Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Wambenschieber.

* Es sind Wambenschieber.

Es ist dies ein Spitzname, den man den Einwohnern von Algund in Tirol gibt, wol in Bezug auf die vielen Schmaustage, die sie halten, und welche wol im Stande sind, dicke Bäuche zu erzeugen. (Westermann, 25, 616.)


Wamme.

Auf einer fetten Wamme steht selten ein subtiler Kopf. - Argos, 743.

Lat.: Ingenium excellens non gignitur venter obesus. (Sutor, 743.)


Wampe.

Mit leeren Wampen ist nicht gut gampen. - Eiselein, 627; Birlinger, 520.

Schwäbisch Wampe = Bauch, Wanst; gampen = geilen.


Wampelius.

Wampelius stiftet alles Uebel. - Parömiakon, 1434.

Traurige Folgen der Unmässigkeit im Genuss.


Wams.

1 Am Wams kann man nicht sehen, wer ein Brandmal trägt.

Holl.: Het is aan het wambuis niet te zien, wie een brandmerk draagt. (Harrebomee, II, 435a.)

2 Ein Wammes ligt nicht so hart an, man kan es abthun, wenn man will. - Lehmann, 425, 46.

3 Es hilft kein Wams für (vor) den Galgen. - Sutor, 375.

"Kein wammes ist für den galgen gut, dem Dieb zuletzt nichts helffen thut."

Holl.: Er baat geen wambuis voor de galg. (Harrebomee, II, 435a.)

Lat.: Nulla valet diplois contra suspendia furis. (Loci comm., 79.)

4 Was ein Wams sein soll, das muss man nicht zu Hosen machen.

5 Was nicht am Wams ist, das ist an den Hosen.

6 Weiss Wams und rothe Hosen schlagen keinen Feind. - Grubb, 673.

Die Uniform macht nicht den Soldaten (s. d.).

*7 Allna gra kummt Jan in 't Wams. - Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057.

Allmählich kommt Johann in die Jacke. Warnt vor Uebereilung, auch wol ironisch, wenn die Ruhe das Mass überschreitet.

*8 Dare krickt noa Womste vau mer. (Sprottau.) - Firmenich, II, 298, 16.

*9 Das geht gegen das Wams. (Würtemberg.)

Das sind fühlbare Angriffe, die man abwehren muss.

*10 Das Wamms ist ihm aufgegangen.

Frz.: Votre jupe s'est detachee. (Kritzinger, 227b.)

*11 Dat öss e ander Wams, dat heft Schösskes. - Frischbier2, 3969.

Wird angewandt, wenn eine Rede, eine Handlung, Sache u. s. w. mehr als die vorausgehende befriedigt.

*12 Einem aufs Wams kommen.

Holl.: Zij kwamen hem op zijn wammes. (Harrebomee, II, 435a.)

*13 Einem das Wamms ausklopffen. - Simplic., I, 370.

" ... Er suchte an allen Orten und Enden mir das Wamms ausszuklopfen." (Simplic., 436.)

Frz.: Battre quelqu'un comme platre. - En lui donnera sur son maroquin. - Epousseter quelqu'un. (Kritzinger, 62b u. 284a.) - Faire chamarrer le pourpoint de coups de batons a quelqu'un. (Kritzinger, 118a.) - Il en a eau tout du long de l'aune. - Repasser le buffle a quelqu'un. (Kritzinger, 442a u. 605a.) - Secouer quelqu'un. (Kritzinger, 46b u. 641a.) - Se jetter sur la friperie de quelqu'un. - Trousser la jaquette a quelqu'un. (Kritzinger, 334b u. 385b.)

*14 Einem das Wams nähen.

Unter den Schlagen 71 angeführten Ausdrücken für Schlagen sind viele, welche wie in der vorstehenden Redensart in Verbindung mit andern Wörtern eine Art und Weise oder Form, eine Steigerung oder einen Grad des Schlagens, oder einen Punkt, einen Theil des Körpers, auf den es gerichtet ist u. dgl. bezeichnen. Nach dem dort erwähnten Braunschweiger Magazin erfolgt hier eine Zusammenstellung derselben. Einem das Fell, die Jacke, den Pelz, den Rücken, das Wams u. s. w. aus-, zerklopfen. Einem die Kolbe (Polle) lausen, das Fell, den Rücken u. s. w. zerledern. Einem das Fell, den Rücken bläuen, zerbläuen. Den Buckel, das Fell, die Haut, den Pelz, den Rücken, gerben, aus-, durch-, zergerben. Das Fell, den Pelz, den Rücken fegen, dreschen, zerdreschen. Den Rücken bürsten. Einen ins Gesicht, auf oder über den Kopf, Rücken, auf den Hintern u. s. w. hauen, hinter die Ohren hauen, einen Schwielen, Striemen hauen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerhauen. Einen in Stücke (Kochstücke) hauen. Einem den Buckel, den Rücken[Spaltenumbruch] kehren. Einen auf die Finger klopfen. Einen nach Noten prügeln. Einem das Fell, den Rücken aus-, durch-, zerprügeln. Einem die Hucke vollprügeln. Einen an, auf oder über den Kopf, den Nischel u. s. w. auf den Rücken, ins Gesicht, in den Nacken, an den Hals u. s. w. schlagen, hinter die Ohren schlagen (up det Hörhaus slaen, up de Plumen slaen), mit etwas um den Kopf schlagen, einen in die Zähne schlagen u. s. w. Den Sleff in de Flözze slaen (den Kochlöffel in den Mund, in die Zähne schlagen). Einem den Kopf ein-, zerhämmern. Einem den Hirnkasten einschlagen, Arm und Bein entzwei schlagen, alle Rippen im Leibe zerschlagen. Einem die Zähne aus dem Munde, die Augen aus dem Kopfe schlagen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. schmieren. Einem die Jacke, den Pelz u. s. w. stöbern. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerwalken, auswamsen u. s. w. Das Fell auswichsen u. s. w. (Vgl. Braunschweiger Magazin, 1813, St. 12b.)

