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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] ich da lieg' geschachtelt ein, das Koch wird mir Erlabnuss sein." Ueber die Entstehung erzählt Baumgarten (III, 41): In Marchtrenk lebte einmal ein Ehepaar, das sich beständig untereinander kebelte. Die ganze Gemeinde nahm daran ein Aergerniss. Da liess der Schulz (Vorstand der Gemeinde) eine grosse mit Eigen beschlagene Wiege zimmern und das zänkische Paar öffentlich darin wiegen.

*37 Von der Wiege an. - Eiselein, 642; Eyering, III, 366.

Lat.: A teneris unguiculis. - Ab incunabulis. (Eiselein, 642; Hanzely, 5; Philippi, I, 2.)

*38 Von der Wiege bis zur Krücke. - Körte, 6823.

*39 Von der wiegen biss ins grab. - Henisch, 929.


Wiegen.

1 Ehe wigs, dann wags. - Franck, II, 105a u. 115b; Henisch, 795; Petri, II, 159; Gruter, I, 23; Lehmann, 60, 5; Egeria, 101c u. 108a.

Hab Rath vor der That. Nicht der Schein, nicht das Hörensagen, nicht die Menge der Urtheilenden, nicht deine Neigung, sondern das Gewicht der Sache soll entscheiden und das Urtheil bestimmen. Der Spruch ist ein Motto des Herzogs Bogislaus von Pommern (Radowitz, 179) und auch einer der sechzehn, die an der Decke eines Sitzungssaales im neuen berliner Rathhause stehen.

2 Es haist nit wigs, wags. - Gruter, I, 31.

3 Nit wiegs, wags, so geths. - Lehmann, II, 429, 131 u. 447, 17; Chaos, 140; Masson, 562.

4 Recht gewogen bringt Gottes Segen. - Chaos, 442; Schottel, 1121a.

5 Vbel wigt der, welcher nicht hergegen wigt. - Lehmann, II, 786, 6.


Wiegenkind.

Schöene Wiegekinder, wüeste Gassekinder. (Ulm.)


Wiegenstroh.

Er hat das Wiegenstroh noch am Hintern. (Sauerland.)

Ist noch nicht trocken hinter den Ohren.

Engl.: Cast not thy cradle over thy head. - Cradle straws are scarce out of his breech. (Bohn II, 83.)


Wieglein.

Ünter N's. Wiegele steht a weiss Ziegele; dus Ziegele is gefuhren handele. Rodzinkeleh (Rosinen) mit Mandele, dus is doch die beste S'chojre (Waare), N. wett (wird) lernen Thojre (die Lehre, das mosaische Gesetz), Sphurim (Bücher) wett er schreiben, an ehrlicher Jüd wett er bleiben.

In Warschau jüdisch-deutscher Wiegenspruch, aus dem hervorgeht, welchen grossen Werth jüdische Aeltern auf Schulbildung legen. Man wird auch selten einen Juden finden, der seine Kinder nicht in die Schule schickte, und für deren Bildung grosse, zuweilen unverhältnissmässige Opfer brächte.


Wiehe.

* Wie wol mir steht mein Leben, rief Kaiser Heinrich aus.

Kaiser Heinrich I. soll nämlich, als er die Ortschaften Wiehe, Wolmirstädt und Memleben in der Goldenen Aue sah, die obigen Worte ausgerufen haben.


Wiehern.

* Deshalb wiehert kein Pferd.


Wieland.

* Kein Wieland kann schildern die Scene.

Es war ein Vorgang, der schwer zu beschreiben ist. Die Redensart ist aus einem bekannten Volksliede entlehnt: "Willkommen, o seliger Abend!"

Lat.: Archimedes non posset melius describere. (Philippi, I, 39.)


Wiemen.

1 Man wiesst woll up'n Wiemen, man nich up dei Häuner. - (Mecklenburg.)

2 Up'n Wiemen dröffst du wol weisen, awer nich up't Hohn, sä de Foss. - Peik, 196, 122.


Wien.

