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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Bierente.

* Er ist eine Bierente (auch: Bierigel). - Frischbier, I, 362.

Henneberger, Erklärungen der Landtafel S. 325, stellt Bierenten und gute Zechbrüder zusammen. (Hennig, S. 30.)


Bierfass.

1 Des Morgens ist er ein Bierfass, des Abends ein Fass Bier.

Von einem starken Biertrinker.

*2 Er ist ein rechtes (wahres) Bierfass.

Ein starker Biertrinker.

*3 Etwas auf das Bierfass decken.

"Manche macht ein gross Anrlöbniss; nach der Hochzeit verkaufft sie Rock vnd Mantel vnd deckt es auf das Bierfass." (Mathesy, 121a.)


Bierfiedler.

3 Bierfiedler sind auch Musikanten (Künstler).


Bierjäger.

* Es sind Bierjäger.

In Kirchheimbolanden in der Pfalz war Musterung, die Burschen waren meist vom Donnersberg. Der Erste tritt ein, wird gemustert, ist tauglich und der Offizier entscheidet: 8. Infanterie-Regiment, Metz! - Erlauben Sie, sagte der junge Mann, ich möchte lieber zu den Jägern in Zweibrücken. - Gut, also Jäger. - Der Jäger geht freudestrahlend ab. Der Zweite tritt ein: Tauglich! 6. Infanterie-Regiment, Metz! - Herr Oberst, ich möchte lieber zu den Jägern! - Warum denn? - Eich hun mei Bläseer dra (ich habe mein Plaisir dran). - Meinetwegen, also Jäger! - Der Dritte tritt ein: Tauglich! Infanterie, Metz! - Ach, Herr Oberst, lieber zu den Jägern. Mein Alter hat schon da gedient! - Gut, zu den Jägern! - Als aber auch das nächste Dutzend Donnersberger nur zu den Jägern will, stutzt der Offizier und fragt: Ja, aber warum wollt Ihr denn alle bei den Jägern dienen? - Tiefes Schweigen der Soldaten. - Na, warum? fragt der Offizier nochmals. - Wieder Stille. - Da nimmt der Gensdarm das Wort. Entschuldigen, Herr Oberst, der Grund ist einfach: in Metz kostet das Glas Bier 25 Pfennige, in Zweibrücken nur 11 Pfennige. - Seitdem führen die Donnersberger den Namen "Bier- Jäger." (Münchener Fremdenblatt 1878, Nr. 236 und 237, S. 4.)


Bierlätzel.

* Er ist ein Bierlätzel. - Braun, I, 37, 44.


Bierschellig.

* Er ist bierschellig.

Kommt bei Grimmelshausen, Vogelnest, wiederholt vor.


Biertisch.

Was am Biertisch gesprochen, ist keine Dauerlast für Wochen.

Dän.: Öllsmaals-Tale bör snart at glemmes. (Prov. dan., 447.)


Biertrinker.

Einen treuen Bier- und Branntweintrinker verlässt unser Hergott nicht. (Königsberg.) - Frischbier, I, 3902.


Bierzapf.

* Er ist ein Bierzapf.


Biesekater.

* Ein Biesekater. (Grafsch. Mark.)

Ein Nebel, der sich auf Wiesen legt.


Bieten.

3 Holl.: Met loven en bieden vergaderen de kooplieden. - Met loven en bieden komen de kooplieden bij elkander. (Harrebomee, I, 436a.)

7 Bieten und Handeln macht ein Geschäft.

8 Theuer geboten ist nicht verkauft.

Lat.: Care taxata, non est res vendita grata. (Fallersleben, 277.)

Holl.: Duur ghelooft en is niet verkooft. (Tunn., 10, 10.)

9 Wer alzu teur bieten will, der wird nicht wahr verkauften viel.

Lat.: Care taxata, non est res uendita grata. (Loci comm., 22.)

10 Wolfeil kan man nicht bieten wol, was theuer ist vnd viel gelten sol.

Lat.: Taxatur care, quod uendetur preciose. (Loci comm., 22.)


Bigge.

*2 Biggen un Balgen. - Kern, 1575.

Ferkel und Kinder.

*3 He is god to Biggen fangen. - Kern, 580.

Er hat nach auswärts gebogene Knie.


