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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 3 Unter dem Wall ist am besten se geln.

4 Wir bawen Welle, Pasteyen vnd gross festung, aber vns selbst bawen wir nichts. - Petri, II, 796.

*5 Einem vom Wall in den Graben helfen.

Seinen Untergang befördern.

*6 He kummt leger Wall. - Hauskalender, II.


Wallachen.

*1 Eck will dei wallacken, dat du sass'st den Hemmel für 'n Dudelsack ansehn. (Lippe.)

*2 Eck will dei wallacken, du sass'st an den Wännen in de Höchte (Höhe) springen.


Walle.

In Wall'1 wohnen de Schelms un Defen all. - Kern, 5, 26.

1) Ein ostfriesisches Dorf bei Aurich. (S. Log 2.)


Wallen.

1 Walle, doch nicht falle! - Körte, 6431.

2 Wallen vnnd irren, als weren sie im Behmerwald. - Mathesius, Sarepta, Vorr.


Wallfahrer.

1 Wallfahrer kommen selten heiliger nach Haus. - Simrock, 11169.

2 Wo Wallfahrer des Weges gezogen sind, kann der Teufel nicht hin, bis neun Regen das Erdreich abgewaschen haben. - Baumgarten, II, 30.


Wallfahrt.

1 Eine Wallfahrt zu den heiligen Füssen des Palmesels zu Birnbaum wäre das Einzige, sonst wüsste ich kein Mittel, sagte der Mönch zu einem Manne mit dem Podagra. - Klosterspiegel, 67, 20.

2 Walfahrt bringt keyn Wolfart. - Fischart, Bkb. (1581), 141.

*3 Es ist eine stumme Wallfahrt.


Wallfahrten.

1 Man muss dahin wallfahrten, wo man Ablass und Gnaden erhalten kann. - Wirth, I, 538.

2 Wallfahrten geschehen mehr aus Wollust, denn aus Andacht.

Frz.: Aux pelerinages des environs on depense beaucoup de vin, et peu de cire. (Kritzinger, 146a.)

3 Wallfart gehen zu stummen aussländischen Bildern gibt daheim Brodheischen der lebendigen Bilder. - Zinkgref, IV, 75.

In Bezug auf die sittlichen Gefahren sagt man in Böhmen: Auf Wallfahrten kauft sich mancher Jüngling eine dreiellige Jungfrau und manche Junfrau ein lebendiges Bildchen. (Celakovsky, 16.)

4 Wer oft wallfahrten thut, wird selten gut.

Mit Zwiebeln, sagt man in Böhmen, geht der Wallfahrer aus, und mit Knoblauch kommt er nach Haus.

Böhm.: Po nemoci, po pouti, darmo dobrym slouti. (Celakovsky, 16.)

Holl.: Die veel pel grimaadjen doen, worden zelden heilig. (Harrebomee, I, 297.)

5 Wer viel wallfahrtet, kommt selten heiliger nach Haus. - Körte, 6432; Braun, I, 4897; Masson, 105.

Nach der Aussage des Medicinalraths Dr. Wittner kommen z. B. in Baiern die meisten Fälle von Nothzucht Kindesmord, Körperverletzung u. s. w. gerade auf Altötting, den berühmten Wallfahrtsort, wohin nach einem münchener Blatte 156315 "fromme Pilger und Pilgerinnen" gewallfahrtet. (Vgl. W. Müller, Bezahlte Federn, 1859, S. 32.)

Frz.: Femme folle a la messe, molle a la fesse. - Mangeur de crucifix. (Masson, 106.)

Holl.: Reist vrouw of maagd in bedevaart, zij krijgt al ligt een' kwaden aard. - Van ziekte of bedevaart werdt niemand beter. (Harrebomee, I, 37.)

Span.: Cara de beato, y undas de gato. (Masson, 106.)

*6 Ich sah dich wallfahrten, als die andern von der Wallfahrt zurückkamen. - Burckhardt, 295.

Von Saumseligen.


Wallfahrtsort.

Es ist ein armer Wallfahrtsort, dem der Heilige fehlt.


Wallinghausen.

In Wallinghusen dar slant se sück mit Kusen1, de olle Wiefen mit Specken2, dat kunn wol "Walkenhusen" heten. - Kern, 526.

