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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] der Berlin-Görlitzer Eisenbahn angestellte Kassirer Pilz mit einer grossen Summe davon und wurde steckbrieflich verfolgt. Ende April desselben Jahres ging der Postgehülfe Lange in Muskau ebenfalls unter Mitnahme von Geldbriefen fort und wurde verfolgt. Da sagte der Volksmund: Nach Pilzen sucht man Lange, um sowol auszudrücken, dass das Auffinden des Pilz lange Zeit in Anspruch nehme, als um zu sagen, dass inzwischen ein Zweiter, Namens Lange, gesucht werde. Als man den letztern festgenommen hatte, ohne dass der erstere ergriffen war, sagte der Volksmund: Lange fand man, (aber) Pilzen nicht. (Niederschles. Zeitung, Nr. 105 u. 121.)

*25 Möchte er giftige Pilze schlucken wie Claudius.

Lat.: Boletum, qualem Claudius edit, edas. (Mart.) (Philippi, I, 61.)


Pinang.

* Er hat Pinang (oder Pinangbetel) bekommen.

Der Betel ist ein in Ostindien einheimischer Schlingstrauch, dessen Blätter von hoch und niedrig gekaut werden. Der Pinangbetel ist aber zugleich auch als das geheime Werkzeug des Aberglaubens und der Leidenschaft, der Liebe und Rache merkwürdig; denn die Indier wissen ihm verschiedene Dinge beizumischen, um zur Liebe zu reizen, ihre Feinde zu vergiften u. s. w. Da diese Vergiftungen eine langsame Auszehrung verursachen, so wird obige Redensart in Indien angewendet auf jemand, der an der Auszehrung leidet. Dieser Art Vergiftung sollen sich besonders die indischen Frauen bedienen, um sich aus Eifersucht an ihren Liebhabern zu rächen. (Genlis, I, 353.)


Pinie.

Der sich sol der Pinie gleichen, dem muss die Zipolle weichen; die hat wenig Kern, viel Häute; so seynd auch viel Andachtsleute. - Pers. Rosenthal, 91.


Pinsel.

16 Wer den Pinsel nicht kann zum Färben führen, der unterlasse das Beschmieren. - Neue Freie Presse, 4592.


Pipe.

* He kan man Pipen sniden gan. - Hoefer, Clawr Bur, I, 7.

Verwandt mit "flöten gehen".


Pippek.

* Er klärt (denkt nach), ob a Floj (Floh) hot a Pippek (Nabel). (Warschau.)

Von Müssiggängern, die über gleichgültige Dinge nachgrübeln.


Pisa.

2 In Pisa gibt es nichts Gerades (Rechtes).

Anspielung auf den schiefen Glockenthurm und die grosse Senkung, die sich bei allen grossen Gebäuden nach der Seeseite hin bemerklich macht.

It.: Non c' e niente di dritto a Pisa. (Giani, 1356.)

3 Pisa lastet auf dem, der dort müssig rastet.

Bezieht sich auf die drückende Luft, welche in dem sonst milden Klima dort im Nachsommer herrscht.

It.: Pisa pesa per chi posa. (Giani, 1357.)


Piwerstauntschen.

* Piwerstauntschen.

Dieser Ausdruck ist für den Egerländer die höchste Steigerungsstufe von der Redensart: "Dau wär' ma!" (s. Wären). Wenn er Piwerstauntschen sagt, dann sind die Acten geschlossen und alles weitere Herumgerede ist gänzlich zwecklos. (Vgl. den Artikel: Tracht und Mundart des Egerlandes von Jos. Willomitzer, Bohemia, 1875, Nr. 334.) - "Piwerstauntschen bedeutet dasselbe, was anderwärts viel matter und markloser mit dem Worte >Pfifferling< ausgedrückt wird." (Bohemia, a. a. O.)


Plack.

*2 Man hat immer seinen Plack.


Plagen.

11 Jeder plagt sich, um sein Brot zu gewinnen.


Plaisir.

4 Mit dem dicksten Pläsir, sagt der Bauer, wenn er muss. (Köthen.)


Plaisirmichel.

* Es ist ein Plaisir-Michel. (Köthen.)


Platz.

