Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *12 Geh' weg nach Gladebach. (Giessen.)

Von einem, den man gern los sein will. Gladebach ist ein Städtchen bei Giessen, wohin die Studenten gewöhnlich ausziehen.

Span.: Salta tu, y damela tu. (Don Quixote.)

*13 'S ging oals ressene weg. - Gomolcke, 950.

*14 Weggehen wie die Dirne vom Tanz. (Steiermark.)

Ohne Umstände, ohne Dank und Lohn.

*15 Weggehen wie ein begossener Han. - Herberger, Hertzpostille, Ib, 29.


Weggen.

* Er hat mit dem Wegge 's Brod erspart. - Sutermeister, 90.

Wer Kuchen isst, erspart allerdings Brot.


Weggli.

1 Mit Weggli cha mer Brot spare. (Luzern.)

*2 I git dir e Weggli wie siib Meitli dem Hund. - Sutermeister, 41.

Weggen oder Wek = ein hölzerner oder eiserner Keil um Holz zu spalten u. s. w., dann eine Art keilförmiger Kuchen, worauf man Butter und Kümmel thut. Weggli ist die Verkleinerungsform.


Weghaben.

*1 Er hat's weg, als hätte ein Hund ihn gebissen.

Dän.: Han har det alt, som en hund havde bidt ham. (Prov. dan., 273.)

*2 Er hat's weg, wie der Hase das Trommeln. (Schles.)


Weghängen.

* Henge weg, ehe das holtz vergehet. - Agricola I, 317; Körte, 2944c.

Bei Franck (1532) lautet es: Hencke ehe u. s. w. (Latendorf, III, 108, 331.)


Wegheben.

Hebe dich weg, Satan, rief die Nonne, als sie nachts ihren Buhlen im Bette fand, fügte aber, als er gehen wollte, hinzu: Bleib', Veitel, 's war nicht so bös gemeint. - Klosterspiegel, 42, 5.


Wegjagen.

* A wegjugen wie a Katz vün der Milch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Einen mit langer Nase abziehen lassen.


Wegkommen.

*1 Da kem ik nog beter weg as de Bohofschreiver, de kreg en Stupbessen. - Schütze, IV, 72.

Bezieht sich auf eine alte Geschichte. (Vgl. Hübbe's Beiträge zu Schütze's Idiotikon, im Journal, Hamburg 1805, II, 205.)

*2 Er ist besser weggekommen als Trine von Hamburg, die beide Ohren dabei verlor.

Diese Redensart ist bekannter in Holland als in Deutschland. Harrebomee a. a. O. sagt, eine zu Maasluis geborene, berüchtigte Diebin, welche behauptete, aus Brunsbüttel bei Hamburg gebürtig, und dort unter dem Namen "Trine von Hamburg" bekannt zu sein, habe dazu Veranlassung gegeben. Nach dem letzten richterlichen Erkenntniss war diese Trine einundzwanzigmal in Haft gewesen, achtmal wegen Schwangerschaft mit körperlichen Strafen verschont, aber mit einem Strick um den Hals an den Galgen gestellt, verschiedenemal gestäupt, fünfmal gebrandmarkt worden. Am 14. Oct. 1612 wurden ihr beide Ohren abgeschnitten und am 30. Oct. 1617 beschloss sie ihr Leben am Galgen. Harrebomee erwähnt noch eine andere Person, die zu Tiel in den Niederlanden am 15. Nov. 1556 ergriffen ward, sich Katharina Peters nannte und für eine Näherin aus Hamburg ausgab. Es wird erzählt, dass sie, nachdem sie neun Wochen in den Niederlanden gewesen, im Alter von zwanzig Jahren mit einem getrauten Mann durchgegangen, und in Lübeck als Diebin verhaftet worden sei, wo man sie gestäupt, gebrandmarkt und ihr ein Ohr abgeschnitten habe. Dann habe sie ein ander Brandmerk in Hamburg, später wegen Diebstahls auch in Danzig erhalten, sei dann in Gorskum gestäupt und endlich aus Tiel verwiesen worden.

Holl.: Hij is er beter afgekomen dan Trin van Hamburg, die verloorer beide ooren bij. (Harrebomee, II, 148a.)

*3 Er ist ungerupft weggekommen.

Er hat sich ohne Schaden aus einer verdriesslichen Sache losgewickelt.

Frz.: Il s'en est alle bagues sauves. - Il s'en est tire bagues sauves. (Kritzinger, 52a.)