1) Backenzähnen? (Vgl. Stürenburg, 129b.)

2) Speichen der Wagenräder. (S. Log 2 und Wall.)


[Spaltenumbruch]
Walliser.

1 D' Walliser si hundert Jahr später ufg'stann als di ussere Kantone. - Sutermeister, 49.

2 Der Walliser braucht vor allem vier Dinge: a guots Glas Wii, an Pfiife guete Tobak, a schöni Chircha und es hübs Maidje. - Sutermeister, 49.


Wallnuss.

1 Es ist eine böse Wallnuss, wenn ein Mönch am Nussbaum hängt, kein Schwabe ässe einen Kern davon. - Klosterspiegel, 71, 20.

2 Keine schönere Wallnuss, als wenn ein Mönch am Nussbaum hängt. - Klosterspiegel, 71, 19.


Walpel.

* Eine Walpel (oder Walp). - Germania, V, 354.

Abkürzung von Waltburg oder Walpurgis; in Baiern zur Bezeichnung einer dummen Weibsperson. (Schmeller, IV, 71.)


Walpurgis.

1 Um Walpurgis (1. Mai) fährt der Saft in die Birken und der Teufel in die Weiber.

"Das kan wol sein, aber dann wird das Bild wol kaum die wöchentliche Wäsche vorgestellt haben, sondern die solenne, die universelle, welche um Walpurgis gefeiert wird, wo, wie die Holländer sagen, der Saft in die Birken und der Teufel in die Weiber fährt." (Bohemia 1875, Nr. 152.)

2 Walpurgis ein Rabe, Urban (25. Mai) ein Knabe. (Oschersleben.) - Boebel, 22.


Walpurgisnacht.

In Walpurgisnacht Regen bringt ein Jahr mit reichem Segen. - Boebel, 23.


Walpurgistag.

Waldburgetag stehet für den Sommer, wie der Zaun für drei Korn. - Petri, II, 584.


Walstatt.

Auf der Walstatt zeigt sich der Tapfere. - Schlechta, 483.


Walten.

1 Walte, wie du willt, Gott ist mein Schild. - Venedey, 170.

*2 Nu walts die Gritte. - Gomolcke, 816.


Waltgott.

Das Waltgott isch alliwil no besser as e Fluech. - Eiselein, 627.


Walther.

Mach's wie Walther, der macht's, wie er wollte. (Gegend vom Zobtenberge.) - Schles. Provinzialbl., 1873, S. 239.


Wälzen.

*1 Das ist zum wälzen.

Nämlich so drollig, so lächerlich u. s. w. "Auch Stücke, die mir in die Hände kommen, sind oft zum Wälzen." (Blumenthal, 182.)

*2 Er wälzt sich wie eine Sau im Morast.

"In allerhand Sünden und Lastern gleichsamb wie ein Sau im Morast umbgewälzet." (Springinsfeld.)

*3 Er wälzt sich wie Lavinen. - Eiselein, 413.

*4 Er wälzt sich wieder nach der Schwemme in dem Koth. - Kritzinger, 141b.

*5 Hei weltert sik äs en Palmiesel. (Westf.)

Palmesel ist in Westfalen ein Scheltwort für einen trägen Menschen, der sich, besonders in Gesellschaften, unanständig beträgt, wie sich etwa der Palmesel bei der Procession wälzte, was voraussetzt, dass man einen leibhaften Esel mitgeführt, wovon man in Westfalen nichts wissen will. In Baiern hat man (nach Schmeller's Bairischem Wörterbuch) noch vor einigen Jahrzehnten einen hölzernen Palmesel herumgeführt.


Walzer.

1 Ein Walzer (welscher Tanz) macht eine lustige Stube.

Lat.: Agmina letiae citant celeres balarie. (Reuterdahl, 65.)

Schwed.: Woersther planz gör blidhan danz. (Reuterdahl, 65.)

2 Wer Walzer tanzen will, der mag auch die Musik bezahlen.

Dies Sprichwort wurde in Schlesien von einem Handwerker angewandt, als eine höhere Schulanstalt auf Kosten der Stadt errichtet werden sollte. Er wollte damit sagen: Wer seinen Söhnen etwas lernen lassen will, der mag sie nach einer andern Stadt schicken und die Kosten dafür tragen.


