Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Wählen.

11 Man soll nicht wählen, worin andere fehlen. - Feldbausch, 168.


Wahn.

20 Der Wahn ist der schlimmste Tyrann.

Lat.: Opinio animum saepius quam res premit. (Sailer, Sprüche, 33.)

21 Wer den Wahn zum Masstab nimmt, der ist arm im Ueberfluss.

Lat.: Opinione quis dives? (Sailer, Sprüche, 135, 128.)

22 Wo viel Wahn, da ist wenig Wahrheit.

Lat.: Ut verax, ne suspicax. (Sailer, Sprüche, 135, 127.)


Wahr.

59 Wahr ist wahr und Licht ist Licht, aber Blinde sehen nicht.

*60 Es ist so wahr wie der heutige Tag. - Eichsfelder Volksblätter, 1880, S. 30.

*61 Es ist wahrer als das Gerücht von Sagra.

In einem Kriege zwischen den Lokrern und Krotoniaten war es am Sagra, einem Küstenflusse in Bruttium (in Unteritalien), zur Schlacht gekommen, in welcher die Lokrer mit Hülfe der Dioskuren, die ihnen Sparta gesendet, den Sieg davontrugen. Die Nachricht von diesem gelangte aber schon am Tage der Schlacht nach Sparta, erhielt jedoch bald darauf ihre Bestätigung. Daher bezeichnet man mit dieser Redensart ein Gerücht, das sich als durchaus wahr bestätigte.

*62 Wahrer als die Weissagungen der Kassandra.

Die mit dem Fluch belegt waren, dass man ihnen keinen Glauben schenkte. Daher von Unglücksbotschaften, die nicht geglaubt werden.


Währen.

*19 Das weret ein tantz zur hochmess und verwelkt wie ein wisenblum. - Mathesius, Sarepta, XLVIIb.

*20 Dz weeret kaum ains Aue maria lang. - Granatapfel, 143b, 2.

*21 Es wert kaum so lang, als 's du ain halb ay magest essen. - Granatapfel, 156a, 1.


Wahrhaft.

Was wahrhaft ist, währet; was redlich ist, nähret. - Gubitz, Volkskalender, 1856, S. 33.


Wahrhaftiger.

Einem Wahrhaftigen würde man glauben, auch wenn er die Unwahrheit sagte (sagen könnte).

Lat.: Veraci creditur et mentienti. (Sailer, Sprüche, 130, 114.)


Wahrheit.

450 Der Wahrheit Freunden lacht kein Glück, sie gehen nackt wie sie zurück.

451 Die Wahrheit ertrinkt nicht im Wasser und verbrennt nicht im Feuer. - Heimat, 618.

452 Die Wahrheit ist bitterer als Gift. - Neue illustrierte Zeitung, V, 25.

453 Die Warheit ist eine grobe Beuerin, redt nicht, was man gern hört. - Aventin, Chronik, XXVIIIb.

454 Die warheit ist nicht jedermanns kauff.

"Es ist kein Haussmagd vnd Küchetrotz niergend, sie wil vngestrafft seyn, vnd nit die warheit leiden." (Aventin, Chronik, IIa.)

455 Die warheit macht Neidt vnd schmiren linde Heut.

"Denn es ist gar ein alt Sprichwort vnd nicht neuw: die warheit u. s. w." (Aventin, Va.)

456 Die Warheit wil keine Kleider leiden, drumb muss sie immer nackend gehen. - Wirth, I, 546.

457 Man muss der Wahrheit Raum geben.

Böhm.: Dej misto pravde. (Rybicka, 1604.)

458 Wahrheit findet Feinde, auch wenn sie keine macht.

Engl.: Truth finds foes, where it makes none. (Bohn II, 138.)

Lat.: Obsequium amicos, veritas odium parit. (Terentius.) (Bohn II, 138.)

459 Wahrheit geht über Schönheit.

Lat.: Nil videt mens veritate pulcrius. (Sailer, Sprüche, 60.)

460 Wahrheit hält Farbe.

Engl.: Truth fears no colours. (Bohn II, 138.)

