Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Th. 5. Hauptst. Von den Bündnissen
Privatsachen für die Schulden des
Volcks verpfändet werden.
Allein
wenn eine gantze Provintz, oder ein
gewisser Theil des Gebietes zur Si-
cherheit des Darlehns, oder einer ie-
den Schuldsache wegen übergeben
wird; so gesellet sich zur Verpfändung
auch der Vertrag, nach welchem man
das Pfand für das Darlehn zu seinem
Nutzen gebrauchen kann.
Denn es ist
der nutzbare Gebrauch eines Pfandes
für das Darlehn
(antichresis) nichts an-
ders als ein Recht die verpfändete Sache zu
gebrauchen und sich ihrer zu bedienen anstatt
des dargeliehenen Geldes, zur Vergütung
der Zinsen. Weil man aber die verabredeten
Verträge halten muß (§. 438.); so muß
das aus dem Vertrag ein Pfand für
das Darlehn nutzbar zu gebrauchen
entstandene Recht nach demjenigen be-
urtheilet werden, worinn man über-
eingekommen ist.
Derowegen erhellet
auch daraus, ob die Herrschaft zugleich mit
verpfändet sey, oder nicht. Es ist aber vor
sich klar, daß die Verpfändung und der
nutzbare Gebrauch eines Pfandes für
das Darlehn aufhöre, so bald als das
abgetragen worden, weswegen die
Verpfändung geschehen,
obgleich die
verpfändete Sache für eine iegliche
andere Schuld zurückgehalten werden
kann (§. 706.), wo man sich nicht

aus-

IV. Th. 5. Hauptſt. Von den Buͤndniſſen
Privatſachen fuͤr die Schulden des
Volcks verpfaͤndet werden.
Allein
wenn eine gantze Provintz, oder ein
gewiſſer Theil des Gebietes zur Si-
cherheit des Darlehns, oder einer ie-
den Schuldſache wegen uͤbergeben
wird; ſo geſellet ſich zur Verpfaͤndung
auch der Vertrag, nach welchem man
das Pfand fuͤr das Darlehn zu ſeinem
Nutzen gebrauchen kann.
Denn es iſt
der nutzbare Gebrauch eines Pfandes
fuͤr das Darlehn
(antichreſis) nichts an-
ders als ein Recht die verpfaͤndete Sache zu
gebrauchen und ſich ihrer zu bedienen anſtatt
des dargeliehenen Geldes, zur Verguͤtung
der Zinſen. Weil man aber die verabredeten
Vertraͤge halten muß (§. 438.); ſo muß
das aus dem Vertrag ein Pfand fuͤr
das Darlehn nutzbar zu gebrauchen
entſtandene Recht nach demjenigen be-
urtheilet werden, worinn man uͤber-
eingekommen iſt.
Derowegen erhellet
auch daraus, ob die Herrſchaft zugleich mit
verpfaͤndet ſey, oder nicht. Es iſt aber vor
ſich klar, daß die Verpfaͤndung und der
nutzbare Gebrauch eines Pfandes fuͤr
das Darlehn aufhoͤre, ſo bald als das
abgetragen worden, weswegen die
Verpfaͤndung geſchehen,
obgleich die
verpfaͤndete Sache fuͤr eine iegliche
andere Schuld zuruͤckgehalten werden
kann (§. 706.), wo man ſich nicht