[Spaltenumbruch] 3 Unter dem Wall ist am besten se geln.

4 Wir bawen Welle, Pasteyen vnd gross festung, aber vns selbst bawen wir nichts.Petri, II, 796.

*5 Einem vom Wall in den Graben helfen.

Seinen Untergang befördern.

*6 He kummt leger Wall.Hauskalender, II.


Wallachen.

*1 Eck will dî wallacken, dat du sass'st den Hemmel für 'n Dudelsack ansehn. (Lippe.)

*2 Eck will dî wallacken, du sass'st an den Wännen in de Höchte (Höhe) springen.


Walle.

In Wall'1 wohnen de Schelms un Defen all.Kern, 5, 26.

1) Ein ostfriesisches Dorf bei Aurich. (S. Lôg 2.)


Wallen.

1 Walle, doch nicht falle!Körte, 6431.

2 Wallen vnnd irren, als weren sie im Behmerwald.Mathesius, Sarepta, Vorr.


Wallfahrer.

1 Wallfahrer kommen selten heiliger nach Haus.Simrock, 11169.

2 Wo Wallfahrer des Weges gezogen sind, kann der Teufel nicht hin, bis neun Regen das Erdreich abgewaschen haben.Baumgarten, II, 30.


Wallfahrt.

1 Eine Wallfahrt zu den heiligen Füssen des Palmesels zu Birnbaum wäre das Einzige, sonst wüsste ich kein Mittel, sagte der Mönch zu einem Manne mit dem Podagra.Klosterspiegel, 67, 20.

2 Walfahrt bringt keyn Wolfart.Fischart, Bkb. (1581), 141.

*3 Es ist eine stumme Wallfahrt.


Wallfahrten.

1 Man muss dahin wallfahrten, wo man Ablass und Gnaden erhalten kann.Wirth, I, 538.

2 Wallfahrten geschehen mehr aus Wollust, denn aus Andacht.

Frz.: Aux pélerinages des environs on depense beaucoup de vin, et peu de cire. (Kritzinger, 146a.)

3 Wallfart gehen zu stummen aussländischen Bildern gibt daheim Brodheischen der lebendigen Bilder.Zinkgref, IV, 75.

In Bezug auf die sittlichen Gefahren sagt man in Böhmen: Auf Wallfahrten kauft sich mancher Jüngling eine dreiellige Jungfrau und manche Junfrau ein lebendiges Bildchen. (Čelakovsky, 16.)

4 Wer oft wallfahrten thut, wird selten gut.

Mit Zwiebeln, sagt man in Böhmen, geht der Wallfahrer aus, und mit Knoblauch kommt er nach Haus.

Böhm.: Po nemoci, po pouti, darmo dobrým slouti. (Čelakovsky, 16.)

Holl.: Die veel pel grimaadjen doen, worden zelden heilig. (Harrebomée, I, 297.)

5 Wer viel wallfahrtet, kommt selten heiliger nach Haus.Körte, 6432; Braun, I, 4897; Masson, 105.

Nach der Aussage des Medicinalraths Dr. Wittner kommen z. B. in Baiern die meisten Fälle von Nothzucht Kindesmord, Körperverletzung u. s. w. gerade auf Altötting, den berühmten Wallfahrtsort, wohin nach einem münchener Blatte 156315 „fromme Pilger und Pilgerinnen“ gewallfahrtet. (Vgl. W. Müller, Bezahlte Federn, 1859, S. 32.)

Frz.: Femme folle à la messe, molle à la fesse. – Mangeur de crucifix. (Masson, 106.)

Holl.: Reist vrouw of maagd in bedevaart, zij krijgt al ligt een' kwaden aard. – Van ziekte of bedevaart werdt niemand beter. (Harrebomée, I, 37.)

Span.: Cara de beato, y uñas de gato. (Masson, 106.)

*6 Ich sah dich wallfahrten, als die andern von der Wallfahrt zurückkamen.Burckhardt, 295.

Von Saumseligen.


Wallfahrtsort.

Es ist ein armer Wallfahrtsort, dem der Heilige fehlt.


Wallinghausen.

In Wallinghusen dar slânt se sück mit Kusen1, de olle Wiefen mit Specken2, dat kunn wol „Walkenhusen“ heten.Kern, 526.

