Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *52 Wenn das wahr ist, will ich ein Schelm sein.

Lat.: Locusta prius bovem pariet. (Chaos, 563.)

*53 Wenn es nicht wahr ist, so schneuze mich der Teufel. - Parömiakon, 3156.

Betheuerungsformel. Harsdörffer in seinen Gesprächspielen erzählt von jemand, welcher allen seinen Aussagen und Versprechungen die Versicherung beifügte: Wenn es nicht wahr ist, so schneuz' mich der Teufel. Der Teufel habe ihn aber mit einer glühenden Zange derart geschneuzt, dass nur der abgebrannte Stumpf übrig geblieben sei. Und Abraham a Sancta Clara bemerkt a. a. O. dazu: "Wann dieser Höllegast allezeit sollte denjenigen die Nasen schnäuzen: welche anders reden als sie im Herzen haben, so werde man mehr gestutzte Nasen als gestutzte Hund finden."

*54 Wenn es nicht wahr ist, so will ich Hans heissen.

Lat.: Ne sim salvus, si aliter scribo ac sentio. (Egeria, 146.)

*55 Wenn's nicht wahr ist, so ist's doch schön.

*56 Wer weiss, ob's wahr ist!

Wenn jemand Zweifel an der Wahrheit einer Mittheilung ausdrücken will. In Holland, besonders in Nymwegen, hat man die sprichwörtliche Redensart: Weetje wel, wat aan den Teersdijk geschreven stat? De Teersdijk ist eine Herberge in der Nähe von Nymwegen, wo mit grossen Buchstaben geschrieben ist: "Wer weiss, ob es wahr ist!" Man wendet die Redensart an, wenn jemand eine handgreifliche Lüge vorbringt. (Harrebomee, II, 327a.)

*57 Wo dat wahr is, so will ick wol Sim1 heten.

1) Simon der Zauberer.

*58 Wo es nicht war, wolt ich mein Lebenlang ein Mechelburgischer Schunckenmadenfresser vnd Speckhencker aus Engern bleiben. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 264.


Wahren.

1 Dei sall sick wol waren, dat hei keine twei Klüppels na Einem Ruien smitt. (Sauerland.)

2 Ein jeder wahre sich, wenn ich mit meine Fike (Sophie) danz. (Ukermark.)

Ein scherzhaftes Prahlen, sich breitmachen in sogenannter messingscher (halbvornehmer, platt- und hochdeutsch gemischter) Sprechweise.

3 Früh gewahrt ist halb gewehrt.

Span.: Hombre oper cebido medio combatido. (Don Quixote.)

4 Heu (er) es te wahr'n os en Eg (Ei) upper Schwingen. (Lippe.) - Firmenich, I, 271.

5 Jeder wahr' sik vor Stefmüdder un Winterswein'. (Bremen.) - Köster, 253.

6 Wahr di för 'n Sliker, de Biter deit di nix. (Süderdithmarschen.)

Wahre, hüte dich vor dem Schleicher, der Beisser thut dir nichts.

7 Wahr' di vör olle Apen un junge Papen. (Sauerland.)

8 Wahr di vörr den, den Gott teekt (gezeichnet) hett. (Rendsburg.)

9 Wahr' di, wann du op den Iesel sitzest, wann sik twei Wege scheiet. (Sauerland.)

10 Wahr' dich, den Geschwurnen sän Hackel stieht drin. (Oberharz.)

Hüte dich, das Häckel, der Dienststock des Beamten, der einen metallenen, einem Haken ähnlichen Griff oder Stütze hat, ist in der Nähe.

11 Wahre, was du thust und wahre, was danach folgt. - Graf, 292, 58.

Handle nicht gedankenlos, sondern überlege und bedenke die Folgen. "Wair was du tüst, vn war, waz dar nachge." (Ruprecht, I, 46.)

12 Wär sek wart vor Dad, der Lügen steit wol Rad. - Schambach, II, 156.

13 Waren is hebben. - Lyra, 35.

Wer spart, der hat.

14 Wari di för hiat, kul brant egh. (Nordfries.) - Johansen, 74; für Amrum: Haupt, VIII, 359, 130.

Hüte dich vor heiss; kalt brennt nicht. Will sagen: Meide den Hitzigen, der thut wehe.

