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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 20 Wenn der Vorrath aus, geht die Freundschaft nach Haus.

Ist die Freundschaft auch aus.

Lat.: Diffugiunt cadis cum faece siccatis amici. (Horaz.) (Seybold, 125.)

21 Wer Vorrath hat, kann leicht auftischen.

Span.: En casa llena presto se guisa la cena. (Don Quixote.)

22 Wer Vorrath hat, übertrifft den Reichen.

23 Wo Vorrath im Hause ist, da ist bald aufgetischt.

*24 Der kroppenstädter Vorrath.

Kroppenstädt ist eine kleine, etwa drei Meilen von Halberstadt gelegene Stadt, welche den Vorrath zum Wahrzeichen hat. Es ist ein silberner Pokal mit einer lateinischen Inschrift, die, von Dr. Lucanus in Halberstadt übersetzt, dahin lautet: "Vierzehn Knaben hat einst in einem Jahre, erzählt man, mit zwölf Müttern zugleich gezeugt ein einziger Erzeuger. Dreizehn Wiegen beschafften aus Vorsicht die sorgsamen Mütter, diese doch reichten nicht aus, in den Backtrog musste der letzte. Heute noch schreibt sich daher der Vorrath in unserm Städtchen." Auf der andern Seite sind die Namen des damals fungirenden Rathes zu lesen. Der Becher selbst heisst: der kroppenstädter Vorrath. Entstehung und Bedeutung sind noch unaufgeklärt. (Vgl. darüber Illustr. Zeitung vom 2. Juli 1857, Nr. 732.) Aber auch dort, wo der Redensart eine umfängliche Besprechung gewidmet ist, vermissen wir, in welchem Sinne sie jetzt in der Umgegend des betreffenden Ortes angewandt wird.

*25 Die Vorräthe gehen aus wie einem Vogel, der sich mausert, die Federn.

*26 Er trägt seinen ganzen Vorrath im Beutel.

Er hat nichts, als wie er geht und steht.

Lat.: Zoram perdidit. (Horaz.) (Seybold, 665.)

*27 Ist dieses Vorrath für ein Jahr? - Burckhardt, 705.

Wird gebraucht, wenn man jemand den Rath gibt, seinen Vorrath zusammenzuhalten und mehr Ordnung in seine Ausgaben zu bringen.


Vorrathshaus.

Wenn's im Vorrathshaus alle ist, ist's auch in der Hausthür (wo die Sklaven ausgetheilt bekommen) alle. (Surinam.)

Wo nichts mehr ist, kann man nichts geben und nehmen.


Vorrede.

1 Besser Vorrede als Nachrede.

2 Die Vorreden sind besser, den die nachreden. - Petri, II, 147; Henisch, 323, 4; Latendorf II, 8; Graf, 423, 160.

3 Vorrede bringet keine Narede. - Schambach, II, 403.

Wenn man sich über einen Gegenstand vorher klar ausgesprochen hat, so ist spätern Misverständnissen vorgebeugt. Die Neugriechen sagen: Besser Worte auf dem Felde, als nachher Streit auf der Tenne. (Sanders, 229, 90.)

4 Vorrede verhütet (erspart, bewahrt vor) Nachrede. - Pistor., IX, 84; Simrock, 11060; Körte, 6257; Braun, I, 4836; Lohrengel, I, 693.

Wird vorher, ehe etwas geschieht, geredet, so vernimmt man beizeiten das Urtheil anderer darüber, und sich darnach richtend, vermeidet man, dass nachher über das Geschehene geredet wird.

Frz.: Avant de s'engager il est bon de bien s'entendre. (Masson, 362.)

Schwed.: Bättre ett ord före än tije efter. - Förord bryter lag. (Grubb, 70.)

5 Vorreden die besten. - Latendorf II, 26; Petri, II, 582.

6 Vorreden und Nachreden stimmen nicht immer überein.

Jugendjahre sind wie Vorreden zu Büchern; das Buch enthält oft etwas ganz anders als die Vorrede versprach und erwarten liess.

*7 Er hat's ohne Vorrede gesagt. - Eiselein, 623.

*8 Er macht eine lange Vorrede und sagt dann nichts. - Eiselein, 623; Braun, I, 4637.

*9 Mache keine lange Vorrede.

Jüd.-deutsch: Mach' nit so viel Preambels (Umschweife). (Tendlau, 110.)

*10 Warzu dient dise grosse vorred? - Henisch, 696, 45.