*4 He is wegkamen as de Katt' von 'n Dauwenslagg. (Mecklenburg.) - Schiller, III, 6b; Bützower Ruhestunden, XXIV, 62.

5 Doss de mer ne wegkimmst.

"Su a blutarm Mensch darf a sau reden, so wils gaar uf linde Seten geschmiert honn. Je, dos de mer nich wegkimmst." (Keller, 166b.)


[Spaltenumbruch]
Weglaufen.

1 So lange das Weglaufen nicht aufhört, hört auch das Ohrenabschneiden nicht auf. (Surinam.)

Das Letztere hat längst aufgehört, obwohl das Erstere seitens der Sklaven noch vorkommt. Sinn: Solange Uebertretung vorkommt, so lange folgt auch Strafe.

2 Wer wegläuft, findet jemand, der ihn jagt.

Frz.: Qui s'enfuit, trouve qui le chasse. (Kritzinger, 272a.)

*3 Er läuft unten weg wie ein Wiesel.

*4 Er läuft vor einer todten Katze weg.

Ist sehr furchtsam.

*5 Er läuft weg, und schreit aus vollem Halse. - Burckhardt, 696.

Anstatt seine Flucht durch Schweigen zu erleichtern, zieht er durch lautes Schreien die Aufmerksamkeit auf sich.

*6 Er läuft weg, wie der Hund vom Brotkorbe.

Ironisch.

*7 Er läuft weg wie die Sau vom Troge.

*8 Ueber etwas weglaufen wie der Hahn über die Kohlen.

Frz.: Parcourir en discourant. (Kritzinger, 506a.)


Weglegen.

Wer nichts weggelegt hat, kann auch nichts finden.


Weglein.

'S ist kan Wegle net z' wett, dös d' Liebe net treibt. (Ulm.)


Wegnehmen.

1 De nömmt von vere weg, wie de Kosmann de Weiwer. (Dönhoffstädt.) - Frischbier II, 1941.

2 Nimm das Deine weg, damit ich das Meine hinlegen kann; denn es ist keine Zeit, da ich habe Eile. - Burckhardt, 356.

In Aegypten von einem hitzigen Menschen, der Eile hat, und glaubt die ganze Welt müsse ihm Platz machen und sich seinen Wünschen oder seinem Eigensinn fügen.

3 Wo man nichts wegnehmen kann, das ist nicht zu lang.

*4 Er nimmts von der Hand weg, wie der Hallauer den Pappen.


Wegputzen.

* Putz weg, Philipp, 't is luter Fett. (Ostfries.)


Wegscharren.

Scharr weg, Mutter, fief Gille öss e Dauler. (Ostpreuss.) - Frischbier2, 3255.

Scherzhafte Redensart bei Empfangnahme von Geld, oder auch bei falscher Berechnung.


Wegscheide.

* An die Wegscheide kommen. - Eiselein, 630.


Wegschleichen.

*1 Er schleicht weg, als hätte er einen Kamm gestohlen.

Ich habe die Redensart sonst nirgends als bei Waldis (I, 11, 63) gefunden, wo es heisst: "Da schleicht der Schmeichler weg verholen, als ob er hett ein Kamp gestolen." Warum grade Kamm, fragt schon H. Kurz, und Sandvoss (Sprichwörterlese, S. 63) vermuthet, Kamp sei ein Druckfehler für Lamb. Möglich, dass dem so ist, wiewol dadurch die Sache nicht geändert wird, da im Grund der, welcher einen Kamm gestohlen hat, ebenso wegschleichen kann, wie der, welcher ein Lamm stahl. Wenn ich eine Vermuthung hinzufügen darf, so möchte ich glauben, es liege der Redensart ein historischer Vorgang, eine uns verloren gegangene oder bisjetzt unbekannt gebliebene Anekdote zu Grunde, auf die sich der Dichter mit seiner Vergleichung bezieht.

*2 Sich wegschleichen, wie die Katze vom Taubenschlage. - Lohrengel, II, 458.

Frz.: Emporter le chat; s'en aller sans dire a Dieu a personne.


Wegschleppen.

Schlepp' weg, Peter, 't sind Linsen.

Redensart beim Kartenspiel. Zum Partner = nimm den Stich, er gehört uns.


Wegschmeissen.

De schmött weit weg on nömmt dicht dabi op. - Frischbier2, 3357.

Der gibt in Worten oder (mehr in diesem Sinne) in der That einen guten Besitz, eine einträgliche Stellung u. s. w. leichtfertig auf, um sich bald darauf um eine geringere zu bemühen. Er giesst unreines Wasser eher aus, als er reines hat.


