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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] das Gras wachsen sieht und die Flöhe husten hört. Es ist ein dummpfiffiger Mensch, welcher sich einbildet, Dinge zu wissen, die es nicht gibt. Es erinnert an die Belehnung mit der Fischerei auf dem Lurleifelsen und mit der Jagd auf der Bank (wüsten Sandbank)." - Herr Karl Seelbach dagegen schreibt mir aus Neuyork: "Die Erklärungen unter Barthel 6 und Bartholomäus 7 treffen nicht. Ich freue mich, diese, nach Grimm (Wb. I, 1145) noch unerklärte Redensart sehr einfach erklären zu können. Ich fand die Bedeutung zufällig, als ich im Jahre 1848 kurz vor dem Bartholomäustage in einem rheinischen Wirthshause eingekehrt war. Von dem Wirthe, der mit einem Freunde im Gespräche begriffen war, hörte ich, dass er für die Kirchweih am Bartholomäustage neuen Most von rothen Trauben (andere sind erst später reif) haben werde oder - müsse; da Frühreife der Trauben durch gute Lage der Weinberge und Weingärten wie durch verständigen Bau derselben, durch guten Schnitt der Weinstöcke etc. zu erzielen ist, so erscheint der Sinn der Redensart klar. Mein Wirth wusste, wo Barthel, der katholische Schutzpatron des Dorfes, den Most holte, nämlich in seinem sorgfältig gepflegten Weingarten. Die Versuche, jene Redensart gar nach Meissen in Sachsen zu verlegen, wo die Trauben kaum jemals recht reif werden, sind daher als verfehlt zu betrachten." In keinem Falle wird der hier erwähnte Wirth der einzige Weingärtner sein, der seinen Garten so pflegt, dass er am Bartholomäustage frischen Most haben kann; mag man nun prüfen, ob es noch andere Winzer gibt, welche wissen am Bartholomäustage frischen Most zu holen, und sich diese Erklärung als richtig erweiset. - Der praktische Schulmann von A. Lüben (XII. Bd. 4. Hft. S. 295) sagt: Die Redensart deutet auf Berthold von Mandelslohe, der in hohen Gunsten bei dem Markgrafen Johann von Brandenburg stand, auf seinen Reisen die fränkischen Weine nicht nur kennen gelernt, sondern auch dieselben zum grossen Aerger des Markgrafen sich habe nach Küstrin schicken lassen. - In Luxemburg: Wesse' no Bartel de Most helt. (Dicks, II, 5.)

7 Schür, Bartel, schür, in vierzehn Tagen ist's an dir. (Oberbaiern.)

Sagt der Laurentius zum Bartholomäus.

*8 Barthel hat die Beeren beschmutzt.

Mit dieser Redensart lehnt man in Grochwitz bei Troppau den Genuss der Brombeeren nach Bartholomäi ab. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig vom 24. Aug. 1867, S. 127.)

*9 Der Bartl kommt. (Kärnten. Ubafeld.)

Ein bebarteter verlarvter Mann, der am Nicolaus-Vorabend in den Wohnungen erscheint, um Kinder zu schrecken und zum Gehorsam zu ermahnen. In Oberösterreich: Krampus, Krampes, sonst auch Knecht Ruprecht.


Bartholomäus.

1 Auch die Dänen nennen ihn den Halmbrecher, weil um diese Zeit heftige Winde einzutreten pflegen, die das Getreide niederschlagen und brechen. Daher: Bertel bry destrau. (Prov. dan., 65.)

5 Dän.: Faaer man ikke Bodels messe vaede da faaer man smaar neger og lave. (Prov. dan., 77.)

9 An Barthelmä gehn die Gewitter wieder he (heim). (Sachsen.) - Boebel, 42.

10 Bartelme, treibt das Kraut in die Höh. (Oels.) - Boebel, 42.

11 Bartelmei springt der Hirsch ins Wasser nei. - Boebel, 41.

Poln.: Jelen do wody wskoczy. (Böbel, 41.)

12 Bartelmeiwes, Stücke deines. - Schambach, II, 14.

Bartolomäus ist das Stück des Diebes, d. h. es ist weg, als wenn es der Dieb geholt hätte. Sagt, dass von diesem Tage ab das Vesperbrot (Vier-Uhr-Stück der Hessen) wegfällt, weil früher zu Abend gegessen wird. (S. Lindenblatt.)