Bikkelsten.

*1 Et früsst noch ken Bikkelsten. - Dähnert, 40b.

Der Frost ist noch so stark nicht.

*2 He sull wol Bikkelsten1 freten. - Schütz, I, 103.

Von einem sehr Hungrigen.

1) Harte Steine, abgesprungene Stücke von Kieseln.


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Bilade.

* Dat föllt aut de Bilad in de Kist.

Es ist gleich, ob der Mann oder die Frau einnimmt oder ausgibt. Die Beilade ist ein Nebenraum in einem Kasten.


Bilanz.

Ohne Bilanz kein Vermögen, sagte der Krämer.

Erst am Schlusse der Rechnung weiss man, ob und wie viel Vermögen man hat.

Amerik.: Who numbers the chickens before they are hatched, will cheat himself.

Engl.: If you have made your reckoning without your books, you'll be deceived.

Frz.: Ta depense soit tenue si grande comme ta revenue. (Wahl, Die englische Parömöographie vor Shakespeare im Jahresbericht, 1879, S. 25.) Die Verweisungen auf Wahl's Jahresbericht führen auf die ältesten englischen Quellen des Sprichworts zurück.


Bild.

2 Dän.: Bildere og malning laere de eerfoldige. (Prov. dan., 71.)

*15 Das is mich ock a Bild, 's gar a Krippelbild. (Schles.)

Die Person ist nicht blos hässlich, sie ist grundhässlich.

*16 Ein Bild von Rotzbach, das die Fliegen beschissen haben und die alten Jungfern nicht mehr mögen.

Verächtliche Bezeichnung eines unschönen, tölpelhaften Menschen.


Bildlein.

*2 Der hat ein Bildl kriegt. - Schmeller, I, 171.

*3 Er hat sei damit a Bildl eing'legt. (Steiermark.)

Er hat sich damit beliebt gemacht, in Gunst gesetzt.


Bildniss.

Leider will man blos das Bildniss, sagte dir Mutter zu ihrer Tochter, welche sich freute, dass man jetzt Photographien habe, weil man sich sonst vor den vielen Anbetern nicht zu helfen wüsste.


Bildstock.

Mancher ist wie ein Bildstock an der Strassen, der weiset andern den weg vnd gehet jhn selbsten nicht. - Lehmann, 794, 3.


Bildung.

2 Wer sich keine Bildung hat erworben, ist unberühmt gestorben.

Lat.: Quem mos non rexit vitam non inclitus exit. (Reuterdahl, 799.)


Zu Bileam.

Dän.: Bileams esel saae meere og skar pere end haus here. (Prov. dan., 146.)


Billen.

1 Die zyn Billen1 verbrannd, maut up de Bloaren2 sitten. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 698, 26.

1) Sitzbacken.

2) Blasen, Blattern.

*2 He hett hör de Billen1 autmäten (cognovit eam). - Stürenburg, 17b.

1) Lenden, Hinterbacken. Von der runden Form, verwandt mit Ball, Bille, Billard.


Billig.

2 Billig und gut oder selten (sind nicht immer) beisammen.

3 Billig wird theuer, wenn man's nicht braucht.

It.: Ciocche costa poco e molto caro, tosto che e superfluo. (Cahier, 2868.)

*4 Billig wie Brombeeren.


Billiger.

*4 Billiger, Herr Schlepitzka!

Ein Wort, das Dr. Zelinka, Bürgermeister von Wien, dem gleichzeitigen Stadtpflastermeister zurief und das für eine Zeit lang zum geflügelten Worte in localen Verhältnissen wurde. Wird immer noch angewendet, wo man etwas zu hoch im Preise findet. (Politik, Prag 1877, Nr. 267.)


Billigkeit.

3 Dän.: Billighed er rettens liv og siel. (Prov. dan., 71.)

4 Billigkeit erfordert in gleichen Sachen gleiches Recht. - Graf, 477, 622; Lünig, I, 262.

5 Die Billigkeit ist dess rechten Seel vnd Leben. - Lehmann, 631, 59.

6 Billigkeit ist eine Vorenderinge des Rechten. - Normann, 375, 64.

7 Billigkeit ist grösser als das Recht. - Graf, 4, 69.

"Parmherzigkeit, die grösser ist, den das recht." (Lichner, 113.)

