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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Wegtragen.

Wer ihn abends weggetragen, bringt ihn am andern Morgen wieder.

Aehnlich sagt man auch in verächtlicher Weise zu jemand, der sich abends hinaus zu gehen fürchtet: Fürchte dich nicht, es wird dich niemand forttragen.


Wegweiser.

1 Ein böser Wegweiser ist schlimmer als ein böser Nachfolger.

It.: Dell' error de camino ha colpa la guida. (Pazzaglia, 38.)

2 Wegweiser gehen nicht mit.

Mancher Forscher ist ähnlich einem Wegweiser; er zeigt dem Wanderer den richtigen Weg, ohne ihn selbst zu gehen. (Witzfunken, IIIa, 108.)

*3 Wegweiser und Leithammel sein. - Eiselein, 630; Braun, I, 4940.

Lat.: Dux caperque. (Eiselein, 630.)

*4 Wer einen Wegweiser braucht, lasse sich einen aus Speier kommen.

"Als nämlich die Cistercienser daselbst nicht wussten, wohin sie ihr Kloster bauen sollten; so nahmen sie einen Esel, luden ihm ihr Geld auf und gingen ihm nach, bis er im Drecke stecken blieb. Da machten sie Halt und bauten das Kloster Maulbronn." (Klosterspiegel, 52, 2.)


Wegwerfen.

1 Was der eine wegwirft, hebt der andere auf.

Was dem einen werthlos erscheint, weiss der andere noch zu benutzen.

2 Was man hier wegwirft, wird an andern Orten werth gehalten.

Lat.: Plus apud Campanos unguenti quam apud caeteros olei fit. (Philippi, II, 99.)

3 Was man zu weit wegwirft, hätte man gern. - Simrock, 11266.

4 Wät dä wegwirft, brucht kenn onnerer ofzehewe. (Siegen.) - Firmenich, I, 520, 23.

Was der wegwirft, weil werthlos, braucht kein anderer aufzuheben.

5 Wer sich selbst wegwirft, den heben auch die andern nicht auf. - Sprichwörtergarten, 375.

Port.: Roim seja, quem por roim se tem. (Bohn I, 293.)

6 Wirf weg und sei dir's noch so werth, was dir nur Ungemach beschert.

Lat.: Quae nocitura tenes, quamvis sint cara, relinque. (Cato.) (Philippi, II, 118.)

*7 Ich werfe keine Nussschale darum weg.


Wegziehen.

Man weiss wol, wenn man wegzieht, aber nicht, wenn man wiederkommen wird.


Wegzuschenken.

*1 A wär' gut wek ze schenken, a roit's nich seir. (Schles.) - Frommann, III, 411, 429.

"Er taugte allerdings gut zum wegschenken, er würde niemanden reuen." (Keller, 146a.)

Frz.: Enleve comme un courcin. (Leroux, I, 6.)

*2 Wenn man ihn wegschenken wollte, müsste man noch einen Batzen zugeben.


Wehbengel.

* Einem einen Wehbengel anhängen.

Ihm Hindernisse in den Weg legen. Das Bild ist wol von den Bengeln und Klöppeln entlehnt, die man Hunden, Kühen und Ochsen umbindet, um ihre schnelle Bewegung zu mässigen, weil sie der Bengel in die Beine schlägt und ihnen Wehe oder Schmerz verursacht. "Dass der listige Obriste ihm einen Weh-Bengel angehenckt." (Simplic., 692.)


Wehe (Subst.).

1 Alle tag weh, stirbt nimmermeh. - Gruter, III, 4; Eyering, I, 25.

Scherzhafter Spott bei immer Klagenden, oder Ausdruck liebloser Ungeduld in Betreff Kranker, deren Pflege sehr lästig wird.

2 Auf Weh und Ach folgt Freude nach. - Gaal, 1082.

Engl.: After a storm comes a calm. - After annoy there comes joy. - Cloudy mornings turn to lear evenings. (Masson, 347.) - Sadness and gladness succeed each other. (Gaal, 1082.)

Frz.: Heur et malheur n'ont qu'un temps. - Les pleurs sont suivis de joie; la joie succede aux pleurs. (Masson, 347.)

Lat.: Ver hiemem sequitur post triste serenum. (Gaal, 1082.)

Poln.: Bedzie tez stonce przed naszymi wroty. - Po smutku radosc naste puie. (Masson, 347.)

