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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Bärenkälte.

* Es ist eine Bärenkälte. - Blumenthal, Monatshefte IV, 381.

Eine sehr grosse Kälte.


Bärenspiess.

Wie ein Bernspiess hinder der Thür, so nütz ist ein Frund allhier. - Eyering, III, 559.


Baret.

* Einem das Baret aufsetzen. - Luther's Tischr., 504b.


Barfuss.

1 Spanische Stiefeln waren ein Torturwerkzeug; es wurden zwei Hölzer ans Bein gelegt, und dann zusammengeschraubt.

5 Engl.: Barefooted men should not tread on thorns. (Bohn II, 2.)

Holl.: Die barrevoets gaat, moet geene doornen zaaijen. (Harrebomee I, 148.)

7 Wenn diese Redensart dem Grafen von Bielow aus Pommern nicht seinen Ursprung verdankt, so doch eine treffliche Anwendung. Als er einmal mit seiner Nichte nach Berlin kam und mit ihr am Museum vorüberging, wünschte sie die schönen Marmorbilder und Figuren, von denen sie so viel gehört hatte, zu sehen. Der Graf lehnte unter der Bemerkung ab, dass die meisten wenig anständig gekleidet, und obenein barfuss seien. Als aber die junge Gräfin erwiederte, das schade wol nichts, weil bei ihr zu Lande doch viel Leute barfuss gingen, sagte der Graf: Aber zum Donnerwetter, die Kerls da im Museum gehen barfuss bis an den Hals.

*9 Barfuss für Einen durch die Hölle laufen.

*10 Barfuss tanzen.

Die Franzosen haben für barfuss gehen die Redensart: Marcher sur la chretiente. (Leroux, I, 5.)

*11 Er geht barft wie ein Hund. - Frischbier, II, 261.

*12 He sall hüt Abend barft to Bett gahn. - Schütze, I, 68.

Eine scherzhafte Straf-Zuerkennung wie: "He sall Kohl ut Solt un Water eten."

*13 Sie geht barfuss bis unter die Arme. (Königsberg.) - Frischbier, II, 262.


Barfüsser.

5 Die Barfüsser seynd die Leuse, die der Teuffel vnserm Herrgott an den Adamspeltz setzet.

"Der schwartze Schildt, den sie führen, ist simulatio poenitentiae, d. i. eine heuchlerische Buss." (Luther.) (Zinckgref, IV, 56.)


Barfüssige.

* Es sind barfüssige da. (Nordböhmen.)

Empfiehlt Vorsicht im Reden wegen anwesender Kinder. (S. Luft 39 u. 50.)


Bari.

Bari, die Königin Apuliens.

It.: Bari, la regina della Puglia. (Giani, 1477b.) - Die meisten italienischen Städte haben einen charakterisirenden Beinamen; so heisst Bergamo das witzige (s. Bergamaske). Bologna, wegen seiner weltberühmten Universität, die im Mittelalter 12000 Studenten zählte und in Bezug auf Rechtswissenschaft die erste der Welt war, die Gelehrte. Sie heisst auch wegen der Fruchtbarkeit der Ebene, in der sie liegt, die "Fette." Als Hauptstadt der gallischen Bojer hiess sie Bononia; die alten Münzen Bolognas tragen den Wahlspruch der Stadt: Bononia docet. - Brescia, wegen der grossen Eisenbergwerke, welche die berühmtesten Waffenfabriken Italiens unterhalten, die Bewaffnete, Streitbare. Brescia, l'armata, l'armigera. (Giani, 1477e.) Als Liebling der Republik Venedig, an die sie 1426 kam, hiess sie auch "der Stadt Venedig Braut."


Barmherzig.

2 Er sieht so barmherzig aus, als der einundfunfzigste Psalm. - Schaltjahr III, 650.


Barmherzigkeit.

7 Böhm.: Kostel krasi oltar a cloveka milosrdenstvi. (Celakovsky, 44.)

8 Barmherzigkeit erhebt das Gericht. - Petri, II, 31.

9 Barmherzigkeit ist eine Magd, die langsam geht und oft unterwegs ihre Gabe verschüttet.

10 Vor henckrischer Barmherzigkeit und vor der Bader Schwinen, vor Zahnschmerz vnd vor Weiberstreit, vor Advokaten Dienen, vor Waldheim, vor dem Lazareth und vor dergleichen Blätter, wo Sola und Laus Deo steht, behüten uns die Götter.


