Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Wähle.

1 Nach der Wähle kommt die Quäle. - Weinhold, 74.

2 Wähle hat die Quäle. (Breslau.)


Wählen.

1 Einer wehlet diss, der ander das. - Petri, II, 182.

2 Wähle eins von den dreien: Geld, Macht, oder trolle dich aus der Stadt. (Türk.)

3 Wähle, liebe Seele, den Witten oder den Gele. (Danzig.) - Frischbier2, 3959.

Weiss oder gelb. Zuruf bei Unentschlossenheit.

4 Wehlen ist, als griff man in Glückshafen, vnder hundert ist kaum einer gut. - Lehmann, 858, 19.

Frz.: Qui refuse, muse. - Tel refuse, qui apres muse. (Gaal, 1656.)

5 Wehlen vnnd Wechseln ist schwer auf Achseln. - Lehmann, 858, 17.

6 Wer da wölet, der faulbeumet. - Agricola II, 290.

7 Wer lange wählt, bekommt das Schlimmste. - Gaal, 1656.

Frz.: Qui choisit, prend souvent le pire. (Gaal, 1656; Lendroy, 421.)

8 Wer lange wählt, betrügt sich oft am meisten.

Frz.: Souvent qui choisit, prend le pire. (Kritzinger, 143a.)

9 Wer sich's schlecht wählt, wenn er's gut hat, der klage nicht, wenn's ihm übel geht.

10 Willst du wählen aufs Beste, so kaufe das Pferd nicht im Mai und nimm die Frau nicht beim Feste.

Im Mai, wo es überall Futter gibt, sehen alle Pferde gut aus; und bei Festen wirken gar verschiedene Umstände günstig für die Erscheinung einer Person täuschend ein.


Wähler.

* Wie die Wähler, so die Wahl.

Kaum dürfte es ein wahreres Sprichwort als dies geben. Das Wahlergebniss ist auf dem Gebiet des öffentlichen Lebens das Urtheil über die politische u. s. w. Reife oder Unreife der Wähler.


Wählerisch.

1 Er ist nicht wählerisch, er isst Marzipan auch ungemalt.

Böhm.: Nas panacek neni vybiracek: jida marcipan i nemalovany. (Celakovsky, 503.)

2 Er ist nicht wählerisch, er isst, was ins Maul geht.

Böhm.: Cokoliv - jen kdyz je v ziva usta. (Celakovsky, 189.)

3 Ich bin nich wählerisch, sagte die Auster, als man sie fragte, ob sie gebraten oder gesotten sein wollte.


Wählig.

*1 Du bist recht wählig1, dir hat wol lange die Nase nicht geblutet. (Thüringen.)

1) Uebermüthig.

*2 He öss wählig. - Frischbier2, 3962.

In dem Sinne von übermüthig, liederlich.

*3 So weälich as en Füelen (Füllen), dat se med Aier fäu'erd (gefüttert) hed. (Iserlohn.) - Frommann, V, 164, 178.

1) Wohlig, ausgelassen, feurig, muthig.

*4 Wählig sein, wie die Laus im Schorf. (Ostpreuss.) - Frischbier2, 2329.


Wahlschaft.

Wahlschaft ist keine Freundschaft. - Wiener Presse vom 3. Sept. 1871.


Wahn.

1 Allein der Wahn ist reich oder arm. - Lehmann, II, 26, 8; Petri, II, 5; Eyering, I, 30; Körte, 6407; Simrock, 11121.

"Wie einer ein Wag, Aug, Urtl und Achtung vor ihm hat, also seind ihm all Ding."

2 Allgemeinen Wahn muss man gehen la'n.

3 Dem gemeinen Wahn muss man seinen Willen lan. - Lehmann, 499, 5.

4 Der Wahn hindert viel. - Petri, II, 111.

5 Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.

Aus Schiller's Lied von der Glocke.

6 Der Wahn macht die gantz Welt zu schelmen. - Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 135.

7 Der Wahn macht reich und arm. - Günther, 93; Braun, I, 4875.

8 Der Wahn regiert die Welt. - Petri, II, 111.

[Spaltenumbruch] 9 Der wird nur vom Wahne satt, der isst, was er nicht hat.

