Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 5 Goldener Zügel macht das Pferd nicht besser. - Bazar, 1876, Nr. 2.

It.: Il freno d' oro non fa il cavallo migliore. (Kornmann, V, 36.)

6 Hält man die Zügel zu straff, so bäumen die Pferde; lässt man sie schlaff, so gehen sie durch.

7 Man sol niemand den Zügel zu lang lassen. - Petri, II, 467.

8 Wer die Zügel fahren lässt, kommt bald aus dem Sattel.

Dän.: Slipper mand töglen da bliver mand snart sat af sadelen. (Prov. dan., 552.)

9 Wo man die Zügel gefunden hat, da sucht man auch das Pferd. - Neue Freie Presse, 4592.

*10 Zwischen Zügel und Sporn ist Verstand von Nöthen.

*11 Dem darf man die Zügel nicht zu lang lassen. - Klix, 124.

*12 Einem den Zügel schiessen lassen.

Ihm mehr Freiheit einräumen.

Frz.: Lacher la bride a quelqu'un.

*13 Einem die Zügel kurz halten.

Holl.: Jemand den teugel kort houden. (Harrebomee, II, 329a.)

*14 Einem die Zügel kürzer binden. - Chemnitius, Postilla, I, 674.

*15 Einem die Zügel über den Hals werfen.

Ihn sich selbst überlassen, ihm alle Freiheit, allen Willen lassen.

*16 Einem die Zügel (nicht) zu lang lassen. - Mathesy, 29b.

Dän.: Lade hamey for lange tögel. (Prov. dan., 564.)

*17 Einem in die Zügel fallen.

Holl.: Hij grijpt in de teugels. (Harrebomee, II, 329a.)

*18 Einem nach dem Zügel greifen. - Schottel, 1112a; Törning, 53.

*19 Einem Zügel anlegen.

Lat.: Habenas injicere. (Faselius, 417.)

*20 Einem Zügel und Stegreiff halten. - Luther's Tischr., 343b.

*21 Einen unterm Zügel halten.

Holl.: Hij heeft hem onder den teugel. (Harrebomee, II, 239a.)

*22 Er geht mit losen Zügeln ins Verderben.

Holl.: Hij loopt met lossen teugel in zijn verderf. (Harrebomee, II, 329a.)

*23 Er hält die Zügel feste.

Holl.: Hij laat de teugels niet vallen. (Harrebomee, II, 329a.)

*24 In die Zügel beissen.

Stiller, machtloser Zorn, in dem Sinne wie: Eine Faust in der Tasche machen.

Lat.: Mordere frenum. (Cicero.) (Binder II, 1886; Erasm., 524; Faselius, 149; Wiegand, 501.)

*25 Man muss ihm den Zügel halten. - Mayer, I, 47.

Man darf ihm nicht zu viel Freiheit lassen.

*26 Mit dem leichten Zügel einen retten. - Schottel, 1116a.

*27 Mit verhängtem Zügel reiten. - Eiselein, 618.

*28 Sich den Zügel schiessen lassen. - Bormann, Schulkunde, III, 25.

Man muss es nicht so streng nehmen, wenn die Dichter mitunter ihrem Witz und ihrer Phantasie die Zügel schiessen lassen.


Zügeln.

Wer züglet, de veret (verliert). (Schaffhausen.) - Sutermeister, 134.


Zugeknöpft.

* Er ist (kühl und) zugeknöpft bis an die Halsbinde.


Zugemüs.

* Er glaubt au nid as Zuegmües. - Sutermeister, 70.

Er hält nicht viel von höflichen Umgangsformen, auch wol, um verhüllend zu sagen: Er ist ein Grobian.


Zugleich.

1 All to gleik, sä de Bender Baur, do hadde he en Peerd vör de Wagen. (Ostfr.) - Eichwald, 249; Hoefer, 133; Bueren 36; Schlingmann, 174.

2 Zugleich kann man es nicht allen recht machen.

Lat.: Ardua res regi carum simul esse gregique. (Philippi, I, 40.)


[Spaltenumbruch]
Zugluft.

1 Zugluft führt zur Gruft.

Frz.: Si le vent vient t'atteindre a travers une fente, dicte ton testament et regle ta conscience.

It.: Aria di finestra, colpo di balestra. (Bohn II, 31.)

2 Zugluft ist ein Pfeilschuss.

Bringt der Gesundheit schnell Schaden.

