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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] und Aemter sind Folgen, nicht Ursachen seines Adels. Das Amt kann niemand adeln.

Mhd.: Adel komet von naturen unde nicht von ammecht. (Daniels, 339, 19.)

48 Der Adel muss einen Bogen haben und sollte die Trommel die Saiten (Sehnen) spannen.

Holl.: De adel moet eenen boog hebben, al' zou de drommel de pees spannen. (Harrebomee, I, 10b.)

49 Adel, Pfaffen und Fledermäuse, Huren, Juden und Filzläuse, wo die nehmen überhand, sind verloren Leut' und Land.

50 Adel, tugent, kunst seind on gelt vmbsonst. - Franck, I, 82.

51 Adel und Stände muss man nicht mehr souteniren, sagt Kaunitz.

Nämlich als sie nach dem Frieden von 1763 die weitern Steuern verweigerten.

52 Adels Schwester ist Demuth, kein Menschen sie verachten thut. - Lehmann, 136, 10.

53 Alter Adel und alte Ritterschaft entspriesst dem Könige. - Graf, 28, 9.

König oder Kaiser bezeichnen in der Rechtssprache des Mittelalters den Träger der höchsten Gewalt.

Mhd.: Aller adel unde alle ritterschaft enspruzit von dem koninge. (Daniels, 217, 38.)

54 Armer Adel frisst das Land.

Justus Möser vergleicht in einer erbaulichen Betrachtung den Staat mit einer Pyramide. Diese darf an der Spitze nicht zu dick sein, das heisst: die landesherrliche Familie darf nicht zu zahlreich sein, ebenso wenig darf sie in der Mitte eine zu grosse hohe Dienerschaft am Halskragen, oder zu viel unbegüterten Adel am Bauche haben. Unten kann sie nicht leicht zu zahlreich, zu stark und nicht leicht zu gut gefugt sein.

55 Auch den alten armen Adel kan man mit eim Judenspiess erobern. - Lehmann, 138, 34.

56 Dein Adel ist verspilt, so du nicht selber fromb sein wilt. - Henisch, 21, 69.

57 Der Adel thut wie die Schwein, die Bawren wie die Hunde, die stehen nicht fest einer bey dem andern. - Henisch, 213, 9; Petri, II, 80.

58 Der neubackene Adel vergisst, wie die Leute heissen. - Rochholz, Tell und Gessler in Sage und Geschichte, Heilbronn 1877, S. 387.

59 Der rechte Adel nicht aussen Geblut, sondern auss Tugend herspringen thut. - Lehmann, II, 41, 25.

60 Die von Adel haben viel Schritt neher zur Tugend als der gemeine Mann. - Lehmann, 136, 12.

61 Dess Adels Anfang ist der Vnedel. - Lehmann, 137, 28.

62 Echter Adel verletzt niemand.

Frz.: Vraie noblesse nul ne blesse. (Bohn I, 64.)

63 Eines adels seind wir alle. - Henisch, 21, 46.

64 Es sind nie weniger von Adel gewesen, als da jedermann will vom Adel sein. - Opel, 381.

65 Lebt der Adel ohn' Vernunft, so g'hört er in die Bauernzunft. - Kirchhofer, 210.

66 Nachdem der Adel hat angfangen, erblich auch an böse zu langen, hett sein würde vnd eigenschafft, wol halb verloren seine krafft. - Loci comm., 144.

Lat.: Postquam degeneres coeperunt nobilitati, nobilitas coepit in multis degenerare.

67 Nicht Adel, adelicher stam, die That adelt, die man recht fürnam. - Henisch, 21, 62.

68 Rechten Adel spürt man an adeligen Tugenden, nicht an Kleidern oder Ketten. - Henisch, 21, 38; Petri, II, 513.

Was der Adel unter adeligen Tugenden versteht, kann man zum Theil aus den Zunamen ersehen, den früher adelige Geschlechter führten. Bei den Dänen finden wir die gekrönten Juul's, die kühnen Vind's, die treuen Kruse's, die schönen Marsvin's, die guten Grubb's, die lustigen Brahe's, die kostbaren Lycko's, die hochgesinnten Skram's, die beredten Parsberg's, die schwarzbärtigen Munk's, die bösen Brusk's u. s. w. (Prov. dan., 6.)