10 Dummen Wahn beachtet man zu Recht nicht. - Graf, 455, 474.

Vor Gericht gelten nicht luftige Vermuthungen, dort handelt es sich um Beweise des Behaupteten.

Altfries.: Dyo dume wenynge halt ma naet to riucht. (Hettema, XVI, 1, 92.)

11 Ein Wahn, der aufheitert, ist mehr werth, als eine Wahrheit, die zu Boden schlägt.

12 Es ist nur ein Wahn, dass man meint, Most schmecke besser auss Krausen als Gläsern. - Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 157.

"Es ist nur ein wohn, das man meint, der Wein schmack bass auss der Krausen, dann auss dem Glass." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490.)

13 Hier, wo mein Wahn Frieden fand, Wahnfried sei dies Haus von mir genannt.

Diese Inschrift trägt das von dem berühmten Tondichter Richard Wagner in Baireuth erbaute Haus ein goldenen Buchstaben auf drei Marmortafeln.

14 So schrecklich als der Frommen Wahn kein Unsinn jemals rasen kann.

15 Wahn erheischt viel, Nothdurft wenig. - Simrock, 11120; Körte, 6406; Braun, I, 4874.

16 Wahn ist ein blinde Kuh. - Lehmann, 512, 23.

17 Wer nach dem Wahn lebt, der wird nimmer reich. - Petri, II, 738.

18 Wer seinen Wahn hochachtet, verehrt einen Oelgötzen.

Lat.: Dum surgunt miseri, nolunt miseris misereri. (Sutor, 929.)

19 Zum Wahne taugt der Glaube nicht. - Graf, 374, 488.

Wer seiner Sache nicht gewiss ist, soll sie nicht durch einen Eid als zweifellose Thatsache hinstellen. (S. Meinen 1 und Zweifel.)


Wähnen.

1 In einem Sack voll Wähnen und Meinen findet man keine Handvoll Wissen und Wahrheit.

Lat.: In modio rendi non est vola plena sciendi. (Reuterdahl, 447.)

Schwed.: Een skoeppa mz waento aer ey hand full mz wisso. (Reuterdahl, 447.)

2 Wähnen ist leichter als wissen.

It.: E piu facile di presumere, che di sapere. (Pazzaglia, 306, 1.)

3 Was man wähnt, kommt nicht alles in den Beutel.

Lat.: In bursam non det totum quod opinio spondet. (Reuterdahl, 431.)

Schwed.: Waenta kombir ey aal i pungh. (Reuterdahl, 431.)

4 Wehnen vnd duncken ist der blinden Kuh spielen. - Lehmann, 357, 17.

5 Wer wähnt, dass er weise sei, dem wohnt ein Thor sehr nahe bei. - Eiselein, 594.

6 Wer wehnt, behilfft sich lieber mit Lügen vnd falsch als mit Warheit. - Lehmann, 511, 22.

7 Wer wohl wähnt, dem ist wohl. - Körte, 6408; Lehmann, II, 853, 368; Simrock, 11122.

Frz.: N'est heureux que qui le crait etre.


Wahnfried, s. Wahn.

Wahnolf.

Wahnolf ist Trügolfs Bruder. - Simrock, 11123.

Mhd.: Wanolf Triegolfs bruoder ist. ( Boner.) - Wanolff betriegolfs bruoder ist. (Narrenschiff.) (Zingerle, 162; Germania, V, 299.) (S. Meiner.)


Wahnrath.

Waanriad gongt weck ma Seak an Siad. (Nordfries.) - Firmenich, III, 4, 41; für Amrum: Haupt, VIII, 861, 174.

Wahnrath, d. i. schlechter, verkehrter Rath geht weg mit Sack und Saat.


Wahnsinn.

Wahnsinn ist die schlimmste Narrheit.

Dän.: Galenskab er förste daarskab. (Prov. dan., 212.)


Wahnsinniger.

