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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 118 Zur Mühle gehören zwei Steine, zur Liebe zwei Herzen. - Merx, 108.

*119 Seine Mühle geht nach Wunsch.

Altfries.: Sin Mellen geid eed Wensk. (Hansen, 12.)

*120 Sie muss in die plibischker Mühle, wo die alten Gesichter jung gemacht werden. - Frischbier, 2900.

Von einer heirathslustigen alten Jungfer. Ueber Plibischken s. Gewehr 7.


Mühlrad.

7 An einem gehenden Mühlrade gibt's keine Spinnweben.

Holl.: Daar wast geen spinrag aan een' draaijenden molenkam. (Harrebomee, II, 290a.)

8 Ein Mühlrad, das nicht umgeht, ein Ofen, der nicht heizt, und eine Mutter, die nicht gerne daheim ist, sind nichts werth. - Eichsfelder Volksblätter, 1877, Nr. 21.


Mühlstein.

17 Abgenutzte Mühlsteine und grosse Manschettenknöpfe sind schwer zu verwenden.

18 Der untere Mühlstein ist zum Mahlen so nöthig wie der obere.


Muhme.

7 A krümme (lahme) Mühme (Muhme), fort (doch) a Mühme.

Wenn auch die Muhme lahm ist, so ist sie doch eine Muhme. Die Verwandten soll man schätzen, wenn sie auch Fehler haben.


Mulier.

Malus mulier ist schlecht Latein, aber ein noch schlimmerer Hausrath.

Dän.: Malus mulier er ond Latin, og vaerre boeskab. (Prov. dan., 409.)


Mull.

He geit na Junker Mull. - Kern, 775.

D. h. er wird bald ins Grab steigen müssen.


Müller.

87 Den Müllern kommt's auf dem Wasser geschwommen; es hat noch keiner zu wenig genommen. - Comotovia, 1876, S. 64.

88 Der Müller denkt immer, es wachse kein Weizen, als damit seine Mühle gehe. - Leipziger Illustrirte Zeitung, 1860.

89 Der Müller hat seine Zeit, aber der Esel auch.

Frz.: Il y a temps pour l'ane, et temps pour le meunier. (Cahier, 1694.)

90 Der Müller ist fromm, wenn er in der Kirche ist, oder in der Stube zum Fenster hinausguckt.

91 Die Müller, denn ohne sie hätten wir kein Brot, sagte Klaus, als man ihn fragte, welches die nothwendigsten Diebe in einer Stadt wären. - Harssdörffer, 2843.

92 Menge dich nicht, wie der Müller, in jedermanns Korn hinein. - Schuller, 44.

93 Müller greifen gern zu tief in die Säcke.

"Der Schultheiss von Solothurn ward von dem von Biel angesprochen, dass er jhm doch einen vndiebischen Müller wolle zulassen, dann jhr Müller so tieff in die Säck gegriffen." (Zinkgref, IV, 34.)

94 Während der Müller schläft, fliesst viel Wasser davon.

95 Wer mit Müllern zu handeln hat, der wird mehlig. - Schaltjahr, III, 436.

96 Wo Müller und Bäcker Hungers sterben, muss grosse Theuerung sein. - Wirth, I, 340.


Müllerhund.

Er gleicht einem Müllerhunde, der sich die Schnauze leckt, ehe der Sack aufgebunden ist.


Mumm.

* Er kriegt wieder Mumm. (Schles.)

D. i. bessere Laune. "Zwee, drei Sätze koamen och a su weit richtig zu Tage, doss a wieder a wing Mumm krigte." (R. Rössler im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1875, Nr. 269.)


Mummedeya.

* Es sind Mummedeya.

Mit diesem Spottnamen werden die streng protestantischen Engadinerinnen, weil sie so ernst verhüllt und steif einherschreiten, von den Vintschgauern bezeichnet, [Spaltenumbruch] wie diese auch die Sprache der Engadiner, weil diese einigermassen Zungengeläufigkeit besitzen, mit dem Ausdrucke "Plitschles, platschles" verspotten. (Westermann, 25, 618.)


Mummeln.