69 Was hilfft Adel, wo kein Gelt ist. - Henisch, 1475, 41; Petri, II, 598.

[Spaltenumbruch] 70 Wer seinen Adel adelt, ist adelig geadelt; wen nur sein Adel adelt, wird adelig getadelt. - Junker und Pfaffe, 17.

71 Wo Adel vnd Ehr beysammen seyn, dabey gehet Ehr auss vnd ein. - Lehmann, 136, 8.

*72 Er ist von Adel, er hat ein Grübchen im Kinn.

Holl.: Hij is zeker van adel, want hij heeft eene kloof in de kin. (Harrebomee, I, 10b.)


Adelheit.

Adelheit ist dreyerley, eine auss der Tugend, die ander auss der geschicklichkeit, die dritt auss der geburt oder reichthum. - Henisch, 20, 71.


Adelig.

3 Schwed.: Adelig och ärlig. (Grubb, 3.)

8 Adelig und tugendsam schicken sich gar wohl zusamm.

Frz.: Noble et vertueux. (Kritzinger, 479b.)

9 Das heisst adelig gelebt, wenn man nach Tugend strebt. - Petri, II, 639.

Engl.: He is noble, that hath noble conditions. (Bohn II, 119.)

10 Nichts ist Adelig, Ehrlich ist dess Adels Gebärerin. - Lehmann, II, 4, 63.

11 Was recht adelig und tugendhaft, ist auch schamhaft. - Schottel, 1144a; Henisch, 21, 67.

*12 Adelig wie ein Stiftsherr. - Höfer, Erzählungen, Stuttgart 1855, S. 83.


Adeliger.

* Sie ist mit einem Adeligen einmal von der Bank gefallen.

Frz.: C'est une Demoiselle faite a la hate. (Kritzinger, 370b.)


Adelsbrief.

* Er trägt seinen Adelsbrief in der Tasche.

Holl.: Hij draagt zijnen adelbrief in den zak. (Harrebomee, I, 10b.)


Adelsrecht.

Adelsrecht - Adelspflicht.

Frz.: Noblesse oblige. (Cahier, 1157; Bohn I, 40.)


Adelstolz.

*2 Er ist so adelsstolz, dass er nur zum Herrn von Jesus betet. - Schottmüller, Ms.


Adelung.

1 Dän.: Priscianus faaer tit hug. (Priscianus graeder, naar en forseer sig mo grammatica.) (Prov. dan., 460.)

Holl.: De grammatica voorlezen. ( Harrebomee, I, 257.)

*2 Da soll der Adelung drein schlagen.

*3 Da soll ihn doch der - Adelung holen.

Unwille über grobe Sprachfehler.

Holl.: Hij zal de grammatica krijgen. (Harrebomee, I, 257.)


Ader.

16 In Holstein: Et is ken gode Ader in em. (Schütz, I, 69.)

19 Es wird oft Einem die Ader geöffnet und tausende müssen bluten.

20 Ich bitte, mir eine Ader zu öffnen, sagte der Dieb, als man ihn zum Galgen führte, da der erste Aderlass vor dem Tode schützen soll.

21 Lass zur Ader, lass purgiren und wenn der Kranke stirbt, begrab ihn.

Gegen die seiner Zeit herrschende und von einer ärztlichen Partei gepflegten Vorliebe für Aderlässe und Brechmittel, welche in vielen Fällen eher zum Tode als zur Genesung führten.

Port.: Sangrai-o, purgai-o, e se morrer, enterrai-o. (Bohn I, 293.)

Span.: Sangrarle y purgarle; si se murcere, enterrarle. (Bohn I, 256.)

22 Wer keine Ader öffnet, kann kein Blut fliessen sehen. - Günsburg, 125, 181.

*23 Da sleit em ken Ader na. - Schütz, I, 19; II, 106.

Dazu ist er nicht geneigt.

*24 Das geht mich mit keiner Ader an. - Herberger, I, 466.

*25 He hett nene Ader van den Öllern. - Dähnert, 3a.

*26 Die neunt' Ader (s. 2) g'räth 'n Thouten (Pathen) nach. (Franken.)

*27 Dieselbe Ader zum zweiten mal öffnen. - Altmann VI, 518.

*28 Er hat ihm die Ader geschlagen. - Herberger, Ib, 783.