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Bierente.

* Er ist eine Bierente (auch: Bierigel).Frischbier, I, 362.

Henneberger, Erklärungen der Landtafel S. 325, stellt Bierenten und gute Zechbrüder zusammen. (Hennig, S. 30.)


Bierfass.

1 Des Morgens ist er ein Bierfass, des Abends ein Fass Bier.

Von einem starken Biertrinker.

*2 Er ist ein rechtes (wahres) Bierfass.

Ein starker Biertrinker.

*3 Etwas auf das Bierfass decken.

„Manche macht ein gross Anrlöbniss; nach der Hochzeit verkaufft sie Rock vnd Mantel vnd deckt es auf das Bierfass.“ (Mathesy, 121a.)


Bierfiedler.

3 Bierfiedler sind auch Musikanten (Künstler).


Bierjäger.

* Es sind Bierjäger.

In Kirchheimbolanden in der Pfalz war Musterung, die Burschen waren meist vom Donnersberg. Der Erste tritt ein, wird gemustert, ist tauglich und der Offizier entscheidet: 8. Infanterie-Regiment, Metz! – Erlauben Sie, sagte der junge Mann, ich möchte lieber zu den Jägern in Zweibrücken. – Gut, also Jäger. – Der Jäger geht freudestrahlend ab. Der Zweite tritt ein: Tauglich! 6. Infanterie-Regiment, Metz! – Herr Oberst, ich möchte lieber zu den Jägern! – Warum denn? – Eich hun mei Bläseer dra (ich habe mein Plaisir dran). – Meinetwegen, also Jäger! – Der Dritte tritt ein: Tauglich! Infanterie, Metz! – Ach, Herr Oberst, lieber zu den Jägern. Mein Alter hat schon da gedient! – Gut, zu den Jägern! – Als aber auch das nächste Dutzend Donnersberger nur zu den Jägern will, stutzt der Offizier und fragt: Ja, aber warum wollt Ihr denn alle bei den Jägern dienen? – Tiefes Schweigen der Soldaten. – Na, warum? fragt der Offizier nochmals. – Wieder Stille. – Da nimmt der Gensdarm das Wort. Entschuldigen, Herr Oberst, der Grund ist einfach: in Metz kostet das Glas Bier 25 Pfennige, in Zweibrücken nur 11 Pfennige. – Seitdem führen die Donnersberger den Namen „Bier- Jäger.“ (Münchener Fremdenblatt 1878, Nr. 236 und 237, S. 4.)


Bierlätzel.

* Er ist ein Bierlätzel.Braun, I, 37, 44.


Bierschellig.

* Er ist bierschellig.

Kommt bei Grimmelshausen, Vogelnest, wiederholt vor.


Biertisch.

Was am Biertisch gesprochen, ist keine Dauerlast für Wochen.

Dän.: Öllsmaals-Tale bör snart at glemmes. (Prov. dan., 447.)


Biertrinker.

Einen treuen Bier- und Branntweintrinker verlässt unser Hergott nicht. (Königsberg.) – Frischbier, I, 3902.


Bierzapf.

* Er ist ein Bierzapf.


Biesekater.

* Ein Biesekâter. (Grafsch. Mark.)

Ein Nebel, der sich auf Wiesen legt.


Bieten.

3 Holl.: Met loven en bieden vergaderen de kooplieden. – Met loven en bieden komen de kooplieden bij elkander. (Harrebomée, I, 436a.)

7 Bieten und Handeln macht ein Geschäft.

8 Theuer geboten ist nicht verkauft.

Lat.: Care taxata, non est res vendita grata. (Fallersleben, 277.)

Holl.: Duur ghelooft en is niet verkooft. (Tunn., 10, 10.)

9 Wer alzu teur bieten will, der wird nicht wahr verkauften viel.

Lat.: Care taxata, non est res uendita grata. (Loci comm., 22.)

10 Wolfeil kan man nicht bieten wol, was theuer ist vnd viel gelten sol.

Lat.: Taxatur care, quod uendetur preciose. (Loci comm., 22.)


Bigge.

*2 Biggen un Balgen.Kern, 1575.

Ferkel und Kinder.

*3 He is gôd to Biggen fangen.Kern, 580.

