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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 28 Man muss auf den gemeinen Vortheil achten.

Frz.: L'en doit regarder le commun prouffit. (Leroux, II, 253.)

29 Man muss jeden Vortheil mitnehmen.

Holl.: De voorbaat is den armen goed. (Harrebomee, II, 404a.)

30 Man soll sich nicht aussem vortel begeben. - Lehmann, 851, 8.

31 Ohne Vortel föllt keiner von e Bänk.

32 Ungerechter Vortheil und falsches Geld bringen nicht weit in der Welt.

Die Chinesen: Der ungerechte Vortheil ist wie falsches Geld; je mehr man hat, je mehr wagt man damit. (Cibot, 166.)

Lat.: Commoda quae sentis iungas onus emolumentis. (Reuterdahl, 134.)

Schwed.: Thaen skal göra gagn ther gagn wil hawa. (Reuterdahl, 134.)

33 Vorteil hat bald feyerabent. - Franck, I, 57b u. 103a; Gruter, I, 41; Egenolff, 357a; Petri, II, 582; Lehmann, 851, 1; Lehmann, II, 794, 156; Schottel, 1123a; Simrock, 11069; Günther, 92.

34 Vorteil schlegt d leut (den Mann). - Franck, I, 57b; Lehmann, II, 794, 158; Simrock, 1171.

Holl.: Een luttel vordels doet den man uten clederen gaen. (Tunn., 11, 18.)

Lat.: Exuit vir tunicam quis pro lucro peramatam. (Fallersleben, 328.)

35 Vorteyl geht fur sterck. - Franck, I, 155b; Gruter, I, 41; Egenolff, 383b; Lehmann, II, 794, 155; Petri, II, 582; Schottel, 1141a; Simrock, 11070.

Lat.: Ingenium vires superat. (Seybold, 243; Sutor, 742.)

36 Vortheil eint, Vortheil entzweit.

37 Vortheil geht vor allem Witz.

Lat.: Occasio in bello plus facit, quam virtus. (Sutor, 566.)

38 Vortheil ist nicht allezeit Gewinn. - Lehmann, II, 794, 157; Simrock, 1173.

39 Vortheil schlegt seinen eigenen Herrn. - Petri, II, 583.

40 Vortheil sind gut, wenn sie gerathen. - Petri, II, 582.

41 Vortheil treibt das Handwerk.

Böhm.: Remeslo jde fortelem. (Celakovsky, 219.)

Ung.: Fortej üz minden mesterseget. (Gaal, 853.)

42 Vortheil trifft drei Fliegen auf Einen Schlag. - Simrock, 11068.

43 Was helfen Vortheile, wenn man sie nicht braucht. - Simrock, 1472.

In der Schweiz: Was helfet d' Vörthel, we me's nid bruucht. (Sutermeister, 143.)

44 Was nütze d' Vörthel, wenn me si nid tribt. (Luzern.)

45 Was Vortheil bringt, kann auch schaden.

Dän.: Alt det som gavner, kand og skade. (Prov. dan., 220.)

46 Wenn ich nicht forteyl brauch in kauffen vnd verkauffen, in dem gewicht, mass vnd elen, sagte der Kauffmann, so würd ich mager meuss ziehen. - Pauli, Schimpff, LXXIXb.

47 Wer den vortel weiss, der hat zuerst feyer Abendt. - Lehmann, 851, 1.

48 Wer den Vortheil hat, soll auch den Nachtheil leiden.

Holl.: Die het voordeel heeft, moet het nadeel lijden. (Harrebomee, II, 404a.)

49 Wer seinen Vortheil nicht versteht, den will der König nicht im Lande wissen. - Simrock, 11072; Körte, 6370.

50 Wer seinen Vortheil verschweigen kann, ist ein weiser Mann.

51 Wer vortel will haben (geniessen), der muss vortel thun (bringen). - Lehmann, 558, 13; Seybold, 491; Körte, 6306.

Holl.: Die vordel hebben wil, moet vordel doen. (Tunn., 11, 15.)

