Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *6 Wandel vnd Abtrag thun. - Friedborn, I, 117.

" ... Soll der Jnjuriant vom Hause aussgeschlossen seyn, biss er demjenigen, welchen er geschmehet, Wandel vnd Abtrag gethan."


Wandelbar.

* Wandelbar wie das Aprilwetter.


Wandeln.

1 Wer einfeltig wandelt, der wandelt am sichersten. - Henisch, 844, 35.

Lat.: Qui ambulat simpliciter, saluus erit. (Henisch, 844, 36.)

2 Wer sicher wandeln will, der bleibe auf der Landstrasse oder er wird nicht zurecht kommen.

3 Wer sicher wandeln will, der fliege nicht zu hoch. - Luther's Tischr., 265b.

4 Wer wandeln will durch frembde land bewar sein mund vnd sein hand, darzu er ein keusch leben für, das er nicht leib vnd gut verlier.

Lat.: Osque manusque serva, nec non genitalia membra, sic transire loca poteris quaecunque remota. (Loci comm., 22.)


Wanderer.

1 Der beste Wanderer muss vorangehen. - Simrock, 11179.

Lat.: Optimus viator praeire debet. (Eiselein, 627.)

2 Ein armer Wanderer ist unter (vor) Räubern sicher.

Dän.: Fattig vandrings - mand er tryg blandt röverne. (Prov. dan., 543.)

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator.

3 Wenn der Wanderer getrunken hat, wendet er dem Brunnen den Rücken zu. - Körte, 6436; Simrock, 11178; Winckler, XIII, 77.

Frz.: Chante a l'ane et il te fera des pets. - La fete passee, adieu le saint. - Quand les cochons sont souls, ils renversent leur auge. (Masson, 339.)

It.: Il pane mangiato e presto dimenticato. (Masson, 339.)


Wandern.

1 Der weit gewandert vnd alt, liegen mit gewalt. - Franck, II, 131a; Gruter, I, 18; Petri, II, 113; Simrock, 6648; Eiselein, 436; Körte, 6724.

Lat.: Senes et peregrinantes per vim mentiuntur. (Binder II, 3076; Eiselein, 436.)

2 Dreymoal Woandern is so viel weie anmoal Oabbrinnen. (Steiermark.)

Drei Uebersiedelungen sind so schädlich als eine Feuersbrunst.

Engl.: Three removes are as bad as a fire. (B. Franklin.)

3 Er ist gewandert vom Zuchthaus an den Galgen.

Engl.: To be tost from post to pillory. (Bohn II, 175.)

4 Wandre in Italien fromm Mann, komm wieder heim zu uns nequam.

5 Wer einfeltig wandert, der wandert am sichersten. - Petri, II, 703.

6 Wer wandern wil, der gehe beym Tag, zu nacht er nichts gesehen mag. - Lehmann, II, 852, 358; Petri, II, 776; Sutor, 888.

Lat.: Praeuia lux scire dat eunti, quo ualet ire. (Loci comm., 109.)

7 Wer wandern will, muss den Weg kennen. - Schlechta, 498.

8 Wer wandert in der Jugend, lernt Weisheit, Kunst vnd Tugend. - Lehmann, II, 274, 23.

9 Wer weit wandert, endert das Gstirn vnd nicht Weissheit, verstand im hirn. - Eyering, I, 582.

10 Wer weit wandert, kann weit zurücksehen.

Wer lange lebt, macht viel Erfahrung.


Wanderratte.

Die Wanderratte bringt die Hausratte in Noth. (Surinam.)

Was die einen eingebrockt, können die andern ausessen.


Wandersleute.

Wandersleute haben viel Herberg vnd wenig Freund. - Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 49.


Wandersmann.

1 Der ist kein Wandersmann, der Noth nicht tragen kann.

Auf Reisen hat man viel durchzumachen.

2 Ein Wandersmann, der arm und leer, darf sich vor Räubern nicht fürchten sehr.


[Spaltenumbruch]
Wanderstab.

* Den Wanderstab in die Hand nehmen. - Eiselein, 627; Braun, I, 1899.


Wandervogel.

Wenn fremde Wandervögel nah'n, so deutet's grosse Kälte an. - Egerbote, 1876.


Wandhans.

* Sie hat mit Wandhans tanzen müssen.

Hat keinen Tänzer erhalten. (S. Stastoffel und Winkelvos.)


