Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von den Glückscontracten.
nig unterschieden, da nämlich in einem Topf,
oder in einem Gefässe eine gewisse Anzahl
theils beschriebene, theils leere Zettel gethan
wird, und man für einen gewissen Preiß das
Recht erkauft, einen Zettel unter der Bedin-
gung herauszunehmen, daß man die Sache
bekommt, welche darauf geschrieben stehet.
Dieser Contract wird mit einem jeden
in einem eintzelen Falle gleich zur Rich-
tigkeit gebracht, sobald der Preiß für
das Recht einen Zettel herauszuneh-
men gezahlt worden. Und weil alle Käu-
fer der Zettel zusammen alle Sachen, die dem
Loose ausgesetzt sind, kaufen; so muß der
Preiß aller Zettel zusammen genom-
men durch den Preiß aller Sachen, die
zum verloosen ausgesetzt sind, durch
die Beqvemlichkeit alles auf einmahl
zu verkaufen, durch die Unkosten, wel-
che auf den Verkauf gewandt werden
müssen, durch die Gefahr, wenn die
kostbahrsten Sachen zuerst zugleich
herausgezogen würden, und die meh-
resten leeren Zettel zurücke blieben, so
daß niemand mehr contrahiren wollte,
bestimmt werden. Weil aber niemand
durch eine Sache, die einem andern zugehört,
reicher werden soll (§. 271.); so ist der
Glückstopf und die Lotterie uner-
laubt, so bloß mit dem Vorsatze etwas
zu gewinnen veranstaltet wird.

§. 675.
F f 5

Von den Gluͤckscontracten.
nig unterſchieden, da naͤmlich in einem Topf,
oder in einem Gefaͤſſe eine gewiſſe Anzahl
theils beſchriebene, theils leere Zettel gethan
wird, und man fuͤr einen gewiſſen Preiß das
Recht erkauft, einen Zettel unter der Bedin-
gung herauszunehmen, daß man die Sache
bekommt, welche darauf geſchrieben ſtehet.
Dieſer Contract wird mit einem jeden
in einem eintzelen Falle gleich zur Rich-
tigkeit gebracht, ſobald der Preiß fuͤr
das Recht einen Zettel herauszuneh-
men gezahlt worden. Und weil alle Kaͤu-
fer der Zettel zuſammen alle Sachen, die dem
Looſe ausgeſetzt ſind, kaufen; ſo muß der
Preiß aller Zettel zuſammen genom-
men durch den Preiß aller Sachen, die
zum verlooſen ausgeſetzt ſind, durch
die Beqvemlichkeit alles auf einmahl
zu verkaufen, durch die Unkoſten, wel-
che auf den Verkauf gewandt werden
muͤſſen, durch die Gefahr, wenn die
koſtbahrſten Sachen zuerſt zugleich
herausgezogen wuͤrden, und die meh-
reſten leeren Zettel zuruͤcke blieben, ſo
daß niemand mehr contrahiren wollte,
beſtimmt werden. Weil aber niemand
durch eine Sache, die einem andern zugehoͤrt,
reicher werden ſoll (§. 271.); ſo iſt der
Gluͤckstopf und die Lotterie uner-
laubt, ſo bloß mit dem Vorſatze etwas
zu gewinnen veranſtaltet wird.

§. 675.
F f 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0493" n="457"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Glu&#x0364;ckscontracten.</hi></fw><lb/>
nig unter&#x017F;chieden, da na&#x0364;mlich in einem Topf,<lb/>
oder in einem Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl<lb/>
theils be&#x017F;chriebene, theils leere Zettel gethan<lb/>
wird, und man fu&#x0364;r einen gewi&#x017F;&#x017F;en Preiß das<lb/>
Recht erkauft, einen Zettel unter der Bedin-<lb/>
gung herauszunehmen, daß man die Sache<lb/>
bekommt, welche darauf ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet.<lb/><hi rendition="#fr">Die&#x017F;er Contract wird mit einem jeden<lb/>
in einem eintzelen Falle gleich zur Rich-<lb/>
tigkeit gebracht, &#x017F;obald der Preiß fu&#x0364;r<lb/>
das Recht einen Zettel herauszuneh-<lb/>
men gezahlt worden.</hi> Und weil alle Ka&#x0364;u-<lb/>
fer der Zettel zu&#x017F;ammen alle Sachen, die dem<lb/>
Loo&#x017F;e ausge&#x017F;etzt &#x017F;ind, kaufen; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß der<lb/>
Preiß aller Zettel zu&#x017F;ammen genom-<lb/>
men durch den Preiß aller Sachen, die<lb/>
zum verloo&#x017F;en ausge&#x017F;etzt &#x017F;ind, durch<lb/>
die Beqvemlichkeit alles auf einmahl<lb/>
zu verkaufen, durch die Unko&#x017F;ten, wel-<lb/>
che auf den Verkauf gewandt werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, durch die Gefahr, wenn die<lb/>
ko&#x017F;tbahr&#x017F;ten Sachen zuer&#x017F;t zugleich<lb/>
herausgezogen wu&#x0364;rden, und die meh-<lb/>
re&#x017F;ten leeren Zettel zuru&#x0364;cke blieben, &#x017F;o<lb/>
daß niemand mehr contrahiren wollte,<lb/>
be&#x017F;timmt werden.</hi> Weil aber niemand<lb/>
durch eine Sache, die einem andern zugeho&#x0364;rt,<lb/>
reicher werden &#x017F;oll (§. 271.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t der<lb/>
Glu&#x0364;ckstopf und die Lotterie uner-<lb/>
laubt, &#x017F;o bloß mit dem Vor&#x017F;atze etwas<lb/>
zu gewinnen veran&#x017F;taltet wird.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">F f 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 675.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0493] Von den Gluͤckscontracten. nig unterſchieden, da naͤmlich in einem Topf, oder in einem Gefaͤſſe eine gewiſſe Anzahl theils beſchriebene, theils leere Zettel gethan wird, und man fuͤr einen gewiſſen Preiß das Recht erkauft, einen Zettel unter der Bedin- gung herauszunehmen, daß man die Sache bekommt, welche darauf geſchrieben ſtehet. Dieſer Contract wird mit einem jeden in einem eintzelen Falle gleich zur Rich- tigkeit gebracht, ſobald der Preiß fuͤr das Recht einen Zettel herauszuneh- men gezahlt worden. Und weil alle Kaͤu- fer der Zettel zuſammen alle Sachen, die dem Looſe ausgeſetzt ſind, kaufen; ſo muß der Preiß aller Zettel zuſammen genom- men durch den Preiß aller Sachen, die zum verlooſen ausgeſetzt ſind, durch die Beqvemlichkeit alles auf einmahl zu verkaufen, durch die Unkoſten, wel- che auf den Verkauf gewandt werden muͤſſen, durch die Gefahr, wenn die koſtbahrſten Sachen zuerſt zugleich herausgezogen wuͤrden, und die meh- reſten leeren Zettel zuruͤcke blieben, ſo daß niemand mehr contrahiren wollte, beſtimmt werden. Weil aber niemand durch eine Sache, die einem andern zugehoͤrt, reicher werden ſoll (§. 271.); ſo iſt der Gluͤckstopf und die Lotterie uner- laubt, ſo bloß mit dem Vorſatze etwas zu gewinnen veranſtaltet wird. §. 675. F f 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/493
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/493>, abgerufen am 26.04.2024.