Barke.

*2 Seine Barke zu führen wissen.

D. h. gewandt, nicht auf den Kopf gefallen sein.

It.: Sapere barca menare. (Giani, 1874.)

[Spaltenumbruch] *3 Sich in derselben Barke befinden.

In derselben Haut stecken. (S. Spittel.)

It.: Essere nella stessa barca. (Giani, 1832.)


Barnabas.

1 Engl.: Barnaby bright, the longest day and the shortest night. (Bohn II, 38.)

3 Die Italiener sagen: Kommt der heilige Barnabas, reift die Traube für das Fass: Per San Barnaba l' uva viene e il fior va. (Giani, 202.)

6 Frz.: A la saint Barnabe la faulx au pre. (Leroux, I, 76.)

7 Auff Barnabe die Sonne weicht, auff Lucia sie wieder zu uns schleicht. - Oec. rur. V, III.

8 Barnabas sorgt für (langes) Gras.


Barometer.

* Er het der Bar'meter by-n-em verschüttet. (Solothurn.) - Schild, 71, 165.

Ist in Ungnade gefallen.


Baron.

2 Aus einem Baron ist leicht ein Graf zu machen.

Fr.: Harcourt fit comte neuf l'an mil trois cent trente neuf. (Leroux, II, 18.)

*3 Wält de saksesch Baron sin? - Schuster, 516.


Barrabaus.

* Er ist ein Barrabaus. - Frischbier, I, 244.

Ein Grosssprecher; doch wird mit dem Worte auch ein Gespenst bezeichnet.


Barstig.

Er ist barstig (auch: trotzig) wie ein Kaulbarsch. - Frischbier, I, 53. (Königsberg 1864.)


Bart.

1 Jüdisch-deutsch in Warschau. Er lernt sich auf Jenems Burd (Bart) scheren. Auf Kosten Anderer klug werden, Erfahrung sammeln.

Engl.: A barber learns to shave by shaving fools. (Bohn II, 131.)

Holl.: By moeyelijke keeren is veel te leeren. - Men heeft groote kunst van doen, om een narre te vol-doen. - 'T moet een wijse hant zijn, die een sotten kop wel scheeren sal. - Wilt gij wel scheren na den aert, soo scheert voor eerst een geck sijn baert. (Cats, 283.)

It.: Alla barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn II, 131.)

8 Die Rumänen: "Gern magst den Bart du geben, bleibt nur der Kopf am Leben." (Schuller, 23.) - Die Türken: Der Bart falle als Opfer für den Kopf. (Merx, 309.)

11 Daher, dass nach der altdeutschen Rechtsanschauung Jünglinge, so lange ihnen nicht der Bart gewachsen war, nicht als vollgiltige Zeugen galten.

Frz.: Du cote de la barbe est la toute-puissance. - Qui a poil au menton est maeitre en sa maison.

Lat.: Barba facit virum. (Oec. rur. 13, 513.)

13 Die Osmanen sagen: Nicht der Bart macht den Richter. (Schlechta, 276.)

17 Dän.: Skogget pryder manden. (Prov. dan., 504.)

19 It.: Barba bagnata e mezza rasa. (Bohn I, 74.)

Port.: Barba remolhada, meia rapada. (Bohn I, 268.)

Span.: Barba bien remojada, medio rapada. (Bohn I, 204.)

37 "Man spricht: Roter bardt selten gut ward; aber thun sie nicht so schelten, schwartze gerhaten auch selten."

Lat.: Per rubram barbam debes cognoscere nequam; multi non rubram, sed habent cum crimine nigram. (Loci comm., 208.)

40 Mhd.: Ein roter bart, und erlen bogen für diese dreizehn noch so viel gibt niemand gern ein pappenstiel. (Keller, Schwänke, S. 76; Zinckgref, 125.)

46 Lat.: Si promissa facit sapientem barba, quid obstat, barbatus possit quin caper esse. (Plato.) (Seybold, 366.)

60 Du bist zu jung und unerfahren, um das zu wissen. Auch: das passt sich für dein Alter noch nicht, das geht über deine Kräfte.

