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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.

Jhr könnet aber die Größe der Linie EF auf dem
verjüngten Maaßstabe finden/ wenn ihr die Linie AB
von demselben aufgetragen/ und den Radium des Bo-
gens ACDB von ihm abgenommen.

Die 2. Anmerckung.

342. Ob man gleich diese Regel gut befunden; so
darf man sich doch nicht gar zu sicher darauf verlassen/
massen nicht allein das Gewölbe stärcker treibet als
sonst/ wenn der Bogen sehr niedrieg gedruckt ist/ son-
dern auch wenn das Gewölbe sehr schweer/ und die
Mauren/ da es auflieget/ sehr hoch sind. Derowe-
gen hat man die Erfahrung mit zu Rathe zu ziehen/
absonderlich derjenigen/ die viele Gewölber glücklich
aufgeführet.

Der 18. Lehrsatz.

343. Jn eine Kammer gehöret we-
nigstens ein Fenster; in eine Stube ge-
hören zwey; in eine sehr grosse Stube
und einen kleinen Saal drey; in einen
grossen Saal fünfe.

Beweiß.

Weil man in das Gebäude anders kein
Licht haben kan/ als durch die Fenster/ so muß
man wenigstens ein Fenster in einer Kam-
mer haben.

Für eine Stube aber erfordert man zwey
Fenster/ und/ wenn sie sehr groß ist/ drey/
nicht allein weil man dadurch die Stuben
geraumig gnung bekommet; sondern auch/
weil man sie bey dergleichen Umbständen
nach den Regeln der Eurythmie meubli-
ren tan. Denn Z. E. in eine Stube gehö-

ret
der Bau-Kunſt.

Jhr koͤnnet aber die Groͤße der Linie EF auf dem
verjuͤngten Maaßſtabe finden/ wenn ihr die Linie AB
von demſelben aufgetragen/ und den Radium des Bo-
gens ACDB von ihm abgenommen.

Die 2. Anmerckung.

342. Ob man gleich dieſe Regel gut befunden; ſo
darf man ſich doch nicht gar zu ſicher darauf verlaſſen/
maſſen nicht allein das Gewoͤlbe ſtaͤrcker treibet als
ſonſt/ wenn der Bogen ſehr niedrieg gedruckt iſt/ ſon-
dern auch wenn das Gewoͤlbe ſehr ſchweer/ und die
Mauren/ da es auflieget/ ſehr hoch ſind. Derowe-
gen hat man die Erfahrung mit zu Rathe zu ziehen/
abſonderlich derjenigen/ die viele Gewoͤlber gluͤcklich
aufgefuͤhret.

Der 18. Lehrſatz.

343. Jn eine Kammer gehoͤret we-
nigſtens ein Fenſter; in eine Stube ge-
hoͤren zwey; in eine ſehr groſſe Stube
und einen kleinen Saal drey; in einen
groſſen Saal fuͤnfe.

Beweiß.

Weil man in das Gebaͤude anders kein
Licht haben kan/ als durch die Fenſter/ ſo muß
man wenigſtens ein Fenſter in einer Kam-
mer haben.

Fuͤr eine Stube aber erfordert man zwey
Fenſter/ und/ wenn ſie ſehr groß iſt/ drey/
nicht allein weil man dadurch die Stuben
geraumig gnung bekommet; ſondern auch/
weil man ſie bey dergleichen Umbſtaͤnden
nach den Regeln der Eurythmie meubli-
ren tan. Denn Z. E. in eine Stube gehoͤ-

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[431/0563] der Bau-Kunſt. Jhr koͤnnet aber die Groͤße der Linie EF auf dem verjuͤngten Maaßſtabe finden/ wenn ihr die Linie AB von demſelben aufgetragen/ und den Radium des Bo- gens ACDB von ihm abgenommen. Die 2. Anmerckung. 342. Ob man gleich dieſe Regel gut befunden; ſo darf man ſich doch nicht gar zu ſicher darauf verlaſſen/ maſſen nicht allein das Gewoͤlbe ſtaͤrcker treibet als ſonſt/ wenn der Bogen ſehr niedrieg gedruckt iſt/ ſon- dern auch wenn das Gewoͤlbe ſehr ſchweer/ und die Mauren/ da es auflieget/ ſehr hoch ſind. Derowe- gen hat man die Erfahrung mit zu Rathe zu ziehen/ abſonderlich derjenigen/ die viele Gewoͤlber gluͤcklich aufgefuͤhret. Der 18. Lehrſatz. 343. Jn eine Kammer gehoͤret we- nigſtens ein Fenſter; in eine Stube ge- hoͤren zwey; in eine ſehr groſſe Stube und einen kleinen Saal drey; in einen groſſen Saal fuͤnfe. Beweiß. Weil man in das Gebaͤude anders kein Licht haben kan/ als durch die Fenſter/ ſo muß man wenigſtens ein Fenſter in einer Kam- mer haben. Fuͤr eine Stube aber erfordert man zwey Fenſter/ und/ wenn ſie ſehr groß iſt/ drey/ nicht allein weil man dadurch die Stuben geraumig gnung bekommet; ſondern auch/ weil man ſie bey dergleichen Umbſtaͤnden nach den Regeln der Eurythmie meubli- ren tan. Denn Z. E. in eine Stube gehoͤ- ret

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/563>, abgerufen am 27.04.2024.