Wegstehlen.

* Sich heimlich wegstehlen. - Braun, I, 4265.


Wegsteuer.

* Die Wegsteuer nicht mehr haben. - Eiselein, 630.


[Spaltenumbruch] *12 Geh' weg nach Gladebach. (Giessen.)

Von einem, den man gern los sein will. Gladebach ist ein Städtchen bei Giessen, wohin die Studenten gewöhnlich ausziehen.

Span.: Salta tú, y damela tú. (Don Quixote.)

*13 'S ging oals rêssene weg.Gomolcke, 950.

*14 Weggehen wie die Dirne vom Tanz. (Steiermark.)

Ohne Umstände, ohne Dank und Lohn.

*15 Weggehen wie ein begossener Han.Herberger, Hertzpostille, Ib, 29.


Weggen.

* Er hat mit dem Wegge 's Brod erspart.Sutermeister, 90.

Wer Kuchen isst, erspart allerdings Brot.


Weggli.

1 Mit Weggli cha mer Brot spare. (Luzern.)

*2 I git dir e Weggli wie siib Meitli dem Hund.Sutermeister, 41.

Weggen oder Wek = ein hölzerner oder eiserner Keil um Holz zu spalten u. s. w., dann eine Art keilförmiger Kuchen, worauf man Butter und Kümmel thut. Weggli ist die Verkleinerungsform.


Weghaben.

*1 Er hat's weg, als hätte ein Hund ihn gebissen.

Dän.: Han har det alt, som en hund havde bidt ham. (Prov. dan., 273.)

*2 Er hat's weg, wie der Hase das Trommeln. (Schles.)


Weghängen.

* Henge weg, ehe das holtz vergehet.Agricola I, 317; Körte, 2944c.

Bei Franck (1532) lautet es: Hencke ehe u. s. w. (Latendorf, III, 108, 331.)


Wegheben.

Hebe dich weg, Satan, rief die Nonne, als sie nachts ihren Buhlen im Bette fand, fügte aber, als er gehen wollte, hinzu: Bleib', Veitel, 's war nicht so bös gemeint.Klosterspiegel, 42, 5.


Wegjagen.

* A wegjugen wie a Katz vün der Milch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Einen mit langer Nase abziehen lassen.


Wegkommen.

*1 Da kêm ik nog beter weg as de Bohofschrîver, de krêg en Stupbessen.Schütze, IV, 72.

Bezieht sich auf eine alte Geschichte. (Vgl. Hübbe's Beiträge zu Schütze's Idiotikon, im Journal, Hamburg 1805, II, 205.)

*2 Er ist besser weggekommen als Trine von Hamburg, die beide Ohren dabei verlor.

Diese Redensart ist bekannter in Holland als in Deutschland. Harrebomée a. a. O. sagt, eine zu Maasluis geborene, berüchtigte Diebin, welche behauptete, aus Brunsbüttel bei Hamburg gebürtig, und dort unter dem Namen „Trine von Hamburg“ bekannt zu sein, habe dazu Veranlassung gegeben. Nach dem letzten richterlichen Erkenntniss war diese Trine einundzwanzigmal in Haft gewesen, achtmal wegen Schwangerschaft mit körperlichen Strafen verschont, aber mit einem Strick um den Hals an den Galgen gestellt, verschiedenemal gestäupt, fünfmal gebrandmarkt worden. Am 14. Oct. 1612 wurden ihr beide Ohren abgeschnitten und am 30. Oct. 1617 beschloss sie ihr Leben am Galgen. Harrebomée erwähnt noch eine andere Person, die zu Tiel in den Niederlanden am 15. Nov. 1556 ergriffen ward, sich Katharina Peters nannte und für eine Näherin aus Hamburg ausgab. Es wird erzählt, dass sie, nachdem sie neun Wochen in den Niederlanden gewesen, im Alter von zwanzig Jahren mit einem getrauten Mann durchgegangen, und in Lübeck als Diebin verhaftet worden sei, wo man sie gestäupt, gebrandmarkt und ihr ein Ohr abgeschnitten habe. Dann habe sie ein ander Brandmerk in Hamburg, später wegen Diebstahls auch in Danzig erhalten, sei dann in Gorskum gestäupt und endlich aus Tiel verwiesen worden.

Holl.: Hij is er beter afgekomen dan Trin van Hamburg, die verloorer beide ooren bij. (Harrebomée, II, 148a.)

*3 Er ist ungerupft weggekommen.

