Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedichte.
Ode.

Horatianisch. Eheu fugaces. &c,

WJe vnverhinderlich ein Jahr
Schnell nach dem andern dahin fliehet!
Wie vnempfindlich vnser haar
Sich graw zu färben nicht verziehet!
Vmbsunst die Frombkeit selbs/ die stirn
Von rüntzeln/ vnd von sorg das hirn
Zu freyhen sich bemühet.
Lauff alle tag der Kirchen zu/
Vnd dien dem/ der allein Allmächtig;
Vnd ohn erquickung/ nahrung/ ruh/
Erweiß dich tag vnd nacht andächtig
Vnd Christlich: So wirt endlich doch
Das vnvermeidenliche Joch
Des Tods auch durch dich prächtig.
Die sünd/ die alle menschen gleich
Gemachet/ machet sie fortgehen/
Vnd lasset weder arm noch reich
Sich länger spreissen vnd stillstehen:
Ein Juncker/ Herr/ Graff vnd Monarch
Wirt wie ein baur mit einem sarch
Vnd einem grab versehen.

Vmb-
R 4
Gedichte.
Ode.

Horatianiſch. Eheu fugaces. &c,

WJe vnverhinderlich ein Jahr
Schnell nach dem andern dahin fliehet!
Wie vnempfindlich vnſer haar
Sich graw zu faͤrben nicht verziehet!
Vmbſunſt die Frombkeit ſelbs/ die ſtirn
Von ruͤntzeln/ vnd von ſorg das hirn
Zu freyhen ſich bemuͤhet.
Lauff alle tag der Kirchen zu/
Vnd dien dem/ der allein Allmaͤchtig;
Vnd ohn erquickung/ nahrung/ ruh/
Erweiß dich tag vnd nacht andaͤchtig
Vnd Chriſtlich: So wirt endlich doch
Das vnvermeidenliche Joch
Des Tods auch durch dich praͤchtig.
Die ſuͤnd/ die alle menſchen gleich
Gemachet/ machet ſie fortgehen/
Vnd laſſet weder arm noch reich
Sich laͤnger ſpreiſſen vnd ſtillſtehen:
Ein Juncker/ Herꝛ/ Graff vnd Monarch
Wirt wie ein baur mit einem ſarch
Vnd einem grab verſehen.

Vmb-
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0265" n="247"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ode.</hi> </head><lb/>
              <argument>
                <p> <hi rendition="#b">Horatiani&#x017F;ch.</hi> <hi rendition="#aq">Eheu fugaces. &amp;c,</hi> </p>
              </argument><lb/>
              <lg n="1">
                <l>WJe vnverhinderlich ein Jahr</l><lb/>
                <l>Schnell nach dem andern dahin fliehet!</l><lb/>
                <l>Wie vnempfindlich vn&#x017F;er haar</l><lb/>
                <l>Sich graw zu fa&#x0364;rben nicht verziehet!</l><lb/>
                <l>Vmb&#x017F;un&#x017F;t die Frombkeit &#x017F;elbs/ die &#x017F;tirn</l><lb/>
                <l>Von ru&#x0364;ntzeln/ vnd von &#x017F;org das hirn</l><lb/>
                <l>Zu freyhen &#x017F;ich bemu&#x0364;het.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Lauff alle tag der Kirchen zu/</l><lb/>
                <l>Vnd dien dem/ der allein Allma&#x0364;chtig;</l><lb/>
                <l>Vnd ohn erquickung/ nahrung/ ruh/</l><lb/>
                <l>Erweiß dich tag vnd nacht anda&#x0364;chtig</l><lb/>
                <l>Vnd Chri&#x017F;tlich: So wirt endlich doch</l><lb/>
                <l>Das vnvermeidenliche Joch</l><lb/>
                <l>Des Tods auch durch dich pra&#x0364;chtig.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Die &#x017F;u&#x0364;nd/ die alle men&#x017F;chen gleich</l><lb/>
                <l>Gemachet/ machet &#x017F;ie fortgehen/</l><lb/>
                <l>Vnd la&#x017F;&#x017F;et weder arm noch reich</l><lb/>
                <l>Sich la&#x0364;nger &#x017F;prei&#x017F;&#x017F;en vnd &#x017F;till&#x017F;tehen:</l><lb/>
                <l>Ein Juncker/ Her&#xA75B;/ Graff vnd Monarch</l><lb/>
                <l>Wirt wie ein baur mit einem &#x017F;arch</l><lb/>
                <l>Vnd einem grab ver&#x017F;ehen.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">R 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Vmb-</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0265] Gedichte. Ode. Horatianiſch. Eheu fugaces. &c, WJe vnverhinderlich ein Jahr Schnell nach dem andern dahin fliehet! Wie vnempfindlich vnſer haar Sich graw zu faͤrben nicht verziehet! Vmbſunſt die Frombkeit ſelbs/ die ſtirn Von ruͤntzeln/ vnd von ſorg das hirn Zu freyhen ſich bemuͤhet. Lauff alle tag der Kirchen zu/ Vnd dien dem/ der allein Allmaͤchtig; Vnd ohn erquickung/ nahrung/ ruh/ Erweiß dich tag vnd nacht andaͤchtig Vnd Chriſtlich: So wirt endlich doch Das vnvermeidenliche Joch Des Tods auch durch dich praͤchtig. Die ſuͤnd/ die alle menſchen gleich Gemachet/ machet ſie fortgehen/ Vnd laſſet weder arm noch reich Sich laͤnger ſpreiſſen vnd ſtillſtehen: Ein Juncker/ Herꝛ/ Graff vnd Monarch Wirt wie ein baur mit einem ſarch Vnd einem grab verſehen. Vmb- R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/265
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/265>, abgerufen am 26.04.2024.