15 Wari di vör dönnan, diar God tiakend hea. (Nordfries.) - Johansen, 74; für Amrum: Haupt, VIII, 359, 130.

Wahre, hüte dich vor denen, die Gott gezeichnet hat, d. i. vor Krüppeln, Buckeligen u. s. w.

16 Wer sich immer wahrt, der wahrt sich nicht gut.

*17 Man mutt sik vör em waren as vör en slagend Perd. (Holst.) - Schütze, IV, 329.

Man muss sich vor ihm hüten, wie vor einem schlagenden Pferde.


[Spaltenumbruch]
Währen.

1 Es währt alles nur eine Weile. - Siebenkees, 262.

Engl.: Every thing is the worse for wearing. (Masson, 327.)

2 Es währt alles, so lang als es kann.

Frz.: Toute chose n'a qu'un temps. (Gaal, 28.)

3 Es währt nicht ewig in der Welt, dass zwei einen ausrauben.

4 Es währt nichts ewig in der Welt.

Frz.: Il n'est rien dans le monde d'eternelle duree (Kritzinger, 252a.)

5 Et wart nig lang, dat arme Lüd' wat heft (Holst.) - Schütze, IV, 328; Körte, 6809a.

Armer Leute Mittel sind bald erschöpft.

6 Was lange währt, wird gut. - Körte, 6451; Simrock, 6179; Braun, I, 2557; Lohrengel, I, 716; Dove, 257 u. 1141.

Dies Sprichwort hat Friedrich (Satirischer Zeitspiegel) humoristisch behandelt.

Schwed.: Det som dröyes, kommer och til nöyes. (Grubb, 176.)

7 Was lange währt, wird gut, sagte die Bäuerin, als sie den ganzen Tag gebuttert hatte und zu Abend Quark herausnahm. (Oberlausitz.)

8 Wat lange wart, ward god. - Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057; für Holstein: Schütze, IV, 328; für Köln: Firmenich, I, 475, 163; für Waldeck: Curtze, 325, 265.

In Bedburg: Wat lang wird, wird och god.

9 Wat lange wart, werd gaud oder dögt gar nich. - Schambach, II, 428.

Die Langsamkeit, mit der ein Werk fortschreitet, spricht für die Sorgfalt, mit der es ausgeführt wird; sie kann aber auch eine Folge von Unfähigkeit und grober Vernachlässigung sein.

10 Wos lang wahrt, laut't nit schä. (Franken.) - Frommann, VI, 319, 248.

*11 Das währet einen Tantz zur Hochmess. - Mathesy, 92a.

*12 Dat schall waren vun Vesper an bet dat de Höhner upflegt. - Eichwald, 787; Eiselein, 620; Körte, 6297a.

*13 Es hat gewahrt lang und ist erst im Anefang (s. d.).

*14 Es währt bis an den Jüngsten Tag. - Braun, I, 4377.

*15 Es währt eine Kreuzlänge.

*16 Es währt von elf bis Mittag. - Körte, 4268; Braun, I, 2736.

Holl.: Dat duurt van twaalf uren tot den middag. (Harrebomee, II, 85.)

*17 Es werete biss die sonn wolt zu gnaden gehen. - Agricola I, 737.

*18 'S wahrt a ganza geschloana Tag. - Gomolcke, 441.


Wahres.

Wenn das Wahre nicht bald kommt, so kommt es spät.


Wahrhafter.

Ein Wahrhafter unter Lügnern ist wie ein Gläubiger unter Ketzern.


Wahrhaftig.

Wahrhaftig, ich thue dir nichts, sagte die Landratte zur Wasserratte.


Wahrhaftigkeit.

Wahrhaftigkeit muss über alles Los gehen. - Graf, 409, 51.

Der Richter soll genau nach Lage der Sache erkennen. Die alten Rechtsbücher sagen von ihm: All sein Sinnen steht nach der Gerechtigkeit und, wird er aus der Sache nicht klar, so muss er sie hundertdreiundzwanzigmal überlegen; so erst findet Recht, wer Recht hat, Unrecht, wer Unrecht hat.

Altfries.: Weeraftigheet schel gaen buppa alle laes. (Hettema, II, 16, 24.)


Wahrheit.

1 A Wiard klinkt üs an Klaak. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 94.

Die Wahrheit klingt wie eine Glocke. Sinn: Sie ist so sicher erkennbar und vernehmbar, wie eine Glocke. Wenn man eine Glocke hört, weiss man sogleich, dass es eine Glocke ist. Aehnlich ist es mit der Wahrheit.

