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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Kindermachen.

Kindermachen ist kein Frondienst, sonst thäten's Edelleute und Pfaffen nicht selbst. - Junker und Pfaffen, 58.


Kindermund.

2 Kindermund thut oft die Wahrheit kund.


Kinderzucht.

6 Kinderzucht - Bürgerzucht. - Mathesius, Sarepta, CCXXIb.


Kindeshand.

Kindeshand ist bald gefüllt.

Bei Tunnicius (620): Kindes hant is bolde gevullet. - (Parva manus pueri repletur munere parvo.)


Kindesliebe.

Kindesliebe hält so lange an, als Wasser in ein Sieb gethan.

It.: Amor di fanciullo, acqua in canestro. (Giani, 74.)


Kindheit.

*2 Er geht in die Kindheit.


Kindisch.

* Kindisch werden.

Engl.: To fall into dotage.

Frz.: Tomber en enfance.

It.: Rimbambire.

Lat.: Repuerascere. (Marin, 5.)


Kindlein.

7 Was soll (wird) aus dem Kindlein werden? - Struve, II, 16.


Kindskopf.

*2 Du bist a rechter Kindskopf. (Ulm.)


Kinnbacken.

*4 Er hat mehr mit den Kinnbacken als mit dem Kopfe (Gehirn) gearbeitet.

So sagt der Dichter Saint-Amant zu einem Schmarotzer, der schwarze Haare und einen weissen Bart hatte.


Kippen.

*2 Er kippt. (Köthen.)

Ist ein Trinker.


Kipperkunst.

Kipper- und Wipperkunst. - Frischbier, 4356.

Als Unterschrift zu dem Bilde im 51. Felde der Börse der königsberger Kaufmannschaft. Das Bild zeigt eine aufgerichtete Wippe, deren Querholz wie ein Spaten mit einem langen Stiele aussieht. Am vordern Theile desselben steht eine angelehnte Leiter. Unten an der Wippe steht eine grosse Scheibe, worin eine geflügelte Sanduhr zu sehen. Ueber der Sanduhr ist geschrieben: "Kurz ist die Zeit, klein ist die Freud'." Unter derselben: "Gross ist das Leid, verdammt sein in Ewigkeit." Auf der Seite steht ein Mann, der mit dem Klingelbeutel bettelt: "Nach Geld hab ich gerungen." Auf der vordersten Spitze der Wippe steht ein Mann: "Kippen ist mir gelungen." Dieser hält einen Strick in der linken Hand und reisst damit der Gerechtigkeit die Zunge aus dem Halse.


Kirche.

191 Die Kirche ist Katzenart, will nicht gebunden sein.

D. i. will von niemand regiert sein, sondern jedermann regieren und vorschreiben. (Zinkgref, IV, 69.)

192 Die Kirche rupft, aber zahlt nicht.

It.: La chiesa non paga mai. (Giani, 350.)

193 Die Kirche zu Leon ist die schönste, die zu Toledo die reichste, die zu Sevilla die grösste und die zu Salamanca die stärkste. - Beiche, 221a.

194 Die römische Kirche wird ohnmächtig von Gottes Wort wie eine Art Käfer vom Geruch des Bisams. - Zinkgref, IV, 69.

195 Fest ruhet der Kirche herrliches Schiff auf deinem Pfeiler, o Priesterkniff.

196 Je leerer die Kirchen, je voller die Kerker.

Die Chinesen sagen ähnlich: Die Gefängnisse werden Tag und Nacht geschlossen und sind doch immer voll; die Tempel sind stets geöffnet und bleiben dennoch leer. (Draper, Geistige Entwickelung Europas, S. 56.)

197 Kirchen, Bilder, Kränze, Glocken, Weiber, die geschmückt als Docken, Knoblauch und Branntewein seyn in Moskau sehr gemein. - Beiche, 235b.

198 Lieber in der Kirchen hinder der Thür sitzen als beym besten Mahl. - Zinkgref, IV, 85.

[Spaltenumbruch] 199 Ohne Kirche und Schenke kann's kein Dorf geben. (Rumänisch.) - Neue Freie Presse, 4576.