*3 Magst du nit mei Mummla, so hast du mi nit lieb.

Die Duxer in Tirol haben, wie überhaupt häufig, so auch während des Tanzes einen Fleck "Kuiat" oder "Kuipech", d. i. Käupech im Munde, dessen eines Ende aus demselben heraushängt. Will nun ein Bursche seine Tänzerin um Gegenliebe befragen, so sagt er: "Beiss mer aft acha!" Das zärtliche Mädchen thut es sogleich, was ihrem Schatz so viel gilt als ein Kuss. Ekelt ihr davor, so weiss er auch, dass es mit der Liebe nicht weit her ist, was das obige Sprichwort ausdrückt. (Hörmann in: Wiener Abendpost, 1874, Nr. 46.)


München.

4 München ist ein goldener Sattel auf einem magern Pferde.

Angeblich ein Ausspruch Gustav Adolf's von Schweden, der damit hat sagen wollen, dass München zwar an sich sehr schön, aber dessen Umgegend reizlos sei, eine Ansicht, die in Hackländer's Ueber Land und Meer (XV, 1, Nr. 20, S. 395) in dem Artikel: Das Maximilianstift bei München bestritten wird.

5 Wenn man in München gut essen will, muss man nach Augsburg fahren. - Museum, Beil. zur Frankfurter Presse, 1872, Nr. 983.


Münchner.

Wenn der Münchner morgens aufsteht, ist er ein Bierfass, wenn er zu Bett geht, ein Fass Bier.

Das Witzwort soll von Saphir herrühren.


Mund.

317 Der Mund öffnet sich, wenn der Elnbogen sich bewegt.

Um ihm nämlich Speise zuzuführen.

318 Des Menschen Mund ist sein Henker und sein Arzt.

"Als unsere Vorfahren das Salz anstatt der Musskat, Nägelein und Pfeffer, der Honig anstatt des Zuckers und die Arbeit anstatt der vielen Brühlein war, sind sie starke und gesunde Leute gewesen, welche es zu grossem Alter gebracht. Nun aber das Gold und Gewürz der neuen Welt die alte Welt zu Gecken und Schlecken machet, sind wir vielen vor unbekannten Krankheiten unterworfen und bringen unser Leben selten hoch, dass wir frembde Arzneyn gebrauchen, und waar machen das alte Sprichwort: Des Menschen Mund ist sein Henker und sein Artzt." (Vollst. Verm. Trincir- Buch, Nürnberg 1654, S. 129.)

319 Die Kinder öffnen den Mund früher als die Augen. (Venedig.)

320 Durch den Mund heizt man den Ofen.

D. h. erwärmt man den Magen.

It.: Per la bocca si scalda il forno. (Giani, 237.)

321 Ein geschmierter (bestochener) Mund spricht willfährig zu jeder Stund.

It.: Bocca unta non puo dir di no. (Giani, 241.)

322 Ein schweigender Mund und ein leidender Grund, und ein Herz voll Minne, da ist Gott zu aller Zeit inne. - Alter Spruch, vgl. Einsame Stunden, 315.

323 Es ist besser einem Mund zu viel gegessen, als ein Wort zu viel gesprochen. - Schulfreund, 84, 7.

324 Es soll des Koches Mund sich richten nach des Herrn Schlund. - Simon, 693.

325 Feiler Mund und feile Hand bringen eitel Scham und Schand.

Lat.: Et verba et opera foeda sunt venalia. (Sailer, Sprüche, 59.)

326 In Einen Mund gehören nicht zwei Zungen.

327 Me schal dyne munt myt (swyne) parlen belegghen. - Freybe, Redentiner Spiel, 1562.

Man soll seinen Mund mit Perlen schmücken. Spott des Volks auf den Schönredner.

328 Rein von Mund und treu von Handen, dient als Pass durch alle Landen.

It.: Mano dritta e bocca monda puo andare per tutto il mondo. (Giani, 992.)

329 Was der Mund spricht, zahlt die Gurgel.

330 Was wohl behagt dem Mund, richtet den Beutel zu Grund.

It.: Cio che piace alla bocca, sgusta la borsa. (Giani 238.)