1 In Wien gibt's so viel Gebäude über als unter der Erde. - Hesekiel, 17.

Die Gebäude sind meist unterkellert.

2 Nun hoben's in Wien kein Wasser, sagte Töffel, als er in die Donauquelle trat.

Die Russen: Die Quelle der Wolga in einem Topfe auffangen wollen. (Altmann VI, 516.)

3 Wer nach Wien hinein will, muss die Vorstadt hausen lassen.

Krain.: Kdor hoce iti na Dunaj, mora pustiti trebuh zvunaj. (Celakovsky, 487.)

[Spaltenumbruch] 4 Wien hat viel Thürme, aber nur Einen St. Stephan.

Die Russen: Es gibt viel Kreml, aber nur Ein Moskau. (Altmann V, 128 u. VI, 386.) Aber auch: Könnt' es auch ein zweites Moskau geben, es gibt doch nur Einen Kreml. (Altmann V, 96.)

5 Wien ist die Vormauer der Christenheit. - Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393; Hesekiel, 17.

So heisst die Stadt seit der Belagerung von 1529 und 1683.

6 Wien ist ein grosses Quodlibet.

In einer alten Schrift wird das Wien der Vorzeit in folgender Weise geschildert: "Ein Haufen Häuser und Paläste, voll Ungeziefer und voll Gäste; ein Mischmasch aller Nationen, die in Ost und West, in Süd und Norden wohnen; Gestänk und Koth in allen Gassen, viel Weiber, die den Ehestand hassen; viel Männer, die mit andern theilen, sehr wen'ge Jungfraun, nichts als Fräulen; Betrug und List in allen Buden, getauft und unbeschnittne Juden; viel Kirchen und stets voller Sünder, viel Schenken und darin viel Schinder; viel Klöster voller Pharisäer, viel Händel und viel Rechtsverdreher; viel Richter die das Recht verkaufen, viel Feste, celebrirt durch Saufen; viel Stutzer, viel erborgte Kleider, viel Spieler, Säufer, Beutelschneider; Lakaien, Pagen, Pferd und Wagen, viel Reiten, Fahren, Geh'n und Tragen; viel Drängen Stossen, Zerr'n und Zieh'n, das ist das Quodlibet von Wien." (Witzfunken, VIIIa, 161.)

7 Wien ist entweder windig oder giftig. - Simrock, 11598; Körte, 6824.

*8 Auch in Wien gibt's arme Leute.

Böhm.: I ve Vidni lide bidni. (Celakovsky, 487.)

*9 Einem die Stadt Wien (oder die Wienerstadt) sehen lassen.

So sagt man in Oesterreich zu einem Kinde, das man mit beiden Händen bei den Ohren etwas in die Höhe hebt.

*10 Es gibt nur Ein Wien.

In den Augen der Polen stehen Praga und Krakau höher.

Poln.: Jeden Wieden, Praga maga (valida est), Krakow miasto. (Celakovsky, 481.)

*11 Es gibt nur Ein Wien und Ein Fügen in der Welt.

Mit nicht geringem Selbstgefühl behaupten dies die Zillerthaler von ihrem Dorfe Fügen, das sie bescheiden neben Wien stellen. Die Neugriechen sagen: Korinth ist die Krone von Morja. (Sanders, 233, 138.)

*12 I hab Wean vor lauter Häuser nit g'funden.

Sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie ihm die Residenzstadt gefallen habe.

*13 Schick jn ghen Wien nach beuteltuch. - Franck, II, 80b; Simrock, 11599; Körte, 6824a.

*14 Sich um Wien streiten.

Wird in dem Sinne eines nutzlosen Streites gebraucht.

Poln.: To tyle warto co bic sie za Wieden. (Celakovsky, 487.)


Wiener.

Var Wiener (auch Diener) hot (oder: bekümmt man) Diener. (Warschau.)

