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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Bäumchen.

4 Man muss die jungen Bäumchen bei zeiten beschneiden.

*5 Na de Bomkens gan. - Stürenburg, 22a.

Sterben. Zum Kirchhof gebracht werden, der gewöhnlich mit Bäumen be- oder umpflanzt ist.


Baumeister.

3 Es ist ein schlechter Baumeister, der mit dem Dach anfängt. - Schottmüller, Ms.

Von verkehrt begonnenen Unternehmungen.


Baumkarte.

* Das ist eine Baumkarte.

Beim Kartenspiel so viel, als eine sehr gute Karte.


Bäumlein.

7 Blühet ein Bäumlein wol, so bringt es Frucht, blühet es nicht, so hofft man vergebens vff äpfel. - Lehmann, 410, 48.

8 Ein junges Bäumlein, das im Kasten stehet (oder zwischen Mauern eingesperrt ist), wechst nicht wol, bringt auch wenig Frucht. - Lehmann, 130, 39.

9 Junge Bäumlein geben die besten Wiedten. - Herberger, II, 167.

10 'S Bama'l muass ma beizaid'n biag'n, sunst blaibts grump. (Niederösterr.) - Frommann, III, 391, 48.

11 'S Bama'l muas ma biagn, so lang as 's jung is. (Steiermark.) - Firmenich, II, 764, 8.

*12 Er ist bald beim dürrn Bomle. - Michel, 264.

Er ist bald bankrott, bettelarm, mit Handel, Vermögen, Wirthschaft fertig.


Baumwolle.

2 Auf die Baumwolle gründet sich ein grosser Theil der englischen Aristokratie; sie ist eine der gewaltigsten Ursachen der ungeheuern Kapitalsbewegung der neuern Zeit, sie hat alle andern Bekleidungsstoffe in den Hintergrund gedrängt und ist einer der mächtigsten Gegenstände des kolossalen Verkehrs geworden, der auf Wasser- und Eisenstrassen die Welt durchzieht. Lange Zeit beherrschte die englische Baumwollindustrie unumschränkt den Markt Europas, und erst seit 1845 begann der Einfluss deutschen Fleisses sich bemerkbar zu machen. In England ziehen vier Millionen Menschen aus der verschiedenartigen Bearbeitung der Baumwolle ihren Unterhalt. (Vgl. den Artikel Spinnmaschine in der Schlesischen Zeitung, 1867, Nr. 184.)

4 Alte Baumwolle gibt keine guten Fäden. - Ausland, 1872, S. 1205.

5 Aus Baumwolle wird kein Eisendrath.

*6 Einen mit Baumwolle angreifen.

*7 Er hat Baumwolle in den Ohren.

Wol hören, aber nicht hören wollen.

Holl.: Hij heef katoen in de ooren. (Harrebomee, I, 389b.)

*8 Er spinnt Baumwolle.

Hat einen starken Rausch. - Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade des Trinkens und der Trunkenheit stelle ich hier nach Frischbier, I, 445 unter Weglassung der bereits in frühern Artikeln enthaltenen und zur Ergänzung derselben die Redensarten zusammen, die in Ostpreussen üblich sind. Es sind deren eine hübsche Zahl, und sie beweisen, dass die dortigen Trinker gegen die in andern deutschen Landen nicht zurückstehen. Von einem Trunkenen heisst es: Seine Brille ist fett. Er ist bekümmelt, beludert, benält, beneckelt (Danziger Nehrung), benippt, benutscht, beschnapst, beschwuchtet, beseelt, besogen betuntelt, bezieset, bezippelt. Er lässt die Buddel nicht los. (S. Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94, Lampe 30, Laden (Verb.) 10, Molum, Palme, Odem 1, Schuss 28, Schatten 42.)

*9 Man sollt' ihn in Baumwolle packen. (Nürtingen.)


Baumwollkrämer.

Der Baumwollkrämer sieht mit schelem Blick auf einen weissen Hund zurück. - Schuller, 23.