52 Wer vortel will nemen, der muss vortel geben. - Lehmann, 782, 19 u. 851, 10.

53 Wer Vortheil haben will, muss danach thun.

Holl.: Die voordeel wil hebben, moet voordeel doen. (Harrebomee, II, 404a.)

*54 Da ist minder Vortheil als bei den Huren in der Fasten. - Eiselein, 623.

[Spaltenumbruch] *55 Er fällt nicht ohne Vortheil von der Bank.

Er verliert seinen Nutzen nie aus den Augen.

Lat.: Undecumque lucrum captat. (Binder II, 3409; Faselius, 263; Wiegand, 918.)

*56 Er thut nichts ohne Vortheil wie ein Jude. - Mathesy, 208a.

*57 Es hat ihm der Vort'l in den Sack g'eschiessen. (Nordwestlich des Böhmerwaldes.)

*58 Seinen Vortheil in Händen haben.

*59 Sich auf seinen Vortheil wohl verstehen.

Frz.: Faire ses affaires. (Kritzinger, 11b.)


Vorthun.

1 Vorgedan, darna betracht, hefft mennigen man in schaden bracht. - Ebstorf, 25.

Mhd.: Ze gach vil afterriuwe. (Frauenlob.) (Zingerle, 76.)

2 Vorgethan vnd nachbedacht hat manchen in gross leyd (Schaden) gebracht. - Tappius, 130a u. 180a; Gruter, I, 70; Petri, II, 582; Henisch, 229, 31; Eyering, I, 416; III, 371; Froschm., Ji VIIb; Chaos, 136; Zinkgref, IV, 349; Hollenberg, I, 74; Latendorf II, 26; Eiselein, 234; Simrock, 10299; Mayer, II, 195; Ramann, Unterr., I, 4; Körte, 6352; Siebenkees, 97; Steiger, 264; Müller, 49, 1; Braun, I, 4830; Lohrengel, I, 691; Dove, 930; für Waldeck: Curtze, 332, 222; Firmenich, I, 325, 24.

Im Plattdeutschen: Fordaen un nadacht, hät manchen in grod Led bröcht. (Marahrens, 96.)

Dän.: Foregiort og eftertaenkt det har mangen daare taenkt. (Prov. dan., 176.)

Frz.: Faire d'abord et penser apres, c'est la maxime de fous. (Gaal, 1636.)

It.: Chi falla in fretta piange udagio. (Pazzaglia, 108, 3.) Chi dinanzi non mira, di dietro poi sospira. (Gaal, 68.)

Lat.: Antequam incipias consulto. (Tappius, 180a.) - Consilii praecipitis poenitentia solet esse comes. - Mus picem gustat. (Apostol., 13; Binder I, 1052; II, 1954; Erasm., 836; Philippi, I, 266; Tappius, 129b.) - Pervigilis cura semper meditare futura. - Post facta intelligit stultus acta.

Schwed.: Föregjord och efter tänkt det har mangen dare kränkt. (Grubb, 235.)

3 Vorthun ist besser als vorsagen.

It.: Col fare meglio s'insegna che col dire. (Pazzaglia, 112, 3.)


Vortisch.

Wer den Vortisch verachtet, ist den Nachtisch nicht werth.


Vortrag.

* Sie hat einen guten Vortrag. - Frischbier2, 3974.


Vorüber.

1 Einer ist vorüber, sagte der Köhler, der den Schatz entdecken wollte. - Eiselein, 387.

"Einem Fürsten war der Schatz entwendet worden und ein armer Köhler versprach ihm, denselben in drei Tagen zu entdecken. Am Ablauf des ersten Tages, als eben ein Diener vor der Thür ging, rief der Köhler aus: >Nu, einer ist vorüber!< Ebenso am zweiten Tage: >Nu, der zweite ist vorüber!< Und am dritten: >Nu ist der dritte und letzte vorüber.< Da entdeckten sich ihm die Diener als Diebe, und baten, dass er nur den Schatz anzeige."

2 Was übere ist, ist ane für. (Luzern.)

Was vorbei ist, ist vorbei.

