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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710.

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der Fortification.
Die 1. Anmerckung.

146. Die Schrancken der Tiefe des Grabens se-
tzet man insgemeln zwieschen 1° und 2°.

Die 2. Anmerckung.

147. Vor die Breite lässet sich keine gewiesse Re-
gel geben/ weil man so viel Erde aus dem Grabe[n]
nehmen muß als zum Bau des Walles gehöret (§.
48). Doch kan man dieses errinnern/ daß sie grös-
ser seyn muß als die Länge der grösten Bäume und
allso niemals unter 8°/ damit der Feind nicht mit
leichter Mühe seine Gallerie über den Graben schla-
gen könne. Sie wird meistens zwieschen 8° und 12°
sallen.

Die 3. Anmerckung.

148. Die meisten Ingenieurs machen die Anla-Tab. IV.
Fig.
11.

ge der Böschung LP und RS der Tiefe des Grabens
gleich. Wenn aber der Graben ausgemaurei wird/
so kan die Böschung viel geringer werden und nim-
met man insgemein für die Anlage LP oder RS 1/6
der Tiefe PO oder RQ.

Die 4. Anmerckung.

149. Es haben einige mit einander disputiret/ ob
es besser sey einen trockenen Graben/ oder einen Gra-
ben mit Wasser zu machen. Nun ist es wol wahr
daß es nicht allzelt dem Ingenieur frey stehet/ zu wel-
chem er resolviren wolle; sondern er muß einen Gra-
ben nehmen/ wie er ihn nach der Beschaffenheit des
Landes haben kan: unterdessen läst sich doch fragen/
welcher Graben mehr Vortheile für dem anderen hat.
Jn einem Graben mit Wasser ist das Unserminiren
der Bollwercke beschweerlicher/ auch scheinet es mehr
Mühe zu haben über denselben zukommen. Jn
trockenen Gräben kan man besser Ausfälle thun und
bey mislingenden Ausfällen sich dahin sicher retiri-

ren/
der Fortification.
Die 1. Anmerckung.

146. Die Schrancken der Tiefe des Grabens ſe-
tzet man insgemeln zwieſchen 1° und 2°.

Die 2. Anmerckung.

147. Vor die Breite laͤſſet ſich keine gewieſſe Re-
gel geben/ weil man ſo viel Erde aus dem Grabe[n]
nehmen muß als zum Bau des Walles gehoͤret (§.
48). Doch kan man dieſes errinnern/ daß ſie groͤſ-
ſer ſeyn muß als die Laͤnge der groͤſten Baͤume und
allſo niemals unter 8°/ damit der Feind nicht mit
leichter Muͤhe ſeine Gallerie uͤber den Graben ſchla-
gen koͤnne. Sie wird meiſtens zwieſchen 8° und 12°
ſallen.

Die 3. Anmerckung.

148. Die meiſten Ingenieurs machen die Anla-Tab. IV.
Fig.
11.

ge der Boͤſchung LP und RS der Tiefe des Grabens
gleich. Wenn aber der Graben ausgemaurei wird/
ſo kan die Boͤſchung viel geringer werden und nim-
met man insgemein fuͤr die Anlage LP oder RS
der Tiefe PO oder RQ.

Die 4. Anmerckung.

149. Es haben einige mit einander diſputiret/ ob
es beſſer ſey einen trockenen Graben/ oder einen Gra-
ben mit Waſſer zu machen. Nun iſt es wol wahr
daß es nicht allzelt dem Ingenieur frey ſtehet/ zu wel-
chem er reſolviren wolle; ſondern er muß einen Gra-
ben nehmen/ wie er ihn nach der Beſchaffenheit des
Landes haben kan: unterdeſſen laͤſt ſich doch fragen/
welcher Graben mehr Vortheile fuͤr dem anderen hat.
Jn einem Graben mit Waſſer iſt das Unſerminiren
der Bollwercke beſchweerlicher/ auch ſcheinet es mehr
Muͤhe zu haben uͤber denſelben zukommen. Jn
trockenen Graͤben kan man beſſer Ausfaͤlle thun und
bey mislingenden Ausfaͤllen ſich dahin ſicher retiri-

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[125/0135] der Fortification. Die 1. Anmerckung. 146. Die Schrancken der Tiefe des Grabens ſe- tzet man insgemeln zwieſchen 1° und 2°. Die 2. Anmerckung. 147. Vor die Breite laͤſſet ſich keine gewieſſe Re- gel geben/ weil man ſo viel Erde aus dem Graben nehmen muß als zum Bau des Walles gehoͤret (§. 48). Doch kan man dieſes errinnern/ daß ſie groͤſ- ſer ſeyn muß als die Laͤnge der groͤſten Baͤume und allſo niemals unter 8°/ damit der Feind nicht mit leichter Muͤhe ſeine Gallerie uͤber den Graben ſchla- gen koͤnne. Sie wird meiſtens zwieſchen 8° und 12° ſallen. Die 3. Anmerckung. 148. Die meiſten Ingenieurs machen die Anla- ge der Boͤſchung LP und RS der Tiefe des Grabens gleich. Wenn aber der Graben ausgemaurei wird/ ſo kan die Boͤſchung viel geringer werden und nim- met man insgemein fuͤr die Anlage LP oder RS ⅙ der Tiefe PO oder RQ. Tab. IV. Fig. 11. Die 4. Anmerckung. 149. Es haben einige mit einander diſputiret/ ob es beſſer ſey einen trockenen Graben/ oder einen Gra- ben mit Waſſer zu machen. Nun iſt es wol wahr daß es nicht allzelt dem Ingenieur frey ſtehet/ zu wel- chem er reſolviren wolle; ſondern er muß einen Gra- ben nehmen/ wie er ihn nach der Beſchaffenheit des Landes haben kan: unterdeſſen laͤſt ſich doch fragen/ welcher Graben mehr Vortheile fuͤr dem anderen hat. Jn einem Graben mit Waſſer iſt das Unſerminiren der Bollwercke beſchweerlicher/ auch ſcheinet es mehr Muͤhe zu haben uͤber denſelben zukommen. Jn trockenen Graͤben kan man beſſer Ausfaͤlle thun und bey mislingenden Ausfaͤllen ſich dahin ſicher retiri- ren/

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710. , S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710/135>, abgerufen am 29.04.2024.