36 Platz dar in 'n Rönnsten, ick will dar liggen, sä de Hamborger tum Altonaer. - Schröder, 562.

37 Platz för sewen Mann, et kümmt 'n holwer. - Schlingmann, 1136.

*38 Auf diesem Platze ist ein Hund verreckt.

Redensart beim Kartenspiel.


Plätzchen.

3 Ein fein Plätzchen, ein fein Schätzchen, ein fein Spässchen, ein gross Gläschen, ein fein[Spaltenumbruch] Weinchen oder Bierchen, dieses ist so mein Pläsirchen. - Frieske, 12.


Platzregen.

4 Nach Platzregen folgt Sonnenschein. - Herberger, 276.


Plaudern.

7 Vil leute können plaudern sehr, von weissheit aber sein sie lär. - Loci comm., 179.

Lat.: Sermo datur cunctis, animi sapientia paucis. (Loci comm., 179.)


Plauschen.

* Plauschen's nit so g'schwollen.

In Wien zu jemand, der sich mit Leistungen und Verdiensten sehr breit macht. Auch: Machen's kein Papp!


Plimmerant.

* Plimmerant werden.

Die obige Redensart, welche so viel bedeutet wie in Angst und Schrecken gerathen, ist aus einer Verdrehung des französischen bleu mourant entstanden, womit die blassblaue Farbe bezeichnet wird, in welche z. B. bei einem plötzlichen Schrecken das Roth der Lippen sich verwandelt. (Moltke, Sprachwart, IX, 331.)


Plötz.

Plötz ist auch ein Fisch. - Hermes, I, 175.


Po.

Der Po würde Po nicht sein, flösse nicht die Adda und der Tessin hinein.

It.: Il Po non sarebbe Po, se l' Adda ed il Ticin non ci mettesser co' (= capo). (Giani, 1360.)


Pöbel.

36 Der Pöbel ist so bestendig als das Aprillenwetter. - Monatsblätter, V, 94, 13.

37 Man soll dem Pöbel ausweichen, aber nicht weichen.

D. h. gehorchen, sich ihm unterwerfen.

Lat.: Populo cede, non pare. (Sailer, Sprüche, 120, 89.)

*38 Er hält's mit dem süssen Pöbel.


Pöbelgunst.

Pöbelgunst verfliegt wie Nebeldunst.

"Der Bürger-Ehrenkranz bringt, Bürger, hehren Glanz; doch eitle Pöbelgunst u. s. w." (Gruppius, Deutscher Musen-Almanach, 1851, S. 222.)


Pocken (Subst.).

1 Pocken und Liebe sind um so gefährlicher, je später sie kommen.

2 Von Pocken und von Liebe bleiben wenig Menschen frei.


Podagra.

7 Das Podagra ist nicht besser zu curiren als mit Geduld. - Wirth, II, 309.


Poet.

9 Poeten versteht nicht jedermann.

Bei Tunnicius (921): Alman en vorsteit de poeten nicht. (Sua nunquam quivis intelligit abdita vatum.)


Pogge.

16 Wenn de Pogg Oge krögt, kickt hei nau 'em Himmel. (Tilsit.) - Frischbier, I, 181.

Wenn eine bis dahin dunkle Sache sich aufzuklären beginnt.


Poggetodt.

* He is poggedod. - Kern, 816.


Pole.

11 Einem Polen soll man leihen, einen Deutschen soll man freien.

Mit dem flotten Polen soll man Geschäfte haben, aber den sparsamen Deutschen soll man zum Schwiegersohn suchen. - Jüd.-deutsch: A pojlischen (polnischen) Ben-Juchid (einziger Sohn) soll män leihen, a deutschen soll män freien. (Warschau.)


Polen.

20 Das martialische Polen, das wachsame Preussen, das witzige Niederland, das reiche Flandern, das niedliche England, das verliebte Frankreich, das herzhafte Schweizerland, das listige Savoyen, das verschmitzte Italien. - Beiche, 220a.

21 In Pojlen is alles krümm, nor die Trepp is gleich1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Gerade, hier für steil. Zur Charakteristik der sogenannten polnischen Wirthschaft.

22 In Polen und Litauen sind viel böse Brücken zu schauen. - Frischbier, 4212.

Lat.: Pons Lithuanicus et Polonicus nihil valet. (Lepner, 92.)