1) Backenzähnen? (Vgl. Stürenburg, 129b.)

2) Speichen der Wagenräder. (S. Lôg 2 und Wall.)


[Spaltenumbruch]
Walliser.

1 D' Walliser si hundert Jahr später ufg'stann als di ussere Kantone.Sutermeister, 49.

2 Der Walliser braucht vor allem vier Dinge: a guots Glas Wii, an Pfiife guete Tobak, a schöni Chircha und es hübs Maidje.Sutermeister, 49.


Wallnuss.

1 Es ist eine böse Wallnuss, wenn ein Mönch am Nussbaum hängt, kein Schwabe ässe einen Kern davon.Klosterspiegel, 71, 20.

2 Keine schönere Wallnuss, als wenn ein Mönch am Nussbaum hängt.Klosterspiegel, 71, 19.


Walpel.

* Eine Walpel (oder Walp).Germania, V, 354.

Abkürzung von Waltburg oder Walpurgis; in Baiern zur Bezeichnung einer dummen Weibsperson. (Schmeller, IV, 71.)


Walpurgis.

1 Um Walpurgis (1. Mai) fährt der Saft in die Birken und der Teufel in die Weiber.

„Das kan wol sein, aber dann wird das Bild wol kaum die wöchentliche Wäsche vorgestellt haben, sondern die solenne, die universelle, welche um Walpurgis gefeiert wird, wo, wie die Holländer sagen, der Saft in die Birken und der Teufel in die Weiber fährt.“ (Bohemia 1875, Nr. 152.)

2 Walpurgis ein Rabe, Urban (25. Mai) ein Knabe. (Oschersleben.) – Boebel, 22.


Walpurgisnacht.

In Walpurgisnacht Regen bringt ein Jahr mit reichem Segen.Boebel, 23.


Walpurgistag.

Waldburgetag stehet für den Sommer, wie der Zaun für drei Korn.Petri, II, 584.


Walstatt.

Auf der Walstatt zeigt sich der Tapfere.Schlechta, 483.


Walten.

1 Walte, wie du willt, Gott ist mein Schild.Venedey, 170.

*2 Nu walts die Gritte.Gomolcke, 816.


Waltgott.

Das Waltgott isch alliwil no besser as e Fluech.Eiselein, 627.


Walther.

Mach's wie Walther, der macht's, wie er wollte. (Gegend vom Zobtenberge.) – Schles. Provinzialbl., 1873, S. 239.


Wälzen.

*1 Das ist zum wälzen.

Nämlich so drollig, so lächerlich u. s. w. „Auch Stücke, die mir in die Hände kommen, sind oft zum Wälzen.“ (Blumenthal, 182.)

*2 Er wälzt sich wie eine Sau im Morast.

„In allerhand Sünden und Lastern gleichsamb wie ein Sau im Morast umbgewälzet.“ (Springinsfeld.)

*3 Er wälzt sich wie Lavinen.Eiselein, 413.

*4 Er wälzt sich wieder nach der Schwemme in dem Koth.Kritzinger, 141b.

*5 Hei weltert sik äs en Palmiesel. (Westf.)

Palmesel ist in Westfalen ein Scheltwort für einen trägen Menschen, der sich, besonders in Gesellschaften, unanständig beträgt, wie sich etwa der Palmesel bei der Procession wälzte, was voraussetzt, dass man einen leibhaften Esel mitgeführt, wovon man in Westfalen nichts wissen will. In Baiern hat man (nach Schmeller's Bairischem Wörterbuch) noch vor einigen Jahrzehnten einen hölzernen Palmesel herumgeführt.


Walzer.

1 Ein Walzer (welscher Tanz) macht eine lustige Stube.

Lat.: Agmina letiae citant celeres balarie. (Reuterdahl, 65.)

Schwed.: Woersther planz gör blidhan danz. (Reuterdahl, 65.)

2 Wer Walzer tanzen will, der mag auch die Musik bezahlen.

Dies Sprichwort wurde in Schlesien von einem Handwerker angewandt, als eine höhere Schulanstalt auf Kosten der Stadt errichtet werden sollte. Er wollte damit sagen: Wer seinen Söhnen etwas lernen lassen will, der mag sie nach einer andern Stadt schicken und die Kosten dafür tragen.