461 Wahrheit und Licht gesellen sich gern.

Lat.: Veritatis splendor comes. (Sailer, Sprüche, 106, 49.)

462 Wahrheit und Recht geht über alle Gunst.

Lat.: Non gratia ad peccatum te ulla flexerit. (Sailer, Sprüche, 24.)


[Spaltenumbruch]

463 Wahrheit treibt ans Licht. - Lausch, 52.

464 Warheit ist allzeit vnwehrt. - Aventin, CLXXb.

465 Warheit ist im tieffen Keller begraben. - Aventin, LXXVIIIb.

466 Wer die Warheit nicht leiden kann, der muss sich der Lügen trösten. - Sarcerius, 239.

467 Wer mir die Wahrheit sagt, der ist mein Freund.

Poln.: Sobie prawde rzec, najwspanialsza prawda. (Celakovsky, 64.)

468 Wer Wahrheit sprechen will, muss sich das Wörterbuch nicht vom Teufel borgen. - Gubitz, Volkskalender, 1858, S. 9a.

469 Wo Wahrheit, da ist Einheit und Friede; wo Lüge, da ist Spaltung und Krieg.

Lat.: Verum vero consentiens; falsum nec vero, nec falso. (Sailer, Sprüche, 185, 92.)

470 Wo Wahrheit, da ist Recht.

Böhm.: Kde pravda, tam pravo. (Rybicka, 865.)


Wahrheitsager.

Der Wahrheitsager will ein Wahrheithörer sein.

Lat.: Nil suavius, quam audire vera ac dicere. (Sailer, Sprüche, 169.)


Wahrsager.

9 Drei sichere Wahrsager sind: Kinder, Narren und Trunkene.

Lat.: Hi vera dicunt: ebrii, iatui, pueri. (Sailer, Sprüche, 166.)


Wahrzeichen.

5 Die drei Wahrzeichen Baierns sind: der Schlegel-, Brust- und Nierenbraten.

Der Baier kennt nur Einen Braten: den Kalbsbraten in den genannten drei Gestalten.


Waise.

9 Keiner gibt der Waise Brot, doch jeder guten Rath. - Merx, 286.

10 Man fragte die Waise: warum weinst du? Warum sollt' ich lachen, antwortete sie. - Merx, 287.


Walach.

*2 Beileibe nicht mit dem Wallach in den Graben.

Um jemand von etwas Unbesonnenem abzurathen.

Lat.: Minime sis, canterium in fossam. (Livius.)


Wald.

70 Auch der Wald hat Augen und Ohren. - Schmitz, 190, 100.

71 Besser in einem Wald und nur Pignoli essen, als mit einem Spanier in einem Schloss gesessen.

Pignoli sind Piniennüsse, eine Frucht der in Italien einheimischen Pinienkiefer.

It.: E meglio stare al bosco e mangiare pignoli che stare in castello con gli Spagnuoli. (Giani, 1573.)

72 Der Wald liefert selbst den Stiel zu der Axt, mit der er umgehauen wird. - Löwenheim, 63, 252.

73 Im leeren Wald dein Pfiff leicht schallt. - Wenzig, 78.

74 Nicht in jedem Walde gibt es Auerochsen. - Altmann VI, 395.

75 Viel Wald, viel kalt. (Schwaben.)

76 Vor dem Walde laufen die Hunde nie, aber vor einem Stecken aus demselben. (Rumänisch.) - Franzos, Vom Don zur Donau.

*77 Däs wurd de Wold net umreissa. - Michel, 258.

Das bringt dich nicht um.

*78 In den Wald gehen.

Ausdruck für sterben. In der Edda sind die Gräber Wälderwohnungen genannt.


Wams.

22 Ein neues Wams passt nicht zu alten Hosen.


Wand.

60 Die Wand hat Ohren, der Wind hat eine Stimme. - Merx, 255.

61 Leere Wände machen müssige Hausfrauen.

Engl.: Bare walls make giddy house-wives. (Bohn II, 69.)