23 So leicht gibt Polen sich nicht verloren.

[Spaltenumbruch] der Berlin-Görlitzer Eisenbahn angestellte Kassirer Pilz mit einer grossen Summe davon und wurde steckbrieflich verfolgt. Ende April desselben Jahres ging der Postgehülfe Lange in Muskau ebenfalls unter Mitnahme von Geldbriefen fort und wurde verfolgt. Da sagte der Volksmund: Nach Pilzen sucht man Lange, um sowol auszudrücken, dass das Auffinden des Pilz lange Zeit in Anspruch nehme, als um zu sagen, dass inzwischen ein Zweiter, Namens Lange, gesucht werde. Als man den letztern festgenommen hatte, ohne dass der erstere ergriffen war, sagte der Volksmund: Lange fand man, (aber) Pilzen nicht. (Niederschles. Zeitung, Nr. 105 u. 121.)

*25 Möchte er giftige Pilze schlucken wie Claudius.

Lat.: Boletum, qualem Claudius edit, edas. (Mart.) (Philippi, I, 61.)


Pinang.

* Er hat Pinang (oder Pinangbetel) bekommen.

Der Betel ist ein in Ostindien einheimischer Schlingstrauch, dessen Blätter von hoch und niedrig gekaut werden. Der Pinangbetel ist aber zugleich auch als das geheime Werkzeug des Aberglaubens und der Leidenschaft, der Liebe und Rache merkwürdig; denn die Indier wissen ihm verschiedene Dinge beizumischen, um zur Liebe zu reizen, ihre Feinde zu vergiften u. s. w. Da diese Vergiftungen eine langsame Auszehrung verursachen, so wird obige Redensart in Indien angewendet auf jemand, der an der Auszehrung leidet. Dieser Art Vergiftung sollen sich besonders die indischen Frauen bedienen, um sich aus Eifersucht an ihren Liebhabern zu rächen. (Genlis, I, 353.)


Pinie.

Der sich sol der Pinie gleichen, dem muss die Zipolle weichen; die hat wenig Kern, viel Häute; so seynd auch viel Andachtsleute.Pers. Rosenthal, 91.


Pinsel.

16 Wer den Pinsel nicht kann zum Färben führen, der unterlasse das Beschmieren.Neue Freie Presse, 4592.


Pipe.

* He kan man Pipen sniden gan.Hoefer, Clawr Bur, I, 7.

Verwandt mit „flöten gehen“.


Pippek.

* Er klärt (denkt nach), ob a Floj (Floh) hot a Pippek (Nabel). (Warschau.)

Von Müssiggängern, die über gleichgültige Dinge nachgrübeln.


Pisa.

2 In Pisa gibt es nichts Gerades (Rechtes).

Anspielung auf den schiefen Glockenthurm und die grosse Senkung, die sich bei allen grossen Gebäuden nach der Seeseite hin bemerklich macht.

It.: Non c' è niente di dritto a Pisa. (Giani, 1356.)

3 Pisa lastet auf dem, der dort müssig rastet.

Bezieht sich auf die drückende Luft, welche in dem sonst milden Klima dort im Nachsommer herrscht.

It.: Pisa pesa per chi posa. (Giani, 1357.)


Piwerstauntschen.

* Piwerstauntschen.

Dieser Ausdruck ist für den Egerländer die höchste Steigerungsstufe von der Redensart: „Dau wär' ma!“ (s. Wären). Wenn er Piwerstauntschen sagt, dann sind die Acten geschlossen und alles weitere Herumgerede ist gänzlich zwecklos. (Vgl. den Artikel: Tracht und Mundart des Egerlandes von Jos. Willomitzer, Bohemia, 1875, Nr. 334.) – „Piwerstauntschen bedeutet dasselbe, was anderwärts viel matter und markloser mit dem Worte ›Pfifferling‹ ausgedrückt wird.“ (Bohemia, a. a. O.)


Plack.

*2 Man hat immer seinen Plack.


Plagen.

11 Jeder plagt sich, um sein Brot zu gewinnen.


Plaisir.

4 Mit dem dicksten Pläsir, sagt der Bauer, wenn er muss. (Köthen.)


Plaisirmichel.

* Es ist ein Plaisir-Michel. (Köthen.)


