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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Wangeroge.

1 Wangeroog, de Schon1; Spiekeroog, de Kron2; Langeroog is 'n Botterfatt3; Baltrum is en Sandstatt4; Nördernee ett sück half satt5; Juist is dat Toverland6; de Börkumers melken Kojen un bruken Dreck to Brand7. - Kern, 89.

Die in dieser sprichwörtlichen Zusammenstellung enthaltene Schilderung der ostfriesischen Inseln hat ein hohes Alter; neuern Ursprungs ist die folgende (s. 2).

1) Jetzt nicht mehr die schöne, sondern die öde.

2) Leider ihrer schmückenden Edelsteine beraubt.

3) Sogenannt, weil sie noch Grünland besitzt.

4) Sie hat nur Sanddünen.

5) Jetzt isst man sich ganz satt.

6) Auf den ostfriesischen Inseln soll der Aberglaube früher in grossem Umfange geherrscht, auf der Insel Juist aber am ausgeprägtesten hervorgetreten sein, weshalb sie den Namen Joüberland erhalten hat.

7) Nicht allein die Borkumer, sondern auch die Bewohner der übrigen Inseln verbrennen getrockneten Kuhdünger, wenn sie ihn haben können.

2 Wangeroog hett 'n hoge Thore, Spiekeroog hett sein Nam verlor'n1, Langeroog is noch wat, Baltrum is 'n Sandstatt, up Nördernee dar gift et noh wol 'n Schlef vull Bre; man kamen wie up Juist, sünd alle Kogen güst, un kamen wi up Börkem, dar steken es uns mit Förken.

1) Sie ist kein Spiker (Speicher) für das Festland mehr, was sie früher gewesen sein soll.


Wänglein.

1 Bäss'r raute Wängla oss wei veil Kläd'r oam Schtängla. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 454.

2 Das Wenglein weiss, das Mündlein roth, bringt manche Jungfraw in grosse Noth. - Petri, II, 71.


Wankelmuth.

1 Der wanckelmuth bestehet, wie der schatten an der wandt. - Lehmann, 87, 9.

2 Wanckelmuth helt an der sache wie sand am Rad. - Lehmann, 809, 9.

3 Wanckelmuth ist kein Jungfrawen zier. - Petri, II, 850.


Wanken.

* Nicht wanken und weichen.


Wann.

Wenn das Wann1 nit wär, hättet die Baure lauter Kräta. (Flochberg.) - Birlinger, 522.

1) Wortspiel mit Wanne und Kräta (= Korb). - Auf die Frage Wann haben die Schweizer eine Anzahl sprichwörtlicher Antworten, als: Das weiss ke Baur i der Gipf. Aare Schnee bi dem grosse Nüüni, wo de Bach über de Haag in plampet ist. Morn z' Nacht, wenn de Mueter Chüechli bacht. Z' Nacht, wenn d' Chatze enand chreze. Wenn d' Aare obsi lauft. Wenn de Kieselstei teigg werded. Wenn d' Chatze Gänseier lege. Wenn d' Hüener fürsi schared. Wenn en schwarze Schnee fallt. Wenn d' Kue en (drei) Batze gilt. (Sutermeister, 10.)


Wanne.

1 Besser die eigene Wanne, als das fremde Fass.

2 En Wann' es kene Schottelkorv.

Eine Wanne ist kein Schüsselkorb. (Vgl. Simrock, Sebastian Brant, S. 320.)

3 En Wann'1 is kein Kükenkorw. (Büren.) - Für Iserlohn: Woeste, 80, 369; hochdeutsch bei Pistor., IX, 9; Simrock, 1181.

1) In doppelter Bedeutung, a als das Adverb "wann" und b als Substantiv Wanne = Kornschwinge. - Scherzhafte Antwort auf die Frage: Wann?