*15 Er kriegt noch Wamse (Schläge) von mir.

*16 Er trägt kein eng Wammes. (S. Hund 1546.) - Lehmann, 721, 2.

"D. i. er lässt sich nichts anfechten."

*17 Erst Wams und Hose, dann eine goldne Dose.

*18 Es geht ihm vnters Wammes, nicht ins Herz. (S. Hund 1596.) - Lehmann, 721, 2.

*19 He hett wat in 't Wamms. - Kern, 1071.

Er ist kräftig.

*20 Sein Wammes liegt so hart nicht an. (S. Hund 1596.) - Lehmann, 721, 2.

Vom Unbesorgten, Sorglosen.

*21 Wat up't Wams kriegen. - Kern, 1072.


Wand.

1 Alles, was die Wand bepisst, soll sterben, wenn's ein Schurke ist.

2 An den Wänden deines Hauses erkennt man, dass du ein Köhler bist.

3 An eine schwache (schwankende) Wand muss man sich nicht lehnen.

Dän.: Ondt er at stötte sig til ludende vaeg. (Bohn I, 394.)

Holl.: Tegen eenen zwacken muur zal men niet leunen. (Harrebomee, II, 112a.)

4 An eine Wand, so den Fall droht, pisst kein Hund. - Eiselein, 331.

5 Auch die Wände haben Ohren. - Eiselein, 627; Simrock, 11175; Tendlau, 861; Burckhardt, 92; Dove, 348 u. 376; Braun, I, 4898.

"Auch die Wände, glaub's nur, da und dort, haben Ohren, hören jedes Wort." (Ehrmann, 133.) Nicht von allen reden, sagen die Osmanen, denn die Erde hat Ohren. (Schlechta, 448.)

Jüd.-deutsch: Osnajem le-kojssel - a stiefel hot auch Ohjern.

Der erste Satz ist ein rabbinisches Sprichwort, das grosse Verschwiegenheit empfiehlt, indem es sagt, dass auch die Wände Ohren haben. (Vgl. Raschi, Beruchoth, 8; Dukes, 31.) Der andere Satz ist ein Anhängsel des Volkswitzes, welcher hinzufügt, dass auch die Stiefeln Ohren haben. - Wänd hoben Ojern, die gassen hoben Augen. (Dukes, 32.)

Dän.: Muusene og ormene i saeggen see og höre. (Prov. dan., 448.) - Ofte er hwlt hörende naer. (Prov. dan., 319.)

Engl.: Fields have eyes and woods have ears. - Walls hawe cars. (Eiselein, 627.)

Frz.: Les mureilles ont des oreilles.

Lat.: Nullum puta sine teste locum. (Philippi, II, 54.) - Omnis angulus est oculatus. (Gaal, 1234.) - Parietes habent aures. (Bovill, I, 41.) - Sub omni lapide scorpius dormit. (Tappius, 28b; Binder I, 1688; II, 3224; Philippi, II, 204; Seybold, 585.)

Span.: Las paredes tienen vidos. (Don Quixote.)

Ung.: Neha a' hazfalnak is vagyon szeme. (Gaal, 1234.)

6 Aus einer dürren Wand lässt sich kein Oel pressen.

Frz.: On ne saurait tirer de l'huile d'un mur. (Bohn I, 43.)

7 Aus vier Wänden baut man einen Stall.

Wortspiel mit dem Volksnamen Wenden. (Vgl. Andree in Unsere Zeit, 1872, Hft. 7.)

8 Binnen beschlossenen Wänden und unter Dach soll niemand Urtheil finden. - Graf, 404, 20.

Zum Wesen des alten Gerichtsverfahren gehörte Oeffentlichkeit. Unter Laubbäumen, in der offenen Aue, auf einem hervorragenden Hügel oder grössern Stein setzt sich der Richter und Beisitzer zu Dinge. Die ganze Gemeinde umsteht ihn. Hier und da bildete ein Faden die einzige Schranke zwischen Gericht und Volk. Schon die Karolinger versuchten die Richter durch Errichtung von Gerichtshäusern mehr vor Wind und Wetter zu schützen, als es die Bäume vermochten, aber es dauerte sehr lange, ehe man sich daran gewöhnen konnte, im geschlossenen Raum Recht zu nehmen.