2 A Wiard komt altidj för ferflöden Dörren. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 9.

Die Wahrheit kommt allezeit vor verschlossene Thüren.

[Spaltenumbruch] *52 Wenn das wahr ist, will ich ein Schelm sein.

Lat.: Locusta prius bovem pariet. (Chaos, 563.)

*53 Wenn es nicht wahr ist, so schneuze mich der Teufel.Parömiakon, 3156.

Betheuerungsformel. Harsdörffer in seinen Gesprächspielen erzählt von jemand, welcher allen seinen Aussagen und Versprechungen die Versicherung beifügte: Wenn es nicht wahr ist, so schneuz' mich der Teufel. Der Teufel habe ihn aber mit einer glühenden Zange derart geschneuzt, dass nur der abgebrannte Stumpf übrig geblieben sei. Und Abraham a Sancta Clara bemerkt a. a. O. dazu: „Wann dieser Höllegast allezeit sollte denjenigen die Nasen schnäuzen: welche anders reden als sie im Herzen haben, so werde man mehr gestutzte Nasen als gestutzte Hund finden.“

*54 Wenn es nicht wahr ist, so will ich Hans heissen.

Lat.: Ne sim salvus, si aliter scribo ac sentio. (Egeria, 146.)

*55 Wenn's nicht wahr ist, so ist's doch schön.

*56 Wer weiss, ob's wahr ist!

Wenn jemand Zweifel an der Wahrheit einer Mittheilung ausdrücken will. In Holland, besonders in Nymwegen, hat man die sprichwörtliche Redensart: Weetje wel, wat aan den Teersdijk geschreven stat? De Teersdijk ist eine Herberge in der Nähe von Nymwegen, wo mit grossen Buchstaben geschrieben ist: „Wer weiss, ob es wahr ist!“ Man wendet die Redensart an, wenn jemand eine handgreifliche Lüge vorbringt. (Harrebomée, II, 327a.)

*57 Wo dat wahr is, so will ick wol Sim1 hêten.

1) Simon der Zauberer.

*58 Wo es nicht war, wolt ich mein Lebenlang ein Mechelburgischer Schunckenmadenfresser vnd Speckhencker aus Engern bleiben.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 264.


Wahren.

1 Dei sall sick wol waren, dat hei keine twéi Klüppels na Einem Ruien smitt. (Sauerland.)

2 Ein jeder wahre sich, wenn ich mit meine Fike (Sophie) danz. (Ukermark.)

Ein scherzhaftes Prahlen, sich breitmachen in sogenannter messingscher (halbvornehmer, platt- und hochdeutsch gemischter) Sprechweise.

3 Früh gewahrt ist halb gewehrt.

Span.: Hombre oper cebido medio combatido. (Don Quixote.)

4 Heu (er) es te wahr'n os en Eg (Ei) upper Schwingen. (Lippe.) – Firmenich, I, 271.

5 Jeder wahr' sik vor Stêfmüdder un Winterswîn'. (Bremen.) – Köster, 253.

6 Wahr di för 'n Sliker, de Biter deit di nix. (Süderdithmarschen.)

Wahre, hüte dich vor dem Schleicher, der Beisser thut dir nichts.

7 Wahr' di vör olle Apen un junge Papen. (Sauerland.)

8 Wahr di vörr den, den Gott teekt (gezeichnet) hett. (Rendsburg.)

9 Wahr' di, wann du op den Iésel sitzest, wann sik twei Wege scheiet. (Sauerland.)

10 Wahr' dich, den Geschwurnen sän Hackel stieht drin. (Oberharz.)

Hüte dich, das Häckel, der Dienststock des Beamten, der einen metallenen, einem Haken ähnlichen Griff oder Stütze hat, ist in der Nähe.

11 Wahre, was du thust und wahre, was danach folgt.Graf, 292, 58.

Handle nicht gedankenlos, sondern überlege und bedenke die Folgen. „Wair was du tüst, vn war, waz dar nachge.“ (Ruprecht, I, 46.)

12 Wär sek wârt vor Dâd, der Lügen steit wol Râd.Schambach, II, 156.

13 Wâren is hebben.Lyra, 35.

Wer spart, der hat.

14 Wari di för hiat, kul brant egh. (Nordfries.) – Johansen, 74; für Amrum: Haupt, VIII, 359, 130.

Hüte dich vor heiss; kalt brennt nicht. Will sagen: Meide den Hitzigen, der thut wehe.