200 Wer an die römische Kirche glaubt, dem sagt sie: heut wirst du mit mir im Paradiese sein. - Zinkgref, IV, 67.

201 Wer der Kirche viel verspricht, dessen Busse traue nicht.

Die Italiener sagen: Wenn der Korsar Messen und Wachs (Votivkerzen) verspricht zu spenden, so soll man ihn auf die Galere senden: Quando il corsaro promette messe e cera mandalo in galera. (Giani, 409.)

202 Wer in die Kirche und auf den Markt will gehn, braucht um Begleiter sich nicht umzusehn.

It.: In chiesa ni in mercato, non andar mai accompagnato. (Giani, 7.)

*203 A könnte Kirchen fal troagen. - Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 437.

Von einer Person, die sehr gross und stark ist.

*204 Der geht mit der Kirche ums Kreuz. - Wurth, 140.

*205 Der nahest bey der Kirchen, der letzt hinein. - Petri, II, 102.

*206 Er könnte Kirchen feil tragen und geht mit dem Abc-buch.

Lat.: Turpis et ridicula res est elementarius senex. (Seneca.) (Philippi, II, 227.)

*207 Es geht nach der rothen kirchen vnd durch die rothe küchen.

Wie die Hausfarbe der Germanen roth war, so tru gen auch Kirchen und Klöster zum Zeichen ihrer Rechtsbefugnisse rothen Anstrich.

*208 Hei heft ön ä Dommelkeimsch' Körch lödde gehört. (Samland.)

Dommelkeim ist ein Gut zum Kirchdorfe Margen, Kreis Fischhausen, gehörig, also ohne Kirche. (S. Gott 2456.)


Kirchensegen.

Kirchensegen ist goldner Regen, Priestertonsur die halbe Chur. - Deutsche Rundschau, 11. Hft., August 1875, S. 178.


Kirchthür.

*2 Wenn man dich an eine Kirchenthür malte, es käme kein Hund herein.

Lat.: Omnis abitur aliquis te conspecto. (Binder I, 1278; II, 2367; Erasmus, 317.)


Kirchweihe.

32 Kirchweih ist des Teufels Hochzeit. - Nigrinus, Inquisition, 185.


Kirmes.

31 Au an der Kirbe wurds Nacht. - Michel, 255.

Jedes Vergnügen hat seine Grenze.

32 Heut isch Kerwe, morge isch Kerwe bis de Mittwoch Abend. (Rheinpfalz.)

33 In der Kirmess essen die Bauern Kuchen für Brot und Wurst für Kraut.

Holl.: Als 't kermis is eten de Boeren waffels voor brood, en worst voor toe-spijs. (Cats, 199.)

*34 Der ist nicht blos auf Einer Kirmes gewesen. - Zinkgref, IV, 194.

Ist erfahren, durchtrieben.

*35 Er wird mir schon zur Kirmes kommen.

Holl.: Hij zal wel ten offer komen. (Harrebomee, II, 132b.)


Kirmeshirse.

* Den Kirmeshirse auftragen.

"Die Dorfleute tragen allzeit jhren Kirmesshirse auff vnd sagen, der Wirt habe einen Ring hinein gethan, man müsse mit dem Löffel tapffer hinein stechen; wer jhn bekommen werde, der soll jhn behalten." (Herberger, II, 448.)


Kirsche.

44 De erschte Kerschen gelden et Geld. - Geschräppels, 9.

45 Die Kirschen schmecken vom Baum am besten.

Lat.: Et magis adducto pomum deducere ramo, quam de caelata sumere lance juvat. (Philippi, I, 140.)

46 Es klettert niemand nach Kirschen, der nicht weiss, wie sie schmecken.

Aehnlich die Russen: Es sucht keiner einen im Arbusenfeld, der nicht weiss, wie Arbusen schmecken. (Altmann VI, 395.)

