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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] oder fast keinem geschmack begabtes würtze-
lein/ mit etlichen zaselen; die blätter/ wenn
sie im Hornung erstmahls herfürkommen/
sind den blätteren des jungen Lattichs ähn-
lich/ daumens breit/ lind/ weich/ von far-
ben liecht-grün/ rundlicht/ ohne stiel/ am
geschmack den wurtzen gleich. Jm Mäyen
wachsen von der wurtzel etliche/ dünne/ e-
ckichte/ in zwey ästlein zertheilte stengelein/
an welchen die blätter kleiner erscheinen; o-
ben auff den gipffeln deroselben aber erschei-
nen kleine/ weißblaue/ ablange/ fünffach
eingeschnittene/ schöne blümlein/ und da-
rauff ein runder/ weisser/ etwas flacher sa-
me. Wächßt hin und wider bey uns in den
Felderen/ weinbergen/ und gräßgärten.

Es hat noch eine art dieses Krauts mit
grösseren blumen und wurtzen/ deren blätter
oben an den stengeln etwas gekerfft sindt
Wächßt hin und wider in Flandern und
Braband; Lactuca agnina s. Valerianella fo-
liis serratis, Raj. Locusta altera foliis serra-
tis, J. B.

Eigenschafft und Gebrauch.

Es führet dieses Kraut viel nitrosisch-
saltzichte/ durchtringende/ und wasserig-
safftige theile/ und hat dadurch die Eigen-
schafft zu kühlen/ zu erweichen und zu lin-
deren.

Es werden diese Kräuter in den Küchen
gebraucht/ sonderlich bey abgehendem schnee
in dem Winter/ biß zu ende des Aprillen/
da es anhebt den stengel zu stossen. Man be-
reitet davon gute Salät mit Essig/ Baum-
öl/ Saltz/ und wem beliebig/ ein wenig Pfef-
fer. Jn dem Mertzen pflegt man die jun-
gen Rapuntzeln mit ihrem Kraut darunder
zu mischen/ welches denn sehr liebliche/ und
den gallichten Naturen sonderlich dienstliche
Salät abgibt.

Leibs ver-
stopffung.
Gallen-
grimmen.

Jn der Leibes-verstopffung/ und Gallen-
grimmen ist die Brühe/ darinnen diß Kraut
wol gesotten worden ein treffliche Artzney/
offt warm getruncken.



CAPUT CXXXVI.
Tabac. Tabacus.
Namen.

DAs Kraut Tabac hat diesen Namen
von dem Americanischen Ländlein
Tabaco, in der neuen Hispanischen
Provintz Jucaton, bey 44. Meilen oberhalb
Mexico, von den Spaniern das Land der
sieghafften Mutter Gottes/ Terra beatae Vir-
ginis victoriosae,
genennet/ weilen der erobe-
rer der neuen Hispanien Ferdinandus Corte-
sius
einen stattlichen Sieg von den Barba-
ren daselbst erhalten. Dieses Kraut ward
von den Spaniern in selbiger gegend am
ersten gefunden/ und derowegen auch dar-
nach genennet/ denn bey den Einwohneren
derselben Ländern hat es andere Namen.
Die Peruaner und Brasilianer nennen es
Petum, die übrigen Jndianer Picielt, wel-
ches/ wie Nicolaus Monardes meldet/ da-
selbst sein gemeinster Namen ist. Jn Eu-
ropa wird es gemeiniglich Nicotiana genen-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] REMBERTI DODONAEI
Peruvianisch Bilsenkraut oder
Tabac.

Hyoscyamus Peruvianus sive
Tabacum.