Bauschhaube.

* Sie hat die Bauschhaube offen. (Augsburg.) - Klein, I, 42.

Ist betrunken.


Bausebacken.

* Er hat ein paar Bausebacken wie ein Hamster. (Köthen.)


Bausen.

* Er bausst, als hab' er sein gut an eim Heyden erfochten. - Franck, I, 43a.

Ueber bausen vgl. Grimm, Wb., I, 1200.


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Bautz.

* Er ist ein Bautz. (Insterburg.) - Frischbier, I, 291.

In Insterburg lebte ein auf einer sehr niedern Menschenstufe stehender Arbeiter, Namens Bautz, den man zu den niedrigsten Arbeiten gebrauchte. Sein Name ist zur Bezeichnung für Leute niedrigen Charakters geworden. Es wird auch das Eigenschaftswort "bauzig" davon gebildet und gebraucht.


Bautzen.

2 In Bautzen hängt man die Diebe zweimal.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war ein Student aus Polen nach Bautzen gekommen, um sich dort einige Zeit aufzuhalten; da er aber manche wahnwitzige Streiche verübte, nannte man ihn den tollen Bartholomäus. Als ihn nun einmal ein Schuster verspottete und für ein Paar ihm gefertigte Schuhe ungestüm die Bezahlung forderte, fragte ihn der Student, ob er ihn nicht auch mit dürrem Leder bezahlen könne. Der Schuster war damit einverstanden. Was that nun der tolle Barthel? Er erstieg an einem Sonnabend (den 17. September 1558) um Mitternacht den vor dem Lauenthor befindlichen Galgen, nahm zwei daran befindliche Körper, die fast drei Jahre gehangen hatten, herunter und trug sie, den einen auf der Achsel, den andern unter dem Arme über die Viehweide, den heiligen Geistweg und die Sejdauer Brücke an die Drahtmühle, und lehnte sodann den einen Körper an die Hausthür seines Schusters, den andern aber schob er dem dasigen Drahtzieher, dessen Tochter ihn auch genarrt (vexirt) haben sollte, zum Fenster hinein. Da nun der Schuster am andern Morgen früh seine Hausthür öffnete, wurde er seine dürre Bezahlung, sowie der Drahtzieher seine Beschimpfung mit Schrecken gewahr. Beide zeigten diese That gerichtlich an. Bartholomäus wurde verhaftet, und bei Nacht durch Gerichtsdiener sammt einer grossen Menge Bücher aus der Stadt weg und über die Grenze gebracht. Der Scharfrichter aber musste auf Befehl die beiden Körper wieder an Ort und Stelle schaffen und aufs Neue aufhängen lassen. (Vgl. Lausitzer Magazin, 1772, S. 27 u. Grässe, Sagenschatz, S. 466.)

*3 Er ist vor Bautzen geschossen worden. (S. Schiessen 36 u. Schuss 22 u. 28.) - Köhler, 125.

"Wir haben für Bautzen unter einem Regiment vom Landwurm gedienet und weiss ja der Herr, dass er in solchen Treffen mit einem häsien Pelzlappen gefährlich an den Kopff getroffen worden, dass er fast alles Gehirn darüber verloren." (Köhler, 40, 21.)


Bautzen (Verb.).

Das Bautzen hilft nicht, es muss gepfiffen sein. (Deutz.)

Mit Weinen allein kann man eine Sache nicht gut machen.


Bautzner.

Die Bautzner lachen.

Ein niederlausitzer Sprichwort, das man anwendet, wenn die Sonne hinter den Wolken hervorbricht. Es wird angeführt: Saxonia, Museum sächsischer Vaterlandskunde, III, 17; der Ursprung ist aber als noch nicht hinreichend erläutert bezeichnet.


Baven (s. Oben).

1 Bawen fix, unner nix.

2 Bawen Gley (Glanz) unner 'twei. (Lübeck.)

3 Ömmer von bawe drop, Kielke kein Spirkl drop. - Frischbier, I, 2816.