13 Barthelmä, Bauer sä, Grummet mäh. - Baierischer Hauskalender.

14 Barthelmäus pflückt die Nuss.

15 Barthelmei schüttelt Aepfl und Birnen ei. (Oels.) - Boebel, 42.

16 Barthelmie (24. August) schesst a d' Krazbeeren.

An diesem Tage soll ihr Wohlgeschmack schon aufhören.

17 Barthlime bringt Ryfe-n und Schnee. (Solothurn.) - Schild, 115.

Engl.: St. Bartholomew brings the cold dew. (Bohn II, 38.)

18 Bartholomä, Vesperkost Ade. (Ostpr.) - Boebel, 41.

19 Bartholomäi habe den Samen. - Frischbier, I, 4241.

Poln.: W Bartlomiej, nasienie miej.

20 Bartholomäi schreit d' Vögel ach und wä ih. (Ulm.)

[Spaltenumbruch] 21 Bartholomäus hat's Wasser parat für den Herbst bis zur Saat. (Westpr.) - Boebel, 41.

22 Bartholomäus zieht den Flor über den Flachs. (Sachsen.) - Boebel, 41.

23 Bartholome, wer Korn hat, der sä; wer Gras hat, der mäh; wer Hafer hat, der rech'; wer Aepfel hat, der brech. (Wetzlar.) - Boebel, 42.

24 Bartlemes brenget 'et salt in de Appeln. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 61, 62.

25 Bartlemes verbütt de Schienliärs un de witten Huosen. (Grafsch. Mark.) - Woeste, 61, 63.

26 Battelmes geiht dörch den Hawer un treckt em dal. (Mecklenburg.) - Frommann, 555.

Hafer, der um diese Zeit noch steht, legt sich.

27 Ich bin Bartholomes, und nichten der stark Herkules. - Eyering, III, 55.

28 Sou wä sich Bartolomee hält, sou is de ganze Hierwst bestellt. (Euskirchen.) - Boebel, 41; Baumgarten, 52.

29 Vor Bartleme Ämd, d'rem Aemdli. (Bern.) - Zyro, 74.

30 Wam' me schreiwet Bartelmai, dann dot de Hirz den esten Skrei. - Curtze, 315, 20.

Der Bartholomäustag galt als Haupterntetag. Es knüpfen daher viele Sagen an denselben an, die in nachweislicher Verbindung mit einer untergegangenen Götterwelt stehen. So zieht nach einer preussischen Sage der wilde Jäger zu Bartholomäi um, und der dem Barthel nahe verwandte Berthold steht an der Spitze des wilden Heeres. Der heilige Bartholomäus ist hier offenbar an Stelle Wuotan's getreten und auf seinen Ehrentag sind einzelne Züge des grossen Festes übertragen worden, welches in vorchristlicher Zeit den Schluss des Sommers und der Ernte bezeichnete; daher erzählt man auch von der Heiligkeit dieses Tages, es sei in einem Dorfe zwischen Nenndorf und Hammer ein Knecht, dem ein reicher geiziger Bauer am Bartholomäustage trotz aller Gegenvorstellungen befohlen habe, Bohnen einzufahren, zum allgemeinen Schrecken sammt Wagen und Pferden verschwunden. (Vgl. Erntefestgebräuche in der Illustrirten Zeitung. Nr. 1260 v. 28. Aug. 1867, S. 127.)

31 Wan z' Bartlmei noch Halm stehen, so muss sich Bartl ön Arsch z' krazn. - Baumgarten, 51.

32 Wenn 's a Barthlime und V'renetag schön isch, so bidütet's e schöne-n und guete Herbst. (Solothurn.) - Schild, 115, 138.

33 Wenn 's an Bartholomaui regnet auf den Hut, so gerathen die Kartoffeln gut. (Ostpr.) - Boebel, 41.

34 Wenn 's Bartholomäi durch ein seiden Tuch regnet, kommen alle Linsen nach Haus. (Arnsberg.) - Boebel, 42.

35 Z' Bartlmei sein d' Haslnuss frei. (Oberösterr.)

Die Haselnüsse sind um diese Zeit reif.