net/ diesen Namen hat es bekommen von
Johanne Nicotio, welcher Francisci II. Kö-
nigs in Franckreich/ Rath und Gesandter an
dem Königlichen Hoff in Portugal gewesen.
Dieser als er Anno 1560. zu Lisabona sich
auffhielte/ allwo dazumal die Königliche
Hoffhaltung gewesen/ ward ihme von einer
Holländischen Adels-persohn/ dieses fremb-
de und erst neulich auß der Landschafft Flo-
rida
überbrachte gewächs/ verehrt. Welches
er als etwas rares oder seltsames mit sonder-
bahrem wolgefallen auff- und mit sich nach
Hauß nahme/ in seinen Lustgarten pflan-
tzen liesse/ und viel junge Pfläntzlein darauß
zeugete. Nach diesem schickte er den samen
davon seiner Königin Catharinae de Medices,
mit bericht von der Tugend dieses Krauts/
die liesse es in des Königs Lustgarten pflan-
tzen und zielen/ und als es dem bericht nach
in allen proben köstlich und heilsam erfun-
den worden/ wollte sie es mit keinem andern
als ihrem eigenen Namen ferner außkom-
men lassen. Daher wurde es genennt/ Her-
be de la Reine Mere,
das Kraut der alten Kö-
nigin/ wie auch Catharinen-kraut und
Herba Medicea. Andere Frantzosen nennen
es Herbe du grand Prieur, das Kraut des
grossen Priors, weilen dieser auff einer Meer-
reiß zu Lisabona außtrettend/ und bey ge-
dachtem Gesandten zukehrend/ von ihm et-
liche solche Pfläntzlein empfangen/ und al-
so der erste dieß Kraut in Franckreich solle
gebracht haben. Jn Jtalien wird es genen-
net Tornabona, weilen es von einem Bischoff
und Gesandten dieses Namens Nicolao Tor-

nabono,
Jii iii

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] oder faſt keinem geſchmack begabtes wuͤrtze-
lein/ mit etlichen zaſelen; die blaͤtter/ wenn
ſie im Hornung erſtmahls herfuͤrkommen/
ſind den blaͤtteren des jungen Lattichs aͤhn-
lich/ daumens breit/ lind/ weich/ von far-
ben liecht-gruͤn/ rundlicht/ ohne ſtiel/ am
geſchmack den wurtzen gleich. Jm Maͤyen
wachſen von der wurtzel etliche/ duͤnne/ e-
ckichte/ in zwey aͤſtlein zertheilte ſtengelein/
an welchen die blaͤtter kleiner erſcheinen; o-
ben auff den gipffeln deroſelben aber erſchei-
nen kleine/ weißblaue/ ablange/ fuͤnffach
eingeſchnittene/ ſchoͤne bluͤmlein/ und da-
rauff ein runder/ weiſſer/ etwas flacher ſa-
me. Waͤchßt hin und wider bey uns in den
Felderen/ weinbergen/ und graͤßgaͤrten.

Es hat noch eine art dieſes Krauts mit
groͤſſeren blumen und wurtzen/ deren blaͤtter
oben an den ſtengeln etwas gekerfft ſindt
Waͤchßt hin und wider in Flandern und
Braband; Lactuca agnina ſ. Valerianella fo-
liis ſerratis, Raj. Locuſta altera foliis ſerra-
tis, J. B.

Eigenſchafft und Gebrauch.

Es fuͤhret dieſes Kraut viel nitroſiſch-
ſaltzichte/ durchtringende/ und waſſerig-
ſafftige theile/ und hat dadurch die Eigen-
ſchafft zu kuͤhlen/ zu erweichen und zu lin-
deren.

Es werden dieſe Kraͤuter in den Kuͤchen
gebraucht/ ſonderlich bey abgehendem ſchnee
in dem Winter/ biß zu ende des Aprillen/
da es anhebt den ſtengel zu ſtoſſen. Man be-
reitet davon gute Salaͤt mit Eſſig/ Baum-
oͤl/ Saltz/ und wem beliebig/ ein wenig Pfef-
fer. Jn dem Mertzen pflegt man die jun-
gen Rapuntzeln mit ihrem Kraut darunder
zu miſchen/ welches denn ſehr liebliche/ und
den gallichten Naturen ſonderlich dienſtliche
Salaͤt abgibt.

Leibs ver-
ſtopffung.
Gallen-
grimmen.

Jn der Leibes-verſtopffung/ und Gallen-
grimmen iſt die Bruͤhe/ darinnen diß Kraut
wol geſotten worden ein treffliche Artzney/
offt warm getruncken.



CAPUT CXXXVI.
Tabac. Tabacus.
Namen.

