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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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clopische und Bestialische Wesen mit angese-
hen/ als er nun alles nach der Ordnung refe-
rir
te/ sagte Gelanor: Jst das nicht eine Thor-
heit bey uns Teutschen/ daß wir so unbarm-
hertzig auf das liebe Geträncke loßgehn/ als
könten Gottes Gaben sonst nicht durchge-
bracht werden; und daß wir uns einander
selbst solche Ungelegenheit machen. Es wird
einer in dem Hauffen gewesen seyn/ dem zu
Ehren der Schmauß wird angestellet seyn/
und da wird es morgen heissen/ ha ich bin statt-
lich tractirt worden/ ich habe die Thür nicht
finden können/ der Kopff thut mir drey Tage
darnach weh/ und dieß heist auf Teutsch/ dem
zu Gefallen bin ich ein Narr/ eine Bestie/ Ja
wohl gar ein Teufel worden. Nun wird
niemand leugnen/ daß offt einer in der Com-
pagnie
den andern zwinget/ da doch keiner
rechte Lust zum Sauffen hat. Und doch muß
die Gewonheit ihren Lauff behalten/ und es
heist/ sie sind lustig gewesen. Wann ich einen
Feind hätte/ und könte ihn so weit bringen/ dz er
einen Tag sich an stellte als ein rechter gebohr-
ner Narr/ und den andern Tag vor Schmer-
tzen nicht wüste/ wo er den Kopff lassen solte/
so meinte ich/ meyne Rache wäre sehr köstlich
abgelauffen. Nun aber thun sie solches nicht

ihrem
M ij


clopiſche und Beſtialiſche Weſen mit angeſe-
hen/ als er nun alles nach der Ordnung refe-
rir
te/ ſagte Gelanor: Jſt das nicht eine Thor-
heit bey uns Teutſchen/ daß wir ſo unbarm-
hertzig auf das liebe Getraͤncke loßgehn/ als
koͤnten Gottes Gaben ſonſt nicht durchge-
bracht werden; und daß wir uns einander
ſelbſt ſolche Ungelegenheit machen. Es wird
einer in dem Hauffen geweſen ſeyn/ dem zu
Ehren der Schmauß wird angeſtellet ſeyn/
und da wird es moꝛgen heiſſen/ ha ich bin ſtatt-
lich tractirt worden/ ich habe die Thuͤr nicht
finden koͤnnen/ der Kopff thut mir drey Tage
darnach weh/ und dieß heiſt auf Teutſch/ dem
zu Gefallen bin ich ein Narr/ eine Beſtie/ Ja
wohl gar ein Teufel worden. Nun wird
niemand leugnen/ daß offt einer in der Com-
pagnie
den andern zwinget/ da doch keiner
rechte Luſt zum Sauffen hat. Und doch muß
die Gewonheit ihren Lauff behalten/ und es
heiſt/ ſie ſind luſtig geweſen. Wann ich einen
Feind haͤtte/ und koͤnte ihn ſo weit bringẽ/ dz er
einen Tag ſich an ſtellte als ein rechter gebohr-
ner Narr/ und den andern Tag vor Schmer-
tzen nicht wuͤſte/ wo er den Kopff laſſen ſolte/
ſo meinte ich/ meyne Rache waͤre ſehr koͤſtlich
abgelauffen. Nun aber thun ſie ſolches nicht

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[267/0273] clopiſche und Beſtialiſche Weſen mit angeſe- hen/ als er nun alles nach der Ordnung refe- rirte/ ſagte Gelanor: Jſt das nicht eine Thor- heit bey uns Teutſchen/ daß wir ſo unbarm- hertzig auf das liebe Getraͤncke loßgehn/ als koͤnten Gottes Gaben ſonſt nicht durchge- bracht werden; und daß wir uns einander ſelbſt ſolche Ungelegenheit machen. Es wird einer in dem Hauffen geweſen ſeyn/ dem zu Ehren der Schmauß wird angeſtellet ſeyn/ und da wird es moꝛgen heiſſen/ ha ich bin ſtatt- lich tractirt worden/ ich habe die Thuͤr nicht finden koͤnnen/ der Kopff thut mir drey Tage darnach weh/ und dieß heiſt auf Teutſch/ dem zu Gefallen bin ich ein Narr/ eine Beſtie/ Ja wohl gar ein Teufel worden. Nun wird niemand leugnen/ daß offt einer in der Com- pagnie den andern zwinget/ da doch keiner rechte Luſt zum Sauffen hat. Und doch muß die Gewonheit ihren Lauff behalten/ und es heiſt/ ſie ſind luſtig geweſen. Wann ich einen Feind haͤtte/ und koͤnte ihn ſo weit bringẽ/ dz er einen Tag ſich an ſtellte als ein rechter gebohr- ner Narr/ und den andern Tag vor Schmer- tzen nicht wuͤſte/ wo er den Kopff laſſen ſolte/ ſo meinte ich/ meyne Rache waͤre ſehr koͤſtlich abgelauffen. Nun aber thun ſie ſolches nicht ihrem M ij

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/273>, abgerufen am 27.04.2024.