4 En Wann' is kein Siew. (Büren.)

5 Enne Wanne äs kü Käsekorb. (Waldeck.) - Curtze, 366, 638.

6 Es ist leichter einer Wannen mit flöhe hüten, denn eines Weibs, das nicht will fromb sein. - Henisch, 1156, 64.

7 In alten Wannen ist gut baden.

Wird in Niederösterreich meist angewandt, wenn ein junger Mann eine ältere Frau heirathet oder ihr den Hof macht.

8 'R nimmt glei a Wanna, 'r brauch koan Huet, hot 'r g'set, no ist 'r ganga. - Birlinger, 523.

*9 Einem mit der wannen wiegen. - Geiler, Alsatia, 1862-67, 448.

Winken. In dem Sinne von Holzschlägel 4 u. 5 und Zaunpfahl.

*10 Einer Wannen voll flöh hüten. - Henisch, 1156, 25.

[Spaltenumbruch] *11 Man muss es ihm mit der Wanne einschütten. (Luzern.)

*12 Und kam' eine Wann' in min Hand, der Hagel slüeg über alles Land. - Liedersaal.

Eine Zessenmacherin wollte Hagel über das Land bringen, mittelst einer Wanne u. dgl. Zaubereien.


Wannen.

1 Di want niks ööders üüssa Stak an Pöös. (Amrum.) - Haupt, VIII, 358, 114.

Dir fehlt nichts anderes als Sack und Beutel.

2 Eist mot me wannen un dann sicht'n1. (Westf.)

1) D. h. sieben. - Wortspiel mit süchten = seufzen.

3 Wamme wannet1, dann hät me 't gedoschken. (Soest.) - Firmenich, I, 349, 56; für Waldeck: Curtze, 357, 548; Firmenich, I, 326, 53.

1) "Wann" sagen und Kornschwingen. (S. Wanne.)

4 Wannen es kein diärsken. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 80, 368.

*5 Dä muss noch gewannt un gekrenzelt wärde. (Bedburg.)

Von einem unerfahrenen, unwissenden oder unhöflichen Menschen.


Wanolf.

Wanolf ist Triegolf's Bruder. - Boner.


Wanst.

1 Auf einem dicken Wanst steht selten ein feiner Kopf. - Binder II, 1506.

2 Auff vollen wangst folgt der Dantz. - Fischart, in Kloster, VIII, 408.

3 Erst wenn gefüllt der Wanst, wird getanzt.


Wanware.

De Wanware koft, de Wanware heft. - Hauskalender, IV.


Wanze.

1 Tanzen die Wanzen, spielen die Grillen. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Schlechte Musikanten, schlechte Tänzer.

2 Wanzen und schlechte Menschen muss man mit scharfen Mitteln vertreiben.

3 Wenn das nicht gut für die Wanzen ist, sagte der Bauer, als sein Haus brannte.

4 Wenn das nicht gut vor die Wanzen ist, so weiss ich nicht, was besser ist.

In Ostpreussen: Wenn dat nich got för de Wansker öss, denn wet öck nich wat beter öss. (Frischbier2, 3972.) Diese Redensart wird auf einen Edelmann im Kreise Beherd zurückgeführt, der sich in seiner polnischen Wirthschaft vor dem Ungeziefer nicht anders zu helfen wusste, als dass er Haus und Hof niederbrannte. Bei Peik (196-197): "Wenn dat nich god für de Wandlüse is, dann wet ik nich, wat beter is, har de Kerl seggt, und harr dat Haus anstäken."

Holl.: Als dat niet goed voor de wandluis is, dan weet ik niet, wat beter is, speelde en zong de muzikant, en zijn huis stond in den brand. (Harrebomee, II, 435a.)

5 Wenn das nit gut für die Wanzen ist, so wess ich nit, was gut wär', sagte der Berliner, als er hörte, dass die Spanier die Klöster sammt Mönchen und Nonnen verbrennen. - Klosterspiegel, 42, 7.

6 Wo Wanzen sind, da kriechen Wanzen zu.

*7 Die sind wie die Wanzen.

