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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände.

Der Abstand dieser beiden punktirten Linien (gleich 1/10 der Bal-
kenhöhe) giebt gleichzeitig die Höhe der Zähne an. Da die Zahn-
länge 8/10 -- 10/10 der ganzen Balkenhöhe mißt, vermag man nun die
Zähne i h g, g f e, e d c u. s. w. zu verzeichnen, wobei beachtet werden
muß, daß i h, g f u. s. w. senkrecht auf a b stehen müssen.

Um den verzahnten Trag-
balken noch mehr zu versteifen
und gegen Durchbiegen zu sichern,
pflegt man ihn abzusprengen,
d. h. so zu biegen, daß die Mitte
höher zu liegen kommt als die
Enden. Eine solche Stechung
beträgt nur 1/60 -- 1/100 der gan-
zen freiliegenden Länge und
wird dadurch erreicht, daß man
die Balkenmitte auf einen Klotz
legt und die Enden mittelst einer
Wagenwinde hinabpreßt. Zu
diesem Behufe werden an den
Balkenenden zwei fest abgebun-
dene und verbolzte Holzrahmen
im Erdboden eingestampft, da-
mit die Schraube oben einen
festen Widerstand finde; in Fig.
41 ist dies Verfahren skizzirt.

In solcher Lage bleibt der
Balken so lange eingespannt,
bis die sämmtlichen Löcher durch-
gebohrt und die Schraubenbol-
zen fest eingezogen sind.

Weil die Zähne recht dicht
aufeinander liegen müssen, ho-
belt man die Flächen glatt ab.

[Abbildung] Fig. 40.
[Abbildung] Fig. 41.

Wie aus der Beschreibung erkennbar ist, verursacht die sorgfältige
Herstellung der verzahnten Balken viel Arbeit und nur sehr geschickte
Zimmerleute können eine solche Construction ausführen. Um aber
auch bei geringerer Sorgfalt einen guten verzahnten Träger zu er-
halten, pflegt man die ungleichen Längen der Zähne dadurch auszu-

Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände.

Der Abſtand dieſer beiden punktirten Linien (gleich 1/10 der Bal-
kenhöhe) giebt gleichzeitig die Höhe der Zähne an. Da die Zahn-
länge 8/10 — 10/10 der ganzen Balkenhöhe mißt, vermag man nun die
Zähne i h g, g f e, e d c u. ſ. w. zu verzeichnen, wobei beachtet werden
muß, daß i h, g f u. ſ. w. ſenkrecht auf a b ſtehen müſſen.

Um den verzahnten Trag-
balken noch mehr zu verſteifen
und gegen Durchbiegen zu ſichern,
pflegt man ihn abzuſprengen,
d. h. ſo zu biegen, daß die Mitte
höher zu liegen kommt als die
Enden. Eine ſolche Stechung
beträgt nur 1/60 — 1/100 der gan-
zen freiliegenden Länge und
wird dadurch erreicht, daß man
die Balkenmitte auf einen Klotz
legt und die Enden mittelſt einer
Wagenwinde hinabpreßt. Zu
dieſem Behufe werden an den
Balkenenden zwei feſt abgebun-
dene und verbolzte Holzrahmen
im Erdboden eingeſtampft, da-
mit die Schraube oben einen
feſten Widerſtand finde; in Fig.
41 iſt dies Verfahren ſkizzirt.

In ſolcher Lage bleibt der
Balken ſo lange eingeſpannt,
bis die ſämmtlichen Löcher durch-
gebohrt und die Schraubenbol-
zen feſt eingezogen ſind.

Weil die Zähne recht dicht
aufeinander liegen müſſen, ho-
belt man die Flächen glatt ab.

[Abbildung] Fig. 40.
[Abbildung] Fig. 41.

Wie aus der Beſchreibung erkennbar iſt, verurſacht die ſorgfältige
Herſtellung der verzahnten Balken viel Arbeit und nur ſehr geſchickte
Zimmerleute können eine ſolche Conſtruction ausführen. Um aber
auch bei geringerer Sorgfalt einen guten verzahnten Träger zu er-
halten, pflegt man die ungleichen Längen der Zähne dadurch auszu-

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[13/0025] Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. Der Abſtand dieſer beiden punktirten Linien (gleich 1/10 der Bal- kenhöhe) giebt gleichzeitig die Höhe der Zähne an. Da die Zahn- länge 8/10 — 10/10 der ganzen Balkenhöhe mißt, vermag man nun die Zähne i h g, g f e, e d c u. ſ. w. zu verzeichnen, wobei beachtet werden muß, daß i h, g f u. ſ. w. ſenkrecht auf a b ſtehen müſſen. Um den verzahnten Trag- balken noch mehr zu verſteifen und gegen Durchbiegen zu ſichern, pflegt man ihn abzuſprengen, d. h. ſo zu biegen, daß die Mitte höher zu liegen kommt als die Enden. Eine ſolche Stechung beträgt nur 1/60 — 1/100 der gan- zen freiliegenden Länge und wird dadurch erreicht, daß man die Balkenmitte auf einen Klotz legt und die Enden mittelſt einer Wagenwinde hinabpreßt. Zu dieſem Behufe werden an den Balkenenden zwei feſt abgebun- dene und verbolzte Holzrahmen im Erdboden eingeſtampft, da- mit die Schraube oben einen feſten Widerſtand finde; in Fig. 41 iſt dies Verfahren ſkizzirt. In ſolcher Lage bleibt der Balken ſo lange eingeſpannt, bis die ſämmtlichen Löcher durch- gebohrt und die Schraubenbol- zen feſt eingezogen ſind. Weil die Zähne recht dicht aufeinander liegen müſſen, ho- belt man die Flächen glatt ab. [Abbildung Fig. 40.] [Abbildung Fig. 41.] Wie aus der Beſchreibung erkennbar iſt, verurſacht die ſorgfältige Herſtellung der verzahnten Balken viel Arbeit und nur ſehr geſchickte Zimmerleute können eine ſolche Conſtruction ausführen. Um aber auch bei geringerer Sorgfalt einen guten verzahnten Träger zu er- halten, pflegt man die ungleichen Längen der Zähne dadurch auszu-

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/25>, abgerufen am 27.04.2024.