3 Zwischen Zug und Schwitz sterben die meisten Leute. - Giani, 140.

Den beiden Hauptstädten der Kantone Zug und Schwyz. Wortspiel mit Zugluft und Schweiss; die durch Zugluft gehemmte Hautthätigkeit kann, wenn sie als Schweiss nicht zurückkehrt, zum Tode führen.

It.: Aria di porta, al sepolcro porta. (Giani, 140.)

*4 Er kann keine Zugluft vertragen.

Die Römer sagten von einem solchen Weich- oder Zärtling: Aere et rore pastus. (Faselius, 8; Wiegand, 1075.)


Zugreifen.

1 Die zuletzt zugriffen, müssen abführen. (S. Eingewinnen u. Einschiffen 2.) - Graf, 281, 339.

Isl.: Tha skulo their afbera er sid hurst toko. (Jarnside, 127, 20.)

2 Greif zu, weil's Zeit ist. - Henisch, 1737, 56; Petri, II, 849.

3 Greif zu, wenn dir nicht die Hände gebunden sind. - Braun, I, 980.

4 Greif zu, wenn es Zeit ist.

Holl.: Grijp, als het tijd is. (Harrebomee, II, 331a.)

5 Greiff zu, so werd ihr desto ehe gehenckt. - Gruter, III, 45; Lehmann, II, 238, 81.

6 Greyff (ehrlich) zu, ehe dir die hende gebunden werden. - Agricola I, 316; Latendorf III, 428; Guttenstein, I, 65; Gruter, I, 45; Egenolff, 179b; Henisch, 1737, 54; Schottel, 1134a; Petri, III, 7; Eiselein, 258; Simrock, 4041; Gaal, 1800; Grubb, 130; Sailer, 277; Körte, 2579.

"Wer was will haben hie auff Erden, greiff zu ehe d' Hand gebunden werden." (Froschm., Vv, Vb.) Benutze jede Gelegenheit, dir auf eine rechtliche Art einen Nutzen zu schaffen, ehe sie entflieht.

Lat.: In ignavum. - Quid cessas? cur non manibus piger uteris ante quam strictam vinclis moestus utramque geras? (Glandorp, 88, 183.)

7 Greyffet zu, yhr solt gefatter werden. - Agricola I, 641; Latendorf III, 420; Lehmann, II, 232, 167; Henisch, 1737, 55; Simrock, 1042.

8 Rasch zugreifen thut's.

Schnelle Hülfe ist doppelte Hülfe. Eine Handlung erhält oft ihren Werth durch die Schnelligkeit, mit der sie ausgeführt wird. Was du thun willst, das thue bald.

Lat.: Accio cara fore quit brevitate more. (Reuterdahl, 19.)

Schwed.: Skoth oer gagn giorth. (Reuterdahl, 19.)

9 Wenn es bloss aufs Zugreifen ankommt, ist die Kuh unser.

Frz.: S'il ne tient qu'a battre, la vache est a nous. (Lendroy, 112.)

10 Wenn man nicht zugriffe, wie wolt man essen. - Henisch, 950, 5.

11 Wer nicht zugreift, bekommt (hat) nichts.

Wer etwas erwerben will, muss sich rühren, muss die Augen offen haben und die günstige Gelegenheit ergreifen. Aber auch in dem Sinne: Mit der Ehrlichkeit bringt man es nicht weit; es ist schwer, durch streng rechtliche Mittel zu Wohlstand zu gelangen.

It.: Chi non ruba, non ha roba. (Biber.)

12 Wer zuerst zugreift, behält. - Graf, 281, 328.

Wer vor kommt, mahlt vor. Wer einen Vertrag zuerst abgeschlossen, der ist im Vorrecht, es handle sich um Kauf oder Gabe, um Miethe oder andere Verträge. Wer seinen Platz auf einem Postwagen oder einem Schiff zuerst gewonnen, geht denen vor, die später erscheinen.

Isl.: Sa skal hava er fyrre tek. (Jarnside, 97, 16.)

13 Wie man zugreift, so wird man geklopft.

Schnelles Unrecht, schnelle Strafe.

Frz.: Aussitot pris, aussitot pendu.

14 Wo viel Zugreiffens ist, da muss man wol verschliessen. - Petri, II, 817.

15 Zugreifen ist besser, als hinten nach laufen.

*16 Du greifst mit der Hand hinten zu; ich fürchte, sie werde dir stinken.