36 Zent Bartelemes helt dem Bauer de Kes, an dem Schäfer d' lenge Geses. - Dicks, I, 6.

37 Zu Bartlmei füert man 's Groa 'a mahd1 afs Heu; und wer z' Micheli nu (noch) a Groamed hat z' heiga (zu heuen) muess sö ön Bachof'n hoaza.2 (Oberösterr.) - Baumgarten, 51.

1) Die Grummeternte.

2) D. h. er muss es im Ofen dörren, weil es im Freien nicht mehr trocknet.

38 Zu Bartlmei stökt ma d' Öpfl und d' Nuss1 ö 's Heu. - Baumgarten, 51.

1) Diese Früchte fangen nämlich zu dieser Zeit schon zu reifen an.

*39 Er zeigt em, wo der Barthlime feil hat. (Solothurn.) - Schild, 97, 444.


Bartholomäusrose.

Bartlenaus reiss macht den Uorsch bliess. - Schuster, 837.

Will sagen: Wenn man sich aufputzt wie eine Rose, so wird man bald nackt gehen müssen.


Bartholomäustag.

2 Am Bartholomäustag versteck nur deinen Vespersack. (Wohlau.) - Boebel, 42.

3 Bartholomäus-Daag, wie dä sich häld, oss de gannsen Hörbsd bestelld. (Trier.) - Laven, 175, 10; Firmenich, III, 546, 10.

4 Vor 'n Barthlimetag git's Emt, dernoch Emtli. (Solothurn.) - Schild, 107, 69.


[Spaltenumbruch] das Gras wachsen sieht und die Flöhe husten hört. Es ist ein dummpfiffiger Mensch, welcher sich einbildet, Dinge zu wissen, die es nicht gibt. Es erinnert an die Belehnung mit der Fischerei auf dem Lurleifelsen und mit der Jagd auf der Bank (wüsten Sandbank).“ – Herr Karl Seelbach dagegen schreibt mir aus Neuyork: „Die Erklärungen unter Barthel 6 und Bartholomäus 7 treffen nicht. Ich freue mich, diese, nach Grimm (Wb. I, 1145) noch unerklärte Redensart sehr einfach erklären zu können. Ich fand die Bedeutung zufällig, als ich im Jahre 1848 kurz vor dem Bartholomäustage in einem rheinischen Wirthshause eingekehrt war. Von dem Wirthe, der mit einem Freunde im Gespräche begriffen war, hörte ich, dass er für die Kirchweih am Bartholomäustage neuen Most von rothen Trauben (andere sind erst später reif) haben werde oder – müsse; da Frühreife der Trauben durch gute Lage der Weinberge und Weingärten wie durch verständigen Bau derselben, durch guten Schnitt der Weinstöcke etc. zu erzielen ist, so erscheint der Sinn der Redensart klar. Mein Wirth wusste, wo Barthel, der katholische Schutzpatron des Dorfes, den Most holte, nämlich in seinem sorgfältig gepflegten Weingarten. Die Versuche, jene Redensart gar nach Meissen in Sachsen zu verlegen, wo die Trauben kaum jemals recht reif werden, sind daher als verfehlt zu betrachten.“ In keinem Falle wird der hier erwähnte Wirth der einzige Weingärtner sein, der seinen Garten so pflegt, dass er am Bartholomäustage frischen Most haben kann; mag man nun prüfen, ob es noch andere Winzer gibt, welche wissen am Bartholomäustage frischen Most zu holen, und sich diese Erklärung als richtig erweiset. – Der praktische Schulmann von A. Lüben (XII. Bd. 4. Hft. S. 295) sagt: Die Redensart deutet auf Berthold von Mandelslohe, der in hohen Gunsten bei dem Markgrafen Johann von Brandenburg stand, auf seinen Reisen die fränkischen Weine nicht nur kennen gelernt, sondern auch dieselben zum grossen Aerger des Markgrafen sich habe nach Küstrin schicken lassen. – In Luxemburg: Wesse' no Bartel de Most helt. (Dicks, II, 5.)

7 Schür, Bartel, schür, in vierzehn Tagen ist's an dir. (Oberbaiern.)

Sagt der Laurentius zum Bartholomäus.

*8 Barthel hat die Beeren beschmutzt.

