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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *84 Der rothe Papst.

So nannte man den Cardinal-Staatssecretär Giacomo Antonelli (geb. am 2. April 1806 in Sonnino, gest. 6. November 1876 zu Rom) wegen seines allmächtigen Einflusses auf Pius IX.

*85 Er hat vom Papst gegessen.

Man findet diese Redensart in den Tagesblättern, um zu sagen, dass ein Uebel, ein Unfall, Unglück u. s. w., von dem jemand betroffen worden, als eine Strafe dafür zu betrachten sei, dass er an dem Kampfe gegen den Papst (Pius IX.) theilgenommen habe. Als im October 1874 der Graf Harry von Arnim, der ehemalige Botschafter in Paris, verhaftet worden war, entwickelte das in Baiern erscheinende Vaterland, herausgegeben von Dr. Sigl, unter der Ueberschrift: Er hat vom Papst gegessen, die Ansicht, dass er vom "Finger Gottes berührt worden sei," weil er als Gesandter in Rom mit den Italienern gegen den Papst gespielt und er dem Könige Victor Emanuel die Thore der heiligen Stadt geöffnet habe. "Wehe dem," heisst es, "der vom Papste gegessen. Napoleon I. bezahlte es mit Leipzig und Waterloo, Napoleon III. mit Sedan, und Arnim sitzt im Gefängniss. Aber Arnim war nur das Werkzeug Bismarck's. Auch der hat vom Papste gegessen."


Papstsoldat.

Papstsoldaten sich tauglich erweisen, zu acht' eine Rübe herauszureissen; aber ohne den Herrn Profoss tauget zu nichts der ganze Tross.

Dies Sprichwort, stammt aus der Zeit der von Napoleon I. gegründeten cisalpinischen Republik, die Theile des päpstlichen Staats enthielt. Sie hatte ein eigenes Heer. Als dies einmal einem piemontesischen Regimente keinen Widerstand leistete, entstand das Sprichwort.

It.: Soldati del Papa otto a cavar una rapa, senza il sargente non son buoni a niente. (Giani, 1270.)


Paracelsus.

* Paracelsus liegt noch drum mit Galenus im Streite.


Paradies.

26 Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes.

Arabisches Sprichwort, angeführt in Lieder des Mirza-Schaffy von Fr. Bodenstedt (Berlin 1873), S. 171.

*27 Ins Paradies gehen.

Paradies heisst in Deutschland der letzte Rang im Theater, der in Italien Piccionerio, d. i. der Taubenschlag, genannt wird. Die italienische Bezeichnung ist alt und kommt noch aus dem alten Rom. Die Theaterbillets hatten damals eine seltsame Gestalt. Man erhielt dort an der Kasse ein zierliches Stäbchen, das man in der erhobenen Hand trug und dem Aufsichtsbeamten wieder ablieferte. Für die ersten Plätze war der kleine Stab von Elfenbein, für den letzten von Bronze. Diese Bronzestäbchen haben einen zierlichen Knopf, auf dem eine Taube sitzt. Daher führt der letzte Rang des Theaters in Italien noch jetzt den erwähnten Namen.


Pardon.

2 Wer Pardon ruft, dem thut das Schwert nichts. - Merx, 71.


Paris.

26 Wer spricht in Paris noch von der Giraffe?

Es ist lange her, dass die erste Giraffe nach Paris kam und sie der Gegenstand aller Unterhaltung war. Also um zu sagen: die Sache ist so veraltet, dass niemand mehr davon spricht.


Parma.

* Parma, die Reizende.

So heisst Palermo, in einer durch ihre Fruchtbarkeit, Gesundheit und Schönheit berühmten Ebene am tyrrhenischen Meere gelegen, die Glückliche; Pavia, die Stadt der hundert Thürme, von denen aber nur noch zwölf stehen; Piacenza, die Trauernde, Oede, weil die Einwohnerzahl infolge der Pest von 1631 über die Hälfte herabsank und die langen, breiten Strassen wie ausgestorben waren. Piazza, die Reichste, weil sie in einer der herrlichsten Fruchtebenen Siciliens liegt. Pisa, die Todte, Menschenleere, eine von früherer Herrlichkeit zurückgekommene Stadt, die einst bei 150000 Einw. (jetzt kaum 50000) mit Venedig und Genua um die Herrschaft des Meeres stritt.

It.: Parma, la graziosa; Palermo, la felice; Pavia, delle cento torri; Piacenza, la mesta; Piazza, l' opulentissima; Pisa, la morta. (Giani, 1477.)