Er hat sich ohne Schaden aus einer verdriesslichen Sache losgewickelt.

Frz.: Il s'en est allé bagues sauves. – Il s'en est tiré bagues sauves. (Kritzinger, 52a.)

*4 Hê is wegkâmen as de Katt' von 'n Dûwenslagg. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b; Bützower Ruhestunden, XXIV, 62.

5 Doss de mer ne wegkimmst.

„Su a blutarm Mensch darf a sau reden, so wils gaar uf linde Sêten geschmiert honn. Je, dos de mer nich wegkimmst.“ (Keller, 166b.)


[Spaltenumbruch]
Weglaufen.

1 So lange das Weglaufen nicht aufhört, hört auch das Ohrenabschneiden nicht auf. (Surinam.)

Das Letztere hat längst aufgehört, obwohl das Erstere seitens der Sklaven noch vorkommt. Sinn: Solange Uebertretung vorkommt, so lange folgt auch Strafe.

2 Wer wegläuft, findet jemand, der ihn jagt.

Frz.: Qui s'enfuit, trouve qui le chasse. (Kritzinger, 272a.)

*3 Er läuft unten weg wie ein Wiesel.

*4 Er läuft vor einer todten Katze weg.

Ist sehr furchtsam.

*5 Er läuft weg, und schreit aus vollem Halse.Burckhardt, 696.

Anstatt seine Flucht durch Schweigen zu erleichtern, zieht er durch lautes Schreien die Aufmerksamkeit auf sich.

*6 Er läuft weg, wie der Hund vom Brotkorbe.

Ironisch.

*7 Er läuft weg wie die Sau vom Troge.

*8 Ueber etwas weglaufen wie der Hahn über die Kohlen.

Frz.: Parcourir en discourant. (Kritzinger, 506a.)


Weglegen.

Wer nichts weggelegt hat, kann auch nichts finden.


Weglein.

'S ist kan Wegle net z' wett, dös d' Liebe net treibt. (Ulm.)


Wegnehmen.

1 De nömmt von vêre weg, wie de Kosmann de Wîwer. (Dönhoffstädt.) – Frischbier II, 1941.

2 Nimm das Deine weg, damit ich das Meine hinlegen kann; denn es ist keine Zeit, da ich habe Eile.Burckhardt, 356.

In Aegypten von einem hitzigen Menschen, der Eile hat, und glaubt die ganze Welt müsse ihm Platz machen und sich seinen Wünschen oder seinem Eigensinn fügen.

3 Wo man nichts wegnehmen kann, das ist nicht zu lang.

*4 Er nimmts von der Hand weg, wie der Hallauer den Pappen.


Wegputzen.

* Putz weg, Philipp, 't is luter Fett. (Ostfries.)


Wegscharren.

Scharr weg, Mutter, fief Gille öss e Dauler. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 3255.

Scherzhafte Redensart bei Empfangnahme von Geld, oder auch bei falscher Berechnung.


Wegscheide.

* An die Wegscheide kommen.Eiselein, 630.


Wegschleichen.

*1 Er schleicht weg, als hätte er einen Kamm gestohlen.

Ich habe die Redensart sonst nirgends als bei Waldis (I, 11, 63) gefunden, wo es heisst: „Da schleicht der Schmeichler weg verholen, als ob er hett ein Kamp gestolen.“ Warum grade Kamm, fragt schon H. Kurz, und Sandvoss (Sprichwörterlese, S. 63) vermuthet, Kamp sei ein Druckfehler für Lamb. Möglich, dass dem so ist, wiewol dadurch die Sache nicht geändert wird, da im Grund der, welcher einen Kamm gestohlen hat, ebenso wegschleichen kann, wie der, welcher ein Lamm stahl. Wenn ich eine Vermuthung hinzufügen darf, so möchte ich glauben, es liege der Redensart ein historischer Vorgang, eine uns verloren gegangene oder bisjetzt unbekannt gebliebene Anekdote zu Grunde, auf die sich der Dichter mit seiner Vergleichung bezieht.

*2 Sich wegschleichen, wie die Katze vom Taubenschlage.Lohrengel, II, 458.

Frz.: Emporter le chat; s'en aller sans dire à Dieu à personne.


Wegschleppen.

Schlepp' weg, Peter, 't sind Linsen.

Redensart beim Kartenspiel. Zum Partner = nimm den Stich, er gehört uns.


Wegschmeissen.

De schmött wît weg on nömmt dicht dabi op.Frischbier2, 3357.