62 Mit der Wand hat's nicht Noth, deren Stütze Gott.

63 Scheit de Wand bilank, denkt de Baur et blötzt. - Frischbier, I, 276.


[Spaltenumbruch]
Wählen.

11 Man soll nicht wählen, worin andere fehlen.Feldbausch, 168.


Wahn.

20 Der Wahn ist der schlimmste Tyrann.

Lat.: Opinio animum saepius quam res premit. (Sailer, Sprüche, 33.)

21 Wer den Wahn zum Masstab nimmt, der ist arm im Ueberfluss.

Lat.: Opinione quis dives? (Sailer, Sprüche, 135, 128.)

22 Wo viel Wahn, da ist wenig Wahrheit.

Lat.: Ut verax, ne suspicax. (Sailer, Sprüche, 135, 127.)


Wahr.

59 Wahr ist wahr und Licht ist Licht, aber Blinde sehen nicht.

*60 Es ist so wahr wie der heutige Tag.Eichsfelder Volksblätter, 1880, S. 30.

*61 Es ist wahrer als das Gerücht von Sagra.

In einem Kriege zwischen den Lokrern und Krotoniaten war es am Sagra, einem Küstenflusse in Bruttium (in Unteritalien), zur Schlacht gekommen, in welcher die Lokrer mit Hülfe der Dioskuren, die ihnen Sparta gesendet, den Sieg davontrugen. Die Nachricht von diesem gelangte aber schon am Tage der Schlacht nach Sparta, erhielt jedoch bald darauf ihre Bestätigung. Daher bezeichnet man mit dieser Redensart ein Gerücht, das sich als durchaus wahr bestätigte.

*62 Wahrer als die Weissagungen der Kassandra.

Die mit dem Fluch belegt waren, dass man ihnen keinen Glauben schenkte. Daher von Unglücksbotschaften, die nicht geglaubt werden.


Währen.

*19 Das weret ein tantz zur hochmess und verwelkt wie ein wisenblum.Mathesius, Sarepta, XLVIIb.

*20 Dz weeret kaum ains Aue maria lang.Granatapfel, 143b, 2.

*21 Es wert kaum so lang, als 's du ain halb ay magest essen.Granatapfel, 156a, 1.


Wahrhaft.

Was wahrhaft ist, währet; was redlich ist, nähret.Gubitz, Volkskalender, 1856, S. 33.


Wahrhaftiger.

Einem Wahrhaftigen würde man glauben, auch wenn er die Unwahrheit sagte (sagen könnte).

Lat.: Veraci creditur et mentienti. (Sailer, Sprüche, 130, 114.)


Wahrheit.

450 Der Wahrheit Freunden lacht kein Glück, sie gehen nackt wie sie zurück.

451 Die Wahrheit ertrinkt nicht im Wasser und verbrennt nicht im Feuer.Heimat, 618.

452 Die Wahrheit ist bitterer als Gift.Neue illustrierte Zeitung, V, 25.

453 Die Warheit ist eine grobe Beuerin, redt nicht, was man gern hört.Aventin, Chronik, XXVIIIb.

454 Die warheit ist nicht jedermanns kauff.

„Es ist kein Haussmagd vnd Küchetrotz niergend, sie wil vngestrafft seyn, vnd nit die warheit leiden.“ (Aventin, Chronik, IIa.)

455 Die warheit macht Neidt vnd schmiren linde Heut.

„Denn es ist gar ein alt Sprichwort vnd nicht neuw: die warheit u. s. w.“ (Aventin, Va.)

456 Die Warheit wil keine Kleider leiden, drumb muss sie immer nackend gehen.Wirth, I, 546.

457 Man muss der Wahrheit Raum geben.

Böhm.: Dej místo pravdĕ. (Rybička, 1604.)

458 Wahrheit findet Feinde, auch wenn sie keine macht.

Engl.: Truth finds foes, where it makes none. (Bohn II, 138.)

Lat.: Obsequium amicos, veritas odium parit. (Terentius.) (Bohn II, 138.)