Parol-Schnitzerei.

* Weitläufftige Parol-Schnitzereyen machen. - Gelanorn, Der regierende Bürgermeister, 55.


Partei.

10 Wenn die Partei'n in Streit gerathen, ist reicher Herbst für Advocaten.

It.: Piatire e litigare, all' avvocato e un vendemmiare. (Giani, 188.)

[Spaltenumbruch] 11 Wenn zwei Parteien streiten, so heisst der Richter bei der, welche verliert, ungerecht. - Kornmann, VIII, 61.

*12 Er will die Parteien vergleichen, wenn sie noch Speck in der Tasche haben. - Harssdörffer, 2318.

Ein Vergleich gelingt dann am besten, wenn die Parteien des Streites müde und ihre Mittel erschöpft sind.


Partie.

8 Schad, Schad! Vorgästern wer dat noch en gode Partie west, sä Hanswurst, as se em meldten, en reike un olle Wittfru wer storben. - Plattdütscher Husfründ, II, 52.


Partikel.

* Sich den Partikel anfüllen. (Köthen.)

Es ist der Bauch gemeint.


Passagier.

Blinde Passagiere sind verboten, sä de Postmeister, do nehm he 'n Juden de Lus von 'n Puckel. - Plattdütscher Klenner (Jever).


Passen.

84 Das würde mir gerade passen, erwiderte der Kellner, als ihm der Wirth, dem er seinen Dienst angeboten hatte, sagte, dass jetzt im Geschäft nichts zu thun sei.

*85 Das passt, wie mein Kapp' vor ä Kirchendach. - Horn, Spinnstube, 1851, S. 150.

*86 Die passt für ihn, wie die Fensterscheibe zum Arschwisch.

*87 Es passt wie angegossen.

*88 Har passt in alle Sielen. (Oberharz.)

Er ist zu jeder schweren Arbeit brauchbar. Sielen sind starke Tragriemen.

*89 Passen wie ein Paradiesvogel in einen Kuhstall.

"Sie sieht phantastisch und kühn aus und passt nach England und auf die Gänswiese vor der Königin Palast, wie ein Paradiesvogel in einen Kuhstall." (Stolz, Spanisches, 279.)


Passiren.

9 Das ist mir selbst noch nicht passirt, sagte der Dieb, der vom Galgen fiel, weil der Strick zerriss, als der Henker klagte, dass ihm das noch nicht begegnet sei.

10 Dat sall mi ne wedder passer'n, söä' de Jong, dat mein Mur'r starwt un ick ne met doabie bin. - Schlingmann, 738.


Pastete.

14 Wer Pasteten isst, kann sein Brot schuldig bleiben.

Wer aber auf Brot und Kartoffeln angewiesen ist, muss stets baar bezahlen.


Pastor.

30 Ach, Herr Pastor, ich verlange nichts dafür, sagte das Mädchen, als er sie fragte, was sie mit ihren Sünden verdient habe.

31 Man muss den Herren Pastoribus nicht alles glauben, sagt Freund Liebner.

Wie aus der Gegend von Bunzlau (Schlesien) mitgetheilt wird, ist dies Sprichwort vor etwa funfzig Jahren dadurch entstanden, dass ein Mann, Namens Liebner, in der Kirche eingeschlafen ist und im Traum während der Predigt ganz laut die obigen Worte gesprochen, die ihm eine Untersuchung herbeigeführt und gegen 50 Thaler gekostet haben sollen.

*32 Dem Pastor das Latein und dem Bauer die Ochsen. - Gutzkow, Ritter, 148.

*33 Er hat mit dem Pastor Einen Stand in der Kirche.

Er kann sie daher nicht besuchen, da der Pastor den Stand immer innehat.


Pater.

17 Der Pater predigt's (auch) nur einmal. - Egerbote, 1875, S. 64.

*18 Sall Pater Berndken kumen?

In der Stadt Vreden war früher ein Franciscanerkloster, welches im Jahre 1810 bei einem grossen Brande gänzlich eingeäschert und 1811 unter französischer Herrschaft aufgehoben wurde. In diesem Kloster lebte in den neunziger Jahren ein frommer Pater, Namens Bernardus, allgemein "de gute Paoter Berndken" genannt. Einst war er in einem nachbarlichen Dorfe anlässlich des Kirchen-Patrociniums nebst sieben andern Geistlichen und einem Arzte zu Tische geladen

[Spaltenumbruch] *84 Der rothe Papst.