Wandlaus.

1 Wann dat nitt batt vör de Wantlüse, dann wet ik nitt, bat biäter es, sach de Kärl, un stak sein Haus un. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 63, 27; Hoefer, 595.

*2 Du kleine Wandlaus. (Nürtingen.)


Wandrahmsknep.

* Se hett enen Wandrahmsknep. (Hamburg.) - Richey, 124; Schütze, II, 299.

Hat eine sehr nette Taille, schlanken Wuchs, feines Ansehen. (S. Knep 2.) Da in der Wandrahmsstrasse fast nur reiche Leute wohnen, und im allgemeinen reich und stolz beieinander sind: De hett de rechten u. s. w., um zu sagen: Die ist aus einem grossen, reichen Hause.


Wandsbeck.

* Das gilt zu Wandsbeck. - Schütze, II, 23; IV, 337; Jahrbuch für Schleswig-Holstein; Lauremberg, V, 367.

Will sagen: das gilt nicht. Diese Redensart verdankt ihre Entstehung der Zuflucht, welche ehemals daselbst unrechtliche Personen, betrügerische Falliten, leichtsinnige Dirnen u. dgl. fanden (Geschichte des adelichen Gutes Wandsbeck, Hamburg 1773), wo der Name Wandsbeck von den Wenden und das nahe Wendemuth aus Wendenut = Wend hen ut (Wenden hinaus) abgeleitet wird, das man dort den vertriebenen Wenden zugeschrien haben soll. - In Holland waren es früher Kuilenburg und Vianen, nach denen sich zahlungsunfähig gewordene Personen flüchteten, um der Verfolgung ihrer Gläubiger zu entgehen. Darauf beziehen sich die holländischen Sprichwörter: Dat gaat naar Kuilenburg of naar Vianen, om er ongluk te heelen. - Kuilenburg is zijn vooland. (Harrebomee, I, 456b.) In der Lombardei gehen die meisten Kaufleute, welche Bankrott gemacht haben, nach Mantua, weshalb man dort jede Verleitung zu unnützen Ausgaben mit der sprichwörtlichen Redensart: Wolt ihr, dass ich nach Mantua ziehen soll? abzuwehren sucht. (Reinsberg VI, 20.)


Wandsbecker.

* Dat is en Wandsbecker. - Schütze, IV, 337.

So nennt man beim Kartenspiel in Altona und andern Orten einen durch Coupiren mit Atout gemachten Stich.


Wange.

1 Die feisten Wangen haben das Mass verloren.

Lat.: Artauus puero subtractus fertur obeso. (Reuterdahl, 63.)

Schwed.: Kinfether (fitting) hawer tapp ath sin kniff. (Reuterdahl, 63.)

2 Die Wange weiss, der Mund roth.

3 Eine aufgeblasene Wange fällt wieder ein.

Lat.: Ore macet stiopus (stilopus) post ciniflonis opus. (Reuterdahl, 673.)

Schwed.: Swangh kiin wardher opta dysins iidh. (Reuterdahl, 673.)

4 Gemalte Wangen altern nicht.

5 Hats nicht rote Wangen, so hats doch gelbe Spangen; hats nicht schöne Kleider an, so thuts desto weniger aussgahn. - Petri, II, 374.

6 Kalte (todte) Wangen schminkt man nicht.

7 Rote Wangen vnd weisse bein kochen nicht wol vnd beten vbel. - Henisch, 262, 14; Petri, II, 848.

8 Rote Wangen vnd weisse bein seind nicht allzeit die frömsten. - Henisch, 262, 14.

9 Rothe Wange blüht nicht lange.

10 Runzelige Wangen werden nicht glatt, wenn man sie auch schminkt.

Die Russen: Mütterchen, Schminke ist nur für junge Wangen. (Altmann V, 111.)

11 Schöne Wangen, aber kein Hirn im Kopfe.

Böhm.: Hezoueke tvare, skoda ze neni v hlave hospodare. (Celakovsky, 502.)


Wangen.

* Er hat in Wangen studirt. (Elsass.)

Von Ueberstudirten und Allwissern behauptet man, dass sie ihr Diplom auf einer der Landuniversitäten Wangen oder Westhalten geholt haben. Wangen in Unterwesthalten im Oberelsass. Beide Orte, in denen viel Esel gehalten werden, heissen Eselsuniversitäten. Von andern sagt man, dass sie ihre Lebenszeit zu Brubi (Brubach bei Mülhausen) in der Eselsmühle zugebracht haben müssen. (Alsatia, 1854-55, S. 189.)