459 Wahrheit geht über Schönheit.

Lat.: Nil videt mens veritate pulcrius. (Sailer, Sprüche, 60.)

460 Wahrheit hält Farbe.

Engl.: Truth fears no colours. (Bohn II, 138.)

461 Wahrheit und Licht gesellen sich gern.

Lat.: Veritatis splendor comes. (Sailer, Sprüche, 106, 49.)

462 Wahrheit und Recht geht über alle Gunst.

Lat.: Non gratia ad peccatum te ulla flexerit. (Sailer, Sprüche, 24.)


[Spaltenumbruch]

463 Wahrheit treibt ans Licht.Lausch, 52.

464 Warheit ist allzeit vnwehrt.Aventin, CLXXb.

465 Warheit ist im tieffen Keller begraben.Aventin, LXXVIIIb.

466 Wer die Warheit nicht leiden kann, der muss sich der Lügen trösten.Sarcerius, 239.

467 Wer mir die Wahrheit sagt, der ist mein Freund.

Poln.: Sobie prawdę rzec, najwspanialsza prawda. (Čelakovský, 64.)

468 Wer Wahrheit sprechen will, muss sich das Wörterbuch nicht vom Teufel borgen.Gubitz, Volkskalender, 1858, S. 9a.

469 Wo Wahrheit, da ist Einheit und Friede; wo Lüge, da ist Spaltung und Krieg.

Lat.: Verum vero consentiens; falsum nec vero, nec falso. (Sailer, Sprüche, 185, 92.)

470 Wo Wahrheit, da ist Recht.

Böhm.: Kde pravda, tam právo. (Rybička, 865.)


Wahrheitsager.

Der Wahrheitsager will ein Wahrheithörer sein.

Lat.: Nil suavius, quam audire vera ac dicere. (Sailer, Sprüche, 169.)


Wahrsager.

9 Drei sichere Wahrsager sind: Kinder, Narren und Trunkene.

Lat.: Hi vera dicunt: ebrii, íatui, pueri. (Sailer, Sprüche, 166.)


Wahrzeichen.

5 Die drei Wahrzeichen Baierns sind: der Schlegel-, Brust- und Nierenbraten.

Der Baier kennt nur Einen Braten: den Kalbsbraten in den genannten drei Gestalten.


Waise.

9 Keiner gibt der Waise Brot, doch jeder guten Rath.Merx, 286.

10 Man fragte die Waise: warum weinst du? Warum sollt' ich lachen, antwortete sie.Merx, 287.


Walach.

*2 Beileibe nicht mit dem Wallach in den Graben.

Um jemand von etwas Unbesonnenem abzurathen.

Lat.: Minime sis, canterium in fossam. (Livius.)


Wald.

70 Auch der Wald hat Augen und Ohren.Schmitz, 190, 100.

71 Besser in einem Wald und nur Pignoli essen, als mit einem Spanier in einem Schloss gesessen.

Pignoli sind Piniennüsse, eine Frucht der in Italien einheimischen Pinienkiefer.

It.: È meglio stare al bosco e mangiare pignoli che stare in castello con gli Spagnuoli. (Giani, 1573.)

72 Der Wald liefert selbst den Stiel zu der Axt, mit der er umgehauen wird.Löwenheim, 63, 252.

73 Im leeren Wald dein Pfiff leicht schallt.Wenzig, 78.

74 Nicht in jedem Walde gibt es Auerochsen.Altmann VI, 395.

75 Viel Wald, viel kalt. (Schwaben.)

76 Vor dem Walde laufen die Hunde nie, aber vor einem Stecken aus demselben. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.

*77 Däs wurd de Wold net umreissa.Michel, 258.

Das bringt dich nicht um.

*78 In den Wald gehen.

Ausdruck für sterben. In der Edda sind die Gräber Wälderwohnungen genannt.


Wams.

22 Ein neues Wams passt nicht zu alten Hosen.


Wand.

60 Die Wand hat Ohren, der Wind hat eine Stimme.Merx, 255.

61 Leere Wände machen müssige Hausfrauen.

Engl.: Bare walls make giddy house-wives. (Bohn II, 69.)