*17 Er greift gern zu. - (Sutor, 368.)

In dem Sinne: Hat lange Finger.

Lat.: Viscatos (visco tinctos) manus habet. (Seybold, 639.)

*18 Er greifft zu (stiehlt) wie ein Böhme. - Simplic. I, 297.


[Spaltenumbruch] 5 Goldener Zügel macht das Pferd nicht besser.Bazar, 1876, Nr. 2.

It.: Il freno d' oro non fa il cavallo migliore. (Kornmann, V, 36.)

6 Hält man die Zügel zu straff, so bäumen die Pferde; lässt man sie schlaff, so gehen sie durch.

7 Man sol niemand den Zügel zu lang lassen.Petri, II, 467.

8 Wer die Zügel fahren lässt, kommt bald aus dem Sattel.

Dän.: Slipper mand töglen da bliver mand snart sat af sadelen. (Prov. dan., 552.)

9 Wo man die Zügel gefunden hat, da sucht man auch das Pferd.Neue Freie Presse, 4592.

*10 Zwischen Zügel und Sporn ist Verstand von Nöthen.

*11 Dem darf man die Zügel nicht zu lang lassen.Klix, 124.

*12 Einem den Zügel schiessen lassen.

Ihm mehr Freiheit einräumen.

Frz.: Lâcher la bride à quelqu'un.

*13 Einem die Zügel kurz halten.

Holl.: Jemand den teugel kort houden. (Harrebomée, II, 329a.)

*14 Einem die Zügel kürzer binden.Chemnitius, Postilla, I, 674.

*15 Einem die Zügel über den Hals werfen.

Ihn sich selbst überlassen, ihm alle Freiheit, allen Willen lassen.

*16 Einem die Zügel (nicht) zu lang lassen.Mathesy, 29b.

Dän.: Lade hamey for lange tögel. (Prov. dan., 564.)

*17 Einem in die Zügel fallen.

Holl.: Hij grijpt in de teugels. (Harrebomée, II, 329a.)

*18 Einem nach dem Zügel greifen.Schottel, 1112a; Törning, 53.

*19 Einem Zügel anlegen.

Lat.: Habenas injicere. (Faselius, 417.)

*20 Einem Zügel und Stegreiff halten.Luther's Tischr., 343b.

*21 Einen unterm Zügel halten.

Holl.: Hij heeft hem onder den teugel. (Harrebomée, II, 239a.)

*22 Er geht mit losen Zügeln ins Verderben.

Holl.: Hij loopt met lossen teugel in zijn verderf. (Harrebomée, II, 329a.)

*23 Er hält die Zügel feste.

Holl.: Hij laat de teugels niet vallen. (Harrebomée, II, 329a.)

*24 In die Zügel beissen.

Stiller, machtloser Zorn, in dem Sinne wie: Eine Faust in der Tasche machen.

Lat.: Mordere frenum. (Cicero.) (Binder II, 1886; Erasm., 524; Faselius, 149; Wiegand, 501.)

*25 Man muss ihm den Zügel halten.Mayer, I, 47.

Man darf ihm nicht zu viel Freiheit lassen.

*26 Mit dem leichten Zügel einen retten.Schottel, 1116a.

*27 Mit verhängtem Zügel reiten.Eiselein, 618.

*28 Sich den Zügel schiessen lassen.Bormann, Schulkunde, III, 25.

Man muss es nicht so streng nehmen, wenn die Dichter mitunter ihrem Witz und ihrer Phantasie die Zügel schiessen lassen.


Zügeln.

Wer züglet, de veret (verliert). (Schaffhausen.) – Sutermeister, 134.


Zugeknöpft.

* Er ist (kühl und) zugeknöpft bis an die Halsbinde.


Zugemüs.

* Er glaubt au nid as Zuegmües.Sutermeister, 70.

Er hält nicht viel von höflichen Umgangsformen, auch wol, um verhüllend zu sagen: Er ist ein Grobian.


Zugleich.

1 All to glîk, sä de Bênder Bûr, do hadde he en Peerd vör de Wagen. (Ostfr.) – Eichwald, 249; Hoefer, 133; Bueren 36; Schlingmann, 174.

2 Zugleich kann man es nicht allen recht machen.

Lat.: Ardua res regi carum simul esse gregique. (Philippi, I, 40.)


[Spaltenumbruch]
Zugluft.

