren kennt niemand. Holl.: Zijne voorvaders kent niemand. (Harrebomée, II, 405a.) 2 Unsere Vorfahren waren auch keine Narren. – Mayer, II, 72; Simrock, 11046; Braun, I, 4828. Holl.: Onze vorouders zijn toch ook geene gekken geweest. (Harrebomée, II, 405a.) 3 Unsern Vorfahren sind die Worte nicht im Munde, sondern im Herzen gewachsen. – Richard, 391. 4 Von unsern Vorfahren haben wir den Namen, aber von unsern eigenen Handlungen die Ehre. Engl.: From our ancestors come our names, but from our virtues our honours. (Bohn II, 359.) 5 Was die vorfahren viel Hundert Jahr gebawt, das reist man mit Krieg in wenig stunden zu boden. – Lehmann, 435, 31. *6 Er macht seine Vorfahren fromm. – Eiselein, 622. Vorgänger. 1 Ein guter vorgenger macht einn guten nachuolger (Nachgänger). – Franck, II, 130b; Lehmann, II, 122, 43; Petri, II, 194; Opel, 384; Eiselein, 623; Braun, I, 4829. Dän.: God anfører giør gode medfolgere. (Prov. dan., 29.) Lat.: Bonus dux bonum reddit comitem. (Eiselein, 623.) – Tunc bene fortis equus reserato carcere currit, cum quos praetereat, quosque sequatur, habet. (Ovid.) (Philippi, II, 225.) 2 Guter Vorgänger macht gute Nachtreter. – Simrock, 11049; Braun, I, 4829. „Dann geht man wol fort, wenn man gute Vor- und Nachgänger hat.“ (Sutor, 231.) Holl.: Een goed voorbeeld vindt navolgers. (Harrebomée, II, 404a.) Schwed.: Tapper förare gjör god fölljare. (Grubb, 794.) – Wäl föregå lärer wäl efter föllja. (Törning, 158.) 3 Wie der Vorgänger, also auch der Nachgänger (-treter). – Lehmann, II, 854, 388; Henisch, 1172, 1. Vorgeben. * Er gibt vor, er habe Feiertage und hat Fülltage. Vorgebirge. *1 Er wird das Vorgebirge nicht erreichen. In Bezug auf die Umsegelung des Grünen Vorgebirgs durch die Portugiesen im 15. Jahrhundert sagte man sprichwörtlich von jemand, der Ungewöhnliches erfahren oder geleistet habe: Hij is Vert voorbij gezeild (of: te boven gekomen). (Harrebomée, II, 374a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [845]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/851>, abgerufen am 27.04.2024.