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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
eripere ei noli multo quod charius illi
est oculis, si quid charius est oculis.

Der verstand ist: wan du wilst/ daß Katullus
dich mehr/ als hertzlich/ lieben sol; so mache ihm
dasselbe/ das er mehr/ als hertzlich/ liebet/ wan
man ie etwas mehr/ als hertzlich/ lieben kan/
nicht abwendig.
Aber hiervon besiehe/ was wir bei
der 8 zeile des 21 bl. angemärket.

Zur 1 zeile des 233 blats.

Diphthera, diphthera, das ist/ ein fel von einem tie-
re.
Also nennet man gemeiniglich des Jupiters Ge-
schichtbuch;
darinnen er alles/ was geschiehet/ auf-
zuzeichnen gewähnet wird. Wir heissen es alhier seiner
Amme fel;
weil es vom Pergament aus der zie-
gen Amalteen felle/ welche ihn geseuget/
wie die
alten Dichtmeister gedichtet/ sol gewesen sein. Mel-
chior Guilaldinus
, in tractatu de Papyro; Pancirollus l.
2, tit. 13, p.
627. Sonderlich kan hiervon unser
Dichterischer Sternhimmel am 90/ 91/ 126/ 127/
und 128 bl. gelesen werden; da wir ausführlich erkläh-
ret/ wer diese Amaltee eigendlich gewesen/ und was
die alten Dichtmeister darvon gedichtet. Von diesem
Felle/ oder vielmehr Tagebuche des Jupiters seind
unter den Griechen unterschiedliche sprichwörter ent-
standen. Wan einer etwas/ das unbekant/ seltzam/
oder so alt und verjahret zu sein schien/ daß niemand
mehr darvon wuste/ oder aber was sonderliches sein sol-
te/ vorbrachte; so pflegte man gemeiniglich zu sagen:
arkhaio tera diphtheras laleis, du bringest dinge vor/
die älter seind/ als Jupiters Ziegenfel/
das ist/
Verzeichnüs. Diesem zur folge haben wir an einen
klügelsüchtigen Naseweisen/ der ihm mehr zu wissen
einbildete/ als alle andere Menschen/ eines mahls ge-
schrieben:

Du
J i iij
Anmaͤrkungen.
eripere ei noli multò quod charius illi
eſt oculis, ſi quid charius eſt oculis.

Der verſtand iſt: wan du wilſt/ daß Katullus
dich mehr/ als hertzlich/ lieben ſol; ſo mache ihm
daſſelbe/ das er mehr/ als hertzlich/ liebet/ wan
man ie etwas mehr/ als hertzlich/ lieben kan/
nicht abwendig.
Aber hiervon beſiehe/ was wir bei
der 8 zeile des 21 bl. angemaͤrket.

Zur 1 zeile des 233 blats.

Διϕθέρα, diphthera, das iſt/ ein fel von einem tie-
re.
Alſo nennet man gemeiniglich des Jupiters Ge-
ſchichtbuch;
darinnen er alles/ was geſchiehet/ auf-
zuzeichnen gewaͤhnet wird. Wir heiſſen es alhier ſeiner
Amme fel;
weil es vom Pergament aus der zie-
gen Amalteen felle/ welche ihn geſeuget/
wie die
alten Dichtmeiſter gedichtet/ ſol geweſen ſein. Mel-
chior Guilaldinus
, in tractatu de Papyro; Pancirollus l.
2, tit. 13, p.
627. Sonderlich kan hiervon unſer
Dichteriſcher Sternhimmel am 90/ 91/ 126/ 127/
und 128 bl. geleſen werden; da wir ausfuͤhrlich erklaͤh-
ret/ wer dieſe Amaltee eigendlich geweſen/ und was
die alten Dichtmeiſter darvon gedichtet. Von dieſem
Felle/ oder vielmehr Tagebuche des Jupiters ſeind
unter den Griechen unterſchiedliche ſprichwoͤrter ent-
ſtanden. Wan einer etwas/ das unbekant/ ſeltzam/
oder ſo alt und verjahret zu ſein ſchien/ daß niemand
mehr darvon wuſte/ oder aber was ſonderliches ſein ſol-
te/ vorbrachte; ſo pflegte man gemeiniglich zu ſagen:
ἀρχαιό τερα διφθέρας λαλεῖς, du bringeſt dinge vor/
die aͤlter ſeind/ als Jupiters Ziegenfel/
das iſt/
Verzeichnuͤs. Dieſem zur folge haben wir an einen
kluͤgelſuͤchtigen Naſeweiſen/ der ihm mehr zu wiſſen
einbildete/ als alle andere Menſchen/ eines mahls ge-
ſchrieben:

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J i iij
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[501/0525] Anmaͤrkungen. eripere ei noli multò quod charius illi eſt oculis, ſi quid charius eſt oculis. Der verſtand iſt: wan du wilſt/ daß Katullus dich mehr/ als hertzlich/ lieben ſol; ſo mache ihm daſſelbe/ das er mehr/ als hertzlich/ liebet/ wan man ie etwas mehr/ als hertzlich/ lieben kan/ nicht abwendig. Aber hiervon beſiehe/ was wir bei der 8 zeile des 21 bl. angemaͤrket. Zur 1 zeile des 233 blats. Διϕθέρα, diphthera, das iſt/ ein fel von einem tie- re. Alſo nennet man gemeiniglich des Jupiters Ge- ſchichtbuch; darinnen er alles/ was geſchiehet/ auf- zuzeichnen gewaͤhnet wird. Wir heiſſen es alhier ſeiner Amme fel; weil es vom Pergament aus der zie- gen Amalteen felle/ welche ihn geſeuget/ wie die alten Dichtmeiſter gedichtet/ ſol geweſen ſein. Mel- chior Guilaldinus, in tractatu de Papyro; Pancirollus l. 2, tit. 13, p. 627. Sonderlich kan hiervon unſer Dichteriſcher Sternhimmel am 90/ 91/ 126/ 127/ und 128 bl. geleſen werden; da wir ausfuͤhrlich erklaͤh- ret/ wer dieſe Amaltee eigendlich geweſen/ und was die alten Dichtmeiſter darvon gedichtet. Von dieſem Felle/ oder vielmehr Tagebuche des Jupiters ſeind unter den Griechen unterſchiedliche ſprichwoͤrter ent- ſtanden. Wan einer etwas/ das unbekant/ ſeltzam/ oder ſo alt und verjahret zu ſein ſchien/ daß niemand mehr darvon wuſte/ oder aber was ſonderliches ſein ſol- te/ vorbrachte; ſo pflegte man gemeiniglich zu ſagen: ἀρχαιό τερα διφθέρας λαλεῖς, du bringeſt dinge vor/ die aͤlter ſeind/ als Jupiters Ziegenfel/ das iſt/ Verzeichnuͤs. Dieſem zur folge haben wir an einen kluͤgelſuͤchtigen Naſeweiſen/ der ihm mehr zu wiſſen einbildete/ als alle andere Menſchen/ eines mahls ge- ſchrieben: Du J i iij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/525>, abgerufen am 29.04.2024.