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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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III. Theil 1. Abth. 4. Hauptstück.
die Vormundschaft nicht mit dem
Fleiß, welcher erforderr wird, verwal-
ten können.

§. 902.
Daß ein
Jnven-
tarium
gemacht
werden
müsse.

Ein Jnventarium (inventarium) nennt
man die Aufzeichnung der zu verwaltenden Gü-
ter der Wäisen, oder der Personen, die einen
Curater haben: Damit man weiß, was ver-
waltet werden soll; so muß der Vormund
und Curater ein Jnventarium verfer-
tigen.

§. 903.
Von der
Veräus-
serung
der Gü-
ter der
Wäisen.

Da der Vormund die Güter der Wäisen
mit allem Fleisse verwalten soll, damit kein
Schade verursacht werde (§. 21. 269.); so
muß er,
damit man davon versichert ist, al-
le Jahre Rechnung ablegen.
Und weil
derjenige, dessen Güter er verwaltet, der Ei-
genthumsherr davon ist; so kann er die un-
beweglichen Güter der Wäisen nicht
veräussern
(§. 257.). Weil er aber doch in
der Verwaltung die Person der Wäisen vor-
stellt, und also zu thun hat, was die seiner Pfle-
ge befohlene selbst zu thun genöthiget wür-
den; so kann er die Wäisen zugehörige
Güter veräussern, wenn eine solche
Nothwendigkeit vorhanden, welche
sie selbst dazu bringen würde;
folglich
auf den Fall, wenn Schulden zu be-
zahlen sind, und auf keine andere Wei-
se bezahlt werden können; wenn die

auf

III. Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
die Vormundſchaft nicht mit dem
Fleiß, welcher erforderr wird, verwal-
ten koͤnnen.

§. 902.
Daß ein
Jnven-
tarium
gemacht
werden
muͤſſe.

Ein Jnventarium (inventarium) nennt
man die Aufzeichnung der zu verwaltenden Guͤ-
ter der Waͤiſen, oder der Perſonen, die einen
Curater haben: Damit man weiß, was ver-
waltet werden ſoll; ſo muß der Vormund
und Curater ein Jnventarium verfer-
tigen.

§. 903.
Von der
Veraͤuſ-
ſerung
der Guͤ-
ter der
Waͤiſen.

Da der Vormund die Guͤter der Waͤiſen
mit allem Fleiſſe verwalten ſoll, damit kein
Schade verurſacht werde (§. 21. 269.); ſo
muß er,
damit man davon verſichert iſt, al-
le Jahre Rechnung ablegen.
Und weil
derjenige, deſſen Guͤter er verwaltet, der Ei-
genthumsherr davon iſt; ſo kann er die un-
beweglichen Guͤter der Waͤiſen nicht
veraͤuſſern
(§. 257.). Weil er aber doch in
der Verwaltung die Perſon der Waͤiſen vor-
ſtellt, und alſo zu thun hat, was die ſeiner Pfle-
ge befohlene ſelbſt zu thun genoͤthiget wuͤr-
den; ſo kann er die Waͤiſen zugehoͤrige
Guͤter veraͤuſſern, wenn eine ſolche
Nothwendigkeit vorhanden, welche
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folglich
auf den Fall, wenn Schulden zu be-
zahlen ſind, und auf keine andere Wei-
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[656/0692] III. Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck. die Vormundſchaft nicht mit dem Fleiß, welcher erforderr wird, verwal- ten koͤnnen. §. 902. Ein Jnventarium (inventarium) nennt man die Aufzeichnung der zu verwaltenden Guͤ- ter der Waͤiſen, oder der Perſonen, die einen Curater haben: Damit man weiß, was ver- waltet werden ſoll; ſo muß der Vormund und Curater ein Jnventarium verfer- tigen. §. 903. Da der Vormund die Guͤter der Waͤiſen mit allem Fleiſſe verwalten ſoll, damit kein Schade verurſacht werde (§. 21. 269.); ſo muß er, damit man davon verſichert iſt, al- le Jahre Rechnung ablegen. Und weil derjenige, deſſen Guͤter er verwaltet, der Ei- genthumsherr davon iſt; ſo kann er die un- beweglichen Guͤter der Waͤiſen nicht veraͤuſſern (§. 257.). Weil er aber doch in der Verwaltung die Perſon der Waͤiſen vor- ſtellt, und alſo zu thun hat, was die ſeiner Pfle- ge befohlene ſelbſt zu thun genoͤthiget wuͤr- den; ſo kann er die Waͤiſen zugehoͤrige Guͤter veraͤuſſern, wenn eine ſolche Nothwendigkeit vorhanden, welche ſie ſelbſt dazu bringen wuͤrde; folglich auf den Fall, wenn Schulden zu be- zahlen ſind, und auf keine andere Wei- ſe bezahlt werden koͤnnen; wenn die auf

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/692>, abgerufen am 26.04.2024.