3 Besser a Wehteg (Wehe) im Harz eider a Charpe (Schande) in Punim (Gesicht). (Jüd.-deutsch. Warschau.)


[Spaltenumbruch]

Ein innerer Schmerz ist (für den, der Ehrgefühl besitzt) leichter zu ertragen, all öffentliche (Schande) Demüthigung.

Lat.: Ubi quis dolet, ibidem et manum habet. (Chaos, 123; Philippi, II, 230.)

4 Das kürzeste Wehe ist das beste.

Holl.: Liever de korte pijn dan de lange. (Harrebomee, II, 183a.)

5 Drei Wehe seyndt: ein zweiffelhaftiges herz, sündige Lippen, hende, die Uebels thun. - Ottow's Ms.

6 Drei Wehe sind schlimmer als eins.

7 Durch Weh', durch Wohl.

8 Durch Weh zur Höh'.

Als Ueberschrift einer Erzählung im Hausfreund von Wachenhusen (Berlin 1873, Nr. 30).

9 Es ist kein Wehe so gross als Hertzeleid. - Petri, II, 271.

10 Jeder fühlt sein Wehe am meisten.

Böhm.: Kazdemu sve hore (krivda) horke u prikre. (Celakovsky, 183.)

11 Kaltes Wehe gibt Zittern. - Fischart.

12 Ohne Wehe keine Ehe.

13 Ohne Weh' kommt niemand in die Höh'.

14 Wa ist wee? Wa ist laid? Wa ist zanck? Wa ist klagen? Wa seind wunden on vrsach? Wa seind rote augen? Nämlich wa man bey dem wein ligt, vnd kümbt auss zu sauffen, was eingeschenckt ist. - Agricola II, 242.

15 Wehe macht mir wehe. - Lehmann, II, 825, 1.

16 Wieh muss Wieh vertreiwen. (Trier.) - Laven, 285.

17 Wo Wehe ist, da sind Thränen.

Böhm.: Kde hore, tu i slzy. (Celakovsky, 180.)

*18 Die rechte Wehe.


Wehe (Adj.).

1 Ahnde (täglich) weh, stirbt nit dest eh. - Sutermeister, 127.

2 Denen geschihet wehe, die kein frucht zeugen in der ehe. - Henisch, 801, 57.

3 Der nit darff sagen, das jm wee ist, dem ist wee. - Franck, I, 69a; Lehmann, II, 65, 159; Simrock, 11269.

4 Weh dem, der einen bösen Nachbar hat. - Petri, II, 613.

5 Weh dem, der in ein böss Gerücht kompt. - Petri, II, 618.

Bei Tunnicius (1042): We dem, de in ein quat geruchte kumt. (Spernitur infamis, multos infamia nigrat.)

Holl.: Wee hem, die in een kwaad woord komt. (Harrebomee, II, 444b.)

6 Weh dem, der mit Grund dem Lestrer felt in Mund. - Petri, II, 613.

7 Wehe dem Besiegten.

Eine Uebertragung des im Pseudolus des Plautus (5, 235) befindlichen Vae victis! Wahrscheinlich ein schon vor Plautus volksthümlicher Ausdruck, der von Livius (5, 48) und Florus (1, 13) auf Brennus zurückgeführt wird. (Vgl. Büchmann, 9. Aufl., S. 161.)

It.: Guai a vinti.

8 Wehe dem, der allein ist.

Bei Tunnicius (1065): We demgennen, de alleine is. (Nemo levat solum: quis nunc locupletat egenos.)

9 Wehe dem, der die Briefe tragen muss. - Petri, II, 613.

10 Wehe dem, der sich vor drei W (Wehen) nicht hütet: Wollust, Wein und Würfel.

11 Wehe dem Lande, wo der Herr ein Kind ist.

Bei Tunnicius (1043): We dem lande, dar de her is ein kint. (Vae populo et terrae quorum rex arte puellus.)

12 Wehe dem Schwachen, der streitsüchtig ist.

Ein schwacher Hund, der bissig ist, hat immer eine wunde Haut und zerrissene Ohren.

It.: Can ringhioso, e non forzoso, guai alla sua pelle.

13 Wem wehe ist, der rufet. - Fischer, Psalter, 669, 4.

14 Wenn einem wehe ist, so schrewet er. - Fischer, Psalter, 34b.

Lat.: Vbi dolor, ibi verba. (Fischer, Psalter, 34b.)