15 Wâri di vör dönnan, diar God tiakend hea. (Nordfries.) – Johansen, 74; für Amrum: Haupt, VIII, 359, 130.

Wahre, hüte dich vor denen, die Gott gezeichnet hat, d. i. vor Krüppeln, Buckeligen u. s. w.

16 Wer sich immer wahrt, der wahrt sich nicht gut.

*17 Man mutt sik vör em wâren as vör en slagend Pêrd. (Holst.) – Schütze, IV, 329.

Man muss sich vor ihm hüten, wie vor einem schlagenden Pferde.


[Spaltenumbruch]
Währen.

1 Es währt alles nur eine Weile.Siebenkees, 262.

Engl.: Every thing is the worse for wearing. (Masson, 327.)

2 Es währt alles, so lang als es kann.

Frz.: Toute chose n'a qu'un temps. (Gaal, 28.)

3 Es währt nicht ewig in der Welt, dass zwei einen ausrauben.

4 Es währt nichts ewig in der Welt.

Frz.: Il n'est rien dans le monde d'éternelle durée (Kritzinger, 252a.)

5 Et wârt nig lang, dat arme Lüd' wat heft (Holst.) – Schütze, IV, 328; Körte, 6809a.

Armer Leute Mittel sind bald erschöpft.

6 Was lange währt, wird gut.Körte, 6451; Simrock, 6179; Braun, I, 2557; Lohrengel, I, 716; Dove, 257 u. 1141.

Dies Sprichwort hat Friedrich (Satirischer Zeitspiegel) humoristisch behandelt.

Schwed.: Det som dröyes, kommer och til nöyes. (Grubb, 176.)

7 Was lange währt, wird gut, sagte die Bäuerin, als sie den ganzen Tag gebuttert hatte und zu Abend Quark herausnahm. (Oberlausitz.)

8 Wat lange wart, ward gôd.Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057; für Holstein: Schütze, IV, 328; für Köln: Firmenich, I, 475, 163; für Waldeck: Curtze, 325, 265.

In Bedburg: Wat lang wird, wird och god.

9 Wat lange wârt, werd gaud oder dögt gar nich.Schambach, II, 428.

Die Langsamkeit, mit der ein Werk fortschreitet, spricht für die Sorgfalt, mit der es ausgeführt wird; sie kann aber auch eine Folge von Unfähigkeit und grober Vernachlässigung sein.

10 Wos lang wahrt, laut't nit schä. (Franken.) – Frommann, VI, 319, 248.

*11 Das währet einen Tantz zur Hochmess.Mathesy, 92a.

*12 Dat schall waren vun Vesper an bet dat de Höhner upflegt.Eichwald, 787; Eiselein, 620; Körte, 6297a.

*13 Es hat gewahrt lang und ist erst im Anefang (s. d.).

*14 Es währt bis an den Jüngsten Tag.Braun, I, 4377.

*15 Es währt eine Kreuzlänge.

*16 Es währt von elf bis Mittag.Körte, 4268; Braun, I, 2736.

Holl.: Dat duurt van twaalf uren tot den middag. (Harrebomée, II, 85.)

*17 Es werete biss die sonn wolt zu gnaden gehen.Agricola I, 737.

*18 'S wahrt a ganza geschloana Tag.Gomolcke, 441.


Wahres.

Wenn das Wahre nicht bald kommt, so kommt es spät.


Wahrhafter.

Ein Wahrhafter unter Lügnern ist wie ein Gläubiger unter Ketzern.


Wahrhaftig.

Wahrhaftig, ich thue dir nichts, sagte die Landratte zur Wasserratte.


Wahrhaftigkeit.

Wahrhaftigkeit muss über alles Los gehen.Graf, 409, 51.

Der Richter soll genau nach Lage der Sache erkennen. Die alten Rechtsbücher sagen von ihm: All sein Sinnen steht nach der Gerechtigkeit und, wird er aus der Sache nicht klar, so muss er sie hundertdreiundzwanzigmal überlegen; so erst findet Recht, wer Recht hat, Unrecht, wer Unrecht hat.

Altfries.: Weeraftigheet schel gaen buppa alle laes. (Hettema, II, 16, 24.)


Wahrheit.