Mhd.: Inrunt geschlossen wenden und under dach sol nymand urteyl vinden. (Senkenberg, Schwabenspiegel, 165, 2; Ficker, 186, 254.)

[Spaltenumbruch]
Wambenschieber.

* Es sind Wambenschieber.

Es ist dies ein Spitzname, den man den Einwohnern von Algund in Tirol gibt, wol in Bezug auf die vielen Schmaustage, die sie halten, und welche wol im Stande sind, dicke Bäuche zu erzeugen. (Westermann, 25, 616.)


Wamme.

Auf einer fetten Wamme steht selten ein subtiler Kopf.Argos, 743.

Lat.: Ingenium excellens non gignitur venter obesus. (Sutor, 743.)


Wampe.

Mit leeren Wampen ist nicht gut gampen.Eiselein, 627; Birlinger, 520.

Schwäbisch Wampe = Bauch, Wanst; gampen = geilen.


Wampelius.

Wampelius stiftet alles Uebel.Parömiakon, 1434.

Traurige Folgen der Unmässigkeit im Genuss.


Wams.

1 Am Wams kann man nicht sehen, wer ein Brandmal trägt.

Holl.: Het is aan het wambuis niet te zien, wie een brandmerk draagt. (Harrebomée, II, 435a.)

2 Ein Wammes ligt nicht so hart an, man kan es abthun, wenn man will.Lehmann, 425, 46.

3 Es hilft kein Wams für (vor) den Galgen.Sutor, 375.

„Kein wammes ist für den galgen gut, dem Dieb zuletzt nichts helffen thut.“

Holl.: Er baat geen wambuis voor de galg. (Harrebomée, II, 435a.)

Lat.: Nulla valet diplois contra suspendia furis. (Loci comm., 79.)

4 Was ein Wams sein soll, das muss man nicht zu Hosen machen.

5 Was nicht am Wams ist, das ist an den Hosen.

6 Weiss Wams und rothe Hosen schlagen keinen Feind.Grubb, 673.

Die Uniform macht nicht den Soldaten (s. d.).

*7 Allna gra kummt Jan in 't Wams.Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057.

Allmählich kommt Johann in die Jacke. Warnt vor Uebereilung, auch wol ironisch, wenn die Ruhe das Mass überschreitet.

*8 Dare krickt noa Womste vau mer. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 16.

*9 Das geht gegen das Wams. (Würtemberg.)

Das sind fühlbare Angriffe, die man abwehren muss.

*10 Das Wamms ist ihm aufgegangen.

Frz.: Vôtre jupe s'est detachée. (Kritzinger, 227b.)

*11 Dat öss e ander Wams, dat heft Schösskes.Frischbier2, 3969.

Wird angewandt, wenn eine Rede, eine Handlung, Sache u. s. w. mehr als die vorausgehende befriedigt.

*12 Einem aufs Wams kommen.

Holl.: Zij kwamen hem op zijn wammes. (Harrebomée, II, 435a.)

*13 Einem das Wamms ausklopffen.Simplic., I, 370.

„ ... Er suchte an allen Orten und Enden mir das Wamms ausszuklopfen.“ (Simplic., 436.)

Frz.: Battre quelqu'un comme plâtre. – En lui donnera sur son maroquin. – Epousseter quelqu'un. (Kritzinger, 62b u. 284a.) – Faire chamarrer le pourpoint de coups de bâtons a quelqu'un. (Kritzinger, 118a.) – Il en a eû tout du long de l'aune. – Repasser le buffle à quelqu'un. (Kritzinger, 442a u. 605a.) – Secouer quelqu'un. (Kritzinger, 46b u. 641a.) – Se jetter sur la friperie de quelqu'un. – Trousser la jaquette à quelqu'un. (Kritzinger, 334b u. 385b.)

*14 Einem das Wams nähen.

Unter den Schlagen 71 angeführten Ausdrücken für Schlagen sind viele, welche wie in der vorstehenden Redensart in Verbindung mit andern Wörtern eine Art und Weise oder Form, eine Steigerung oder einen Grad des Schlagens, oder einen Punkt, einen Theil des Körpers, auf den es gerichtet ist u. dgl. bezeichnen. Nach dem dort erwähnten Braunschweiger Magazin erfolgt hier eine Zusammenstellung derselben. Einem das Fell, die Jacke, den Pelz, den Rücken, das Wams u. s. w. aus-, zerklopfen. Einem die Kolbe (Polle) lausen, das Fell, den Rücken u. s. w. zerledern. Einem das Fell, den Rücken bläuen, zerbläuen. Den Buckel, das Fell, die Haut, den Pelz, den Rücken, gerben, aus-, durch-, zergerben. Das Fell, den Pelz, den Rücken fegen, dreschen, zerdreschen. Den Rücken bürsten. Einen ins Gesicht, auf oder über den Kopf, Rücken, auf den Hintern u. s. w. hauen, hinter die Ohren hauen, einen Schwielen, Striemen hauen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerhauen. Einen in Stücke (Kochstücke) hauen. Einem den Buckel, den Rücken[Spaltenumbruch] kehren. Einen auf die Finger klopfen. Einen nach Noten prügeln. Einem das Fell, den Rücken aus-, durch-, zerprügeln. Einem die Hucke vollprügeln. Einen an, auf oder über den Kopf, den Nischel u. s. w. auf den Rücken, ins Gesicht, in den Nacken, an den Hals u. s. w. schlagen, hinter die Ohren schlagen (up det Hörhûs slaen, up de Plumen slaen), mit etwas um den Kopf schlagen, einen in die Zähne schlagen u. s. w. Den Sleff in de Flözze slaen (den Kochlöffel in den Mund, in die Zähne schlagen). Einem den Kopf ein-, zerhämmern. Einem den Hirnkasten einschlagen, Arm und Bein entzwei schlagen, alle Rippen im Leibe zerschlagen. Einem die Zähne aus dem Munde, die Augen aus dem Kopfe schlagen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. schmieren. Einem die Jacke, den Pelz u. s. w. stöbern. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerwalken, auswamsen u. s. w. Das Fell auswichsen u. s. w. (Vgl. Braunschweiger Magazin, 1813, St. 12b.)