[Spaltenumbruch] 118 Zur Mühle gehören zwei Steine, zur Liebe zwei Herzen.Merx, 108.

*119 Seine Mühle geht nach Wunsch.

Altfries.: Sin Mellen geid eed Wensk. (Hansen, 12.)

*120 Sie muss in die plibischker Mühle, wo die alten Gesichter jung gemacht werden.Frischbier, 2900.

Von einer heirathslustigen alten Jungfer. Ueber Plibischken s. Gewehr 7.


Mühlrad.

7 An einem gehenden Mühlrade gibt's keine Spinnweben.

Holl.: Daar wast geen spinrag aan een' draaijenden molenkam. (Harrebomée, II, 290a.)

8 Ein Mühlrad, das nicht umgeht, ein Ofen, der nicht heizt, und eine Mutter, die nicht gerne daheim ist, sind nichts werth.Eichsfelder Volksblätter, 1877, Nr. 21.


Mühlstein.

17 Abgenutzte Mühlsteine und grosse Manschettenknöpfe sind schwer zu verwenden.

18 Der untere Mühlstein ist zum Mahlen so nöthig wie der obere.


Muhme.

7 A krümme (lahme) Mühme (Muhme), fort (doch) a Mühme.

Wenn auch die Muhme lahm ist, so ist sie doch eine Muhme. Die Verwandten soll man schätzen, wenn sie auch Fehler haben.


Mulier.

Malus mulier ist schlecht Latein, aber ein noch schlimmerer Hausrath.

Dän.: Malus mulier er ond Latin, og vaerre boeskab. (Prov. dan., 409.)


Mull.

He geit na Junker Mull.Kern, 775.

D. h. er wird bald ins Grab steigen müssen.


Müller.

87 Den Müllern kommt's auf dem Wasser geschwommen; es hat noch keiner zu wenig genommen.Comotovia, 1876, S. 64.

88 Der Müller denkt immer, es wachse kein Weizen, als damit seine Mühle gehe.Leipziger Illustrirte Zeitung, 1860.

89 Der Müller hat seine Zeit, aber der Esel auch.

Frz.: Il y a temps pour l'âne, et temps pour le meunier. (Cahier, 1694.)

90 Der Müller ist fromm, wenn er in der Kirche ist, oder in der Stube zum Fenster hinausguckt.

91 Die Müller, denn ohne sie hätten wir kein Brot, sagte Klaus, als man ihn fragte, welches die nothwendigsten Diebe in einer Stadt wären.Harssdörffer, 2843.

92 Menge dich nicht, wie der Müller, in jedermanns Korn hinein.Schuller, 44.

93 Müller greifen gern zu tief in die Säcke.

„Der Schultheiss von Solothurn ward von dem von Biel angesprochen, dass er jhm doch einen vndiebischen Müller wolle zulassen, dann jhr Müller so tieff in die Säck gegriffen.“ (Zinkgref, IV, 34.)

94 Während der Müller schläft, fliesst viel Wasser davon.

95 Wer mit Müllern zu handeln hat, der wird mehlig.Schaltjahr, III, 436.

96 Wo Müller und Bäcker Hungers sterben, muss grosse Theuerung sein.Wirth, I, 340.


Müllerhund.

Er gleicht einem Müllerhunde, der sich die Schnauze leckt, ehe der Sack aufgebunden ist.


Mumm.

* Er kriegt wieder Mumm. (Schles.)

D. i. bessere Laune. „Zwee, drei Sätze koamen ôch a su weit richtig zu Tage, doss a wieder a wing Mumm krigte.“ (R. Rössler im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1875, Nr. 269.)


Mummedeya.

* Es sind Mummedeya.

Mit diesem Spottnamen werden die streng protestantischen Engadinerinnen, weil sie so ernst verhüllt und steif einherschreiten, von den Vintschgauern bezeichnet, [Spaltenumbruch] wie diese auch die Sprache der Engadiner, weil diese einigermassen Zungengeläufigkeit besitzen, mit dem Ausdrucke „Plitschles, platschles“ verspotten. (Westermann, 25, 618.)


