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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
war ebenmäßig ein Egiptischer Abgott; welchen sie vor
den herscher der zeit oder der jahre/ wie aus den
überschriften der gebalsemten leichen zu sehen/ hielten:
wiewohl ihm sonsten eigendlich nur das vierde und
letzte teil ihres Sotischen oder großen jahres/ wie das
erste teil dem Sotis oder dem Hundessterne selbsten/
das zweite der Isis/ und das dritte dem Osiris/ zu
beherschen zugeeignet war. Und davor hielten sie ihn/
so fern er aus dem himlischen Osiris und der him-
lischen Isis
/ das ist aus der Sonne und dem
Mohne/ gezeuget zu sein verstanden/ und der himli-
sche Orus
genennet ward. So fern er aber irdisch/
und aus dem irdischen Osiris und der irdischen
Isis
/ das ist aus der zusammenfügung des Niels
und der Erde/ gebohren zu sein betrachtet ward; als-
dan bezeichnete er so wohl der erde/ als der luft frucht-
bare gestalt zum wachstuhme der dinge geschikt/ das
ist das fruchtbahre gewitter/ die wolken/ den regen/ den
tau/ u. d. g. Daher sagt Vossius vom uhrspr. der
Abgötterei am 614 bl. Ex Nili & Isidis concubitu
nascitur Orus; nempe subcoelest is; quo indicatur tum ae-
ris, tum terrae temperies, rebus producendis apta.
Und
üm dieser milterung der luft willen/ scheinet er auch
zum teil von den Egiptern mit unter die Artzneigötter
gerechnet zu sein: da sie ihn Harpokrates nenten;
wie Kircher am 354 bl. des 2 t. seines Egiptischen
Oedipus bezeuget. Ja er ward zu weilen gar vor den
Apollo/ den Sonnen- und Artznei-götzen/ selbst
genommen/ Macrob. l. 1 Saturn. c. 21. Wie nun dem
Orus die Luft gleichsam zugeignet war: so besaß seine
mutter Isis die oberste helfte der Erde/ so weit sie
nahmlich von der sonne erleuchtet wird/ und der tag
reichet; und seiner mutter schwester Nefte/ des Ti-
fons
gemahlin/ die andere und unterste helfte der
Erdkugel/ so weit sie die nacht überschattet; Anubis

aber/

Anmaͤrkungen.
war ebenmaͤßig ein Egiptiſcher Abgott; welchen ſie vor
den herſcher der zeit oder der jahre/ wie aus den
uͤberſchriften der gebalſemten leichen zu ſehen/ hielten:
wiewohl ihm ſonſten eigendlich nur das vierde und
letzte teil ihres Sotiſchen oder großen jahres/ wie das
erſte teil dem Sotis oder dem Hundesſterne ſelbſten/
das zweite der Iſis/ und das dritte dem Oſiris/ zu
beherſchen zugeeignet war. Und davor hielten ſie ihn/
ſo fern er aus dem himliſchen Oſiris und der him-
liſchen Iſis
/ das iſt aus der Sonne und dem
Mohne/ gezeuget zu ſein verſtanden/ und der himli-
ſche Orus
genennet ward. So fern er aber irdiſch/
und aus dem irdiſchen Oſiris und der irdiſchen
Iſis
/ das iſt aus der zuſammenfuͤgung des Niels
und der Erde/ gebohren zu ſein betrachtet ward; als-
dan bezeichnete er ſo wohl der erde/ als der luft frucht-
bare geſtalt zum wachstuhme der dinge geſchikt/ das
iſt das fruchtbahre gewitter/ die wolken/ den regen/ den
tau/ u. d. g. Daher ſagt Voſſius vom uhrſpr. der
Abgoͤtterei am 614 bl. Ex Nili & Iſidis concubitu
naſcitur Orus; nempe ſubcœleſt is; quo indicatur tum aë-
ris, tum terræ temperies, rebus producendis apta.
Und
uͤm dieſer milterung der luft willen/ ſcheinet er auch
zum teil von den Egiptern mit unter die Artzneigoͤtter
gerechnet zu ſein: da ſie ihn Harpokrates nenten;
wie Kircher am 354 bl. des 2 t. ſeines Egiptiſchen
Oedipus bezeuget. Ja er ward zu weilen gar vor den
Apollo/ den Sonnen- und Artznei-goͤtzen/ ſelbſt
genommen/ Macrob. l. 1 Saturn. c. 21. Wie nun dem
Orus die Luft gleichſam zugeignet war: ſo beſaß ſeine
mutter Iſis die oberſte helfte der Erde/ ſo weit ſie
nåhmlich von der ſonne erleuchtet wird/ und der tag
reichet; und ſeiner mutter ſchweſter Nefte/ des Ti-
fons
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[379/0403] Anmaͤrkungen. war ebenmaͤßig ein Egiptiſcher Abgott; welchen ſie vor den herſcher der zeit oder der jahre/ wie aus den uͤberſchriften der gebalſemten leichen zu ſehen/ hielten: wiewohl ihm ſonſten eigendlich nur das vierde und letzte teil ihres Sotiſchen oder großen jahres/ wie das erſte teil dem Sotis oder dem Hundesſterne ſelbſten/ das zweite der Iſis/ und das dritte dem Oſiris/ zu beherſchen zugeeignet war. Und davor hielten ſie ihn/ ſo fern er aus dem himliſchen Oſiris und der him- liſchen Iſis/ das iſt aus der Sonne und dem Mohne/ gezeuget zu ſein verſtanden/ und der himli- ſche Orus genennet ward. So fern er aber irdiſch/ und aus dem irdiſchen Oſiris und der irdiſchen Iſis/ das iſt aus der zuſammenfuͤgung des Niels und der Erde/ gebohren zu ſein betrachtet ward; als- dan bezeichnete er ſo wohl der erde/ als der luft frucht- bare geſtalt zum wachstuhme der dinge geſchikt/ das iſt das fruchtbahre gewitter/ die wolken/ den regen/ den tau/ u. d. g. Daher ſagt Voſſius vom uhrſpr. der Abgoͤtterei am 614 bl. Ex Nili & Iſidis concubitu naſcitur Orus; nempe ſubcœleſt is; quo indicatur tum aë- ris, tum terræ temperies, rebus producendis apta. Und uͤm dieſer milterung der luft willen/ ſcheinet er auch zum teil von den Egiptern mit unter die Artzneigoͤtter gerechnet zu ſein: da ſie ihn Harpokrates nenten; wie Kircher am 354 bl. des 2 t. ſeines Egiptiſchen Oedipus bezeuget. Ja er ward zu weilen gar vor den Apollo/ den Sonnen- und Artznei-goͤtzen/ ſelbſt genommen/ Macrob. l. 1 Saturn. c. 21. Wie nun dem Orus die Luft gleichſam zugeignet war: ſo beſaß ſeine mutter Iſis die oberſte helfte der Erde/ ſo weit ſie nåhmlich von der ſonne erleuchtet wird/ und der tag reichet; und ſeiner mutter ſchweſter Nefte/ des Ti- fons gemahlin/ die andere und unterſte helfte der Erdkugel/ ſo weit ſie die nacht uͤberſchattet; Anubis aber/

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/403>, abgerufen am 26.04.2024.