1 Zugluft führt zur Gruft.

Frz.: Si le vent vient t'atteindre à travers une fente, dicte ton testament et règle ta conscience.

It.: Aria di finestra, colpo di balestra. (Bohn II, 31.)

2 Zugluft ist ein Pfeilschuss.

Bringt der Gesundheit schnell Schaden.

3 Zwischen Zug und Schwitz sterben die meisten Leute.Giani, 140.

Den beiden Hauptstädten der Kantone Zug und Schwyz. Wortspiel mit Zugluft und Schweiss; die durch Zugluft gehemmte Hautthätigkeit kann, wenn sie als Schweiss nicht zurückkehrt, zum Tode führen.

It.: Aria di porta, al sepolcro porta. (Giani, 140.)

*4 Er kann keine Zugluft vertragen.

Die Römer sagten von einem solchen Weich- oder Zärtling: Aere et rore pastus. (Faselius, 8; Wiegand, 1075.)


Zugreifen.

1 Die zuletzt zugriffen, müssen abführen. (S. Eingewinnen u. Einschiffen 2.) – Graf, 281, 339.

Isl.: Tha skulo their afbera er sid hurst toko. (Jarnside, 127, 20.)

2 Greif zu, weil's Zeit ist.Henisch, 1737, 56; Petri, II, 849.

3 Greif zu, wenn dir nicht die Hände gebunden sind.Braun, I, 980.

4 Greif zu, wenn es Zeit ist.

Holl.: Grijp, als het tijd is. (Harrebomée, II, 331a.)

5 Greiff zu, so werd ihr desto ehe gehenckt.Gruter, III, 45; Lehmann, II, 238, 81.

6 Greyff (ehrlich) zu, ehe dir die hende gebunden werden.Agricola I, 316; Latendorf III, 428; Guttenstein, I, 65; Gruter, I, 45; Egenolff, 179b; Henisch, 1737, 54; Schottel, 1134a; Petri, III, 7; Eiselein, 258; Simrock, 4041; Gaal, 1800; Grubb, 130; Sailer, 277; Körte, 2579.

„Wer was will haben hie auff Erden, greiff zu ehe d' Hand gebunden werden.“ (Froschm., Vv, Vb.) Benutze jede Gelegenheit, dir auf eine rechtliche Art einen Nutzen zu schaffen, ehe sie entflieht.

Lat.: In ignavum. – Quid cessas? cur non manibus piger uteris ante quam strictam vinclis moestus utramque geras? (Glandorp, 88, 183.)

7 Greyffet zu, yhr solt gefatter werden.Agricola I, 641; Latendorf III, 420; Lehmann, II, 232, 167; Henisch, 1737, 55; Simrock, 1042.

8 Rasch zugreifen thut's.

Schnelle Hülfe ist doppelte Hülfe. Eine Handlung erhält oft ihren Werth durch die Schnelligkeit, mit der sie ausgeführt wird. Was du thun willst, das thue bald.

Lat.: Accio cara fore quit brevitate more. (Reuterdahl, 19.)

Schwed.: Skoth oer gagn giorth. (Reuterdahl, 19.)

9 Wenn es bloss aufs Zugreifen ankommt, ist die Kuh unser.

Frz.: S'il ne tient qu'à battre, la vache est à nous. (Lendroy, 112.)

10 Wenn man nicht zugriffe, wie wolt man essen.Henisch, 950, 5.

11 Wer nicht zugreift, bekommt (hat) nichts.

Wer etwas erwerben will, muss sich rühren, muss die Augen offen haben und die günstige Gelegenheit ergreifen. Aber auch in dem Sinne: Mit der Ehrlichkeit bringt man es nicht weit; es ist schwer, durch streng rechtliche Mittel zu Wohlstand zu gelangen.

It.: Chi non ruba, non ha roba. (Biber.)

12 Wer zuerst zugreift, behält.Graf, 281, 328.

Wer vor kommt, mahlt vor. Wer einen Vertrag zuerst abgeschlossen, der ist im Vorrecht, es handle sich um Kauf oder Gabe, um Miethe oder andere Verträge. Wer seinen Platz auf einem Postwagen oder einem Schiff zuerst gewonnen, geht denen vor, die später erscheinen.

Isl.: Sa skal hava er fyrre tek. (Jarnside, 97, 16.)

13 Wie man zugreift, so wird man geklopft.

Schnelles Unrecht, schnelle Strafe.