*29 Er hat jhm die Ader recht troffen. - Herberger, I, 820.

[Spaltenumbruch] und Aemter sind Folgen, nicht Ursachen seines Adels. Das Amt kann niemand adeln.

Mhd.: Adel komet von naturen unde nicht von ammecht. (Daniels, 339, 19.)

48 Der Adel muss einen Bogen haben und sollte die Trommel die Saiten (Sehnen) spannen.

Holl.: De adel moet eenen boog hebben, al' zou de drommel de pees spannen. (Harrebomée, I, 10b.)

49 Adel, Pfaffen und Fledermäuse, Huren, Juden und Filzläuse, wo die nehmen überhand, sind verloren Leut' und Land.

50 Adel, tugent, kunst seind on gelt vmbsonst.Franck, I, 82.

51 Adel und Stände muss man nicht mehr souteniren, sagt Kaunitz.

Nämlich als sie nach dem Frieden von 1763 die weitern Steuern verweigerten.

52 Adels Schwester ist Demuth, kein Menschen sie verachten thut.Lehmann, 136, 10.

53 Alter Adel und alte Ritterschaft entspriesst dem Könige.Graf, 28, 9.

König oder Kaiser bezeichnen in der Rechtssprache des Mittelalters den Träger der höchsten Gewalt.

Mhd.: Aller adel unde alle ritterschaft enspruzit von dem koninge. (Daniels, 217, 38.)

54 Armer Adel frisst das Land.

Justus Möser vergleicht in einer erbaulichen Betrachtung den Staat mit einer Pyramide. Diese darf an der Spitze nicht zu dick sein, das heisst: die landesherrliche Familie darf nicht zu zahlreich sein, ebenso wenig darf sie in der Mitte eine zu grosse hohe Dienerschaft am Halskragen, oder zu viel unbegüterten Adel am Bauche haben. Unten kann sie nicht leicht zu zahlreich, zu stark und nicht leicht zu gut gefugt sein.

55 Auch den alten armen Adel kan man mit eim Judenspiess erobern.Lehmann, 138, 34.

56 Dein Adel ist verspilt, so du nicht selber fromb sein wilt.Henisch, 21, 69.

57 Der Adel thut wie die Schwein, die Bawren wie die Hunde, die stehen nicht fest einer bey dem andern.Henisch, 213, 9; Petri, II, 80.

58 Der neubackene Adel vergisst, wie die Leute heissen.Rochholz, Tell und Gessler in Sage und Geschichte, Heilbronn 1877, S. 387.

59 Der rechte Adel nicht aussen Geblut, sondern auss Tugend herspringen thut.Lehmann, II, 41, 25.

60 Die von Adel haben viel Schritt neher zur Tugend als der gemeine Mann.Lehmann, 136, 12.

61 Dess Adels Anfang ist der Vnedel.Lehmann, 137, 28.

62 Echter Adel verletzt niemand.

Frz.: Vraie noblesse nul ne blesse. (Bohn I, 64.)

63 Eines adels seind wir alle.Henisch, 21, 46.

64 Es sind nie weniger von Adel gewesen, als da jedermann will vom Adel sein.Opel, 381.

65 Lebt der Adel ohn' Vernunft, so g'hört er in die Bauernzunft.Kirchhofer, 210.

66 Nachdem der Adel hat angfangen, erblich auch an böse zu langen, hett sein würde vnd eigenschafft, wol halb verloren seine krafft.Loci comm., 144.

Lat.: Postquam degeneres coeperunt nobilitati, nobilitas coepit in multis degenerare.

67 Nicht Adel, adelicher stam, die That adelt, die man recht fürnam.Henisch, 21, 62.

68 Rechten Adel spürt man an adeligen Tugenden, nicht an Kleidern oder Ketten.Henisch, 21, 38; Petri, II, 513.

Was der Adel unter adeligen Tugenden versteht, kann man zum Theil aus den Zunamen ersehen, den früher adelige Geschlechter führten. Bei den Dänen finden wir die gekrönten Juul's, die kühnen Vind's, die treuen Kruse's, die schönen Marsvin's, die guten Grubb's, die lustigen Brahe's, die kostbaren Lycko's, die hochgesinnten Skram's, die beredten Parsberg's, die schwarzbärtigen Munk's, die bösen Brusk's u. s. w. (Prov. dan., 6.)