*15 Er kriegt noch Wamse (Schläge) von mir.

*16 Er trägt kein eng Wammes. (S. Hund 1546.) – Lehmann, 721, 2.

„D. i. er lässt sich nichts anfechten.“

*17 Erst Wams und Hose, dann eine goldne Dose.

*18 Es geht ihm vnters Wammes, nicht ins Herz. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2.

*19 He hett wat in 't Wamms.Kern, 1071.

Er ist kräftig.

*20 Sein Wammes liegt so hart nicht an. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2.

Vom Unbesorgten, Sorglosen.

*21 Wat up't Wams kriegen.Kern, 1072.


Wand.

1 Alles, was die Wand bepisst, soll sterben, wenn's ein Schurke ist.

2 An den Wänden deines Hauses erkennt man, dass du ein Köhler bist.

3 An eine schwache (schwankende) Wand muss man sich nicht lehnen.

Dän.: Ondt er at støtte sig til ludende væg. (Bohn I, 394.)

Holl.: Tegen eenen zwacken muur zal men niet leunen. (Harrebomée, II, 112a.)

4 An eine Wand, so den Fall droht, pisst kein Hund.Eiselein, 331.

5 Auch die Wände haben Ohren.Eiselein, 627; Simrock, 11175; Tendlau, 861; Burckhardt, 92; Dove, 348 u. 376; Braun, I, 4898.

„Auch die Wände, glaub's nur, da und dort, haben Ohren, hören jedes Wort.“ (Ehrmann, 133.) Nicht von allen reden, sagen die Osmanen, denn die Erde hat Ohren. (Schlechta, 448.)

Jüd.-deutsch: Osnajem le-kojssel – a stiefel hot auch Ohjern.

Der erste Satz ist ein rabbinisches Sprichwort, das grosse Verschwiegenheit empfiehlt, indem es sagt, dass auch die Wände Ohren haben. (Vgl. Raschi, Beruchoth, 8; Dukes, 31.) Der andere Satz ist ein Anhängsel des Volkswitzes, welcher hinzufügt, dass auch die Stiefeln Ohren haben. – Wänd hoben Ojern, die gassen hoben Augen. (Dukes, 32.)

Dän.: Muusene og ormene i sæggen see og høre. (Prov. dan., 448.) – Ofte er hwlt hørende nær. (Prov. dan., 319.)

Engl.: Fields have eyes and woods have ears. – Walls hawe cars. (Eiselein, 627.)

Frz.: Les mureilles ont des oreilles.

Lat.: Nullum puta sine teste locum. (Philippi, II, 54.) – Omnis angulus est oculatus. (Gaal, 1234.) – Parietes habent aures. (Bovill, I, 41.) – Sub omni lapide scorpius dormit. (Tappius, 28b; Binder I, 1688; II, 3224; Philippi, II, 204; Seybold, 585.)

Span.: Las paredes tienen vidos. (Don Quixote.)

Ung.: Néha a' házfalnak is vagyon szeme. (Gaal, 1234.)

6 Aus einer dürren Wand lässt sich kein Oel pressen.

Frz.: On ne saurait tirer de l'huile d'un mur. (Bohn I, 43.)

7 Aus vier Wänden baut man einen Stall.

Wortspiel mit dem Volksnamen Wenden. (Vgl. Andree in Unsere Zeit, 1872, Hft. 7.)

8 Binnen beschlossenen Wänden und unter Dach soll niemand Urtheil finden.Graf, 404, 20.

Zum Wesen des alten Gerichtsverfahren gehörte Oeffentlichkeit. Unter Laubbäumen, in der offenen Aue, auf einem hervorragenden Hügel oder grössern Stein setzt sich der Richter und Beisitzer zu Dinge. Die ganze Gemeinde umsteht ihn. Hier und da bildete ein Faden die einzige Schranke zwischen Gericht und Volk. Schon die Karolinger versuchten die Richter durch Errichtung von Gerichtshäusern mehr vor Wind und Wetter zu schützen, als es die Bäume vermochten, aber es dauerte sehr lange, ehe man sich daran gewöhnen konnte, im geschlossenen Raum Recht zu nehmen.