62 Mit der Wand hat's nicht Noth, deren Stütze Gott.

63 Schît de Wand bilank, denkt de Bûr et blötzt.Frischbier, I, 276.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0911" n="[899]"/>
          <cb n="1797"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wählen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Man soll nicht wählen, worin andere fehlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Feldbausch, 168.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Der Wahn ist der schlimmste Tyrann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Opinio animum saepius quam res premit. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 33.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Wer den Wahn zum Masstab nimmt, der ist arm im Ueberfluss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Opinione quis dives? (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 135, 128.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wo viel Wahn, da ist wenig Wahrheit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ut verax, ne suspicax. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 135, 127.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">59 Wahr ist wahr und Licht ist Licht, aber Blinde sehen nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*60 Es ist so wahr wie der heutige Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichsfelder Volksblätter, 1880, S. 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*61 Es ist wahrer als das Gerücht von Sagra.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In einem Kriege zwischen den Lokrern und Krotoniaten war es am Sagra, einem Küstenflusse in Bruttium (in Unteritalien), zur Schlacht gekommen, in welcher die Lokrer mit Hülfe der Dioskuren, die ihnen Sparta gesendet, den Sieg davontrugen. Die Nachricht von diesem gelangte aber schon am Tage der Schlacht nach Sparta, erhielt jedoch bald darauf ihre Bestätigung. Daher bezeichnet man mit dieser Redensart ein Gerücht, das sich als durchaus wahr bestätigte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*62 Wahrer als die Weissagungen der Kassandra.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die mit dem Fluch belegt waren, dass man ihnen keinen Glauben schenkte. Daher von Unglücksbotschaften, die nicht geglaubt werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Währen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Das weret ein tantz zur hochmess und verwelkt wie ein wisenblum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Sarepta, XLVII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Dz weeret kaum ains Aue maria lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Granatapfel, 143<hi rendition="#sup">b</hi>, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Es wert kaum so lang, als 's du ain halb ay magest essen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Granatapfel, 156<hi rendition="#sup">a</hi>, 1.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrhaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was wahrhaft ist, währet; was redlich ist, nähret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gubitz, Volkskalender, 1856, S. 33.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrhaftiger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Einem Wahrhaftigen würde man glauben, auch wenn er die Unwahrheit sagte (sagen könnte).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Veraci creditur et mentienti. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 130, 114.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">450 Der Wahrheit Freunden lacht kein Glück, sie gehen nackt wie sie zurück.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">451 Die Wahrheit ertrinkt nicht im Wasser und verbrennt nicht im Feuer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Heimat, 618.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">452 Die Wahrheit ist bitterer als Gift.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Neue illustrierte Zeitung, V, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">453 Die Warheit ist eine grobe Beuerin, redt nicht, was man gern hört.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Aventin, Chronik, XXVIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">454 Die warheit ist nicht jedermanns kauff.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es ist kein Haussmagd vnd Küchetrotz niergend, sie wil vngestrafft seyn, vnd nit die warheit leiden.&#x201C; (<hi rendition="#i">Aventin, Chronik, II<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">455 Die warheit macht Neidt vnd schmiren linde Heut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Denn es ist gar ein alt Sprichwort vnd nicht neuw: die warheit u. s. w.