Er hat nach auswärts gebogene Knie.


Bikkelstên.

*1 Et früsst noch kên Bikkelstên.Dähnert, 40b.

Der Frost ist noch so stark nicht.

*2 He sull wol Bikkelstên1 frêten.Schütz, I, 103.

Von einem sehr Hungrigen.

1) Harte Steine, abgesprungene Stücke von Kieseln.


[Spaltenumbruch]
Bilade.

* Dat föllt ût de Bilad in de Kist.

Es ist gleich, ob der Mann oder die Frau einnimmt oder ausgibt. Die Beilade ist ein Nebenraum in einem Kasten.


Bilanz.

Ohne Bilanz kein Vermögen, sagte der Krämer.

Erst am Schlusse der Rechnung weiss man, ob und wie viel Vermögen man hat.

Amerik.: Who numbers the chickens before they are hatched, will cheat himself.

Engl.: If you have made your reckoning without your books, you'll be deceived.

Frz.: Ta dépense soit tenue si grande comme ta revenue. (Wahl, Die englische Parömöographie vor Shakespeare im Jahresbericht, 1879, S. 25.) Die Verweisungen auf Wahl's Jahresbericht führen auf die ältesten englischen Quellen des Sprichworts zurück.


Bild.

2 Dän.: Bildere og malning laere de eerfoldige. (Prov. dan., 71.)

*15 Das is mich ock a Bild, 's gar a Krippelbild. (Schles.)

Die Person ist nicht blos hässlich, sie ist grundhässlich.

*16 Ein Bild von Rotzbach, das die Fliegen beschissen haben und die alten Jungfern nicht mehr mögen.

Verächtliche Bezeichnung eines unschönen, tölpelhaften Menschen.


Bildlein.

*2 Der hat ein Bildl kriegt.Schmeller, I, 171.

*3 Er håt sî damit a Bildl eing'legt. (Steiermark.)

Er hat sich damit beliebt gemacht, in Gunst gesetzt.


Bildniss.

Leider will man blos das Bildniss, sagte dir Mutter zu ihrer Tochter, welche sich freute, dass man jetzt Photographien habe, weil man sich sonst vor den vielen Anbetern nicht zu helfen wüsste.


Bildstock.

Mancher ist wie ein Bildstock an der Strassen, der weiset andern den weg vnd gehet jhn selbsten nicht.Lehmann, 794, 3.


Bildung.

2 Wer sich keine Bildung hat erworben, ist unberühmt gestorben.

Lat.: Quem mos non rexit vitam non inclitus exit. (Reuterdahl, 799.)


Zu Bileam.

Dän.: Bileams esel saae meere og skar pere end haus here. (Prov. dan., 146.)


Billen.

1 Die zyn Billen1 verbrannd, mût up de Bloaren2 sitten. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 26.

1) Sitzbacken.

2) Blasen, Blattern.

*2 He hett hör de Billen1 ûtmäten (cognovit eam).Stürenburg, 17b.

1) Lenden, Hinterbacken. Von der runden Form, verwandt mit Ball, Bille, Billard.


Billig.

2 Billig und gut oder selten (sind nicht immer) beisammen.

3 Billig wird theuer, wenn man's nicht braucht.

It.: Ciocchè costa poco è molto caro, tosto che è superfluo. (Cahier, 2868.)

*4 Billig wie Brombeeren.


Billiger.

*4 Billiger, Herr Schlepitzka!

Ein Wort, das Dr. Zelinka, Bürgermeister von Wien, dem gleichzeitigen Stadtpflastermeister zurief und das für eine Zeit lang zum geflügelten Worte in localen Verhältnissen wurde. Wird immer noch angewendet, wo man etwas zu hoch im Preise findet. (Politik, Prag 1877, Nr. 267.)


Billigkeit.

3 Dän.: Billighed er rettens liv og siel. (Prov. dan., 71.)

4 Billigkeit erfordert in gleichen Sachen gleiches Recht.Graf, 477, 622; Lünig, I, 262.

5 Die Billigkeit ist dess rechten Seel vnd Leben.Lehmann, 631, 59.

6 Billigkeit ist eine Vorenderinge des Rechten.Normann, 375, 64.

7 Billigkeit ist grösser als das Recht.Graf, 4, 69.

„Parmherzigkeit, die grösser ist, den das recht.“ (Lichner, 113.)