[Spaltenumbruch] *6 Wandel vnd Abtrag thun.Friedborn, I, 117.

„ ... Soll der Jnjuriant vom Hause aussgeschlossen seyn, biss er demjenigen, welchen er geschmehet, Wandel vnd Abtrag gethan.“


Wandelbar.

* Wandelbar wie das Aprilwetter.


Wandeln.

1 Wer einfeltig wandelt, der wandelt am sichersten.Henisch, 844, 35.

Lat.: Qui ambulat simpliciter, saluus erit. (Henisch, 844, 36.)

2 Wer sicher wandeln will, der bleibe auf der Landstrasse oder er wird nicht zurecht kommen.

3 Wer sicher wandeln will, der fliege nicht zu hoch.Luther's Tischr., 265b.

4 Wer wandeln will durch frembde land bewar sein mund vnd sein hand, darzu er ein keusch leben für, das er nicht leib vnd gut verlier.

Lat.: Osque manusque serva, nec non genitalia membra, sic transire loca poteris quaecunque remota. (Loci comm., 22.)


Wanderer.

1 Der beste Wanderer muss vorangehen.Simrock, 11179.

Lat.: Optimus viator praeire debet. (Eiselein, 627.)

2 Ein armer Wanderer ist unter (vor) Räubern sicher.

Dän.: Fattig vandrings – mand er tryg blandt røverne. (Prov. dan., 543.)

Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator.

3 Wenn der Wanderer getrunken hat, wendet er dem Brunnen den Rücken zu.Körte, 6436; Simrock, 11178; Winckler, XIII, 77.

Frz.: Chante à l'âne et il te fera des pets. – La fête passée, adieu le saint. – Quand les cochons sont souls, ils renversent leur auge. (Masson, 339.)

It.: Il pane mangiato è presto dimenticato. (Masson, 339.)


Wandern.

1 Der weit gewandert vnd alt, liegen mit gewalt.Franck, II, 131a; Gruter, I, 18; Petri, II, 113; Simrock, 6648; Eiselein, 436; Körte, 6724.

Lat.: Senes et peregrinantes per vim mentiuntur. (Binder II, 3076; Eiselein, 436.)

2 Dreymoal Woandern is so viel wîe ânmoal Oabbrinnen. (Steiermark.)

Drei Uebersiedelungen sind so schädlich als eine Feuersbrunst.

Engl.: Three removes are as bad as a fire. (B. Franklin.)

3 Er ist gewandert vom Zuchthaus an den Galgen.

Engl.: To be tost from post to pillory. (Bohn II, 175.)

4 Wandre in Italien fromm Mann, komm wieder heim zu uns nequam.

5 Wer einfeltig wandert, der wandert am sichersten.Petri, II, 703.

6 Wer wandern wil, der gehe beym Tag, zu nacht er nichts gesehen mag.Lehmann, II, 852, 358; Petri, II, 776; Sutor, 888.

Lat.: Praeuia lux scire dat eunti, quo ualet ire. (Loci comm., 109.)

7 Wer wandern will, muss den Weg kennen.Schlechta, 498.

8 Wer wandert in der Jugend, lernt Weisheit, Kunst vnd Tugend.Lehmann, II, 274, 23.

9 Wer weit wandert, endert das Gstirn vnd nicht Weissheit, verstand im hirn.Eyering, I, 582.

10 Wer weit wandert, kann weit zurücksehen.

Wer lange lebt, macht viel Erfahrung.


Wanderratte.

Die Wanderratte bringt die Hausratte in Noth. (Surinam.)

Was die einen eingebrockt, können die andern ausessen.


Wandersleute.

Wandersleute haben viel Herberg vnd wenig Freund.Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 49.


Wandersmann.

1 Der ist kein Wandersmann, der Noth nicht tragen kann.

Auf Reisen hat man viel durchzumachen.

2 Ein Wandersmann, der arm und leer, darf sich vor Räubern nicht fürchten sehr.


[Spaltenumbruch]
Wanderstab.

* Den Wanderstab in die Hand nehmen.Eiselein, 627; Braun, I, 1899.


Wandervogel.

Wenn fremde Wandervögel nah'n, so deutet's grosse Kälte an.Egerbote, 1876.