69 Was hilfft Adel, wo kein Gelt ist.Henisch, 1475, 41; Petri, II, 598.

[Spaltenumbruch] 70 Wer seinen Adel adelt, ist adelig geadelt; wen nur sein Adel adelt, wird adelig getadelt.Junker und Pfaffe, 17.

71 Wo Adel vnd Ehr beysammen seyn, dabey gehet Ehr auss vnd ein.Lehmann, 136, 8.

*72 Er ist von Adel, er hat ein Grübchen im Kinn.

Holl.: Hij is zeker van adel, want hij heeft eene kloof in de kin. (Harrebomée, I, 10b.)


Adelheit.

Adelheit ist dreyerley, eine auss der Tugend, die ander auss der geschicklichkeit, die dritt auss der geburt oder reichthum.Henisch, 20, 71.


Adelig.

3 Schwed.: Adelig och ärlig. (Grubb, 3.)

8 Adelig und tugendsam schicken sich gar wohl zusamm.

Frz.: Noble et vertueux. (Kritzinger, 479b.)

9 Das heisst adelig gelebt, wenn man nach Tugend strebt.Petri, II, 639.

Engl.: He is noble, that hath noble conditions. (Bohn II, 119.)

10 Nichts ist Adelig, Ehrlich ist dess Adels Gebärerin.Lehmann, II, 4, 63.

11 Was recht adelig und tugendhaft, ist auch schamhaft.Schottel, 1144a; Henisch, 21, 67.

*12 Adelig wie ein Stiftsherr.Höfer, Erzählungen, Stuttgart 1855, S. 83.


Adeliger.

* Sie ist mit einem Adeligen einmal von der Bank gefallen.

Frz.: C'est une Demoiselle faite à la hâte. (Kritzinger, 370b.)


Adelsbrief.

* Er trägt seinen Adelsbrief in der Tasche.

Holl.: Hij draagt zijnen adelbrief in den zak. (Harrebomée, I, 10b.)


Adelsrecht.

Adelsrecht – Adelspflicht.

Frz.: Noblesse oblige. (Cahier, 1157; Bohn I, 40.)


Adelstolz.

*2 Er ist so adelsstolz, dass er nur zum Herrn von Jesus betet.Schottmüller, Ms.


Adelung.

1 Dän.: Priscianus faaer tit hug. (Priscianus graeder, naar en forseer sig mo grammatica.) (Prov. dan., 460.)

Holl.: De grammatica voorlezen. ( Harrebomée, I, 257.)

*2 Da soll der Adelung drein schlagen.

*3 Da soll ihn doch der – Adelung holen.

Unwille über grobe Sprachfehler.

Holl.: Hij zal de grammatica krijgen. (Harrebomée, I, 257.)


Ader.

16 In Holstein: Et is kên gode Ader in em. (Schütz, I, 69.)

19 Es wird oft Einem die Ader geöffnet und tausende müssen bluten.

20 Ich bitte, mir eine Ader zu öffnen, sagte der Dieb, als man ihn zum Galgen führte, da der erste Aderlass vor dem Tode schützen soll.

21 Lass zur Ader, lass purgiren und wenn der Kranke stirbt, begrab ihn.

Gegen die seiner Zeit herrschende und von einer ärztlichen Partei gepflegten Vorliebe für Aderlässe und Brechmittel, welche in vielen Fällen eher zum Tode als zur Genesung führten.

Port.: Sangrai-o, purgai-o, e se morrer, enterrai-o. (Bohn I, 293.)

Span.: Sangrarle y purgarle; si se murcere, enterrarle. (Bohn I, 256.)

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*23 Da sleit em kên Ader na.Schütz, I, 19; II, 106.

Dazu ist er nicht geneigt.

*24 Das geht mich mit keiner Ader an.Herberger, I, 466.

*25 He hett nene Ader van den Öllern.Dähnert, 3a.

*26 Die neunt' Ader (s. 2) g'räth 'n Thouten (Pathen) nach. (Franken.)

*27 Dieselbe Ader zum zweiten mal öffnen.Altmann VI, 518.

*28 Er hat ihm die Ader geschlagen.Herberger, Ib, 783.