47 Grüne Kirschen werden roth, kleine Kinder werden grot.

Holl.: Groene Kerssen werden root, kleyne kinders werden groot. (Cats, 18.)

[Spaltenumbruch]
Kindermachen.

Kindermachen ist kein Frondienst, sonst thäten's Edelleute und Pfaffen nicht selbst.Junker und Pfaffen, 58.


Kindermund.

2 Kindermund thut oft die Wahrheit kund.


Kinderzucht.

6 Kinderzucht – Bürgerzucht.Mathesius, Sarepta, CCXXIb.


Kindeshand.

Kindeshand ist bald gefüllt.

Bei Tunnicius (620): Kindes hant is bolde gevullet. – (Parva manus pueri repletur munere parvo.)


Kindesliebe.

Kindesliebe hält so lange an, als Wasser in ein Sieb gethan.

It.: Amor di fanciullo, acqua in canestro. (Giani, 74.)


Kindheit.

*2 Er geht in die Kindheit.


Kindisch.

* Kindisch werden.

Engl.: To fall into dotage.

Frz.: Tomber en enfance.

It.: Rimbambire.

Lat.: Repuerascere. (Marin, 5.)


Kindlein.

7 Was soll (wird) aus dem Kindlein werden?Struve, II, 16.


Kindskopf.

*2 Du bist a rechter Kindskopf. (Ulm.)


Kinnbacken.

*4 Er hat mehr mit den Kinnbacken als mit dem Kopfe (Gehirn) gearbeitet.

So sagt der Dichter Saint-Amant zu einem Schmarotzer, der schwarze Haare und einen weissen Bart hatte.


Kippen.

*2 Er kippt. (Köthen.)

Ist ein Trinker.


Kipperkunst.

Kipper- und Wipperkunst.Frischbier, 4356.

Als Unterschrift zu dem Bilde im 51. Felde der Börse der königsberger Kaufmannschaft. Das Bild zeigt eine aufgerichtete Wippe, deren Querholz wie ein Spaten mit einem langen Stiele aussieht. Am vordern Theile desselben steht eine angelehnte Leiter. Unten an der Wippe steht eine grosse Scheibe, worin eine geflügelte Sanduhr zu sehen. Ueber der Sanduhr ist geschrieben: „Kurz ist die Zeit, klein ist die Freud'.“ Unter derselben: „Gross ist das Leid, verdammt sein in Ewigkeit.“ Auf der Seite steht ein Mann, der mit dem Klingelbeutel bettelt: „Nach Geld hab ich gerungen.“ Auf der vordersten Spitze der Wippe steht ein Mann: „Kippen ist mir gelungen.“ Dieser hält einen Strick in der linken Hand und reisst damit der Gerechtigkeit die Zunge aus dem Halse.


Kirche.

191 Die Kirche ist Katzenart, will nicht gebunden sein.

D. i. will von niemand regiert sein, sondern jedermann regieren und vorschreiben. (Zinkgref, IV, 69.)

192 Die Kirche rupft, aber zahlt nicht.

It.: La chiesa non paga mai. (Giani, 350.)

193 Die Kirche zu Leon ist die schönste, die zu Toledo die reichste, die zu Sevilla die grösste und die zu Salamanca die stärkste.Beiche, 221a.

194 Die römische Kirche wird ohnmächtig von Gottes Wort wie eine Art Käfer vom Geruch des Bisams.Zinkgref, IV, 69.

195 Fest ruhet der Kirche herrliches Schiff auf deinem Pfeiler, o Priesterkniff.

196 Je leerer die Kirchen, je voller die Kerker.

Die Chinesen sagen ähnlich: Die Gefängnisse werden Tag und Nacht geschlossen und sind doch immer voll; die Tempel sind stets geöffnet und bleiben dennoch leer. (Draper, Geistige Entwickelung Europas, S. 56.)

197 Kirchen, Bilder, Kränze, Glocken, Weiber, die geschmückt als Docken, Knoblauch und Branntewein seyn in Moskau sehr gemein.Beiche, 235b.