Wandhans.

* Sie hat mit Wandhans tanzen müssen.

Hat keinen Tänzer erhalten. (S. Stastoffel und Winkelvos.)


Wandlaus.

1 Wann dat nitt batt vör de Wantlüse, dann wêt ik nitt, bat biäter es, sach de Kärl, un stak sîn Hûs un. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 63, 27; Hoefer, 595.

*2 Du kleine Wandlaus. (Nürtingen.)


Wandrahmsknêp.

* Se hett ênen Wandrahmsknêp. (Hamburg.) – Richey, 124; Schütze, II, 299.

Hat eine sehr nette Taille, schlanken Wuchs, feines Ansehen. (S. Knêp 2.) Da in der Wandrahmsstrasse fast nur reiche Leute wohnen, und im allgemeinen reich und stolz beieinander sind: De hett de rechten u. s. w., um zu sagen: Die ist aus einem grossen, reichen Hause.


Wandsbeck.

* Das gilt zu Wandsbeck.Schütze, II, 23; IV, 337; Jahrbuch für Schleswig-Holstein; Lauremberg, V, 367.

Will sagen: das gilt nicht. Diese Redensart verdankt ihre Entstehung der Zuflucht, welche ehemals daselbst unrechtliche Personen, betrügerische Falliten, leichtsinnige Dirnen u. dgl. fanden (Geschichte des adelichen Gutes Wandsbeck, Hamburg 1773), wo der Name Wandsbeck von den Wenden und das nahe Wendemuth aus Wendenut = Wend hen ut (Wenden hinaus) abgeleitet wird, das man dort den vertriebenen Wenden zugeschrien haben soll. – In Holland waren es früher Kuilenburg und Vianen, nach denen sich zahlungsunfähig gewordene Personen flüchteten, um der Verfolgung ihrer Gläubiger zu entgehen. Darauf beziehen sich die holländischen Sprichwörter: Dat gaat naar Kuilenburg of naar Vianen, om er ongluk te heelen. – Kuilenburg is zijn vooland. (Harrebomée, I, 456b.) In der Lombardei gehen die meisten Kaufleute, welche Bankrott gemacht haben, nach Mantua, weshalb man dort jede Verleitung zu unnützen Ausgaben mit der sprichwörtlichen Redensart: Wolt ihr, dass ich nach Mantua ziehen soll? abzuwehren sucht. (Reinsberg VI, 20.)


Wandsbecker.

* Dat is ên Wandsbecker.Schütze, IV, 337.

So nennt man beim Kartenspiel in Altona und andern Orten einen durch Coupiren mit Atout gemachten Stich.


Wange.

1 Die feisten Wangen haben das Mass verloren.

Lat.: Artauus puero subtractus fertur obeso. (Reuterdahl, 63.)

Schwed.: Kinfether (fitting) hawer tapp ath sin kniff. (Reuterdahl, 63.)

2 Die Wange weiss, der Mund roth.

3 Eine aufgeblasene Wange fällt wieder ein.

Lat.: Ore macet stiopus (stilopus) post ciniflonis opus. (Reuterdahl, 673.)

Schwed.: Swangh kiin wardher opta dysins iidh. (Reuterdahl, 673.)

4 Gemalte Wangen altern nicht.

5 Hats nicht rote Wangen, so hats doch gelbe Spangen; hats nicht schöne Kleider an, so thuts desto weniger aussgahn.Petri, II, 374.

6 Kalte (todte) Wangen schminkt man nicht.

7 Rote Wangen vnd weisse bein kochen nicht wol vnd beten vbel.Henisch, 262, 14; Petri, II, 848.

8 Rote Wangen vnd weisse bein seind nicht allzeit die frömsten.Henisch, 262, 14.

9 Rothe Wange blüht nicht lange.

10 Runzelige Wangen werden nicht glatt, wenn man sie auch schminkt.

Die Russen: Mütterchen, Schminke ist nur für junge Wangen. (Altmann V, 111.)

11 Schöne Wangen, aber kein Hirn im Kopfe.

Böhm.: Hezouĕké tváře, škoda že není v hlavĕ hospodáře. (Čelakovsky, 502.)


Wangen.

* Er hat in Wangen studirt. (Elsass.)