Mummeln.

*3 Magst du nit mei Mummla, so hast du mi nit lieb.

Die Duxer in Tirol haben, wie überhaupt häufig, so auch während des Tanzes einen Fleck „Kuiat“ oder „Kuipech“, d. i. Käupech im Munde, dessen eines Ende aus demselben heraushängt. Will nun ein Bursche seine Tänzerin um Gegenliebe befragen, so sagt er: „Beiss mer aft acha!“ Das zärtliche Mädchen thut es sogleich, was ihrem Schatz so viel gilt als ein Kuss. Ekelt ihr davor, so weiss er auch, dass es mit der Liebe nicht weit her ist, was das obige Sprichwort ausdrückt. (Hörmann in: Wiener Abendpost, 1874, Nr. 46.)


München.

4 München ist ein goldener Sattel auf einem magern Pferde.

Angeblich ein Ausspruch Gustav Adolf's von Schweden, der damit hat sagen wollen, dass München zwar an sich sehr schön, aber dessen Umgegend reizlos sei, eine Ansicht, die in Hackländer's Ueber Land und Meer (XV, 1, Nr. 20, S. 395) in dem Artikel: Das Maximilianstift bei München bestritten wird.

5 Wenn man in München gut essen will, muss man nach Augsburg fahren.Museum, Beil. zur Frankfurter Presse, 1872, Nr. 983.


Münchner.

Wenn der Münchner morgens aufsteht, ist er ein Bierfass, wenn er zu Bett geht, ein Fass Bier.

Das Witzwort soll von Saphir herrühren.


Mund.

317 Der Mund öffnet sich, wenn der Elnbogen sich bewegt.

Um ihm nämlich Speise zuzuführen.

318 Des Menschen Mund ist sein Henker und sein Arzt.

„Als unsere Vorfahren das Salz anstatt der Musskat, Nägelein und Pfeffer, der Honig anstatt des Zuckers und die Arbeit anstatt der vielen Brühlein war, sind sie starke und gesunde Leute gewesen, welche es zu grossem Alter gebracht. Nun aber das Gold und Gewürz der neuen Welt die alte Welt zu Gecken und Schlecken machet, sind wir vielen vor unbekannten Krankheiten unterworfen und bringen unser Leben selten hoch, dass wir frembde Arzneyn gebrauchen, und waar machen das alte Sprichwort: Des Menschen Mund ist sein Henker und sein Artzt.“ (Vollst. Verm. Trincir- Buch, Nürnberg 1654, S. 129.)

319 Die Kinder öffnen den Mund früher als die Augen. (Venedig.)

320 Durch den Mund heizt man den Ofen.

D. h. erwärmt man den Magen.

It.: Per la bocca si scalda il forno. (Giani, 237.)

321 Ein geschmierter (bestochener) Mund spricht willfährig zu jeder Stund.

It.: Bocca unta non può dir di no. (Giani, 241.)

322 Ein schweigender Mund und ein leidender Grund, und ein Herz voll Minne, da ist Gott zu aller Zeit inne. – Alter Spruch, vgl. Einsame Stunden, 315.

323 Es ist besser einem Mund zu viel gegessen, als ein Wort zu viel gesprochen.Schulfreund, 84, 7.

324 Es soll des Koches Mund sich richten nach des Herrn Schlund.Simon, 693.

325 Feiler Mund und feile Hand bringen eitel Scham und Schand.

Lat.: Et verba et opera foeda sunt venalia. (Sailer, Sprüche, 59.)

326 In Einen Mund gehören nicht zwei Zungen.

327 Me schal dyne munt myt (swyne) parlen belegghen.Freybe, Redentiner Spiel, 1562.

Man soll seinen Mund mit Perlen schmücken. Spott des Volks auf den Schönredner.

328 Rein von Mund und treu von Handen, dient als Pass durch alle Landen.

It.: Mano dritta e bocca monda può andare per tutto il mondo. (Giani, 992.)