Frz.: Aussitôt pris, aussitôt pendu.

14 Wo viel Zugreiffens ist, da muss man wol verschliessen.Petri, II, 817.

15 Zugreifen ist besser, als hinten nach laufen.

*16 Du greifst mit der Hand hinten zu; ich fürchte, sie werde dir stinken.

*17 Er greift gern zu. – (Sutor, 368.)

In dem Sinne: Hat lange Finger.

Lat.: Viscatos (visco tinctos) manus habet. (Seybold, 639.)

*18 Er greifft zu (stiehlt) wie ein Böhme.Simplic. I, 297.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0325" n="[313]"/><cb n="625"/>
5 Goldener Zügel macht das Pferd nicht besser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bazar, 1876, Nr. 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il freno d' oro non fa il cavallo migliore. (<hi rendition="#i">Kornmann, V, 36.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Hält man die Zügel zu straff, so bäumen die Pferde; lässt man sie schlaff, so gehen sie durch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Man sol niemand den Zügel zu lang lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 467.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer die Zügel fahren lässt, kommt bald aus dem Sattel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Slipper mand töglen da bliver mand snart sat af sadelen. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 552.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wo man die Zügel gefunden hat, da sucht man auch das Pferd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue Freie Presse, 4592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Zwischen Zügel und Sporn ist Verstand von Nöthen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Dem darf man die Zügel nicht zu lang lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Einem den Zügel schiessen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm mehr Freiheit einräumen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Lâcher la bride à quelqu'un.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Einem die Zügel kurz halten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Jemand den teugel kort houden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 329<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Einem die Zügel kürzer binden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chemnitius, Postilla, I, 674.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Einem die Zügel über den Hals werfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn sich selbst überlassen, ihm alle Freiheit, allen Willen lassen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Einem die Zügel (nicht) zu lang lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 29<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lade hamey for lange tögel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 564.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 Einem in die Zügel fallen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij grijpt in de teugels. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 329<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Einem nach dem Zügel greifen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1112<hi rendition="#sup">a</hi>; Törning, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Einem Zügel anlegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Habenas injicere. (<hi rendition="#i">Faselius, 417.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Einem Zügel und Stegreiff halten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 343<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Einen unterm Zügel halten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft hem onder den teugel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 239<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 Er geht mit losen Zügeln ins Verderben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij loopt met lossen teugel in zijn verderf. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 329<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*23 Er hält die Zügel feste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij laat de teugels niet vallen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 329<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 In die Zügel beissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Stiller, machtloser Zorn, in dem Sinne wie: Eine Faust in der Tasche machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mordere frenum. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1886; Erasm., 524; Faselius, 149; Wiegand, 501.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Man muss ihm den Zügel halten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 47.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man darf ihm nicht zu viel Freiheit lassen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Mit dem leichten Zügel einen retten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1116<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Mit verhängtem Zügel reiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 618.