Von Ueberstudirten und Allwissern behauptet man, dass sie ihr Diplom auf einer der Landuniversitäten Wangen oder Westhalten geholt haben. Wangen in Unterwesthalten im Oberelsass. Beide Orte, in denen viel Esel gehalten werden, heissen Eselsuniversitäten. Von andern sagt man, dass sie ihre Lebenszeit zu Brubi (Brubach bei Mülhausen) in der Eselsmühle zugebracht haben müssen. (Alsatia, 1854-55, S. 189.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0896" n="[890]"/><cb n="1779"/>
*6 Wandel vnd Abtrag thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Friedborn, I, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E; ... Soll der Jnjuriant vom Hause aussgeschlossen seyn, biss er demjenigen, welchen er geschmehet, Wandel vnd Abtrag gethan.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandelbar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Wandelbar wie das Aprilwetter.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wer einfeltig wandelt, der wandelt am sichersten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 844, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui ambulat simpliciter, saluus erit. (<hi rendition="#i">Henisch, 844, 36.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer sicher wandeln will, der bleibe auf der Landstrasse oder er wird nicht zurecht kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer sicher wandeln will, der fliege nicht zu hoch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 265<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer wandeln will durch frembde land bewar sein mund vnd sein hand, darzu er ein keusch leben für, das er nicht leib vnd gut verlier.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Osque manusque serva, nec non genitalia membra, sic transire loca poteris quaecunque remota. (<hi rendition="#i">Loci comm., 22.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wanderer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der beste Wanderer muss vorangehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 11179.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Optimus viator praeire debet. (<hi rendition="#i">Eiselein, 627.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein armer Wanderer ist unter (vor) Räubern sicher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Fattig vandrings &#x2013; mand er tryg blandt røverne. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 543.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cantabit vacuus coram latrone viator.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn der Wanderer getrunken hat, wendet er dem Brunnen den Rücken zu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 6436; Simrock, 11178; Winckler, XIII, 77.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Chante à l'âne et il te fera des pets. &#x2013; La fête passée, adieu le saint. &#x2013; Quand les cochons sont souls, ils renversent leur auge. (<hi rendition="#i">Masson, 339.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il pane mangiato è presto dimenticato. (<hi rendition="#i">Masson, 339.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der weit gewandert vnd alt, liegen mit gewalt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 131<hi rendition="#sup">a;</hi> Gruter, I, 18; Petri, II, 113; Simrock, 6648; Eiselein, 436; Körte, 6724.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Senes et peregrinantes per vim mentiuntur. (<hi rendition="#i">Binder II, 3076; Eiselein, 436.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dreymoal Woandern is so viel wîe ânmoal Oabbrinnen.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Drei Uebersiedelungen sind so schädlich als eine Feuersbrunst.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Three removes are as bad as a fire. (<hi rendition="#i">B. Franklin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Er ist gewandert vom Zuchthaus an den Galgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: To be tost from post to pillory. (<hi rendition="#i">Bohn II, 175.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wandre in Italien fromm Mann, komm wieder heim zu uns nequam.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer einfeltig wandert, der wandert am sichersten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 703.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer wandern wil, der gehe beym Tag, zu nacht er nichts gesehen mag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 852, 358; Petri, II, 776; Sutor, 888.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praeuia lux scire dat eunti, quo ualet ire. (<hi rendition="#i">Loci comm., 109.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer wandern will, muss den Weg kennen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 498.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wer wandert in der Jugend, lernt Weisheit, Kunst vnd Tugend.