15 Wie wee dem ist, der lieb sucht, da keynn ist. - Franck, I, 88b; Lehmann, II, 885, 413.

16 Wo einem wehe ist, da klagt man sich.


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Wegtragen.

Wer ihn abends weggetragen, bringt ihn am andern Morgen wieder.

Aehnlich sagt man auch in verächtlicher Weise zu jemand, der sich abends hinaus zu gehen fürchtet: Fürchte dich nicht, es wird dich niemand forttragen.


Wegweiser.

1 Ein böser Wegweiser ist schlimmer als ein böser Nachfolger.

It.: Dell' error de camino hà colpa la guida. (Pazzaglia, 38.)

2 Wegweiser gehen nicht mit.

Mancher Forscher ist ähnlich einem Wegweiser; er zeigt dem Wanderer den richtigen Weg, ohne ihn selbst zu gehen. (Witzfunken, IIIa, 108.)

*3 Wegweiser und Leithammel sein.Eiselein, 630; Braun, I, 4940.

Lat.: Dux caperque. (Eiselein, 630.)

*4 Wer einen Wegweiser braucht, lasse sich einen aus Speier kommen.

„Als nämlich die Cistercienser daselbst nicht wussten, wohin sie ihr Kloster bauen sollten; so nahmen sie einen Esel, luden ihm ihr Geld auf und gingen ihm nach, bis er im Drecke stecken blieb. Da machten sie Halt und bauten das Kloster Maulbronn.“ (Klosterspiegel, 52, 2.)


Wegwerfen.

1 Was der eine wegwirft, hebt der andere auf.

Was dem einen werthlos erscheint, weiss der andere noch zu benutzen.

2 Was man hier wegwirft, wird an andern Orten werth gehalten.

Lat.: Plus apud Campanos unguenti quam apud caeteros olei fit. (Philippi, II, 99.)

3 Was man zu weit wegwirft, hätte man gern.Simrock, 11266.

4 Wät dä wegwirft, brucht kenn onnerer ofzehewe. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 23.

Was der wegwirft, weil werthlos, braucht kein anderer aufzuheben.

5 Wer sich selbst wegwirft, den heben auch die andern nicht auf.Sprichwörtergarten, 375.

Port.: Roim seja, quem por roim se tem. (Bohn I, 293.)

6 Wirf weg und sei dir's noch so werth, was dir nur Ungemach beschert.

Lat.: Quae nocitura tenes, quamvis sint cara, relinque. (Cato.) (Philippi, II, 118.)

*7 Ich werfe keine Nussschale darum weg.


Wegziehen.

Man weiss wol, wenn man wegzieht, aber nicht, wenn man wiederkommen wird.


Wegzuschenken.

*1 A wär' gut wek ze schenken, a roit's nich sîr. (Schles.) – Frommann, III, 411, 429.

„Er taugte allerdings gut zum wegschenken, er würde niemanden reuen.“ (Keller, 146a.)

Frz.: Enlevé comme un courcin. (Leroux, I, 6.)

*2 Wenn man ihn wegschenken wollte, müsste man noch einen Batzen zugeben.


Wehbengel.

* Einem einen Wehbengel anhängen.

Ihm Hindernisse in den Weg legen. Das Bild ist wol von den Bengeln und Klöppeln entlehnt, die man Hunden, Kühen und Ochsen umbindet, um ihre schnelle Bewegung zu mässigen, weil sie der Bengel in die Beine schlägt und ihnen Wehe oder Schmerz verursacht. „Dass der listige Obriste ihm einen Weh-Bengel angehenckt.“ (Simplic., 692.)


Wehe (Subst.).

1 Alle tag weh, stirbt nimmermeh.Gruter, III, 4; Eyering, I, 25.

Scherzhafter Spott bei immer Klagenden, oder Ausdruck liebloser Ungeduld in Betreff Kranker, deren Pflege sehr lästig wird.

2 Auf Weh und Ach folgt Freude nach.Gaal, 1082.

Engl.: After a storm comes a calm. – After annoy there comes joy. – Cloudy mornings turn to lear evenings. (Masson, 347.) – Sadness and gladness succeed each other. (Gaal, 1082.)

Frz.: Heur et malheur n'ont qu'un temps. – Les pleurs sont suivis de joie; la joie succède aux pleurs. (Masson, 347.)