So nannte man den Cardinal-Staatssecretär Giacomo Antonelli (geb. am 2. April 1806 in Sonnino, gest. 6. November 1876 zu Rom) wegen seines allmächtigen Einflusses auf Pius IX.

*85 Er hat vom Papst gegessen.

Man findet diese Redensart in den Tagesblättern, um zu sagen, dass ein Uebel, ein Unfall, Unglück u. s. w., von dem jemand betroffen worden, als eine Strafe dafür zu betrachten sei, dass er an dem Kampfe gegen den Papst (Pius IX.) theilgenommen habe. Als im October 1874 der Graf Harry von Arnim, der ehemalige Botschafter in Paris, verhaftet worden war, entwickelte das in Baiern erscheinende Vaterland, herausgegeben von Dr. Sigl, unter der Ueberschrift: Er hat vom Papst gegessen, die Ansicht, dass er vom „Finger Gottes berührt worden sei,“ weil er als Gesandter in Rom mit den Italienern gegen den Papst gespielt und er dem Könige Victor Emanuel die Thore der heiligen Stadt geöffnet habe. „Wehe dem,“ heisst es, „der vom Papste gegessen. Napoleon I. bezahlte es mit Leipzig und Waterloo, Napoleon III. mit Sedan, und Arnim sitzt im Gefängniss. Aber Arnim war nur das Werkzeug Bismarck's. Auch der hat vom Papste gegessen.“


Papstsoldat.

Papstsoldaten sich tauglich erweisen, zu acht' eine Rübe herauszureissen; aber ohne den Herrn Profoss tauget zu nichts der ganze Tross.

Dies Sprichwort, stammt aus der Zeit der von Napoleon I. gegründeten cisalpinischen Republik, die Theile des päpstlichen Staats enthielt. Sie hatte ein eigenes Heer. Als dies einmal einem piemontesischen Regimente keinen Widerstand leistete, entstand das Sprichwort.

It.: Soldati del Papa otto a cavar una rapa, senza il sargente non son buoni a niente. (Giani, 1270.)


Paracelsus.

* Paracelsus liegt noch drum mit Galenus im Streite.


Paradies.

26 Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes.

Arabisches Sprichwort, angeführt in Lieder des Mirza-Schaffy von Fr. Bodenstedt (Berlin 1873), S. 171.

*27 Ins Paradies gehen.

Paradies heisst in Deutschland der letzte Rang im Theater, der in Italien Piccionerio, d. i. der Taubenschlag, genannt wird. Die italienische Bezeichnung ist alt und kommt noch aus dem alten Rom. Die Theaterbillets hatten damals eine seltsame Gestalt. Man erhielt dort an der Kasse ein zierliches Stäbchen, das man in der erhobenen Hand trug und dem Aufsichtsbeamten wieder ablieferte. Für die ersten Plätze war der kleine Stab von Elfenbein, für den letzten von Bronze. Diese Bronzestäbchen haben einen zierlichen Knopf, auf dem eine Taube sitzt. Daher führt der letzte Rang des Theaters in Italien noch jetzt den erwähnten Namen.


Pardon.

2 Wer Pardon ruft, dem thut das Schwert nichts.Merx, 71.


Paris.

26 Wer spricht in Paris noch von der Giraffe?

Es ist lange her, dass die erste Giraffe nach Paris kam und sie der Gegenstand aller Unterhaltung war. Also um zu sagen: die Sache ist so veraltet, dass niemand mehr davon spricht.


Parma.

* Parma, die Reizende.

So heisst Palermo, in einer durch ihre Fruchtbarkeit, Gesundheit und Schönheit berühmten Ebene am tyrrhenischen Meere gelegen, die Glückliche; Pavia, die Stadt der hundert Thürme, von denen aber nur noch zwölf stehen; Piacenza, die Trauernde, Oede, weil die Einwohnerzahl infolge der Pest von 1631 über die Hälfte herabsank und die langen, breiten Strassen wie ausgestorben waren. Piazza, die Reichste, weil sie in einer der herrlichsten Fruchtebenen Siciliens liegt. Pisa, die Todte, Menschenleere, eine von früherer Herrlichkeit zurückgekommene Stadt, die einst bei 150000 Einw. (jetzt kaum 50000) mit Venedig und Genua um die Herrschaft des Meeres stritt.