Wahnsinnige leiten oft die Blinden.


Wahnwaare.

De Wanwaare köft, de Wanwaare het.


Wahr.

1 Das ist nicht wahr, sagte der Krebs, als die Schwalbe von ihrer Reise erzählte.

Wenn jemand dem widerspricht, wovon er gar nichts

[Spaltenumbruch]
Wähle.

1 Nach der Wähle kommt die Quäle.Weinhold, 74.

2 Wähle hat die Quäle. (Breslau.)


Wählen.

1 Einer wehlet diss, der ander das.Petri, II, 182.

2 Wähle eins von den dreien: Geld, Macht, oder trolle dich aus der Stadt. (Türk.)

3 Wähle, liebe Seele, den Witten oder den Gêle. (Danzig.) – Frischbier2, 3959.

Weiss oder gelb. Zuruf bei Unentschlossenheit.

4 Wehlen ist, als griff man in Glückshafen, vnder hundert ist kaum einer gut.Lehmann, 858, 19.

Frz.: Qui refuse, muse. – Tel refuse, qui après muse. (Gaal, 1656.)

5 Wehlen vnnd Wechseln ist schwer auf Achseln.Lehmann, 858, 17.

6 Wer da wölet, der faulbeumet.Agricola II, 290.

7 Wer lange wählt, bekommt das Schlimmste.Gaal, 1656.

Frz.: Qui choisit, prend souvent le pìre. (Gaal, 1656; Lendroy, 421.)

8 Wer lange wählt, betrügt sich oft am meisten.

Frz.: Souvent qui choisit, prend le pire. (Kritzinger, 143a.)

9 Wer sich's schlecht wählt, wenn er's gut hat, der klage nicht, wenn's ihm übel geht.

10 Willst du wählen aufs Beste, so kaufe das Pferd nicht im Mai und nimm die Frau nicht beim Feste.

Im Mai, wo es überall Futter gibt, sehen alle Pferde gut aus; und bei Festen wirken gar verschiedene Umstände günstig für die Erscheinung einer Person täuschend ein.


Wähler.

* Wie die Wähler, so die Wahl.

Kaum dürfte es ein wahreres Sprichwort als dies geben. Das Wahlergebniss ist auf dem Gebiet des öffentlichen Lebens das Urtheil über die politische u. s. w. Reife oder Unreife der Wähler.


Wählerisch.

1 Er ist nicht wählerisch, er isst Marzipan auch ungemalt.

Böhm.: Náš panáček není vybiráček: jidá marcipán i nemalovaný. (Čelakovsky, 503.)

2 Er ist nicht wählerisch, er isst, was ins Maul geht.

Böhm.: Cokoliv – jen když je v živá ústa. (Čelakovsky, 189.)

3 Ich bin nich wählerisch, sagte die Auster, als man sie fragte, ob sie gebraten oder gesotten sein wollte.


Wählig.

*1 Du bist recht wählig1, dir hat wol lange die Nase nicht geblutet. (Thüringen.)

1) Uebermüthig.

*2 He öss wählig.Frischbier2, 3962.

In dem Sinne von übermüthig, liederlich.

*3 So weälich as en Füelen (Füllen), dat se med Aier fäu'erd (gefüttert) hed. (Iserlohn.) – Frommann, V, 164, 178.

1) Wohlig, ausgelassen, feurig, muthig.

*4 Wählig sein, wie die Laus im Schorf. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 2329.


Wahlschaft.

Wahlschaft ist keine Freundschaft.Wiener Presse vom 3. Sept. 1871.


Wahn.

1 Allein der Wahn ist reich oder arm.Lehmann, II, 26, 8; Petri, II, 5; Eyering, I, 30; Körte, 6407; Simrock, 11121.

„Wie einer ein Wag, Aug, Urtl und Achtung vor ihm hat, also seind ihm all Ding.“

2 Allgemeinen Wahn muss man gehen la'n.

3 Dem gemeinen Wahn muss man seinen Willen lan.Lehmann, 499, 5.

4 Der Wahn hindert viel.Petri, II, 111.

5 Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.