Lat.: Ver hiemem sequitur post triste serenum. (Gaal, 1082.)

Poln.: Będzie też stonce przed naszymi wroty. – Po smutku radość nastę puie. (Masson, 347.)

3 Besser a Wehteg (Wehe) im Harz eider a Charpe (Schande) in Punim (Gesicht). (Jüd.-deutsch. Warschau.)


[Spaltenumbruch]

Ein innerer Schmerz ist (für den, der Ehrgefühl besitzt) leichter zu ertragen, all öffentliche (Schande) Demüthigung.

Lat.: Ubi quis dolet, ibidem et manum habet. (Chaos, 123; Philippi, II, 230.)

4 Das kürzeste Wehe ist das beste.

Holl.: Liever de korte pijn dan de lange. (Harrebomée, II, 183a.)

5 Drei Wehe seyndt: ein zweiffelhaftiges herz, sündige Lippen, hende, die Uebels thun.Ottow's Ms.

6 Drei Wehe sind schlimmer als eins.

7 Durch Weh', durch Wohl.

8 Durch Weh zur Höh'.

Als Ueberschrift einer Erzählung im Hausfreund von Wachenhusen (Berlin 1873, Nr. 30).

9 Es ist kein Wehe so gross als Hertzeleid.Petri, II, 271.

10 Jeder fühlt sein Wehe am meisten.

Böhm.: Každému své hoře (křivda) hořké u příkré. (Čelakovsky, 183.)

11 Kaltes Wehe gibt Zittern.Fischart.

12 Ohne Wehe keine Ehe.

13 Ohne Weh' kommt niemand in die Höh'.

14 Wa ist wee? Wa ist laid? Wa ist zanck? Wa ist klagen? Wa seind wunden on vrsach? Wa seind rote augen? Nämlich wa man bey dem wein ligt, vnd kümbt auss zu sauffen, was eingeschenckt ist.Agricola II, 242.

15 Wehe macht mir wehe.Lehmann, II, 825, 1.

16 Wieh muss Wieh vertreiwen. (Trier.) – Laven, 285.

17 Wo Wehe ist, da sind Thränen.

Böhm.: Kde hoře, tu i slzy. (Čelakovsky, 180.)

*18 Die rechte Wehe.


Wehe (Adj.).

1 Ahnde (täglich) weh, stirbt nit dest eh.Sutermeister, 127.

2 Denen geschihet wehe, die kein frucht zeugen in der ehe.Henisch, 801, 57.

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4 Weh dem, der einen bösen Nachbar hat.Petri, II, 613.

5 Weh dem, der in ein böss Gerücht kompt.Petri, II, 618.

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6 Weh dem, der mit Grund dem Lestrer felt in Mund.Petri, II, 613.

7 Wehe dem Besiegten.

Eine Uebertragung des im Pseudolus des Plautus (5, 235) befindlichen Vae victis! Wahrscheinlich ein schon vor Plautus volksthümlicher Ausdruck, der von Livius (5, 48) und Florus (1, 13) auf Brennus zurückgeführt wird. (Vgl. Büchmann, 9. Aufl., S. 161.)

It.: Guai à vinti.

8 Wehe dem, der allein ist.

Bei Tunnicius (1065): Wê demgennen, de alleine is. (Nemo levat solum: quis nunc locupletat egenos.)

9 Wehe dem, der die Briefe tragen muss.Petri, II, 613.

10 Wehe dem, der sich vor drei W (Wehen) nicht hütet: Wollust, Wein und Würfel.

11 Wehe dem Lande, wo der Herr ein Kind ist.

Bei Tunnicius (1043): Wê dem lande, dâr de hêr is ein kint. (Vae populo et terrae quorum rex arte puellus.)

12 Wehe dem Schwachen, der streitsüchtig ist.

Ein schwacher Hund, der bissig ist, hat immer eine wunde Haut und zerrissene Ohren.

It.: Can ringhioso, e non forzoso, guai alla sua pelle.