Für Geld bekommt man Diener, Freunde, wie alles was sich die Seele wünscht. Unter Wiener werden wiener Gulden österreichischer Währung verstanden, wie Diener so viel wie Denar heisst. Keine Wiener, keine Diener; keine Kreuzer, keine Schweizer.


Wienerfrucht.

D' Wienerfrucht is in Mutterleib nichts nütz. (Wien.)


Wierdraht.

He is, as up Wierdrat1 trokken. - Schütze, I, 243.

1) Eigen-, Kupfer- u. s. w. Draht. Wiermöle = Drahtmühle. - Er ist wie auf Draht gezogen.

Frz.: A quatre epingles.


Wiese.

1 Arme Wiesen, volle Söller.

Engl.: Little mead, little need. (Bohn II, 115.)

2 Auf einer abgemähten Wiese kann man sich schwer verbergen. - Winckler, XIV, 93.

3 Auf einer dürren Wiese kann auch eine scharfe Sichel nicht grasen.

4 Auf einer Wiese stehen viel Grashalme.

Aehnlich russisch. (Altmann VI, 486.)

5 Auf Kornet's Wiesen kann man morgens den Stock nicht wiederfinden, den man abends daraufwirft.

Die Entstehung dieses Sprichworts fällt in unsere Zeit. Der Viehzüchter Kornet aus der Normandie, der auch mehrmals die Festochsen nach Paris geliefert hat, ist durch die ausserordentliche Cultur seiner

[Spaltenumbruch] ich da lieg' geschachtelt ein, das Koch wird mir Erlabnuss sein.“ Ueber die Entstehung erzählt Baumgarten (III, 41): In Marchtrenk lebte einmal ein Ehepaar, das sich beständig untereinander kebelte. Die ganze Gemeinde nahm daran ein Aergerniss. Da liess der Schulz (Vorstand der Gemeinde) eine grosse mit Eigen beschlagene Wiege zimmern und das zänkische Paar öffentlich darin wiegen.

*37 Von der Wiege an.Eiselein, 642; Eyering, III, 366.

Lat.: A teneris unguiculis. – Ab incunabulis. (Eiselein, 642; Hanzely, 5; Philippi, I, 2.)

*38 Von der Wiege bis zur Krücke.Körte, 6823.

*39 Von der wiegen biss ins grab.Henisch, 929.


Wiegen.

1 Ehe wigs, dann wags.Franck, II, 105a u. 115b; Henisch, 795; Petri, II, 159; Gruter, I, 23; Lehmann, 60, 5; Egeria, 101c u. 108a.

Hab Rath vor der That. Nicht der Schein, nicht das Hörensagen, nicht die Menge der Urtheilenden, nicht deine Neigung, sondern das Gewicht der Sache soll entscheiden und das Urtheil bestimmen. Der Spruch ist ein Motto des Herzogs Bogislaus von Pommern (Radowitz, 179) und auch einer der sechzehn, die an der Decke eines Sitzungssaales im neuen berliner Rathhause stehen.

2 Es haist nit wigs, wags.Gruter, I, 31.

3 Nit wiegs, wags, so geths.Lehmann, II, 429, 131 u. 447, 17; Chaos, 140; Masson, 562.

4 Recht gewogen bringt Gottes Segen.Chaos, 442; Schottel, 1121a.

5 Vbel wigt der, welcher nicht hergegen wigt.Lehmann, II, 786, 6.


Wiegenkind.

Schöene Wiegekinder, wüeste Gassekinder. (Ulm.)


Wiegenstroh.

Er hat das Wiegenstroh noch am Hintern. (Sauerland.)

Ist noch nicht trocken hinter den Ohren.

Engl.: Cast not thy cradle over thy head. – Cradle straws are scarce out of his breech. (Bohn II, 83.)


Wieglein.

Ünter N's. Wiegele steht a weiss Ziegele; dus Ziegele is gefuhren handele. Rodzinkeleh (Rosinen) mit Mandele, dus is doch die beste S'chojre (Waare), N. wett (wird) lernen Thojre (die Lehre, das mosaische Gesetz), Sphurim (Bücher) wett er schreiben, an ehrlicher Jüd wett er bleiben.