Mhd.: Inrunt geschlossen wenden und under dach sol nymand urteyl vinden. (Senkenberg, Schwabenspiegel, 165, 2; Ficker, 186, 254.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0894" n="[888]"/>
        <cb n="1775"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wambenschieber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind Wambenschieber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist dies ein Spitzname, den man den Einwohnern von Algund in Tirol gibt, wol in Bezug auf die vielen Schmaustage, die sie halten, und welche wol im Stande sind, dicke Bäuche zu erzeugen. (<hi rendition="#i">Westermann, 25, 616.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wamme.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Auf einer fetten Wamme steht selten ein subtiler Kopf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Argos, 743.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ingenium excellens non gignitur venter obesus. (<hi rendition="#i">Sutor, 743.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wampe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Mit leeren Wampen ist nicht gut gampen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 627; Birlinger, 520.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schwäbisch Wampe = Bauch, Wanst; gampen = geilen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wampelius.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wampelius stiftet alles Uebel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1434.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Traurige Folgen der Unmässigkeit im Genuss.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wams.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Am Wams kann man nicht sehen, wer ein Brandmal trägt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is aan het wambuis niet te zien, wie een brandmerk draagt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 435<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein Wammes ligt nicht so hart an, man kan es abthun, wenn man will.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 425, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es hilft kein Wams für (vor) den Galgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 375.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Kein wammes ist für den galgen gut, dem Dieb zuletzt nichts helffen thut.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Er baat geen wambuis voor de galg. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 435<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nulla valet diplois contra suspendia furis. (<hi rendition="#i">Loci comm., 79.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Was ein Wams sein soll, das muss man nicht zu Hosen machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Was nicht am Wams ist, das ist an den Hosen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Weiss Wams und rothe Hosen schlagen keinen Feind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grubb, 673.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Uniform macht nicht den  Soldaten (s. d.).</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Allna gra kummt Jan in 't Wams.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Allmählich kommt Johann in die Jacke. Warnt vor Uebereilung, auch wol ironisch, wenn die Ruhe das Mass überschreitet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Dare krickt noa Womste vau mer.</hi> (<hi rendition="#i">Sprottau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, II, 298, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Das geht gegen das Wams.</hi> (<hi rendition="#i">Würtemberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das sind fühlbare Angriffe, die man abwehren muss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Das Wamms ist ihm aufgegangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Vôtre jupe s'est detachée. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 227<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Dat öss e ander Wams, dat heft Schösskes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3969.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird angewandt, wenn eine Rede, eine Handlung, Sache u. <hi rendition="#i">s.</hi> w. mehr als die vorausgehende befriedigt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Einem aufs Wams kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zij kwamen hem op zijn wammes. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 435<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Einem das Wamms ausklopffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simplic., I, 370.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E; ... Er suchte an allen Orten und Enden mir das Wamms ausszuklopfen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Simplic., 436.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Battre quelqu'un comme plâtre. &#x2013; En lui donnera sur son maroquin. &#x2013; Epousseter quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 62<hi rendition="#sup">b</hi> u. 284<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; Faire chamarrer le pourpoint de coups de bâtons a quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 118<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; Il en a eû tout du long de l'aune. &#x2013; Repasser le buffle à quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 442<hi rendition="#sup">a</hi> u. 605<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; Secouer quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 46<hi rendition="#sup">b</hi> u. 641<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) &#x2013; Se jetter sur la friperie de quelqu'un. &#x2013; Trousser la jaquette à quelqu'un. