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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl.
(bene mereri de aliqvo), wenn er sich be-
müht, dem andern, es sey auf was Art und
und Weise es wolle, nützlich zu erzeigen, oder
wenn er thut, was zum Nutzen und Ver-
gnügen des andern gereichet. Wenn Ver-
geltungs-Schenckungen in unserem
Vermögen stehen, so sind wir dazu
natürlicher Weise verbunden;
massen
sie aus einem danckbaren Gemüth geschehen
(§. 477.); insonderheit aber wenn sie um
Sterbens willen geschehen
(§. 479.), und
diese soll man nicht wiederrufen, als
wenn man die geschenckte Sache selbst
nöthig hat, entweder zu seiner oder
der Seinigen Nothdurft, unerachtet
der andere in diesem Stücke sich muß
gefallen lassen, was wir thun
(§. 479.).

§. 483.
Von Ge-
genschen-
ckungen.

Eine Gegenschenckung (donatio
reciproca)
nennt man, welche unter der Bedin-
gung geschieht, daß uns der andere wieder
etwas schenckt. Es kommt also dieselbe
mit einer beschwerten Schenckung ü-
berein
(§. 409.). Weil aber beyde Schen-
ckungen umsonst geschehen (§. 475.); so sie-
het man in Gegenschenckungen nicht
auf den Werth der beyderseits ge-
schenckten Sachen.

§. 484.
Von
dem, was
man we-
gen eines

Man sagt, daß man wegen eines To-
desfalls etwas bekommt
(mortis causa
capionem),
wenn man von jemanden eine

Sache

II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl.
(bene mereri de aliqvo), wenn er ſich be-
muͤht, dem andern, es ſey auf was Art und
und Weiſe es wolle, nuͤtzlich zu erzeigen, oder
wenn er thut, was zum Nutzen und Ver-
gnuͤgen des andern gereichet. Wenn Ver-
geltungs-Schenckungen in unſerem
Vermoͤgen ſtehen, ſo ſind wir dazu
natuͤrlicher Weiſe verbunden;
maſſen
ſie aus einem danckbaren Gemuͤth geſchehen
(§. 477.); inſonderheit aber wenn ſie um
Sterbens willen geſchehen
(§. 479.), und
dieſe ſoll man nicht wiederrufen, als
wenn man die geſchenckte Sache ſelbſt
noͤthig hat, entweder zu ſeiner oder
der Seinigen Nothdurft, unerachtet
der andere in dieſem Stuͤcke ſich muß
gefallen laſſen, was wir thun
(§. 479.).

§. 483.
Von Ge-
genſchen-
ckungen.

Eine Gegenſchenckung (donatio
reciproca)
nennt man, welche unter der Bedin-
gung geſchieht, daß uns der andere wieder
etwas ſchenckt. Es kommt alſo dieſelbe
mit einer beſchwerten Schenckung uͤ-
berein
(§. 409.). Weil aber beyde Schen-
ckungen umſonſt geſchehen (§. 475.); ſo ſie-
het man in Gegenſchenckungen nicht
auf den Werth der beyderſeits ge-
ſchenckten Sachen.

§. 484.
Von
dem, was
man we-
gen eines

Man ſagt, daß man wegen eines To-
desfalls etwas bekommt
(mortis cauſa
capionem),
wenn man von jemanden eine

Sache
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[300/0336] II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl. (bene mereri de aliqvo), wenn er ſich be- muͤht, dem andern, es ſey auf was Art und und Weiſe es wolle, nuͤtzlich zu erzeigen, oder wenn er thut, was zum Nutzen und Ver- gnuͤgen des andern gereichet. Wenn Ver- geltungs-Schenckungen in unſerem Vermoͤgen ſtehen, ſo ſind wir dazu natuͤrlicher Weiſe verbunden; maſſen ſie aus einem danckbaren Gemuͤth geſchehen (§. 477.); inſonderheit aber wenn ſie um Sterbens willen geſchehen (§. 479.), und dieſe ſoll man nicht wiederrufen, als wenn man die geſchenckte Sache ſelbſt noͤthig hat, entweder zu ſeiner oder der Seinigen Nothdurft, unerachtet der andere in dieſem Stuͤcke ſich muß gefallen laſſen, was wir thun (§. 479.). §. 483. Eine Gegenſchenckung (donatio reciproca) nennt man, welche unter der Bedin- gung geſchieht, daß uns der andere wieder etwas ſchenckt. Es kommt alſo dieſelbe mit einer beſchwerten Schenckung uͤ- berein (§. 409.). Weil aber beyde Schen- ckungen umſonſt geſchehen (§. 475.); ſo ſie- het man in Gegenſchenckungen nicht auf den Werth der beyderſeits ge- ſchenckten Sachen. §. 484. Man ſagt, daß man wegen eines To- desfalls etwas bekommt (mortis cauſa capionem), wenn man von jemanden eine Sache

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/336>, abgerufen am 26.04.2024.