3 Was vorüber ist, ist vorüber.

Jüd.-deutsch: Mah schoawar, awar. (Tendlau, 846.)


Vorübergehen.

1 Vorübergehen und nicht ansprechen macht manchem das Herz brechen.

*2 Das geht vorüber, wie der Rhein bei Köln.

Holl.: Het zal u voorbij gaan, als de Rijn voor keulen. (Harrebomee, I, 398a.)

*3 Es geht alles vorüber.

Lat.: Dabit deus his quoque finem. (Philippi, I, 109.)


Vorurtheil.

1 Vorurtheil verdirbt das Endurtheil. - Körte, 6371.

2 Wenn man das Vorurtheil zur Thür hinausjagt, so kommt es zum Fenster wieder herein.

Derselbe Mensch, dessen Vernunft Vorurtheile verwirft, erlaubt ihnen oft in seiner Einbildungskraft einen Zufluchtsort. Die Vorurtheile scheinen zum Bestehen des Menschen im einzelnen und im allgemeinen nöthig zu sein. Sowie wir uns von einem los machen, setzt sich ein anderes wieder an seine Stelle.


Vorväter.

1 Hetten vns vnsere voruätter nichts für gebawet vnd gepflantzet, wa solten wir dann wohnen, was solten wir dann leben? - Tappius, 166b.

2 Hetten vnsere voruätter solche sinn gehabt, so legen wir noch wol in der wildnuss vnd ässen knospen vnd gras. - Tappius, 166b.


[Spaltenumbruch] 28 Man muss auf den gemeinen Vortheil achten.

Frz.: L'en doit regarder le commun prouffit. (Leroux, II, 253.)

29 Man muss jeden Vortheil mitnehmen.

Holl.: De voorbaat is den armen goed. (Harrebomée, II, 404a.)

30 Man soll sich nicht aussem vortel begeben.Lehmann, 851, 8.

31 Ohne Vortel föllt keiner von e Bänk.

32 Ungerechter Vortheil und falsches Geld bringen nicht weit in der Welt.

Die Chinesen: Der ungerechte Vortheil ist wie falsches Geld; je mehr man hat, je mehr wagt man damit. (Cibot, 166.)

Lat.: Commoda quae sentis iungas onus emolumentis. (Reuterdahl, 134.)

Schwed.: Thaen skal göra gagn ther gagn wil hawa. (Reuterdahl, 134.)

33 Vorteil hat bald feyerabent.Franck, I, 57b u. 103a; Gruter, I, 41; Egenolff, 357a; Petri, II, 582; Lehmann, 851, 1; Lehmann, II, 794, 156; Schottel, 1123a; Simrock, 11069; Günther, 92.

34 Vorteil schlegt d leut (den Mann).Franck, I, 57b; Lehmann, II, 794, 158; Simrock, 1171.

Holl.: Een luttel vordels doet den man uten clederen gaen. (Tunn., 11, 18.)

Lat.: Exuit vir tunicam quis pro lucro peramatam. (Fallersleben, 328.)

35 Vorteyl geht fur sterck.Franck, I, 155b; Gruter, I, 41; Egenolff, 383b; Lehmann, II, 794, 155; Petri, II, 582; Schottel, 1141a; Simrock, 11070.

Lat.: Ingenium vires superat. (Seybold, 243; Sutor, 742.)

36 Vortheil eint, Vortheil entzweit.

37 Vortheil geht vor allem Witz.

Lat.: Occasio in bello plus facit, quam virtus. (Sutor, 566.)

38 Vortheil ist nicht allezeit Gewinn.Lehmann, II, 794, 157; Simrock, 1173.

39 Vortheil schlegt seinen eigenen Herrn.Petri, II, 583.

40 Vortheil sind gut, wenn sie gerathen.Petri, II, 582.

41 Vortheil treibt das Handwerk.

Böhm.: Řemeslo jde fortelem. (Čelakovsky, 219.)

Ung.: Fortej üz minden mesterséget. (Gaal, 853.)