Von Leuten, die man nicht los werden kann.

*8 Die Wanzen sollen mich fressen, wenn es nicht wahr ist. (Pennsylvanien.)

Das sehr reich an Wanzen ist.

*9 Er ist wie die Wanzen, er riecht übel und ist schwer fortzubringen.

Die Römer hatten aus der Insektenwelt nur wenig Schmähwörter entlehnt. In der Casina des Plautus nennt Cleostrata ihren der Untreue verdächtigen Mann eine "graue Mücke" (cana culex); und Horaz den ihm aufsätzigen Recensenten Pantilius "eine Wanze" (cimex). (Vgl. Röm. Schimpfwörter in Ausland, 1861, Nr. 8.)

*10 Wenn das nicht gut für die Wanzen ist! - Simrock, 11182.

Als in Berlin Feuer in einem Dirnenhause auskam und die erschreckten Bewohnerinnen zu den Fenstern hinaussprangen, sagte ein Eckensteher: "Wenn det nig gut vor de Wanzen is, denn weess ick nit, wat besser is." In scherzhafter Weise von jedem starken Mittel. (Trachsel, 63; Schlingmann, 807.)


Wanzentugend.

* Sie hat die Wanzentugend. (S. Tugend 406.)

D. h. sie beisst, so lange sie lebt, und stinkt, wenn sie todt ist.


[Spaltenumbruch]
Wangeroge.

1 Wangeroog, de Schon1; Spiekeroog, de Kron2; Langeroog is 'n Botterfatt3; Baltrum is en Sandstatt4; Nördernee ett sück half satt5; Juist is dat Toverland6; de Börkumers melken Kojen un bruken Dreck to Brand7.Kern, 89.

Die in dieser sprichwörtlichen Zusammenstellung enthaltene Schilderung der ostfriesischen Inseln hat ein hohes Alter; neuern Ursprungs ist die folgende (s. 2).

1) Jetzt nicht mehr die schöne, sondern die öde.

2) Leider ihrer schmückenden Edelsteine beraubt.

3) Sogenannt, weil sie noch Grünland besitzt.

4) Sie hat nur Sanddünen.

5) Jetzt isst man sich ganz satt.

6) Auf den ostfriesischen Inseln soll der Aberglaube früher in grossem Umfange geherrscht, auf der Insel Juist aber am ausgeprägtesten hervorgetreten sein, weshalb sie den Namen Joüberland erhalten hat.

7) Nicht allein die Borkumer, sondern auch die Bewohner der übrigen Inseln verbrennen getrockneten Kuhdünger, wenn sie ihn haben können.

2 Wangeroog hett 'n hoge Thore, Spiekeroog hett sîn Nâm verlor'n1, Langeroog is noch wat, Baltrum is 'n Sandstatt, up Nördernee dar gift et noh wol 'n Schlêf vull Brê; man kamen wie up Juist, sünd alle Kogen güst, un kamen wi up Börkem, dar steken es uns mit Förken.

1) Sie ist kein Spiker (Speicher) für das Festland mehr, was sie früher gewesen sein soll.


Wänglein.

1 Bäss'r rûte Wängla oss wî vîl Kläd'r oam Schtängla. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 454.

2 Das Wenglein weiss, das Mündlein roth, bringt manche Jungfraw in grosse Noth.Petri, II, 71.


Wankelmuth.

1 Der wanckelmuth bestehet, wie der schatten an der wandt.Lehmann, 87, 9.

2 Wanckelmuth helt an der sache wie sand am Rad.Lehmann, 809, 9.

3 Wanckelmuth ist kein Jungfrawen zier.Petri, II, 850.


Wanken.

* Nicht wanken und weichen.


Wann.

Wenn das Wann1 nit wär, hättet die Baure lauter Kräta. (Flochberg.) – Birlinger, 522.

