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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *30 Du gehörst zu mir, wie der Kopf zu den Haaren, wie zum Weinstock die Trauben, wie zum Fassel der Wein. - Elmar, Humor. Gesellschaftsl., Wien 1857, S. 40.

*31 Ich ho gehört wie ej Narr.

D. h. ich habe mich darüber höchlichst verwundert.


Gehorsam.

27 Gehorsam ist des Christen Schmuck.

Aus Schiller's Kampf mit dem Drachen in den Volksmund übergegangen.


Geier.

36 Nun wohlher, den Geier an den Aaren, sprach der Pfaff von Kalenberg. - Schaltjahr, II, 191.

*37 Die hat auch den Geier1 barfuss laufen sehen. - Schles. Provinzialblätter, 1866, S. 428.

1) Verhüllend für Teufel. Um zu sagen: Sie ist sehr verschmitzt.

*38 Er wird doch nicht des Geiers sein. - Klix, 23.

*39 Geh zum Geier!


Geige.

30 Die Geige will gestrichen sein, sonst gibt sie keinen Ton.

Die Russen: Wollte der Geiger die Hand nicht rühren, wie könnte er sein Fideln hören. (Altmann VI, 429.)

31 Eine Geige überschreit hundert Harfen.

32 Je länger eine gute Geige gespielt wird, desto schöner wird ihr Ton.

33 Jede Geige hat ihren eignen Ton, und jede Kuh ihre Art. - Gotthelf, Erzählungen, V, 63.

34 Wer nimmt noch die Geige, wenn Paganini gespielt hat.

Nach dem Meister tritt der Schüler zurück.

35 Wer sich zur Geige macht, der wird gestrichen. - Altmann VI, 485.

*36 Das geht über alle Geigen.

"Dieser Gehorsam ist dem N. ein göttlicher, guldiner und über alle Geigen lieblicher und annemblicher Gehorsam." (Vgl. Birlinger, Alemannia, III, 294.)

*37 Das ist die alte Geyge. - Schütz, Serp. Antiq., 38b.

*38 Das ist eine alte Geige, darauf neue Saiten gezogen. - Nigrinus, Vorr. Bl. 17a.

*39 Die erste Geige spielen.

Von Leuten, die sich gern tonangebend geberden.

*40 Er spielt eine schöne Geige.

D. h. er spielt die Geige meisterlich.


Geigen.

10 Ich hoa ei men jungen Juhren sihr gut geige gekunnt. Na, geiga kon ich zwoar heute noch, oder mit 'm Fingarn is verbei. - Schles. Provinzialblätter 1871, S. 68.

11 Wer will einem andern geigen, denk' an sich, so wird er schweigen.

*12 Er geigt über dem Stossen. (Köthen.)

D. h. hinter dem Stege; für: er macht Verkehrtes. Die Redensart deutet auf Trunkenheit.


Geiger.

6 Dem besten Geiger platzt eine Saite.

Aehnlich die Russen bei Altmann VI, 429.

7 In des Geigers Haus muss jedes tanzen.


Geil (Subst.).

* Einem den Geil eintreiben.

Der Stärkere dem Schwächeren, von dem er angegriffen wird. "Sunst wirdt er dir den Geil eintreiben." (Waldis III, 86, 42.)


Geil (Adj.).

*4 Er ist so geil wie ein Bock.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is a Chammer-Esel. Der Esel (hebr. Chammer) wird allgemein als Sinnbild der Geilheit betrachtet.

*5 Geiler dann ein Spatz. - Gessner, Vogelbuch, 221a.

*6 Nett so geil as Zägenbuck. - Kern, 884.


Geisel.

*8 De Geissel plätscht um Äinjt. - Schuster, 1073.

*9 Die Geissel über etwas schwingen.

Scharf darüber urtheilen.


Geiss.

54 Alte Geissen lecken auch gerne, sagte der Heiri von Uri, als der Abt die Aebtissin küsste. - Klosterspiegel, 73, 4.

55 En al Gess frist och noch gär e grön Blättche. (Bedburg.)

56 Eine alte Geiss frisst sauber auf.

It.: Capra vecchia bene sbrocca. (Giani, 299.)


