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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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verderben solte. Den Eurylas mochte er nicht
verrathen/ und gleichwol schien es auch nicht
rathsam seine zeitliche Wohlfahrt also zu ver-
schlaffen: Er gieng auf dem Boden hin und
wieder/ und fing unzehlig viel Grillen/ biß der
Kopff voll ward/ da kam ihm Florindo und
Gelanor gleich in den weg/ bey denen er seine
Boßheit außlassen wolte. Jhr Herren/ sagte
er/ wollet ihr einen Narren haben/ so schafft
euch einen/ der sich wallachen läst/ich mag euch
nit mehr dienen. Gelanor meynte der Brand-
tewein wäre ihm in das Gehirn gestiegen/ und
bat also/ er möchte doch schlaffen gehen/ sonst
würde sein Gehirne und Verstand noch treff-
lich gewallachet werden. Aber der Kerle be-
fand sich noch mehr offendirt, und begehrte
gleich weg seinen Abschied. Florindo frag-
te wer ihm denn zuwider gelebt/ oder
was ihm in der Compagnie mißfallen/ daß er
nun so bald wolte durchgehen. Allein es blieb
dabey/ er wolte kein Hammel seyn. Endlich
kam es herauß/daß Eurylas ihm den Affen ge-
schleiert/ und zu dergleichen schrecklichen im-
pression
Ursache gegeben. Da verwieß nun
Gelanor zwar dem Mahler seinen Vorwitz/
welcher Gestalt derselbe keinen geringen Platz
im Narren-Register verdienet hatte/ der sich

um


verderben ſolte. Den Eurylas mochte er nicht
verrathen/ und gleichwol ſchien es auch nicht
rathſam ſeine zeitliche Wohlfahrt alſo zu ver-
ſchlaffen: Er gieng auf dem Boden hin und
wieder/ und fing unzehlig viel Grillen/ biß der
Kopff voll ward/ da kam ihm Florindo und
Gelanor gleich in den weg/ bey denen er ſeine
Boßheit außlaſſen wolte. Jhr Herren/ ſagte
er/ wollet ihr einen Narren haben/ ſo ſchafft
euch einen/ der ſich wallachen laͤſt/ich mag euch
nit mehr dienen. Gelanor meynte der Brand-
tewein waͤre ihm in das Gehirn geſtiegen/ und
bat alſo/ er moͤchte doch ſchlaffen gehen/ ſonſt
wuͤrde ſein Gehirne und Verſtand noch treff-
lich gewallachet werden. Aber der Kerle be-
fand ſich noch mehr offendirt, und begehrte
gleich weg ſeinen Abſchied. Florindo frag-
te wer ihm denn zuwider gelebt/ oder
was ihm in der Compagnie mißfallen/ daß er
nun ſo bald wolte durchgehen. Allein es blieb
dabey/ er wolte kein Hammel ſeyn. Endlich
kam es herauß/daß Eurylas ihm den Affen ge-
ſchleiert/ und zu dergleichen ſchrecklichen im-
preſſion
Urſache gegeben. Da verwieß nun
Gelanor zwar dem Mahler ſeinen Vorwitz/
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im Narren-Regiſter verdienet hatte/ der ſich

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[52/0058] verderben ſolte. Den Eurylas mochte er nicht verrathen/ und gleichwol ſchien es auch nicht rathſam ſeine zeitliche Wohlfahrt alſo zu ver- ſchlaffen: Er gieng auf dem Boden hin und wieder/ und fing unzehlig viel Grillen/ biß der Kopff voll ward/ da kam ihm Florindo und Gelanor gleich in den weg/ bey denen er ſeine Boßheit außlaſſen wolte. Jhr Herren/ ſagte er/ wollet ihr einen Narren haben/ ſo ſchafft euch einen/ der ſich wallachen laͤſt/ich mag euch nit mehr dienen. Gelanor meynte der Brand- tewein waͤre ihm in das Gehirn geſtiegen/ und bat alſo/ er moͤchte doch ſchlaffen gehen/ ſonſt wuͤrde ſein Gehirne und Verſtand noch treff- lich gewallachet werden. Aber der Kerle be- fand ſich noch mehr offendirt, und begehrte gleich weg ſeinen Abſchied. Florindo frag- te wer ihm denn zuwider gelebt/ oder was ihm in der Compagnie mißfallen/ daß er nun ſo bald wolte durchgehen. Allein es blieb dabey/ er wolte kein Hammel ſeyn. Endlich kam es herauß/daß Eurylas ihm den Affen ge- ſchleiert/ und zu dergleichen ſchrecklichen im- preſſion Urſache gegeben. Da verwieß nun Gelanor zwar dem Mahler ſeinen Vorwitz/ welcher Geſtalt derſelbe keinen geringen Platz im Narren-Regiſter verdienet hatte/ der ſich um

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/58>, abgerufen am 26.04.2024.