Aus Schiller's Lied von der Glocke.

6 Der Wahn macht die gantz Welt zu schelmen.Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 135.

7 Der Wahn macht reich und arm.Günther, 93; Braun, I, 4875.

8 Der Wahn regiert die Welt.Petri, II, 111.

[Spaltenumbruch] 9 Der wird nur vom Wahne satt, der isst, was er nicht hat.

10 Dummen Wahn beachtet man zu Recht nicht.Graf, 455, 474.

Vor Gericht gelten nicht luftige Vermuthungen, dort handelt es sich um Beweise des Behaupteten.

Altfries.: Dyo dume wenynge halt ma naet to riucht. (Hettema, XVI, 1, 92.)

11 Ein Wahn, der aufheitert, ist mehr werth, als eine Wahrheit, die zu Boden schlägt.

12 Es ist nur ein Wahn, dass man meint, Most schmecke besser auss Krausen als Gläsern.Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 157.

„Es ist nur ein wohn, das man meint, der Wein schmack bass auss der Krausen, dann auss dem Glass.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490.)

13 Hier, wo mein Wahn Frieden fand, Wahnfried sei dies Haus von mir genannt.

Diese Inschrift trägt das von dem berühmten Tondichter Richard Wagner in Baireuth erbaute Haus în goldenen Buchstaben auf drei Marmortafeln.

14 So schrecklich als der Frommen Wahn kein Unsinn jemals rasen kann.

15 Wahn erheischt viel, Nothdurft wenig.Simrock, 11120; Körte, 6406; Braun, I, 4874.

16 Wahn ist ein blinde Kuh.Lehmann, 512, 23.

17 Wer nach dem Wahn lebt, der wird nimmer reich.Petri, II, 738.

18 Wer seinen Wahn hochachtet, verehrt einen Oelgötzen.

Lat.: Dum surgunt miseri, nolunt miseris misereri. (Sutor, 929.)

19 Zum Wahne taugt der Glaube nicht.Graf, 374, 488.

Wer seiner Sache nicht gewiss ist, soll sie nicht durch einen Eid als zweifellose Thatsache hinstellen. (S. Meinen 1 und Zweifel.)


Wähnen.

1 In einem Sack voll Wähnen und Meinen findet man keine Handvoll Wissen und Wahrheit.

Lat.: In modio rendi non est vola plena sciendi. (Reuterdahl, 447.)

Schwed.: Een skoeppa mz waento aer ey hand full mz wisso. (Reuterdahl, 447.)

2 Wähnen ist leichter als wissen.

It.: E più facile di presumere, chè di sapere. (Pazzaglia, 306, 1.)

3 Was man wähnt, kommt nicht alles in den Beutel.

Lat.: In bursam non det totum quod opinio spondet. (Reuterdahl, 431.)

Schwed.: Waenta kombir ey aal i pungh. (Reuterdahl, 431.)

4 Wehnen vnd duncken ist der blinden Kuh spielen.Lehmann, 357, 17.

5 Wer wähnt, dass er weise sei, dem wohnt ein Thor sehr nahe bei.Eiselein, 594.

6 Wer wehnt, behilfft sich lieber mit Lügen vnd falsch als mit Warheit.Lehmann, 511, 22.

7 Wer wohl wähnt, dem ist wohl.Körte, 6408; Lehmann, II, 853, 368; Simrock, 11122.

Frz.: N'est heureux que qui le crait être.


Wahnfried, s. Wahn.

Wahnolf.

Wahnolf ist Trügolfs Bruder.Simrock, 11123.

Mhd.: Wânolf Triegolfs bruoder ist. ( Boner.) – Wânolff betriegolfs bruoder ist. (Narrenschiff.) (Zingerle, 162; Germania, V, 299.) (S. Meiner.)


Wahnrath.

Waanriad gongt weck ma Seak an Siad. (Nordfries.) – Firmenich, III, 4, 41; für Amrum: Haupt, VIII, 861, 174.

Wahnrath, d. i. schlechter, verkehrter Rath geht weg mit Sack und Saat.