71 Lat.: Rosas loqui alicui. (Philippi, II, 159.)

99 Soll stehen: Ainen bart von Stroh tröhen.

100 Um auszudrücken: Der Kampf werde nicht um Kleinigkeiten, oder um eitle Güter als Ruhm und Siegeskränze geführt, sondern um ein hohes theures Gut, sagten die alten Griechen: Um keinen wilden Oelbaum streiten. In den meisten Wettkämpfen war der Preis des Siegers ein Kranz von Oliven-, oder Eichenzweigen.

102 Besser den Bart verlieren (geopfert) als den Kopf. - Schlechta, 273.

103 Der Bart ergraut oft eher als der Kopf, weil man diesen nicht so oft gebraucht (als die Kinnbacken).

Dän.: Tidt graaner skegget for hovedet, fordi mand har mest omsorg for munden. (Prov. dan., 547.)

104 Der Bart macht nicht den Gelehrten.

It.: La barba non fa il filosofo. (Giani, 4; Bohn I, 105.)

105 Der Bart macht noch nicht klug, sonst wäre der Bock gescheidt genug.

106 Ein dünner Bart und ein blasses Gesicht, Schlimmeres gibt's unter dem Himmel nicht.

It.: Poca barba e men colore sotto il ciel non l' e peggiore. (Giani, 195.)

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Bärenkälte.

* Es ist eine Bärenkälte.Blumenthal, Monatshefte IV, 381.

Eine sehr grosse Kälte.


Bärenspiess.

Wie ein Bernspiess hinder der Thür, so nütz ist ein Frund allhier.Eyering, III, 559.


Baret.

* Einem das Baret aufsetzen.Luther's Tischr., 504b.


Barfuss.

1 Spanische Stiefeln waren ein Torturwerkzeug; es wurden zwei Hölzer ans Bein gelegt, und dann zusammengeschraubt.

5 Engl.: Barefooted men should not tread on thorns. (Bohn II, 2.)

Holl.: Die barrevoets gaat, moet geene doornen zaaijen. (Harrebomée I, 148.)

7 Wenn diese Redensart dem Grafen von Bielow aus Pommern nicht seinen Ursprung verdankt, so doch eine treffliche Anwendung. Als er einmal mit seiner Nichte nach Berlin kam und mit ihr am Museum vorüberging, wünschte sie die schönen Marmorbilder und Figuren, von denen sie so viel gehört hatte, zu sehen. Der Graf lehnte unter der Bemerkung ab, dass die meisten wenig anständig gekleidet, und obenein barfuss seien. Als aber die junge Gräfin erwiederte, das schade wol nichts, weil bei ihr zu Lande doch viel Leute barfuss gingen, sagte der Graf: Aber zum Donnerwetter, die Kerls da im Museum gehen barfuss bis an den Hals.

*9 Barfuss für Einen durch die Hölle laufen.

*10 Barfuss tanzen.

Die Franzosen haben für barfuss gehen die Redensart: Marcher sur la chrétienté. (Leroux, I, 5.)

*11 Er geht barft wie ein Hund.Frischbier, II, 261.

*12 He sall hüt Abend barft to Bett gahn.Schütze, I, 68.

Eine scherzhafte Straf-Zuerkennung wie: „He sall Kohl ut Solt un Water eten.“

*13 Sie geht barfuss bis unter die Arme. (Königsberg.) – Frischbier, II, 262.


Barfüsser.

5 Die Barfüsser seynd die Leuse, die der Teuffel vnserm Herrgott an den Adamspeltz setzet.

„Der schwartze Schildt, den sie führen, ist simulatio poenitentiae, d. i. eine heuchlerische Buss.“ (Luther.) (Zinckgref, IV, 56.)


Barfüssige.

* Es sind barfüssige da. (Nordböhmen.)

Empfiehlt Vorsicht im Reden wegen anwesender Kinder. (S. Luft 39 u. 50.)


Bari.

Bari, die Königin Apuliens.