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 274, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer weit wandert, endert das Gstirn vnd nicht Weissheit, verstand im hirn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, I, 582.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer weit wandert, kann weit zurücksehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer lange lebt, macht viel Erfahrung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wanderratte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Wanderratte bringt die Hausratte in Noth.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Was die einen eingebrockt, können die andern ausessen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandersleute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wandersleute haben viel Herberg vnd wenig Freund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 49.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandersmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der ist kein Wandersmann, der Noth nicht tragen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf Reisen hat man viel durchzumachen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein Wandersmann, der arm und leer, darf sich vor Räubern nicht fürchten sehr.</hi> </p><lb/>
          <cb n="1780"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wanderstab.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Den Wanderstab in die Hand nehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 627; Braun, I, 1899.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandervogel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn fremde Wandervögel nah'n, so deutet's grosse Kälte an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egerbote, 1876.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandhans.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Sie hat mit Wandhans tanzen müssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat keinen Tänzer erhalten. (S.  Stastoffel und  Winkelvos.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandlaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wann dat nitt batt vör de Wantlüse, dann wêt ik nitt, bat biäter es, sach de Kärl, un stak sîn Hûs un.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 63, 27; Hoefer, 595.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Du kleine Wandlaus.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandrahmsknêp.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Se hett ênen Wandrahmsknêp.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Richey, 124; Schütze, II, 299.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat eine sehr nette Taille, schlanken Wuchs, feines Ansehen. (S.  Knêp 2.) Da in der Wandrahmsstrasse fast nur reiche Leute wohnen, und im allgemeinen reich und stolz beieinander sind: De hett de rechten u. s. w., um zu sagen: Die ist aus einem grossen, reichen Hause.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandsbeck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das gilt zu Wandsbeck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 23; IV, 337; Jahrbuch für Schleswig-Holstein; Lauremberg, V, 367.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Will sagen: das gilt nicht. Diese Redensart verdankt ihre Entstehung der Zuflucht, welche ehemals daselbst unrechtliche Personen, betrügerische Falliten, leichtsinnige Dirnen u. dgl. fanden (<hi rendition="#i">Geschichte des adelichen Gutes Wandsbeck, Hamburg 1773</hi>), wo der Name Wandsbeck von den Wenden und das nahe Wendemuth aus Wendenut = Wend hen ut (Wenden hinaus) abgeleitet wird, das man dort den vertriebenen Wenden zugeschrien haben soll. &#x2013; In Holland waren es früher Kuilenburg und Vianen, nach denen sich zahlungsunfähig gewordene Personen flüchteten, um der Verfolgung ihrer Gläubiger zu entgehen. Darauf beziehen sich die holländischen Sprichwörter: Dat gaat naar Kuilenburg of naar Vianen, om er ongluk te heelen. &#x2013; Kuilenburg is zijn vooland. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 456<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) In der Lombardei gehen die meisten Kaufleute, welche Bankrott gemacht haben, nach Mantua, weshalb man dort jede Verleitung zu unnützen Ausgaben mit der sprichwörtlichen Redensart: Wolt ihr, dass ich nach Mantua ziehen soll? abzuwehren sucht. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 20.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wandsbecker.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat is ên Wandsbecker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 337.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man beim Kartenspiel in Altona und andern Orten einen durch Coupiren mit Atout gemachten Stich.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wange.