Mit dieser Redensart lehnt man in Grochwitz bei Troppau den Genuss der Brombeeren nach Bartholomäi ab. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig vom 24. Aug. 1867, S. 127.)

*9 Der Bartl kommt. (Kärnten. Ubafeld.)

Ein bebarteter verlarvter Mann, der am Nicolaus-Vorabend in den Wohnungen erscheint, um Kinder zu schrecken und zum Gehorsam zu ermahnen. In Oberösterreich: Krampus, Krampes, sonst auch Knecht Ruprecht.


Bartholomäus.

1 Auch die Dänen nennen ihn den Halmbrecher, weil um diese Zeit heftige Winde einzutreten pflegen, die das Getreide niederschlagen und brechen. Daher: Bertel bry destrau. (Prov. dan., 65.)

5 Dän.: Faaer man ikke Bodels messe vaede da faaer man smaar neger og lave. (Prov. dan., 77.)

9 An Barthelmä gehn die Gewitter wieder he (heim). (Sachsen.) – Boebel, 42.

10 Bartelme, treibt das Kraut in die Höh. (Oels.) – Boebel, 42.

11 Bartelmei springt der Hirsch ins Wasser nei.Boebel, 41.

Poln.: Jelen do wody wskoczy. (Böbel, 41.)

12 Bartelmeiwes, Stücke deines.Schambach, II, 14.

Bartolomäus ist das Stück des Diebes, d. h. es ist weg, als wenn es der Dieb geholt hätte. Sagt, dass von diesem Tage ab das Vesperbrot (Vier-Uhr-Stück der Hessen) wegfällt, weil früher zu Abend gegessen wird. (S. Lindenblatt.)

13 Barthelmä, Bauer sä, Grummet mäh.Baierischer Hauskalender.

14 Barthelmäus pflückt die Nuss.

15 Barthelmei schüttelt Aepfl und Birnen ei. (Oels.) – Boebel, 42.

16 Barthelmie (24. August) schesst a d' Krazbeeren.

An diesem Tage soll ihr Wohlgeschmack schon aufhören.

17 Barthlime bringt Ryfe-n und Schnee. (Solothurn.) – Schild, 115.

Engl.: St. Bartholomew brings the cold dew. (Bohn II, 38.)

18 Bartholomä, Vesperkost Ade. (Ostpr.) – Boebel, 41.

19 Bartholomäi habe den Samen.Frischbier, I, 4241.

Poln.: W Bartłomiéj, nasienie miéj.

20 Bartholomäi schreit d' Vögel ach und wä ih. (Ulm.)

[Spaltenumbruch] 21 Bartholomäus hat's Wasser parat für den Herbst bis zur Saat. (Westpr.) – Boebel, 41.

22 Bartholomäus zieht den Flor über den Flachs. (Sachsen.) – Boebel, 41.

23 Bartholome, wer Korn hat, der sä; wer Gras hat, der mäh; wer Hafer hat, der rech'; wer Aepfel hat, der brech. (Wetzlar.) – Boebel, 42.

24 Bartlemes brenget 'et salt in de Appeln. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 61, 62.

25 Bartlemes verbütt de Schienliärs un de witten Huosen. (Grafsch. Mark.) – Woeste, 61, 63.

26 Battelmês geiht dörch den Hâwer un treckt em dâl. (Mecklenburg.) – Frommann, 555.

Hafer, der um diese Zeit noch steht, legt sich.