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[[887]/0893] 3 Unter dem Wall ist am besten se geln. 4 Wir bawen Welle, Pasteyen vnd gross festung, aber vns selbst bawen wir nichts. – Petri, II, 796. *5 Einem vom Wall in den Graben helfen. Seinen Untergang befördern. *6 He kummt leger Wall. – Hauskalender, II. Wallachen. *1 Eck will dî wallacken, dat du sass'st den Hemmel für 'n Dudelsack ansehn. (Lippe.) *2 Eck will dî wallacken, du sass'st an den Wännen in de Höchte (Höhe) springen. Walle. In Wall'1 wohnen de Schelms un Defen all. – Kern, 5, 26. 1) Ein ostfriesisches Dorf bei Aurich. (S. Lôg 2.) Wallen. 1 Walle, doch nicht falle! – Körte, 6431. 2 Wallen vnnd irren, als weren sie im Behmerwald. – Mathesius, Sarepta, Vorr. Wallfahrer. 1 Wallfahrer kommen selten heiliger nach Haus. – Simrock, 11169. 2 Wo Wallfahrer des Weges gezogen sind, kann der Teufel nicht hin, bis neun Regen das Erdreich abgewaschen haben. – Baumgarten, II, 30. Wallfahrt. 1 Eine Wallfahrt zu den heiligen Füssen des Palmesels zu Birnbaum wäre das Einzige, sonst wüsste ich kein Mittel, sagte der Mönch zu einem Manne mit dem Podagra. – Klosterspiegel, 67, 20. 2 Walfahrt bringt keyn Wolfart. – Fischart, Bkb. (1581), 141. *3 Es ist eine stumme Wallfahrt. Wallfahrten. 1 Man muss dahin wallfahrten, wo man Ablass und Gnaden erhalten kann. – Wirth, I, 538. 2 Wallfahrten geschehen mehr aus Wollust, denn aus Andacht. Frz.: Aux pélerinages des environs on depense beaucoup de vin, et peu de cire. (Kritzinger, 146a.) 3 Wallfart gehen zu stummen aussländischen Bildern gibt daheim Brodheischen der lebendigen Bilder. – Zinkgref, IV, 75. In Bezug auf die sittlichen Gefahren sagt man in Böhmen: Auf Wallfahrten kauft sich mancher Jüngling eine dreiellige Jungfrau und manche Junfrau ein lebendiges Bildchen. (Čelakovsky, 16.) 4 Wer oft wallfahrten thut, wird selten gut. Mit Zwiebeln, sagt man in Böhmen, geht der Wallfahrer aus, und mit Knoblauch kommt er nach Haus. Böhm.: Po nemoci, po pouti, darmo dobrým slouti. (Čelakovsky, 16.) Holl.: Die veel pel grimaadjen doen, worden zelden heilig. (Harrebomée, I, 297.) 5 Wer viel wallfahrtet, kommt selten heiliger nach Haus. – Körte, 6432; Braun, I, 4897; Masson, 105. Nach der Aussage des Medicinalraths Dr. Wittner kommen z. B. in Baiern die meisten Fälle von Nothzucht Kindesmord, Körperverletzung u. s. w. gerade auf Altötting, den berühmten Wallfahrtsort, wohin nach einem münchener Blatte 156315 „fromme Pilger und Pilgerinnen“ gewallfahrtet. (Vgl. W. Müller, Bezahlte Federn, 1859, S. 32.) Frz.: Femme folle à la messe, molle à la fesse. – Mangeur de crucifix. (Masson, 106.) Holl.: Reist vrouw of maagd in bedevaart, zij krijgt al ligt een' kwaden aard. – Van ziekte of bedevaart werdt niemand beter. (Harrebomée, I, 37.) Span.: Cara de beato, y uñas de gato. (Masson, 106.) *6 Ich sah dich wallfahrten, als die andern von der Wallfahrt zurückkamen. – Burckhardt, 295. Von Saumseligen. Wallfahrtsort. Es ist ein armer Wallfahrtsort, dem der Heilige fehlt. Wallinghausen. In Wallinghusen dar slânt se sück mit Kusen1, de olle Wiefen mit Specken2, dat kunn wol „Walkenhusen“ heten. – Kern, 526. 1) Backenzähnen? (Vgl. Stürenburg, 129b.) 2) Speichen der Wagenräder. (S. Lôg 2 und Wall.) Walliser. 