1 A Wiard klinkt üs an Klaak. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 94.

Die Wahrheit klingt wie eine Glocke. Sinn: Sie ist so sicher erkennbar und vernehmbar, wie eine Glocke. Wenn man eine Glocke hört, weiss man sogleich, dass es eine Glocke ist. Aehnlich ist es mit der Wahrheit.

2 A Wiard komt altidj för ferflöden Dörren. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 9.

Die Wahrheit kommt allezeit vor verschlossene Thüren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0879" n="[873]"/><cb n="1745"/>
*52 Wenn das wahr ist, will ich ein Schelm sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Locusta prius bovem pariet. (<hi rendition="#i">Chaos, 563.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*53 Wenn es nicht wahr ist, so schneuze mich der Teufel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3156.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Betheuerungsformel. <hi rendition="#i">Harsdörffer</hi> in seinen <hi rendition="#i">Gesprächspielen</hi> erzählt von jemand, welcher allen seinen Aussagen und Versprechungen die Versicherung beifügte: Wenn es nicht wahr ist, so schneuz' mich der Teufel. Der Teufel habe ihn aber mit einer glühenden Zange derart geschneuzt, dass nur der abgebrannte Stumpf übrig geblieben sei. Und <hi rendition="#i">Abraham a Sancta Clara</hi> bemerkt a. a. O. dazu: &#x201E;Wann dieser Höllegast allezeit sollte denjenigen die Nasen schnäuzen: welche anders reden als sie im Herzen haben, so werde man mehr gestutzte Nasen als gestutzte Hund finden.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*54 Wenn es nicht wahr ist, so will ich Hans heissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne sim salvus, si aliter scribo ac sentio. (<hi rendition="#i">Egeria, 146.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*55 Wenn's nicht wahr ist, so ist's doch schön.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*56 Wer weiss, ob's wahr ist!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand Zweifel an der Wahrheit einer Mittheilung ausdrücken will. In Holland, besonders in Nymwegen, hat man die sprichwörtliche Redensart: Weetje wel, wat aan den Teersdijk geschreven stat? De Teersdijk ist eine Herberge in der Nähe von Nymwegen, wo mit grossen Buchstaben geschrieben ist: &#x201E;Wer weiss, ob es wahr ist!&#x201C; Man wendet die Redensart an, wenn jemand eine handgreifliche Lüge vorbringt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 327<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*57 Wo dat wahr is, so will ick wol Sim<hi rendition="#sup">1</hi> hêten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Simon der Zauberer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*58 Wo es nicht war, wolt ich mein Lebenlang ein Mechelburgischer Schunckenmadenfresser vnd Speckhencker aus Engern bleiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 264.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dei sall sick wol waren, dat hei keine twéi Klüppels na Einem Ruien smitt.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein jeder wahre sich, wenn ich mit meine Fike (Sophie) danz.</hi> (<hi rendition="#i">Ukermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein scherzhaftes Prahlen, sich breitmachen in sogenannter messingscher (halbvornehmer, platt- und hochdeutsch gemischter) Sprechweise.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Früh gewahrt ist halb gewehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Hombre oper cebido medio combatido. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Heu (er) es te wahr'n os en Eg (Ei) upper Schwingen.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 271.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Jeder wahr' sik vor Stêfmüdder un Winterswîn'.</hi> (<hi rendition="#i">Bremen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Köster, 253.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wahr di för 'n Sliker, de Biter deit di nix.</hi> (<hi rendition="#i">Süderdithmarschen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wahre, hüte dich vor dem Schleicher, der Beisser thut dir nichts.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wahr' di vör olle Apen un junge Papen.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wahr di vörr den, den Gott teekt (gezeichnet) hett.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wahr' di, wann du op den Iésel sitzest, wann sik twei Wege scheiet.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wahr' dich, den Geschwurnen sän Hackel stieht drin.</hi> (<hi rendition="#i">Oberharz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Hüte dich, das Häckel, der Dienststock des Beamten, der einen metallenen, einem Haken ähnlichen Griff oder Stütze hat, ist in der Nähe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wahre, was du thust und wahre, was danach folgt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 292, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Handle nicht gedankenlos, sondern überlege und bedenke die Folgen. &#x201E;Wair was du tüst, vn war, waz dar nachge.