27 Ich bin Bartholomes, und nichten der stark Herkules.Eyering, III, 55.

28 Sou wä sich Bartolomee hält, sou is de ganze Hierwst bestellt. (Euskirchen.) – Boebel, 41; Baumgarten, 52.

29 Vor Bartleme Ämd, d'rem Aemdli. (Bern.) – Zyro, 74.

30 Wam' me schrîwet Bartelmai, dann dôt de Hirz den esten Skrei.Curtze, 315, 20.

Der Bartholomäustag galt als Haupterntetag. Es knüpfen daher viele Sagen an denselben an, die in nachweislicher Verbindung mit einer untergegangenen Götterwelt stehen. So zieht nach einer preussischen Sage der wilde Jäger zu Bartholomäi um, und der dem Barthel nahe verwandte Berthold steht an der Spitze des wilden Heeres. Der heilige Bartholomäus ist hier offenbar an Stelle Wuotan's getreten und auf seinen Ehrentag sind einzelne Züge des grossen Festes übertragen worden, welches in vorchristlicher Zeit den Schluss des Sommers und der Ernte bezeichnete; daher erzählt man auch von der Heiligkeit dieses Tages, es sei in einem Dorfe zwischen Nenndorf und Hammer ein Knecht, dem ein reicher geiziger Bauer am Bartholomäustage trotz aller Gegenvorstellungen befohlen habe, Bohnen einzufahren, zum allgemeinen Schrecken sammt Wagen und Pferden verschwunden. (Vgl. Erntefestgebräuche in der Illustrirten Zeitung. Nr. 1260 v. 28. Aug. 1867, S. 127.)

31 Wan z' Bartlmei noch Halm stehen, so muss sich Bartl ön Arsch z' krazn.Baumgarten, 51.

32 Wenn 's a Barthlime und V'renetag schön isch, so bidütet's e schöne-n und guete Herbst. (Solothurn.) – Schild, 115, 138.

33 Wenn 's an Bartholomûi regnet auf den Hut, so gerathen die Kartoffeln gut. (Ostpr.) – Boebel, 41.

34 Wenn 's Bartholomäi durch ein seiden Tuch regnet, kommen alle Linsen nach Haus. (Arnsberg.) – Boebel, 42.

35 Z' Bartlmei sein d' Haslnuss frei. (Oberösterr.)

Die Haselnüsse sind um diese Zeit reif.

36 Zent Bartelemes helt dem Bauer de Kes, an dem Schäfer d' lenge Geses.Dicks, I, 6.

37 Zu Bartlmei füert man 's Groa 'a mahd1 afs Heu; und wer z' Micheli nu (noch) a Groamed hat z' heiga (zu heuen) muess sö ön Bachof'n hoaza.2 (Oberösterr.) – Baumgarten, 51.

1) Die Grummeternte.

2) D. h. er muss es im Ofen dörren, weil es im Freien nicht mehr trocknet.

38 Zu Bartlmei stökt ma d' Öpfl und d' Nuss1 ö 's Heu.Baumgarten, 51.

1) Diese Früchte fangen nämlich zu dieser Zeit schon zu reifen an.

*39 Er zeigt em, wo der Barthlime feil hat. (Solothurn.) – Schild, 97, 444.


Bartholomäusrose.

Bartlenûs rîss macht den Uorsch bliess.Schuster, 837.

Will sagen: Wenn man sich aufputzt wie eine Rose, so wird man bald nackt gehen müssen.


Bartholomäustag.

2 Am Bartholomäustag versteck nur deinen Vespersack. (Wohlau.) – Boebel, 42.

3 Bartholomäus-Daag, wie dä sich häld, oss de gannsen Hörbsd bestelld. (Trier.) – Laven, 175, 10; Firmenich, III, 546, 10.