Holl.: Waartoe dient deze groote prologe? (Harrebomee, II, 203a.)

Lat.: Quid de pusillis magna proemia? (Henisch, 696, 46.)


Vorreden.

1 Das muss man einem vorreden, der keine Haare mehr auf dem Kopfe hat. (Niederlausitz.)

Einem, der alt und kindisch geworden ist.

[Spaltenumbruch] *2 Er hat ihm vorgeredet, dass der Grossmogul sein Vetter ist.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er hot ihm vürgesugt a Sübke Scher. Auch: Er hot ihm vürgesugt a Jarid (ruthenisch = Jahrmarkt) in 'm Himmel.


Vorross.

So das Vorross irrt, verführt es die andern allesammt. - Eiselein, 623; Simrock, 11060.


Vorsagen.

Man sagts manchem gar gut vor; wenn er folgt, so ist er ein Thor. - Lehmann, 768, 10.

Lass dich nicht leicht überreden!


Vorsatz.

1 Bei gauen Vorsetzen is de Wäg na'r Hölle 'plastert. - Schambach, II, 19.

2 Der Vorsatz allein sprengt keinen Stein.

It.: Il voto senza l'opera, non basta.

3 Der Vorsatz spricht: ich will dem Löwen die Zunge aus dem Rachen reissen; die That bedingt sich aus, dass ihm zuerst die Zähne ausgebrochen werden. - Sailer, 136.

4 Einen guten Vorsatz und einen guten Mann kann man nicht auseinander reissen.

5 Gute Vorsätze sind ein gepflasterter Weg zur Hölle. - Steiger, 487.

6 Gute Vorsätze und Aprilsonne währen nicht lange. - Lohrengel, I, 350.

7 Guter Vorsatz pflastert die Wege zum Himmelreich, aber der Absatz sucht dennoch den Nebensteig.

8 Mit guten Vorsätzen ist der Weg zur Hölle gepflastert.

9 Wer den Vorsatz auf der Stirn trägt, dem trägt ihn jeder Vogel zu Nest.

10 Wo der böse Vorsatz fehlt, da fehlt auch der üble Nachsatz.

Wer aus Versehen einen Fehler macht, wird milder behandelt, als wer absichtlich etwas Böses thut.

Dän.: Hvor raad og samtykke er borte i en gjerning, der bör og straffen vaerre borte. (Prov. dan., 229a.)


Vorsatzfenster.

* Einem die Vorsatzfenster einschlagen. - Frischbier2, 3945.

Die Brille zerschlagen.


Vorsatzmensch.

Es ist ein Vorsatzmensch.

Ein Mensch, der voll guter Vorsätze ist, die er aber nicht ausführt. B. Auerbach (Tausend Gedanken, S. 40) spricht von "Nächste-Montagsmenschen", permanenten Vorsätzlingen, die allen Ernstes sagen: "Lasst nur das und das sein, und ihr werdet sehen, wie ich frisch ans Werk gehe; lasst nur erst diese paar Tage und dann den Sonntag vorüber sein, am Montage mit der frischen Woche fange ich an." Als wenn nicht jeden Tag eine frische Woche anfinge.


Vorschlag.

1 Guter Vorschlag, guter Nachschlag.

It.: Tal proposta, tal risposta. (Gaal, 478.)

2 Lange Vorschläge klatschen selten.

*3 Das wäre ein Vorschlag zur Güte. - Klix, 114.

*4 De Vorschlag che me 'n em Hund an Schwanz henke. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 1; Sutermeister, 22.

Man kann damit nach Belieben verfahren.


Vorschlagen.

Wer vorschlägt, den Tower zu berauben, der mag erst den Plan dazu machen. (Engl.)


Vorschneiden.

1 Wer vorschneidet, be(er)hält nicht das Beste für sich.

Holl.: Die voorsnijdt, hoodt het slechtste voor zich. (Harrebomee, II, 273a.)

*2 Thessalisch vorschneiden. - Ausland, 1864, S. 412.

Bei den Speisen grosse Stücke machen, wie die äolischen Thessalier thaten.


Vorschneider.

Wer beim Vorschneider sitzt, leidet bei Tische keine Noth.


Vorschritt.

Nicht jeder Vorschritt ist ein Fortschritt.


Vorsehen.

1 Besser vorgesehen als nachbereut.

Engl.: Forecast is better than work-hard. (Bohn II, 95.)