42 Vortheil trifft drei Fliegen auf Einen Schlag.Simrock, 11068.

43 Was helfen Vortheile, wenn man sie nicht braucht.Simrock, 1472.

In der Schweiz: Was helfet d' Vörthel, we me's nid bruucht. (Sutermeister, 143.)

44 Was nütze d' Vörthel, wenn me si nid tribt. (Luzern.)

45 Was Vortheil bringt, kann auch schaden.

Dän.: Alt det som gavner, kand og skade. (Prov. dan., 220.)

46 Wenn ich nicht forteyl brauch in kauffen vnd verkauffen, in dem gewicht, mass vnd elen, sagte der Kauffmann, so würd ich mager meuss ziehen.Pauli, Schimpff, LXXIXb.

47 Wer den vortel weiss, der hat zuerst feyer Abendt.Lehmann, 851, 1.

48 Wer den Vortheil hat, soll auch den Nachtheil leiden.

Holl.: Die het voordeel heeft, moet het nadeel lijden. (Harrebomée, II, 404a.)

49 Wer seinen Vortheil nicht versteht, den will der König nicht im Lande wissen.Simrock, 11072; Körte, 6370.

50 Wer seinen Vortheil verschweigen kann, ist ein weiser Mann.

51 Wer vortel will haben (geniessen), der muss vortel thun (bringen).Lehmann, 558, 13; Seybold, 491; Körte, 6306.

Holl.: Die vordel hebben wil, moet vordel doen. (Tunn., 11, 15.)

52 Wer vortel will nemen, der muss vortel geben.Lehmann, 782, 19 u. 851, 10.

53 Wer Vortheil haben will, muss danach thun.

Holl.: Die voordeel wil hebben, moet voordeel doen. (Harrebomée, II, 404a.)

*54 Da ist minder Vortheil als bei den Huren in der Fasten.Eiselein, 623.

[Spaltenumbruch] *55 Er fällt nicht ohne Vortheil von der Bank.

Er verliert seinen Nutzen nie aus den Augen.

Lat.: Undecumque lucrum captat. (Binder II, 3409; Faselius, 263; Wiegand, 918.)

*56 Er thut nichts ohne Vortheil wie ein Jude.Mathesy, 208a.

*57 Es hat ihm der Vort'l in den Sack g'eschiessen. (Nordwestlich des Böhmerwaldes.)

*58 Seinen Vortheil in Händen haben.

*59 Sich auf seinen Vortheil wohl verstehen.

Frz.: Faire ses affaires. (Kritzinger, 11b.)


Vorthun.

1 Vorgedan, darna betracht, hefft mennigen man in schaden bracht.Ebstorf, 25.

Mhd.: Ze gach vil afterriuwe. (Frauenlob.) (Zingerle, 76.)

2 Vorgethan vnd nachbedacht hat manchen in gross leyd (Schaden) gebracht.Tappius, 130a u. 180a; Gruter, I, 70; Petri, II, 582; Henisch, 229, 31; Eyering, I, 416; III, 371; Froschm., Ji VIIb; Chaos, 136; Zinkgref, IV, 349; Hollenberg, I, 74; Latendorf II, 26; Eiselein, 234; Simrock, 10299; Mayer, II, 195; Ramann, Unterr., I, 4; Körte, 6352; Siebenkees, 97; Steiger, 264; Müller, 49, 1; Braun, I, 4830; Lohrengel, I, 691; Dove, 930; für Waldeck: Curtze, 332, 222; Firmenich, I, 325, 24.

Im Plattdeutschen: Fordâen un nâdacht, hät manchen in grod Led bröcht. (Marahrens, 96.)

Dän.: Foregiort og eftertænkt det har mangen daare tænkt. (Prov. dan., 176.)

Frz.: Faire d'abord et penser après, c'est la maxime de fous. (Gaal, 1636.)

It.: Chi falla in fretta piange udagio. (Pazzaglia, 108, 3.) Chi dinanzi non mira, di dietro poi sospira. (Gaal, 68.)

Lat.: Antequam incipias consulto. (Tappius, 180a.) – Consilii praecipitis poenitentia solet esse comes. – Mus picem gustat. (Apostol., 13; Binder I, 1052; II, 1954; Erasm., 836; Philippi, I, 266; Tappius, 129b.) – Pervigilis cura semper meditare futura. – Post facta intelligit stultus acta.