[Spaltenumbruch]

57 Jang Gessten un al böck gevve mieh Zöckeln als glöck. (Bedburg.)

58 Wer die Geiss an einen Kohlstrunk bindet, behält die Geiss, wenn er den Strick auch verliert. - Altmann VI, 416.

*59 Der Geiss an den Kragen greiffen. - Luther's Tischr., 384b.

*60 Er lauft der Geis nach, wenn s' ein blaues Fürtuch (Schürze) umhett. (Rott-Thal.)

Der Verliebte.

*61 Um der Geissen Bart streiten.


Geissbock.

5 Der Geissbock ist des Schneiders Sonntagsross.

Aus Bräuchen der heidnischen Vorzeit zu erklären.

*6 Wier deit de Geiseback af de Wäinjert sorgen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 198b.


Geist.

59 Der auf Geister schiesst, der trifft sich. - Gutzkow, Ritter, 293.

60 Dort hat der heilige Geist noch nicht rumort.

Dies Sprichwort ist im vorigen Jahrhundert zu Frankfurt a. O. entstanden und wird meist ironisch von einem Hause oder Orte angewandt, dem es an dem rechten Glauben gebricht.

61 Der Geist klebt nicht am Staube.

Lat.: Difficile est, fateor, sed tendit ad ardua virtus. (Philippi, I, 118.)

62 Der Geist ist dem Fleische allezeit entgegen.

Bei Tunnicius (1354): De geist is dem vleische alle tyt entegen. (Mens est infirmae semper contraria carni.)

63 Die der heilige Geist lehret, was sollen die in heidnische Pfützen zur Schule gehen. - Opel, 376.

64 Ein grosser Geist geht seinen eignen Weg.

Lat.: Gravis animus dubiam non habet sententiam. (Philippi, I, 171.)

65 Er ist der Geist, der stets verneint.

Immer widersprechend. In Goethe's Faust sagt Mephistopheles: Ich bin der Geist, der stets verneint.

66 Kann der heilige Geist im Felleisen auf Concilien reisen, so können ihn die Kapuziner auch im Zipfel tragen. - Klosterspiegel, 27, 7.

67 Man brachte die Geister auf die Auction, ein jeder fand seinen Geist am passendsten. - Merx, 190.

68 Schwach von Geist und schwer von Hand macht dem Lehrer harten Stand.

69 Was der Geist gründet, nicht bald schwindet.

Lat.: Et memorem famam, qui bene gessit, habet. (Philippi, I, 140.)

70 Was sich zum Geist soll klären, muss kochen erst und gähren. - Frieske, 5.

71 Wenn die Geister weiss gehen, bedeutets, dass die Mägd dicke Bäuch kriegen. - Simplic., Vogelnest, 469.

72 Wenn der Geist auswärts ist, was nützen die Augen daheim?

73 Wo der Geist ist Herr und der Körper Knecht, da ist die Wirthschaft recht.

Lat.: Si corpori anima praeest, animam cura prius. (Sailer, Sprüche, 14.)

*74 Den heiligen Geist mit Federn fressen. - Luther's Tischr. 112b.

*75 Die dienstbaren Geister. - Eselsfresser, 1, 14.

*76 Die Geister platzen aufeinander.

Zur Bezeichnung eines heftigen Meinungsaustausches. In einem Briefe Luther's vom 21. August 1524 in Bezug auf das Auftreten Münzer's an die Fürsten von Sachsen heisst es: "Man lass die Geister aufeinander platzen und treffen." (Vgl. Büchmann, X, 52.)

*77 Er hat den heiligen Geist allein gefressen. - Herberger, Ib, 637.

*78 Heiliger Geist auf Buchau zu!

Wird hauptsächlich angewandt, die Einwohner von Buchau, einer kleinen Stadt im Kreise Ellbogen, zu necken. In der dortigen Kirche war eine hölzerne Taube, das Symbol des heiligen Geistes, unbrauchbar geworden. Man schickte den Sakristan nach Lubenz, um eine andere zu holen. Dieser kaufte aber dort eine schöne, weisse, lebendige Taube, die ihm aber unterwegs aus dem Korbe, in dem er sie trug, davon flog, wobei er in die Worte ausbrach: "Heiliger Geist auf Buchau zu!" die seitdem sprichwörtlich geworden sind.


