Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

Bild:
<< vorherige Seite
System und graphische Construktion der Kuppelgewölbe.

In Fig. 353 A und B sei ein vollständiges Kugelgewölbe gegeben,
und im Grundriß desselben irgend eine aus geometrischen Formen
gebildete Figur zur Verzierung des Gewölbes gezeichnet; es soll nun

[Abbildung] Fig. 353 A--B.
diese Figur auf das Gewölbe in der Weise übertragen werden, daß
sie entweder als Rippen oder als Malerei sichtbar bleibe; ferner soll
die Größe der einzelnen Rippen bestimmt werden.

Diese Construktion wird noch mehrfach in späteren Beispielen An-
wendung finden, aus welchem Grunde die Erklärung hier möglichst
allgemein gehalten werden soll.

Vor Allem sind folgende Gesetze festzustellen:

Jeder Schnitt einer Kugel durch eine Ebene in beliebiger Lage
giebt einen Kreis; geht die Ebene durch den Mittelpunkt der Kugel,
so zeigt die Schnittfläche den größten Kreis. Geht sie nicht durch den
Mittelpunkt, so entstehen Halbkreise, deren Durchmesser gleich der Sehne
der Kugelgrundfläche sind, welche durch die Durchschneidung der ver-
ticalen Schnittebene und der Kugelgrundfläche gebildet wird.

In dem gegebenen Gewölbe sind zweierlei Rippen, nämlich über
a c und über a b, vorhanden; da die Rippe über a c in einer durch

22*
Syſtem und graphiſche Conſtruktion der Kuppelgewölbe.

In Fig. 353 A und B ſei ein vollſtändiges Kugelgewölbe gegeben,
und im Grundriß deſſelben irgend eine aus geometriſchen Formen
gebildete Figur zur Verzierung des Gewölbes gezeichnet; es ſoll nun

[Abbildung] Fig. 353 A—B.
dieſe Figur auf das Gewölbe in der Weiſe übertragen werden, daß
ſie entweder als Rippen oder als Malerei ſichtbar bleibe; ferner ſoll
die Größe der einzelnen Rippen beſtimmt werden.

Dieſe Conſtruktion wird noch mehrfach in ſpäteren Beiſpielen An-
wendung finden, aus welchem Grunde die Erklärung hier möglichſt
allgemein gehalten werden ſoll.

Vor Allem ſind folgende Geſetze feſtzuſtellen:

Jeder Schnitt einer Kugel durch eine Ebene in beliebiger Lage
giebt einen Kreis; geht die Ebene durch den Mittelpunkt der Kugel,
ſo zeigt die Schnittfläche den größten Kreis. Geht ſie nicht durch den
Mittelpunkt, ſo entſtehen Halbkreiſe, deren Durchmeſſer gleich der Sehne
der Kugelgrundfläche ſind, welche durch die Durchſchneidung der ver-
ticalen Schnittebene und der Kugelgrundfläche gebildet wird.

In dem gegebenen Gewölbe ſind zweierlei Rippen, nämlich über
a c und über a b, vorhanden; da die Rippe über a c in einer durch

22*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0355" n="339"/>
              <fw place="top" type="header">Sy&#x017F;tem und graphi&#x017F;che Con&#x017F;truktion der Kuppelgewölbe.</fw><lb/>
              <p>In Fig. 353 <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ei ein voll&#x017F;tändiges Kugelgewölbe gegeben,<lb/>
und im Grundriß de&#x017F;&#x017F;elben irgend eine aus geometri&#x017F;chen Formen<lb/>
gebildete Figur zur Verzierung des Gewölbes gezeichnet; es &#x017F;oll nun<lb/><figure><head>Fig. 353 <hi rendition="#aq">A&#x2014;B.</hi></head></figure><lb/>
die&#x017F;e Figur auf das Gewölbe in der Wei&#x017F;e übertragen werden, daß<lb/>
&#x017F;ie entweder als Rippen oder als Malerei &#x017F;ichtbar bleibe; ferner &#x017F;oll<lb/>
die Größe der einzelnen Rippen be&#x017F;timmt werden.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Con&#x017F;truktion wird noch mehrfach in &#x017F;päteren Bei&#x017F;pielen An-<lb/>
wendung finden, aus welchem Grunde die Erklärung hier möglich&#x017F;t<lb/>
allgemein gehalten werden &#x017F;oll.</p><lb/>
              <p>Vor Allem &#x017F;ind folgende Ge&#x017F;etze fe&#x017F;tzu&#x017F;tellen:</p><lb/>
              <p>Jeder Schnitt einer Kugel durch eine Ebene in beliebiger Lage<lb/>
giebt einen Kreis; geht die Ebene durch den Mittelpunkt der Kugel,<lb/>
&#x017F;o zeigt die Schnittfläche den größten Kreis. Geht &#x017F;ie nicht durch den<lb/>
Mittelpunkt, &#x017F;o ent&#x017F;tehen Halbkrei&#x017F;e, deren Durchme&#x017F;&#x017F;er gleich der Sehne<lb/>
der Kugelgrundfläche &#x017F;ind, welche durch die Durch&#x017F;chneidung der ver-<lb/>
ticalen Schnittebene und der Kugelgrundfläche gebildet wird.</p><lb/>
              <p>In dem gegebenen Gewölbe &#x017F;ind zweierlei Rippen, nämlich über<lb/><hi rendition="#aq">a c</hi> und über <hi rendition="#aq">a b</hi>, vorhanden; da die Rippe über <hi rendition="#aq">a c</hi> in einer durch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">22*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0355] Syſtem und graphiſche Conſtruktion der Kuppelgewölbe. In Fig. 353 A und B ſei ein vollſtändiges Kugelgewölbe gegeben, und im Grundriß deſſelben irgend eine aus geometriſchen Formen gebildete Figur zur Verzierung des Gewölbes gezeichnet; es ſoll nun [Abbildung Fig. 353 A—B.] dieſe Figur auf das Gewölbe in der Weiſe übertragen werden, daß ſie entweder als Rippen oder als Malerei ſichtbar bleibe; ferner ſoll die Größe der einzelnen Rippen beſtimmt werden. Dieſe Conſtruktion wird noch mehrfach in ſpäteren Beiſpielen An- wendung finden, aus welchem Grunde die Erklärung hier möglichſt allgemein gehalten werden ſoll. Vor Allem ſind folgende Geſetze feſtzuſtellen: Jeder Schnitt einer Kugel durch eine Ebene in beliebiger Lage giebt einen Kreis; geht die Ebene durch den Mittelpunkt der Kugel, ſo zeigt die Schnittfläche den größten Kreis. Geht ſie nicht durch den Mittelpunkt, ſo entſtehen Halbkreiſe, deren Durchmeſſer gleich der Sehne der Kugelgrundfläche ſind, welche durch die Durchſchneidung der ver- ticalen Schnittebene und der Kugelgrundfläche gebildet wird. In dem gegebenen Gewölbe ſind zweierlei Rippen, nämlich über a c und über a b, vorhanden; da die Rippe über a c in einer durch 22*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/355
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/355>, abgerufen am 26.04.2024.