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[[453]/0465] das Gras wachsen sieht und die Flöhe husten hört. Es ist ein dummpfiffiger Mensch, welcher sich einbildet, Dinge zu wissen, die es nicht gibt. Es erinnert an die Belehnung mit der Fischerei auf dem Lurleifelsen und mit der Jagd auf der Bank (wüsten Sandbank).“ – Herr Karl Seelbach dagegen schreibt mir aus Neuyork: „Die Erklärungen unter Barthel 6 und Bartholomäus 7 treffen nicht. Ich freue mich, diese, nach Grimm (Wb. I, 1145) noch unerklärte Redensart sehr einfach erklären zu können. Ich fand die Bedeutung zufällig, als ich im Jahre 1848 kurz vor dem Bartholomäustage in einem rheinischen Wirthshause eingekehrt war. Von dem Wirthe, der mit einem Freunde im Gespräche begriffen war, hörte ich, dass er für die Kirchweih am Bartholomäustage neuen Most von rothen Trauben (andere sind erst später reif) haben werde oder – müsse; da Frühreife der Trauben durch gute Lage der Weinberge und Weingärten wie durch verständigen Bau derselben, durch guten Schnitt der Weinstöcke etc. zu erzielen ist, so erscheint der Sinn der Redensart klar. Mein Wirth wusste, wo Barthel, der katholische Schutzpatron des Dorfes, den Most holte, nämlich in seinem sorgfältig gepflegten Weingarten. Die Versuche, jene Redensart gar nach Meissen in Sachsen zu verlegen, wo die Trauben kaum jemals recht reif werden, sind daher als verfehlt zu betrachten.“ In keinem Falle wird der hier erwähnte Wirth der einzige Weingärtner sein, der seinen Garten so pflegt, dass er am Bartholomäustage frischen Most haben kann; mag man nun prüfen, ob es noch andere Winzer gibt, welche wissen am Bartholomäustage frischen Most zu holen, und sich diese Erklärung als richtig erweiset. – Der praktische Schulmann von A. Lüben (XII. Bd. 4. Hft. S. 295) sagt: Die Redensart deutet auf Berthold von Mandelslohe, der in hohen Gunsten bei dem Markgrafen Johann von Brandenburg stand, auf seinen Reisen die fränkischen Weine nicht nur kennen gelernt, sondern auch dieselben zum grossen Aerger des Markgrafen sich habe nach Küstrin schicken lassen. – In Luxemburg: Wesse' no Bartel de Most helt. (Dicks, II, 5.) 7 Schür, Bartel, schür, in vierzehn Tagen ist's an dir. (Oberbaiern.) Sagt der Laurentius zum Bartholomäus. *8 Barthel hat die Beeren beschmutzt. Mit dieser Redensart lehnt man in Grochwitz bei Troppau den Genuss der Brombeeren nach Bartholomäi ab. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig vom 24. Aug. 1867, S. 127.) *9 Der Bartl kommt. (Kärnten. Ubafeld.) Ein bebarteter verlarvter Mann, der am Nicolaus-Vorabend in den Wohnungen erscheint, um Kinder zu schrecken und zum Gehorsam zu ermahnen. In Oberösterreich: Krampus, Krampes, sonst auch Knecht Ruprecht. Bartholomäus. 1 Auch die Dänen nennen ihn den Halmbrecher, weil um diese Zeit heftige Winde einzutreten pflegen, die das Getreide niederschlagen und brechen. Daher: Bertel bry destrau. (Prov. dan., 65.) 5 Dän.: Faaer man ikke Bodels messe vaede da faaer man smaar neger og lave. (Prov. dan., 77.) 9 An Barthelmä gehn die Gewitter wieder he (heim). (Sachsen.) – Boebel, 42. 10 Bartelme, treibt das Kraut in die Höh. (Oels.) – Boebel, 42. 11 Bartelmei springt der Hirsch ins Wasser nei. – Boebel, 41. Poln.: Jelen do wody wskoczy. (Böbel, 41.) 12 Bartelmeiwes, Stücke deines. – Schambach, II, 14. Bartolomäus ist das Stück des Diebes, d. h. es ist weg, als wenn es der Dieb geholt hätte. Sagt, dass von diesem Tage ab das Vesperbrot (Vier-Uhr-Stück der Hessen) wegfällt, weil früher zu Abend gegessen wird. (S. Lindenblatt.) 13 Barthelmä, Bauer sä, Grummet mäh. – Baierischer Hauskalender. 14 Barthelmäus pflückt die Nuss. 15 Barthelmei schüttelt Aepfl und Birnen ei. (Oels.) – Boebel, 42. 16 Barthelmie (24. August) schesst a d' Krazbeeren. An diesem Tage soll ihr Wohlgeschmack schon aufhören. 