It.: Parma, la graziosa; Palermo, la felice; Pavia, delle cento torri; Piacenza, la mesta; Piazza, l' opulentissima; Pisa, la morta. (Giani, 1477.)


Parol-Schnitzerei.

* Weitläufftige Parol-Schnitzereyen machen.Gelanorn, Der regierende Bürgermeister, 55.


Partei.

10 Wenn die Partei'n in Streit gerathen, ist reicher Herbst für Advocaten.

It.: Piatire e litigare, all' avvocato è un vendemmiare. (Giani, 188.)

[Spaltenumbruch] 11 Wenn zwei Parteien streiten, so heisst der Richter bei der, welche verliert, ungerecht.Kornmann, VIII, 61.

*12 Er will die Parteien vergleichen, wenn sie noch Speck in der Tasche haben.Harssdörffer, 2318.

Ein Vergleich gelingt dann am besten, wenn die Parteien des Streites müde und ihre Mittel erschöpft sind.


Partie.

8 Schad, Schad! Vorgästern wêr dat noch en gode Partie west, sä Hanswurst, as se em meldten, en rîke un olle Wittfru wêr storben.Plattdütscher Husfründ, II, 52.


Partikel.

* Sich den Partikel anfüllen. (Köthen.)

Es ist der Bauch gemeint.


Passagier.

Blinde Passagiere sind verboten, sä de Postmeister, do nehm he 'n Juden de Lus von 'n Puckel.Plattdütscher Klenner (Jever).


Passen.

84 Das würde mir gerade passen, erwiderte der Kellner, als ihm der Wirth, dem er seinen Dienst angeboten hatte, sagte, dass jetzt im Geschäft nichts zu thun sei.

*85 Das passt, wie mein Kapp' vor ä Kirchendach.Horn, Spinnstube, 1851, S. 150.

*86 Die passt für ihn, wie die Fensterscheibe zum Arschwisch.

*87 Es passt wie angegossen.

*88 Har passt in alle Sielen. (Oberharz.)

Er ist zu jeder schweren Arbeit brauchbar. Sielen sind starke Tragriemen.

*89 Passen wie ein Paradiesvogel in einen Kuhstall.

„Sie sieht phantastisch und kühn aus und passt nach England und auf die Gänswiese vor der Königin Palast, wie ein Paradiesvogel in einen Kuhstall.“ (Stolz, Spanisches, 279.)


Passiren.

9 Das ist mir selbst noch nicht passirt, sagte der Dieb, der vom Galgen fiel, weil der Strick zerriss, als der Henker klagte, dass ihm das noch nicht begegnet sei.

10 Dat sall mi ne wedder passêr'n, söä' de Jong, dat mîn Mur'r starwt un ick ne met doabie bin.Schlingmann, 738.


Pastete.

14 Wer Pasteten isst, kann sein Brot schuldig bleiben.

Wer aber auf Brot und Kartoffeln angewiesen ist, muss stets baar bezahlen.


Pastor.

30 Ach, Herr Pastor, ich verlange nichts dafür, sagte das Mädchen, als er sie fragte, was sie mit ihren Sünden verdient habe.

31 Man muss den Herren Pastoribus nicht alles glauben, sagt Freund Liebner.

Wie aus der Gegend von Bunzlau (Schlesien) mitgetheilt wird, ist dies Sprichwort vor etwa funfzig Jahren dadurch entstanden, dass ein Mann, Namens Liebner, in der Kirche eingeschlafen ist und im Traum während der Predigt ganz laut die obigen Worte gesprochen, die ihm eine Untersuchung herbeigeführt und gegen 50 Thaler gekostet haben sollen.

*32 Dem Pastor das Latein und dem Bauer die Ochsen.Gutzkow, Ritter, 148.

*33 Er hat mit dem Pastor Einen Stand in der Kirche.

Er kann sie daher nicht besuchen, da der Pastor den Stand immer innehat.


Pater.

17 Der Pater predigt's (auch) nur einmal.Egerbote, 1875, S. 64.

*18 Sall Pater Berndken kumen?

