Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den verschiedenen Arten der Republick.
von der letzten Person in der regieren-
den Linie auf die erste in der zunächst
damit verbundenen.
Man nennet aber
eine Folge nach der Schwerdmagenli-
nie
(successio linealis agnatica), wenn
die Weiber auf ewig von der Nachfolge aus-
geschlossen sind; hingegen heisset es die Fol-
ge nach der Blutsfreundschaftslinie

(successio linealis cognatica), wenn die Wei-
ber eben so wohl als die Mannspersonen das
Nachfolgungsrecht haben, oder wenn in Er-
manglung eines männlichen Nachfolgers eine
Weibesperson folget, so dem letzten Könige
am nächsten ist. Es muß aber wie vorher
(§. 1011.) die ältere der jüngeren vor-
gezogen werden.
Wenn übrigens die
Folgereiche deswegen eingeführet worden sind,
daß man sich des Nachfolgers halber versi-
chern könne (§. 1008.); so folget, daß wenn
in Ermangelung der Folge der
Schwerdtmagenlinie die Blutsfreund-
schaftslinie dafür angenommen wird,
das Reich auf die Printzeßin des letz-
ten Königes und deren männliche
Kinder, oder auf eine anderweitige
nächste Blutsfreundin und auf deren
Printzen fallen müsse.

§. 1014.

Es hänget von dem freyen Willen desVon an-
dern Ar-
ten der
Folge.

Volcks, welches eine Herrschaft aufträgt, ab,
welche Art der Reichsfolge es belieben will (§.
982.); daher sind auch in einem Reiche

so
Z z 4

Von den verſchiedenen Arten der Republick.
von der letzten Perſon in der regieren-
den Linie auf die erſte in der zunaͤchſt
damit verbundenen.
Man nennet aber
eine Folge nach der Schwerdmagenli-
nie
(ſucceſſio linealis agnatica), wenn
die Weiber auf ewig von der Nachfolge aus-
geſchloſſen ſind; hingegen heiſſet es die Fol-
ge nach der Blutsfreundſchaftslinie

(ſucceſſio linealis cognatica), wenn die Wei-
ber eben ſo wohl als die Mannsperſonen das
Nachfolgungsrecht haben, oder wenn in Er-
manglung eines maͤnnlichen Nachfolgers eine
Weibesperſon folget, ſo dem letzten Koͤnige
am naͤchſten iſt. Es muß aber wie vorher
(§. 1011.) die aͤltere der juͤngeren vor-
gezogen werden.
Wenn uͤbrigens die
Folgereiche deswegen eingefuͤhret worden ſind,
daß man ſich des Nachfolgers halber verſi-
chern koͤnne (§. 1008.); ſo folget, daß wenn
in Ermangelung der Folge der
Schwerdtmagenlinie die Blutsfreund-
ſchaftslinie dafuͤr angenommen wird,
das Reich auf die Printzeßin des letz-
ten Koͤniges und deren maͤnnliche
Kinder, oder auf eine anderweitige
naͤchſte Blutsfreundin und auf deren
Printzen fallen muͤſſe.

§. 1014.

Es haͤnget von dem freyen Willen desVon an-
dern Ar-
ten der
Folge.

Volcks, welches eine Herrſchaft auftraͤgt, ab,
welche Art der Reichsfolge es belieben will (§.
982.); daher ſind auch in einem Reiche