Schwed.: Bättre wäl föresee sig, än illa förgjöra sig. (Törning, 10.)

[Spaltenumbruch] 20 Wenn der Vorrath aus, geht die Freundschaft nach Haus.

Ist die Freundschaft auch aus.

Lat.: Diffugiunt cadis cum faece siccatis amici. (Horaz.) (Seybold, 125.)

21 Wer Vorrath hat, kann leicht auftischen.

Span.: En casa llena presto se guisa la cena. (Don Quixote.)

22 Wer Vorrath hat, übertrifft den Reichen.

23 Wo Vorrath im Hause ist, da ist bald aufgetischt.

*24 Der kroppenstädter Vorrath.

Kroppenstädt ist eine kleine, etwa drei Meilen von Halberstadt gelegene Stadt, welche den Vorrath zum Wahrzeichen hat. Es ist ein silberner Pokal mit einer lateinischen Inschrift, die, von Dr. Lucanus in Halberstadt übersetzt, dahin lautet: „Vierzehn Knaben hat einst in einem Jahre, erzählt man, mit zwölf Müttern zugleich gezeugt ein einziger Erzeuger. Dreizehn Wiegen beschafften aus Vorsicht die sorgsamen Mütter, diese doch reichten nicht aus, in den Backtrog musste der letzte. Heute noch schreibt sich daher der Vorrath in unserm Städtchen.“ Auf der andern Seite sind die Namen des damals fungirenden Rathes zu lesen. Der Becher selbst heisst: der kroppenstädter Vorrath. Entstehung und Bedeutung sind noch unaufgeklärt. (Vgl. darüber Illustr. Zeitung vom 2. Juli 1857, Nr. 732.) Aber auch dort, wo der Redensart eine umfängliche Besprechung gewidmet ist, vermissen wir, in welchem Sinne sie jetzt in der Umgegend des betreffenden Ortes angewandt wird.

*25 Die Vorräthe gehen aus wie einem Vogel, der sich mausert, die Federn.

*26 Er trägt seinen ganzen Vorrath im Beutel.

Er hat nichts, als wie er geht und steht.

Lat.: Zoram perdidit. (Horaz.) (Seybold, 665.)

*27 Ist dieses Vorrath für ein Jahr?Burckhardt, 705.

Wird gebraucht, wenn man jemand den Rath gibt, seinen Vorrath zusammenzuhalten und mehr Ordnung in seine Ausgaben zu bringen.


Vorrathshaus.

Wenn's im Vorrathshaus alle ist, ist's auch in der Hausthür (wo die Sklaven ausgetheilt bekommen) alle. (Surinam.)

Wo nichts mehr ist, kann man nichts geben und nehmen.


Vorrede.

1 Besser Vorrede als Nachrede.

2 Die Vorreden sind besser, den die nachreden.Petri, II, 147; Henisch, 323, 4; Latendorf II, 8; Graf, 423, 160.

3 Vorrede bringet keine Nârede.Schambach, II, 403.

Wenn man sich über einen Gegenstand vorher klar ausgesprochen hat, so ist spätern Misverständnissen vorgebeugt. Die Neugriechen sagen: Besser Worte auf dem Felde, als nachher Streit auf der Tenne. (Sanders, 229, 90.)

4 Vorrede verhütet (erspart, bewahrt vor) Nachrede.Pistor., IX, 84; Simrock, 11060; Körte, 6257; Braun, I, 4836; Lohrengel, I, 693.

Wird vorher, ehe etwas geschieht, geredet, so vernimmt man beizeiten das Urtheil anderer darüber, und sich darnach richtend, vermeidet man, dass nachher über das Geschehene geredet wird.

Frz.: Avant de s'engager il est bon de bien s'entendre. (Masson, 362.)

Schwed.: Bättre ett ord före än tije efter. – Förord bryter lag. (Grubb, 70.)

5 Vorreden die besten.Latendorf II, 26; Petri, II, 582.

6 Vorreden und Nachreden stimmen nicht immer überein.

Jugendjahre sind wie Vorreden zu Büchern; das Buch enthält oft etwas ganz anders als die Vorrede versprach und erwarten liess.

*7 Er hat's ohne Vorrede gesagt.Eiselein, 623.

*8 Er macht eine lange Vorrede und sagt dann nichts.Eiselein, 623; Braun, I, 4637.

*9 Mache keine lange Vorrede.

Jüd.-deutsch: Mach' nit so viel Preambels (Umschweife). (Tendlau, 110.)