In Warschau jüdisch-deutscher Wiegenspruch, aus dem hervorgeht, welchen grossen Werth jüdische Aeltern auf Schulbildung legen. Man wird auch selten einen Juden finden, der seine Kinder nicht in die Schule schickte, und für deren Bildung grosse, zuweilen unverhältnissmässige Opfer brächte.


Wiehe.

* Wie wol mir steht mein Leben, rief Kaiser Heinrich aus.

Kaiser Heinrich I. soll nämlich, als er die Ortschaften Wiehe, Wolmirstädt und Memleben in der Goldenen Aue sah, die obigen Worte ausgerufen haben.


Wiehern.

* Deshalb wiehert kein Pferd.


Wieland.

* Kein Wieland kann schildern die Scene.

Es war ein Vorgang, der schwer zu beschreiben ist. Die Redensart ist aus einem bekannten Volksliede entlehnt: „Willkommen, o seliger Abend!“

Lat.: Archimedes non posset melius describere. (Philippi, I, 39.)


Wiemen.

1 Man wiesst woll up'n Wiemen, man nich up dei Häuner. – (Mecklenburg.)

2 Up'n Wiemen dröffst du wol wîsen, awer nich up't Hohn, sä de Foss.Peik, 196, 122.


Wien.

1 In Wien gibt's so viel Gebäude über als unter der Erde.Hesekiel, 17.

Die Gebäude sind meist unterkellert.

2 Nun hoben's in Wien kein Wasser, sagte Töffel, als er in die Donauquelle trat.

Die Russen: Die Quelle der Wolga in einem Topfe auffangen wollen. (Altmann VI, 516.)

3 Wer nach Wien hinein will, muss die Vorstadt hausen lassen.

Krain.: Kdor hoče iti na Dúnaj, mora pustiti trebuh zvunaj. (Čelakovsky, 487.)

[Spaltenumbruch] 4 Wien hat viel Thürme, aber nur Einen St. Stephan.

Die Russen: Es gibt viel Kreml, aber nur Ein Moskau. (Altmann V, 128 u. VI, 386.) Aber auch: Könnt' es auch ein zweites Moskau geben, es gibt doch nur Einen Kreml. (Altmann V, 96.)

5 Wien ist die Vormauer der Christenheit.Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393; Hesekiel, 17.

So heisst die Stadt seit der Belagerung von 1529 und 1683.

6 Wien ist ein grosses Quodlibet.

In einer alten Schrift wird das Wien der Vorzeit in folgender Weise geschildert: „Ein Haufen Häuser und Paläste, voll Ungeziefer und voll Gäste; ein Mischmasch aller Nationen, die in Ost und West, in Süd und Norden wohnen; Gestänk und Koth in allen Gassen, viel Weiber, die den Ehestand hassen; viel Männer, die mit andern theilen, sehr wen'ge Jungfraun, nichts als Fräulen; Betrug und List in allen Buden, getauft und unbeschnittne Juden; viel Kirchen und stets voller Sünder, viel Schenken und darin viel Schinder; viel Klöster voller Pharisäer, viel Händel und viel Rechtsverdreher; viel Richter die das Recht verkaufen, viel Feste, celebrirt durch Saufen; viel Stutzer, viel erborgte Kleider, viel Spieler, Säufer, Beutelschneider; Lakaien, Pagen, Pferd und Wagen, viel Reiten, Fahren, Geh'n und Tragen; viel Drängen Stossen, Zerr'n und Zieh'n, das ist das Quodlibet von Wien.“ (Witzfunken, VIIIa, 161.)

7 Wien ist entweder windig oder giftig.Simrock, 11598; Körte, 6824.

*8 Auch in Wien gibt's arme Leute.

Böhm.: I ve Vídni lidé bídní. (Čelakovsky, 487.)