1) Wortspiel mit Wanne und Kräta (= Korb). – Auf die Frage Wann haben die Schweizer eine Anzahl sprichwörtlicher Antworten, als: Das weiss ke Bûr i der Gipf. Aare Schnee bi dem grosse Nüüni, wo de Bach über de Haag in plampet ist. Morn z' Nacht, wenn de Mueter Chüechli bacht. Z' Nacht, wenn d' Chatze enand chreze. Wenn d' Aare obsi lauft. Wenn de Kieselstei teigg werded. Wenn d' Chatze Gänseier lege. Wenn d' Hüener fürsi schared. Wenn en schwarze Schnee fallt. Wenn d' Kue en (drei) Batze gilt. (Sutermeister, 10.)


Wanne.

1 Besser die eigene Wanne, als das fremde Fass.

2 En Wann' es kêne Schottelkorv.

Eine Wanne ist kein Schüsselkorb. (Vgl. Simrock, Sebastian Brant, S. 320.)

3 En Wann'1 is kein Kükenkorw. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 80, 369; hochdeutsch bei Pistor., IX, 9; Simrock, 1181.

1) In doppelter Bedeutung, a als das Adverb „wann“ und b als Substantiv Wanne = Kornschwinge. – Scherzhafte Antwort auf die Frage: Wann?

4 En Wann' is kein Siew. (Büren.)

5 Enne Wanne äs kü Käsekorb. (Waldeck.) – Curtze, 366, 638.

6 Es ist leichter einer Wannen mit flöhe hüten, denn eines Weibs, das nicht will fromb sein.Henisch, 1156, 64.

7 In alten Wannen ist gut baden.

Wird in Niederösterreich meist angewandt, wenn ein junger Mann eine ältere Frau heirathet oder ihr den Hof macht.

8 'R nimmt glei a Wanna, 'r brauch koan Huet, hot 'r g'set, no ist 'r ganga.Birlinger, 523.

*9 Einem mit der wannen wiegen.Geiler, Alsatia, 1862-67, 448.

Winken. In dem Sinne von Holzschlägel 4 u. 5 und Zaunpfahl.

*10 Einer Wannen voll flöh hüten.Henisch, 1156, 25.

[Spaltenumbruch] *11 Man muss es ihm mit der Wanne einschütten. (Luzern.)

*12 Und kâm' eine Wann' in min Hand, der Hagel slüeg über alles Land.Liedersaal.

Eine Zessenmacherin wollte Hagel über das Land bringen, mittelst einer Wanne u. dgl. Zaubereien.


Wannen.

1 Di wânt niks ööders üüssa Stak an Pöös. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 114.

Dir fehlt nichts anderes als Sack und Beutel.

2 Eist mot me wannen un dann sicht'n1. (Westf.)

1) D. h. sieben. – Wortspiel mit süchten = seufzen.

3 Wamme wannet1, dann hät me 't gedoschken. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 56; für Waldeck: Curtze, 357, 548; Firmenich, I, 326, 53.

1) „Wann“ sagen und Kornschwingen. (S. Wanne.)

4 Wannen es kein diärsken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 368.

*5 Dä muss noch gewannt un gekrênzelt wärde. (Bedburg.)

Von einem unerfahrenen, unwissenden oder unhöflichen Menschen.


Wanolf.

Wanolf ist Triegolf's Bruder.Boner.


Wanst.

1 Auf einem dicken Wanst steht selten ein feiner Kopf.Binder II, 1506.

2 Auff vollen wangst folgt der Dantz.Fischart, in Kloster, VIII, 408.

3 Erst wenn gefüllt der Wanst, wird getanzt.


Wanwâre.

De Wanwâre koft, de Wanwâre heft.Hauskalender, IV.


Wanze.

1 Tanzen die Wanzen, spielen die Grillen. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Schlechte Musikanten, schlechte Tänzer.