*10 Warzu dient dise grosse vorred?Henisch, 696, 45.

Holl.: Waartoe dient deze groote prologe? (Harrebomée, II, 203a.)

Lat.: Quid de pusillis magna proëmia? (Henisch, 696, 46.)


Vorreden.

1 Das muss man einem vorreden, der keine Haare mehr auf dem Kopfe hat. (Niederlausitz.)

Einem, der alt und kindisch geworden ist.

[Spaltenumbruch] *2 Er hat ihm vorgeredet, dass der Grossmogul sein Vetter ist.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er hot ihm vürgesugt a Sübke Scher. Auch: Er hot ihm vürgesugt a Jarid (ruthenisch = Jahrmarkt) in 'm Himmel.


Vorross.

So das Vorross irrt, verführt es die andern allesammt.Eiselein, 623; Simrock, 11060.


Vorsagen.

Man sagts manchem gar gut vor; wenn er folgt, so ist er ein Thor.Lehmann, 768, 10.

Lass dich nicht leicht überreden!


Vorsatz.

1 Bî gauen Vorsetzen is de Wäg nâ'r Hölle 'plâstert.Schambach, II, 19.

2 Der Vorsatz allein sprengt keinen Stein.

It.: Il voto senza l'opera, non basta.

3 Der Vorsatz spricht: ich will dem Löwen die Zunge aus dem Rachen reissen; die That bedingt sich aus, dass ihm zuerst die Zähne ausgebrochen werden.Sailer, 136.

4 Einen guten Vorsatz und einen guten Mann kann man nicht auseinander reissen.

5 Gute Vorsätze sind ein gepflasterter Weg zur Hölle.Steiger, 487.

6 Gute Vorsätze und Aprilsonne währen nicht lange.Lohrengel, I, 350.

7 Guter Vorsatz pflastert die Wege zum Himmelreich, aber der Absatz sucht dennoch den Nebensteig.

8 Mit guten Vorsätzen ist der Weg zur Hölle gepflastert.

9 Wer den Vorsatz auf der Stirn trägt, dem trägt ihn jeder Vogel zu Nest.

10 Wo der böse Vorsatz fehlt, da fehlt auch der üble Nachsatz.

Wer aus Versehen einen Fehler macht, wird milder behandelt, als wer absichtlich etwas Böses thut.

Dän.: Hvor raad og samtykke er borte i en gjerning, der bør og straffen værre borte. (Prov. dan., 229a.)


Vorsatzfenster.

* Einem die Vorsatzfenster einschlagen.Frischbier2, 3945.

Die Brille zerschlagen.


Vorsatzmensch.

Es ist ein Vorsatzmensch.

Ein Mensch, der voll guter Vorsätze ist, die er aber nicht ausführt. B. Auerbach (Tausend Gedanken, S. 40) spricht von „Nächste-Montagsmenschen“, permanenten Vorsätzlingen, die allen Ernstes sagen: „Lasst nur das und das sein, und ihr werdet sehen, wie ich frisch ans Werk gehe; lasst nur erst diese paar Tage und dann den Sonntag vorüber sein, am Montage mit der frischen Woche fange ich an.“ Als wenn nicht jeden Tag eine frische Woche anfinge.


Vorschlag.

1 Guter Vorschlag, guter Nachschlag.

It.: Tal proposta, tal risposta. (Gaal, 478.)

2 Lange Vorschläge klatschen selten.

*3 Das wäre ein Vorschlag zur Güte.Klix, 114.

*4 De Vorschlag che me 'n em Hund an Schwanz henke. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 1; Sutermeister, 22.

Man kann damit nach Belieben verfahren.


Vorschlagen.

Wer vorschlägt, den Tower zu berauben, der mag erst den Plan dazu machen. (Engl.)


Vorschneiden.

1 Wer vorschneidet, be(er)hält nicht das Beste für sich.

Holl.: Die voorsnijdt, hoodt het slechtste voor zich. (Harrebomée, II, 273a.)

*2 Thessalisch vorschneiden.Ausland, 1864, S. 412.

Bei den Speisen grosse Stücke machen, wie die äolischen Thessalier thaten.


Vorschneider.

Wer beim Vorschneider sitzt, leidet bei Tische keine Noth.


Vorschritt.

Nicht jeder Vorschritt ist ein Fortschritt.


Vorsehen.

1 Besser vorgesehen als nachbereut.

Engl.: Forecast is better than work-hard. (Bohn II, 95.)