aus-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0876" n="840"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#b">Th. 5. Haupt&#x017F;t. Von den Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;en</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Privat&#x017F;achen fu&#x0364;r die Schulden des<lb/>
Volcks verpfa&#x0364;ndet werden.</hi> Allein<lb/><hi rendition="#fr">wenn eine gantze Provintz, oder ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Theil des Gebietes zur Si-<lb/>
cherheit des Darlehns, oder einer ie-<lb/>
den Schuld&#x017F;ache wegen u&#x0364;bergeben<lb/>
wird; &#x017F;o ge&#x017F;ellet &#x017F;ich zur Verpfa&#x0364;ndung<lb/>
auch der Vertrag, nach welchem man<lb/>
das Pfand fu&#x0364;r das Darlehn zu &#x017F;einem<lb/>
Nutzen gebrauchen kann.</hi> Denn es i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">der nutzbare Gebrauch eines Pfandes<lb/>
fu&#x0364;r das Darlehn</hi> <hi rendition="#aq">(antichre&#x017F;is)</hi> nichts an-<lb/>
ders als ein Recht die verpfa&#x0364;ndete Sache zu<lb/>
gebrauchen und &#x017F;ich ihrer zu bedienen an&#x017F;tatt<lb/>
des dargeliehenen Geldes, zur Vergu&#x0364;tung<lb/>
der Zin&#x017F;en. Weil man aber die verabredeten<lb/>
Vertra&#x0364;ge halten muß (§. 438.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß<lb/>
das aus dem Vertrag ein Pfand fu&#x0364;r<lb/>
das Darlehn nutzbar zu gebrauchen<lb/>
ent&#x017F;tandene Recht nach demjenigen be-<lb/>
urtheilet werden, worinn man u&#x0364;ber-<lb/>
eingekommen i&#x017F;t.</hi> Derowegen erhellet<lb/>
auch daraus, ob die Herr&#x017F;chaft zugleich mit<lb/>
verpfa&#x0364;ndet &#x017F;ey, oder nicht. Es i&#x017F;t aber vor<lb/>
&#x017F;ich klar, <hi rendition="#fr">daß die Verpfa&#x0364;ndung und der<lb/>
nutzbare Gebrauch eines Pfandes fu&#x0364;r<lb/>
das Darlehn aufho&#x0364;re, &#x017F;o bald als das<lb/>
abgetragen worden, weswegen die<lb/>
Verpfa&#x0364;ndung ge&#x017F;chehen,</hi> obgleich <hi rendition="#fr">die<lb/>
verpfa&#x0364;ndete Sache fu&#x0364;r eine iegliche<lb/>
andere Schuld zuru&#x0364;ckgehalten werden<lb/>
kann (§. 706.), wo man &#x017F;ich nicht</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">aus-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[840/0876] IV. Th. 5. Hauptſt. Von den Buͤndniſſen Privatſachen fuͤr die Schulden des Volcks verpfaͤndet werden. Allein wenn eine gantze Provintz, oder ein gewiſſer Theil des Gebietes zur Si- cherheit des Darlehns, oder einer ie- den Schuldſache wegen uͤbergeben wird; ſo geſellet ſich zur Verpfaͤndung auch der Vertrag, nach welchem man das Pfand fuͤr das Darlehn zu ſeinem Nutzen gebrauchen kann. Denn es iſt der nutzbare Gebrauch eines Pfandes fuͤr das Darlehn (antichreſis) nichts an- ders als ein Recht die verpfaͤndete Sache zu gebrauchen und ſich ihrer zu bedienen anſtatt des dargeliehenen Geldes, zur Verguͤtung der Zinſen. Weil man aber die verabredeten Vertraͤge halten muß (§. 438.); ſo muß das aus dem Vertrag ein Pfand fuͤr das Darlehn nutzbar zu gebrauchen entſtandene Recht nach demjenigen be- urtheilet werden, worinn man uͤber- eingekommen iſt. Derowegen erhellet auch daraus, ob die Herrſchaft zugleich mit verpfaͤndet ſey, oder nicht. Es iſt aber vor ſich klar, daß die Verpfaͤndung und der nutzbare Gebrauch eines Pfandes fuͤr das Darlehn aufhoͤre, ſo bald als das abgetragen worden, weswegen die Verpfaͤndung geſchehen, obgleich die verpfaͤndete Sache fuͤr eine iegliche andere Schuld zuruͤckgehalten werden kann (§. 706.), wo man ſich nicht aus-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/876
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/876>, abgerufen am 26.04.2024.