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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 87. Frag/ des 3. Hundert.
die Kinder selber nicht träncken können/ sondern ei-
ne Säug-Ame halten müeßen; so sollen sie eine
solche erwöhlen/ die from sey/ eine guete/ und zier-
liche Aussprach/ auch feine erbare Sitten habe/
der Mäßig: und Nüchterkeit sich befleißige.

Die 87. Frag.
Jst aller Kuß verbotten?

NEin/ sondern nur der un-
züchtige. Dann derselbe ist ein Zundel
zur Gailheit/ c. nec aliqua Cau. 27. q. 1.
Der Römer Publius Meuius hat seinen gar lie-
ben Freygelaßnen hart gestrafft/ als Er erfah-
ren/ daß Er seiner nunmehr Mannbaren Toch-
ter einen Kuß gegeben; und/ durch solche ernstli-
che Straff/ dem Mägdlein/ noch in ihren Kindli-
chen Jahren/ die Keuschheit einpflanzen/ und/ mit
solchem traurigen exempel/ ihr zu verstehen geben
wollen; daß Sie nicht allein die unversehrte Jung-
frauschafft/ sondern auch einen reinen Kuß/ zu ih-
rem könftigen Mann bringen solle; Valer. Max.
lib. 6. cap.
1. Als ein Jüngling aus großer Liebe/
so er zu des Pisistrati, eines Tyrannen zu Athen/
nun auch Mannbaren Tochter/ getragen/ da Sie
Jhme/ auff der Gaßen/ begegnete/ dieselbe geküst/
wolte seine Gemahlin/ daß Er den Jüngling deß-
wegen am Leben straffen solte. Welches Er gleich-
wol nicht gethan/ sondern gesagt hat/ Wann wir
die/ so Uns lieben/ umbbringen wollen/ was wol-

len

Die 87. Frag/ des 3. Hundert.
die Kinder ſelber nicht traͤncken koͤnnen/ ſondern ei-
ne Saͤug-Ame halten muͤeßen; ſo ſollen ſie eine
ſolche erwoͤhlen/ die from ſey/ eine guete/ und zier-
liche Auſſprach/ auch feine erbare Sitten habe/
der Maͤßig: und Nuͤchterkeit ſich befleißige.

Die 87. Frag.
Jſt aller Kuß verbotten?

NEin/ ſondern nur der un-
zuͤchtige. Dann derſelbe iſt ein Zundel
zur Gailheit/ c. nec aliqua Cau. 27. q. 1.
Der Roͤmer Publius Meuius hat ſeinen gar lie-
ben Freygelaßnen hart geſtrafft/ als Er erfah-
ren/ daß Er ſeiner nunmehr Mannbaren Toch-
ter einen Kuß gegeben; und/ durch ſolche ernſtli-
che Straff/ dem Maͤgdlein/ noch in ihren Kindli-
chen Jahren/ die Keuſchheit einpflanzen/ und/ mit
ſolchem traurigen exempel/ ihr zu verſtehen geben
wollen; daß Sie nicht allein die unverſehrte Jung-
frauſchafft/ ſondern auch einen reinen Kuß/ zu ih-
rem koͤnftigen Mann bringen ſolle; Valer. Max.
lib. 6. cap.
1. Als ein Juͤngling aus großer Liebe/
ſo er zu des Piſistrati, eines Tyrannen zu Athen/
nun auch Mannbaren Tochter/ getragen/ da Sie
Jhme/ auff der Gaßen/ begegnete/ dieſelbe gekuͤſt/
wolte ſeine Gemahlin/ daß Er den Juͤngling deß-
wegen am Leben ſtraffen ſolte. Welches Er gleich-
wol nicht gethan/ ſondern geſagt hat/ Wann wir
die/ ſo Uns lieben/ umbbringen wollen/ was wol-

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[427/0451] Die 87. Frag/ des 3. Hundert. die Kinder ſelber nicht traͤncken koͤnnen/ ſondern ei- ne Saͤug-Ame halten muͤeßen; ſo ſollen ſie eine ſolche erwoͤhlen/ die from ſey/ eine guete/ und zier- liche Auſſprach/ auch feine erbare Sitten habe/ der Maͤßig: und Nuͤchterkeit ſich befleißige. Die 87. Frag. Jſt aller Kuß verbotten? NEin/ ſondern nur der un- zuͤchtige. Dann derſelbe iſt ein Zundel zur Gailheit/ c. nec aliqua Cau. 27. q. 1. Der Roͤmer Publius Meuius hat ſeinen gar lie- ben Freygelaßnen hart geſtrafft/ als Er erfah- ren/ daß Er ſeiner nunmehr Mannbaren Toch- ter einen Kuß gegeben; und/ durch ſolche ernſtli- che Straff/ dem Maͤgdlein/ noch in ihren Kindli- chen Jahren/ die Keuſchheit einpflanzen/ und/ mit ſolchem traurigen exempel/ ihr zu verſtehen geben wollen; daß Sie nicht allein die unverſehrte Jung- frauſchafft/ ſondern auch einen reinen Kuß/ zu ih- rem koͤnftigen Mann bringen ſolle; Valer. Max. lib. 6. cap. 1. Als ein Juͤngling aus großer Liebe/ ſo er zu des Piſistrati, eines Tyrannen zu Athen/ nun auch Mannbaren Tochter/ getragen/ da Sie Jhme/ auff der Gaßen/ begegnete/ dieſelbe gekuͤſt/ wolte ſeine Gemahlin/ daß Er den Juͤngling deß- wegen am Leben ſtraffen ſolte. Welches Er gleich- wol nicht gethan/ ſondern geſagt hat/ Wann wir die/ ſo Uns lieben/ umbbringen wollen/ was wol- len

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/451>, abgerufen am 26.04.2024.