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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Weidenrüthlein.

Ein Weidenrüthlein kann man mit dem Messer zerschneiden; aber zu einer harten Eiche muss man scharfe Aexte und Keile haben.


Weidig.

1 Auch ein altes Weidig kann verpflanzt werden.

Es ist möglich, dass auch alte Leute noch ihren Wohnsitz, ihre Gewohnheiten und ihre Lebensweise ändern.

Lat.: Etiam vetus arbustum transferri potest. (Faselius, 78.)

*2 Im Weidig nach Ruthen suchen.

Die Russen: Aus dem Weidig trat der Narr und hatte keine Ruthe gefunden. (Altmann VI, 499.)


Weidmann.

1 Ein guter Weidmann schiesst keinen Hasen auf seinem Lager.

Es wäre dies ein Verstoss gegen die Jagdgesetze. Man soll das erlegte, gefangene Wild als Frucht seiner Anstrengungen oder seiner Geschicklichkeit im Schiessen betrachten können, was nicht der Fall sein würde, wenn man es in seinem Lager schösse.

2 Ein Weidmann treibt auf, eh er zum Garn laufft. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 85.

3 Wietmann - Schietmann, is e Plock vörn Swiynestall. (Westf.)

*4 Einen Weidmann setzen.

Eine Jägerposse mit Zauberei; die Waffen eines Gegners bezaubern; angeblich machen, dass auch dem geübtesten Schützen alle Schüsse verderben. Diese Redensart kommt in Fr. Kind's Text zu Weber's Freischütz vor. Kaspar sagt zu Max: "Es hat dir einer einen Weidmann gesetzt." Was heisst das? Ein alter Förster gab folgende Erklärung: "So setzt man einen Weidmann. Man hat Acht, wenn ein Jäger sein Gewehr sucht und putzt, von dem Wischwerg etwas zu erhalten. Hierauf bohrt man stillschweigend in eine Eiche ein Loch stopft das Werch hinein und verkeilt mit Hagedorn die Oeffnung. So lange dies darin steckt, zittert der Schütze, und wäre er der beste, bei jedem Schuss." Die Redensart beruht mithin auf einer abergläubischen Jägersage. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1839, Nr. 192, S. 1130; Weidmannsleben in alter Zeit von W. Busch im Daheim, 1875, Nr. 50, S. 792.)

Frz.: Charmer les armes de son ennemi. (Kritzinger, 126b.)


Weidmännisch.

Weidmännisch reden.

In der Jägersprache, deren Ausdrücke und Redensarten verstehen und gebrauchen.

Frz.: Parler fouilloux. (Kritzinger, 329a.)


Weidsack.

* Ihr seyd wie ein Weydsack, auff welche seit man greifft, find man ein Loch. - Fischart. Gesch., in Kloster, VIII, 464.


Weife.

1 Aus einer Weife wird kein Pfeil.

Böhm.: Z motovidla nebude sip. (Celakovsky, 213.)

2 Eine alte Weife dreht sich besser als eine neue.

It.: Quanto e piu vecchio l'arcolajo i meglio gira. (Gaal, 46.)

3 Je älter die Weife, desto besser dreht sie sich.

4 Je älter die Weife, je mehr scheuert sie.


Weifzageln.

*1 He weifzagelt, wie de Kuigel ön de Sesswäke. - Frischbier2, 4008.

Weifzageln = nach einer Sache lüstern sein; Kuigel = das männliche Schwein.

*2 Nu kann er weifzageln gehen. (Ostpreuss.)

Wenn die Frau krank ist.


Weigern.

1 Ein wenig weygerens stehet wol. - Tappius, 235a; Lehmann, II 132, 112; Simrock, 11413.

Lat.: Accisimis paululum uti non est incivile. (Seybold, 4.) - Accissare. (Tappius, 234b; Erasm., 860.)

2 Was man einem weigert, das wil er erst haben. - Petri, II, 603.

*3 Hei wagert söck, wie de Pracher vorm Achteholwer1. - Frischbier2, 4009.