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[[849]/0855] 20 Wenn der Vorrath aus, geht die Freundschaft nach Haus. Ist die Freundschaft auch aus. Lat.: Diffugiunt cadis cum faece siccatis amici. (Horaz.) (Seybold, 125.) 21 Wer Vorrath hat, kann leicht auftischen. Span.: En casa llena presto se guisa la cena. (Don Quixote.) 22 Wer Vorrath hat, übertrifft den Reichen. 23 Wo Vorrath im Hause ist, da ist bald aufgetischt. *24 Der kroppenstädter Vorrath. Kroppenstädt ist eine kleine, etwa drei Meilen von Halberstadt gelegene Stadt, welche den Vorrath zum Wahrzeichen hat. Es ist ein silberner Pokal mit einer lateinischen Inschrift, die, von Dr. Lucanus in Halberstadt übersetzt, dahin lautet: „Vierzehn Knaben hat einst in einem Jahre, erzählt man, mit zwölf Müttern zugleich gezeugt ein einziger Erzeuger. Dreizehn Wiegen beschafften aus Vorsicht die sorgsamen Mütter, diese doch reichten nicht aus, in den Backtrog musste der letzte. Heute noch schreibt sich daher der Vorrath in unserm Städtchen.“ Auf der andern Seite sind die Namen des damals fungirenden Rathes zu lesen. Der Becher selbst heisst: der kroppenstädter Vorrath. Entstehung und Bedeutung sind noch unaufgeklärt. (Vgl. darüber Illustr. Zeitung vom 2. Juli 1857, Nr. 732.) Aber auch dort, wo der Redensart eine umfängliche Besprechung gewidmet ist, vermissen wir, in welchem Sinne sie jetzt in der Umgegend des betreffenden Ortes angewandt wird. *25 Die Vorräthe gehen aus wie einem Vogel, der sich mausert, die Federn. *26 Er trägt seinen ganzen Vorrath im Beutel. Er hat nichts, als wie er geht und steht. Lat.: Zoram perdidit. (Horaz.) (Seybold, 665.) *27 Ist dieses Vorrath für ein Jahr? – Burckhardt, 705. Wird gebraucht, wenn man jemand den Rath gibt, seinen Vorrath zusammenzuhalten und mehr Ordnung in seine Ausgaben zu bringen. Vorrathshaus. Wenn's im Vorrathshaus alle ist, ist's auch in der Hausthür (wo die Sklaven ausgetheilt bekommen) alle. (Surinam.) Wo nichts mehr ist, kann man nichts geben und nehmen. Vorrede. 1 Besser Vorrede als Nachrede. 2 Die Vorreden sind besser, den die nachreden. – Petri, II, 147; Henisch, 323, 4; Latendorf II, 8; Graf, 423, 160. 3 Vorrede bringet keine Nârede. – Schambach, II, 403. Wenn man sich über einen Gegenstand vorher klar ausgesprochen hat, so ist spätern Misverständnissen vorgebeugt. Die Neugriechen sagen: Besser Worte auf dem Felde, als nachher Streit auf der Tenne. (Sanders, 229, 90.) 4 Vorrede verhütet (erspart, bewahrt vor) Nachrede. – Pistor., IX, 84; Simrock, 11060; Körte, 6257; Braun, I, 4836; Lohrengel, I, 693. Wird vorher, ehe etwas geschieht, geredet, so vernimmt man beizeiten das Urtheil anderer darüber, und sich darnach richtend, vermeidet man, dass nachher über das Geschehene geredet wird. Frz.: Avant de s'engager il est bon de bien s'entendre. (Masson, 362.) Schwed.: Bättre ett ord före än tije efter. – Förord bryter lag. (Grubb, 70.) 5 Vorreden die besten. – Latendorf II, 26; Petri, II, 582. 6 Vorreden und Nachreden stimmen nicht immer überein. Jugendjahre sind wie Vorreden zu Büchern; das Buch enthält oft etwas ganz anders als die Vorrede versprach und erwarten liess. *7 Er hat's ohne Vorrede gesagt. – Eiselein, 623. *8 Er macht eine lange Vorrede und sagt dann nichts. – Eiselein, 623; Braun, I, 4637. *9 Mache keine lange Vorrede. Jüd.-deutsch: Mach' nit so viel Preambels (Umschweife). (Tendlau, 110.) *10 Warzu dient dise grosse vorred? – Henisch, 696, 45. Holl.: Waartoe dient deze groote prologe? (Harrebomée, II, 203a.) Lat.: Quid de pusillis magna proëmia? (Henisch, 696, 46.) Vorreden. 