Wahnsinn.

Wahnsinn ist die schlimmste Narrheit.

Dän.: Galenskab er første daarskab. (Prov. dan., 212.)


Wahnsinniger.

Wahnsinnige leiten oft die Blinden.


Wahnwaare.

De Wanwaare köft, de Wanwaare het.


Wahr.

1 Das ist nicht wahr, sagte der Krebs, als die Schwalbe von ihrer Reise erzählte.

Wenn jemand dem widerspricht, wovon er gar nichts

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0877" n="[871]"/>
        <cb n="1741"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wähle.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Nach der Wähle kommt die Quäle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weinhold, 74.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wähle hat die Quäle.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wählen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Einer wehlet diss, der ander das.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wähle eins von den dreien: Geld, Macht, oder trolle dich aus der Stadt.</hi> (<hi rendition="#i">Türk.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wähle, liebe Seele, den Witten oder den Gêle.</hi> (<hi rendition="#i">Danzig.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3959.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Weiss oder gelb. Zuruf bei Unentschlossenheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wehlen ist, als griff man in Glückshafen, vnder hundert ist kaum einer gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 858, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui refuse, muse. &#x2013; Tel refuse, qui après muse. (<hi rendition="#i">Gaal, 1656.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wehlen vnnd Wechseln ist schwer auf Achseln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 858, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer da wölet, der faulbeumet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 290.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer lange wählt, bekommt das Schlimmste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gaal, 1656.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui choisit, prend souvent le pìre. (<hi rendition="#i">Gaal, 1656; Lendroy, 421.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer lange wählt, betrügt sich oft am meisten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Souvent qui choisit, prend le pire. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 143<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer sich's schlecht wählt, wenn er's gut hat, der klage nicht, wenn's ihm übel geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Willst du wählen aufs Beste, so kaufe das Pferd nicht im Mai und nimm die Frau nicht beim Feste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Mai, wo es überall Futter gibt, sehen alle Pferde gut aus; und bei Festen wirken gar verschiedene Umstände günstig für die Erscheinung einer Person täuschend ein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wähler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Wie die Wähler, so die Wahl.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Kaum dürfte es ein wahreres Sprichwort als dies geben. Das Wahlergebniss ist auf dem Gebiet des öffentlichen Lebens das Urtheil über die politische u. s. w. Reife oder Unreife der Wähler.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wählerisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Er ist nicht wählerisch, er isst Marzipan auch ungemalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Ná&#x0161; paná&#x010D;ek není vybirá&#x010D;ek: jidá marcipán i nemalovaný. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 503.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Er ist nicht wählerisch, er isst, was ins Maul geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Cokoliv &#x2013; jen kdy&#x017E; je v &#x017E;ivá ústa. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 189.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ich bin nich wählerisch, sagte die Auster, als man sie fragte, ob sie gebraten oder gesotten sein wollte.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wählig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Du bist recht wählig<hi rendition="#sup">1</hi>, dir hat wol lange die Nase nicht geblutet.</hi> (<hi rendition="#i">Thüringen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Uebermüthig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He öss wählig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3962.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne von übermüthig, liederlich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 So weälich as en Füelen (Füllen), dat se med Aier fäu'erd (gefüttert) hed.