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[[498]/0510] Bierente. * Er ist eine Bierente (auch: Bierigel). – Frischbier, I, 362. Henneberger, Erklärungen der Landtafel S. 325, stellt Bierenten und gute Zechbrüder zusammen. (Hennig, S. 30.) Bierfass. 1 Des Morgens ist er ein Bierfass, des Abends ein Fass Bier. Von einem starken Biertrinker. *2 Er ist ein rechtes (wahres) Bierfass. Ein starker Biertrinker. *3 Etwas auf das Bierfass decken. „Manche macht ein gross Anrlöbniss; nach der Hochzeit verkaufft sie Rock vnd Mantel vnd deckt es auf das Bierfass.“ (Mathesy, 121a.) Bierfiedler. 3 Bierfiedler sind auch Musikanten (Künstler). Bierjäger. * Es sind Bierjäger. In Kirchheimbolanden in der Pfalz war Musterung, die Burschen waren meist vom Donnersberg. Der Erste tritt ein, wird gemustert, ist tauglich und der Offizier entscheidet: 8. Infanterie-Regiment, Metz! – Erlauben Sie, sagte der junge Mann, ich möchte lieber zu den Jägern in Zweibrücken. – Gut, also Jäger. – Der Jäger geht freudestrahlend ab. Der Zweite tritt ein: Tauglich! 6. Infanterie-Regiment, Metz! – Herr Oberst, ich möchte lieber zu den Jägern! – Warum denn? – Eich hun mei Bläseer dra (ich habe mein Plaisir dran). – Meinetwegen, also Jäger! – Der Dritte tritt ein: Tauglich! Infanterie, Metz! – Ach, Herr Oberst, lieber zu den Jägern. Mein Alter hat schon da gedient! – Gut, zu den Jägern! – Als aber auch das nächste Dutzend Donnersberger nur zu den Jägern will, stutzt der Offizier und fragt: Ja, aber warum wollt Ihr denn alle bei den Jägern dienen? – Tiefes Schweigen der Soldaten. – Na, warum? fragt der Offizier nochmals. – Wieder Stille. – Da nimmt der Gensdarm das Wort. Entschuldigen, Herr Oberst, der Grund ist einfach: in Metz kostet das Glas Bier 25 Pfennige, in Zweibrücken nur 11 Pfennige. – Seitdem führen die Donnersberger den Namen „Bier- Jäger.“ (Münchener Fremdenblatt 1878, Nr. 236 und 237, S. 4.) Bierlätzel. * Er ist ein Bierlätzel. – Braun, I, 37, 44. Bierschellig. * Er ist bierschellig. Kommt bei Grimmelshausen, Vogelnest, wiederholt vor. Biertisch. Was am Biertisch gesprochen, ist keine Dauerlast für Wochen. Dän.: Öllsmaals-Tale bör snart at glemmes. (Prov. dan., 447.) Biertrinker. Einen treuen Bier- und Branntweintrinker verlässt unser Hergott nicht. (Königsberg.) – Frischbier, I, 3902. Bierzapf. * Er ist ein Bierzapf. Biesekater. * Ein Biesekâter. (Grafsch. Mark.) Ein Nebel, der sich auf Wiesen legt. Bieten. 3 Holl.: Met loven en bieden vergaderen de kooplieden. – Met loven en bieden komen de kooplieden bij elkander. (Harrebomée, I, 436a.) 7 Bieten und Handeln macht ein Geschäft. 8 Theuer geboten ist nicht verkauft. Lat.: Care taxata, non est res vendita grata. (Fallersleben, 277.) Holl.: Duur ghelooft en is niet verkooft. (Tunn., 10, 10.) 9 Wer alzu teur bieten will, der wird nicht wahr verkauften viel. Lat.: Care taxata, non est res uendita grata. (Loci comm., 22.) 10 Wolfeil kan man nicht bieten wol, was theuer ist vnd viel gelten sol. Lat.: Taxatur care, quod uendetur preciose. (Loci comm., 22.) Bigge. *2 Biggen un Balgen. – Kern, 1575. Ferkel und Kinder. *3 He is gôd to Biggen fangen. – Kern, 580. Er hat nach auswärts gebogene Knie. Bikkelstên. *1 Et früsst noch kên Bikkelstên. – Dähnert, 40b. Der Frost ist noch so stark nicht. *2 He sull wol Bikkelstên1 frêten. – Schütz, I, 103. Von einem sehr Hungrigen. 