*9 Einem die Stadt Wien (oder die Wienerstadt) sehen lassen.

So sagt man in Oesterreich zu einem Kinde, das man mit beiden Händen bei den Ohren etwas in die Höhe hebt.

*10 Es gibt nur Ein Wien.

In den Augen der Polen stehen Praga und Krakau höher.

Poln.: Jeden Wiedeń, Praga maga (valida est), Kraków miasto. (Čelakovsky, 481.)

*11 Es gibt nur Ein Wien und Ein Fügen in der Welt.

Mit nicht geringem Selbstgefühl behaupten dies die Zillerthaler von ihrem Dorfe Fügen, das sie bescheiden neben Wien stellen. Die Neugriechen sagen: Korinth ist die Krone von Morja. (Sanders, 233, 138.)

*12 I hab Wean vor lauter Häuser nit g'funden.

Sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie ihm die Residenzstadt gefallen habe.

*13 Schick jn ghen Wien nach beuteltuch.Franck, II, 80b; Simrock, 11599; Körte, 6824a.

*14 Sich um Wien streiten.

Wird in dem Sinne eines nutzlosen Streites gebraucht.

Poln.: Tó tyle warto co bić się za Wiedeń. (Čelakovsky, 487.)


Wiener.

Var Wiener (auch Diener) hot (oder: bekümmt man) Diener. (Warschau.)

Für Geld bekommt man Diener, Freunde, wie alles was sich die Seele wünscht. Unter Wiener werden wiener Gulden österreichischer Währung verstanden, wie Diener so viel wie Denar heisst. Keine Wiener, keine Diener; keine Kreuzer, keine Schweizer.


Wienerfrucht.

D' Wienerfrucht is in Mutterleib nichts nütz. (Wien.)


Wierdraht.

He is, as up Wierdrat1 trokken.Schütze, I, 243.

1) Eigen-, Kupfer- u. s. w. Draht. Wiermöle = Drahtmühle. – Er ist wie auf Draht gezogen.

Frz.: A quatre epingles.


Wiese.

1 Arme Wiesen, volle Söller.

Engl.: Little mead, little need. (Bohn II, 115.)

2 Auf einer abgemähten Wiese kann man sich schwer verbergen.Winckler, XIV, 93.

3 Auf einer dürren Wiese kann auch eine scharfe Sichel nicht grasen.

4 Auf einer Wiese stehen viel Grashalme.

Aehnlich russisch. (Altmann VI, 486.)