1) Zweieinhalbgroschenstück, 1/12 Thaler, 25 Reichspfennige.


Weihe.

1 Der Weihe verfolgt die Tauben, den Raben thut er nichts. - Petri, II, 112.

2 Die Weihen ziehen nicht immer in Scharen, sie fliegen auch einzeln.

3 Kommt die Weihe gezogen, so ist der Winter verflogen.

*4 Den Weihen einen Hühnerdieb schelten.

"Schalt den Weyhen ein Hünerdieb vnnd stal jhm keins." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 236.)

[Spaltenumbruch] *5 Den Weih über die Eier setzen. - Kirchhofer, 301.

*6 Er jagt dem Weih keis Huen meh ob. - Sutermeister, 65.

*7 Er zeucht weyhen vber die eyer.

"Oder er tragt fheür in der schoss oder zeucht ein schlangen im busen." (Gessner, Vogelbuch, 16b.) "Von einem, der dass liebet vnd hochheit, dass jm schedlich ist."


Weihen.

1 Man soll keinen weyhen, er habe denn sein Glieder alle. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 385; Murner, Schelm., 45.

Zum Priester soll keiner geweiht werden, der nicht vollständig gesund ist; er darf nicht mit hervortretenden körperlichen Gebrechen behaftet sein.

2 Wer geweiht ist, gehört vor seinen Obersten. - Graf, 436, 290.

Die Geistlichen hatten in Bezug auf kirchliche Angelegenheiten einen eigenen Gerichtsstand, sie waren den geistlichen Obern verantwortlich. (S. Ross 53.)


Weiher.

1 In fremden Weihern ist gut fischen. - Eiselein, 636.

2 Keinen Weiher am Flusse, keinen Weinberg am Wege.

Holl.: Geenen vijer bij de rivier, geenen wijngaard bij den weg. (Harrebomee, II, 380a.)

*3 Das wird (du wirst) meinen Weiher nicht versengen. - Eiselein, 619.

Lat.: Hippoclidi non est curae. (Binder II, 1305.)

*4 Einn weiher verbrennen. - Franck, II, 13a; Körte, 6611a.

"Zünde du den Weiher nicht an." (Gutzkow, Hohenschwangau, II, 43.) "Zündt mir kein Weyher an!" (Sutor, 165.) Spott auf Drohungen, die man für ohnmächtig hält. (S. Huhn 225.)

Lat.: O curas hominum, o quantum est in rebus inane. (Sutor, 165.)

*5 In dem Weiher hat schon ein anderer vor ihm gefischt.

Holl.: Een ander is voor hem in den vijer gedaald. (Harrebomee, II, 380a.)

*6 In solchen Weihern fängt man solche Fische. - Parömiakon, 2900.

Holl.: In zulke vijvers vangt men zulke visschen. (Harrebomee, II, 380a.)

*7 Wer weiss, in welchen Weihern er gefischt hat.

Holl.: Men zal niet ontdekken, uit welken vijver hij gevischt heeft. (Harrebomee, II, 380a.)


Weihnachten.

1 Besser die Weihnachten knistern, als dass sie flüstern.

Besser Frost als Regenwetter.

Böhm.: Lepsi Vanoce treskute nezli tekute. (Celakovsky, 457.)

2 Bis Weihnacht gibt es Speck und Brot, nachher kommt Kält' und Noth.

In der Herzegowina heisst es: Bis Weihnachten weder Kälte noch Hunger; aber von Weihnachten an Kälte und Hunger. (Hausfreund, XVI, 495.)

3 Bis Weihnacht: juchhe, nach Weihnacht: o weh.

In vielen Wirthschaften ist bis Weihnachten die Ernte ziemlich aufgezehrt und dann fängt die Noth an. Die Masuren sagen: Bis Weihnacht ist kein Hunger, Lichtmess ist nicht mehr da. Do god, to nie glod, do gromnic to niemasz nic. (Frischbier, III, 3182.)