1) Harte Steine, abgesprungene Stücke von Kieseln. Bilade. * Dat föllt ût de Bilad in de Kist. Es ist gleich, ob der Mann oder die Frau einnimmt oder ausgibt. Die Beilade ist ein Nebenraum in einem Kasten. Bilanz. Ohne Bilanz kein Vermögen, sagte der Krämer. Erst am Schlusse der Rechnung weiss man, ob und wie viel Vermögen man hat. Amerik.: Who numbers the chickens before they are hatched, will cheat himself. Engl.: If you have made your reckoning without your books, you'll be deceived. Frz.: Ta dépense soit tenue si grande comme ta revenue. (Wahl, Die englische Parömöographie vor Shakespeare im Jahresbericht, 1879, S. 25.) Die Verweisungen auf Wahl's Jahresbericht führen auf die ältesten englischen Quellen des Sprichworts zurück. Bild. 2 Dän.: Bildere og malning laere de eerfoldige. (Prov. dan., 71.) *15 Das is mich ock a Bild, 's gar a Krippelbild. (Schles.) Die Person ist nicht blos hässlich, sie ist grundhässlich. *16 Ein Bild von Rotzbach, das die Fliegen beschissen haben und die alten Jungfern nicht mehr mögen. Verächtliche Bezeichnung eines unschönen, tölpelhaften Menschen. Bildlein. *2 Der hat ein Bildl kriegt. – Schmeller, I, 171. *3 Er håt sî damit a Bildl eing'legt. (Steiermark.) Er hat sich damit beliebt gemacht, in Gunst gesetzt. Bildniss. Leider will man blos das Bildniss, sagte dir Mutter zu ihrer Tochter, welche sich freute, dass man jetzt Photographien habe, weil man sich sonst vor den vielen Anbetern nicht zu helfen wüsste. Bildstock. Mancher ist wie ein Bildstock an der Strassen, der weiset andern den weg vnd gehet jhn selbsten nicht. – Lehmann, 794, 3. Bildung. 2 Wer sich keine Bildung hat erworben, ist unberühmt gestorben. Lat.: Quem mos non rexit vitam non inclitus exit. (Reuterdahl, 799.) Zu Bileam. Dän.: Bileams esel saae meere og skar pere end haus here. (Prov. dan., 146.) Billen. 1 Die zyn Billen1 verbrannd, mût up de Bloaren2 sitten. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 26. 1) Sitzbacken. 2) Blasen, Blattern. *2 He hett hör de Billen1 ûtmäten (cognovit eam). – Stürenburg, 17b. 1) Lenden, Hinterbacken. Von der runden Form, verwandt mit Ball, Bille, Billard. Billig. 2 Billig und gut oder selten (sind nicht immer) beisammen. 3 Billig wird theuer, wenn man's nicht braucht. It.: Ciocchè costa poco è molto caro, tosto che è superfluo. (Cahier, 2868.) *4 Billig wie Brombeeren. Billiger. *4 Billiger, Herr Schlepitzka! Ein Wort, das Dr. Zelinka, Bürgermeister von Wien, dem gleichzeitigen Stadtpflastermeister zurief und das für eine Zeit lang zum geflügelten Worte in localen Verhältnissen wurde. Wird immer noch angewendet, wo man etwas zu hoch im Preise findet. (Politik, Prag 1877, Nr. 267.) Billigkeit. 3 Dän.: Billighed er rettens liv og siel. (Prov. dan., 71.) 4 Billigkeit erfordert in gleichen Sachen gleiches Recht. – Graf, 477, 622; Lünig, I, 262. 5 Die Billigkeit ist dess rechten Seel vnd Leben. – Lehmann, 631, 59. 6 Billigkeit ist eine Vorenderinge des Rechten. – Normann, 375, 64. 7 Billigkeit ist grösser als das Recht. – Graf, 4, 69. „Parmherzigkeit, die grösser ist, den das recht.“ (Lichner, 113.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [498]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/510>, abgerufen am 19.03.2024.