&#x201C; (<hi rendition="#i">Aventin, V<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">456 Die Warheit wil keine Kleider leiden, drumb muss sie immer nackend gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wirth, I, 546.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">457 Man muss der Wahrheit Raum geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dej místo pravd&#x0115;. (<hi rendition="#i">Rybi&#x010D;ka, 1604.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">458 Wahrheit findet Feinde, auch wenn sie keine macht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Truth finds foes, where it makes none. (<hi rendition="#i">Bohn II, 138.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Obsequium amicos, veritas odium parit. (<hi rendition="#i">Terentius.</hi>) (<hi rendition="#i">Bohn II, 138.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">459 Wahrheit geht über Schönheit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nil videt mens veritate pulcrius. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 60.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">460 Wahrheit hält Farbe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Truth fears no colours. (<hi rendition="#i">Bohn II, 138.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">461 Wahrheit und Licht gesellen sich gern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Veritatis splendor comes. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 106, 49.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">462 Wahrheit und Recht geht über alle Gunst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non gratia ad peccatum te ulla flexerit. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 24.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="1798"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">463 Wahrheit treibt ans Licht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lausch, 52.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">464 Warheit ist allzeit vnwehrt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Aventin, CLXX<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">465 Warheit ist im tieffen Keller begraben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Aventin, LXXVIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">466 Wer die Warheit nicht leiden kann, der muss sich der Lügen trösten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sarcerius, 239.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">467 Wer mir die Wahrheit sagt, der ist mein Freund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Sobie prawd&#x0119; rzec, najwspanialsza prawda. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 64.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">468 Wer Wahrheit sprechen will, muss sich das Wörterbuch nicht vom Teufel borgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gubitz, Volkskalender, 1858, S. 9<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">469 Wo Wahrheit, da ist Einheit und Friede; wo Lüge, da ist Spaltung und Krieg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Verum vero consentiens; falsum nec vero, nec falso. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 185, 92.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">470 Wo Wahrheit, da ist Recht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kde pravda, tam právo. (<hi rendition="#i">Rybi&#x010D;ka, 865.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrheitsager.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Wahrheitsager will ein Wahrheithörer sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nil suavius, quam audire vera ac dicere. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 169.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrsager.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Drei sichere Wahrsager sind: Kinder, Narren und Trunkene.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Hi vera dicunt: ebrii, íatui, pueri. (<hi rendition="#i">Sailer, Sprüche, 166.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wahrzeichen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die drei Wahrzeichen Baierns sind: der Schlegel-, Brust- und Nierenbraten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Baier kennt nur Einen Braten: den Kalbsbraten in den genannten drei Gestalten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Waise.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Keiner gibt der Waise Brot, doch jeder guten Rath.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Merx, 286.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Man fragte die Waise: warum weinst du? Warum sollt' ich lachen, antwortete sie.