Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Hause.
sen (domestici) genannt; ob gleich dieses
Wort zuweilen allein auf das Gesinde einge-
schränckt wird. Weil die einfachen Gesell-
schaften, woraus das Haus bestehet, in dem-
selben verbleiben; so sind auch alle Rech-
te und Verbindlichkeiten der Glieder
des Hauses aus den Absichten der ein-
fachen Gesellschaften zu ermessen.
Da
aber gleichwohl die einfachen Gesellschaften
zusammen vereiniget werden; so muß sich
ein jeder in acht nehmen, damit er
dem andern auf keine Art und Weise
in Ausübung seiner Pflicht hinderlich
falle.

§. 965.

Da man eine Gesellschaft um eine gewisseVon der
Absicht
des Hau-
ses und
dem
Recht u.
der Ver-
bindlich-
keit, wel-
che daher
entsteht.

Absicht mit gemeinschaftlichen Kräften zu er-
reichen errichtet (§. 836.); so muß das
Haus auch seine besondere Absicht ha-
ben;
und da die einfache Gesellschaften ver-
bleiben, kann es keine andere seyn, als
daß durch die gemeinschaftliche Kräfte
derer, welche Glieder der einfachen
Gesellschaften sind, die Wohlfahrt der
einfachen Gesellschaften desto besser
befördert werde;
folglich, wenn jemand
ein Glied einer einfachen Gesellschaft,
welche ein Glied einer zusammengesetz-
ten,
z. E. des Hauses wird, so verbin-
det er sich dadurch stillschweigend, daß
er die Wohlfahrt der einfachen Ge-
sellschaften, daraus sie bestehet, so viel

an
X x 3

Von dem Hauſe.
ſen (domeſtici) genannt; ob gleich dieſes
Wort zuweilen allein auf das Geſinde einge-
ſchraͤnckt wird. Weil die einfachen Geſell-
ſchaften, woraus das Haus beſtehet, in dem-
ſelben verbleiben; ſo ſind auch alle Rech-
te und Verbindlichkeiten der Glieder
des Hauſes aus den Abſichten der ein-
fachen Geſellſchaften zu ermeſſen.
Da
aber gleichwohl die einfachen Geſellſchaften
zuſammen vereiniget werden; ſo muß ſich
ein jeder in acht nehmen, damit er
dem andern auf keine Art und Weiſe
in Ausuͤbung ſeiner Pflicht hinderlich
falle.

§. 965.

Da man eine Geſellſchaft um eine gewiſſeVon der
Abſicht
des Hau-
ſes und
dem
Recht u.
der Ver-
bindlich-
keit, wel-
che daher
entſteht.

Abſicht mit gemeinſchaftlichen Kraͤften zu er-
reichen errichtet (§. 836.); ſo muß das
Haus auch ſeine beſondere Abſicht ha-
ben;
und da die einfache Geſellſchaften ver-
bleiben, kann es keine andere ſeyn, als
daß durch die gemeinſchaftliche Kraͤfte
derer, welche Glieder der einfachen
Geſellſchaften ſind, die Wohlfahrt der
einfachen Geſellſchaften deſto beſſer
befoͤrdert werde;
folglich, wenn jemand
ein Glied einer einfachen Geſellſchaft,
welche ein Glied einer zuſammengeſetz-
ten,
z. E. des Hauſes wird, ſo verbin-
det er ſich dadurch ſtillſchweigend, daß
er die Wohlfahrt der einfachen Ge-
ſellſchaften, daraus ſie beſtehet, ſo viel