[Spaltenumbruch] *30 Du gehörst zu mir, wie der Kopf zu den Haaren, wie zum Weinstock die Trauben, wie zum Fassel der Wein.Elmar, Humor. Gesellschaftsl., Wien 1857, S. 40.

*31 Ich ho gehört wie ej Narr.

D. h. ich habe mich darüber höchlichst verwundert.


Gehorsam.

27 Gehorsam ist des Christen Schmuck.

Aus Schiller's Kampf mit dem Drachen in den Volksmund übergegangen.


Geier.

36 Nun wohlher, den Geier an den Aaren, sprach der Pfaff von Kalenberg.Schaltjahr, II, 191.

*37 Die hat auch den Geier1 barfuss laufen sehen.Schles. Provinzialblätter, 1866, S. 428.

1) Verhüllend für Teufel. Um zu sagen: Sie ist sehr verschmitzt.

*38 Er wird doch nicht des Geiers sein.Klix, 23.

*39 Geh zum Geier!


Geige.

30 Die Geige will gestrichen sein, sonst gibt sie keinen Ton.

Die Russen: Wollte der Geiger die Hand nicht rühren, wie könnte er sein Fideln hören. (Altmann VI, 429.)

31 Eine Geige überschreit hundert Harfen.

32 Je länger eine gute Geige gespielt wird, desto schöner wird ihr Ton.

33 Jede Geige hat ihren eignen Ton, und jede Kuh ihre Art.Gotthelf, Erzählungen, V, 63.

34 Wer nimmt noch die Geige, wenn Paganini gespielt hat.

Nach dem Meister tritt der Schüler zurück.

35 Wer sich zur Geige macht, der wird gestrichen.Altmann VI, 485.

*36 Das geht über alle Geigen.

„Dieser Gehorsam ist dem N. ein göttlicher, guldiner und über alle Geigen lieblicher und annemblicher Gehorsam.“ (Vgl. Birlinger, Alemannia, III, 294.)

*37 Das ist die alte Geyge.Schütz, Serp. Antiq., 38b.

*38 Das ist eine alte Geige, darauf neue Saiten gezogen.Nigrinus, Vorr. Bl. 17a.

*39 Die erste Geige spielen.

Von Leuten, die sich gern tonangebend geberden.

*40 Er spielt eine schöne Geige.

D. h. er spielt die Geige meisterlich.


Geigen.

10 Ich hoa ei men jungen Juhren sihr gut geige gekunnt. Na, geiga kon ich zwoar heute noch, oder mit 'm Fingarn is verbei.Schles. Provinzialblätter 1871, S. 68.

11 Wer will einem andern geigen, denk' an sich, so wird er schweigen.

*12 Er geigt über dem Stossen. (Köthen.)

D. h. hinter dem Stege; für: er macht Verkehrtes. Die Redensart deutet auf Trunkenheit.


Geiger.

6 Dem besten Geiger platzt eine Saite.

Aehnlich die Russen bei Altmann VI, 429.

7 In des Geigers Haus muss jedes tanzen.


Geil (Subst.).

* Einem den Geil eintreiben.

Der Stärkere dem Schwächeren, von dem er angegriffen wird. „Sunst wirdt er dir den Geil eintreiben.“ (Waldis III, 86, 42.)


Geil (Adj.).

*4 Er ist so geil wie ein Bock.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is a Chammer-Esel. Der Esel (hebr. Chammer) wird allgemein als Sinnbild der Geilheit betrachtet.

*5 Geiler dann ein Spatz.Gessner, Vogelbuch, 221a.

*6 Nett so geil as Zägenbuck.Kern, 884.


Geisel.

*8 De Gîssel plätscht um Äinjt.Schuster, 1073.

*9 Die Geissel über etwas schwingen.

Scharf darüber urtheilen.


Geiss.

54 Alte Geissen lecken auch gerne, sagte der Heiri von Uri, als der Abt die Aebtissin küsste.Klosterspiegel, 73, 4.

55 En âl Gess frist ôch noch gär e grön Blättche. (Bedburg.)

56 Eine alte Geiss frisst sauber auf.

It.: Capra vecchia bene sbrocca. (Giani, 299.)