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Merx, 287.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Walach.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Beileibe nicht mit dem Wallach in den Graben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um jemand von etwas Unbesonnenem abzurathen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Minime sis, canterium in fossam. (<hi rendition="#i">Livius.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wald.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Auch der Wald hat Augen und Ohren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schmitz, 190, 100.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Besser in einem Wald und nur Pignoli essen, als mit einem Spanier in einem Schloss gesessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Pignoli sind Piniennüsse, eine Frucht der in Italien einheimischen Pinienkiefer.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: È meglio stare al bosco e mangiare pignoli che stare in castello con gli Spagnuoli. (<hi rendition="#i">Giani, 1573.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">72 Der Wald liefert selbst den Stiel zu der Axt, mit der er umgehauen wird.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Löwenheim, 63, 252.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Im leeren Wald dein Pfiff leicht schallt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wenzig, 78.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">74 Nicht in jedem Walde gibt es Auerochsen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 395.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">75 Viel Wald, viel kalt.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 Vor dem Walde laufen die Hunde nie, aber vor einem Stecken aus demselben.</hi> (<hi rendition="#i">Rumänisch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Franzos, Vom Don zur Donau.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*77 Däs wurd de Wold net umreissa.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Michel, 258.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das bringt dich nicht um.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*78 In den Wald gehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ausdruck für sterben. In der <hi rendition="#i">Edda</hi> sind die Gräber Wälderwohnungen genannt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wams.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Ein neues Wams passt nicht zu alten Hosen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wand.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Die Wand hat Ohren, der Wind hat eine Stimme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Merx, 255.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">61 Leere Wände machen müssige Hausfrauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Bare walls make giddy house-wives. (<hi rendition="#i">Bohn II, 69.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">62 Mit der Wand hat's nicht Noth, deren Stütze Gott.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">63 Schît de Wand bilank, denkt de Bûr et blötzt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 276.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[899]/0911] Wählen. 11 Man soll nicht wählen, worin andere fehlen. – Feldbausch, 168. Wahn. 20 Der Wahn ist der schlimmste Tyrann. Lat.: Opinio animum saepius quam res premit. (Sailer, Sprüche, 33.) 21 Wer den Wahn zum Masstab nimmt, der ist arm im Ueberfluss. Lat.: Opinione quis dives? (Sailer, Sprüche, 135, 128.) 22 Wo viel Wahn, da ist wenig Wahrheit. Lat.: Ut verax, ne suspicax. (Sailer, Sprüche, 135, 127.) Wahr. 59 Wahr ist wahr und Licht ist Licht, aber Blinde sehen nicht. *60 Es ist so wahr wie der heutige Tag. – Eichsfelder Volksblätter, 1880, S. 30. *61 Es ist wahrer als das Gerücht von Sagra. In einem Kriege zwischen den Lokrern und Krotoniaten war es am Sagra, einem Küstenflusse in Bruttium (in Unteritalien), zur Schlacht gekommen, in welcher die Lokrer mit Hülfe der Dioskuren, die ihnen Sparta gesendet, den Sieg davontrugen. Die Nachricht von diesem gelangte aber schon am Tage der Schlacht nach Sparta, erhielt jedoch bald darauf ihre Bestätigung. Daher bezeichnet man mit dieser Redensart ein Gerücht, das sich als durchaus wahr bestätigte. *62 Wahrer als die Weissagungen der Kassandra. Die mit dem Fluch belegt waren, dass man ihnen keinen Glauben schenkte. Daher von Unglücksbotschaften, die nicht geglaubt werden. Währen. *19 Das weret ein tantz zur hochmess und verwelkt wie ein wisenblum. – Mathesius, Sarepta, XLVIIb. *20 Dz weeret kaum ains Aue maria lang. – Granatapfel, 143b, 2. *21 Es wert kaum so lang, als 's du ain halb ay magest essen. – Granatapfel, 156a, 1. Wahrhaft. Was wahrhaft ist, währet; was redlich ist, nähret. – Gubitz, Volkskalender, 1856, S. 33. Wahrhaftiger. Einem Wahrhaftigen würde man glauben, auch wenn er die Unwahrheit sagte (sagen könnte). Lat.: Veraci creditur et mentienti. (Sailer, Sprüche, 130, 114.) Wahrheit. 