It.: Bari, la regina della Puglia. (Giani, 1477b.) – Die meisten italienischen Städte haben einen charakterisirenden Beinamen; so heisst Bergamo das witzige (s. Bergamaske). Bologna, wegen seiner weltberühmten Universität, die im Mittelalter 12000 Studenten zählte und in Bezug auf Rechtswissenschaft die erste der Welt war, die Gelehrte. Sie heisst auch wegen der Fruchtbarkeit der Ebene, in der sie liegt, die „Fette.“ Als Hauptstadt der gallischen Bojer hiess sie Bononia; die alten Münzen Bolognas tragen den Wahlspruch der Stadt: Bononia docet. – Brescia, wegen der grossen Eisenbergwerke, welche die berühmtesten Waffenfabriken Italiens unterhalten, die Bewaffnete, Streitbare. Brescia, l'armata, l'armigera. (Giani, 1477e.) Als Liebling der Republik Venedig, an die sie 1426 kam, hiess sie auch „der Stadt Venedig Braut.“


Barmherzig.

2 Er sieht so barmherzig aus, als der einundfunfzigste Psalm.Schaltjahr III, 650.


Barmherzigkeit.

7 Böhm.: Kostel krásí oltář a človĕka milosrdenství. (Čelakovský, 44.)

8 Barmherzigkeit erhebt das Gericht.Petri, II, 31.

9 Barmherzigkeit ist eine Magd, die langsam geht und oft unterwegs ihre Gabe verschüttet.

10 Vor henckrischer Barmherzigkeit und vor der Bader Schwinen, vor Zahnschmerz vnd vor Weiberstreit, vor Advokaten Dienen, vor Waldheim, vor dem Lazareth und vor dergleichen Blätter, wo Sola und Laus Deo steht, behüten uns die Götter.


Barke.

*2 Seine Barke zu führen wissen.

D. h. gewandt, nicht auf den Kopf gefallen sein.

It.: Sapere barca menare. (Giani, 1874.)

[Spaltenumbruch] *3 Sich in derselben Barke befinden.

In derselben Haut stecken. (S. Spittel.)

It.: Essere nella stessa barca. (Giani, 1832.)


Barnabas.

1 Engl.: Barnaby bright, the longest day and the shortest night. (Bohn II, 38.)

3 Die Italiener sagen: Kommt der heilige Barnabas, reift die Traube für das Fass: Per San Barnaba l' uva viene e il fior va. (Giani, 202.)

6 Frz.: A la saint Barnabé la faulx au pré. (Leroux, I, 76.)

7 Auff Barnabe die Sonne weicht, auff Lucia sie wieder zu uns schleicht.Oec. rur. V, III.

8 Barnabas sorgt für (langes) Gras.


Barometer.

* Er het der Bar'meter by-n-em verschüttet. (Solothurn.) – Schild, 71, 165.

Ist in Ungnade gefallen.


Baron.

2 Aus einem Baron ist leicht ein Graf zu machen.

Fr.: Harcourt fit comte neuf l'an mil trois cent trente neuf. (Leroux, II, 18.)

*3 Wält de saksesch Baron sin?Schuster, 516.


Barrabaus.

* Er ist ein Barrabaus.Frischbier, I, 244.

Ein Grosssprecher; doch wird mit dem Worte auch ein Gespenst bezeichnet.


Barstig.

Er ist barstig (auch: trotzig) wie ein Kaulbarsch.Frischbier, I, 53. (Königsberg 1864.)


Bart.

1 Jüdisch-deutsch in Warschau. Er lernt sich auf Jenems Burd (Bart) scheren. Auf Kosten Anderer klug werden, Erfahrung sammeln.

Engl.: A barber learns to shave by shaving fools. (Bohn II, 131.)

Holl.: By moeyelijke keeren is veel te leeren. – Men heeft groote kunst van doen, om een narre te vol-doen. – 'T moet een wijse hant zijn, die een sotten kop wel scheeren sal. – Wilt gij wel scheren na den aert, soo scheert voor eerst een geck sijn baert. (Cats, 283.)

It.: Alla barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn II, 131.)

8 Die Rumänen: „Gern magst den Bart du geben, bleibt nur der Kopf am Leben.“ (Schuller, 23.) – Die Türken: Der Bart falle als Opfer für den Kopf. (Merx, 309.)