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 334<hi rendition="#sup">b</hi> u. 385<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Einem das Wams nähen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter den Schlagen 71 angeführten Ausdrücken für Schlagen sind viele, welche wie in der vorstehenden Redensart in Verbindung mit andern Wörtern eine Art und Weise oder Form, eine Steigerung oder einen Grad des Schlagens, oder einen Punkt, einen Theil des Körpers, auf den es gerichtet ist u. dgl. bezeichnen. Nach dem dort erwähnten <hi rendition="#i">Braunschweiger Magazin</hi> erfolgt hier eine Zusammenstellung derselben. Einem das Fell, die Jacke, den Pelz, den Rücken, das Wams u. s. w. aus-, zerklopfen. Einem die Kolbe (Polle) lausen, das Fell, den Rücken u. s. w. zerledern. Einem das Fell, den Rücken bläuen, zerbläuen. Den Buckel, das Fell, die Haut, den Pelz, den Rücken, gerben, aus-, durch-, zergerben. Das Fell, den Pelz, den Rücken fegen, dreschen, zerdreschen. Den Rücken bürsten. Einen ins Gesicht, auf oder über den Kopf, Rücken, auf den Hintern u. s. w. hauen, hinter die Ohren hauen, einen Schwielen, Striemen hauen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerhauen. Einen in Stücke (Kochstücke) hauen. Einem den Buckel, den Rücken<cb n="1776"/>
kehren. Einen auf die Finger klopfen. Einen nach Noten prügeln. Einem das Fell, den Rücken aus-, durch-, zerprügeln. Einem die Hucke vollprügeln. Einen an, auf oder über den Kopf, den Nischel u. s. w. auf den Rücken, ins Gesicht, in den Nacken, an den Hals u. s. w. schlagen, hinter die Ohren schlagen (up det Hörhûs slaen, up de Plumen slaen), mit etwas um den Kopf schlagen, einen in die Zähne schlagen u. s. w. Den Sleff in de Flözze slaen (den Kochlöffel in den Mund, in die Zähne schlagen). Einem den Kopf ein-, zerhämmern. Einem den Hirnkasten einschlagen, Arm und Bein entzwei schlagen, alle Rippen im Leibe zerschlagen. Einem die Zähne aus dem Munde, die Augen aus dem Kopfe schlagen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. schmieren. Einem die Jacke, den Pelz u. s. w. stöbern. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerwalken, auswamsen u. s. w. Das Fell auswichsen u. s. w. (Vgl. <hi rendition="#i">Braunschweiger Magazin, 1813, St. 12<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Er kriegt noch Wamse (Schläge) von mir.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Er trägt kein eng Wammes.</hi> (S.  Hund 1546.) &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 721, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;D. i. er lässt sich nichts anfechten.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 Erst Wams und Hose, dann eine goldne Dose.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Es geht ihm vnters Wammes, nicht ins Herz.</hi> (S.  Hund 1596.) &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 721, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 He hett wat in 't Wamms.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1071.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist kräftig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Sein Wammes liegt so hart nicht an.</hi> (S.  Hund 1596.) &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 721, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Unbesorgten, Sorglosen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Wat up't Wams kriegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kern, 1072.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wand.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alles, was die Wand bepisst, soll sterben, wenn's ein Schurke ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 An den Wänden deines Hauses erkennt man, dass du ein Köhler bist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 An eine schwache (schwankende) Wand muss man sich nicht lehnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ondt er at støtte sig til ludende væg. (<hi rendition="#i">Bohn I, 394.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Tegen eenen zwacken muur zal men niet leunen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 112<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 An eine Wand, so den Fall droht, pisst kein Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 331.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Auch die Wände haben Ohren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 627; Simrock, 11175; Tendlau, 861; Burckhardt, 92; Dove, 348 u. 376; Braun, I, 4898.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Auch die Wände, glaub's nur, da und dort, haben Ohren, hören jedes Wort.&#x201C; (<hi rendition="#i">Ehrmann, 133.</hi>) Nicht von allen reden, sagen die Osmanen, denn die Erde hat Ohren. (<hi rendition="#i">Schlechta, 448.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: Osnajem le-kojssel &#x2013; a stiefel hot auch Ohjern.</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der erste Satz ist ein rabbinisches Sprichwort, das grosse Verschwiegenheit empfiehlt, indem es sagt, dass auch die Wände Ohren haben. (Vgl. <hi rendition="#i">Raschi, Beruchoth, 8; Dukes, 31.