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[[358]/0370] und Aemter sind Folgen, nicht Ursachen seines Adels. Das Amt kann niemand adeln. Mhd.: Adel komet von naturen unde nicht von ammecht. (Daniels, 339, 19.) 48 Der Adel muss einen Bogen haben und sollte die Trommel die Saiten (Sehnen) spannen. Holl.: De adel moet eenen boog hebben, al' zou de drommel de pees spannen. (Harrebomée, I, 10b.) 49 Adel, Pfaffen und Fledermäuse, Huren, Juden und Filzläuse, wo die nehmen überhand, sind verloren Leut' und Land. 50 Adel, tugent, kunst seind on gelt vmbsonst. – Franck, I, 82. 51 Adel und Stände muss man nicht mehr souteniren, sagt Kaunitz. Nämlich als sie nach dem Frieden von 1763 die weitern Steuern verweigerten. 52 Adels Schwester ist Demuth, kein Menschen sie verachten thut. – Lehmann, 136, 10. 53 Alter Adel und alte Ritterschaft entspriesst dem Könige. – Graf, 28, 9. König oder Kaiser bezeichnen in der Rechtssprache des Mittelalters den Träger der höchsten Gewalt. Mhd.: Aller adel unde alle ritterschaft enspruzit von dem koninge. (Daniels, 217, 38.) 54 Armer Adel frisst das Land. Justus Möser vergleicht in einer erbaulichen Betrachtung den Staat mit einer Pyramide. Diese darf an der Spitze nicht zu dick sein, das heisst: die landesherrliche Familie darf nicht zu zahlreich sein, ebenso wenig darf sie in der Mitte eine zu grosse hohe Dienerschaft am Halskragen, oder zu viel unbegüterten Adel am Bauche haben. Unten kann sie nicht leicht zu zahlreich, zu stark und nicht leicht zu gut gefugt sein. 55 Auch den alten armen Adel kan man mit eim Judenspiess erobern. – Lehmann, 138, 34. 56 Dein Adel ist verspilt, so du nicht selber fromb sein wilt. – Henisch, 21, 69. 57 Der Adel thut wie die Schwein, die Bawren wie die Hunde, die stehen nicht fest einer bey dem andern. – Henisch, 213, 9; Petri, II, 80. 58 Der neubackene Adel vergisst, wie die Leute heissen. – Rochholz, Tell und Gessler in Sage und Geschichte, Heilbronn 1877, S. 387. 59 Der rechte Adel nicht aussen Geblut, sondern auss Tugend herspringen thut. – Lehmann, II, 41, 25. 60 Die von Adel haben viel Schritt neher zur Tugend als der gemeine Mann. – Lehmann, 136, 12. 61 Dess Adels Anfang ist der Vnedel. – Lehmann, 137, 28. 62 Echter Adel verletzt niemand. Frz.: Vraie noblesse nul ne blesse. (Bohn I, 64.) 63 Eines adels seind wir alle. – Henisch, 21, 46. 64 Es sind nie weniger von Adel gewesen, als da jedermann will vom Adel sein. – Opel, 381. 65 Lebt der Adel ohn' Vernunft, so g'hört er in die Bauernzunft. – Kirchhofer, 210. 66 Nachdem der Adel hat angfangen, erblich auch an böse zu langen, hett sein würde vnd eigenschafft, wol halb verloren seine krafft. – Loci comm., 144. Lat.: Postquam degeneres coeperunt nobilitati, nobilitas coepit in multis degenerare. 67 Nicht Adel, adelicher stam, die That adelt, die man recht fürnam. – Henisch, 21, 62. 68 Rechten Adel spürt man an adeligen Tugenden, nicht an Kleidern oder Ketten. – Henisch, 21, 38; Petri, II, 513. Was der Adel unter adeligen Tugenden versteht, kann man zum Theil aus den Zunamen ersehen, den früher adelige Geschlechter führten. Bei den Dänen finden wir die gekrönten Juul's, die kühnen Vind's, die treuen Kruse's, die schönen Marsvin's, die guten Grubb's, die lustigen Brahe's, die kostbaren Lycko's, die hochgesinnten Skram's, die beredten Parsberg's, die schwarzbärtigen Munk's, die bösen Brusk's u. s. w. (Prov. dan., 6.) 