198 Lieber in der Kirchen hinder der Thür sitzen als beym besten Mahl.Zinkgref, IV, 85.

[Spaltenumbruch] 199 Ohne Kirche und Schenke kann's kein Dorf geben. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4576.

200 Wer an die römische Kirche glaubt, dem sagt sie: heut wirst du mit mir im Paradiese sein.Zinkgref, IV, 67.

201 Wer der Kirche viel verspricht, dessen Busse traue nicht.

Die Italiener sagen: Wenn der Korsar Messen und Wachs (Votivkerzen) verspricht zu spenden, so soll man ihn auf die Galere senden: Quando il corsaro promette messe e cera mandalo in galera. (Giani, 409.)

202 Wer in die Kirche und auf den Markt will gehn, braucht um Begleiter sich nicht umzusehn.

It.: In chiesa ni in mercato, non andar mai accompagnato. (Giani, 7.)

*203 A könnte Kirchen fâl troagen.Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 437.

Von einer Person, die sehr gross und stark ist.

*204 Der geht mit der Kirche ums Kreuz.Wurth, 140.

*205 Der nahest bey der Kirchen, der letzt hinein.Petri, II, 102.

*206 Er könnte Kirchen feil tragen und geht mit dem Abc-buch.

Lat.: Turpis et ridicula res est elementarius senex. (Seneca.) (Philippi, II, 227.)

*207 Es geht nach der rothen kirchen vnd durch die rothe küchen.

Wie die Hausfarbe der Germanen roth war, so tru gen auch Kirchen und Klöster zum Zeichen ihrer Rechtsbefugnisse rothen Anstrich.

*208 Hei heft ön ä Dommelkeimsch' Körch lödde gehört. (Samland.)

Dommelkeim ist ein Gut zum Kirchdorfe Margen, Kreis Fischhausen, gehörig, also ohne Kirche. (S. Gott 2456.)


Kirchensegen.

Kirchensegen ist goldner Regen, Priestertonsur die halbe Chur.Deutsche Rundschau, 11. Hft., August 1875, S. 178.


Kirchthür.

*2 Wenn man dich an eine Kirchenthür malte, es käme kein Hund herein.

Lat.: Omnis abitur aliquis te conspecto. (Binder I, 1278; II, 2367; Erasmus, 317.)


Kirchweihe.

32 Kirchweih ist des Teufels Hochzeit.Nigrinus, Inquisition, 185.


Kirmes.

31 Au an der Kirbe wurds Nacht.Michel, 255.

Jedes Vergnügen hat seine Grenze.

32 Heut isch Kerwe, morge isch Kerwe bis de Mittwoch Abend. (Rheinpfalz.)

33 In der Kirmess essen die Bauern Kuchen für Brot und Wurst für Kraut.

Holl.: Als 't kermis is eten de Boeren waffels voor brood, en worst voor toe-spijs. (Cats, 199.)

*34 Der ist nicht blos auf Einer Kirmes gewesen.Zinkgref, IV, 194.

Ist erfahren, durchtrieben.

*35 Er wird mir schon zur Kirmes kommen.

Holl.: Hij zal wel ten offer komen. (Harrebomée, II, 132b.)


Kirmeshirse.

* Den Kirmeshirse auftragen.

„Die Dorfleute tragen allzeit jhren Kirmesshirse auff vnd sagen, der Wirt habe einen Ring hinein gethan, man müsse mit dem Löffel tapffer hinein stechen; wer jhn bekommen werde, der soll jhn behalten.“ (Herberger, II, 448.)


Kirsche.

44 De erschte Kerschen gelden et Geld.Geschräppels, 9.

45 Die Kirschen schmecken vom Baum am besten.

Lat.: Et magis adducto pomum deducere ramo, quam de caelata sumere lance juvat. (Philippi, I, 140.)

46 Es klettert niemand nach Kirschen, der nicht weiss, wie sie schmecken.

Aehnlich die Russen: Es sucht keiner einen im Arbusenfeld, der nicht weiss, wie Arbusen schmecken. (Altmann VI, 395.)