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die feisten Wangen haben das Mass verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Artauus puero subtractus fertur obeso. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 63.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Kinfether (fitting) hawer tapp ath sin kniff. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 63.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Wange weiss, der Mund roth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Eine aufgeblasene Wange fällt wieder ein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ore macet stiopus (stilopus) post ciniflonis opus. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 673.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Swangh kiin wardher opta dysins iidh. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 673.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Gemalte Wangen altern nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Hats nicht rote Wangen, so hats doch gelbe Spangen; hats nicht schöne Kleider an, so thuts desto weniger aussgahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 374.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Kalte (todte) Wangen schminkt man nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Rote Wangen vnd weisse bein kochen nicht wol vnd beten vbel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 262, 14; Petri, II, 848.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Rote Wangen vnd weisse bein seind nicht allzeit die frömsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 262, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Rothe Wange blüht nicht lange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Runzelige Wangen werden nicht glatt, wenn man sie auch schminkt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Mütterchen, Schminke ist nur für junge Wangen. (<hi rendition="#i">Altmann V, 111.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Schöne Wangen, aber kein Hirn im Kopfe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Hezou&#x0115;ké tvá&#x0159;e, &#x0161;koda &#x017E;e není v hlav&#x0115; hospodá&#x0159;e. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 502.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wangen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat in Wangen studirt.</hi> (<hi rendition="#i">Elsass.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Ueberstudirten und Allwissern behauptet man, dass sie ihr Diplom auf einer der Landuniversitäten Wangen oder Westhalten geholt haben. Wangen in Unterwesthalten im Oberelsass. Beide Orte, in denen viel Esel gehalten werden, heissen Eselsuniversitäten. Von andern sagt man, dass sie ihre Lebenszeit zu Brubi (Brubach bei Mülhausen) in der Eselsmühle zugebracht haben müssen. (<hi rendition="#i">Alsatia, 1854-55, S. 189.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[890]/0896] *6 Wandel vnd Abtrag thun. – Friedborn, I, 117. „ ... Soll der Jnjuriant vom Hause aussgeschlossen seyn, biss er demjenigen, welchen er geschmehet, Wandel vnd Abtrag gethan.“ Wandelbar. * Wandelbar wie das Aprilwetter. Wandeln. 1 Wer einfeltig wandelt, der wandelt am sichersten. – Henisch, 844, 35. Lat.: Qui ambulat simpliciter, saluus erit. (Henisch, 844, 36.) 2 Wer sicher wandeln will, der bleibe auf der Landstrasse oder er wird nicht zurecht kommen. 3 Wer sicher wandeln will, der fliege nicht zu hoch. – Luther's Tischr., 265b. 4 Wer wandeln will durch frembde land bewar sein mund vnd sein hand, darzu er ein keusch leben für, das er nicht leib vnd gut verlier. Lat.: Osque manusque serva, nec non genitalia membra, sic transire loca poteris quaecunque remota. (Loci comm., 22.) Wanderer. 1 Der beste Wanderer muss vorangehen. – Simrock, 11179. Lat.: Optimus viator praeire debet. (Eiselein, 627.) 2 Ein armer Wanderer ist unter (vor) Räubern sicher. Dän.: Fattig vandrings – mand er tryg blandt røverne. (Prov. dan., 543.) Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. 3 Wenn der Wanderer getrunken hat, wendet er dem Brunnen den Rücken zu. – Körte, 6436; Simrock, 11178; Winckler, XIII, 77. Frz.: Chante à l'âne et il te fera des pets. – La fête passée, adieu le saint. – Quand les cochons sont souls, ils renversent leur auge. (Masson, 339.) It.: Il pane mangiato è presto dimenticato. (Masson, 339.) Wandern. 1 Der weit gewandert vnd alt, liegen mit gewalt. – Franck, II, 131a; Gruter, I, 18; Petri, II, 113; Simrock, 6648; Eiselein, 436; Körte, 6724. Lat.: Senes et peregrinantes per vim mentiuntur. (Binder II, 3076; Eiselein, 436.) 2 Dreymoal Woandern is so viel wîe ânmoal Oabbrinnen. (Steiermark.) Drei Uebersiedelungen sind so schädlich als eine Feuersbrunst. Engl.: Three removes are as bad as a fire. (B. Franklin.) 3 Er ist gewandert vom Zuchthaus an den Galgen. Engl.: To be tost from post to pillory. (Bohn II, 175.) 4 Wandre in Italien fromm Mann, komm wieder heim zu uns nequam. 