&#x201C; (<hi rendition="#i">Ruprecht, I, 46.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Wär sek wârt vor Dâd, der Lügen steit wol Râd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 156.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wâren is hebben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lyra, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer spart, der hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wari di för hiat, kul brant egh.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Johansen, 74;</hi> für Amrum: <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 359, 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hüte dich vor heiss; kalt brennt nicht. Will sagen: Meide den Hitzigen, der thut wehe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wâri di vör dönnan, diar God tiakend hea.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Johansen, 74;</hi> für Amrum: <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 359, 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wahre, hüte dich vor denen, die Gott gezeichnet hat, d. i. vor Krüppeln, Buckeligen u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Wer sich immer wahrt, der wahrt sich nicht gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Man mutt sik vör em wâren as vör en slagend Pêrd.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 329.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man muss sich vor ihm hüten, wie vor einem schlagenden Pferde.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1746"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Währen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es währt alles nur eine Weile.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Siebenkees, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Every thing is the worse for wearing. (<hi rendition="#i">Masson, 327.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es währt alles, so lang als es kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Toute chose n'a qu'un temps. (<hi rendition="#i">Gaal, 28.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es währt nicht ewig in der Welt, dass zwei einen ausrauben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es währt nichts ewig in der Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'est rien dans le monde d'éternelle durée (<hi rendition="#i">Kritzinger, 252<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Et wârt nig lang, dat arme Lüd' wat heft</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 328; Körte, 6809<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Armer Leute Mittel sind bald erschöpft.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Was lange währt, wird gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6451; Simrock, 6179; Braun, I, 2557; Lohrengel, I, 716; Dove, 257 u. 1141.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort hat <hi rendition="#i">Friedrich</hi> (<hi rendition="#i">Satirischer Zeitspiegel</hi>) humoristisch behandelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Det som dröyes, kommer och til nöyes. (<hi rendition="#i">Grubb, 176.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Was lange währt, wird gut, sagte die Bäuerin, als sie den ganzen Tag gebuttert hatte und zu Abend Quark herausnahm.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wat lange wart, ward gôd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057;</hi> für Holstein: <hi rendition="#i">Schütze, IV, 328;</hi> für Köln: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 475, 163;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Curtze, 325, 265.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bedburg: Wat lang wird, wird och god.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wat lange wârt, werd gaud oder dögt gar nich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 428.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Langsamkeit, mit der ein Werk fortschreitet, spricht für die Sorgfalt, mit der es ausgeführt wird; sie kann aber auch eine Folge von Unfähigkeit und grober Vernachlässigung sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wos lang wahrt, laut't nit schä.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 319, 248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Das währet einen Tantz zur Hochmess.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 92<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Dat schall waren vun Vesper an bet dat de Höhner upflegt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 787; Eiselein, 620; Körte, 6297<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Es hat gewahrt lang und ist erst im  Anefang (s. d.).