2 Wanzen und schlechte Menschen muss man mit scharfen Mitteln vertreiben.

3 Wenn das nicht gut für die Wanzen ist, sagte der Bauer, als sein Haus brannte.

4 Wenn das nicht gut vor die Wanzen ist, so weiss ich nicht, was besser ist.

In Ostpreussen: Wenn dat nich got för de Wansker öss, denn wêt öck nich wat beter öss. (Frischbier2, 3972.) Diese Redensart wird auf einen Edelmann im Kreise Beherd zurückgeführt, der sich in seiner polnischen Wirthschaft vor dem Ungeziefer nicht anders zu helfen wusste, als dass er Haus und Hof niederbrannte. Bei Peik (196-197): „Wenn dat nich gôd für de Wandlüse is, dann wêt ik nich, wat beter is, hâr de Kêrl seggt, und harr dat Hûs anstäken.“

Holl.: Als dat niet goed voor de wandluis is, dan weet ik niet, wat beter is, speelde en zong de muzikant, en zijn huis stond in den brand. (Harrebomée, II, 435a.)

5 Wenn das nit gut für die Wanzen ist, so wêss ich nit, was gut wär', sagte der Berliner, als er hörte, dass die Spanier die Klöster sammt Mönchen und Nonnen verbrennen.Klosterspiegel, 42, 7.

6 Wo Wanzen sind, da kriechen Wanzen zu.

*7 Die sind wie die Wanzen.

Von Leuten, die man nicht los werden kann.

*8 Die Wanzen sollen mich fressen, wenn es nicht wahr ist. (Pennsylvanien.)

Das sehr reich an Wanzen ist.

*9 Er ist wie die Wanzen, er riecht übel und ist schwer fortzubringen.

Die Römer hatten aus der Insektenwelt nur wenig Schmähwörter entlehnt. In der Casina des Plautus nennt Cleostrata ihren der Untreue verdächtigen Mann eine „graue Mücke“ (cana culex); und Horaz den ihm aufsätzigen Recensenten Pantilius „eine Wanze“ (cimex). (Vgl. Röm. Schimpfwörter in Ausland, 1861, Nr. 8.)

*10 Wenn das nicht gut für die Wanzen ist!Simrock, 11182.

Als in Berlin Feuer in einem Dirnenhause auskam und die erschreckten Bewohnerinnen zu den Fenstern hinaussprangen, sagte ein Eckensteher: „Wenn det nig gut vor de Wanzen is, denn weess ick nit, wat besser is.“ In scherzhafter Weise von jedem starken Mittel. (Trachsel, 63; Schlingmann, 807.)


Wanzentugend.

* Sie hat die Wanzentugend. (S. Tugend 406.)