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[[750]/0762] Kindermachen. Kindermachen ist kein Frondienst, sonst thäten's Edelleute und Pfaffen nicht selbst. – Junker und Pfaffen, 58. Kindermund. 2 Kindermund thut oft die Wahrheit kund. Kinderzucht. 6 Kinderzucht – Bürgerzucht. – Mathesius, Sarepta, CCXXIb. Kindeshand. Kindeshand ist bald gefüllt. Bei Tunnicius (620): Kindes hant is bolde gevullet. – (Parva manus pueri repletur munere parvo.) Kindesliebe. Kindesliebe hält so lange an, als Wasser in ein Sieb gethan. It.: Amor di fanciullo, acqua in canestro. (Giani, 74.) Kindheit. *2 Er geht in die Kindheit. Kindisch. * Kindisch werden. Engl.: To fall into dotage. Frz.: Tomber en enfance. It.: Rimbambire. Lat.: Repuerascere. (Marin, 5.) Kindlein. 7 Was soll (wird) aus dem Kindlein werden? – Struve, II, 16. Kindskopf. *2 Du bist a rechter Kindskopf. (Ulm.) Kinnbacken. *4 Er hat mehr mit den Kinnbacken als mit dem Kopfe (Gehirn) gearbeitet. So sagt der Dichter Saint-Amant zu einem Schmarotzer, der schwarze Haare und einen weissen Bart hatte. Kippen. *2 Er kippt. (Köthen.) Ist ein Trinker. Kipperkunst. Kipper- und Wipperkunst. – Frischbier, 4356. Als Unterschrift zu dem Bilde im 51. Felde der Börse der königsberger Kaufmannschaft. Das Bild zeigt eine aufgerichtete Wippe, deren Querholz wie ein Spaten mit einem langen Stiele aussieht. Am vordern Theile desselben steht eine angelehnte Leiter. Unten an der Wippe steht eine grosse Scheibe, worin eine geflügelte Sanduhr zu sehen. Ueber der Sanduhr ist geschrieben: „Kurz ist die Zeit, klein ist die Freud'.“ Unter derselben: „Gross ist das Leid, verdammt sein in Ewigkeit.“ Auf der Seite steht ein Mann, der mit dem Klingelbeutel bettelt: „Nach Geld hab ich gerungen.“ Auf der vordersten Spitze der Wippe steht ein Mann: „Kippen ist mir gelungen.“ Dieser hält einen Strick in der linken Hand und reisst damit der Gerechtigkeit die Zunge aus dem Halse. Kirche. 191 Die Kirche ist Katzenart, will nicht gebunden sein. D. i. will von niemand regiert sein, sondern jedermann regieren und vorschreiben. (Zinkgref, IV, 69.) 192 Die Kirche rupft, aber zahlt nicht. It.: La chiesa non paga mai. (Giani, 350.) 193 Die Kirche zu Leon ist die schönste, die zu Toledo die reichste, die zu Sevilla die grösste und die zu Salamanca die stärkste. – Beiche, 221a. 194 Die römische Kirche wird ohnmächtig von Gottes Wort wie eine Art Käfer vom Geruch des Bisams. – Zinkgref, IV, 69. 195 Fest ruhet der Kirche herrliches Schiff auf deinem Pfeiler, o Priesterkniff. 196 Je leerer die Kirchen, je voller die Kerker. Die Chinesen sagen ähnlich: Die Gefängnisse werden Tag und Nacht geschlossen und sind doch immer voll; die Tempel sind stets geöffnet und bleiben dennoch leer. (Draper, Geistige Entwickelung Europas, S. 56.) 197 Kirchen, Bilder, Kränze, Glocken, Weiber, die geschmückt als Docken, Knoblauch und Branntewein seyn in Moskau sehr gemein. – Beiche, 235b. 198 Lieber in der Kirchen hinder der Thür sitzen als beym besten Mahl. – Zinkgref, IV, 85. 199 Ohne Kirche und Schenke kann's kein Dorf geben. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4576. 