11 Daher, dass nach der altdeutschen Rechtsanschauung Jünglinge, so lange ihnen nicht der Bart gewachsen war, nicht als vollgiltige Zeugen galten.

Frz.: Du côté de la barbe est la toute-puissance. – Qui a poil au menton est maître en sa maison.

Lat.: Barba facit virum. (Oec. rur. 13, 513.)

13 Die Osmanen sagen: Nicht der Bart macht den Richter. (Schlechta, 276.)

17 Dän.: Skogget pryder manden. (Prov. dan., 504.)

19 It.: Barba bagnata è mezza rasa. (Bohn I, 74.)

Port.: Barba remolhada, meia rapada. (Bohn I, 268.)

Span.: Barba bien remojada, medio rapada. (Bohn I, 204.)

37 „Man spricht: Roter bardt selten gut ward; aber thun sie nicht so schelten, schwartze gerhaten auch selten.“

Lat.: Per rubram barbam debes cognoscere nequam; multi non rubram, sed habent cum crimine nigram. (Loci comm., 208.)

40 Mhd.: Ein rôter bart, und erlen bogen für diese dreizehn noch so viel gibt niemand gern ein pappenstiel. (Keller, Schwänke, S. 76; Zinckgref, 125.)

46 Lat.: Si promissa facit sapientem barba, quid obstat, barbatus possit quin caper esse. (Plato.) (Seybold, 366.)

60 Du bist zu jung und unerfahren, um das zu wissen. Auch: das passt sich für dein Alter noch nicht, das geht über deine Kräfte.

71 Lat.: Rosas loqui alicui. (Philippi, II, 159.)

99 Soll stehen: Ainen bart von Stroh tröhen.

100 Um auszudrücken: Der Kampf werde nicht um Kleinigkeiten, oder um eitle Güter als Ruhm und Siegeskränze geführt, sondern um ein hohes theures Gut, sagten die alten Griechen: Um keinen wilden Oelbaum streiten. In den meisten Wettkämpfen war der Preis des Siegers ein Kranz von Oliven-, oder Eichenzweigen.

102 Besser den Bart verlieren (geopfert) als den Kopf.Schlechta, 273.

103 Der Bart ergraut oft eher als der Kopf, weil man diesen nicht so oft gebraucht (als die Kinnbacken).

Dän.: Tidt graaner skegget for hovedet, fordi mand har mest omsorg for munden. (Prov. dan., 547.)

104 Der Bart macht nicht den Gelehrten.

It.: La barba non fa il filosofo. (Giani, 4; Bohn I, 105.)