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[[891]/0897] Wangeroge. 1 Wangeroog, de Schon1; Spiekeroog, de Kron2; Langeroog is 'n Botterfatt3; Baltrum is en Sandstatt4; Nördernee ett sück half satt5; Juist is dat Toverland6; de Börkumers melken Kojen un bruken Dreck to Brand7. – Kern, 89. Die in dieser sprichwörtlichen Zusammenstellung enthaltene Schilderung der ostfriesischen Inseln hat ein hohes Alter; neuern Ursprungs ist die folgende (s. 2). 1) Jetzt nicht mehr die schöne, sondern die öde. 2) Leider ihrer schmückenden Edelsteine beraubt. 3) Sogenannt, weil sie noch Grünland besitzt. 4) Sie hat nur Sanddünen. 5) Jetzt isst man sich ganz satt. 6) Auf den ostfriesischen Inseln soll der Aberglaube früher in grossem Umfange geherrscht, auf der Insel Juist aber am ausgeprägtesten hervorgetreten sein, weshalb sie den Namen Joüberland erhalten hat. 7) Nicht allein die Borkumer, sondern auch die Bewohner der übrigen Inseln verbrennen getrockneten Kuhdünger, wenn sie ihn haben können. 2 Wangeroog hett 'n hoge Thore, Spiekeroog hett sîn Nâm verlor'n1, Langeroog is noch wat, Baltrum is 'n Sandstatt, up Nördernee dar gift et noh wol 'n Schlêf vull Brê; man kamen wie up Juist, sünd alle Kogen güst, un kamen wi up Börkem, dar steken es uns mit Förken. 1) Sie ist kein Spiker (Speicher) für das Festland mehr, was sie früher gewesen sein soll. Wänglein. 1 Bäss'r rûte Wängla oss wî vîl Kläd'r oam Schtängla. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 454. 2 Das Wenglein weiss, das Mündlein roth, bringt manche Jungfraw in grosse Noth. – Petri, II, 71. Wankelmuth. 1 Der wanckelmuth bestehet, wie der schatten an der wandt. – Lehmann, 87, 9. 2 Wanckelmuth helt an der sache wie sand am Rad. – Lehmann, 809, 9. 3 Wanckelmuth ist kein Jungfrawen zier. – Petri, II, 850. Wanken. * Nicht wanken und weichen. Wann. Wenn das Wann1 nit wär, hättet die Baure lauter Kräta. (Flochberg.) – Birlinger, 522. 1) Wortspiel mit Wanne und Kräta (= Korb). – Auf die Frage Wann haben die Schweizer eine Anzahl sprichwörtlicher Antworten, als: Das weiss ke Bûr i der Gipf. Aare Schnee bi dem grosse Nüüni, wo de Bach über de Haag in plampet ist. Morn z' Nacht, wenn de Mueter Chüechli bacht. Z' Nacht, wenn d' Chatze enand chreze. Wenn d' Aare obsi lauft. Wenn de Kieselstei teigg werded. Wenn d' Chatze Gänseier lege. Wenn d' Hüener fürsi schared. Wenn en schwarze Schnee fallt. Wenn d' Kue en (drei) Batze gilt. (Sutermeister, 10.) Wanne. 1 Besser die eigene Wanne, als das fremde Fass. 2 En Wann' es kêne Schottelkorv. Eine Wanne ist kein Schüsselkorb. (Vgl. Simrock, Sebastian Brant, S. 320.) 3 En Wann'1 is kein Kükenkorw. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 80, 369; hochdeutsch bei Pistor., IX, 9; Simrock, 1181. 1) In doppelter Bedeutung, a als das Adverb „wann“ und b als Substantiv Wanne = Kornschwinge. – Scherzhafte Antwort auf die Frage: Wann? 4 En Wann' is kein Siew. (Büren.) 5 Enne Wanne äs kü Käsekorb. (Waldeck.) – Curtze, 366, 638. 6 Es ist leichter einer Wannen mit flöhe hüten, denn eines Weibs, das nicht will fromb sein. – Henisch, 1156, 64. 7 In alten Wannen ist gut baden. Wird in Niederösterreich meist angewandt, wenn ein junger Mann eine ältere Frau heirathet oder ihr den Hof macht. 8 'R nimmt glei a Wanna, 'r brauch koan Huet, hot 'r g'set, no ist 'r ganga. – Birlinger, 523. *9 Einem mit der wannen wiegen. – Geiler, Alsatia, 1862-67, 448. Winken. In dem Sinne von Holzschlägel 4 u. 5 und Zaunpfahl. *10 Einer Wannen voll flöh hüten. – Henisch, 1156, 25. *11 Man muss es ihm mit der Wanne einschütten. (Luzern.) *12 Und kâm' eine Wann' in min Hand, der Hagel slüeg über alles Land. – Liedersaal. Eine Zessenmacherin wollte Hagel über das Land bringen, mittelst einer Wanne u. dgl. Zaubereien. Wannen. 