Schwed.: Föregjord och efter tänkt det har mången dåre kränkt. (Grubb, 235.)

3 Vorthun ist besser als vorsagen.

It.: Col fare meglio s'insegna chè col dire. (Pazzaglia, 112, 3.)


Vortisch.

Wer den Vortisch verachtet, ist den Nachtisch nicht werth.


Vortrag.

* Sie hat einen guten Vortrag.Frischbier2, 3974.


Vorüber.

1 Einer ist vorüber, sagte der Köhler, der den Schatz entdecken wollte.Eiselein, 387.

„Einem Fürsten war der Schatz entwendet worden und ein armer Köhler versprach ihm, denselben in drei Tagen zu entdecken. Am Ablauf des ersten Tages, als eben ein Diener vor der Thür ging, rief der Köhler aus: ›Nu, einer ist vorüber!‹ Ebenso am zweiten Tage: ›Nu, der zweite ist vorüber!‹ Und am dritten: ›Nu ist der dritte und letzte vorüber.‹ Da entdeckten sich ihm die Diener als Diebe, und baten, dass er nur den Schatz anzeige.“

2 Was übere ist, ist ane für. (Luzern.)

Was vorbei ist, ist vorbei.

3 Was vorüber ist, ist vorüber.

Jüd.-deutsch: Mah schoāwar, āwar. (Tendlau, 846.)


Vorübergehen.

1 Vorübergehen und nicht ansprechen macht manchem das Herz brechen.

*2 Das geht vorüber, wie der Rhein bei Köln.

Holl.: Het zal u voorbij gaan, als de Rijn voor keulen. (Harrebomée, I, 398a.)

*3 Es geht alles vorüber.

Lat.: Dabit deus his quoque finem. (Philippi, I, 109.)


Vorurtheil.

1 Vorurtheil verdirbt das Endurtheil.Körte, 6371.

2 Wenn man das Vorurtheil zur Thür hinausjagt, so kommt es zum Fenster wieder herein.

Derselbe Mensch, dessen Vernunft Vorurtheile verwirft, erlaubt ihnen oft in seiner Einbildungskraft einen Zufluchtsort. Die Vorurtheile scheinen zum Bestehen des Menschen im einzelnen und im allgemeinen nöthig zu sein. Sowie wir uns von einem los machen, setzt sich ein anderes wieder an seine Stelle.


Vorväter.

1 Hetten vns vnsere voruätter nichts für gebawet vnd gepflantzet, wa solten wir dann wohnen, was solten wir dann leben?Tappius, 166b.