Beaftütj.

Hi gongt so hard beaftütj, üs an Hingst rean kan. (Nordfr.) - Firmenich, III, 7, 109.

Er geht so geschwind rückwärts, wie ein Pferd rennen kann.


Beamte.

5 Beamte sind Ratten, die der Herrn Gefälle heimlich fressen. - Einfälle, 532.

6 Ein neuer Beamter vertreibt den alten. S. Heiliger 107.

It.: Il podesta, nuovo saccia il vecchio. (Giani, 1362.)


Beben.

*3 Hai bauwed as 'ne Dissel. - Frommann, 57, 15 u. 62, 15.

*4 Em Bewern de Bucksen. - Schiller, I, 21b.

*5 Es bebet so schier in den Weg alss aus dem Wege. - Petri, II, 242.

"Sprechen die alten Schützen."


Beber.

He krigt den Bäwer. - Schiller, I, 21b.

Er bekommt das Beben, Zittern.


Becher.

8 Dän.: Det förste beger for törst, andet for lyst, tredie for vellgst, fierde for ulyst. (Prov. dan., 60.)

12 Plattd.: In den Beker verdrinkt mär, as in de See. (Alte und neue Welt 1877, S. 471.)

16 Als der Churfürst Brendel zu Mainz eine neue Kanzel hatte bauen und vergolden lassen, fragte er seinen

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Bäumchen.

4 Man muss die jungen Bäumchen bei zeiten beschneiden.

*5 Na de Bômkens gân.Stürenburg, 22a.

Sterben. Zum Kirchhof gebracht werden, der gewöhnlich mit Bäumen be- oder umpflanzt ist.


Baumeister.

3 Es ist ein schlechter Baumeister, der mit dem Dach anfängt.Schottmüller, Ms.

Von verkehrt begonnenen Unternehmungen.


Baumkarte.

* Das ist eine Baumkarte.

Beim Kartenspiel so viel, als eine sehr gute Karte.


Bäumlein.

7 Blühet ein Bäumlein wol, so bringt es Frucht, blühet es nicht, so hofft man vergebens vff äpfel.Lehmann, 410, 48.

8 Ein junges Bäumlein, das im Kasten stehet (oder zwischen Mauern eingesperrt ist), wechst nicht wol, bringt auch wenig Frucht.Lehmann, 130, 39.

9 Junge Bäumlein geben die besten Wiedten.Herberger, II, 167.

10 'S Bâma'l muass ma beizaid'n biag'n, sunst blaibts grump. (Niederösterr.) – Frommann, III, 391, 48.

11 'S Bama'l muas ma biagn, so lang as 's jung is. (Steiermark.) – Firmenich, II, 764, 8.

*12 Er ist bald beim dürrn Bômle.Michel, 264.

Er ist bald bankrott, bettelarm, mit Handel, Vermögen, Wirthschaft fertig.


Baumwolle.

2 Auf die Baumwolle gründet sich ein grosser Theil der englischen Aristokratie; sie ist eine der gewaltigsten Ursachen der ungeheuern Kapitalsbewegung der neuern Zeit, sie hat alle andern Bekleidungsstoffe in den Hintergrund gedrängt und ist einer der mächtigsten Gegenstände des kolossalen Verkehrs geworden, der auf Wasser- und Eisenstrassen die Welt durchzieht. Lange Zeit beherrschte die englische Baumwollindustrie unumschränkt den Markt Europas, und erst seit 1845 begann der Einfluss deutschen Fleisses sich bemerkbar zu machen. In England ziehen vier Millionen Menschen aus der verschiedenartigen Bearbeitung der Baumwolle ihren Unterhalt. (Vgl. den Artikel Spinnmaschine in der Schlesischen Zeitung, 1867, Nr. 184.)

4 Alte Baumwolle gibt keine guten Fäden.Ausland, 1872, S. 1205.

5 Aus Baumwolle wird kein Eisendrath.

*6 Einen mit Baumwolle angreifen.