105 Der Bart macht noch nicht klug, sonst wäre der Bock gescheidt genug.

106 Ein dünner Bart und ein blasses Gesicht, Schlimmeres gibt's unter dem Himmel nicht.

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[[451]/0463] Bärenkälte. * Es ist eine Bärenkälte. – Blumenthal, Monatshefte IV, 381. Eine sehr grosse Kälte. Bärenspiess. Wie ein Bernspiess hinder der Thür, so nütz ist ein Frund allhier. – Eyering, III, 559. Baret. * Einem das Baret aufsetzen. – Luther's Tischr., 504b. Barfuss. 1 Spanische Stiefeln waren ein Torturwerkzeug; es wurden zwei Hölzer ans Bein gelegt, und dann zusammengeschraubt. 5 Engl.: Barefooted men should not tread on thorns. (Bohn II, 2.) Holl.: Die barrevoets gaat, moet geene doornen zaaijen. (Harrebomée I, 148.) 7 Wenn diese Redensart dem Grafen von Bielow aus Pommern nicht seinen Ursprung verdankt, so doch eine treffliche Anwendung. Als er einmal mit seiner Nichte nach Berlin kam und mit ihr am Museum vorüberging, wünschte sie die schönen Marmorbilder und Figuren, von denen sie so viel gehört hatte, zu sehen. Der Graf lehnte unter der Bemerkung ab, dass die meisten wenig anständig gekleidet, und obenein barfuss seien. Als aber die junge Gräfin erwiederte, das schade wol nichts, weil bei ihr zu Lande doch viel Leute barfuss gingen, sagte der Graf: Aber zum Donnerwetter, die Kerls da im Museum gehen barfuss bis an den Hals. *9 Barfuss für Einen durch die Hölle laufen. *10 Barfuss tanzen. Die Franzosen haben für barfuss gehen die Redensart: Marcher sur la chrétienté. (Leroux, I, 5.) *11 Er geht barft wie ein Hund. – Frischbier, II, 261. *12 He sall hüt Abend barft to Bett gahn. – Schütze, I, 68. Eine scherzhafte Straf-Zuerkennung wie: „He sall Kohl ut Solt un Water eten.“ *13 Sie geht barfuss bis unter die Arme. (Königsberg.) – Frischbier, II, 262. Barfüsser. 5 Die Barfüsser seynd die Leuse, die der Teuffel vnserm Herrgott an den Adamspeltz setzet. „Der schwartze Schildt, den sie führen, ist simulatio poenitentiae, d. i. eine heuchlerische Buss.“ (Luther.) (Zinckgref, IV, 56.) Barfüssige. * Es sind barfüssige da. (Nordböhmen.) Empfiehlt Vorsicht im Reden wegen anwesender Kinder. (S. Luft 39 u. 50.) Bari. Bari, die Königin Apuliens. It.: Bari, la regina della Puglia. (Giani, 1477b.) – Die meisten italienischen Städte haben einen charakterisirenden Beinamen; so heisst Bergamo das witzige (s. Bergamaske). Bologna, wegen seiner weltberühmten Universität, die im Mittelalter 12000 Studenten zählte und in Bezug auf Rechtswissenschaft die erste der Welt war, die Gelehrte. Sie heisst auch wegen der Fruchtbarkeit der Ebene, in der sie liegt, die „Fette.“ Als Hauptstadt der gallischen Bojer hiess sie Bononia; die alten Münzen Bolognas tragen den Wahlspruch der Stadt: Bononia docet. – Brescia, wegen der grossen Eisenbergwerke, welche die berühmtesten Waffenfabriken Italiens unterhalten, die Bewaffnete, Streitbare. Brescia, l'armata, l'armigera. (Giani, 1477e.) Als Liebling der Republik Venedig, an die sie 1426 kam, hiess sie auch „der Stadt Venedig Braut.“ Barmherzig. 2 Er sieht so barmherzig aus, als der einundfunfzigste Psalm. – Schaltjahr III, 650. Barmherzigkeit. 7 Böhm.: Kostel krásí oltář a človĕka milosrdenství. (Čelakovský, 44.) 8 Barmherzigkeit erhebt das Gericht. – Petri, II, 31. 9 Barmherzigkeit ist eine Magd, die langsam geht und oft unterwegs ihre Gabe verschüttet. 10 Vor henckrischer Barmherzigkeit und vor der Bader Schwinen, vor Zahnschmerz vnd vor Weiberstreit, vor Advokaten Dienen, vor Waldheim, vor dem Lazareth und vor dergleichen Blätter, wo Sola und Laus Deo steht, behüten uns die Götter. Barke. *2 Seine Barke zu führen wissen. D. h. gewandt, nicht auf den Kopf gefallen sein. It.: Sapere barca menare. (Giani, 1874.) *3 Sich in derselben Barke befinden. In derselben Haut stecken. (S. Spittel.) It.: Essere nella stessa barca. (Giani, 1832.) Barnabas. 1 Engl.: Barnaby bright, the longest day and the shortest night. (Bohn II, 38.) 