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 164, 178.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Wohlig, ausgelassen, feurig, muthig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Wählig sein, wie die Laus im Schorf.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2329.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahlschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wahlschaft ist keine Freundschaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wiener Presse vom 3. Sept. 1871.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Allein der Wahn ist reich oder arm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 26, 8; Petri, II, 5; Eyering, I, 30; Körte, 6407; Simrock, 11121.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wie einer ein Wag, Aug, Urtl und Achtung vor ihm hat, also seind ihm all Ding.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Allgemeinen Wahn muss man gehen la'n.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Dem gemeinen Wahn muss man seinen Willen lan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 499, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Wahn hindert viel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 111.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus <hi rendition="#i">Schiller's Lied von der Glocke.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der Wahn macht die gantz Welt zu schelmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 135.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Der Wahn macht reich und arm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Günther, 93; Braun, I, 4875.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Der Wahn regiert die Welt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 111.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1742"/>
9 Der wird nur vom Wahne satt, der isst, was er nicht hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Dummen Wahn beachtet man zu Recht nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 455, 474.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vor Gericht gelten nicht luftige Vermuthungen, dort handelt es sich um Beweise des Behaupteten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Dyo dume wenynge halt ma naet to riucht. (<hi rendition="#i">Hettema, XVI, 1, 92.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Ein Wahn, der aufheitert, ist mehr werth, als eine Wahrheit, die zu Boden schlägt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Es ist nur ein Wahn, dass man meint, Most schmecke besser auss Krausen als Gläsern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 157.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es ist nur ein wohn, das man meint, der Wein schmack bass auss der Krausen, dann auss dem Glass.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Hier, wo mein Wahn Frieden fand, Wahnfried sei dies Haus von mir genannt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Inschrift trägt das von dem berühmten Tondichter Richard Wagner in Baireuth erbaute Haus în goldenen Buchstaben auf drei Marmortafeln.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 So schrecklich als der Frommen Wahn kein Unsinn jemals rasen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wahn erheischt viel, Nothdurft wenig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11120; Körte, 6406; Braun, I, 4874.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wahn ist ein blinde Kuh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 512, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wer nach dem Wahn lebt, der wird nimmer reich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 738.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wer seinen Wahn hochachtet, verehrt einen Oelgötzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dum surgunt miseri, nolunt miseris misereri. (<hi rendition="#i">Sutor, 929.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Zum Wahne taugt der Glaube nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 374, 488.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer seiner Sache nicht gewiss ist, soll sie nicht durch einen Eid als zweifellose Thatsache hinstellen. (S.  Meinen 1 und  Zweifel.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wähnen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 In einem Sack voll Wähnen und Meinen findet man keine Handvoll Wissen und Wahrheit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In modio rendi non est vola plena sciendi. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 447.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Een skoeppa mz waento aer ey hand full mz wisso. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 447.