*7 Er hat Baumwolle in den Ohren.

Wol hören, aber nicht hören wollen.

Holl.: Hij heef katoen in de ooren. (Harrebomée, I, 389b.)

*8 Er spinnt Baumwolle.

Hat einen starken Rausch. – Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade des Trinkens und der Trunkenheit stelle ich hier nach Frischbier, I, 445 unter Weglassung der bereits in frühern Artikeln enthaltenen und zur Ergänzung derselben die Redensarten zusammen, die in Ostpreussen üblich sind. Es sind deren eine hübsche Zahl, und sie beweisen, dass die dortigen Trinker gegen die in andern deutschen Landen nicht zurückstehen. Von einem Trunkenen heisst es: Seine Brille ist fett. Er ist bekümmelt, beludert, benält, beneckelt (Danziger Nehrung), benippt, benutscht, beschnapst, beschwuchtet, beseelt, besogen betuntelt, bezieset, bezippelt. Er lässt die Buddel nicht los. (S. Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94, Lampe 30, Laden (Verb.) 10, Molum, Palme, Odem 1, Schuss 28, Schatten 42.)

*9 Man sollt' ihn in Baumwolle packen. (Nürtingen.)


Baumwollkrämer.

Der Baumwollkrämer sieht mit schelem Blick auf einen weissen Hund zurück.Schuller, 23.


Bauschhaube.

* Sie hat die Bauschhaube offen. (Augsburg.) – Klein, I, 42.

Ist betrunken.


Bausebacken.

* Er hat ein paar Bausebacken wie ein Hamster. (Köthen.)


Bausen.

* Er bausst, als hab' er sein gut an eim Heyden erfochten.Franck, I, 43a.

Ueber bausen vgl. Grimm, Wb., I, 1200.


[Spaltenumbruch]
Bautz.

* Er ist ein Bautz. (Insterburg.) – Frischbier, I, 291.

In Insterburg lebte ein auf einer sehr niedern Menschenstufe stehender Arbeiter, Namens Bautz, den man zu den niedrigsten Arbeiten gebrauchte. Sein Name ist zur Bezeichnung für Leute niedrigen Charakters geworden. Es wird auch das Eigenschaftswort „bauzig“ davon gebildet und gebraucht.


Bautzen.

2 In Bautzen hängt man die Diebe zweimal.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war ein Student aus Polen nach Bautzen gekommen, um sich dort einige Zeit aufzuhalten; da er aber manche wahnwitzige Streiche verübte, nannte man ihn den tollen Bartholomäus. Als ihn nun einmal ein Schuster verspottete und für ein Paar ihm gefertigte Schuhe ungestüm die Bezahlung forderte, fragte ihn der Student, ob er ihn nicht auch mit dürrem Leder bezahlen könne. Der Schuster war damit einverstanden. Was that nun der tolle Barthel? Er erstieg an einem Sonnabend (den 17. September 1558) um Mitternacht den vor dem Lauenthor befindlichen Galgen, nahm zwei daran befindliche Körper, die fast drei Jahre gehangen hatten, herunter und trug sie, den einen auf der Achsel, den andern unter dem Arme über die Viehweide, den heiligen Geistweg und die Sejdauer Brücke an die Drahtmühle, und lehnte sodann den einen Körper an die Hausthür seines Schusters, den andern aber schob er dem dasigen Drahtzieher, dessen Tochter ihn auch genarrt (vexirt) haben sollte, zum Fenster hinein. Da nun der Schuster am andern Morgen früh seine Hausthür öffnete, wurde er seine dürre Bezahlung, sowie der Drahtzieher seine Beschimpfung mit Schrecken gewahr. Beide zeigten diese That gerichtlich an. Bartholomäus wurde verhaftet, und bei Nacht durch Gerichtsdiener sammt einer grossen Menge Bücher aus der Stadt weg und über die Grenze gebracht. Der Scharfrichter aber musste auf Befehl die beiden Körper wieder an Ort und Stelle schaffen und aufs Neue aufhängen lassen. (Vgl. Lausitzer Magazin, 1772, S. 27 u. Grässe, Sagenschatz, S. 466.)