3 Die Italiener sagen: Kommt der heilige Barnabas, reift die Traube für das Fass: Per San Barnaba l' uva viene e il fior va. (Giani, 202.) 6 Frz.: A la saint Barnabé la faulx au pré. (Leroux, I, 76.) 7 Auff Barnabe die Sonne weicht, auff Lucia sie wieder zu uns schleicht. – Oec. rur. V, III. 8 Barnabas sorgt für (langes) Gras. Barometer. * Er het der Bar'meter by-n-em verschüttet. (Solothurn.) – Schild, 71, 165. Ist in Ungnade gefallen. Baron. 2 Aus einem Baron ist leicht ein Graf zu machen. Fr.: Harcourt fit comte neuf l'an mil trois cent trente neuf. (Leroux, II, 18.) *3 Wält de saksesch Baron sin? – Schuster, 516. Barrabaus. * Er ist ein Barrabaus. – Frischbier, I, 244. Ein Grosssprecher; doch wird mit dem Worte auch ein Gespenst bezeichnet. Barstig. Er ist barstig (auch: trotzig) wie ein Kaulbarsch. – Frischbier, I, 53. (Königsberg 1864.) Bart. 1 Jüdisch-deutsch in Warschau. Er lernt sich auf Jenems Burd (Bart) scheren. Auf Kosten Anderer klug werden, Erfahrung sammeln. Engl.: A barber learns to shave by shaving fools. (Bohn II, 131.) Holl.: By moeyelijke keeren is veel te leeren. – Men heeft groote kunst van doen, om een narre te vol-doen. – 'T moet een wijse hant zijn, die een sotten kop wel scheeren sal. – Wilt gij wel scheren na den aert, soo scheert voor eerst een geck sijn baert. (Cats, 283.) It.: Alla barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn II, 131.) 8 Die Rumänen: „Gern magst den Bart du geben, bleibt nur der Kopf am Leben.“ (Schuller, 23.) – Die Türken: Der Bart falle als Opfer für den Kopf. (Merx, 309.) 11 Daher, dass nach der altdeutschen Rechtsanschauung Jünglinge, so lange ihnen nicht der Bart gewachsen war, nicht als vollgiltige Zeugen galten. Frz.: Du côté de la barbe est la toute-puissance. – Qui a poil au menton est maître en sa maison. Lat.: Barba facit virum. (Oec. rur. 13, 513.) 13 Die Osmanen sagen: Nicht der Bart macht den Richter. (Schlechta, 276.) 17 Dän.: Skogget pryder manden. (Prov. dan., 504.) 19 It.: Barba bagnata è mezza rasa. (Bohn I, 74.) Port.: Barba remolhada, meia rapada. (Bohn I, 268.) Span.: Barba bien remojada, medio rapada. (Bohn I, 204.) 37 „Man spricht: Roter bardt selten gut ward; aber thun sie nicht so schelten, schwartze gerhaten auch selten.“ Lat.: Per rubram barbam debes cognoscere nequam; multi non rubram, sed habent cum crimine nigram. (Loci comm., 208.) 40 Mhd.: Ein rôter bart, und erlen bogen für diese dreizehn noch so viel gibt niemand gern ein pappenstiel. (Keller, Schwänke, S. 76; Zinckgref, 125.) 46 Lat.: Si promissa facit sapientem barba, quid obstat, barbatus possit quin caper esse. (Plato.) (Seybold, 366.) 60 Du bist zu jung und unerfahren, um das zu wissen. Auch: das passt sich für dein Alter noch nicht, das geht über deine Kräfte. 71 Lat.: Rosas loqui alicui. (Philippi, II, 159.) 99 Soll stehen: Ainen bart von Stroh tröhen. 100 Um auszudrücken: Der Kampf werde nicht um Kleinigkeiten, oder um eitle Güter als Ruhm und Siegeskränze geführt, sondern um ein hohes theures Gut, sagten die alten Griechen: Um keinen wilden Oelbaum streiten. In den meisten Wettkämpfen war der Preis des Siegers ein Kranz von Oliven-, oder Eichenzweigen. 102 Besser den Bart verlieren (geopfert) als den Kopf. – Schlechta, 273. 103 Der Bart ergraut oft eher als der Kopf, weil man diesen nicht so oft gebraucht (als die Kinnbacken). Dän.: Tidt graaner skegget for hovedet, fordi mand har mest omsorg for munden. (Prov. dan., 547.) 104 Der Bart macht nicht den Gelehrten. It.: La barba non fa il filosofo. (Giani, 4; Bohn I, 105.) 105 Der Bart macht noch nicht klug, sonst wäre der Bock gescheidt genug. 106 Ein dünner Bart und ein blasses Gesicht, Schlimmeres gibt's unter dem Himmel nicht. It.: Poca barba e men colore sotto il ciel non l' è peggiore. (Giani, 195.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [451]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/463>, abgerufen am 19.03.2024.