1 Das muss man einem vorreden, der keine Haare mehr auf dem Kopfe hat. (Niederlausitz.) Einem, der alt und kindisch geworden ist. *2 Er hat ihm vorgeredet, dass der Grossmogul sein Vetter ist. Jüdisch-deutsch in Warschau: Er hot ihm vürgesugt a Sübke Scher. Auch: Er hot ihm vürgesugt a Jarid (ruthenisch = Jahrmarkt) in 'm Himmel. Vorross. So das Vorross irrt, verführt es die andern allesammt. – Eiselein, 623; Simrock, 11060. Vorsagen. Man sagts manchem gar gut vor; wenn er folgt, so ist er ein Thor. – Lehmann, 768, 10. Lass dich nicht leicht überreden! Vorsatz. 1 Bî gauen Vorsetzen is de Wäg nâ'r Hölle 'plâstert. – Schambach, II, 19. 2 Der Vorsatz allein sprengt keinen Stein. It.: Il voto senza l'opera, non basta. 3 Der Vorsatz spricht: ich will dem Löwen die Zunge aus dem Rachen reissen; die That bedingt sich aus, dass ihm zuerst die Zähne ausgebrochen werden. – Sailer, 136. 4 Einen guten Vorsatz und einen guten Mann kann man nicht auseinander reissen. 5 Gute Vorsätze sind ein gepflasterter Weg zur Hölle. – Steiger, 487. 6 Gute Vorsätze und Aprilsonne währen nicht lange. – Lohrengel, I, 350. 7 Guter Vorsatz pflastert die Wege zum Himmelreich, aber der Absatz sucht dennoch den Nebensteig. 8 Mit guten Vorsätzen ist der Weg zur Hölle gepflastert. 9 Wer den Vorsatz auf der Stirn trägt, dem trägt ihn jeder Vogel zu Nest. 10 Wo der böse Vorsatz fehlt, da fehlt auch der üble Nachsatz. Wer aus Versehen einen Fehler macht, wird milder behandelt, als wer absichtlich etwas Böses thut. Dän.: Hvor raad og samtykke er borte i en gjerning, der bør og straffen værre borte. (Prov. dan., 229a.) Vorsatzfenster. * Einem die Vorsatzfenster einschlagen. – Frischbier2, 3945. Die Brille zerschlagen. Vorsatzmensch. Es ist ein Vorsatzmensch. Ein Mensch, der voll guter Vorsätze ist, die er aber nicht ausführt. B. Auerbach (Tausend Gedanken, S. 40) spricht von „Nächste-Montagsmenschen“, permanenten Vorsätzlingen, die allen Ernstes sagen: „Lasst nur das und das sein, und ihr werdet sehen, wie ich frisch ans Werk gehe; lasst nur erst diese paar Tage und dann den Sonntag vorüber sein, am Montage mit der frischen Woche fange ich an.“ Als wenn nicht jeden Tag eine frische Woche anfinge. Vorschlag. 1 Guter Vorschlag, guter Nachschlag. It.: Tal proposta, tal risposta. (Gaal, 478.) 2 Lange Vorschläge klatschen selten. *3 Das wäre ein Vorschlag zur Güte. – Klix, 114. *4 De Vorschlag che me 'n em Hund an Schwanz henke. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 1; Sutermeister, 22. Man kann damit nach Belieben verfahren. Vorschlagen. Wer vorschlägt, den Tower zu berauben, der mag erst den Plan dazu machen. (Engl.) Vorschneiden. 1 Wer vorschneidet, be(er)hält nicht das Beste für sich. Holl.: Die voorsnijdt, hoodt het slechtste voor zich. (Harrebomée, II, 273a.) *2 Thessalisch vorschneiden. – Ausland, 1864, S. 412. Bei den Speisen grosse Stücke machen, wie die äolischen Thessalier thaten. Vorschneider. Wer beim Vorschneider sitzt, leidet bei Tische keine Noth. Vorschritt. Nicht jeder Vorschritt ist ein Fortschritt. Vorsehen. 1 Besser vorgesehen als nachbereut. Engl.: Forecast is better than work-hard. (Bohn II, 95.) Schwed.: Bättre wäl föresee sig, än illa förgjöra sig. (Törning, 10.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [849]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/855>, abgerufen am 27.04.2024.