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Sich den Zügel schiessen lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bormann, Schulkunde, III, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man muss es nicht so streng nehmen, wenn die Dichter mitunter ihrem Witz und ihrer Phantasie die Zügel schiessen lassen.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zügeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer züglet, de veret (verliert).</hi> (<hi rendition="#i">Schaffhausen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 134.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zugeknöpft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist (kühl und) zugeknöpft bis an die Halsbinde.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zugemüs.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er glaubt au nid as Zuegmües.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 70.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hält nicht viel von höflichen Umgangsformen, auch wol, um verhüllend zu sagen: Er ist ein Grobian.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zugleich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 All to glîk, sä de Bênder Bûr, do hadde he en Peerd vör de Wagen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfr.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 249; Hoefer, 133; Bueren 36; Schlingmann, 174.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Zugleich kann man es nicht allen recht machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ardua res regi carum simul esse gregique. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 40.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="626"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zugluft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Zugluft führt zur Gruft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Si le vent vient t'atteindre à travers une fente, dicte ton testament et règle ta conscience.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Aria di finestra, colpo di balestra. (<hi rendition="#i">Bohn II, 31.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Zugluft ist ein Pfeilschuss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bringt der Gesundheit schnell Schaden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Zwischen Zug und Schwitz sterben die meisten Leute.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Giani, 140.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Den beiden Hauptstädten der Kantone Zug und Schwyz. Wortspiel mit Zugluft und Schweiss; die durch Zugluft gehemmte Hautthätigkeit kann, wenn sie als Schweiss nicht zurückkehrt, zum Tode führen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Aria di porta, al sepolcro porta. (<hi rendition="#i">Giani, 140.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er kann keine Zugluft vertragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Römer sagten von einem solchen Weich- oder Zärtling: Aere et rore pastus. (<hi rendition="#i">Faselius, 8; Wiegand, 1075.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zugreifen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die zuletzt zugriffen, müssen abführen.</hi> (S.  Eingewinnen u.  Einschiffen 2.) &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 281, 339.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Isl.</hi>: Tha skulo their afbera er sid hurst toko. (<hi rendition="#i">Jarnside, 127, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Greif zu, weil's Zeit ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1737, 56; Petri, II, 849.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Greif zu, wenn dir nicht die Hände gebunden sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 980.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Greif zu, wenn es Zeit ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Grijp, als het tijd is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 331<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Greiff zu, so werd ihr desto ehe gehenckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 45; Lehmann, II, 238, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Greyff (ehrlich) zu, ehe dir die hende gebunden werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 316; Latendorf III, 428; Guttenstein, I, 65; Gruter, I, 45; Egenolff, 179<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 1737, 54; Schottel, 1134<hi rendition="#sup">a</hi>; Petri, III, 7; Eiselein, 258; Simrock, 4041; Gaal, 1800; Grubb, 130; Sailer, 277; Körte, 2579.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wer was will haben hie auff Erden, greiff zu ehe d' Hand gebunden werden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Froschm., V<hi rendition="#sup">v</hi>, V<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Benutze jede Gelegenheit, dir auf eine rechtliche Art einen Nutzen zu schaffen, ehe sie entflieht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In ignavum. &#x2013; Quid cessas? cur non manibus piger uteris ante quam strictam vinclis moestus utramque geras? (<hi rendition="#i">Glandorp, 88, 183.