200 Wer an die römische Kirche glaubt, dem sagt sie: heut wirst du mit mir im Paradiese sein. – Zinkgref, IV, 67. 201 Wer der Kirche viel verspricht, dessen Busse traue nicht. Die Italiener sagen: Wenn der Korsar Messen und Wachs (Votivkerzen) verspricht zu spenden, so soll man ihn auf die Galere senden: Quando il corsaro promette messe e cera mandalo in galera. (Giani, 409.) 202 Wer in die Kirche und auf den Markt will gehn, braucht um Begleiter sich nicht umzusehn. It.: In chiesa ni in mercato, non andar mai accompagnato. (Giani, 7.) *203 A könnte Kirchen fâl troagen. – Schles. Provinzialblätter, 1871, S. 437. Von einer Person, die sehr gross und stark ist. *204 Der geht mit der Kirche ums Kreuz. – Wurth, 140. *205 Der nahest bey der Kirchen, der letzt hinein. – Petri, II, 102. *206 Er könnte Kirchen feil tragen und geht mit dem Abc-buch. Lat.: Turpis et ridicula res est elementarius senex. (Seneca.) (Philippi, II, 227.) *207 Es geht nach der rothen kirchen vnd durch die rothe küchen. Wie die Hausfarbe der Germanen roth war, so tru gen auch Kirchen und Klöster zum Zeichen ihrer Rechtsbefugnisse rothen Anstrich. *208 Hei heft ön ä Dommelkeimsch' Körch lödde gehört. (Samland.) Dommelkeim ist ein Gut zum Kirchdorfe Margen, Kreis Fischhausen, gehörig, also ohne Kirche. (S. Gott 2456.) Kirchensegen. Kirchensegen ist goldner Regen, Priestertonsur die halbe Chur. – Deutsche Rundschau, 11. Hft., August 1875, S. 178. Kirchthür. *2 Wenn man dich an eine Kirchenthür malte, es käme kein Hund herein. Lat.: Omnis abitur aliquis te conspecto. (Binder I, 1278; II, 2367; Erasmus, 317.) Kirchweihe. 32 Kirchweih ist des Teufels Hochzeit. – Nigrinus, Inquisition, 185. Kirmes. 31 Au an der Kirbe wurds Nacht. – Michel, 255. Jedes Vergnügen hat seine Grenze. 32 Heut isch Kerwe, morge isch Kerwe bis de Mittwoch Abend. (Rheinpfalz.) 33 In der Kirmess essen die Bauern Kuchen für Brot und Wurst für Kraut. Holl.: Als 't kermis is eten de Boeren waffels voor brood, en worst voor toe-spijs. (Cats, 199.) *34 Der ist nicht blos auf Einer Kirmes gewesen. – Zinkgref, IV, 194. Ist erfahren, durchtrieben. *35 Er wird mir schon zur Kirmes kommen. Holl.: Hij zal wel ten offer komen. (Harrebomée, II, 132b.) Kirmeshirse. * Den Kirmeshirse auftragen. „Die Dorfleute tragen allzeit jhren Kirmesshirse auff vnd sagen, der Wirt habe einen Ring hinein gethan, man müsse mit dem Löffel tapffer hinein stechen; wer jhn bekommen werde, der soll jhn behalten.“ (Herberger, II, 448.) Kirsche. 44 De erschte Kerschen gelden et Geld. – Geschräppels, 9. 45 Die Kirschen schmecken vom Baum am besten. Lat.: Et magis adducto pomum deducere ramo, quam de caelata sumere lance juvat. (Philippi, I, 140.) 46 Es klettert niemand nach Kirschen, der nicht weiss, wie sie schmecken. Aehnlich die Russen: Es sucht keiner einen im Arbusenfeld, der nicht weiss, wie Arbusen schmecken. (Altmann VI, 395.) 47 Grüne Kirschen werden roth, kleine Kinder werden grot. Holl.: Groene Kerssen werden root, kleyne kinders werden groot. (Cats, 18.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [750]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/762>, abgerufen am 29.04.2024.