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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Vierte Capitel.
Summa soll er erlangen und mehr nicht;
daß er einem jeden seine Ehre gleichsam
von Ewigkeit dargewogen/ so und so theuer
soll er gehalten werden nnd mehr nicht gel-
ten/ auch weniger nicht; daß er einem jeden
sein Ansehen abgezirkelt/ in dem oder dem
Kreiß soll es bleiben/ und ausser dem weiter
nicht/ und so fort. Hr. D. Lucas Osiander
schleußt deßwegen gar wol: Etiamsi nos
existimemus pleraq; in hoc mundo con-
fuse fieri, tamen apud Deum summus est
ordo,
das ist: Wir meynen oft/ es ge-
schehe in der Welt viel/ unordentli-
cher blinder Weise; aber Gott hält
alles in höchster Ordnung.

Etliche sonderbare Stuck absonderlich
weiset die Schrifft. Reichtum/ zum Ex-
empel/ sticht uns Menschen mächtig in die
Augen. Man rennt und lauft/ man sorgt
und borgt/ und kan doch oft kaum so viel
zu wegen bringen/ daß man nohtdürftiglich
leben/ oder ehrlich begraben werden kan;
oder er komt erst zu etwas nach vieler Zeit/
da er es wenig mehr geniessen kan. Es ist
im übrigen mancher solcher Würgler/ vor

mensch-

Das Vierte Capitel.
Summa ſoll er erlangen und mehr nicht;
daß er einem jeden ſeine Ehre gleichſam
von Ewigkeit dargewogen/ ſo und ſo theuer
ſoll er gehalten werden nnd mehr nicht gel-
ten/ auch weniger nicht; daß er einem jeden
ſein Anſehen abgezirkelt/ in dem oder dem
Kreiß ſoll es bleiben/ und auſſer dem weiter
nicht/ und ſo fort. Hr. D. Lucas Oſiander
ſchleußt deßwegen gar wol: Etiamſi nos
exiſtimemus pleraq́; in hoc mundo con-
fusè fieri, tamen apud Deum ſummus eſt
ordo,
das iſt: Wir meynen oft/ es ge-
ſchehe in der Welt viel/ unordentli-
cher blinder Weiſe; aber Gott haͤlt
alles in hoͤchſter Ordnung.

Etliche ſonderbare Stůck abſonderlich
weiſet die Schrifft. Reichtum/ zum Ex-
empel/ ſticht uns Menſchen maͤchtig in die
Augen. Man rennt und lauft/ man ſorgt
und borgt/ und kan doch oft kaum ſo viel
zu wegen bringen/ daß man nohtduͤrftiglich
leben/ oder ehrlich begraben werden kan;
oder er komt erſt zu etwas nach vieler Zeit/
da er es wenig mehr genieſſen kan. Es iſt
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[72/0136] Das Vierte Capitel. Summa ſoll er erlangen und mehr nicht; daß er einem jeden ſeine Ehre gleichſam von Ewigkeit dargewogen/ ſo und ſo theuer ſoll er gehalten werden nnd mehr nicht gel- ten/ auch weniger nicht; daß er einem jeden ſein Anſehen abgezirkelt/ in dem oder dem Kreiß ſoll es bleiben/ und auſſer dem weiter nicht/ und ſo fort. Hr. D. Lucas Oſiander ſchleußt deßwegen gar wol: Etiamſi nos exiſtimemus pleraq́; in hoc mundo con- fusè fieri, tamen apud Deum ſummus eſt ordo, das iſt: Wir meynen oft/ es ge- ſchehe in der Welt viel/ unordentli- cher blinder Weiſe; aber Gott haͤlt alles in hoͤchſter Ordnung. Etliche ſonderbare Stůck abſonderlich weiſet die Schrifft. Reichtum/ zum Ex- empel/ ſticht uns Menſchen maͤchtig in die Augen. Man rennt und lauft/ man ſorgt und borgt/ und kan doch oft kaum ſo viel zu wegen bringen/ daß man nohtduͤrftiglich leben/ oder ehrlich begraben werden kan; oder er komt erſt zu etwas nach vieler Zeit/ da er es wenig mehr genieſſen kan. Es iſt im uͤbrigen mancher ſolcher Wuͤrgler/ vor menſch-

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/136>, abgerufen am 26.04.2024.