329 Was der Mund spricht, zahlt die Gurgel.

330 Was wohl behagt dem Mund, richtet den Beutel zu Grund.

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[[809]/0821] 118 Zur Mühle gehören zwei Steine, zur Liebe zwei Herzen. – Merx, 108. *119 Seine Mühle geht nach Wunsch. Altfries.: Sin Mellen geid eed Wensk. (Hansen, 12.) *120 Sie muss in die plibischker Mühle, wo die alten Gesichter jung gemacht werden. – Frischbier, 2900. Von einer heirathslustigen alten Jungfer. Ueber Plibischken s. Gewehr 7. Mühlrad. 7 An einem gehenden Mühlrade gibt's keine Spinnweben. Holl.: Daar wast geen spinrag aan een' draaijenden molenkam. (Harrebomée, II, 290a.) 8 Ein Mühlrad, das nicht umgeht, ein Ofen, der nicht heizt, und eine Mutter, die nicht gerne daheim ist, sind nichts werth. – Eichsfelder Volksblätter, 1877, Nr. 21. Mühlstein. 17 Abgenutzte Mühlsteine und grosse Manschettenknöpfe sind schwer zu verwenden. 18 Der untere Mühlstein ist zum Mahlen so nöthig wie der obere. Muhme. 7 A krümme (lahme) Mühme (Muhme), fort (doch) a Mühme. Wenn auch die Muhme lahm ist, so ist sie doch eine Muhme. Die Verwandten soll man schätzen, wenn sie auch Fehler haben. Mulier. Malus mulier ist schlecht Latein, aber ein noch schlimmerer Hausrath. Dän.: Malus mulier er ond Latin, og vaerre boeskab. (Prov. dan., 409.) Mull. He geit na Junker Mull. – Kern, 775. D. h. er wird bald ins Grab steigen müssen. Müller. 87 Den Müllern kommt's auf dem Wasser geschwommen; es hat noch keiner zu wenig genommen. – Comotovia, 1876, S. 64. 88 Der Müller denkt immer, es wachse kein Weizen, als damit seine Mühle gehe. – Leipziger Illustrirte Zeitung, 1860. 89 Der Müller hat seine Zeit, aber der Esel auch. Frz.: Il y a temps pour l'âne, et temps pour le meunier. (Cahier, 1694.) 90 Der Müller ist fromm, wenn er in der Kirche ist, oder in der Stube zum Fenster hinausguckt. 91 Die Müller, denn ohne sie hätten wir kein Brot, sagte Klaus, als man ihn fragte, welches die nothwendigsten Diebe in einer Stadt wären. – Harssdörffer, 2843. 92 Menge dich nicht, wie der Müller, in jedermanns Korn hinein. – Schuller, 44. 93 Müller greifen gern zu tief in die Säcke. „Der Schultheiss von Solothurn ward von dem von Biel angesprochen, dass er jhm doch einen vndiebischen Müller wolle zulassen, dann jhr Müller so tieff in die Säck gegriffen.“ (Zinkgref, IV, 34.) 94 Während der Müller schläft, fliesst viel Wasser davon. 95 Wer mit Müllern zu handeln hat, der wird mehlig. – Schaltjahr, III, 436. 96 Wo Müller und Bäcker Hungers sterben, muss grosse Theuerung sein. – Wirth, I, 340. Müllerhund. Er gleicht einem Müllerhunde, der sich die Schnauze leckt, ehe der Sack aufgebunden ist. Mumm. * Er kriegt wieder Mumm. (Schles.) D. i. bessere Laune. „Zwee, drei Sätze koamen ôch a su weit richtig zu Tage, doss a wieder a wing Mumm krigte.“ (R. Rössler im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1875, Nr. 269.) Mummedeya. * Es sind Mummedeya. Mit diesem Spottnamen werden die streng protestantischen Engadinerinnen, weil sie so ernst verhüllt und steif einherschreiten, von den Vintschgauern bezeichnet, wie diese auch die Sprache der Engadiner, weil diese einigermassen Zungengeläufigkeit besitzen, mit dem Ausdrucke „Plitschles, platschles“ verspotten. (Westermann, 25, 618.) Mummeln. *3 Magst du nit mei Mummla, so hast du mi nit lieb. Die Duxer in Tirol haben, wie überhaupt häufig, so auch während des Tanzes einen Fleck „Kuiat“ oder „Kuipech“, d. i. Käupech im Munde, dessen eines Ende aus demselben heraushängt. Will nun ein Bursche seine Tänzerin um Gegenliebe befragen, so sagt er: „Beiss mer aft acha!