Der gibt in Worten oder (mehr in diesem Sinne) in der That einen guten Besitz, eine einträgliche Stellung u. s. w. leichtfertig auf, um sich bald darauf um eine geringere zu bemühen. Er giesst unreines Wasser eher aus, als er reines hat.


Wegstehlen.

* Sich heimlich wegstehlen.Braun, I, 4265.


Wegsteuer.

* Die Wegsteuer nicht mehr haben.Eiselein, 630.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0936" n="[930]"/><cb n="1859"/>
*12 Geh' weg nach Gladebach.</hi> (<hi rendition="#i">Giessen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, den man gern los sein will. Gladebach ist ein Städtchen bei Giessen, wohin die Studenten gewöhnlich ausziehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Salta tú, y damela tú. (<hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 'S ging oals rêssene weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 950.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Weggehen wie die Dirne vom Tanz.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ohne Umstände, ohne Dank und Lohn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Weggehen wie ein begossener Han.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, Hertzpostille, I<hi rendition="#sup">b</hi>, 29.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weggen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat mit dem Wegge 's Brod erspart.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 90.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer Kuchen isst, erspart allerdings Brot.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weggli.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Mit Weggli cha mer Brot spare.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 I git dir e Weggli wie siib Meitli dem Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Weggen oder Wek = ein hölzerner oder eiserner Keil um Holz zu spalten u. s. w., dann eine Art keilförmiger Kuchen, worauf man Butter und Kümmel thut. Weggli ist die Verkleinerungsform.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weghaben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er hat's weg, als hätte ein Hund ihn gebissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Han har det alt, som en hund havde bidt ham. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 273.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er hat's weg, wie der Hase das Trommeln.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weghängen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Henge weg, ehe das holtz vergehet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 317; Körte, 2944<hi rendition="#sup">c</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Franck (1532)</hi> lautet es: Hencke ehe u. s. w. (<hi rendition="#i">Latendorf, III, 108, 331.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegheben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hebe dich weg, Satan, rief die Nonne, als sie nachts ihren Buhlen im Bette fand, fügte aber, als er gehen wollte, hinzu: Bleib', Veitel, 's war nicht so bös gemeint.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 42, 5.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegjagen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A wegjugen wie a Katz vün der Milch.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen mit langer Nase abziehen lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegkommen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Da kêm ik nog beter weg as de Bohofschrîver, de krêg en Stupbessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 72.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf eine alte Geschichte. (Vgl. <hi rendition="#i">Hübbe's Beiträge zu Schütze's Idiotikon,</hi> im <hi rendition="#i">Journal, Hamburg 1805, II, 205.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist besser weggekommen als Trine von Hamburg, die beide Ohren dabei verlor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart ist bekannter in Holland als in Deutschland. <hi rendition="#i">Harrebomée</hi> a. a. O. sagt, eine zu Maasluis geborene, berüchtigte Diebin, welche behauptete, aus Brunsbüttel bei Hamburg gebürtig, und dort unter dem Namen &#x201E;Trine von Hamburg&#x201C; bekannt zu sein, habe dazu Veranlassung gegeben. Nach dem letzten richterlichen Erkenntniss war diese Trine einundzwanzigmal in Haft gewesen, achtmal wegen Schwangerschaft mit körperlichen Strafen verschont, aber mit einem Strick um den Hals an den Galgen gestellt, verschiedenemal gestäupt, fünfmal gebrandmarkt worden. Am 14. Oct. 1612 wurden ihr beide Ohren abgeschnitten und am 30. Oct. 1617 beschloss sie ihr Leben am Galgen. <hi rendition="#i">Harrebomée</hi> erwähnt noch eine andere Person, die zu Tiel in den Niederlanden am 15. Nov. 1556 ergriffen ward, sich Katharina Peters nannte und für eine Näherin aus Hamburg ausgab. Es wird erzählt, dass sie, nachdem sie neun Wochen in den Niederlanden gewesen, im Alter von zwanzig Jahren mit einem getrauten Mann durchgegangen, und in Lübeck als Diebin verhaftet worden sei, wo man sie gestäupt, gebrandmarkt und ihr ein Ohr abgeschnitten habe. Dann habe sie ein ander Brandmerk in Hamburg, später wegen Diebstahls auch in Danzig erhalten, sei dann in Gorskum gestäupt und endlich aus Tiel verwiesen worden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is er beter afgekomen dan Trin van Hamburg, die verloorer beide ooren bij. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 148<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er ist ungerupft weggekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat sich ohne Schaden aus einer verdriesslichen Sache losgewickelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il s'en est allé bagues sauves. &#x2013; Il s'en est tiré bagues sauves. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 52<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Hê is wegkâmen as de Katt' von 'n Dûwenslagg.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schiller, III, 6<hi rendition="#sup">b;</hi> Bützower Ruhestunden, XXIV, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Doss de mer ne wegkimmst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Su a blutarm Mensch darf a sau reden, so wils gaar uf linde Sêten geschmiert honn. Je, dos de mer nich wegkimmst.&#x201C; (<hi rendition="#i">Keller, 166<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="1860"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weglaufen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 So lange das Weglaufen nicht aufhört, hört auch das Ohrenabschneiden nicht auf.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Letztere hat längst aufgehört, obwohl das Erstere seitens der Sklaven noch vorkommt. Sinn: Solange Uebertretung vorkommt, so lange folgt auch Strafe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer wegläuft, findet jemand, der ihn jagt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui s'enfuit, trouve qui le chasse. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 272<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er läuft unten weg wie ein Wiesel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er läuft vor einer todten Katze weg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist sehr furchtsam.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er läuft weg, und schreit aus vollem Halse.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 696.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Anstatt seine Flucht durch Schweigen zu erleichtern, zieht er durch lautes Schreien die Aufmerksamkeit auf sich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er läuft weg, wie der Hund vom Brotkorbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er läuft weg wie die Sau vom Troge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Ueber etwas weglaufen wie der Hahn über die Kohlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Parcourir en discourant. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 506<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weglegen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer nichts weggelegt hat, kann auch nichts finden.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Weglein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">'S ist kan Wegle net z' wett, dös d' Liebe net treibt.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegnehmen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De nömmt von vêre weg, wie de Kosmann de Wîwer.</hi> (<hi rendition="#i">Dönhoffstädt.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier II, 1941.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Nimm das Deine weg, damit ich das Meine hinlegen kann; denn es ist keine Zeit, da ich habe Eile.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 356.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Aegypten von einem hitzigen Menschen, der Eile hat, und glaubt die ganze Welt müsse ihm Platz machen und sich seinen Wünschen oder seinem Eigensinn fügen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wo man nichts wegnehmen kann, das ist nicht zu lang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er nimmts von der Hand weg, wie der Hallauer den Pappen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegputzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Putz weg, Philipp, 't is luter Fett.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegscharren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Scharr weg, Mutter, fief Gille öss e Dauler.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3255.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzhafte Redensart bei Empfangnahme von Geld, oder auch bei falscher Berechnung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegscheide.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* An die Wegscheide kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 630.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegschleichen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er schleicht weg, als hätte er einen Kamm gestohlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich habe die Redensart sonst nirgends als bei <hi rendition="#i">Waldis (I, 11, 63)</hi> gefunden, wo es heisst: &#x201E;Da schleicht der Schmeichler weg verholen, als ob er hett ein Kamp gestolen.&#x201C; Warum grade Kamm, fragt schon <hi rendition="#i">H. Kurz,</hi> und <hi rendition="#i">Sandvoss (Sprichwörterlese, S. 63)</hi> vermuthet, Kamp sei ein Druckfehler für Lamb. Möglich, dass dem so ist, wiewol dadurch die Sache nicht geändert wird, da im Grund der, welcher einen Kamm gestohlen hat, ebenso wegschleichen kann, wie der, welcher ein Lamm stahl. Wenn ich eine Vermuthung hinzufügen darf, so möchte ich glauben, es liege der Redensart ein historischer Vorgang, eine uns verloren gegangene oder bisjetzt unbekannt gebliebene Anekdote zu Grunde, auf die sich der Dichter mit seiner Vergleichung bezieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Sich wegschleichen, wie die Katze vom Taubenschlage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 458.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Emporter le chat; s'en aller sans dire à Dieu à personne.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegschleppen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Schlepp' weg, Peter, 't sind Linsen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Redensart beim Kartenspiel. Zum Partner = nimm den Stich, er gehört uns.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegschmeissen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De schmött wît weg on nömmt dicht dabi op.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3357.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der gibt in Worten oder (mehr in diesem Sinne) in der That einen guten Besitz, eine einträgliche Stellung u. s. w. leichtfertig auf, um sich bald darauf um eine geringere zu bemühen. Er giesst unreines Wasser eher aus, als er reines hat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegstehlen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sich heimlich wegstehlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 4265.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wegsteuer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die Wegsteuer nicht mehr haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 630.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[930]/0936] *12 Geh' weg nach Gladebach. (Giessen.) Von einem, den man gern los sein will. Gladebach ist ein Städtchen bei Giessen, wohin die Studenten gewöhnlich ausziehen. Span.: Salta tú, y damela tú. (Don Quixote.) *13 'S ging oals rêssene weg. – Gomolcke, 950. *14 Weggehen wie die Dirne vom Tanz. (Steiermark.) Ohne Umstände, ohne Dank und Lohn. *15 Weggehen wie ein begossener Han. – Herberger, Hertzpostille, Ib, 29. Weggen. * Er hat mit dem Wegge 's Brod erspart. – Sutermeister, 90. Wer Kuchen isst, erspart allerdings Brot. Weggli. 1 Mit Weggli cha mer Brot spare. (Luzern.) *2 I git dir e Weggli wie siib Meitli dem Hund. – Sutermeister, 41. Weggen oder Wek = ein hölzerner oder eiserner Keil um Holz zu spalten u. s. w., dann eine Art keilförmiger Kuchen, worauf man Butter und Kümmel thut. Weggli ist die Verkleinerungsform. Weghaben. *1 Er hat's weg, als hätte ein Hund ihn gebissen. Dän.: Han har det alt, som en hund havde bidt ham. (Prov. dan., 273.) *2 Er hat's weg, wie der Hase das Trommeln. (Schles.) Weghängen. * Henge weg, ehe das holtz vergehet. – Agricola I, 317; Körte, 2944c. Bei Franck (1532) lautet es: Hencke ehe u. s. w. (Latendorf, III, 108, 331.) Wegheben. Hebe dich weg, Satan, rief die Nonne, als sie nachts ihren Buhlen im Bette fand, fügte aber, als er gehen wollte, hinzu: Bleib', Veitel, 's war nicht so bös gemeint. – Klosterspiegel, 42, 5. Wegjagen. * A wegjugen wie a Katz vün der Milch. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Einen mit langer Nase abziehen lassen. Wegkommen. *1 Da kêm ik nog beter weg as de Bohofschrîver, de krêg en Stupbessen. – Schütze, IV, 72. Bezieht sich auf eine alte Geschichte. (Vgl. Hübbe's Beiträge zu Schütze's Idiotikon, im Journal, Hamburg 1805, II, 205.) *2 Er ist besser weggekommen als Trine von Hamburg, die beide Ohren dabei verlor. Diese Redensart ist bekannter in Holland als in Deutschland. Harrebomée a. a. O. sagt, eine zu Maasluis geborene, berüchtigte Diebin, welche behauptete, aus Brunsbüttel bei Hamburg gebürtig, und dort unter dem Namen „Trine von Hamburg“ bekannt zu sein, habe dazu Veranlassung gegeben. Nach dem letzten richterlichen Erkenntniss war diese Trine einundzwanzigmal in Haft gewesen, achtmal wegen Schwangerschaft mit körperlichen Strafen