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Greyffet zu, yhr solt gefatter werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 641; Latendorf III, 420; Lehmann, II, 232, 167; Henisch, 1737, 55; Simrock, 1042.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Rasch zugreifen thut's.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Schnelle Hülfe ist doppelte Hülfe. Eine Handlung erhält oft ihren Werth durch die Schnelligkeit, mit der sie ausgeführt wird. Was du thun willst, das thue bald.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Accio cara fore quit brevitate more. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Skoth oer gagn giorth. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wenn es bloss aufs Zugreifen ankommt, ist die Kuh unser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: S'il ne tient qu'à battre, la vache est à nous. (<hi rendition="#i">Lendroy, 112.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wenn man nicht zugriffe, wie wolt man essen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 950, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wer nicht zugreift, bekommt (hat) nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer etwas erwerben will, muss sich rühren, muss die Augen offen haben und die günstige Gelegenheit ergreifen. Aber auch in dem Sinne: Mit der Ehrlichkeit bringt man es nicht weit; es ist schwer, durch streng rechtliche Mittel zu Wohlstand zu gelangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non ruba, non ha roba. (<hi rendition="#i">Biber.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Wer zuerst zugreift, behält.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 281, 328.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer vor kommt, mahlt vor. Wer einen Vertrag zuerst abgeschlossen, der ist im Vorrecht, es handle sich um Kauf oder Gabe, um Miethe oder andere Verträge. Wer seinen Platz auf einem Postwagen oder einem Schiff zuerst gewonnen, geht denen vor, die später erscheinen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Isl.</hi>: Sa skal hava er fyrre tek. (<hi rendition="#i">Jarnside, 97, 16.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wie man zugreift, so wird man geklopft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Schnelles Unrecht, schnelle Strafe.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Aussitôt pris, aussitôt pendu.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wo viel Zugreiffens ist, da muss man wol verschliessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 817.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Zugreifen ist besser, als hinten nach laufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Du greifst mit der Hand hinten zu; ich fürchte, sie werde dir stinken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Er greift gern zu.</hi> &#x2013; (<hi rendition="#i">Sutor, 368.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne: Hat lange Finger.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Viscatos (visco tinctos) manus habet. (<hi rendition="#i">Seybold, 639.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er greifft zu (stiehlt) wie ein Böhme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simplic. I, 297.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[313]/0325] 5 Goldener Zügel macht das Pferd nicht besser. – Bazar, 1876, Nr. 2. It.: Il freno d' oro non fa il cavallo migliore. (Kornmann, V, 36.) 6 Hält man die Zügel zu straff, so bäumen die Pferde; lässt man sie schlaff, so gehen sie durch. 7 Man sol niemand den Zügel zu lang lassen. – Petri, II, 467. 8 Wer die Zügel fahren lässt, kommt bald aus dem Sattel. Dän.: Slipper mand töglen da bliver mand snart sat af sadelen. (Prov. dan., 552.) 9 Wo man die Zügel gefunden hat, da sucht man auch das Pferd. – Neue Freie Presse, 4592. *10 Zwischen Zügel und Sporn ist Verstand von Nöthen. *11 Dem darf man die Zügel nicht zu lang lassen. – Klix, 124. *12 Einem den Zügel schiessen lassen. Ihm mehr Freiheit einräumen. Frz.: Lâcher la bride à quelqu'un. *13 Einem die Zügel kurz halten. Holl.: Jemand den teugel kort houden. (Harrebomée, II, 329a.) *14 Einem die Zügel kürzer binden. – Chemnitius, Postilla, I, 674. *15 Einem die Zügel über den Hals werfen. Ihn sich selbst überlassen, ihm alle Freiheit, allen Willen lassen. *16 Einem die Zügel (nicht) zu lang lassen. – Mathesy, 29b. Dän.: Lade hamey for lange tögel. (Prov. dan., 564.) *17 Einem in die Zügel fallen. Holl.: Hij grijpt in de teugels. (Harrebomée, II, 329a.) *18 Einem nach dem Zügel greifen. – Schottel, 1112a; Törning, 53. *19 Einem Zügel anlegen. Lat.: Habenas injicere. (Faselius, 417.) *20 Einem Zügel und Stegreiff halten. – Luther's Tischr., 343b. *21 Einen unterm Zügel halten. Holl.: Hij heeft hem onder den teugel. (Harrebomée, II, 239a.) *22 Er geht mit losen Zügeln ins Verderben. Holl.: Hij loopt met lossen teugel in zijn verderf. (Harrebomée, II, 329a.) *23 Er hält die Zügel