5 Auf Kornet's Wiesen kann man morgens den Stock nicht wiederfinden, den man abends daraufwirft.

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[[115]/0127] ich da lieg' geschachtelt ein, das Koch wird mir Erlabnuss sein.“ Ueber die Entstehung erzählt Baumgarten (III, 41): In Marchtrenk lebte einmal ein Ehepaar, das sich beständig untereinander kebelte. Die ganze Gemeinde nahm daran ein Aergerniss. Da liess der Schulz (Vorstand der Gemeinde) eine grosse mit Eigen beschlagene Wiege zimmern und das zänkische Paar öffentlich darin wiegen. *37 Von der Wiege an. – Eiselein, 642; Eyering, III, 366. Lat.: A teneris unguiculis. – Ab incunabulis. (Eiselein, 642; Hanzely, 5; Philippi, I, 2.) *38 Von der Wiege bis zur Krücke. – Körte, 6823. *39 Von der wiegen biss ins grab. – Henisch, 929. Wiegen. 1 Ehe wigs, dann wags. – Franck, II, 105a u. 115b; Henisch, 795; Petri, II, 159; Gruter, I, 23; Lehmann, 60, 5; Egeria, 101c u. 108a. Hab Rath vor der That. Nicht der Schein, nicht das Hörensagen, nicht die Menge der Urtheilenden, nicht deine Neigung, sondern das Gewicht der Sache soll entscheiden und das Urtheil bestimmen. Der Spruch ist ein Motto des Herzogs Bogislaus von Pommern (Radowitz, 179) und auch einer der sechzehn, die an der Decke eines Sitzungssaales im neuen berliner Rathhause stehen. 2 Es haist nit wigs, wags. – Gruter, I, 31. 3 Nit wiegs, wags, so geths. – Lehmann, II, 429, 131 u. 447, 17; Chaos, 140; Masson, 562. 4 Recht gewogen bringt Gottes Segen. – Chaos, 442; Schottel, 1121a. 5 Vbel wigt der, welcher nicht hergegen wigt. – Lehmann, II, 786, 6. Wiegenkind. Schöene Wiegekinder, wüeste Gassekinder. (Ulm.) Wiegenstroh. Er hat das Wiegenstroh noch am Hintern. (Sauerland.) Ist noch nicht trocken hinter den Ohren. Engl.: Cast not thy cradle over thy head. – Cradle straws are scarce out of his breech. (Bohn II, 83.) Wieglein. Ünter N's. Wiegele steht a weiss Ziegele; dus Ziegele is gefuhren handele. Rodzinkeleh (Rosinen) mit Mandele, dus is doch die beste S'chojre (Waare), N. wett (wird) lernen Thojre (die Lehre, das mosaische Gesetz), Sphurim (Bücher) wett er schreiben, an ehrlicher Jüd wett er bleiben. In Warschau jüdisch-deutscher Wiegenspruch, aus dem hervorgeht, welchen grossen Werth jüdische Aeltern auf Schulbildung legen. Man wird auch selten einen Juden finden, der seine Kinder nicht in die Schule schickte, und für deren Bildung grosse, zuweilen unverhältnissmässige Opfer brächte. Wiehe. * Wie wol mir steht mein Leben, rief Kaiser Heinrich aus. Kaiser Heinrich I. soll nämlich, als er die Ortschaften Wiehe, Wolmirstädt und Memleben in der Goldenen Aue sah, die obigen Worte ausgerufen haben. Wiehern. * Deshalb wiehert kein Pferd. Wieland. * Kein Wieland kann schildern die Scene. Es war ein Vorgang, der schwer zu beschreiben ist. Die Redensart ist aus einem bekannten Volksliede entlehnt: „Willkommen, o seliger Abend!“ Lat.: Archimedes non posset melius describere. (Philippi, I, 39.) Wiemen. 1 Man wiesst woll up'n Wiemen, man nich up dei Häuner. – (Mecklenburg.) 2 Up'n Wiemen dröffst du wol wîsen, awer nich up't Hohn, sä de Foss. – Peik, 196, 122. Wien. 1 In Wien gibt's so viel Gebäude über als unter der Erde. – Hesekiel, 17. Die Gebäude sind meist unterkellert. 2 Nun hoben's in Wien kein Wasser, sagte Töffel, als er in die Donauquelle trat. Die Russen: Die Quelle der Wolga in einem Topfe auffangen wollen. (Altmann VI, 516.) 3 Wer nach Wien hinein will, muss die Vorstadt hausen lassen. Krain.: Kdor hoče iti na Dúnaj, mora pustiti trebuh zvunaj. (Čelakovsky, 487.) 