Böhm.: Do Vanoc neni hladu ani zimy. Do Vanoc huj, od Vanoc auve. (Celakovsky, 457.)

4 Gröne Weinachten, witte Ostern. (Münster.) - Firmenich, I, 298, 44; Frommann, VI, 426, 55; ostfriesisch bei Bueren, 478; Hauskalender, II; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 108; für Solothurn: Schild, 117, 156; für Amrum.: Haupt, VIII, 370, 325; für Hannover: Schambach, II, 353.

5 Grüne Weihnachten, fetter Kirchhof.

6 Grüne Weihnachten, weisse Ostern. - Petri, II, 362; Gaal, 1686; Körte, 6612; Boebel, 67; Simrock, 11413; Lohrengel, I, 344; Meckl. Anz., Nr. 38.

Wenn im Winter Witterungsextreme stattfinden, so wird die erwärmte Luft der daneben befindlichen kalten nicht lange Widerstand leisten können. Das Eindringen der letztern wird desto plötzlicher sein, je unvorsichtiger sich die Wärme gesteigert hatte. Daher wird der Frühling unangenehm werden durch häufige Abwechselung warmer oder rauher Witterung. Darauf gründen sich (vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1842, S. 30) alle die Witterungssprichwörter, welche aus grünen Weihnachten weisse Ostern voraussagen.

Böhm.: Zelene (cerne) Vanoce, bila Velkonoc. (Celakovsky, 456.)


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Weidenrüthlein.

Ein Weidenrüthlein kann man mit dem Messer zerschneiden; aber zu einer harten Eiche muss man scharfe Aexte und Keile haben.


Weidig.

1 Auch ein altes Weidig kann verpflanzt werden.

Es ist möglich, dass auch alte Leute noch ihren Wohnsitz, ihre Gewohnheiten und ihre Lebensweise ändern.

Lat.: Etiam vetus arbustum transferri potest. (Faselius, 78.)

*2 Im Weidig nach Ruthen suchen.

Die Russen: Aus dem Weidig trat der Narr und hatte keine Ruthe gefunden. (Altmann VI, 499.)


Weidmann.

1 Ein guter Weidmann schiesst keinen Hasen auf seinem Lager.

Es wäre dies ein Verstoss gegen die Jagdgesetze. Man soll das erlegte, gefangene Wild als Frucht seiner Anstrengungen oder seiner Geschicklichkeit im Schiessen betrachten können, was nicht der Fall sein würde, wenn man es in seinem Lager schösse.

2 Ein Weidmann treibt auf, eh er zum Garn laufft.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 85.

3 Wietmann – Schietmann, is e Plock vörn Swiynestall. (Westf.)

*4 Einen Weidmann setzen.

Eine Jägerposse mit Zauberei; die Waffen eines Gegners bezaubern; angeblich machen, dass auch dem geübtesten Schützen alle Schüsse verderben. Diese Redensart kommt in Fr. Kind's Text zu Weber's Freischütz vor. Kaspar sagt zu Max: „Es hat dir einer einen Weidmann gesetzt.“ Was heisst das? Ein alter Förster gab folgende Erklärung: „So setzt man einen Weidmann. Man hat Acht, wenn ein Jäger sein Gewehr sucht und putzt, von dem Wischwerg etwas zu erhalten. Hierauf bohrt man stillschweigend in eine Eiche ein Loch stopft das Werch hinein und verkeilt mit Hagedorn die Oeffnung. So lange dies darin steckt, zittert der Schütze, und wäre er der beste, bei jedem Schuss.“ Die Redensart beruht mithin auf einer abergläubischen Jägersage. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1839, Nr. 192, S. 1130; Weidmannsleben in alter Zeit von W. Busch im Daheim, 1875, Nr. 50, S. 792.)

Frz.: Charmer les armes de son ennemi. (Kritzinger, 126b.)


Weidmännisch.

Weidmännisch reden.

In der Jägersprache, deren Ausdrücke und Redensarten verstehen und gebrauchen.