DAs Kraut Tabac hat dieſen Namen
von dem Americaniſchen Laͤndlein
Tabaco, in der neuen Hiſpaniſchen
Provintz Jucaton, bey 44. Meilen oberhalb
Mexico, von den Spaniern das Land der
ſieghafften Mutter Gottes/ Terra beatæ Vir-
ginis victorioſæ,
genennet/ weilen der erobe-
rer der neuen Hiſpanien Ferdinandus Corte-
ſius
einen ſtattlichen Sieg von den Barba-
ren daſelbſt erhalten. Dieſes Kraut ward
von den Spaniern in ſelbiger gegend am
erſten gefunden/ und derowegen auch dar-
nach genennet/ denn bey den Einwohneren
derſelben Laͤndern hat es andere Namen.
Die Peruaner und Braſilianer nennen es
Petum, die uͤbrigen Jndianer Picielt, wel-
ches/ wie Nicolaus Monardes meldet/ da-
ſelbſt ſein gemeinſter Namen iſt. Jn Eu-
ropa wird es gemeiniglich Nicotiana genen-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] REMBERTI DODONÆI
Peruvianiſch Bilſenkraut oder
Tabac.

Hyoſcyamus Peruvianus ſive
Tabacum.

net/ dieſen Namen hat es bekommen von
Johanne Nicotio, welcher Franciſci II. Koͤ-
nigs in Franckreich/ Rath und Geſandter an
dem Koͤniglichen Hoff in Portugal geweſen.
Dieſer als er Anno 1560. zu Liſabona ſich
auffhielte/ allwo dazumal die Koͤnigliche
Hoffhaltung geweſen/ ward ihme von einer
Hollaͤndiſchen Adels-perſohn/ dieſes fremb-
de und erſt neulich auß der Landſchafft Flo-
rida
uͤberbrachte gewaͤchs/ verehrt. Welches
er als etwas rares oder ſeltſames mit ſonder-
bahrem wolgefallen auff- und mit ſich nach
Hauß nahme/ in ſeinen Luſtgarten pflan-
tzen lieſſe/ und viel junge Pflaͤntzlein darauß
zeugete. Nach dieſem ſchickte er den ſamen
davon ſeiner Koͤnigin Catharinæ de Medices,
mit bericht von der Tugend dieſes Krauts/
die lieſſe es in des Koͤnigs Luſtgarten pflan-
tzen und zielen/ und als es dem bericht nach
in allen proben koͤſtlich und heilſam erfun-
den worden/ wollte ſie es mit keinem andern
als ihrem eigenen Namen ferner außkom-
men laſſen. Daher wurde es genennt/ Her-
be de la Reine Mere,
das Kraut der alten Koͤ-
nigin/ wie auch Catharinen-kraut und
Herba Medicea. Andere Frantzoſen nennen
es Herbe du grand Prieur, das Kraut des
groſſen Priors, weilen dieſer auff einer Meer-
reiß zu Liſabona außtrettend/ und bey ge-
dachtem Geſandten zukehrend/ von ihm et-
liche ſolche Pflaͤntzlein empfangen/ und al-
ſo der erſte dieß Kraut in Franckreich ſolle
gebracht haben. Jn Jtalien wird es genen-
net Tornabona, weilen es von einem Biſchoff
und Geſandten dieſes Namens Nicolao Tor-