450 Der Wahrheit Freunden lacht kein Glück, sie gehen nackt wie sie zurück. 451 Die Wahrheit ertrinkt nicht im Wasser und verbrennt nicht im Feuer. – Heimat, 618. 452 Die Wahrheit ist bitterer als Gift. – Neue illustrierte Zeitung, V, 25. 453 Die Warheit ist eine grobe Beuerin, redt nicht, was man gern hört. – Aventin, Chronik, XXVIIIb. 454 Die warheit ist nicht jedermanns kauff. „Es ist kein Haussmagd vnd Küchetrotz niergend, sie wil vngestrafft seyn, vnd nit die warheit leiden.“ (Aventin, Chronik, IIa.) 455 Die warheit macht Neidt vnd schmiren linde Heut. „Denn es ist gar ein alt Sprichwort vnd nicht neuw: die warheit u. s. w.“ (Aventin, Va.) 456 Die Warheit wil keine Kleider leiden, drumb muss sie immer nackend gehen. – Wirth, I, 546. 457 Man muss der Wahrheit Raum geben. Böhm.: Dej místo pravdĕ. (Rybička, 1604.) 458 Wahrheit findet Feinde, auch wenn sie keine macht. Engl.: Truth finds foes, where it makes none. (Bohn II, 138.) Lat.: Obsequium amicos, veritas odium parit. (Terentius.) (Bohn II, 138.) 459 Wahrheit geht über Schönheit. Lat.: Nil videt mens veritate pulcrius. (Sailer, Sprüche, 60.) 460 Wahrheit hält Farbe. Engl.: Truth fears no colours. (Bohn II, 138.) 461 Wahrheit und Licht gesellen sich gern. Lat.: Veritatis splendor comes. (Sailer, Sprüche, 106, 49.) 462 Wahrheit und Recht geht über alle Gunst. Lat.: Non gratia ad peccatum te ulla flexerit. (Sailer, Sprüche, 24.) 463 Wahrheit treibt ans Licht. – Lausch, 52. 464 Warheit ist allzeit vnwehrt. – Aventin, CLXXb. 465 Warheit ist im tieffen Keller begraben. – Aventin, LXXVIIIb. 466 Wer die Warheit nicht leiden kann, der muss sich der Lügen trösten. – Sarcerius, 239. 467 Wer mir die Wahrheit sagt, der ist mein Freund. Poln.: Sobie prawdę rzec, najwspanialsza prawda. (Čelakovský, 64.) 468 Wer Wahrheit sprechen will, muss sich das Wörterbuch nicht vom Teufel borgen. – Gubitz, Volkskalender, 1858, S. 9a. 469 Wo Wahrheit, da ist Einheit und Friede; wo Lüge, da ist Spaltung und Krieg. Lat.: Verum vero consentiens; falsum nec vero, nec falso. (Sailer, Sprüche, 185, 92.) 470 Wo Wahrheit, da ist Recht. Böhm.: Kde pravda, tam právo. (Rybička, 865.) Wahrheitsager. Der Wahrheitsager will ein Wahrheithörer sein. Lat.: Nil suavius, quam audire vera ac dicere. (Sailer, Sprüche, 169.) Wahrsager. 9 Drei sichere Wahrsager sind: Kinder, Narren und Trunkene. Lat.: Hi vera dicunt: ebrii, íatui, pueri. (Sailer, Sprüche, 166.) Wahrzeichen. 5 Die drei Wahrzeichen Baierns sind: der Schlegel-, Brust- und Nierenbraten. Der Baier kennt nur Einen Braten: den Kalbsbraten in den genannten drei Gestalten. Waise. 9 Keiner gibt der Waise Brot, doch jeder guten Rath. – Merx, 286. 10 Man fragte die Waise: warum weinst du? Warum sollt' ich lachen, antwortete sie. – Merx, 287. Walach. *2 Beileibe nicht mit dem Wallach in den Graben. Um jemand von etwas Unbesonnenem abzurathen. Lat.: Minime sis, canterium in fossam. (Livius.) Wald. 70 Auch der Wald hat Augen und Ohren. – Schmitz, 190, 100. 71 Besser in einem Wald und nur Pignoli essen, als mit einem Spanier in einem Schloss gesessen. Pignoli sind Piniennüsse, eine Frucht der in Italien einheimischen Pinienkiefer. It.: È meglio stare al bosco e mangiare pignoli che stare in castello con gli Spagnuoli. (Giani, 1573.) 72 Der Wald liefert selbst den Stiel zu der Axt, mit der er umgehauen wird. – Löwenheim, 63, 252. 73 Im leeren Wald dein Pfiff leicht schallt. – Wenzig, 78. 74 Nicht in jedem Walde gibt es Auerochsen. – Altmann VI, 395. 75 Viel Wald, viel kalt. (Schwaben.) 76 Vor dem Walde laufen die Hunde nie, aber vor einem Stecken aus demselben. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau. *77 Däs wurd de Wold net umreissa. – Michel, 258. Das bringt dich nicht um. *78 In den Wald gehen. Ausdruck für sterben. In der Edda sind die Gräber Wälderwohnungen genannt. Wams. 22 Ein neues Wams passt nicht zu alten Hosen. Wand. 60 Die Wand hat Ohren, der Wind hat eine Stimme. – Merx, 255. 61 Leere Wände machen müssige Hausfrauen. Engl.: Bare walls make giddy house-wives. (Bohn II, 69.) 62 Mit der Wand hat's nicht Noth, deren Stütze Gott. 63 Schît de Wand bilank, denkt de Bûr et blötzt. – Frischbier, I, 276.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/911
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [899]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/911>, abgerufen am 28.04.2024.