*3 Er ist vor Bautzen geschossen worden. (S. Schiessen 36 u. Schuss 22 u. 28.)Köhler, 125.

„Wir haben für Bautzen unter einem Regiment vom Landwurm gedienet und weiss ja der Herr, dass er in solchen Treffen mit einem häsien Pelzlappen gefährlich an den Kopff getroffen worden, dass er fast alles Gehirn darüber verloren.“ (Köhler, 40, 21.)


Bautzen (Verb.).

Das Bautzen hilft nicht, es muss gepfiffen sein. (Deutz.)

Mit Weinen allein kann man eine Sache nicht gut machen.


Bautzner.

Die Bautzner lachen.

Ein niederlausitzer Sprichwort, das man anwendet, wenn die Sonne hinter den Wolken hervorbricht. Es wird angeführt: Saxonia, Museum sächsischer Vaterlandskunde, III, 17; der Ursprung ist aber als noch nicht hinreichend erläutert bezeichnet.


Baven (s. Oben).

1 Bawen fix, unner nix.

2 Bawen Gley (Glanz) unner 'twei. (Lübeck.)

3 Ömmer von bawe drop, Kielke kein Spirkl drop.Frischbier, I, 2816.


Beaftütj.

Hi gongt so hard beaftütj, üs an Hingst rean kan. (Nordfr.) – Firmenich, III, 7, 109.

Er geht so geschwind rückwärts, wie ein Pferd rennen kann.


Beamte.

5 Beamte sind Ratten, die der Herrn Gefälle heimlich fressen.Einfälle, 532.

6 Ein neuer Beamter vertreibt den alten. S. Heiliger 107.

It.: Il podestà, nuovo saccia il vecchio. (Giani, 1362.)


Beben.

*3 Hai bûwed as 'ne Dissel.Frommann, 57, 15 u. 62, 15.

*4 Em Bewern de Bucksen.Schiller, I, 21b.

*5 Es bebet so schier in den Weg alss aus dem Wege.Petri, II, 242.

„Sprechen die alten Schützen.“


Beber.

He krigt den Bäwer.Schiller, I, 21b.

Er bekommt das Beben, Zittern.


Becher.