Platz.

36 Platz dar in 'n Rönnstên, ick will dar liggen, sä de Hamborger tum Altonaer.Schröder, 562.

37 Platz för sêwen Mann, et kümmt 'n holwer.Schlingmann, 1136.

*38 Auf diesem Platze ist ein Hund verreckt.

Redensart beim Kartenspiel.


Plätzchen.

3 Ein fein Plätzchen, ein fein Schätzchen, ein fein Spässchen, ein gross Gläschen, ein fein[Spaltenumbruch] Weinchen oder Bierchen, dieses ist so mein Pläsirchen.Frieske, 12.


Platzregen.

4 Nach Platzregen folgt Sonnenschein.Herberger, 276.


Plaudern.

7 Vil leute können plaudern sehr, von weissheit aber sein sie lär.Loci comm., 179.

Lat.: Sermo datur cunctis, animi sapientia paucis. (Loci comm., 179.)


Plauschen.

* Plauschen's nit so g'schwollen.

In Wien zu jemand, der sich mit Leistungen und Verdiensten sehr breit macht. Auch: Machen's kein Papp!


Plimmerant.

* Plimmerant werden.

Die obige Redensart, welche so viel bedeutet wie in Angst und Schrecken gerathen, ist aus einer Verdrehung des französischen bleu mourant entstanden, womit die blassblaue Farbe bezeichnet wird, in welche z. B. bei einem plötzlichen Schrecken das Roth der Lippen sich verwandelt. (Moltke, Sprachwart, IX, 331.)


Plötz.

Plötz ist auch ein Fisch.Hermes, I, 175.


Po.

Der Po würde Po nicht sein, flösse nicht die Adda und der Tessin hinein.

It.: Il Po non sarebbe Po, se l' Adda ed il Ticin non ci mettesser co' (= capo). (Giani, 1360.)


Pöbel.

36 Der Pöbel ist so bestendig als das Aprillenwetter.Monatsblätter, V, 94, 13.

37 Man soll dem Pöbel ausweichen, aber nicht weichen.

D. h. gehorchen, sich ihm unterwerfen.

Lat.: Populo cede, non pare. (Sailer, Sprüche, 120, 89.)

*38 Er hält's mit dem süssen Pöbel.


Pöbelgunst.

Pöbelgunst verfliegt wie Nebeldunst.

„Der Bürger-Ehrenkranz bringt, Bürger, hehren Glanz; doch eitle Pöbelgunst u. s. w.“ (Gruppius, Deutscher Musen-Almanach, 1851, S. 222.)


Pocken (Subst.).

1 Pocken und Liebe sind um so gefährlicher, je später sie kommen.

2 Von Pocken und von Liebe bleiben wenig Menschen frei.


Podagra.

7 Das Podagra ist nicht besser zu curiren als mit Geduld.Wirth, II, 309.


Poet.

9 Poeten versteht nicht jedermann.

Bei Tunnicius (921): Alman en vorsteit de poeten nicht. (Sua nunquam quivis intelligit abdita vatum.)


Pogge.

16 Wenn de Pogg Oge krögt, kickt hei nau 'em Himmel. (Tilsit.) – Frischbier, I, 181.

Wenn eine bis dahin dunkle Sache sich aufzuklären beginnt.


Poggetodt.

* He is poggedod.Kern, 816.


Pole.

11 Einem Polen soll man leihen, einen Deutschen soll man freien.

Mit dem flotten Polen soll man Geschäfte haben, aber den sparsamen Deutschen soll man zum Schwiegersohn suchen. – Jüd.-deutsch: A pojlischen (polnischen) Ben-Juchid (einziger Sohn) soll män leihen, a deutschen soll män freien. (Warschau.)


Polen.

20 Das martialische Polen, das wachsame Preussen, das witzige Niederland, das reiche Flandern, das niedliche England, das verliebte Frankreich, das herzhafte Schweizerland, das listige Savoyen, das verschmitzte Italien.Beiche, 220a.

21 In Pojlen is alles krümm, nor die Trepp is gleich1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Gerade, hier für steil. Zur Charakteristik der sogenannten polnischen Wirthschaft.