1 D' Walliser si hundert Jahr später ufg'stann als di ussere Kantone. – Sutermeister, 49. 2 Der Walliser braucht vor allem vier Dinge: a guots Glas Wii, an Pfiife guete Tobak, a schöni Chircha und es hübs Maidje. – Sutermeister, 49. Wallnuss. 1 Es ist eine böse Wallnuss, wenn ein Mönch am Nussbaum hängt, kein Schwabe ässe einen Kern davon. – Klosterspiegel, 71, 20. 2 Keine schönere Wallnuss, als wenn ein Mönch am Nussbaum hängt. – Klosterspiegel, 71, 19. Walpel. * Eine Walpel (oder Walp). – Germania, V, 354. Abkürzung von Waltburg oder Walpurgis; in Baiern zur Bezeichnung einer dummen Weibsperson. (Schmeller, IV, 71.) Walpurgis. 1 Um Walpurgis (1. Mai) fährt der Saft in die Birken und der Teufel in die Weiber. „Das kan wol sein, aber dann wird das Bild wol kaum die wöchentliche Wäsche vorgestellt haben, sondern die solenne, die universelle, welche um Walpurgis gefeiert wird, wo, wie die Holländer sagen, der Saft in die Birken und der Teufel in die Weiber fährt.“ (Bohemia 1875, Nr. 152.) 2 Walpurgis ein Rabe, Urban (25. Mai) ein Knabe. (Oschersleben.) – Boebel, 22. Walpurgisnacht. In Walpurgisnacht Regen bringt ein Jahr mit reichem Segen. – Boebel, 23. Walpurgistag. Waldburgetag stehet für den Sommer, wie der Zaun für drei Korn. – Petri, II, 584. Walstatt. Auf der Walstatt zeigt sich der Tapfere. – Schlechta, 483. Walten. 1 Walte, wie du willt, Gott ist mein Schild. – Venedey, 170. *2 Nu walts die Gritte. – Gomolcke, 816. Waltgott. Das Waltgott isch alliwil no besser as e Fluech. – Eiselein, 627. Walther. Mach's wie Walther, der macht's, wie er wollte. (Gegend vom Zobtenberge.) – Schles. Provinzialbl., 1873, S. 239. Wälzen. *1 Das ist zum wälzen. Nämlich so drollig, so lächerlich u. s. w. „Auch Stücke, die mir in die Hände kommen, sind oft zum Wälzen.“ (Blumenthal, 182.) *2 Er wälzt sich wie eine Sau im Morast. „In allerhand Sünden und Lastern gleichsamb wie ein Sau im Morast umbgewälzet.“ (Springinsfeld.) *3 Er wälzt sich wie Lavinen. – Eiselein, 413. *4 Er wälzt sich wieder nach der Schwemme in dem Koth. – Kritzinger, 141b. *5 Hei weltert sik äs en Palmiesel. (Westf.) Palmesel ist in Westfalen ein Scheltwort für einen trägen Menschen, der sich, besonders in Gesellschaften, unanständig beträgt, wie sich etwa der Palmesel bei der Procession wälzte, was voraussetzt, dass man einen leibhaften Esel mitgeführt, wovon man in Westfalen nichts wissen will. In Baiern hat man (nach Schmeller's Bairischem Wörterbuch) noch vor einigen Jahrzehnten einen hölzernen Palmesel herumgeführt. Walzer. 1 Ein Walzer (welscher Tanz) macht eine lustige Stube. Lat.: Agmina letiae citant celeres balarie. (Reuterdahl, 65.) Schwed.: Woersther planz gör blidhan danz. (Reuterdahl, 65.) 2 Wer Walzer tanzen will, der mag auch die Musik bezahlen. Dies Sprichwort wurde in Schlesien von einem Handwerker angewandt, als eine höhere Schulanstalt auf Kosten der Stadt errichtet werden sollte. Er wollte damit sagen: Wer seinen Söhnen etwas lernen lassen will, der mag sie nach einer andern Stadt schicken und die Kosten dafür tragen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [887]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/893>, abgerufen am 27.04.2024.