17 Barthlime bringt Ryfe-n und Schnee. (Solothurn.) – Schild, 115. Engl.: St. Bartholomew brings the cold dew. (Bohn II, 38.) 18 Bartholomä, Vesperkost Ade. (Ostpr.) – Boebel, 41. 19 Bartholomäi habe den Samen. – Frischbier, I, 4241. Poln.: W Bartłomiéj, nasienie miéj. 20 Bartholomäi schreit d' Vögel ach und wä ih. (Ulm.) 21 Bartholomäus hat's Wasser parat für den Herbst bis zur Saat. (Westpr.) – Boebel, 41. 22 Bartholomäus zieht den Flor über den Flachs. (Sachsen.) – Boebel, 41. 23 Bartholome, wer Korn hat, der sä; wer Gras hat, der mäh; wer Hafer hat, der rech'; wer Aepfel hat, der brech. (Wetzlar.) – Boebel, 42. 24 Bartlemes brenget 'et salt in de Appeln. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 61, 62. 25 Bartlemes verbütt de Schienliärs un de witten Huosen. (Grafsch. Mark.) – Woeste, 61, 63. 26 Battelmês geiht dörch den Hâwer un treckt em dâl. (Mecklenburg.) – Frommann, 555. Hafer, der um diese Zeit noch steht, legt sich. 27 Ich bin Bartholomes, und nichten der stark Herkules. – Eyering, III, 55. 28 Sou wä sich Bartolomee hält, sou is de ganze Hierwst bestellt. (Euskirchen.) – Boebel, 41; Baumgarten, 52. 29 Vor Bartleme Ämd, d'rem Aemdli. (Bern.) – Zyro, 74. 30 Wam' me schrîwet Bartelmai, dann dôt de Hirz den esten Skrei. – Curtze, 315, 20. Der Bartholomäustag galt als Haupterntetag. Es knüpfen daher viele Sagen an denselben an, die in nachweislicher Verbindung mit einer untergegangenen Götterwelt stehen. So zieht nach einer preussischen Sage der wilde Jäger zu Bartholomäi um, und der dem Barthel nahe verwandte Berthold steht an der Spitze des wilden Heeres. Der heilige Bartholomäus ist hier offenbar an Stelle Wuotan's getreten und auf seinen Ehrentag sind einzelne Züge des grossen Festes übertragen worden, welches in vorchristlicher Zeit den Schluss des Sommers und der Ernte bezeichnete; daher erzählt man auch von der Heiligkeit dieses Tages, es sei in einem Dorfe zwischen Nenndorf und Hammer ein Knecht, dem ein reicher geiziger Bauer am Bartholomäustage trotz aller Gegenvorstellungen befohlen habe, Bohnen einzufahren, zum allgemeinen Schrecken sammt Wagen und Pferden verschwunden. (Vgl. Erntefestgebräuche in der Illustrirten Zeitung. Nr. 1260 v. 28. Aug. 1867, S. 127.) 31 Wan z' Bartlmei noch Halm stehen, so muss sich Bartl ön Arsch z' krazn. – Baumgarten, 51. 32 Wenn 's a Barthlime und V'renetag schön isch, so bidütet's e schöne-n und guete Herbst. (Solothurn.) – Schild, 115, 138. 33 Wenn 's an Bartholomûi regnet auf den Hut, so gerathen die Kartoffeln gut. (Ostpr.) – Boebel, 41. 34 Wenn 's Bartholomäi durch ein seiden Tuch regnet, kommen alle Linsen nach Haus. (Arnsberg.) – Boebel, 42. 35 Z' Bartlmei sein d' Haslnuss frei. (Oberösterr.) Die Haselnüsse sind um diese Zeit reif. 36 Zent Bartelemes helt dem Bauer de Kes, an dem Schäfer d' lenge Geses. – Dicks, I, 6. 37 Zu Bartlmei füert man 's Groa 'a mahd1 afs Heu; und wer z' Micheli nu (noch) a Groamed hat z' heiga (zu heuen) muess sö ön Bachof'n hoaza.2 (Oberösterr.) – Baumgarten, 51. 1) Die Grummeternte. 2) D. h. er muss es im Ofen dörren, weil es im Freien nicht mehr trocknet. 38 Zu Bartlmei stökt ma d' Öpfl und d' Nuss1 ö 's Heu. – Baumgarten, 51. 1) Diese Früchte fangen nämlich zu dieser Zeit schon zu reifen an. *39 Er zeigt em, wo der Barthlime feil hat. (Solothurn.) – Schild, 97, 444. Bartholomäusrose. Bartlenûs rîss macht den Uorsch bliess. – Schuster, 837. Will sagen: Wenn man sich aufputzt wie eine Rose, so wird man bald nackt gehen müssen. Bartholomäustag. 2 Am Bartholomäustag versteck nur deinen Vespersack. (Wohlau.) – Boebel, 42. 3 Bartholomäus-Daag, wie dä sich häld, oss de gannsen Hörbsd bestelld. (Trier.) – Laven, 175, 10; Firmenich, III, 546, 10. 4 Vor 'n Barthlimetag git's Emt, dernoch Emtli. (Solothurn.) – Schild, 107, 69.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [453]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/465>, abgerufen am 19.03.2024.