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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710.

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der Aerometrie.
ni etwas Luft heraus gehe/ und oben in die Röhre tre-
te. Wenn es allso wärmer wird/ dehnet sich dieselbi-
ge Luft mehr und mehr aus/ und hindert den Spiritum,
daß er nicht gnung herauf steigen kan. Da nun aber
Mariotte (Essay de la Nature de l' Air p. 97. & seqq.)
erwiesen/ daß ein gewießer Theil Luft sich in den flüßi-
gen Materien solvire; so wird die Luft/ welche durch
die Kälte ausgetrieben worden/ bey mehr und mehr
zunehmender Wärme allerdings sich wieder mit dem
Spiritu vermieschen. Ehe allso dieses geschiehet/
muß er immer etwas niedrieger stehen als sonst/ da die
Luft noch nicht ausgetrieben war. Wenn ihr das er-
fahren wollet/ was ich von dem Mariotte annehme; so
setzet Spiritum Vini unter die Glocke/ und pomppet
die Luft heraus/ so wird auch die Luft häufig aus dem
Spiritu gehen. Füllet mit diesem Spiritu ein Glaß
mit einem engen Halse/ und laßet oben eine Blase in
der Größe einer Haselnuß. Setzet den Mund des
Glases in Spiritum vini, den ihr in ein anderes Gefäs-
se gefüllet. Nach 24. Stunden wird die Blase ver-
schwinden/ und das Glaß voll seyn. Wenn ihr von
neuem eine Blase hinein laßet/ so wird dieselbige
längsamer verschwinden. Laßet ihr aber zuviel Luft
hinein; so wird sie endlich beständig oben verblei-
ben.

Die 3. Anmerckung.

62. Jnsgemein theilet man zweyerley Grade ab:
deren einige das Steigen der Wärme/ die ande-
re das Fallen der Wärme oder Zunehmen der Kälte
zeigen. Man träget aber das Wetterglaß in einenn
Keller/ lässet es über Nacht darinnen stehen/ und mer-
cket/ wo der Spiritus stehet. Von dem Puncte an/
als dem Grade der gemäßigten Wärme/ zehlet man
aufwarts die Grade der Wärme/ niederwarts aber
die Grade der Kälte.

Die
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der Aerometrie.
ni etwas Luft heraus gehe/ und oben in die Roͤhre tre-
te. Wenn es allſo waͤrmer wird/ dehnet ſich dieſelbi-
ge Luft mehr und mehr aus/ und hindert den Spiritum,
daß er nicht gnung herauf ſteigen kan. Da nun aber
Mariotte (Eſſay de la Nature de l’ Air p. 97. & ſeqq.)
erwieſen/ daß ein gewießer Theil Luft ſich in den fluͤßi-
gen Materien ſolvire; ſo wird die Luft/ welche durch
die Kaͤlte ausgetrieben worden/ bey mehr und mehr
zunehmender Waͤrme allerdings ſich wieder mit dem
Spiritu vermieſchen. Ehe allſo dieſes geſchiehet/
muß er immer etwas niedrieger ſtehen als ſonſt/ da die
Luft noch nicht ausgetrieben war. Wenn ihr das er-
fahren wollet/ was ich von dem Mariotte annehme; ſo
ſetzet Spiritum Vini unter die Glocke/ und pomppet
die Luft heraus/ ſo wird auch die Luft haͤufig aus dem
Spiritu gehen. Fuͤllet mit dieſem Spiritu ein Glaß
mit einem engen Halſe/ und laßet oben eine Blaſe in
der Groͤße einer Haſelnuß. Setzet den Mund des
Glaſes in Spiritum vini, den ihr in ein anderes Gefaͤſ-
ſe gefuͤllet. Nach 24. Stunden wird die Blaſe ver-
ſchwinden/ und das Glaß voll ſeyn. Wenn ihr von
neuem eine Blaſe hinein laßet/ ſo wird dieſelbige
laͤngſamer verſchwinden. Laßet ihr aber zuviel Luft
hinein; ſo wird ſie endlich beſtaͤndig oben verblei-
ben.

Die 3. Anmerckung.

62. Jnsgemein theilet man zweyerley Grade ab:
deren einige das Steigen der Waͤrme/ die ande-
re das Fallen der Waͤrme oder Zunehmen der Kaͤlte
zeigen. Man traͤget aber das Wetterglaß in eineñ
Keller/ laͤſſet es uͤber Nacht darinnen ſtehen/ und mer-
cket/ wo der Spiritus ſtehet. Von dem Puncte an/
als dem Grade der gemaͤßigten Waͤrme/ zehlet man
aufwarts die Grade der Waͤrme/ niederwarts aber
die Grade der Kaͤlte.

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[407/0439] der Aerometrie. ni etwas Luft heraus gehe/ und oben in die Roͤhre tre- te. Wenn es allſo waͤrmer wird/ dehnet ſich dieſelbi- ge Luft mehr und mehr aus/ und hindert den Spiritum, daß er nicht gnung herauf ſteigen kan. Da nun aber Mariotte (Eſſay de la Nature de l’ Air p. 97. & ſeqq.) erwieſen/ daß ein gewießer Theil Luft ſich in den fluͤßi- gen Materien ſolvire; ſo wird die Luft/ welche durch die Kaͤlte ausgetrieben worden/ bey mehr und mehr zunehmender Waͤrme allerdings ſich wieder mit dem Spiritu vermieſchen. Ehe allſo dieſes geſchiehet/ muß er immer etwas niedrieger ſtehen als ſonſt/ da die Luft noch nicht ausgetrieben war. Wenn ihr das er- fahren wollet/ was ich von dem Mariotte annehme; ſo ſetzet Spiritum Vini unter die Glocke/ und pomppet die Luft heraus/ ſo wird auch die Luft haͤufig aus dem Spiritu gehen. Fuͤllet mit dieſem Spiritu ein Glaß mit einem engen Halſe/ und laßet oben eine Blaſe in der Groͤße einer Haſelnuß. Setzet den Mund des Glaſes in Spiritum vini, den ihr in ein anderes Gefaͤſ- ſe gefuͤllet. Nach 24. Stunden wird die Blaſe ver- ſchwinden/ und das Glaß voll ſeyn. Wenn ihr von neuem eine Blaſe hinein laßet/ ſo wird dieſelbige laͤngſamer verſchwinden. Laßet ihr aber zuviel Luft hinein; ſo wird ſie endlich beſtaͤndig oben verblei- ben. Die 3. Anmerckung. 62. Jnsgemein theilet man zweyerley Grade ab: deren einige das Steigen der Waͤrme/ die ande- re das Fallen der Waͤrme oder Zunehmen der Kaͤlte zeigen. Man traͤget aber das Wetterglaß in eineñ Keller/ laͤſſet es uͤber Nacht darinnen ſtehen/ und mer- cket/ wo der Spiritus ſtehet. Von dem Puncte an/ als dem Grade der gemaͤßigten Waͤrme/ zehlet man aufwarts die Grade der Waͤrme/ niederwarts aber die Grade der Kaͤlte. Die C c 4

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710. , S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710/439>, abgerufen am 28.04.2024.