Frz.: Parler fouilloux. (Kritzinger, 329a.)


Weidsack.

* Ihr seyd wie ein Weydsack, auff welche seit man greifft, find man ein Loch.Fischart. Gesch., in Kloster, VIII, 464.


Weife.

1 Aus einer Weife wird kein Pfeil.

Böhm.: Z motovidla nebude šíp. (Čelakovsky, 213.)

2 Eine alte Weife dreht sich besser als eine neue.

It.: Quanto è più vecchio l'arcolajo i meglio gira. (Gaal, 46.)

3 Je älter die Weife, desto besser dreht sie sich.

4 Je älter die Weife, je mehr scheuert sie.


Weifzageln.

*1 He weifzagelt, wie de Kuigel ön de Sesswäke.Frischbier2, 4008.

Weifzageln = nach einer Sache lüstern sein; Kuigel = das männliche Schwein.

*2 Nu kann er weifzageln gehen. (Ostpreuss.)

Wenn die Frau krank ist.


Weigern.

1 Ein wenig weygerens stehet wol.Tappius, 235a; Lehmann, II 132, 112; Simrock, 11413.

Lat.: Accisimis paululum uti non est incivile. (Seybold, 4.) – Accissare. (Tappius, 234b; Erasm., 860.)

2 Was man einem weigert, das wil er erst haben.Petri, II, 603.

*3 Hei wagert söck, wie de Pracher vorm Achteholwer1.Frischbier2, 4009.

1) Zweieinhalbgroschenstück, 1/12 Thaler, 25 Reichspfennige.


Weihe.

1 Der Weihe verfolgt die Tauben, den Raben thut er nichts.Petri, II, 112.

2 Die Weihen ziehen nicht immer in Scharen, sie fliegen auch einzeln.

3 Kommt die Weihe gezogen, so ist der Winter verflogen.

*4 Den Weihen einen Hühnerdieb schelten.

„Schalt den Weyhen ein Hünerdieb vnnd stal jhm keins.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 236.)

[Spaltenumbruch] *5 Den Weih über die Eier setzen.Kirchhofer, 301.

*6 Er jagt dem Weih keis Huen meh ob.Sutermeister, 65.

*7 Er zeucht weyhen vber die eyer.

„Oder er tragt fheür in der schoss oder zeucht ein schlangen im busen.“ (Gessner, Vogelbuch, 16b.) „Von einem, der dass liebet vnd hochheit, dass jm schedlich ist.“


Weihen.

1 Man soll keinen weyhen, er habe denn sein Glieder alle.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 385; Murner, Schelm., 45.

Zum Priester soll keiner geweiht werden, der nicht vollständig gesund ist; er darf nicht mit hervortretenden körperlichen Gebrechen behaftet sein.

2 Wer geweiht ist, gehört vor seinen Obersten.Graf, 436, 290.

Die Geistlichen hatten in Bezug auf kirchliche Angelegenheiten einen eigenen Gerichtsstand, sie waren den geistlichen Obern verantwortlich. (S. Ross 53.)


Weiher.

1 In fremden Weihern ist gut fischen.Eiselein, 636.

2 Keinen Weiher am Flusse, keinen Weinberg am Wege.

Holl.: Geenen vijer bij de rivier, geenen wijngaard bij den weg. (Harrebomée, II, 380a.)

*3 Das wird (du wirst) meinen Weiher nicht versengen.Eiselein, 619.

Lat.: Hippoclidi non est curae. (Binder II, 1305.)

*4 Einn weiher verbrennen.Franck, II, 13a; Körte, 6611a.

„Zünde du den Weiher nicht an.“ (Gutzkow, Hohenschwangau, II, 43.) „Zündt mir kein Weyher an!“ (Sutor, 165.) Spott auf Drohungen, die man für ohnmächtig hält. (S. Huhn 225.)

Lat.: O curas hominum, o quantum est in rebus inane. (Sutor, 165.)

*5 In dem Weiher hat schon ein anderer vor ihm gefischt.

