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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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der Völcker gegen sich selbst.
srer Einwilligung, Gehorsam gelei-
stet worden ist.

§. 1101.

Da ein vollkommnes Recht des Han-Von der
Verjäh-
rung des
Handels.

dels (jus commerciorum perfectum) nur
durch einen Vertrag erworben wird (§ 1099.),
und folglich an sich betrachtet ein Recht ist, so
blos in unsrer Macht stehet (§. 1100.); so
kann das nicht verjähret werden, aus-
ser seit dem ein Verboth, oder ein
Zwang dazwischen gekommen ist, dem
man mit sattsamer Bekantmachung
seiner Einwilligung gehorsamet hat.

§. 1102.

Zu der Vollkommenheit eines Volcks ge-Von dem
Rechte
seine
Macht
zu ver-
mehren.

höret, daß es mächtig sey, das ist, daß es
der Gewalt andrer Völcker, womit es ent-
weder selbst, oder das seinige überfallen wird,
widerstehen könne (§. 1094. 972.). Dero-
wegen muß sich ein iedes Volck befleis-
sigen, mächtig zu seyn,
folglich hat es
ein Recht zu allen dem, wodurch es
seine Macht ohne andern Völckern Un-
recht zuzufügen (§. 87.) vermehren
kann (§. 46.). Wenn
derowegen ein Volck
nicht mächtig genug wäre sich wider
das Unrecht andrer Völcker zu beschü-
tzen; so kann es sich,
weil durch Verträ-
ge vollkommene Rechte erhalten werden (§.
1089.), unter einer gewissen Bedin-
gung, worinn sie etwa übereinkom-
men, einem andern mächtigern Volcke

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der Voͤlcker gegen ſich ſelbſt.
ſrer Einwilligung, Gehorſam gelei-
ſtet worden iſt.

§. 1101.

Da ein vollkommnes Recht des Han-Von der
Verjaͤh-
rung des
Handels.

dels (jus commerciorum perfectum) nur
durch einen Vertrag erworben wird (§ 1099.),
und folglich an ſich betrachtet ein Recht iſt, ſo
blos in unſrer Macht ſtehet (§. 1100.); ſo
kann das nicht verjaͤhret werden, auſ-
ſer ſeit dem ein Verboth, oder ein
Zwang dazwiſchen gekommen iſt, dem
man mit ſattſamer Bekantmachung
ſeiner Einwilligung gehorſamet hat.

§. 1102.

Zu der Vollkommenheit eines Volcks ge-Von dem
Rechte
ſeine
Macht
zu ver-
mehren.

hoͤret, daß es maͤchtig ſey, das iſt, daß es
der Gewalt andrer Voͤlcker, womit es ent-
weder ſelbſt, oder das ſeinige uͤberfallen wird,
widerſtehen koͤnne (§. 1094. 972.). Dero-
wegen muß ſich ein iedes Volck befleiſ-
ſigen, maͤchtig zu ſeyn,
folglich hat es
ein Recht zu allen dem, wodurch es
ſeine Macht ohne andern Voͤlckern Un-
recht zuzufuͤgen (§. 87.) vermehren
kann (§. 46.). Wenn
derowegen ein Volck
nicht maͤchtig genug waͤre ſich wider
das Unrecht andrer Voͤlcker zu beſchuͤ-
tzen; ſo kann es ſich,
weil durch Vertraͤ-
ge vollkommene Rechte erhalten werden (§.
1089.), unter einer gewiſſen Bedin-
gung, worinn ſie etwa uͤbereinkom-
men, einem andern maͤchtigern Volcke

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[805/0841] der Voͤlcker gegen ſich ſelbſt. ſrer Einwilligung, Gehorſam gelei- ſtet worden iſt. §. 1101. Da ein vollkommnes Recht des Han- dels (jus commerciorum perfectum) nur durch einen Vertrag erworben wird (§ 1099.), und folglich an ſich betrachtet ein Recht iſt, ſo blos in unſrer Macht ſtehet (§. 1100.); ſo kann das nicht verjaͤhret werden, auſ- ſer ſeit dem ein Verboth, oder ein Zwang dazwiſchen gekommen iſt, dem man mit ſattſamer Bekantmachung ſeiner Einwilligung gehorſamet hat. Von der Verjaͤh- rung des Handels. §. 1102. Zu der Vollkommenheit eines Volcks ge- hoͤret, daß es maͤchtig ſey, das iſt, daß es der Gewalt andrer Voͤlcker, womit es ent- weder ſelbſt, oder das ſeinige uͤberfallen wird, widerſtehen koͤnne (§. 1094. 972.). Dero- wegen muß ſich ein iedes Volck befleiſ- ſigen, maͤchtig zu ſeyn, folglich hat es ein Recht zu allen dem, wodurch es ſeine Macht ohne andern Voͤlckern Un- recht zuzufuͤgen (§. 87.) vermehren kann (§. 46.). Wenn derowegen ein Volck nicht maͤchtig genug waͤre ſich wider das Unrecht andrer Voͤlcker zu beſchuͤ- tzen; ſo kann es ſich, weil durch Vertraͤ- ge vollkommene Rechte erhalten werden (§. 1089.), unter einer gewiſſen Bedin- gung, worinn ſie etwa uͤbereinkom- men, einem andern maͤchtigern Volcke unter- Von dem Rechte ſeine Macht zu ver- mehren. E e e 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/841>, abgerufen am 26.04.2024.