1 Di wânt niks ööders üüssa Stak an Pöös. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 114. Dir fehlt nichts anderes als Sack und Beutel. 2 Eist mot me wannen un dann sicht'n1. (Westf.) 1) D. h. sieben. – Wortspiel mit süchten = seufzen. 3 Wamme wannet1, dann hät me 't gedoschken. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 56; für Waldeck: Curtze, 357, 548; Firmenich, I, 326, 53. 1) „Wann“ sagen und Kornschwingen. (S. Wanne.) 4 Wannen es kein diärsken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 368. *5 Dä muss noch gewannt un gekrênzelt wärde. (Bedburg.) Von einem unerfahrenen, unwissenden oder unhöflichen Menschen. Wanolf. Wanolf ist Triegolf's Bruder. – Boner. Wanst. 1 Auf einem dicken Wanst steht selten ein feiner Kopf. – Binder II, 1506. 2 Auff vollen wangst folgt der Dantz. – Fischart, in Kloster, VIII, 408. 3 Erst wenn gefüllt der Wanst, wird getanzt. Wanwâre. De Wanwâre koft, de Wanwâre heft. – Hauskalender, IV. Wanze. 1 Tanzen die Wanzen, spielen die Grillen. (Jüd.-deutsch. Brody.) Schlechte Musikanten, schlechte Tänzer. 2 Wanzen und schlechte Menschen muss man mit scharfen Mitteln vertreiben. 3 Wenn das nicht gut für die Wanzen ist, sagte der Bauer, als sein Haus brannte. 4 Wenn das nicht gut vor die Wanzen ist, so weiss ich nicht, was besser ist. In Ostpreussen: Wenn dat nich got för de Wansker öss, denn wêt öck nich wat beter öss. (Frischbier2, 3972.) Diese Redensart wird auf einen Edelmann im Kreise Beherd zurückgeführt, der sich in seiner polnischen Wirthschaft vor dem Ungeziefer nicht anders zu helfen wusste, als dass er Haus und Hof niederbrannte. Bei Peik (196-197): „Wenn dat nich gôd für de Wandlüse is, dann wêt ik nich, wat beter is, hâr de Kêrl seggt, und harr dat Hûs anstäken.“ Holl.: Als dat niet goed voor de wandluis is, dan weet ik niet, wat beter is, speelde en zong de muzikant, en zijn huis stond in den brand. (Harrebomée, II, 435a.) 5 Wenn das nit gut für die Wanzen ist, so wêss ich nit, was gut wär', sagte der Berliner, als er hörte, dass die Spanier die Klöster sammt Mönchen und Nonnen verbrennen. – Klosterspiegel, 42, 7. 6 Wo Wanzen sind, da kriechen Wanzen zu. *7 Die sind wie die Wanzen. Von Leuten, die man nicht los werden kann. *8 Die Wanzen sollen mich fressen, wenn es nicht wahr ist. (Pennsylvanien.) Das sehr reich an Wanzen ist. *9 Er ist wie die Wanzen, er riecht übel und ist schwer fortzubringen. Die Römer hatten aus der Insektenwelt nur wenig Schmähwörter entlehnt. In der Casina des Plautus nennt Cleostrata ihren der Untreue verdächtigen Mann eine „graue Mücke“ (cana culex); und Horaz den ihm aufsätzigen Recensenten Pantilius „eine Wanze“ (cimex). (Vgl. Röm. Schimpfwörter in Ausland, 1861, Nr. 8.) *10 Wenn das nicht gut für die Wanzen ist! – Simrock, 11182. Als in Berlin Feuer in einem Dirnenhause auskam und die erschreckten Bewohnerinnen zu den Fenstern hinaussprangen, sagte ein Eckensteher: „Wenn det nig gut vor de Wanzen is, denn weess ick nit, wat besser is.“ In scherzhafter Weise von jedem starken Mittel. (Trachsel, 63; Schlingmann, 807.) Wanzentugend. * Sie hat die Wanzentugend. (S. Tugend 406.) D. h. sie beisst, so lange sie lebt, und stinkt, wenn sie todt ist.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [891]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/897>, abgerufen am 27.04.2024.