“ Das zärtliche Mädchen thut es sogleich, was ihrem Schatz so viel gilt als ein Kuss. Ekelt ihr davor, so weiss er auch, dass es mit der Liebe nicht weit her ist, was das obige Sprichwort ausdrückt. (Hörmann in: Wiener Abendpost, 1874, Nr. 46.) München. 4 München ist ein goldener Sattel auf einem magern Pferde. Angeblich ein Ausspruch Gustav Adolf's von Schweden, der damit hat sagen wollen, dass München zwar an sich sehr schön, aber dessen Umgegend reizlos sei, eine Ansicht, die in Hackländer's Ueber Land und Meer (XV, 1, Nr. 20, S. 395) in dem Artikel: Das Maximilianstift bei München bestritten wird. 5 Wenn man in München gut essen will, muss man nach Augsburg fahren. – Museum, Beil. zur Frankfurter Presse, 1872, Nr. 983. Münchner. Wenn der Münchner morgens aufsteht, ist er ein Bierfass, wenn er zu Bett geht, ein Fass Bier. Das Witzwort soll von Saphir herrühren. Mund. 317 Der Mund öffnet sich, wenn der Elnbogen sich bewegt. Um ihm nämlich Speise zuzuführen. 318 Des Menschen Mund ist sein Henker und sein Arzt. „Als unsere Vorfahren das Salz anstatt der Musskat, Nägelein und Pfeffer, der Honig anstatt des Zuckers und die Arbeit anstatt der vielen Brühlein war, sind sie starke und gesunde Leute gewesen, welche es zu grossem Alter gebracht. Nun aber das Gold und Gewürz der neuen Welt die alte Welt zu Gecken und Schlecken machet, sind wir vielen vor unbekannten Krankheiten unterworfen und bringen unser Leben selten hoch, dass wir frembde Arzneyn gebrauchen, und waar machen das alte Sprichwort: Des Menschen Mund ist sein Henker und sein Artzt.“ (Vollst. Verm. Trincir- Buch, Nürnberg 1654, S. 129.) 319 Die Kinder öffnen den Mund früher als die Augen. (Venedig.) 320 Durch den Mund heizt man den Ofen. D. h. erwärmt man den Magen. It.: Per la bocca si scalda il forno. (Giani, 237.) 321 Ein geschmierter (bestochener) Mund spricht willfährig zu jeder Stund. It.: Bocca unta non può dir di no. (Giani, 241.) 322 Ein schweigender Mund und ein leidender Grund, und ein Herz voll Minne, da ist Gott zu aller Zeit inne. – Alter Spruch, vgl. Einsame Stunden, 315. 323 Es ist besser einem Mund zu viel gegessen, als ein Wort zu viel gesprochen. – Schulfreund, 84, 7. 324 Es soll des Koches Mund sich richten nach des Herrn Schlund. – Simon, 693. 325 Feiler Mund und feile Hand bringen eitel Scham und Schand. Lat.: Et verba et opera foeda sunt venalia. (Sailer, Sprüche, 59.) 326 In Einen Mund gehören nicht zwei Zungen. 327 Me schal dyne munt myt (swyne) parlen belegghen. – Freybe, Redentiner Spiel, 1562. Man soll seinen Mund mit Perlen schmücken. Spott des Volks auf den Schönredner. 328 Rein von Mund und treu von Handen, dient als Pass durch alle Landen. It.: Mano dritta e bocca monda può andare per tutto il mondo. (Giani, 992.) 329 Was der Mund spricht, zahlt die Gurgel. 330 Was wohl behagt dem Mund, richtet den Beutel zu Grund. It.: Ciò che piace alla bocca, sgusta la borsa. (Giani 238.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [809]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/821>, abgerufen am 29.04.2024.