[Spaltenumbruch]

57 Jang Gessten un âl böck gevve mieh Zöckeln als glöck. (Bedburg.)

58 Wer die Geiss an einen Kohlstrunk bindet, behält die Geiss, wenn er den Strick auch verliert.Altmann VI, 416.

*59 Der Geiss an den Kragen greiffen.Luther's Tischr., 384b.

*60 Er lauft der Geis nach, wenn s' ein blaues Fürtuch (Schürze) umhett. (Rott-Thal.)

Der Verliebte.

*61 Um der Geissen Bart streiten.


Geissbock.

5 Der Geissbock ist des Schneiders Sonntagsross.

Aus Bräuchen der heidnischen Vorzeit zu erklären.

*6 Wiér dît de Gîseback af de Wäinjert sorgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 198b.


Geist.

59 Der auf Geister schiesst, der trifft sich.Gutzkow, Ritter, 293.

60 Dort hat der heilige Geist noch nicht rumort.

Dies Sprichwort ist im vorigen Jahrhundert zu Frankfurt a. O. entstanden und wird meist ironisch von einem Hause oder Orte angewandt, dem es an dem rechten Glauben gebricht.

61 Der Geist klebt nicht am Staube.

Lat.: Difficile est, fateor, sed tendit ad ardua virtus. (Philippi, I, 118.)

62 Der Geist ist dem Fleische allezeit entgegen.

Bei Tunnicius (1354): De geist is dem vleische alle tyt entegen. (Mens est infirmae semper contraria carni.)

63 Die der heilige Geist lehret, was sollen die in heidnische Pfützen zur Schule gehen.Opel, 376.

64 Ein grosser Geist geht seinen eignen Weg.

Lat.: Gravis animus dubiam non habet sententiam. (Philippi, I, 171.)

65 Er ist der Geist, der stets verneint.

Immer widersprechend. In Goethe's Faust sagt Mephistopheles: Ich bin der Geist, der stets verneint.

66 Kann der heilige Geist im Felleisen auf Concilien reisen, so können ihn die Kapuziner auch im Zipfel tragen.Klosterspiegel, 27, 7.

67 Man brachte die Geister auf die Auction, ein jeder fand seinen Geist am passendsten.Merx, 190.

68 Schwach von Geist und schwer von Hand macht dem Lehrer harten Stand.

69 Was der Geist gründet, nicht bald schwindet.

Lat.: Et memorem famam, qui bene gessit, habet. (Philippi, I, 140.)

70 Was sich zum Geist soll klären, muss kochen erst und gähren.Frieske, 5.

71 Wenn die Geister weiss gehen, bedeutets, dass die Mägd dicke Bäuch kriegen.Simplic., Vogelnest, 469.

72 Wenn der Geist auswärts ist, was nützen die Augen daheim?

73 Wo der Geist ist Herr und der Körper Knecht, da ist die Wirthschaft recht.

Lat.: Si corpori anima praeest, animam cura prius. (Sailer, Sprüche, 14.)

*74 Den heiligen Geist mit Federn fressen.Luther's Tischr. 112b.

*75 Die dienstbaren Geister.Eselsfresser, 1, 14.

*76 Die Geister platzen aufeinander.

Zur Bezeichnung eines heftigen Meinungsaustausches. In einem Briefe Luther's vom 21. August 1524 in Bezug auf das Auftreten Münzer's an die Fürsten von Sachsen heisst es: „Man lass die Geister aufeinander platzen und treffen.“ (Vgl. Büchmann, X, 52.)

*77 Er hat den heiligen Geist allein gefressen.Herberger, Ib, 637.

*78 Heiliger Geist auf Buchau zu!

Wird hauptsächlich angewandt, die Einwohner von Buchau, einer kleinen Stadt im Kreise Ellbogen, zu necken. In der dortigen Kirche war eine hölzerne Taube, das Symbol des heiligen Geistes, unbrauchbar geworden. Man schickte den Sakristan nach Lubenz, um eine andere zu holen. Dieser kaufte aber dort eine schöne, weisse, lebendige Taube, die ihm aber unterwegs aus dem Korbé, in dem er sie trug, davon flog, wobei er in die Worte ausbrach: „Heiliger Geist auf Buchau zu!“ die seitdem sprichwörtlich geworden sind.