22 In Polen und Litauen sind viel böse Brücken zu schauen.Frischbier, 4212.

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[[830]/0842] der Berlin-Görlitzer Eisenbahn angestellte Kassirer Pilz mit einer grossen Summe davon und wurde steckbrieflich verfolgt. Ende April desselben Jahres ging der Postgehülfe Lange in Muskau ebenfalls unter Mitnahme von Geldbriefen fort und wurde verfolgt. Da sagte der Volksmund: Nach Pilzen sucht man Lange, um sowol auszudrücken, dass das Auffinden des Pilz lange Zeit in Anspruch nehme, als um zu sagen, dass inzwischen ein Zweiter, Namens Lange, gesucht werde. Als man den letztern festgenommen hatte, ohne dass der erstere ergriffen war, sagte der Volksmund: Lange fand man, (aber) Pilzen nicht. (Niederschles. Zeitung, Nr. 105 u. 121.) *25 Möchte er giftige Pilze schlucken wie Claudius. Lat.: Boletum, qualem Claudius edit, edas. (Mart.) (Philippi, I, 61.) Pinang. * Er hat Pinang (oder Pinangbetel) bekommen. Der Betel ist ein in Ostindien einheimischer Schlingstrauch, dessen Blätter von hoch und niedrig gekaut werden. Der Pinangbetel ist aber zugleich auch als das geheime Werkzeug des Aberglaubens und der Leidenschaft, der Liebe und Rache merkwürdig; denn die Indier wissen ihm verschiedene Dinge beizumischen, um zur Liebe zu reizen, ihre Feinde zu vergiften u. s. w. Da diese Vergiftungen eine langsame Auszehrung verursachen, so wird obige Redensart in Indien angewendet auf jemand, der an der Auszehrung leidet. Dieser Art Vergiftung sollen sich besonders die indischen Frauen bedienen, um sich aus Eifersucht an ihren Liebhabern zu rächen. (Genlis, I, 353.) Pinie. Der sich sol der Pinie gleichen, dem muss die Zipolle weichen; die hat wenig Kern, viel Häute; so seynd auch viel Andachtsleute. – Pers. Rosenthal, 91. Pinsel. 16 Wer den Pinsel nicht kann zum Färben führen, der unterlasse das Beschmieren. – Neue Freie Presse, 4592. Pipe. * He kan man Pipen sniden gan. – Hoefer, Clawr Bur, I, 7. Verwandt mit „flöten gehen“. Pippek. * Er klärt (denkt nach), ob a Floj (Floh) hot a Pippek (Nabel). (Warschau.) Von Müssiggängern, die über gleichgültige Dinge nachgrübeln. Pisa. 2 In Pisa gibt es nichts Gerades (Rechtes). Anspielung auf den schiefen Glockenthurm und die grosse Senkung, die sich bei allen grossen Gebäuden nach der Seeseite hin bemerklich macht. It.: Non c' è niente di dritto a Pisa. (Giani, 1356.) 3 Pisa lastet auf dem, der dort müssig rastet. Bezieht sich auf die drückende Luft, welche in dem sonst milden Klima dort im Nachsommer herrscht. It.: Pisa pesa per chi posa. (Giani, 1357.) Piwerstauntschen. * Piwerstauntschen. Dieser Ausdruck ist für den Egerländer die höchste Steigerungsstufe von der Redensart: „Dau wär' ma!“ (s. Wären). Wenn er Piwerstauntschen sagt, dann sind die Acten geschlossen und alles weitere Herumgerede ist gänzlich zwecklos. (Vgl. den Artikel: Tracht und Mundart des Egerlandes von Jos. Willomitzer, Bohemia, 1875, Nr. 334.) – „Piwerstauntschen bedeutet dasselbe, was anderwärts viel matter und markloser mit dem Worte ›Pfifferling‹ ausgedrückt wird.“ (Bohemia, a. a. O.) Plack. *2 Man hat immer seinen Plack. Plagen. 11 Jeder plagt sich, um sein Brot zu gewinnen. Plaisir. 4 Mit dem dicksten Pläsir, sagt der Bauer, wenn er muss. (Köthen.) Plaisirmichel. * Es ist ein Plaisir-Michel. (Köthen.) Platz. 36 Platz dar in 'n Rönnstên, ick will dar liggen, sä de Hamborger tum Altonaer. – Schröder, 562. 