In der Stadt Vreden war früher ein Franciscanerkloster, welches im Jahre 1810 bei einem grossen Brande gänzlich eingeäschert und 1811 unter französischer Herrschaft aufgehoben wurde. In diesem Kloster lebte in den neunziger Jahren ein frommer Pater, Namens Bernardus, allgemein „de gute Paoter Berndken“ genannt. Einst war er in einem nachbarlichen Dorfe anlässlich des Kirchen-Patrociniums nebst sieben andern Geistlichen und einem Arzte zu Tische geladen

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[[824]/0836] *84 Der rothe Papst. So nannte man den Cardinal-Staatssecretär Giacomo Antonelli (geb. am 2. April 1806 in Sonnino, gest. 6. November 1876 zu Rom) wegen seines allmächtigen Einflusses auf Pius IX. *85 Er hat vom Papst gegessen. Man findet diese Redensart in den Tagesblättern, um zu sagen, dass ein Uebel, ein Unfall, Unglück u. s. w., von dem jemand betroffen worden, als eine Strafe dafür zu betrachten sei, dass er an dem Kampfe gegen den Papst (Pius IX.) theilgenommen habe. Als im October 1874 der Graf Harry von Arnim, der ehemalige Botschafter in Paris, verhaftet worden war, entwickelte das in Baiern erscheinende Vaterland, herausgegeben von Dr. Sigl, unter der Ueberschrift: Er hat vom Papst gegessen, die Ansicht, dass er vom „Finger Gottes berührt worden sei,“ weil er als Gesandter in Rom mit den Italienern gegen den Papst gespielt und er dem Könige Victor Emanuel die Thore der heiligen Stadt geöffnet habe. „Wehe dem,“ heisst es, „der vom Papste gegessen. Napoleon I. bezahlte es mit Leipzig und Waterloo, Napoleon III. mit Sedan, und Arnim sitzt im Gefängniss. Aber Arnim war nur das Werkzeug Bismarck's. Auch der hat vom Papste gegessen.“ Papstsoldat. Papstsoldaten sich tauglich erweisen, zu acht' eine Rübe herauszureissen; aber ohne den Herrn Profoss tauget zu nichts der ganze Tross. Dies Sprichwort, stammt aus der Zeit der von Napoleon I. gegründeten cisalpinischen Republik, die Theile des päpstlichen Staats enthielt. Sie hatte ein eigenes Heer. Als dies einmal einem piemontesischen Regimente keinen Widerstand leistete, entstand das Sprichwort. It.: Soldati del Papa otto a cavar una rapa, senza il sargente non son buoni a niente. (Giani, 1270.) Paracelsus. * Paracelsus liegt noch drum mit Galenus im Streite. Paradies. 26 Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes. Arabisches Sprichwort, angeführt in Lieder des Mirza-Schaffy von Fr. Bodenstedt (Berlin 1873), S. 171. *27 Ins Paradies gehen. Paradies heisst in Deutschland der letzte Rang im Theater, der in Italien Piccionerio, d. i. der Taubenschlag, genannt wird. Die italienische Bezeichnung ist alt und kommt noch aus dem alten Rom. Die Theaterbillets hatten damals eine seltsame Gestalt. Man erhielt dort an der Kasse ein zierliches Stäbchen, das man in der erhobenen Hand trug und dem Aufsichtsbeamten wieder ablieferte. Für die ersten Plätze war der kleine Stab von Elfenbein, für den letzten von Bronze. Diese Bronzestäbchen haben einen zierlichen Knopf, auf dem eine Taube sitzt. Daher führt der letzte Rang des Theaters in Italien noch jetzt den erwähnten Namen. Pardon. 2 Wer Pardon ruft, dem thut das Schwert nichts. – Merx, 71. Paris. 26 Wer spricht in Paris noch von der Giraffe? Es ist lange her, dass die erste Giraffe nach Paris kam und sie der Gegenstand aller Unterhaltung war. Also um zu sagen: die Sache ist so veraltet, dass niemand mehr davon spricht. Parma. * Parma, die Reizende. So heisst Palermo, in einer durch ihre Fruchtbarkeit, Gesundheit und Schönheit berühmten Ebene am tyrrhenischen Meere gelegen, die Glückliche; Pavia, die Stadt der hundert Thürme, von denen aber nur noch zwölf stehen; Piacenza, die Trauernde, Oede, weil die Einwohnerzahl infolge der Pest von 1631 über die Hälfte herabsank und die langen, breiten Strassen wie ausgestorben waren. Piazza, die Reichste, weil sie in einer der herrlichsten Fruchtebenen Siciliens liegt. Pisa, die Todte, Menschenleere, eine von früherer Herrlichkeit zurückgekommene Stadt, die einst bei 150000 Einw. (jetzt kaum 50000) mit Venedig und Genua um die Herrschaft des Meeres stritt. It.: Parma, la graziosa; Palermo, la felice; Pavia, delle cento torri; Piacenza, la mesta; Piazza, l' opulentissima; Pisa, la morta. (Giani, 1477.) Parol-Schnitzerei. * Weitläufftige Parol-Schnitzereyen machen. – Gelanorn, Der regierende Bürgermeister, 55. Partei. 