verschont, aber mit einem Strick um den Hals an den Galgen gestellt, verschiedenemal gestäupt, fünfmal gebrandmarkt worden. Am 14. Oct. 1612 wurden ihr beide Ohren abgeschnitten und am 30. Oct. 1617 beschloss sie ihr Leben am Galgen. Harrebomée erwähnt noch eine andere Person, die zu Tiel in den Niederlanden am 15. Nov. 1556 ergriffen ward, sich Katharina Peters nannte und für eine Näherin aus Hamburg ausgab. Es wird erzählt, dass sie, nachdem sie neun Wochen in den Niederlanden gewesen, im Alter von zwanzig Jahren mit einem getrauten Mann durchgegangen, und in Lübeck als Diebin verhaftet worden sei, wo man sie gestäupt, gebrandmarkt und ihr ein Ohr abgeschnitten habe. Dann habe sie ein ander Brandmerk in Hamburg, später wegen Diebstahls auch in Danzig erhalten, sei dann in Gorskum gestäupt und endlich aus Tiel verwiesen worden. Holl.: Hij is er beter afgekomen dan Trin van Hamburg, die verloorer beide ooren bij. (Harrebomée, II, 148a.) *3 Er ist ungerupft weggekommen. Er hat sich ohne Schaden aus einer verdriesslichen Sache losgewickelt. Frz.: Il s'en est allé bagues sauves. – Il s'en est tiré bagues sauves. (Kritzinger, 52a.) *4 Hê is wegkâmen as de Katt' von 'n Dûwenslagg. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b; Bützower Ruhestunden, XXIV, 62. 5 Doss de mer ne wegkimmst. „Su a blutarm Mensch darf a sau reden, so wils gaar uf linde Sêten geschmiert honn. Je, dos de mer nich wegkimmst.“ (Keller, 166b.) Weglaufen. 1 So lange das Weglaufen nicht aufhört, hört auch das Ohrenabschneiden nicht auf. (Surinam.) Das Letztere hat längst aufgehört, obwohl das Erstere seitens der Sklaven noch vorkommt. Sinn: Solange Uebertretung vorkommt, so lange folgt auch Strafe. 2 Wer wegläuft, findet jemand, der ihn jagt. Frz.: Qui s'enfuit, trouve qui le chasse. (Kritzinger, 272a.) *3 Er läuft unten weg wie ein Wiesel. *4 Er läuft vor einer todten Katze weg. Ist sehr furchtsam. *5 Er läuft weg, und schreit aus vollem Halse. – Burckhardt, 696. Anstatt seine Flucht durch Schweigen zu erleichtern, zieht er durch lautes Schreien die Aufmerksamkeit auf sich. *6 Er läuft weg, wie der Hund vom Brotkorbe. Ironisch. *7 Er läuft weg wie die Sau vom Troge. *8 Ueber etwas weglaufen wie der Hahn über die Kohlen. Frz.: Parcourir en discourant. (Kritzinger, 506a.) Weglegen. Wer nichts weggelegt hat, kann auch nichts finden. Weglein. 'S ist kan Wegle net z' wett, dös d' Liebe net treibt. (Ulm.) Wegnehmen. 1 De nömmt von vêre weg, wie de Kosmann de Wîwer. (Dönhoffstädt.) – Frischbier II, 1941. 2 Nimm das Deine weg, damit ich das Meine hinlegen kann; denn es ist keine Zeit, da ich habe Eile. – Burckhardt, 356. In Aegypten von einem hitzigen Menschen, der Eile hat, und glaubt die ganze Welt müsse ihm Platz machen und sich seinen Wünschen oder seinem Eigensinn fügen. 3 Wo man nichts wegnehmen kann, das ist nicht zu lang. *4 Er nimmts von der Hand weg, wie der Hallauer den Pappen. Wegputzen. * Putz weg, Philipp, 't is luter Fett. (Ostfries.) Wegscharren. Scharr weg, Mutter, fief Gille öss e Dauler. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 3255. Scherzhafte Redensart bei Empfangnahme von Geld, oder auch bei falscher Berechnung. Wegscheide. * An die Wegscheide kommen. – Eiselein, 630. Wegschleichen. *1 Er schleicht weg, als hätte er einen Kamm gestohlen. Ich habe die Redensart sonst nirgends als bei Waldis (I, 11, 63) gefunden, wo es heisst: „Da schleicht der Schmeichler weg verholen, als ob er hett ein Kamp gestolen.“ Warum grade Kamm, fragt schon H. Kurz, und Sandvoss (Sprichwörterlese, S. 63) vermuthet, Kamp sei ein Druckfehler für Lamb. Möglich, dass dem so ist, wiewol dadurch die Sache nicht geändert wird, da im Grund der, welcher einen Kamm gestohlen hat, ebenso wegschleichen kann, wie der, welcher ein Lamm stahl. Wenn ich eine Vermuthung hinzufügen darf, so möchte ich glauben, es liege der Redensart ein historischer Vorgang, eine uns verloren gegangene oder bisjetzt unbekannt gebliebene Anekdote zu Grunde, auf die sich der Dichter mit seiner Vergleichung bezieht. *2 Sich wegschleichen, wie die Katze vom Taubenschlage. – Lohrengel, II, 458. Frz.: Emporter le chat; s'en aller sans dire à Dieu à personne. Wegschleppen. Schlepp' weg, Peter, 't sind Linsen. Redensart beim Kartenspiel. Zum Partner = nimm den Stich, er gehört uns. Wegschmeissen. De schmött wît weg on nömmt dicht dabi op. – Frischbier2, 3357. Der gibt in Worten oder (mehr in diesem Sinne) in der That einen guten Besitz, eine einträgliche Stellung u. s. w. leichtfertig auf, um sich bald darauf um eine geringere zu bemühen. Er giesst unreines Wasser eher aus, als er reines hat. Wegstehlen. * Sich heimlich wegstehlen. – Braun, I, 4265. Wegsteuer. * Die Wegsteuer nicht mehr haben. – Eiselein, 630.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/936
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [930]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/936>, abgerufen am 27.04.2024.