nabono,
Jii iii
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[985/1001] Von den Kraͤuteren. oder faſt keinem geſchmack begabtes wuͤrtze- lein/ mit etlichen zaſelen; die blaͤtter/ wenn ſie im Hornung erſtmahls herfuͤrkommen/ ſind den blaͤtteren des jungen Lattichs aͤhn- lich/ daumens breit/ lind/ weich/ von far- ben liecht-gruͤn/ rundlicht/ ohne ſtiel/ am geſchmack den wurtzen gleich. Jm Maͤyen wachſen von der wurtzel etliche/ duͤnne/ e- ckichte/ in zwey aͤſtlein zertheilte ſtengelein/ an welchen die blaͤtter kleiner erſcheinen; o- ben auff den gipffeln deroſelben aber erſchei- nen kleine/ weißblaue/ ablange/ fuͤnffach eingeſchnittene/ ſchoͤne bluͤmlein/ und da- rauff ein runder/ weiſſer/ etwas flacher ſa- me. Waͤchßt hin und wider bey uns in den Felderen/ weinbergen/ und graͤßgaͤrten. Es hat noch eine art dieſes Krauts mit groͤſſeren blumen und wurtzen/ deren blaͤtter oben an den ſtengeln etwas gekerfft ſindt Waͤchßt hin und wider in Flandern und Braband; Lactuca agnina ſ. Valerianella fo- liis ſerratis, Raj. Locuſta altera foliis ſerra- tis, J. B. Eigenſchafft und Gebrauch. Es fuͤhret dieſes Kraut viel nitroſiſch- ſaltzichte/ durchtringende/ und waſſerig- ſafftige theile/ und hat dadurch die Eigen- ſchafft zu kuͤhlen/ zu erweichen und zu lin- deren. Es werden dieſe Kraͤuter in den Kuͤchen gebraucht/ ſonderlich bey abgehendem ſchnee in dem Winter/ biß zu ende des Aprillen/ da es anhebt den ſtengel zu ſtoſſen. Man be- reitet davon gute Salaͤt mit Eſſig/ Baum- oͤl/ Saltz/ und wem beliebig/ ein wenig Pfef- fer. Jn dem Mertzen pflegt man die jun- gen Rapuntzeln mit ihrem Kraut darunder zu miſchen/ welches denn ſehr liebliche/ und den gallichten Naturen ſonderlich dienſtliche Salaͤt abgibt. Jn der Leibes-verſtopffung/ und Gallen- grimmen iſt die Bruͤhe/ darinnen diß Kraut wol geſotten worden ein treffliche Artzney/ offt warm getruncken. CAPUT CXXXVI. Tabac. Tabacus. Namen. DAs Kraut Tabac hat dieſen Namen von dem Americaniſchen Laͤndlein Tabaco, in der neuen Hiſpaniſchen Provintz Jucaton, bey 44. Meilen oberhalb Mexico, von den Spaniern das Land der ſieghafften Mutter Gottes/ Terra beatæ Vir- ginis victorioſæ, genennet/ weilen der erobe- rer der neuen Hiſpanien Ferdinandus Corte- ſius einen ſtattlichen Sieg von den Barba- ren daſelbſt erhalten. Dieſes Kraut ward von den Spaniern in ſelbiger gegend am erſten gefunden/ und derowegen auch dar- nach genennet/ denn bey den Einwohneren derſelben Laͤndern hat es andere Namen. Die Peruaner und Braſilianer nennen es Petum, die uͤbrigen Jndianer Picielt, wel- ches/ wie Nicolaus Monardes meldet/ da- ſelbſt ſein gemeinſter Namen iſt. Jn Eu- ropa wird es gemeiniglich Nicotiana genen- [Abbildung REMBERTI DODONÆI Peruvianiſch Bilſenkraut oder Tabac. Hyoſcyamus Peruvianus ſive Tabacum. ] net/ dieſen Namen hat es bekommen von Johanne Nicotio, welcher Franciſci II. Koͤ- nigs in Franckreich/ Rath und Geſandter an dem Koͤniglichen Hoff in Portugal geweſen. Dieſer als er Anno 1560. zu Liſabona ſich auffhielte/ allwo dazumal die Koͤnigliche Hoffhaltung geweſen/ ward ihme von einer Hollaͤndiſchen Adels-perſohn/ dieſes fremb- de und erſt neulich auß der Landſchafft Flo- rida uͤberbrachte gewaͤchs/ verehrt. Welches er als etwas rares oder ſeltſames mit ſonder- bahrem wolgefallen auff- und mit ſich nach Hauß nahme/ in ſeinen Luſtgarten pflan- tzen lieſſe/ und viel junge Pflaͤntzlein darauß zeugete. Nach dieſem ſchickte er den ſamen davon ſeiner Koͤnigin Catharinæ de Medices, mit bericht von der Tugend dieſes Krauts/ die lieſſe es in des Koͤnigs Luſtgarten pflan- tzen und zielen/ und als es dem bericht nach in allen proben koͤſtlich und heilſam erfun- den worden/ wollte ſie es mit keinem andern als ihrem eigenen Namen ferner außkom- men laſſen. Daher wurde es genennt/ Her- be de la Reine Mere, das Kraut der alten Koͤ- nigin/ wie auch Catharinen-kraut und Herba Medicea. Andere Frantzoſen nennen es Herbe du grand Prieur, das Kraut des groſſen Priors, weilen dieſer auff einer Meer- reiß zu Liſabona außtrettend/ und bey ge- dachtem Geſandten zukehrend/ von ihm et- liche ſolche Pflaͤntzlein empfangen/ und al- ſo der erſte dieß Kraut in Franckreich ſolle gebracht haben. Jn Jtalien wird es genen- net Tornabona, weilen es von einem Biſchoff und Geſandten dieſes Namens Nicolao Tor- nabono, Jii iii

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 985. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/1001>, abgerufen am 26.04.2024.