ſo
Z z 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0763" n="727"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den ver&#x017F;chiedenen Arten der Republick.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">von der letzten Per&#x017F;on in der regieren-<lb/>
den Linie auf die er&#x017F;te in der zuna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
damit verbundenen.</hi> Man nennet aber<lb/>
eine <hi rendition="#fr">Folge nach der Schwerdmagenli-<lb/>
nie</hi> <hi rendition="#aq">(&#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;io linealis agnatica),</hi> wenn<lb/>
die Weiber auf ewig von der Nachfolge aus-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind; hingegen hei&#x017F;&#x017F;et es <hi rendition="#fr">die Fol-<lb/>
ge nach der Blutsfreund&#x017F;chaftslinie</hi><lb/><hi rendition="#aq">(&#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;io linealis cognatica),</hi> wenn die Wei-<lb/>
ber eben &#x017F;o wohl als die Mannsper&#x017F;onen das<lb/>
Nachfolgungsrecht haben, oder wenn in Er-<lb/>
manglung eines ma&#x0364;nnlichen Nachfolgers eine<lb/>
Weibesper&#x017F;on folget, &#x017F;o dem letzten Ko&#x0364;nige<lb/>
am na&#x0364;ch&#x017F;ten i&#x017F;t. Es <hi rendition="#fr">muß aber</hi> wie vorher<lb/>
(§. 1011.) <hi rendition="#fr">die a&#x0364;ltere der ju&#x0364;ngeren vor-<lb/>
gezogen werden.</hi> Wenn u&#x0364;brigens die<lb/>
Folgereiche deswegen eingefu&#x0364;hret worden &#x017F;ind,<lb/>
daß man &#x017F;ich des Nachfolgers halber ver&#x017F;i-<lb/>
chern ko&#x0364;nne (§. 1008.); &#x017F;o folget, <hi rendition="#fr">daß wenn<lb/>
in Ermangelung der Folge der<lb/>
Schwerdtmagenlinie die Blutsfreund-<lb/>
&#x017F;chaftslinie dafu&#x0364;r angenommen wird,<lb/>
das Reich auf die Printzeßin des letz-<lb/>
ten Ko&#x0364;niges und deren ma&#x0364;nnliche<lb/>
Kinder, oder auf eine anderweitige<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;te Blutsfreundin und auf deren<lb/>
Printzen fallen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1014.</head><lb/>
                <p>Es ha&#x0364;nget von dem freyen Willen des<note place="right">Von an-<lb/>
dern Ar-<lb/>
ten der<lb/>
Folge.</note><lb/>
Volcks, welches eine Herr&#x017F;chaft auftra&#x0364;gt, ab,<lb/>
welche Art der Reichsfolge es belieben will (§.<lb/>
982.); <hi rendition="#fr">daher &#x017F;ind auch in einem Reiche</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;o</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[727/0763] Von den verſchiedenen Arten der Republick. von der letzten Perſon in der regieren- den Linie auf die erſte in der zunaͤchſt damit verbundenen. Man nennet aber eine Folge nach der Schwerdmagenli- nie (ſucceſſio linealis agnatica), wenn die Weiber auf ewig von der Nachfolge aus- geſchloſſen ſind; hingegen heiſſet es die Fol- ge nach der Blutsfreundſchaftslinie (ſucceſſio linealis cognatica), wenn die Wei- ber eben ſo wohl als die Mannsperſonen das Nachfolgungsrecht haben, oder wenn in Er- manglung eines maͤnnlichen Nachfolgers eine Weibesperſon folget, ſo dem letzten Koͤnige am naͤchſten iſt. Es muß aber wie vorher (§. 1011.) die aͤltere der juͤngeren vor- gezogen werden. Wenn uͤbrigens die Folgereiche deswegen eingefuͤhret worden ſind, daß man ſich des Nachfolgers halber verſi- chern koͤnne (§. 1008.); ſo folget, daß wenn in Ermangelung der Folge der Schwerdtmagenlinie die Blutsfreund- ſchaftslinie dafuͤr angenommen wird, das Reich auf die Printzeßin des letz- ten Koͤniges und deren maͤnnliche Kinder, oder auf eine anderweitige naͤchſte Blutsfreundin und auf deren Printzen fallen muͤſſe. §. 1014. Es haͤnget von dem freyen Willen des Volcks, welches eine Herrſchaft auftraͤgt, ab, welche Art der Reichsfolge es belieben will (§. 982.); daher ſind auch in einem Reiche ſo Von an- dern Ar- ten der Folge. Z z 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/763
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/763>, abgerufen am 26.04.2024.