5 Wer einfeltig wandert, der wandert am sichersten. – Petri, II, 703. 6 Wer wandern wil, der gehe beym Tag, zu nacht er nichts gesehen mag. – Lehmann, II, 852, 358; Petri, II, 776; Sutor, 888. Lat.: Praeuia lux scire dat eunti, quo ualet ire. (Loci comm., 109.) 7 Wer wandern will, muss den Weg kennen. – Schlechta, 498. 8 Wer wandert in der Jugend, lernt Weisheit, Kunst vnd Tugend. – Lehmann, II, 274, 23. 9 Wer weit wandert, endert das Gstirn vnd nicht Weissheit, verstand im hirn. – Eyering, I, 582. 10 Wer weit wandert, kann weit zurücksehen. Wer lange lebt, macht viel Erfahrung. Wanderratte. Die Wanderratte bringt die Hausratte in Noth. (Surinam.) Was die einen eingebrockt, können die andern ausessen. Wandersleute. Wandersleute haben viel Herberg vnd wenig Freund. – Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 49. Wandersmann. 1 Der ist kein Wandersmann, der Noth nicht tragen kann. Auf Reisen hat man viel durchzumachen. 2 Ein Wandersmann, der arm und leer, darf sich vor Räubern nicht fürchten sehr. Wanderstab. * Den Wanderstab in die Hand nehmen. – Eiselein, 627; Braun, I, 1899. Wandervogel. Wenn fremde Wandervögel nah'n, so deutet's grosse Kälte an. – Egerbote, 1876. Wandhans. * Sie hat mit Wandhans tanzen müssen. Hat keinen Tänzer erhalten. (S. Stastoffel und Winkelvos.) Wandlaus. 1 Wann dat nitt batt vör de Wantlüse, dann wêt ik nitt, bat biäter es, sach de Kärl, un stak sîn Hûs un. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 63, 27; Hoefer, 595. *2 Du kleine Wandlaus. (Nürtingen.) Wandrahmsknêp. * Se hett ênen Wandrahmsknêp. (Hamburg.) – Richey, 124; Schütze, II, 299. Hat eine sehr nette Taille, schlanken Wuchs, feines Ansehen. (S. Knêp 2.) Da in der Wandrahmsstrasse fast nur reiche Leute wohnen, und im allgemeinen reich und stolz beieinander sind: De hett de rechten u. s. w., um zu sagen: Die ist aus einem grossen, reichen Hause. Wandsbeck. * Das gilt zu Wandsbeck. – Schütze, II, 23; IV, 337; Jahrbuch für Schleswig-Holstein; Lauremberg, V, 367. Will sagen: das gilt nicht. Diese Redensart verdankt ihre Entstehung der Zuflucht, welche ehemals daselbst unrechtliche Personen, betrügerische Falliten, leichtsinnige Dirnen u. dgl. fanden (Geschichte des adelichen Gutes Wandsbeck, Hamburg 1773), wo der Name Wandsbeck von den Wenden und das nahe Wendemuth aus Wendenut = Wend hen ut (Wenden hinaus) abgeleitet wird, das man dort den vertriebenen Wenden zugeschrien haben soll. – In Holland waren es früher Kuilenburg und Vianen, nach denen sich zahlungsunfähig gewordene Personen flüchteten, um der Verfolgung ihrer Gläubiger zu entgehen. Darauf beziehen sich die holländischen Sprichwörter: Dat gaat naar Kuilenburg of naar Vianen, om er ongluk te heelen. – Kuilenburg is zijn vooland. (Harrebomée, I, 456b.) In der Lombardei gehen die meisten Kaufleute, welche Bankrott gemacht haben, nach Mantua, weshalb man dort jede Verleitung zu unnützen Ausgaben mit der sprichwörtlichen Redensart: Wolt ihr, dass ich nach Mantua ziehen soll? abzuwehren sucht. (Reinsberg VI, 20.) Wandsbecker. * Dat is ên Wandsbecker. – Schütze, IV, 337. So nennt man beim Kartenspiel in Altona und andern Orten einen durch Coupiren mit Atout gemachten Stich. Wange. 1 Die feisten Wangen haben das Mass verloren. Lat.: Artauus puero subtractus fertur obeso. (Reuterdahl, 63.) Schwed.: Kinfether (fitting) hawer tapp ath sin kniff. (Reuterdahl, 63.) 2 Die Wange weiss, der Mund roth. 3 Eine aufgeblasene Wange fällt wieder ein. Lat.: Ore macet stiopus (stilopus) post ciniflonis opus. (Reuterdahl, 673.) Schwed.: Swangh kiin wardher opta dysins iidh. (Reuterdahl, 673.) 4 Gemalte Wangen altern nicht. 5 Hats nicht rote Wangen, so hats doch gelbe Spangen; hats nicht schöne Kleider an, so thuts desto weniger aussgahn. – Petri, II, 374. 6 Kalte (todte) Wangen schminkt man nicht. 7 Rote Wangen vnd weisse bein kochen nicht wol vnd beten vbel. – Henisch, 262, 14; Petri, II, 848. 8 Rote Wangen vnd weisse bein seind nicht allzeit die frömsten. – Henisch, 262, 14. 9 Rothe Wange blüht nicht lange. 10 Runzelige Wangen werden nicht glatt, wenn man sie auch schminkt. Die Russen: Mütterchen, Schminke ist nur für junge Wangen. (Altmann V, 111.) 11 Schöne Wangen, aber kein Hirn im Kopfe. Böhm.: Hezouĕké tváře, škoda že není v hlavĕ hospodáře. (Čelakovsky, 502.) Wangen. * Er hat in Wangen studirt. (Elsass.) Von Ueberstudirten und Allwissern behauptet man, dass sie ihr Diplom auf einer der Landuniversitäten Wangen oder Westhalten geholt haben. Wangen in Unterwesthalten im Oberelsass. Beide Orte, in denen viel Esel gehalten werden, heissen Eselsuniversitäten. Von andern sagt man, dass sie ihre Lebenszeit zu Brubi (Brubach bei Mülhausen) in der Eselsmühle zugebracht haben müssen. (Alsatia, 1854-55, S. 189.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/896
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [890]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/896>, abgerufen am 27.04.2024.