4 Wien hat viel Thürme, aber nur Einen St. Stephan. Die Russen: Es gibt viel Kreml, aber nur Ein Moskau. (Altmann V, 128 u. VI, 386.) Aber auch: Könnt' es auch ein zweites Moskau geben, es gibt doch nur Einen Kreml. (Altmann V, 96.) 5 Wien ist die Vormauer der Christenheit. – Deutsche Romanzeitung, III, 41, 393; Hesekiel, 17. So heisst die Stadt seit der Belagerung von 1529 und 1683. 6 Wien ist ein grosses Quodlibet. In einer alten Schrift wird das Wien der Vorzeit in folgender Weise geschildert: „Ein Haufen Häuser und Paläste, voll Ungeziefer und voll Gäste; ein Mischmasch aller Nationen, die in Ost und West, in Süd und Norden wohnen; Gestänk und Koth in allen Gassen, viel Weiber, die den Ehestand hassen; viel Männer, die mit andern theilen, sehr wen'ge Jungfraun, nichts als Fräulen; Betrug und List in allen Buden, getauft und unbeschnittne Juden; viel Kirchen und stets voller Sünder, viel Schenken und darin viel Schinder; viel Klöster voller Pharisäer, viel Händel und viel Rechtsverdreher; viel Richter die das Recht verkaufen, viel Feste, celebrirt durch Saufen; viel Stutzer, viel erborgte Kleider, viel Spieler, Säufer, Beutelschneider; Lakaien, Pagen, Pferd und Wagen, viel Reiten, Fahren, Geh'n und Tragen; viel Drängen Stossen, Zerr'n und Zieh'n, das ist das Quodlibet von Wien.“ (Witzfunken, VIIIa, 161.) 7 Wien ist entweder windig oder giftig. – Simrock, 11598; Körte, 6824. *8 Auch in Wien gibt's arme Leute. Böhm.: I ve Vídni lidé bídní. (Čelakovsky, 487.) *9 Einem die Stadt Wien (oder die Wienerstadt) sehen lassen. So sagt man in Oesterreich zu einem Kinde, das man mit beiden Händen bei den Ohren etwas in die Höhe hebt. *10 Es gibt nur Ein Wien. In den Augen der Polen stehen Praga und Krakau höher. Poln.: Jeden Wiedeń, Praga maga (valida est), Kraków miasto. (Čelakovsky, 481.) *11 Es gibt nur Ein Wien und Ein Fügen in der Welt. Mit nicht geringem Selbstgefühl behaupten dies die Zillerthaler von ihrem Dorfe Fügen, das sie bescheiden neben Wien stellen. Die Neugriechen sagen: Korinth ist die Krone von Morja. (Sanders, 233, 138.) *12 I hab Wean vor lauter Häuser nit g'funden. Sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie ihm die Residenzstadt gefallen habe. *13 Schick jn ghen Wien nach beuteltuch. – Franck, II, 80b; Simrock, 11599; Körte, 6824a. *14 Sich um Wien streiten. Wird in dem Sinne eines nutzlosen Streites gebraucht. Poln.: Tó tyle warto co bić się za Wiedeń. (Čelakovsky, 487.) Wiener. Var Wiener (auch Diener) hot (oder: bekümmt man) Diener. (Warschau.) Für Geld bekommt man Diener, Freunde, wie alles was sich die Seele wünscht. Unter Wiener werden wiener Gulden österreichischer Währung verstanden, wie Diener so viel wie Denar heisst. Keine Wiener, keine Diener; keine Kreuzer, keine Schweizer. Wienerfrucht. D' Wienerfrucht is in Mutterleib nichts nütz. (Wien.) Wierdraht. He is, as up Wierdrat1 trokken. – Schütze, I, 243. 1) Eigen-, Kupfer- u. s. w. Draht. Wiermöle = Drahtmühle. – Er ist wie auf Draht gezogen. Frz.: A quatre epingles. Wiese. 1 Arme Wiesen, volle Söller. Engl.: Little mead, little need. (Bohn II, 115.) 2 Auf einer abgemähten Wiese kann man sich schwer verbergen. – Winckler, XIV, 93. 3 Auf einer dürren Wiese kann auch eine scharfe Sichel nicht grasen. 4 Auf einer Wiese stehen viel Grashalme. Aehnlich russisch. (Altmann VI, 486.) 5 Auf Kornet's Wiesen kann man morgens den Stock nicht wiederfinden, den man abends daraufwirft. Die Entstehung dieses Sprichworts fällt in unsere Zeit. Der Viehzüchter Kornet aus der Normandie, der auch mehrmals die Festochsen nach Paris geliefert hat, ist durch die ausserordentliche Cultur seiner

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [115]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/127>, abgerufen am 19.03.2024.