Holl.: Een ander is voor hem in den vijer gedaald. (Harrebomée, II, 380a.)

*6 In solchen Weihern fängt man solche Fische.Parömiakon, 2900.

Holl.: In zulke vijvers vangt men zulke visschen. (Harrebomée, II, 380a.)

*7 Wer weiss, in welchen Weihern er gefischt hat.

Holl.: Men zal niet ontdekken, uit welken vijver hij gevischt heeft. (Harrebomée, II, 380a.)


Weihnachten.

1 Besser die Weihnachten knistern, als dass sie flüstern.

Besser Frost als Regenwetter.

Böhm.: Lepší Vánoce třeskuté nežli tekuté. (Čelakovsky, 457.)

2 Bis Weihnacht gibt es Speck und Brot, nachher kommt Kält' und Noth.

In der Herzegowina heisst es: Bis Weihnachten weder Kälte noch Hunger; aber von Weihnachten an Kälte und Hunger. (Hausfreund, XVI, 495.)

3 Bis Weihnacht: juchhe, nach Weihnacht: o weh.

In vielen Wirthschaften ist bis Weihnachten die Ernte ziemlich aufgezehrt und dann fängt die Noth an. Die Masuren sagen: Bis Weihnacht ist kein Hunger, Lichtmess ist nicht mehr da. Do god, to nie głod, do gromnic to niemasz nic. (Frischbier, III, 3182.)

Böhm.: Do Vánoc neni hladu ani zimy. Do Vánoc huj, od Vánoc auve. (Čelakovsky, 457.)

4 Gröne Wînachten, witte Ostern. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 44; Frommann, VI, 426, 55; ostfriesisch bei Bueren, 478; Hauskalender, II; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 108; für Solothurn: Schild, 117, 156; für Amrum.: Haupt, VIII, 370, 325; für Hannover: Schambach, II, 353.

5 Grüne Weihnachten, fetter Kirchhof.

6 Grüne Weihnachten, weisse Ostern.Petri, II, 362; Gaal, 1686; Körte, 6612; Boebel, 67; Simrock, 11413; Lohrengel, I, 344; Meckl. Anz., Nr. 38.

Wenn im Winter Witterungsextreme stattfinden, so wird die erwärmte Luft der daneben befindlichen kalten nicht lange Widerstand leisten können. Das Eindringen der letztern wird desto plötzlicher sein, je unvorsichtiger sich die Wärme gesteigert hatte. Daher wird der Frühling unangenehm werden durch häufige Abwechselung warmer oder rauher Witterung. Darauf gründen sich (vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1842, S. 30) alle die Witterungssprichwörter, welche aus grünen Weihnachten weisse Ostern voraussagen.