69 Was hilfft Adel, wo kein Gelt ist. – Henisch, 1475, 41; Petri, II, 598. 70 Wer seinen Adel adelt, ist adelig geadelt; wen nur sein Adel adelt, wird adelig getadelt. – Junker und Pfaffe, 17. 71 Wo Adel vnd Ehr beysammen seyn, dabey gehet Ehr auss vnd ein. – Lehmann, 136, 8. *72 Er ist von Adel, er hat ein Grübchen im Kinn. Holl.: Hij is zeker van adel, want hij heeft eene kloof in de kin. (Harrebomée, I, 10b.) Adelheit. Adelheit ist dreyerley, eine auss der Tugend, die ander auss der geschicklichkeit, die dritt auss der geburt oder reichthum. – Henisch, 20, 71. Adelig. 3 Schwed.: Adelig och ärlig. (Grubb, 3.) 8 Adelig und tugendsam schicken sich gar wohl zusamm. Frz.: Noble et vertueux. (Kritzinger, 479b.) 9 Das heisst adelig gelebt, wenn man nach Tugend strebt. – Petri, II, 639. Engl.: He is noble, that hath noble conditions. (Bohn II, 119.) 10 Nichts ist Adelig, Ehrlich ist dess Adels Gebärerin. – Lehmann, II, 4, 63. 11 Was recht adelig und tugendhaft, ist auch schamhaft. – Schottel, 1144a; Henisch, 21, 67. *12 Adelig wie ein Stiftsherr. – Höfer, Erzählungen, Stuttgart 1855, S. 83. Adeliger. * Sie ist mit einem Adeligen einmal von der Bank gefallen. Frz.: C'est une Demoiselle faite à la hâte. (Kritzinger, 370b.) Adelsbrief. * Er trägt seinen Adelsbrief in der Tasche. Holl.: Hij draagt zijnen adelbrief in den zak. (Harrebomée, I, 10b.) Adelsrecht. Adelsrecht – Adelspflicht. Frz.: Noblesse oblige. (Cahier, 1157; Bohn I, 40.) Adelstolz. *2 Er ist so adelsstolz, dass er nur zum Herrn von Jesus betet. – Schottmüller, Ms. Adelung. 1 Dän.: Priscianus faaer tit hug. (Priscianus graeder, naar en forseer sig mo grammatica.) (Prov. dan., 460.) Holl.: De grammatica voorlezen. ( Harrebomée, I, 257.) *2 Da soll der Adelung drein schlagen. *3 Da soll ihn doch der – Adelung holen. Unwille über grobe Sprachfehler. Holl.: Hij zal de grammatica krijgen. (Harrebomée, I, 257.) Ader. 16 In Holstein: Et is kên gode Ader in em. (Schütz, I, 69.) 19 Es wird oft Einem die Ader geöffnet und tausende müssen bluten. 20 Ich bitte, mir eine Ader zu öffnen, sagte der Dieb, als man ihn zum Galgen führte, da der erste Aderlass vor dem Tode schützen soll. 21 Lass zur Ader, lass purgiren und wenn der Kranke stirbt, begrab ihn. Gegen die seiner Zeit herrschende und von einer ärztlichen Partei gepflegten Vorliebe für Aderlässe und Brechmittel, welche in vielen Fällen eher zum Tode als zur Genesung führten. Port.: Sangrai-o, purgai-o, e se morrer, enterrai-o. (Bohn I, 293.) Span.: Sangrarle y purgarle; si se murcere, enterrarle. (Bohn I, 256.) 22 Wer keine Ader öffnet, kann kein Blut fliessen sehen. – Günsburg, 125, 181. *23 Da sleit em kên Ader na. – Schütz, I, 19; II, 106. Dazu ist er nicht geneigt. *24 Das geht mich mit keiner Ader an. – Herberger, I, 466. *25 He hett nene Ader van den Öllern. – Dähnert, 3a. *26 Die neunt' Ader (s. 2) g'räth 'n Thouten (Pathen) nach. (Franken.) *27 Dieselbe Ader zum zweiten mal öffnen. – Altmann VI, 518. *28 Er hat ihm die Ader geschlagen. – Herberger, Ib, 783. *29 Er hat jhm die Ader recht troffen. – Herberger, I, 820.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [358]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/370>, abgerufen am 19.03.2024.