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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Drittes Kapitel.

Da es in dem vorliegenden Falle darauf ankam, dem Gebäude
ein einfaches, aber doch gefälliges Ansehen zu geben, ordnete der
Erbauer (k. Baumeister Ende in Berlin) offene Hallen, vorspringende
Erker und Balkons und decorirte Fachausmauerung an (dieselbe
besteht aus gelben Ziegeln mit rothen Ziegelumfassungen, das Holz-
werk ist an den Kanten abgefaßt und mehreremale mit brauner Oel-
farbe angestrichen). Der obere Giebel ist theilweise mit ausgeschnit-
tenen und profilirten Brettern verkleidet, wodurch eine anspruchslose
und dennoch angenehme Abwechselung erreicht wurde.

Das Vorspringen der Riegelwände.

Bereits das vorstehende Beispiel läßt erkennen, daß die Riegel-
wände nicht bündig mit dem massiven Unterbau abschließen, sondern
etwas vorspringen. Solche Vorsprünge haben auch die aus dem
Mittelalter stammenden Holzbauten, welche in vielen Städten Deutsch-
lands noch heutigentags in gutem Zustande erhalten sind.

Obgleich jene herrlich ausgestatteten Riegelbauten mit ihren vielen
Schnitzereien fast durchweg aus Eichenholz bestehen und schon dadurch
eine Garantie für eine längere Existenz besitzen als die Tannenholz-
bauten, so muß man doch ganz besonders dem Vorspringen der
übereinander befindlichen Riegelwände die fast drei- bis fünfhundert-
jährige Dauer zuschreiben.

Aus diesem Grunde läßt man auch in unserer Zeit bei allen
Riegelbauten besserer Art jedes höher liegende Geschoß um etwa 15
bis 20zm vortreten (Fig. 187 A und B).

[Abbildung] Fig. 187

A.

Drittes Kapitel.

Da es in dem vorliegenden Falle darauf ankam, dem Gebäude
ein einfaches, aber doch gefälliges Anſehen zu geben, ordnete der
Erbauer (k. Baumeiſter Ende in Berlin) offene Hallen, vorſpringende
Erker und Balkons und decorirte Fachausmauerung an (dieſelbe
beſteht aus gelben Ziegeln mit rothen Ziegelumfaſſungen, das Holz-
werk iſt an den Kanten abgefaßt und mehreremale mit brauner Oel-
farbe angeſtrichen). Der obere Giebel iſt theilweiſe mit ausgeſchnit-
tenen und profilirten Brettern verkleidet, wodurch eine anſpruchsloſe
und dennoch angenehme Abwechſelung erreicht wurde.

Das Vorſpringen der Riegelwände.

Bereits das vorſtehende Beiſpiel läßt erkennen, daß die Riegel-
wände nicht bündig mit dem maſſiven Unterbau abſchließen, ſondern
etwas vorſpringen. Solche Vorſprünge haben auch die aus dem
Mittelalter ſtammenden Holzbauten, welche in vielen Städten Deutſch-
lands noch heutigentags in gutem Zuſtande erhalten ſind.

Obgleich jene herrlich ausgeſtatteten Riegelbauten mit ihren vielen
Schnitzereien faſt durchweg aus Eichenholz beſtehen und ſchon dadurch
eine Garantie für eine längere Exiſtenz beſitzen als die Tannenholz-
bauten, ſo muß man doch ganz beſonders dem Vorſpringen der
übereinander befindlichen Riegelwände die faſt drei- bis fünfhundert-
jährige Dauer zuſchreiben.

Aus dieſem Grunde läßt man auch in unſerer Zeit bei allen
Riegelbauten beſſerer Art jedes höher liegende Geſchoß um etwa 15
bis 20zm vortreten (Fig. 187 A und B).

[Abbildung] Fig. 187

A.

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[120/0132] Drittes Kapitel. Da es in dem vorliegenden Falle darauf ankam, dem Gebäude ein einfaches, aber doch gefälliges Anſehen zu geben, ordnete der Erbauer (k. Baumeiſter Ende in Berlin) offene Hallen, vorſpringende Erker und Balkons und decorirte Fachausmauerung an (dieſelbe beſteht aus gelben Ziegeln mit rothen Ziegelumfaſſungen, das Holz- werk iſt an den Kanten abgefaßt und mehreremale mit brauner Oel- farbe angeſtrichen). Der obere Giebel iſt theilweiſe mit ausgeſchnit- tenen und profilirten Brettern verkleidet, wodurch eine anſpruchsloſe und dennoch angenehme Abwechſelung erreicht wurde. Das Vorſpringen der Riegelwände. Bereits das vorſtehende Beiſpiel läßt erkennen, daß die Riegel- wände nicht bündig mit dem maſſiven Unterbau abſchließen, ſondern etwas vorſpringen. Solche Vorſprünge haben auch die aus dem Mittelalter ſtammenden Holzbauten, welche in vielen Städten Deutſch- lands noch heutigentags in gutem Zuſtande erhalten ſind. Obgleich jene herrlich ausgeſtatteten Riegelbauten mit ihren vielen Schnitzereien faſt durchweg aus Eichenholz beſtehen und ſchon dadurch eine Garantie für eine längere Exiſtenz beſitzen als die Tannenholz- bauten, ſo muß man doch ganz beſonders dem Vorſpringen der übereinander befindlichen Riegelwände die faſt drei- bis fünfhundert- jährige Dauer zuſchreiben. Aus dieſem Grunde läßt man auch in unſerer Zeit bei allen Riegelbauten beſſerer Art jedes höher liegende Geſchoß um etwa 15 bis 20zm vortreten (Fig. 187 A und B). [Abbildung Fig. 187 A.]

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/132>, abgerufen am 26.04.2024.