</hi>) Der andere Satz ist ein Anhängsel des Volkswitzes, welcher hinzufügt, dass auch die Stiefeln Ohren haben. &#x2013; Wänd hoben Ojern, die gassen hoben Augen. (<hi rendition="#i">Dukes, 32.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Muusene og ormene i sæggen see og høre. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 448.</hi>) &#x2013; Ofte er hwlt hørende nær. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 319.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Fields have eyes and woods have ears. &#x2013; Walls hawe cars. (<hi rendition="#i">Eiselein, 627.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les mureilles ont des oreilles.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nullum puta sine teste locum. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 54.</hi>) &#x2013; Omnis angulus est oculatus. (<hi rendition="#i">Gaal, 1234.</hi>) &#x2013; Parietes habent aures. (<hi rendition="#i">Bovill, I, 41.</hi>) &#x2013; Sub omni lapide scorpius dormit. (<hi rendition="#i">Tappius, 28<hi rendition="#sup">b</hi>; Binder I, 1688; II, 3224; Philippi, II, 204; Seybold, 585.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Las paredes tienen vidos. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Néha a' házfalnak is vagyon szeme. (<hi rendition="#i">Gaal, 1234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Aus einer dürren Wand lässt sich kein Oel pressen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On ne saurait tirer de l'huile d'un mur. (<hi rendition="#i">Bohn I, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Aus vier Wänden baut man einen Stall.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wortspiel mit dem Volksnamen Wenden. (Vgl. <hi rendition="#i">Andree in Unsere Zeit, 1872, Hft. 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Binnen beschlossenen Wänden und unter Dach soll niemand Urtheil finden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 404, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zum Wesen des alten Gerichtsverfahren gehörte Oeffentlichkeit. Unter Laubbäumen, in der offenen Aue, auf einem hervorragenden Hügel oder grössern Stein setzt sich der Richter und Beisitzer zu Dinge. Die ganze Gemeinde umsteht ihn. Hier und da bildete ein Faden die einzige Schranke zwischen Gericht und Volk. Schon die Karolinger versuchten die Richter durch Errichtung von Gerichtshäusern mehr vor Wind und Wetter zu schützen, als es die Bäume vermochten, aber es dauerte sehr lange, ehe man sich daran gewöhnen konnte, im geschlossenen Raum Recht zu nehmen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Inrunt geschlossen wenden und under dach sol nymand urteyl vinden. (<hi rendition="#i">Senkenberg, Schwabenspiegel, 165, 2; Ficker, 186, 254.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[888]/0894] Wambenschieber. * Es sind Wambenschieber. Es ist dies ein Spitzname, den man den Einwohnern von Algund in Tirol gibt, wol in Bezug auf die vielen Schmaustage, die sie halten, und welche wol im Stande sind, dicke Bäuche zu erzeugen. (Westermann, 25, 616.) Wamme. Auf einer fetten Wamme steht selten ein subtiler Kopf. – Argos, 743. Lat.: Ingenium excellens non gignitur venter obesus. (Sutor, 743.) Wampe. Mit leeren Wampen ist nicht gut gampen. – Eiselein, 627; Birlinger, 520. Schwäbisch Wampe = Bauch, Wanst; gampen = geilen. Wampelius. Wampelius stiftet alles Uebel. – Parömiakon, 1434. Traurige Folgen der Unmässigkeit im Genuss. Wams. 1 Am Wams kann man nicht sehen, wer ein Brandmal trägt. Holl.: Het is aan het wambuis niet te zien, wie een brandmerk draagt. (Harrebomée, II, 435a.) 2 Ein Wammes ligt nicht so hart an, man kan es abthun, wenn man will. – Lehmann, 425, 46. 3 Es hilft kein Wams für (vor) den Galgen. – Sutor, 375. „Kein wammes ist für den galgen gut, dem Dieb zuletzt nichts helffen thut.“ Holl.: Er baat geen wambuis voor de galg. (Harrebomée, II, 435a.) Lat.: Nulla valet diplois contra suspendia furis. (Loci comm., 79.) 4 Was ein Wams sein soll, das muss man nicht zu Hosen machen. 5 Was nicht am Wams ist, das ist an den Hosen. 6 Weiss Wams und rothe Hosen schlagen keinen Feind. – Grubb, 673. Die Uniform macht nicht den Soldaten (s. d.). *7 Allna gra kummt Jan in 't Wams. – Goldschmidt, 106; Weserzeitung, 4057. Allmählich kommt Johann in die Jacke. Warnt vor Uebereilung, auch wol ironisch, wenn die Ruhe das Mass überschreitet. *8 Dare krickt noa Womste vau mer. (Sprottau.) – Firmenich, II, 298, 16. *9 Das geht gegen das Wams. (Würtemberg.) Das sind fühlbare Angriffe, die man abwehren muss. *10 Das Wamms ist ihm aufgegangen. Frz.: Vôtre jupe s'est detachée. (Kritzinger, 227b.) *11 Dat öss e ander Wams, dat heft Schösskes. – Frischbier2, 3969. Wird angewandt, wenn eine Rede, eine Handlung, Sache u. s. w. mehr als die vorausgehende befriedigt. *12 Einem aufs Wams kommen. Holl.: Zij kwamen hem op zijn wammes. (Harrebomée, II, 435a.) *13 Einem das Wamms ausklopffen. – Simplic., I, 370. „ ... Er suchte an allen Orten und Enden mir das Wamms ausszuklopfen.