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Es währt bis an den Jüngsten Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 4377.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Es währt eine Kreuzlänge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Es währt von elf bis Mittag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 4268; Braun, I, 2736.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat duurt van twaalf uren tot den middag. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 85.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Es werete biss die sonn wolt zu gnaden gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 737.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 'S wahrt a ganza geschloana Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 441.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahres.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn das Wahre nicht bald kommt, so kommt es spät.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrhafter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Wahrhafter unter Lügnern ist wie ein Gläubiger unter Ketzern.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrhaftig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wahrhaftig, ich thue dir nichts, sagte die Landratte zur Wasserratte.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrhaftigkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wahrhaftigkeit muss über alles Los gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 409, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Richter soll genau nach Lage der Sache erkennen. Die alten Rechtsbücher sagen von ihm: All sein Sinnen steht nach der Gerechtigkeit und, wird er aus der Sache nicht klar, so muss er sie hundertdreiundzwanzigmal überlegen; so erst findet Recht, wer Recht hat, Unrecht, wer Unrecht hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: Weeraftigheet schel gaen buppa alle laes. (<hi rendition="#i">Hettema, II, 16, 24.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Wiard klinkt üs an Klaak.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 94.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Wahrheit klingt wie eine Glocke. Sinn: Sie ist so sicher erkennbar und vernehmbar, wie eine Glocke. Wenn man eine Glocke hört, weiss man sogleich, dass es eine Glocke ist. Aehnlich ist es mit der Wahrheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 A Wiard komt altidj för ferflöden Dörren.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Wahrheit kommt allezeit vor verschlossene Thüren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[873]/0879] *52 Wenn das wahr ist, will ich ein Schelm sein. Lat.: Locusta prius bovem pariet. (Chaos, 563.) *53 Wenn es nicht wahr ist, so schneuze mich der Teufel. – Parömiakon, 3156. Betheuerungsformel. Harsdörffer in seinen Gesprächspielen erzählt von jemand, welcher allen seinen Aussagen und Versprechungen die Versicherung beifügte: Wenn es nicht wahr ist, so schneuz' mich der Teufel. Der Teufel habe ihn aber mit einer glühenden Zange derart geschneuzt, dass nur der abgebrannte Stumpf übrig geblieben sei. Und Abraham a Sancta Clara bemerkt a. a. O. dazu: „Wann dieser Höllegast allezeit sollte denjenigen die Nasen schnäuzen: welche anders reden als sie im Herzen haben, so werde man mehr gestutzte Nasen als gestutzte Hund finden.“ *54 Wenn es nicht wahr ist, so will ich Hans heissen. Lat.: Ne sim salvus, si aliter scribo ac sentio. (Egeria, 146.) *55 Wenn's nicht wahr ist, so ist's doch schön. *56 Wer weiss, ob's wahr ist! Wenn jemand Zweifel an der Wahrheit einer Mittheilung ausdrücken will. In Holland, besonders in Nymwegen, hat man die sprichwörtliche Redensart: Weetje wel, wat aan den Teersdijk geschreven stat? De Teersdijk ist eine Herberge in der Nähe von Nymwegen, wo mit grossen Buchstaben geschrieben ist: „Wer weiss, ob es wahr ist!“ Man wendet die Redensart an, wenn jemand eine handgreifliche Lüge vorbringt. (Harrebomée, II, 327a.) *57 Wo dat wahr is, so will ick wol Sim1 hêten. 1) Simon der Zauberer. *58 Wo es nicht war, wolt ich mein Lebenlang ein Mechelburgischer Schunckenmadenfresser vnd Speckhencker aus Engern bleiben. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 264. Wahren. 1 Dei sall sick wol waren, dat hei keine twéi Klüppels na Einem Ruien smitt. (Sauerland.) 2 Ein jeder wahre sich, wenn ich mit meine Fike (Sophie) danz. (Ukermark.) Ein scherzhaftes Prahlen, sich breitmachen in sogenannter messingscher (halbvornehmer, platt- und hochdeutsch gemischter) Sprechweise. 3 Früh gewahrt ist halb gewehrt. Span.: Hombre oper cebido medio combatido. (Don Quixote.) 4 Heu (er) es te wahr'n os en Eg (Ei) upper Schwingen. (Lippe.) – Firmenich, I, 271. 