8 Dän.: Det förste beger for törst, andet for lyst, tredie for vellgst, fierde for ulyst. (Prov. dan., 60.)

12 Plattd.: In den Beker verdrinkt mär, as in de See. (Alte und neue Welt 1877, S. 471.)

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[[468]/0480] Bäumchen. 4 Man muss die jungen Bäumchen bei zeiten beschneiden. *5 Na de Bômkens gân. – Stürenburg, 22a. Sterben. Zum Kirchhof gebracht werden, der gewöhnlich mit Bäumen be- oder umpflanzt ist. Baumeister. 3 Es ist ein schlechter Baumeister, der mit dem Dach anfängt. – Schottmüller, Ms. Von verkehrt begonnenen Unternehmungen. Baumkarte. * Das ist eine Baumkarte. Beim Kartenspiel so viel, als eine sehr gute Karte. Bäumlein. 7 Blühet ein Bäumlein wol, so bringt es Frucht, blühet es nicht, so hofft man vergebens vff äpfel. – Lehmann, 410, 48. 8 Ein junges Bäumlein, das im Kasten stehet (oder zwischen Mauern eingesperrt ist), wechst nicht wol, bringt auch wenig Frucht. – Lehmann, 130, 39. 9 Junge Bäumlein geben die besten Wiedten. – Herberger, II, 167. 10 'S Bâma'l muass ma beizaid'n biag'n, sunst blaibts grump. (Niederösterr.) – Frommann, III, 391, 48. 11 'S Bama'l muas ma biagn, so lang as 's jung is. (Steiermark.) – Firmenich, II, 764, 8. *12 Er ist bald beim dürrn Bômle. – Michel, 264. Er ist bald bankrott, bettelarm, mit Handel, Vermögen, Wirthschaft fertig. Baumwolle. 2 Auf die Baumwolle gründet sich ein grosser Theil der englischen Aristokratie; sie ist eine der gewaltigsten Ursachen der ungeheuern Kapitalsbewegung der neuern Zeit, sie hat alle andern Bekleidungsstoffe in den Hintergrund gedrängt und ist einer der mächtigsten Gegenstände des kolossalen Verkehrs geworden, der auf Wasser- und Eisenstrassen die Welt durchzieht. Lange Zeit beherrschte die englische Baumwollindustrie unumschränkt den Markt Europas, und erst seit 1845 begann der Einfluss deutschen Fleisses sich bemerkbar zu machen. In England ziehen vier Millionen Menschen aus der verschiedenartigen Bearbeitung der Baumwolle ihren Unterhalt. (Vgl. den Artikel Spinnmaschine in der Schlesischen Zeitung, 1867, Nr. 184.) 4 Alte Baumwolle gibt keine guten Fäden. – Ausland, 1872, S. 1205. 5 Aus Baumwolle wird kein Eisendrath. *6 Einen mit Baumwolle angreifen. *7 Er hat Baumwolle in den Ohren. Wol hören, aber nicht hören wollen. Holl.: Hij heef katoen in de ooren. (Harrebomée, I, 389b.) *8 Er spinnt Baumwolle. Hat einen starken Rausch. – Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade des Trinkens und der Trunkenheit stelle ich hier nach Frischbier, I, 445 unter Weglassung der bereits in frühern Artikeln enthaltenen und zur Ergänzung derselben die Redensarten zusammen, die in Ostpreussen üblich sind. Es sind deren eine hübsche Zahl, und sie beweisen, dass die dortigen Trinker gegen die in andern deutschen Landen nicht zurückstehen. Von einem Trunkenen heisst es: Seine Brille ist fett. Er ist bekümmelt, beludert, benält, beneckelt (Danziger Nehrung), benippt, benutscht, beschnapst, beschwuchtet, beseelt, besogen betuntelt, bezieset, bezippelt. Er lässt die Buddel nicht los. (S. Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94, Lampe 30, Laden (Verb.) 10, Molum, Palme, Odem 1, Schuss 28, Schatten 42.) *9 Man sollt' ihn in Baumwolle packen. (Nürtingen.) Baumwollkrämer. Der Baumwollkrämer sieht mit schelem Blick auf einen weissen Hund zurück. – Schuller, 23. Bauschhaube. * Sie hat die Bauschhaube offen. (Augsburg.) – Klein, I, 42. Ist betrunken. Bausebacken. * Er hat ein paar Bausebacken wie ein Hamster. (Köthen.) Bausen. * Er bausst, als hab' er sein gut an eim Heyden erfochten. – Franck, I, 43a. Ueber bausen vgl. Grimm, Wb., I, 1200. Bautz. * Er ist ein Bautz. (Insterburg.) – Frischbier, I, 291. In Insterburg lebte ein auf einer sehr niedern Menschenstufe stehender Arbeiter, Namens Bautz, den man zu den niedrigsten Arbeiten gebrauchte. Sein Name ist zur Bezeichnung für Leute niedrigen Charakters geworden. Es wird auch das Eigenschaftswort „bauzig“ davon gebildet und gebraucht. Bautzen. 