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[[853]/0859] 28 Man muss auf den gemeinen Vortheil achten. Frz.: L'en doit regarder le commun prouffit. (Leroux, II, 253.) 29 Man muss jeden Vortheil mitnehmen. Holl.: De voorbaat is den armen goed. (Harrebomée, II, 404a.) 30 Man soll sich nicht aussem vortel begeben. – Lehmann, 851, 8. 31 Ohne Vortel föllt keiner von e Bänk. 32 Ungerechter Vortheil und falsches Geld bringen nicht weit in der Welt. Die Chinesen: Der ungerechte Vortheil ist wie falsches Geld; je mehr man hat, je mehr wagt man damit. (Cibot, 166.) Lat.: Commoda quae sentis iungas onus emolumentis. (Reuterdahl, 134.) Schwed.: Thaen skal göra gagn ther gagn wil hawa. (Reuterdahl, 134.) 33 Vorteil hat bald feyerabent. – Franck, I, 57b u. 103a; Gruter, I, 41; Egenolff, 357a; Petri, II, 582; Lehmann, 851, 1; Lehmann, II, 794, 156; Schottel, 1123a; Simrock, 11069; Günther, 92. 34 Vorteil schlegt d leut (den Mann). – Franck, I, 57b; Lehmann, II, 794, 158; Simrock, 1171. Holl.: Een luttel vordels doet den man uten clederen gaen. (Tunn., 11, 18.) Lat.: Exuit vir tunicam quis pro lucro peramatam. (Fallersleben, 328.) 35 Vorteyl geht fur sterck. – Franck, I, 155b; Gruter, I, 41; Egenolff, 383b; Lehmann, II, 794, 155; Petri, II, 582; Schottel, 1141a; Simrock, 11070. Lat.: Ingenium vires superat. (Seybold, 243; Sutor, 742.) 36 Vortheil eint, Vortheil entzweit. 37 Vortheil geht vor allem Witz. Lat.: Occasio in bello plus facit, quam virtus. (Sutor, 566.) 38 Vortheil ist nicht allezeit Gewinn. – Lehmann, II, 794, 157; Simrock, 1173. 39 Vortheil schlegt seinen eigenen Herrn. – Petri, II, 583. 40 Vortheil sind gut, wenn sie gerathen. – Petri, II, 582. 41 Vortheil treibt das Handwerk. Böhm.: Řemeslo jde fortelem. (Čelakovsky, 219.) Ung.: Fortej üz minden mesterséget. (Gaal, 853.) 42 Vortheil trifft drei Fliegen auf Einen Schlag. – Simrock, 11068. 43 Was helfen Vortheile, wenn man sie nicht braucht. – Simrock, 1472. In der Schweiz: Was helfet d' Vörthel, we me's nid bruucht. (Sutermeister, 143.) 44 Was nütze d' Vörthel, wenn me si nid tribt. (Luzern.) 45 Was Vortheil bringt, kann auch schaden. Dän.: Alt det som gavner, kand og skade. (Prov. dan., 220.) 46 Wenn ich nicht forteyl brauch in kauffen vnd verkauffen, in dem gewicht, mass vnd elen, sagte der Kauffmann, so würd ich mager meuss ziehen. – Pauli, Schimpff, LXXIXb. 47 Wer den vortel weiss, der hat zuerst feyer Abendt. – Lehmann, 851, 1. 48 Wer den Vortheil hat, soll auch den Nachtheil leiden. Holl.: Die het voordeel heeft, moet het nadeel lijden. (Harrebomée, II, 404a.) 49 Wer seinen Vortheil nicht versteht, den will der König nicht im Lande wissen. – Simrock, 11072; Körte, 6370. 50 Wer seinen Vortheil verschweigen kann, ist ein weiser Mann. 51 Wer vortel will haben (geniessen), der muss vortel thun (bringen). – Lehmann, 558, 13; Seybold, 491; Körte, 6306. Holl.: Die vordel hebben wil, moet vordel doen. (Tunn., 11, 15.) 52 Wer vortel will nemen, der muss vortel geben. – Lehmann, 782, 19 u. 851, 10. 53 Wer Vortheil haben will, muss danach thun. Holl.: Die voordeel wil hebben, moet voordeel doen. (Harrebomée, II, 404a.) *54 Da ist minder Vortheil als bei den Huren in der Fasten. – Eiselein, 623. *55 Er fällt nicht ohne Vortheil von der Bank. Er verliert seinen Nutzen nie aus den Augen. Lat.: Undecumque lucrum captat. (Binder II, 3409; Faselius, 263; Wiegand, 918.) *56 Er thut nichts ohne Vortheil wie ein Jude. – Mathesy, 208a. *57 Es hat ihm der Vort'l in den Sack g'eschiessen. (Nordwestlich des Böhmerwaldes.) *58 Seinen Vortheil in Händen haben. *59 Sich auf seinen Vortheil wohl verstehen. Frz.: Faire ses affaires. (Kritzinger, 11b.) Vorthun. 