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[[659]/0671] *30 Du gehörst zu mir, wie der Kopf zu den Haaren, wie zum Weinstock die Trauben, wie zum Fassel der Wein. – Elmar, Humor. Gesellschaftsl., Wien 1857, S. 40. *31 Ich ho gehört wie ej Narr. D. h. ich habe mich darüber höchlichst verwundert. Gehorsam. 27 Gehorsam ist des Christen Schmuck. Aus Schiller's Kampf mit dem Drachen in den Volksmund übergegangen. Geier. 36 Nun wohlher, den Geier an den Aaren, sprach der Pfaff von Kalenberg. – Schaltjahr, II, 191. *37 Die hat auch den Geier1 barfuss laufen sehen. – Schles. Provinzialblätter, 1866, S. 428. 1) Verhüllend für Teufel. Um zu sagen: Sie ist sehr verschmitzt. *38 Er wird doch nicht des Geiers sein. – Klix, 23. *39 Geh zum Geier! Geige. 30 Die Geige will gestrichen sein, sonst gibt sie keinen Ton. Die Russen: Wollte der Geiger die Hand nicht rühren, wie könnte er sein Fideln hören. (Altmann VI, 429.) 31 Eine Geige überschreit hundert Harfen. 32 Je länger eine gute Geige gespielt wird, desto schöner wird ihr Ton. 33 Jede Geige hat ihren eignen Ton, und jede Kuh ihre Art. – Gotthelf, Erzählungen, V, 63. 34 Wer nimmt noch die Geige, wenn Paganini gespielt hat. Nach dem Meister tritt der Schüler zurück. 35 Wer sich zur Geige macht, der wird gestrichen. – Altmann VI, 485. *36 Das geht über alle Geigen. „Dieser Gehorsam ist dem N. ein göttlicher, guldiner und über alle Geigen lieblicher und annemblicher Gehorsam.“ (Vgl. Birlinger, Alemannia, III, 294.) *37 Das ist die alte Geyge. – Schütz, Serp. Antiq., 38b. *38 Das ist eine alte Geige, darauf neue Saiten gezogen. – Nigrinus, Vorr. Bl. 17a. *39 Die erste Geige spielen. Von Leuten, die sich gern tonangebend geberden. *40 Er spielt eine schöne Geige. D. h. er spielt die Geige meisterlich. Geigen. 10 Ich hoa ei men jungen Juhren sihr gut geige gekunnt. Na, geiga kon ich zwoar heute noch, oder mit 'm Fingarn is verbei. – Schles. Provinzialblätter 1871, S. 68. 11 Wer will einem andern geigen, denk' an sich, so wird er schweigen. *12 Er geigt über dem Stossen. (Köthen.) D. h. hinter dem Stege; für: er macht Verkehrtes. Die Redensart deutet auf Trunkenheit. Geiger. 6 Dem besten Geiger platzt eine Saite. Aehnlich die Russen bei Altmann VI, 429. 7 In des Geigers Haus muss jedes tanzen. Geil (Subst.). * Einem den Geil eintreiben. Der Stärkere dem Schwächeren, von dem er angegriffen wird. „Sunst wirdt er dir den Geil eintreiben.“ (Waldis III, 86, 42.) Geil (Adj.). *4 Er ist so geil wie ein Bock. Jüdisch-deutsch in Warschau: Er is a Chammer-Esel. Der Esel (hebr. Chammer) wird allgemein als Sinnbild der Geilheit betrachtet. *5 Geiler dann ein Spatz. – Gessner, Vogelbuch, 221a. *6 Nett so geil as Zägenbuck. – Kern, 884. Geisel. *8 De Gîssel plätscht um Äinjt. – Schuster, 1073. *9 Die Geissel über etwas schwingen. Scharf darüber urtheilen. Geiss. 54 Alte Geissen lecken auch gerne, sagte der Heiri von Uri, als der Abt die Aebtissin küsste. – Klosterspiegel, 73, 4. 55 En âl Gess frist ôch noch gär e grön Blättche. (Bedburg.) 56 Eine alte Geiss frisst sauber auf. It.: Capra vecchia bene sbrocca. (Giani, 299.) 57 Jang Gessten un âl böck gevve mieh Zöckeln als glöck. (Bedburg.) 