13 Wem wehe ist, der rufet.Fischer, Psalter, 669, 4.

14 Wenn einem wehe ist, so schrewet er.Fischer, Psalter, 34b.

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[[931]/0937] Wegtragen. Wer ihn abends weggetragen, bringt ihn am andern Morgen wieder. Aehnlich sagt man auch in verächtlicher Weise zu jemand, der sich abends hinaus zu gehen fürchtet: Fürchte dich nicht, es wird dich niemand forttragen. Wegweiser. 1 Ein böser Wegweiser ist schlimmer als ein böser Nachfolger. It.: Dell' error de camino hà colpa la guida. (Pazzaglia, 38.) 2 Wegweiser gehen nicht mit. Mancher Forscher ist ähnlich einem Wegweiser; er zeigt dem Wanderer den richtigen Weg, ohne ihn selbst zu gehen. (Witzfunken, IIIa, 108.) *3 Wegweiser und Leithammel sein. – Eiselein, 630; Braun, I, 4940. Lat.: Dux caperque. (Eiselein, 630.) *4 Wer einen Wegweiser braucht, lasse sich einen aus Speier kommen. „Als nämlich die Cistercienser daselbst nicht wussten, wohin sie ihr Kloster bauen sollten; so nahmen sie einen Esel, luden ihm ihr Geld auf und gingen ihm nach, bis er im Drecke stecken blieb. Da machten sie Halt und bauten das Kloster Maulbronn.“ (Klosterspiegel, 52, 2.) Wegwerfen. 1 Was der eine wegwirft, hebt der andere auf. Was dem einen werthlos erscheint, weiss der andere noch zu benutzen. 2 Was man hier wegwirft, wird an andern Orten werth gehalten. Lat.: Plus apud Campanos unguenti quam apud caeteros olei fit. (Philippi, II, 99.) 3 Was man zu weit wegwirft, hätte man gern. – Simrock, 11266. 4 Wät dä wegwirft, brucht kenn onnerer ofzehewe. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 23. Was der wegwirft, weil werthlos, braucht kein anderer aufzuheben. 5 Wer sich selbst wegwirft, den heben auch die andern nicht auf. – Sprichwörtergarten, 375. Port.: Roim seja, quem por roim se tem. (Bohn I, 293.) 6 Wirf weg und sei dir's noch so werth, was dir nur Ungemach beschert. Lat.: Quae nocitura tenes, quamvis sint cara, relinque. (Cato.) (Philippi, II, 118.) *7 Ich werfe keine Nussschale darum weg. Wegziehen. Man weiss wol, wenn man wegzieht, aber nicht, wenn man wiederkommen wird. Wegzuschenken. *1 A wär' gut wek ze schenken, a roit's nich sîr. (Schles.) – Frommann, III, 411, 429. „Er taugte allerdings gut zum wegschenken, er würde niemanden reuen.“ (Keller, 146a.) Frz.: Enlevé comme un courcin. (Leroux, I, 6.) *2 Wenn man ihn wegschenken wollte, müsste man noch einen Batzen zugeben. Wehbengel. * Einem einen Wehbengel anhängen. Ihm Hindernisse in den Weg legen. Das Bild ist wol von den Bengeln und Klöppeln entlehnt, die man Hunden, Kühen und Ochsen umbindet, um ihre schnelle Bewegung zu mässigen, weil sie der Bengel in die Beine schlägt und ihnen Wehe oder Schmerz verursacht. „Dass der listige Obriste ihm einen Weh-Bengel angehenckt.“ (Simplic., 692.) Wehe (Subst.). 1 Alle tag weh, stirbt nimmermeh. – Gruter, III, 4; Eyering, I, 25. Scherzhafter Spott bei immer Klagenden, oder Ausdruck liebloser Ungeduld in Betreff Kranker, deren Pflege sehr lästig wird. 2 Auf Weh und Ach folgt Freude nach. – Gaal, 1082. Engl.: After a storm comes a calm. – After annoy there comes joy. – Cloudy mornings turn to lear evenings. (Masson, 347.) – Sadness and gladness succeed each other. (Gaal, 1082.) Frz.: Heur et malheur n'ont qu'un temps. – Les pleurs sont suivis de joie; la joie succède aux pleurs. (Masson, 347.) Lat.: Ver hiemem sequitur post triste serenum. (Gaal, 1082.) Poln.: Będzie też stonce przed naszymi wroty. – Po smutku radość nastę puie. (Masson, 347.) 