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wähnen ist leichter als wissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: E più facile di presumere, chè di sapere. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 306, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Was man wähnt, kommt nicht alles in den Beutel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In bursam non det totum quod opinio spondet. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 431.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Waenta kombir ey aal i pungh. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 431.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wehnen vnd duncken ist der blinden Kuh spielen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 357, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer wähnt, dass er weise sei, dem wohnt ein Thor sehr nahe bei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 594.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer wehnt, behilfft sich lieber mit Lügen vnd falsch als mit Warheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 511, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer wohl wähnt, dem ist wohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6408; Lehmann, II, 853, 368; Simrock, 11122.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: N'est heureux que qui le crait être.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Wahnfried,</hi> s.  Wahn.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahnolf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wahnolf ist Trügolfs Bruder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11123.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wânolf Triegolfs bruoder ist. ( <hi rendition="#i">Boner.</hi>) &#x2013; Wânolff betriegolfs bruoder ist. (<hi rendition="#i">Narrenschiff.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 162; Germania, V, 299.</hi>) (S.  Meiner.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahnrath.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Waanriad gongt weck ma Seak an Siad.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 4, 41;</hi> für Amrum: <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 861, 174.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wahnrath, d. i. schlechter, verkehrter Rath geht weg mit Sack und Saat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahnsinn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wahnsinn ist die schlimmste Narrheit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Galenskab er første daarskab. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 212.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahnsinniger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wahnsinnige leiten oft die Blinden.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahnwaare.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">De Wanwaare köft, de Wanwaare het.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das ist nicht wahr, sagte der Krebs, als die Schwalbe von ihrer Reise erzählte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand dem widerspricht, wovon er gar nichts
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[871]/0877] Wähle. 1 Nach der Wähle kommt die Quäle. – Weinhold, 74. 2 Wähle hat die Quäle. (Breslau.) Wählen. 1 Einer wehlet diss, der ander das. – Petri, II, 182. 2 Wähle eins von den dreien: Geld, Macht, oder trolle dich aus der Stadt. (Türk.) 3 Wähle, liebe Seele, den Witten oder den Gêle. (Danzig.) – Frischbier2, 3959. Weiss oder gelb. Zuruf bei Unentschlossenheit. 4 Wehlen ist, als griff man in Glückshafen, vnder hundert ist kaum einer gut. – Lehmann, 858, 19. Frz.: Qui refuse, muse. – Tel refuse, qui après muse. (Gaal, 1656.) 5 Wehlen vnnd Wechseln ist schwer auf Achseln. – Lehmann, 858, 17. 6 Wer da wölet, der faulbeumet. – Agricola II, 290. 7 Wer lange wählt, bekommt das Schlimmste. – Gaal, 1656. Frz.: Qui choisit, prend souvent le pìre. (Gaal, 1656; Lendroy, 421.) 8 Wer lange wählt, betrügt sich oft am meisten. Frz.: Souvent qui choisit, prend le pire. (Kritzinger, 143a.) 9 Wer sich's schlecht wählt, wenn er's gut hat, der klage nicht, wenn's ihm übel geht. 10 Willst du wählen aufs Beste, so kaufe das Pferd nicht im Mai und nimm die Frau nicht beim Feste. Im Mai, wo es überall Futter gibt, sehen alle Pferde gut aus; und bei Festen wirken gar verschiedene Umstände günstig für die Erscheinung einer Person täuschend ein. Wähler. * Wie die Wähler, so die Wahl. Kaum dürfte es ein wahreres Sprichwort als dies geben. Das Wahlergebniss ist auf dem Gebiet des öffentlichen Lebens das Urtheil über die politische u. s. w. Reife oder Unreife der Wähler. Wählerisch. 