feste. Holl.: Hij laat de teugels niet vallen. (Harrebomée, II, 329a.) *24 In die Zügel beissen. Stiller, machtloser Zorn, in dem Sinne wie: Eine Faust in der Tasche machen. Lat.: Mordere frenum. (Cicero.) (Binder II, 1886; Erasm., 524; Faselius, 149; Wiegand, 501.) *25 Man muss ihm den Zügel halten. – Mayer, I, 47. Man darf ihm nicht zu viel Freiheit lassen. *26 Mit dem leichten Zügel einen retten. – Schottel, 1116a. *27 Mit verhängtem Zügel reiten. – Eiselein, 618. *28 Sich den Zügel schiessen lassen. – Bormann, Schulkunde, III, 25. Man muss es nicht so streng nehmen, wenn die Dichter mitunter ihrem Witz und ihrer Phantasie die Zügel schiessen lassen. Zügeln. Wer züglet, de veret (verliert). (Schaffhausen.) – Sutermeister, 134. Zugeknöpft. * Er ist (kühl und) zugeknöpft bis an die Halsbinde. Zugemüs. * Er glaubt au nid as Zuegmües. – Sutermeister, 70. Er hält nicht viel von höflichen Umgangsformen, auch wol, um verhüllend zu sagen: Er ist ein Grobian. Zugleich. 1 All to glîk, sä de Bênder Bûr, do hadde he en Peerd vör de Wagen. (Ostfr.) – Eichwald, 249; Hoefer, 133; Bueren 36; Schlingmann, 174. 2 Zugleich kann man es nicht allen recht machen. Lat.: Ardua res regi carum simul esse gregique. (Philippi, I, 40.) Zugluft. 1 Zugluft führt zur Gruft. Frz.: Si le vent vient t'atteindre à travers une fente, dicte ton testament et règle ta conscience. It.: Aria di finestra, colpo di balestra. (Bohn II, 31.) 2 Zugluft ist ein Pfeilschuss. Bringt der Gesundheit schnell Schaden. 3 Zwischen Zug und Schwitz sterben die meisten Leute. – Giani, 140. Den beiden Hauptstädten der Kantone Zug und Schwyz. Wortspiel mit Zugluft und Schweiss; die durch Zugluft gehemmte Hautthätigkeit kann, wenn sie als Schweiss nicht zurückkehrt, zum Tode führen. It.: Aria di porta, al sepolcro porta. (Giani, 140.) *4 Er kann keine Zugluft vertragen. Die Römer sagten von einem solchen Weich- oder Zärtling: Aere et rore pastus. (Faselius, 8; Wiegand, 1075.) Zugreifen. 1 Die zuletzt zugriffen, müssen abführen. (S. Eingewinnen u. Einschiffen 2.) – Graf, 281, 339. Isl.: Tha skulo their afbera er sid hurst toko. (Jarnside, 127, 20.) 2 Greif zu, weil's Zeit ist. – Henisch, 1737, 56; Petri, II, 849. 3 Greif zu, wenn dir nicht die Hände gebunden sind. – Braun, I, 980. 4 Greif zu, wenn es Zeit ist. Holl.: Grijp, als het tijd is. (Harrebomée, II, 331a.) 5 Greiff zu, so werd ihr desto ehe gehenckt. – Gruter, III, 45; Lehmann, II, 238, 81. 6 Greyff (ehrlich) zu, ehe dir die hende gebunden werden. – Agricola I, 316; Latendorf III, 428; Guttenstein, I, 65; Gruter, I, 45; Egenolff, 179b; Henisch, 1737, 54; Schottel, 1134a; Petri, III, 7; Eiselein, 258; Simrock, 4041; Gaal, 1800; Grubb, 130; Sailer, 277; Körte, 2579. „Wer was will haben hie auff Erden, greiff zu ehe d' Hand gebunden werden.“ (Froschm., Vv, Vb.) Benutze jede Gelegenheit, dir auf eine rechtliche Art einen Nutzen zu schaffen, ehe sie entflieht. Lat.: In ignavum. – Quid cessas? cur non manibus piger uteris ante quam strictam vinclis moestus utramque geras? (Glandorp, 88, 183.) 7 Greyffet zu, yhr solt gefatter werden. – Agricola I, 641; Latendorf III, 420; Lehmann, II, 232, 167; Henisch, 1737, 55; Simrock, 1042. 8 Rasch zugreifen thut's. Schnelle Hülfe ist doppelte Hülfe. Eine Handlung erhält oft ihren Werth durch die Schnelligkeit, mit der sie ausgeführt wird. Was du thun willst, das thue bald. Lat.: Accio cara fore quit brevitate more. (Reuterdahl, 19.) Schwed.: Skoth oer gagn giorth. (Reuterdahl, 19.) 9 Wenn es bloss aufs Zugreifen ankommt, ist die Kuh unser. Frz.: S'il ne tient qu'à battre, la vache est à nous. (Lendroy, 112.) 10 Wenn man nicht zugriffe, wie wolt man essen. – Henisch, 950, 5. 11 Wer nicht zugreift, bekommt (hat) nichts. Wer etwas erwerben will, muss sich rühren, muss die Augen offen haben und die günstige Gelegenheit ergreifen. Aber auch in dem Sinne: Mit der Ehrlichkeit bringt man es nicht weit; es ist schwer, durch streng rechtliche Mittel zu Wohlstand zu gelangen. It.: Chi non ruba, non ha roba. (Biber.) 12 Wer zuerst zugreift, behält. – Graf, 281, 328. Wer vor kommt, mahlt vor. Wer einen Vertrag zuerst abgeschlossen, der ist im Vorrecht, es handle sich um Kauf oder Gabe, um Miethe oder andere Verträge. Wer seinen Platz auf einem Postwagen oder einem Schiff zuerst gewonnen, geht denen vor, die später erscheinen. Isl.: Sa skal hava er fyrre tek. (Jarnside, 97, 16.) 13 Wie man zugreift, so wird man geklopft. Schnelles Unrecht, schnelle Strafe. Frz.: Aussitôt pris, aussitôt pendu. 14 Wo viel Zugreiffens ist, da muss man wol verschliessen. – Petri, II, 817. 15 Zugreifen ist besser, als hinten nach laufen. *16 Du greifst mit der Hand hinten zu; ich fürchte, sie werde dir stinken. *17 Er greift gern zu. – (Sutor, 368.) In dem Sinne: Hat lange Finger. Lat.: Viscatos (visco tinctos) manus habet. (Seybold, 639.) *18 Er greifft zu (stiehlt) wie ein Böhme. – Simplic. I, 297.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/325
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [313]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/325>, abgerufen am 19.03.2024.