1 Vorgedan, darna betracht, hefft mennigen man in schaden bracht. – Ebstorf, 25. Mhd.: Ze gach vil afterriuwe. (Frauenlob.) (Zingerle, 76.) 2 Vorgethan vnd nachbedacht hat manchen in gross leyd (Schaden) gebracht. – Tappius, 130a u. 180a; Gruter, I, 70; Petri, II, 582; Henisch, 229, 31; Eyering, I, 416; III, 371; Froschm., Ji VIIb; Chaos, 136; Zinkgref, IV, 349; Hollenberg, I, 74; Latendorf II, 26; Eiselein, 234; Simrock, 10299; Mayer, II, 195; Ramann, Unterr., I, 4; Körte, 6352; Siebenkees, 97; Steiger, 264; Müller, 49, 1; Braun, I, 4830; Lohrengel, I, 691; Dove, 930; für Waldeck: Curtze, 332, 222; Firmenich, I, 325, 24. Im Plattdeutschen: Fordâen un nâdacht, hät manchen in grod Led bröcht. (Marahrens, 96.) Dän.: Foregiort og eftertænkt det har mangen daare tænkt. (Prov. dan., 176.) Frz.: Faire d'abord et penser après, c'est la maxime de fous. (Gaal, 1636.) It.: Chi falla in fretta piange udagio. (Pazzaglia, 108, 3.) Chi dinanzi non mira, di dietro poi sospira. (Gaal, 68.) Lat.: Antequam incipias consulto. (Tappius, 180a.) – Consilii praecipitis poenitentia solet esse comes. – Mus picem gustat. (Apostol., 13; Binder I, 1052; II, 1954; Erasm., 836; Philippi, I, 266; Tappius, 129b.) – Pervigilis cura semper meditare futura. – Post facta intelligit stultus acta. Schwed.: Föregjord och efter tänkt det har mången dåre kränkt. (Grubb, 235.) 3 Vorthun ist besser als vorsagen. It.: Col fare meglio s'insegna chè col dire. (Pazzaglia, 112, 3.) Vortisch. Wer den Vortisch verachtet, ist den Nachtisch nicht werth. Vortrag. * Sie hat einen guten Vortrag. – Frischbier2, 3974. Vorüber. 1 Einer ist vorüber, sagte der Köhler, der den Schatz entdecken wollte. – Eiselein, 387. „Einem Fürsten war der Schatz entwendet worden und ein armer Köhler versprach ihm, denselben in drei Tagen zu entdecken. Am Ablauf des ersten Tages, als eben ein Diener vor der Thür ging, rief der Köhler aus: ›Nu, einer ist vorüber!‹ Ebenso am zweiten Tage: ›Nu, der zweite ist vorüber!‹ Und am dritten: ›Nu ist der dritte und letzte vorüber.‹ Da entdeckten sich ihm die Diener als Diebe, und baten, dass er nur den Schatz anzeige.“ 2 Was übere ist, ist ane für. (Luzern.) Was vorbei ist, ist vorbei. 3 Was vorüber ist, ist vorüber. Jüd.-deutsch: Mah schoāwar, āwar. (Tendlau, 846.) Vorübergehen. 1 Vorübergehen und nicht ansprechen macht manchem das Herz brechen. *2 Das geht vorüber, wie der Rhein bei Köln. Holl.: Het zal u voorbij gaan, als de Rijn voor keulen. (Harrebomée, I, 398a.) *3 Es geht alles vorüber. Lat.: Dabit deus his quoque finem. (Philippi, I, 109.) Vorurtheil. 1 Vorurtheil verdirbt das Endurtheil. – Körte, 6371. 2 Wenn man das Vorurtheil zur Thür hinausjagt, so kommt es zum Fenster wieder herein. Derselbe Mensch, dessen Vernunft Vorurtheile verwirft, erlaubt ihnen oft in seiner Einbildungskraft einen Zufluchtsort. Die Vorurtheile scheinen zum Bestehen des Menschen im einzelnen und im allgemeinen nöthig zu sein. Sowie wir uns von einem los machen, setzt sich ein anderes wieder an seine Stelle. Vorväter. 1 Hetten vns vnsere voruätter nichts für gebawet vnd gepflantzet, wa solten wir dann wohnen, was solten wir dann leben? – Tappius, 166b. 2 Hetten vnsere voruätter solche sinn gehabt, so legen wir noch wol in der wildnuss vnd ässen knospen vnd gras. – Tappius, 166b.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [853]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/859>, abgerufen am 27.04.2024.