an
X x 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0729" n="693"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Hau&#x017F;e.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;en</hi><hi rendition="#aq">(dome&#x017F;tici)</hi> genannt; ob gleich die&#x017F;es<lb/>
Wort zuweilen allein auf das Ge&#x017F;inde einge-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nckt wird. Weil die einfachen Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaften, woraus das Haus be&#x017F;tehet, in dem-<lb/>
&#x017F;elben verbleiben; <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ind auch alle Rech-<lb/>
te und Verbindlichkeiten der Glieder<lb/>
des Hau&#x017F;es aus den Ab&#x017F;ichten der ein-<lb/>
fachen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften zu erme&#x017F;&#x017F;en.</hi> Da<lb/>
aber gleichwohl die einfachen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften<lb/>
zu&#x017F;ammen vereiniget werden; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß &#x017F;ich<lb/>
ein jeder in acht nehmen, damit er<lb/>
dem andern auf keine Art und Wei&#x017F;e<lb/>
in Ausu&#x0364;bung &#x017F;einer Pflicht hinderlich<lb/>
falle.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 965.</head><lb/>
                <p>Da man eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft um eine gewi&#x017F;&#x017F;e<note place="right">Von der<lb/>
Ab&#x017F;icht<lb/>
des Hau-<lb/>
&#x017F;es und<lb/>
dem<lb/>
Recht u.<lb/>
der Ver-<lb/>
bindlich-<lb/>
keit, wel-<lb/>
che daher<lb/>
ent&#x017F;teht.</note><lb/>
Ab&#x017F;icht mit gemein&#x017F;chaftlichen Kra&#x0364;ften zu er-<lb/>
reichen errichtet (§. 836.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß das<lb/>
Haus auch &#x017F;eine be&#x017F;ondere Ab&#x017F;icht ha-<lb/>
ben;</hi> und da die einfache Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften ver-<lb/>
bleiben, <hi rendition="#fr">kann es keine andere &#x017F;eyn, als<lb/>
daß durch die gemein&#x017F;chaftliche Kra&#x0364;fte<lb/>
derer, welche Glieder der einfachen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften &#x017F;ind, die Wohlfahrt der<lb/>
einfachen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
befo&#x0364;rdert werde;</hi> folglich, <hi rendition="#fr">wenn jemand<lb/>
ein Glied einer einfachen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft,<lb/>
welche ein Glied einer zu&#x017F;ammenge&#x017F;etz-<lb/>
ten,</hi> z. E. <hi rendition="#fr">des Hau&#x017F;es wird, &#x017F;o verbin-<lb/>
det er &#x017F;ich dadurch &#x017F;till&#x017F;chweigend, daß<lb/>
er die Wohlfahrt der einfachen Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaften, daraus &#x017F;ie be&#x017F;tehet, &#x017F;o viel</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">an</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[693/0729] Von dem Hauſe. ſen (domeſtici) genannt; ob gleich dieſes Wort zuweilen allein auf das Geſinde einge- ſchraͤnckt wird. Weil die einfachen Geſell- ſchaften, woraus das Haus beſtehet, in dem- ſelben verbleiben; ſo ſind auch alle Rech- te und Verbindlichkeiten der Glieder des Hauſes aus den Abſichten der ein- fachen Geſellſchaften zu ermeſſen. Da aber gleichwohl die einfachen Geſellſchaften zuſammen vereiniget werden; ſo muß ſich ein jeder in acht nehmen, damit er dem andern auf keine Art und Weiſe in Ausuͤbung ſeiner Pflicht hinderlich falle. §. 965. Da man eine Geſellſchaft um eine gewiſſe Abſicht mit gemeinſchaftlichen Kraͤften zu er- reichen errichtet (§. 836.); ſo muß das Haus auch ſeine beſondere Abſicht ha- ben; und da die einfache Geſellſchaften ver- bleiben, kann es keine andere ſeyn, als daß durch die gemeinſchaftliche Kraͤfte derer, welche Glieder der einfachen Geſellſchaften ſind, die Wohlfahrt der einfachen Geſellſchaften deſto beſſer befoͤrdert werde; folglich, wenn jemand ein Glied einer einfachen Geſellſchaft, welche ein Glied einer zuſammengeſetz- ten, z. E. des Hauſes wird, ſo verbin- det er ſich dadurch ſtillſchweigend, daß er die Wohlfahrt der einfachen Ge- ſellſchaften, daraus ſie beſtehet, ſo viel an Von der Abſicht des Hau- ſes und dem Recht u. der Ver- bindlich- keit, wel- che daher entſteht. X x 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/729
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/729>, abgerufen am 26.04.2024.