1 Er ist nicht wählerisch, er isst Marzipan auch ungemalt. Böhm.: Náš panáček není vybiráček: jidá marcipán i nemalovaný. (Čelakovsky, 503.) 2 Er ist nicht wählerisch, er isst, was ins Maul geht. Böhm.: Cokoliv – jen když je v živá ústa. (Čelakovsky, 189.) 3 Ich bin nich wählerisch, sagte die Auster, als man sie fragte, ob sie gebraten oder gesotten sein wollte. Wählig. *1 Du bist recht wählig1, dir hat wol lange die Nase nicht geblutet. (Thüringen.) 1) Uebermüthig. *2 He öss wählig. – Frischbier2, 3962. In dem Sinne von übermüthig, liederlich. *3 So weälich as en Füelen (Füllen), dat se med Aier fäu'erd (gefüttert) hed. (Iserlohn.) – Frommann, V, 164, 178. 1) Wohlig, ausgelassen, feurig, muthig. *4 Wählig sein, wie die Laus im Schorf. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 2329. Wahlschaft. Wahlschaft ist keine Freundschaft. – Wiener Presse vom 3. Sept. 1871. Wahn. 1 Allein der Wahn ist reich oder arm. – Lehmann, II, 26, 8; Petri, II, 5; Eyering, I, 30; Körte, 6407; Simrock, 11121. „Wie einer ein Wag, Aug, Urtl und Achtung vor ihm hat, also seind ihm all Ding.“ 2 Allgemeinen Wahn muss man gehen la'n. 3 Dem gemeinen Wahn muss man seinen Willen lan. – Lehmann, 499, 5. 4 Der Wahn hindert viel. – Petri, II, 111. 5 Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang. Aus Schiller's Lied von der Glocke. 6 Der Wahn macht die gantz Welt zu schelmen. – Gruter, III, 20; Lehmann, II, 83, 135. 7 Der Wahn macht reich und arm. – Günther, 93; Braun, I, 4875. 8 Der Wahn regiert die Welt. – Petri, II, 111. 9 Der wird nur vom Wahne satt, der isst, was er nicht hat. 10 Dummen Wahn beachtet man zu Recht nicht. – Graf, 455, 474. Vor Gericht gelten nicht luftige Vermuthungen, dort handelt es sich um Beweise des Behaupteten. Altfries.: Dyo dume wenynge halt ma naet to riucht. (Hettema, XVI, 1, 92.) 11 Ein Wahn, der aufheitert, ist mehr werth, als eine Wahrheit, die zu Boden schlägt. 12 Es ist nur ein Wahn, dass man meint, Most schmecke besser auss Krausen als Gläsern. – Gruter, III, 34; Lehmann, II, 156, 157. „Es ist nur ein wohn, das man meint, der Wein schmack bass auss der Krausen, dann auss dem Glass.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 490.) 13 Hier, wo mein Wahn Frieden fand, Wahnfried sei dies Haus von mir genannt. Diese Inschrift trägt das von dem berühmten Tondichter Richard Wagner in Baireuth erbaute Haus în goldenen Buchstaben auf drei Marmortafeln. 14 So schrecklich als der Frommen Wahn kein Unsinn jemals rasen kann. 15 Wahn erheischt viel, Nothdurft wenig. – Simrock, 11120; Körte, 6406; Braun, I, 4874. 16 Wahn ist ein blinde Kuh. – Lehmann, 512, 23. 17 Wer nach dem Wahn lebt, der wird nimmer reich. – Petri, II, 738. 18 Wer seinen Wahn hochachtet, verehrt einen Oelgötzen. Lat.: Dum surgunt miseri, nolunt miseris misereri. (Sutor, 929.) 19 Zum Wahne taugt der Glaube nicht. – Graf, 374, 488. Wer seiner Sache nicht gewiss ist, soll sie nicht durch einen Eid als zweifellose Thatsache hinstellen. (S. Meinen 1 und Zweifel.) Wähnen. 1 In einem Sack voll Wähnen und Meinen findet man keine Handvoll Wissen und Wahrheit. Lat.: In modio rendi non est vola plena sciendi. (Reuterdahl, 447.) Schwed.: Een skoeppa mz waento aer ey hand full mz wisso. (Reuterdahl, 447.) 2 Wähnen ist leichter als wissen. It.: E più facile di presumere, chè di sapere. (Pazzaglia, 306, 1.) 3 Was man wähnt, kommt nicht alles in den Beutel. Lat.: In bursam non det totum quod opinio spondet. (Reuterdahl, 431.) Schwed.: Waenta kombir ey aal i pungh. (Reuterdahl, 431.) 4 Wehnen vnd duncken ist der blinden Kuh spielen. – Lehmann, 357, 17. 5 Wer wähnt, dass er weise sei, dem wohnt ein Thor sehr nahe bei. – Eiselein, 594. 6 Wer wehnt, behilfft sich lieber mit Lügen vnd falsch als mit Warheit. – Lehmann, 511, 22. 7 Wer wohl wähnt, dem ist wohl. – Körte, 6408; Lehmann, II, 853, 368; Simrock, 11122. Frz.: N'est heureux que qui le crait être. Wahnfried, s. Wahn. Wahnolf. Wahnolf ist Trügolfs Bruder. – Simrock, 11123. Mhd.: Wânolf Triegolfs bruoder ist. ( Boner.) – Wânolff betriegolfs bruoder ist. (Narrenschiff.) (Zingerle, 162; Germania, V, 299.) (S. Meiner.) Wahnrath. Waanriad gongt weck ma Seak an Siad. (Nordfries.) – Firmenich, III, 4, 41; für Amrum: Haupt, VIII, 861, 174. Wahnrath, d. i. schlechter, verkehrter Rath geht weg mit Sack und Saat. Wahnsinn. Wahnsinn ist die schlimmste Narrheit. Dän.: Galenskab er første daarskab. (Prov. dan., 212.) Wahnsinniger. Wahnsinnige leiten oft die Blinden. Wahnwaare. De Wanwaare köft, de Wanwaare het. Wahr. 1 Das ist nicht wahr, sagte der Krebs, als die Schwalbe von ihrer Reise erzählte. Wenn jemand dem widerspricht, wovon er gar nichts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/877
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [871]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/877>, abgerufen am 27.04.2024.