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[[41]/0053] Weidenrüthlein. Ein Weidenrüthlein kann man mit dem Messer zerschneiden; aber zu einer harten Eiche muss man scharfe Aexte und Keile haben. Weidig. 1 Auch ein altes Weidig kann verpflanzt werden. Es ist möglich, dass auch alte Leute noch ihren Wohnsitz, ihre Gewohnheiten und ihre Lebensweise ändern. Lat.: Etiam vetus arbustum transferri potest. (Faselius, 78.) *2 Im Weidig nach Ruthen suchen. Die Russen: Aus dem Weidig trat der Narr und hatte keine Ruthe gefunden. (Altmann VI, 499.) Weidmann. 1 Ein guter Weidmann schiesst keinen Hasen auf seinem Lager. Es wäre dies ein Verstoss gegen die Jagdgesetze. Man soll das erlegte, gefangene Wild als Frucht seiner Anstrengungen oder seiner Geschicklichkeit im Schiessen betrachten können, was nicht der Fall sein würde, wenn man es in seinem Lager schösse. 2 Ein Weidmann treibt auf, eh er zum Garn laufft. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 85. 3 Wietmann – Schietmann, is e Plock vörn Swiynestall. (Westf.) *4 Einen Weidmann setzen. Eine Jägerposse mit Zauberei; die Waffen eines Gegners bezaubern; angeblich machen, dass auch dem geübtesten Schützen alle Schüsse verderben. Diese Redensart kommt in Fr. Kind's Text zu Weber's Freischütz vor. Kaspar sagt zu Max: „Es hat dir einer einen Weidmann gesetzt.“ Was heisst das? Ein alter Förster gab folgende Erklärung: „So setzt man einen Weidmann. Man hat Acht, wenn ein Jäger sein Gewehr sucht und putzt, von dem Wischwerg etwas zu erhalten. Hierauf bohrt man stillschweigend in eine Eiche ein Loch stopft das Werch hinein und verkeilt mit Hagedorn die Oeffnung. So lange dies darin steckt, zittert der Schütze, und wäre er der beste, bei jedem Schuss.“ Die Redensart beruht mithin auf einer abergläubischen Jägersage. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1839, Nr. 192, S. 1130; Weidmannsleben in alter Zeit von W. Busch im Daheim, 1875, Nr. 50, S. 792.) Frz.: Charmer les armes de son ennemi. (Kritzinger, 126b.) Weidmännisch. Weidmännisch reden. In der Jägersprache, deren Ausdrücke und Redensarten verstehen und gebrauchen. Frz.: Parler fouilloux. (Kritzinger, 329a.) Weidsack. * Ihr seyd wie ein Weydsack, auff welche seit man greifft, find man ein Loch. – Fischart. Gesch., in Kloster, VIII, 464. Weife. 1 Aus einer Weife wird kein Pfeil. Böhm.: Z motovidla nebude šíp. (Čelakovsky, 213.) 2 Eine alte Weife dreht sich besser als eine neue. It.: Quanto è più vecchio l'arcolajo i meglio gira. (Gaal, 46.) 3 Je älter die Weife, desto besser dreht sie sich. 4 Je älter die Weife, je mehr scheuert sie. Weifzageln. *1 He weifzagelt, wie de Kuigel ön de Sesswäke. – Frischbier2, 4008. Weifzageln = nach einer Sache lüstern sein; Kuigel = das männliche Schwein. *2 Nu kann er weifzageln gehen. (Ostpreuss.) Wenn die Frau krank ist. Weigern. 1 Ein wenig weygerens stehet wol. – Tappius, 235a; Lehmann, II 132, 112; Simrock, 11413. Lat.: Accisimis paululum uti non est incivile. (Seybold, 4.) – Accissare. (Tappius, 234b; Erasm., 860.) 2 Was man einem weigert, das wil er erst haben. – Petri, II, 603. *3 Hei wagert söck, wie de Pracher vorm Achteholwer1. – Frischbier2, 4009. 1) Zweieinhalbgroschenstück, 1/12 Thaler, 25 Reichspfennige. Weihe. 1 Der Weihe verfolgt die Tauben, den Raben thut er nichts. – Petri, II, 112. 2 Die Weihen ziehen nicht immer in Scharen, sie fliegen auch einzeln. 3 Kommt die Weihe gezogen, so ist der Winter verflogen. *4 Den Weihen einen Hühnerdieb schelten. „Schalt den Weyhen ein Hünerdieb vnnd stal jhm keins.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 236.) *5 Den Weih über die Eier setzen. – Kirchhofer, 301. *6 Er jagt dem Weih keis Huen meh ob. – Sutermeister, 65. *7 Er zeucht weyhen vber die eyer. „Oder er tragt fheür in der schoss oder zeucht ein schlangen im busen.