37 Platz för sêwen Mann, et kümmt 'n holwer. – Schlingmann, 1136. *38 Auf diesem Platze ist ein Hund verreckt. Redensart beim Kartenspiel. Plätzchen. 3 Ein fein Plätzchen, ein fein Schätzchen, ein fein Spässchen, ein gross Gläschen, ein fein Weinchen oder Bierchen, dieses ist so mein Pläsirchen. – Frieske, 12. Platzregen. 4 Nach Platzregen folgt Sonnenschein. – Herberger, 276. Plaudern. 7 Vil leute können plaudern sehr, von weissheit aber sein sie lär. – Loci comm., 179. Lat.: Sermo datur cunctis, animi sapientia paucis. (Loci comm., 179.) Plauschen. * Plauschen's nit so g'schwollen. In Wien zu jemand, der sich mit Leistungen und Verdiensten sehr breit macht. Auch: Machen's kein Papp! Plimmerant. * Plimmerant werden. Die obige Redensart, welche so viel bedeutet wie in Angst und Schrecken gerathen, ist aus einer Verdrehung des französischen bleu mourant entstanden, womit die blassblaue Farbe bezeichnet wird, in welche z. B. bei einem plötzlichen Schrecken das Roth der Lippen sich verwandelt. (Moltke, Sprachwart, IX, 331.) Plötz. Plötz ist auch ein Fisch. – Hermes, I, 175. Po. Der Po würde Po nicht sein, flösse nicht die Adda und der Tessin hinein. It.: Il Po non sarebbe Po, se l' Adda ed il Ticin non ci mettesser co' (= capo). (Giani, 1360.) Pöbel. 36 Der Pöbel ist so bestendig als das Aprillenwetter. – Monatsblätter, V, 94, 13. 37 Man soll dem Pöbel ausweichen, aber nicht weichen. D. h. gehorchen, sich ihm unterwerfen. Lat.: Populo cede, non pare. (Sailer, Sprüche, 120, 89.) *38 Er hält's mit dem süssen Pöbel. Pöbelgunst. Pöbelgunst verfliegt wie Nebeldunst. „Der Bürger-Ehrenkranz bringt, Bürger, hehren Glanz; doch eitle Pöbelgunst u. s. w.“ (Gruppius, Deutscher Musen-Almanach, 1851, S. 222.) Pocken (Subst.). 1 Pocken und Liebe sind um so gefährlicher, je später sie kommen. 2 Von Pocken und von Liebe bleiben wenig Menschen frei. Podagra. 7 Das Podagra ist nicht besser zu curiren als mit Geduld. – Wirth, II, 309. Poet. 9 Poeten versteht nicht jedermann. Bei Tunnicius (921): Alman en vorsteit de poeten nicht. (Sua nunquam quivis intelligit abdita vatum.) Pogge. 16 Wenn de Pogg Oge krögt, kickt hei nau 'em Himmel. (Tilsit.) – Frischbier, I, 181. Wenn eine bis dahin dunkle Sache sich aufzuklären beginnt. Poggetodt. * He is poggedod. – Kern, 816. Pole. 11 Einem Polen soll man leihen, einen Deutschen soll man freien. Mit dem flotten Polen soll man Geschäfte haben, aber den sparsamen Deutschen soll man zum Schwiegersohn suchen. – Jüd.-deutsch: A pojlischen (polnischen) Ben-Juchid (einziger Sohn) soll män leihen, a deutschen soll män freien. (Warschau.) Polen. 20 Das martialische Polen, das wachsame Preussen, das witzige Niederland, das reiche Flandern, das niedliche England, das verliebte Frankreich, das herzhafte Schweizerland, das listige Savoyen, das verschmitzte Italien. – Beiche, 220a. 21 In Pojlen is alles krümm, nor die Trepp is gleich1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Gerade, hier für steil. Zur Charakteristik der sogenannten polnischen Wirthschaft. 22 In Polen und Litauen sind viel böse Brücken zu schauen. – Frischbier, 4212. Lat.: Pons Lithuanicus et Polonicus nihil valet. (Lepner, 92.) 23 So leicht gibt Polen sich nicht verloren.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [830]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/842>, abgerufen am 28.04.2024.