3 Besser a Wehteg (Wehe) im Harz eider a Charpe (Schande) in Punim (Gesicht). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Ein innerer Schmerz ist (für den, der Ehrgefühl besitzt) leichter zu ertragen, all öffentliche (Schande) Demüthigung. Lat.: Ubi quis dolet, ibidem et manum habet. (Chaos, 123; Philippi, II, 230.) 4 Das kürzeste Wehe ist das beste. Holl.: Liever de korte pijn dan de lange. (Harrebomée, II, 183a.) 5 Drei Wehe seyndt: ein zweiffelhaftiges herz, sündige Lippen, hende, die Uebels thun. – Ottow's Ms. 6 Drei Wehe sind schlimmer als eins. 7 Durch Weh', durch Wohl. 8 Durch Weh zur Höh'. Als Ueberschrift einer Erzählung im Hausfreund von Wachenhusen (Berlin 1873, Nr. 30). 9 Es ist kein Wehe so gross als Hertzeleid. – Petri, II, 271. 10 Jeder fühlt sein Wehe am meisten. Böhm.: Každému své hoře (křivda) hořké u příkré. (Čelakovsky, 183.) 11 Kaltes Wehe gibt Zittern. – Fischart. 12 Ohne Wehe keine Ehe. 13 Ohne Weh' kommt niemand in die Höh'. 14 Wa ist wee? Wa ist laid? Wa ist zanck? Wa ist klagen? Wa seind wunden on vrsach? Wa seind rote augen? Nämlich wa man bey dem wein ligt, vnd kümbt auss zu sauffen, was eingeschenckt ist. – Agricola II, 242. 15 Wehe macht mir wehe. – Lehmann, II, 825, 1. 16 Wieh muss Wieh vertreiwen. (Trier.) – Laven, 285. 17 Wo Wehe ist, da sind Thränen. Böhm.: Kde hoře, tu i slzy. (Čelakovsky, 180.) *18 Die rechte Wehe. Wehe (Adj.). 1 Ahnde (täglich) weh, stirbt nit dest eh. – Sutermeister, 127. 2 Denen geschihet wehe, die kein frucht zeugen in der ehe. – Henisch, 801, 57. 3 Der nit darff sagen, das jm wee ist, dem ist wee. – Franck, I, 69a; Lehmann, II, 65, 159; Simrock, 11269. 4 Weh dem, der einen bösen Nachbar hat. – Petri, II, 613. 5 Weh dem, der in ein böss Gerücht kompt. – Petri, II, 618. Bei Tunnicius (1042): Wê dem, de in ein quât geruchte kumt. (Spernitur infamis, multos infamia nigrat.) Holl.: Wee hem, die in een kwaad woord komt. (Harrebomée, II, 444b.) 6 Weh dem, der mit Grund dem Lestrer felt in Mund. – Petri, II, 613. 7 Wehe dem Besiegten. Eine Uebertragung des im Pseudolus des Plautus (5, 235) befindlichen Vae victis! Wahrscheinlich ein schon vor Plautus volksthümlicher Ausdruck, der von Livius (5, 48) und Florus (1, 13) auf Brennus zurückgeführt wird. (Vgl. Büchmann, 9. Aufl., S. 161.) It.: Guai à vinti. 8 Wehe dem, der allein ist. Bei Tunnicius (1065): Wê demgennen, de alleine is. (Nemo levat solum: quis nunc locupletat egenos.) 9 Wehe dem, der die Briefe tragen muss. – Petri, II, 613. 10 Wehe dem, der sich vor drei W (Wehen) nicht hütet: Wollust, Wein und Würfel. 11 Wehe dem Lande, wo der Herr ein Kind ist. Bei Tunnicius (1043): Wê dem lande, dâr de hêr is ein kint. (Vae populo et terrae quorum rex arte puellus.) 12 Wehe dem Schwachen, der streitsüchtig ist. Ein schwacher Hund, der bissig ist, hat immer eine wunde Haut und zerrissene Ohren. It.: Can ringhioso, e non forzoso, guai alla sua pelle. 13 Wem wehe ist, der rufet. – Fischer, Psalter, 669, 4. 14 Wenn einem wehe ist, so schrewet er. – Fischer, Psalter, 34b. Lat.: Vbi dolor, ibi verba. (Fischer, Psalter, 34b.) 15 Wie wee dem ist, der lieb sucht, da keynn ist. – Franck, I, 88b; Lehmann, II, 885, 413. 16 Wo einem wehe ist, da klagt man sich.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [931]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/937>, abgerufen am 27.04.2024.