2 In Bautzen hängt man die Diebe zweimal. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts war ein Student aus Polen nach Bautzen gekommen, um sich dort einige Zeit aufzuhalten; da er aber manche wahnwitzige Streiche verübte, nannte man ihn den tollen Bartholomäus. Als ihn nun einmal ein Schuster verspottete und für ein Paar ihm gefertigte Schuhe ungestüm die Bezahlung forderte, fragte ihn der Student, ob er ihn nicht auch mit dürrem Leder bezahlen könne. Der Schuster war damit einverstanden. Was that nun der tolle Barthel? Er erstieg an einem Sonnabend (den 17. September 1558) um Mitternacht den vor dem Lauenthor befindlichen Galgen, nahm zwei daran befindliche Körper, die fast drei Jahre gehangen hatten, herunter und trug sie, den einen auf der Achsel, den andern unter dem Arme über die Viehweide, den heiligen Geistweg und die Sejdauer Brücke an die Drahtmühle, und lehnte sodann den einen Körper an die Hausthür seines Schusters, den andern aber schob er dem dasigen Drahtzieher, dessen Tochter ihn auch genarrt (vexirt) haben sollte, zum Fenster hinein. Da nun der Schuster am andern Morgen früh seine Hausthür öffnete, wurde er seine dürre Bezahlung, sowie der Drahtzieher seine Beschimpfung mit Schrecken gewahr. Beide zeigten diese That gerichtlich an. Bartholomäus wurde verhaftet, und bei Nacht durch Gerichtsdiener sammt einer grossen Menge Bücher aus der Stadt weg und über die Grenze gebracht. Der Scharfrichter aber musste auf Befehl die beiden Körper wieder an Ort und Stelle schaffen und aufs Neue aufhängen lassen. (Vgl. Lausitzer Magazin, 1772, S. 27 u. Grässe, Sagenschatz, S. 466.) *3 Er ist vor Bautzen geschossen worden. (S. Schiessen 36 u. Schuss 22 u. 28.) – Köhler, 125. „Wir haben für Bautzen unter einem Regiment vom Landwurm gedienet und weiss ja der Herr, dass er in solchen Treffen mit einem häsien Pelzlappen gefährlich an den Kopff getroffen worden, dass er fast alles Gehirn darüber verloren.“ (Köhler, 40, 21.) Bautzen (Verb.). Das Bautzen hilft nicht, es muss gepfiffen sein. (Deutz.) Mit Weinen allein kann man eine Sache nicht gut machen. Bautzner. Die Bautzner lachen. Ein niederlausitzer Sprichwort, das man anwendet, wenn die Sonne hinter den Wolken hervorbricht. Es wird angeführt: Saxonia, Museum sächsischer Vaterlandskunde, III, 17; der Ursprung ist aber als noch nicht hinreichend erläutert bezeichnet. Baven (s. Oben). 1 Bawen fix, unner nix. 2 Bawen Gley (Glanz) unner 'twei. (Lübeck.) 3 Ömmer von bawe drop, Kielke kein Spirkl drop. – Frischbier, I, 2816. Beaftütj. Hi gongt so hard beaftütj, üs an Hingst rean kan. (Nordfr.) – Firmenich, III, 7, 109. Er geht so geschwind rückwärts, wie ein Pferd rennen kann. Beamte. 5 Beamte sind Ratten, die der Herrn Gefälle heimlich fressen. – Einfälle, 532. 6 Ein neuer Beamter vertreibt den alten. S. Heiliger 107. It.: Il podestà, nuovo saccia il vecchio. (Giani, 1362.) Beben. *3 Hai bûwed as 'ne Dissel. – Frommann, 57, 15 u. 62, 15. *4 Em Bewern de Bucksen. – Schiller, I, 21b. *5 Es bebet so schier in den Weg alss aus dem Wege. – Petri, II, 242. „Sprechen die alten Schützen.“ Beber. He krigt den Bäwer. – Schiller, I, 21b. Er bekommt das Beben, Zittern. Becher. 8 Dän.: Det förste beger for törst, andet for lyst, tredie for vellgst, fierde for ulyst. (Prov. dan., 60.) 12 Plattd.: In den Beker verdrinkt mär, as in de See. (Alte und neue Welt 1877, S. 471.) 16 Als der Churfürst Brendel zu Mainz eine neue Kanzel hatte bauen und vergolden lassen, fragte er seinen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/480>, abgerufen am 27.04.2024.