10 Wenn die Partei'n in Streit gerathen, ist reicher Herbst für Advocaten. It.: Piatire e litigare, all' avvocato è un vendemmiare. (Giani, 188.) 11 Wenn zwei Parteien streiten, so heisst der Richter bei der, welche verliert, ungerecht. – Kornmann, VIII, 61. *12 Er will die Parteien vergleichen, wenn sie noch Speck in der Tasche haben. – Harssdörffer, 2318. Ein Vergleich gelingt dann am besten, wenn die Parteien des Streites müde und ihre Mittel erschöpft sind. Partie. 8 Schad, Schad! Vorgästern wêr dat noch en gode Partie west, sä Hanswurst, as se em meldten, en rîke un olle Wittfru wêr storben. – Plattdütscher Husfründ, II, 52. Partikel. * Sich den Partikel anfüllen. (Köthen.) Es ist der Bauch gemeint. Passagier. Blinde Passagiere sind verboten, sä de Postmeister, do nehm he 'n Juden de Lus von 'n Puckel. – Plattdütscher Klenner (Jever). Passen. 84 Das würde mir gerade passen, erwiderte der Kellner, als ihm der Wirth, dem er seinen Dienst angeboten hatte, sagte, dass jetzt im Geschäft nichts zu thun sei. *85 Das passt, wie mein Kapp' vor ä Kirchendach. – Horn, Spinnstube, 1851, S. 150. *86 Die passt für ihn, wie die Fensterscheibe zum Arschwisch. *87 Es passt wie angegossen. *88 Har passt in alle Sielen. (Oberharz.) Er ist zu jeder schweren Arbeit brauchbar. Sielen sind starke Tragriemen. *89 Passen wie ein Paradiesvogel in einen Kuhstall. „Sie sieht phantastisch und kühn aus und passt nach England und auf die Gänswiese vor der Königin Palast, wie ein Paradiesvogel in einen Kuhstall.“ (Stolz, Spanisches, 279.) Passiren. 9 Das ist mir selbst noch nicht passirt, sagte der Dieb, der vom Galgen fiel, weil der Strick zerriss, als der Henker klagte, dass ihm das noch nicht begegnet sei. 10 Dat sall mi ne wedder passêr'n, söä' de Jong, dat mîn Mur'r starwt un ick ne met doabie bin. – Schlingmann, 738. Pastete. 14 Wer Pasteten isst, kann sein Brot schuldig bleiben. Wer aber auf Brot und Kartoffeln angewiesen ist, muss stets baar bezahlen. Pastor. 30 Ach, Herr Pastor, ich verlange nichts dafür, sagte das Mädchen, als er sie fragte, was sie mit ihren Sünden verdient habe. 31 Man muss den Herren Pastoribus nicht alles glauben, sagt Freund Liebner. Wie aus der Gegend von Bunzlau (Schlesien) mitgetheilt wird, ist dies Sprichwort vor etwa funfzig Jahren dadurch entstanden, dass ein Mann, Namens Liebner, in der Kirche eingeschlafen ist und im Traum während der Predigt ganz laut die obigen Worte gesprochen, die ihm eine Untersuchung herbeigeführt und gegen 50 Thaler gekostet haben sollen. *32 Dem Pastor das Latein und dem Bauer die Ochsen. – Gutzkow, Ritter, 148. *33 Er hat mit dem Pastor Einen Stand in der Kirche. Er kann sie daher nicht besuchen, da der Pastor den Stand immer innehat. Pater. 17 Der Pater predigt's (auch) nur einmal. – Egerbote, 1875, S. 64. *18 Sall Pater Berndken kumen? In der Stadt Vreden war früher ein Franciscanerkloster, welches im Jahre 1810 bei einem grossen Brande gänzlich eingeäschert und 1811 unter französischer Herrschaft aufgehoben wurde. In diesem Kloster lebte in den neunziger Jahren ein frommer Pater, Namens Bernardus, allgemein „de gute Paoter Berndken“ genannt. Einst war er in einem nachbarlichen Dorfe anlässlich des Kirchen-Patrociniums nebst sieben andern Geistlichen und einem Arzte zu Tische geladen

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [824]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/836>, abgerufen am 29.04.2024.