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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Contracten.
§. 520.

Weil man einen Schaden, der durch un-Vor was
vor
Schaden
derjeni-
ge, dem
etwas ge-
liehen
worden,
stehen
muß.

sere Schuld oder vorsätzlich geschehen, ersetzen
muß (§. 270.); so muß auch, wenn die
geliehene Sache vorsätzlich oder durch
Schuld dessen, dem sie geliehen wor-
den, verschlimmert oder gantz verdor-
ben wird, der Schaden dem Leihenden
ersetzet werden.
Weil die geliehene Sa-
che, welche durch einen Zufall verdorben wird,
nicht wäre verdorben worden, wenn sie der
Leihende in seinen Händen gehabt hätte, durch
die Schuld dessen, dem sie geliehen worden,
verdorben worden, wenn er verzögert sie wie-
derzugeben (§. 21. 417.); so muß der, dem
die Sache geliehen worden, wegen des
Verzugs vor den Schaden stehen, den
die gelichene Sache bey dem Leihen-
den nicht würde erlitten haben;
ja da
man von dem Leihenden, indem er den un-
schädlichen Gebrauch seiner Sache in der Mey-
nung dem andern erlaubt, daß sie ihm nach
geendigtem Gebrauch wiedergegeben werde (§.
515.), nicht vermuthen kann, daß er in Ge-
fahr stehen wolle, die Sache entweder zu ver-
liehren, oder sie verschlimmern zu lassen; so
ist beym Leihen natürlicher Weise die-
se stillschweigende Bedingung, daß der-
jenige, dem etwas geliehen worden,
vor einen Zufall stehen müsse, wo-
durch die geliehene Sache bey dem Lei-
henden nicht wäre verdorben oder ver-

schlim-
X 2
Contracten.
§. 520.

Weil man einen Schaden, der durch un-Vor was
vor
Schaden
derjeni-
ge, dem
etwas ge-
liehen
worden,
ſtehen
muß.

ſere Schuld oder vorſaͤtzlich geſchehen, erſetzen
muß (§. 270.); ſo muß auch, wenn die
geliehene Sache vorſaͤtzlich oder durch
Schuld deſſen, dem ſie geliehen wor-
den, verſchlimmert oder gantz verdor-
ben wird, der Schaden dem Leihenden
erſetzet werden.
Weil die geliehene Sa-
che, welche durch einen Zufall verdorben wird,
nicht waͤre verdorben worden, wenn ſie der
Leihende in ſeinen Haͤnden gehabt haͤtte, durch
die Schuld deſſen, dem ſie geliehen worden,
verdorben worden, wenn er verzoͤgert ſie wie-
derzugeben (§. 21. 417.); ſo muß der, dem
die Sache geliehen worden, wegen des
Verzugs vor den Schaden ſtehen, den
die gelichene Sache bey dem Leihen-
den nicht wuͤrde erlitten haben;
ja da
man von dem Leihenden, indem er den un-
ſchaͤdlichen Gebrauch ſeiner Sache in der Mey-
nung dem andern erlaubt, daß ſie ihm nach
geendigtem Gebrauch wiedergegeben werde (§.
515.), nicht vermuthen kann, daß er in Ge-
fahr ſtehen wolle, die Sache entweder zu ver-
liehren, oder ſie verſchlimmern zu laſſen; ſo
iſt beym Leihen natuͤrlicher Weiſe die-
ſe ſtillſchweigende Bedingung, daß der-
jenige, dem etwas geliehen worden,
vor einen Zufall ſtehen muͤſſe, wo-
durch die geliehene Sache bey dem Lei-
henden nicht waͤre verdorben oder ver-

ſchlim-
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[323/0359] Contracten. §. 520. Weil man einen Schaden, der durch un- ſere Schuld oder vorſaͤtzlich geſchehen, erſetzen muß (§. 270.); ſo muß auch, wenn die geliehene Sache vorſaͤtzlich oder durch Schuld deſſen, dem ſie geliehen wor- den, verſchlimmert oder gantz verdor- ben wird, der Schaden dem Leihenden erſetzet werden. Weil die geliehene Sa- che, welche durch einen Zufall verdorben wird, nicht waͤre verdorben worden, wenn ſie der Leihende in ſeinen Haͤnden gehabt haͤtte, durch die Schuld deſſen, dem ſie geliehen worden, verdorben worden, wenn er verzoͤgert ſie wie- derzugeben (§. 21. 417.); ſo muß der, dem die Sache geliehen worden, wegen des Verzugs vor den Schaden ſtehen, den die gelichene Sache bey dem Leihen- den nicht wuͤrde erlitten haben; ja da man von dem Leihenden, indem er den un- ſchaͤdlichen Gebrauch ſeiner Sache in der Mey- nung dem andern erlaubt, daß ſie ihm nach geendigtem Gebrauch wiedergegeben werde (§. 515.), nicht vermuthen kann, daß er in Ge- fahr ſtehen wolle, die Sache entweder zu ver- liehren, oder ſie verſchlimmern zu laſſen; ſo iſt beym Leihen natuͤrlicher Weiſe die- ſe ſtillſchweigende Bedingung, daß der- jenige, dem etwas geliehen worden, vor einen Zufall ſtehen muͤſſe, wo- durch die geliehene Sache bey dem Lei- henden nicht waͤre verdorben oder ver- ſchlim- Vor was vor Schaden derjeni- ge, dem etwas ge- liehen worden, ſtehen muß. X 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/359>, abgerufen am 27.04.2024.