58 Wer die Geiss an einen Kohlstrunk bindet, behält die Geiss, wenn er den Strick auch verliert. – Altmann VI, 416. *59 Der Geiss an den Kragen greiffen. – Luther's Tischr., 384b. *60 Er lauft der Geis nach, wenn s' ein blaues Fürtuch (Schürze) umhett. (Rott-Thal.) Der Verliebte. *61 Um der Geissen Bart streiten. Geissbock. 5 Der Geissbock ist des Schneiders Sonntagsross. Aus Bräuchen der heidnischen Vorzeit zu erklären. *6 Wiér dît de Gîseback af de Wäinjert sorgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 198b. Geist. 59 Der auf Geister schiesst, der trifft sich. – Gutzkow, Ritter, 293. 60 Dort hat der heilige Geist noch nicht rumort. Dies Sprichwort ist im vorigen Jahrhundert zu Frankfurt a. O. entstanden und wird meist ironisch von einem Hause oder Orte angewandt, dem es an dem rechten Glauben gebricht. 61 Der Geist klebt nicht am Staube. Lat.: Difficile est, fateor, sed tendit ad ardua virtus. (Philippi, I, 118.) 62 Der Geist ist dem Fleische allezeit entgegen. Bei Tunnicius (1354): De geist is dem vleische alle tyt entegen. (Mens est infirmae semper contraria carni.) 63 Die der heilige Geist lehret, was sollen die in heidnische Pfützen zur Schule gehen. – Opel, 376. 64 Ein grosser Geist geht seinen eignen Weg. Lat.: Gravis animus dubiam non habet sententiam. (Philippi, I, 171.) 65 Er ist der Geist, der stets verneint. Immer widersprechend. In Goethe's Faust sagt Mephistopheles: Ich bin der Geist, der stets verneint. 66 Kann der heilige Geist im Felleisen auf Concilien reisen, so können ihn die Kapuziner auch im Zipfel tragen. – Klosterspiegel, 27, 7. 67 Man brachte die Geister auf die Auction, ein jeder fand seinen Geist am passendsten. – Merx, 190. 68 Schwach von Geist und schwer von Hand macht dem Lehrer harten Stand. 69 Was der Geist gründet, nicht bald schwindet. Lat.: Et memorem famam, qui bene gessit, habet. (Philippi, I, 140.) 70 Was sich zum Geist soll klären, muss kochen erst und gähren. – Frieske, 5. 71 Wenn die Geister weiss gehen, bedeutets, dass die Mägd dicke Bäuch kriegen. – Simplic., Vogelnest, 469. 72 Wenn der Geist auswärts ist, was nützen die Augen daheim? 73 Wo der Geist ist Herr und der Körper Knecht, da ist die Wirthschaft recht. Lat.: Si corpori anima praeest, animam cura prius. (Sailer, Sprüche, 14.) *74 Den heiligen Geist mit Federn fressen. – Luther's Tischr. 112b. *75 Die dienstbaren Geister. – Eselsfresser, 1, 14. *76 Die Geister platzen aufeinander. Zur Bezeichnung eines heftigen Meinungsaustausches. In einem Briefe Luther's vom 21. August 1524 in Bezug auf das Auftreten Münzer's an die Fürsten von Sachsen heisst es: „Man lass die Geister aufeinander platzen und treffen.“ (Vgl. Büchmann, X, 52.) *77 Er hat den heiligen Geist allein gefressen. – Herberger, Ib, 637. *78 Heiliger Geist auf Buchau zu! Wird hauptsächlich angewandt, die Einwohner von Buchau, einer kleinen Stadt im Kreise Ellbogen, zu necken. In der dortigen Kirche war eine hölzerne Taube, das Symbol des heiligen Geistes, unbrauchbar geworden. Man schickte den Sakristan nach Lubenz, um eine andere zu holen. Dieser kaufte aber dort eine schöne, weisse, lebendige Taube, die ihm aber unterwegs aus dem Korbé, in dem er sie trug, davon flog, wobei er in die Worte ausbrach: „Heiliger Geist auf Buchau zu!“ die seitdem sprichwörtlich geworden sind.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [659]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/671>, abgerufen am 29.04.2024.