“ (Simplic., 436.) Frz.: Battre quelqu'un comme plâtre. – En lui donnera sur son maroquin. – Epousseter quelqu'un. (Kritzinger, 62b u. 284a.) – Faire chamarrer le pourpoint de coups de bâtons a quelqu'un. (Kritzinger, 118a.) – Il en a eû tout du long de l'aune. – Repasser le buffle à quelqu'un. (Kritzinger, 442a u. 605a.) – Secouer quelqu'un. (Kritzinger, 46b u. 641a.) – Se jetter sur la friperie de quelqu'un. – Trousser la jaquette à quelqu'un. (Kritzinger, 334b u. 385b.) *14 Einem das Wams nähen. Unter den Schlagen 71 angeführten Ausdrücken für Schlagen sind viele, welche wie in der vorstehenden Redensart in Verbindung mit andern Wörtern eine Art und Weise oder Form, eine Steigerung oder einen Grad des Schlagens, oder einen Punkt, einen Theil des Körpers, auf den es gerichtet ist u. dgl. bezeichnen. Nach dem dort erwähnten Braunschweiger Magazin erfolgt hier eine Zusammenstellung derselben. Einem das Fell, die Jacke, den Pelz, den Rücken, das Wams u. s. w. aus-, zerklopfen. Einem die Kolbe (Polle) lausen, das Fell, den Rücken u. s. w. zerledern. Einem das Fell, den Rücken bläuen, zerbläuen. Den Buckel, das Fell, die Haut, den Pelz, den Rücken, gerben, aus-, durch-, zergerben. Das Fell, den Pelz, den Rücken fegen, dreschen, zerdreschen. Den Rücken bürsten. Einen ins Gesicht, auf oder über den Kopf, Rücken, auf den Hintern u. s. w. hauen, hinter die Ohren hauen, einen Schwielen, Striemen hauen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerhauen. Einen in Stücke (Kochstücke) hauen. Einem den Buckel, den Rücken kehren. Einen auf die Finger klopfen. Einen nach Noten prügeln. Einem das Fell, den Rücken aus-, durch-, zerprügeln. Einem die Hucke vollprügeln. Einen an, auf oder über den Kopf, den Nischel u. s. w. auf den Rücken, ins Gesicht, in den Nacken, an den Hals u. s. w. schlagen, hinter die Ohren schlagen (up det Hörhûs slaen, up de Plumen slaen), mit etwas um den Kopf schlagen, einen in die Zähne schlagen u. s. w. Den Sleff in de Flözze slaen (den Kochlöffel in den Mund, in die Zähne schlagen). Einem den Kopf ein-, zerhämmern. Einem den Hirnkasten einschlagen, Arm und Bein entzwei schlagen, alle Rippen im Leibe zerschlagen. Einem die Zähne aus dem Munde, die Augen aus dem Kopfe schlagen. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. schmieren. Einem die Jacke, den Pelz u. s. w. stöbern. Einem das Fell, den Rücken u. s. w. aus-, durch-, zerwalken, auswamsen u. s. w. Das Fell auswichsen u. s. w. (Vgl. Braunschweiger Magazin, 1813, St. 12b.) *15 Er kriegt noch Wamse (Schläge) von mir. *16 Er trägt kein eng Wammes. (S. Hund 1546.) – Lehmann, 721, 2. „D. i. er lässt sich nichts anfechten.“ *17 Erst Wams und Hose, dann eine goldne Dose. *18 Es geht ihm vnters Wammes, nicht ins Herz. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2. *19 He hett wat in 't Wamms. – Kern, 1071. Er ist kräftig. *20 Sein Wammes liegt so hart nicht an. (S. Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2. Vom Unbesorgten, Sorglosen. *21 Wat up't Wams kriegen. – Kern, 1072. Wand. 1 Alles, was die Wand bepisst, soll sterben, wenn's ein Schurke ist. 2 An den Wänden deines Hauses erkennt man, dass du ein Köhler bist. 3 An eine schwache (schwankende) Wand muss man sich nicht lehnen. Dän.: Ondt er at støtte sig til ludende væg. (Bohn I, 394.) Holl.: Tegen eenen zwacken muur zal men niet leunen. (Harrebomée, II, 112a.) 4 An eine Wand, so den Fall droht, pisst kein Hund. – Eiselein, 331. 5 Auch die Wände haben Ohren. – Eiselein, 627; Simrock, 11175; Tendlau, 861; Burckhardt, 92; Dove, 348 u. 376; Braun, I, 4898. „Auch die Wände, glaub's nur, da und dort, haben Ohren, hören jedes Wort.“ (Ehrmann, 133.) Nicht von allen reden, sagen die Osmanen, denn die Erde hat Ohren. (Schlechta, 448.) Jüd.-deutsch: Osnajem le-kojssel – a stiefel hot auch Ohjern. Der erste Satz ist ein rabbinisches Sprichwort, das grosse Verschwiegenheit empfiehlt, indem es sagt, dass auch die Wände Ohren haben. (Vgl. Raschi, Beruchoth, 8; Dukes, 31.) Der andere Satz ist ein Anhängsel des Volkswitzes, welcher hinzufügt, dass auch die Stiefeln Ohren haben. – Wänd hoben Ojern, die gassen hoben Augen. (Dukes, 32.) Dän.: Muusene og ormene i sæggen see og høre. (Prov. dan., 448.) – Ofte er hwlt hørende nær. (Prov. dan., 319.) Engl.: Fields have eyes and woods have ears. – Walls hawe cars. (Eiselein, 627.) Frz.: Les mureilles ont des oreilles. Lat.: Nullum puta sine teste locum. (Philippi, II, 54.) – Omnis angulus est oculatus. (Gaal, 1234.) – Parietes habent aures. (Bovill, I, 41.) – Sub omni lapide scorpius dormit. (Tappius, 28b; Binder I, 1688; II, 3224; Philippi, II, 204; Seybold, 585.) Span.: Las paredes tienen vidos. (Don Quixote.) Ung.: Néha a' házfalnak is vagyon szeme. (Gaal, 1234.) 6 Aus einer dürren Wand lässt sich kein Oel pressen. Frz.: On ne saurait tirer de l'huile d'un mur. (Bohn I, 43.) 7 Aus vier Wänden baut man einen Stall. Wortspiel mit dem Volksnamen Wenden. (Vgl. Andree in Unsere Zeit, 1872, Hft. 7.) 8 Binnen beschlossenen Wänden und unter Dach soll niemand Urtheil finden. – Graf, 404, 20. Zum Wesen des alten Gerichtsverfahren gehörte Oeffentlichkeit. Unter Laubbäumen, in der offenen Aue, auf einem hervorragenden Hügel oder grössern Stein setzt sich der Richter und Beisitzer zu Dinge. Die ganze Gemeinde umsteht ihn. Hier und da bildete ein Faden die einzige Schranke zwischen Gericht und Volk. Schon die Karolinger versuchten die Richter durch Errichtung von Gerichtshäusern mehr vor Wind und Wetter zu schützen, als es die Bäume vermochten, aber es dauerte sehr lange, ehe man sich daran gewöhnen konnte, im geschlossenen Raum Recht zu nehmen. Mhd.: Inrunt geschlossen wenden und under dach sol nymand urteyl vinden. (Senkenberg, Schwabenspiegel, 165, 2; Ficker, 186, 254.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/894
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [888]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/894>, abgerufen am 27.04.2024.