5 Jeder wahr' sik vor Stêfmüdder un Winterswîn'. (Bremen.) – Köster, 253. 6 Wahr di för 'n Sliker, de Biter deit di nix. (Süderdithmarschen.) Wahre, hüte dich vor dem Schleicher, der Beisser thut dir nichts. 7 Wahr' di vör olle Apen un junge Papen. (Sauerland.) 8 Wahr di vörr den, den Gott teekt (gezeichnet) hett. (Rendsburg.) 9 Wahr' di, wann du op den Iésel sitzest, wann sik twei Wege scheiet. (Sauerland.) 10 Wahr' dich, den Geschwurnen sän Hackel stieht drin. (Oberharz.) Hüte dich, das Häckel, der Dienststock des Beamten, der einen metallenen, einem Haken ähnlichen Griff oder Stütze hat, ist in der Nähe. 11 Wahre, was du thust und wahre, was danach folgt. – Graf, 292, 58. Handle nicht gedankenlos, sondern überlege und bedenke die Folgen. „Wair was du tüst, vn war, waz dar nachge.“ (Ruprecht, I, 46.) 12 Wär sek wârt vor Dâd, der Lügen steit wol Râd. – Schambach, II, 156. 13 Wâren is hebben. – Lyra, 35. Wer spart, der hat. 14 Wari di för hiat, kul brant egh. (Nordfries.) – Johansen, 74; für Amrum: Haupt, VIII, 359, 130. Hüte dich vor heiss; kalt brennt nicht. Will sagen: Meide den Hitzigen, der thut wehe. 15 Wâri di vör dönnan, diar God tiakend hea. (Nordfries.) – Johansen, 74; für Amrum: Haupt, VIII, 359, 130. Wahre, hüte dich vor denen, die Gott gezeichnet hat, d. i. vor Krüppeln, Buckeligen u. s. w. 16 Wer sich immer wahrt, der wahrt sich nicht gut. *17 Man mutt sik vör em wâren as vör en slagend Pêrd. (Holst.) – Schütze, IV, 329. Man muss sich vor ihm hüten, wie vor einem schlagenden Pferde. Währen. 1 Es währt alles nur eine Weile. – Siebenkees, 262. Engl.: Every thing is the worse for wearing. (Masson, 327.) 2 Es währt alles, so lang als es kann. Frz.: Toute chose n'a qu'un temps. (Gaal, 28.) 3 Es währt nicht ewig in der Welt, dass zwei einen ausrauben. 4 Es währt nichts ewig in der Welt. Frz.: Il n'est rien dans le monde d'éternelle durée (Kritzinger, 252a.) 5 Et wârt nig lang, dat arme Lüd' wat heft (Holst.) – Schütze, IV, 328; Körte, 6809a. Armer Leute Mittel sind bald erschöpft. 6 Was lange währt, wird gut. – Körte, 6451; Simrock, 6179; Braun, I, 2557; Lohrengel, I, 716; Dove, 257 u. 1141. Dies Sprichwort hat Friedrich (Satirischer Zeitspiegel) humoristisch behandelt. Schwed.: Det som dröyes, kommer och til nöyes. (Grubb, 176.) 7 Was lange währt, wird gut, sagte die Bäuerin, als sie den ganzen Tag gebuttert hatte und zu Abend Quark herausnahm. (Oberlausitz.) 8 Wat lange wart, ward gôd. – Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057; für Holstein: Schütze, IV, 328; für Köln: Firmenich, I, 475, 163; für Waldeck: Curtze, 325, 265. In Bedburg: Wat lang wird, wird och god. 9 Wat lange wârt, werd gaud oder dögt gar nich. – Schambach, II, 428. Die Langsamkeit, mit der ein Werk fortschreitet, spricht für die Sorgfalt, mit der es ausgeführt wird; sie kann aber auch eine Folge von Unfähigkeit und grober Vernachlässigung sein. 10 Wos lang wahrt, laut't nit schä. (Franken.) – Frommann, VI, 319, 248. *11 Das währet einen Tantz zur Hochmess. – Mathesy, 92a. *12 Dat schall waren vun Vesper an bet dat de Höhner upflegt. – Eichwald, 787; Eiselein, 620; Körte, 6297a. *13 Es hat gewahrt lang und ist erst im Anefang (s. d.). *14 Es währt bis an den Jüngsten Tag. – Braun, I, 4377. *15 Es währt eine Kreuzlänge. *16 Es währt von elf bis Mittag. – Körte, 4268; Braun, I, 2736. Holl.: Dat duurt van twaalf uren tot den middag. (Harrebomée, II, 85.) *17 Es werete biss die sonn wolt zu gnaden gehen. – Agricola I, 737. *18 'S wahrt a ganza geschloana Tag. – Gomolcke, 441. Wahres. Wenn das Wahre nicht bald kommt, so kommt es spät. Wahrhafter. Ein Wahrhafter unter Lügnern ist wie ein Gläubiger unter Ketzern. Wahrhaftig. Wahrhaftig, ich thue dir nichts, sagte die Landratte zur Wasserratte. Wahrhaftigkeit. Wahrhaftigkeit muss über alles Los gehen. – Graf, 409, 51. Der Richter soll genau nach Lage der Sache erkennen. Die alten Rechtsbücher sagen von ihm: All sein Sinnen steht nach der Gerechtigkeit und, wird er aus der Sache nicht klar, so muss er sie hundertdreiundzwanzigmal überlegen; so erst findet Recht, wer Recht hat, Unrecht, wer Unrecht hat. Altfries.: Weeraftigheet schel gaen buppa alle laes. (Hettema, II, 16, 24.) Wahrheit. 1 A Wiard klinkt üs an Klaak. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 6, 94. Die Wahrheit klingt wie eine Glocke. Sinn: Sie ist so sicher erkennbar und vernehmbar, wie eine Glocke. Wenn man eine Glocke hört, weiss man sogleich, dass es eine Glocke ist. Aehnlich ist es mit der Wahrheit. 2 A Wiard komt altidj för ferflöden Dörren. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 9. Die Wahrheit kommt allezeit vor verschlossene Thüren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/879
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [873]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/879>, abgerufen am 27.04.2024.