“ (Gessner, Vogelbuch, 16b.) „Von einem, der dass liebet vnd hochheit, dass jm schedlich ist.“ Weihen. 1 Man soll keinen weyhen, er habe denn sein Glieder alle. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 385; Murner, Schelm., 45. Zum Priester soll keiner geweiht werden, der nicht vollständig gesund ist; er darf nicht mit hervortretenden körperlichen Gebrechen behaftet sein. 2 Wer geweiht ist, gehört vor seinen Obersten. – Graf, 436, 290. Die Geistlichen hatten in Bezug auf kirchliche Angelegenheiten einen eigenen Gerichtsstand, sie waren den geistlichen Obern verantwortlich. (S. Ross 53.) Weiher. 1 In fremden Weihern ist gut fischen. – Eiselein, 636. 2 Keinen Weiher am Flusse, keinen Weinberg am Wege. Holl.: Geenen vijer bij de rivier, geenen wijngaard bij den weg. (Harrebomée, II, 380a.) *3 Das wird (du wirst) meinen Weiher nicht versengen. – Eiselein, 619. Lat.: Hippoclidi non est curae. (Binder II, 1305.) *4 Einn weiher verbrennen. – Franck, II, 13a; Körte, 6611a. „Zünde du den Weiher nicht an.“ (Gutzkow, Hohenschwangau, II, 43.) „Zündt mir kein Weyher an!“ (Sutor, 165.) Spott auf Drohungen, die man für ohnmächtig hält. (S. Huhn 225.) Lat.: O curas hominum, o quantum est in rebus inane. (Sutor, 165.) *5 In dem Weiher hat schon ein anderer vor ihm gefischt. Holl.: Een ander is voor hem in den vijer gedaald. (Harrebomée, II, 380a.) *6 In solchen Weihern fängt man solche Fische. – Parömiakon, 2900. Holl.: In zulke vijvers vangt men zulke visschen. (Harrebomée, II, 380a.) *7 Wer weiss, in welchen Weihern er gefischt hat. Holl.: Men zal niet ontdekken, uit welken vijver hij gevischt heeft. (Harrebomée, II, 380a.) Weihnachten. 1 Besser die Weihnachten knistern, als dass sie flüstern. Besser Frost als Regenwetter. Böhm.: Lepší Vánoce třeskuté nežli tekuté. (Čelakovsky, 457.) 2 Bis Weihnacht gibt es Speck und Brot, nachher kommt Kält' und Noth. In der Herzegowina heisst es: Bis Weihnachten weder Kälte noch Hunger; aber von Weihnachten an Kälte und Hunger. (Hausfreund, XVI, 495.) 3 Bis Weihnacht: juchhe, nach Weihnacht: o weh. In vielen Wirthschaften ist bis Weihnachten die Ernte ziemlich aufgezehrt und dann fängt die Noth an. Die Masuren sagen: Bis Weihnacht ist kein Hunger, Lichtmess ist nicht mehr da. Do god, to nie głod, do gromnic to niemasz nic. (Frischbier, III, 3182.) Böhm.: Do Vánoc neni hladu ani zimy. Do Vánoc huj, od Vánoc auve. (Čelakovsky, 457.) 4 Gröne Wînachten, witte Ostern. (Münster.) – Firmenich, I, 298, 44; Frommann, VI, 426, 55; ostfriesisch bei Bueren, 478; Hauskalender, II; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 108; für Solothurn: Schild, 117, 156; für Amrum.: Haupt, VIII, 370, 325; für Hannover: Schambach, II, 353. 5 Grüne Weihnachten, fetter Kirchhof. 6 Grüne Weihnachten, weisse Ostern. – Petri, II, 362; Gaal, 1686; Körte, 6612; Boebel, 67; Simrock, 11413; Lohrengel, I, 344; Meckl. Anz., Nr. 38. Wenn im Winter Witterungsextreme stattfinden, so wird die erwärmte Luft der daneben befindlichen kalten nicht lange Widerstand leisten können. Das Eindringen der letztern wird desto plötzlicher sein, je unvorsichtiger sich die Wärme gesteigert hatte. Daher wird der Frühling unangenehm werden durch häufige Abwechselung warmer oder rauher Witterung. Darauf gründen sich (vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1842, S. 30) alle die Witterungssprichwörter, welche aus grünen Weihnachten weisse Ostern voraussagen. Böhm.: Zelené (černé) Vánoce, bilá Velkonoc. (Čelakovsky, 456.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [41]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/53>, abgerufen am 19.03.2024.