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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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re entgegen gangen. Und gewiß/ ist iemand
auf der Welt/ der solches an seiner eigenen
Person erfahren hat/ so kan ich wohl sagen/
daß er mir nicht viel nehmen soll. Jch war
von Lutherischen Eltern gebohren und erzo-
gen/ vermeynte auch/ ich wolte bey eben dersel-
ben Religion leben und sterben. Allein wie
mir das Glücke dabey zuwider gewesen/ kan
ich nicht sagen. Numehr als ich auf Zure-
den vornehmer und verständiger Leute zu der
Catholischen Religion geschritten bin/ hab ich
noch nichts unter die Hände bekommen/ daß
mir nicht mehr als erwünscht wäre von statten
gangen. Jch habe mein reichlich und über-
flüßig Außkommen/ ich sitze in meinem Ehren-
stande/ und welches das beste ist/ so darff ich
nicht befürchten/ als möchte die Zeit schlimmer
werden. Solches alles nun muß ich dem
blossen Glücke zuschreiben/ welches mich bey
keiner andern Religion wil gesegnet wissen.
Gelanor wolte auch etwas darbey geredt ha-
ben/ drumb sagte er: Es wäre nicht ohne/ der
Menschen Glücke hielte seinen verborgenen
Lauff/ doch meynte er/ man müsse die endliche
direction solcher wunderbahren Fälle GOtt
zuschreiben/ welcher das Gemüthe durch aller-
hand heimliche inclinationes dahin zu lencken

pflegte/
D vij


re entgegen gangen. Und gewiß/ iſt iemand
auf der Welt/ der ſolches an ſeiner eigenen
Perſon erfahren hat/ ſo kan ich wohl ſagen/
daß er mir nicht viel nehmen ſoll. Jch war
von Lutheriſchen Eltern gebohren und erzo-
gen/ vermeynte auch/ ich wolte bey eben derſel-
ben Religion leben und ſterben. Allein wie
mir das Gluͤcke dabey zuwider geweſen/ kan
ich nicht ſagen. Numehr als ich auf Zure-
den vornehmer und verſtaͤndiger Leute zu der
Catholiſchen Religion geſchritten bin/ hab ich
noch nichts unter die Haͤnde bekommen/ daß
mir nicht mehr als erwuͤnſcht waͤre von ſtatten
gangen. Jch habe mein reichlich und uͤber-
fluͤßig Außkommen/ ich ſitze in meinem Ehren-
ſtande/ und welches das beſte iſt/ ſo darff ich
nicht befuͤrchten/ als moͤchte die Zeit ſchlimmer
werden. Solches alles nun muß ich dem
bloſſen Gluͤcke zuſchreiben/ welches mich bey
keiner andern Religion wil geſegnet wiſſen.
Gelanor wolte auch etwas darbey geredt ha-
ben/ drumb ſagte er: Es waͤre nicht ohne/ der
Menſchen Glücke hielte ſeinen verborgenen
Lauff/ doch meynte er/ man muͤſſe die endliche
direction ſolcher wunderbahren Faͤlle GOtt
zuſchreiben/ welcher das Gemuͤthe durch aller-
hand heimliche inclinationes dahin zu lencken

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[85/0091] re entgegen gangen. Und gewiß/ iſt iemand auf der Welt/ der ſolches an ſeiner eigenen Perſon erfahren hat/ ſo kan ich wohl ſagen/ daß er mir nicht viel nehmen ſoll. Jch war von Lutheriſchen Eltern gebohren und erzo- gen/ vermeynte auch/ ich wolte bey eben derſel- ben Religion leben und ſterben. Allein wie mir das Gluͤcke dabey zuwider geweſen/ kan ich nicht ſagen. Numehr als ich auf Zure- den vornehmer und verſtaͤndiger Leute zu der Catholiſchen Religion geſchritten bin/ hab ich noch nichts unter die Haͤnde bekommen/ daß mir nicht mehr als erwuͤnſcht waͤre von ſtatten gangen. Jch habe mein reichlich und uͤber- fluͤßig Außkommen/ ich ſitze in meinem Ehren- ſtande/ und welches das beſte iſt/ ſo darff ich nicht befuͤrchten/ als moͤchte die Zeit ſchlimmer werden. Solches alles nun muß ich dem bloſſen Gluͤcke zuſchreiben/ welches mich bey keiner andern Religion wil geſegnet wiſſen. Gelanor wolte auch etwas darbey geredt ha- ben/ drumb ſagte er: Es waͤre nicht ohne/ der Menſchen Glücke hielte ſeinen verborgenen Lauff/ doch meynte er/ man muͤſſe die endliche direction ſolcher wunderbahren Faͤlle GOtt zuſchreiben/ welcher das Gemuͤthe durch aller- hand heimliche inclinationes dahin zu lencken pflegte/ D vij

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/91>, abgerufen am 26.04.2024.