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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Muscat-rinde oder Blüthe/ Macis, umbhül-
te Nuß; welche denn also außgehoben/ ge-
samlet/ und verkauffet wird. Daß hiemit die
Muscatnuß mit drey schalen oder hülsen ü-
berzogen/ davon die ausserste dick und grün:
die mittlere weiß/ dünner/ erstlich purpur-
farb/ hernach goldgelb/ so man Muscatblust
nennet; die dritte und innerste/ hart und
höltzern ist. Wiewol bißweilen die mittlere
manglet/ wenn die Nuß sehr geschwind zu-
nimt/ ehe die Blühte ihre stärcke erlanget.

Dieser Baum wachßt von sich selbsten
häuffig/ in der under dem AEquatore ligenden
Jnsul Banda, welche drey meilen lang/ und
eine breit geschätzet wird: grünt und blühet
immer/ und tragt deß Jahrs dreymahlen
Früchten/ welche meistens in dem Augst-
und Herbstmonat/ wie auch in dem Mertzen/
und denn nach dem das wetter günstig/ auch
in anderen Monaten eingesamlet werden/
und weilen mehr und weniger reiffe Früch-
ten auff den Bäumen sich finden/ als muß
man die allerreiffesten außwehlen/ denn sie
sich sonsten nicht wol halten lassen. Die ge-
sambleten/ und von ihrer aussersten mürben
schalen erledigten Nüsse dörret man an der
Sonnen/ wenn sie dürr/ so sönderet man die
Muscatblüthe sampt der inneren schalen da-
von/ und waschet die Nüsse hernach mit
Kalck-wasser/ als dadurch sie am besten vor
aller fäulung bewahret werden. Auff bemel-
ter Jnsel Banda werden die Muscatnuß in
solcher menge gefunden/ daß gantze Schiffe
damit beladen/ und durch die Niderländi-
schen Kauffleuth fast die gantze Welt da-
durch versorget wird. Die Einwohner die-
ser Jnsul pflegen auch viel solcher Nüssen
ehe sie reiff worden/ sampt den grünen scha-
len in zerlassenem Zucker zu legen/ und ein-
zumachen/ und als die besten confecturen in
gantz Jndien zu verführen/ wie sie denn
nicht nur sehr anmüthig zu essen/ sonderen
auch wegen ihrer aromatischen tugend dem
Hertzen und Magen treffliche krafft geben.

Diese Nüsse werden von underschiedli-
chen Vöglen gefressen/ sonderlich aber von
einer gewissen art weisser Tauben/ welche
die Nüsse sampt dem Mußcatblüthe ver-
schlingen/ und deßwegen von den Kauffleu-
then Neut-erters/ Nußfresser genennet wer-
den: Diese Vögel aber geben die Nüsse oh-
ne die blüthe unden wider gantz von sich/
welche/ da sie alsdenn auff fruchtbahres
Erdreich fallen/ viel geschwinder aufwachsen
als die gepflantzten Nüsse/ ihre Früchten a-
ber sind der fäulung auch eher underworffen.

Das andere Geschlecht ist die ablange
Mußcatnuß/ Nux moschata fructu oblongo,
C. B. Nux myristica oblonga, sive mas, Ger. Nux
aromatica mas, I. B. Pala Metstri Moluccensi-
bus, Raij.
deren Baum hat offt eines schu-
hes länge/ und 3. zoll breite/ dicke/ oben grau-
lichte/ unden hell oder gläntzend grüne
blätter. Die Nüsse sind grösser/ als des vo-
rigen Geschlechts/ ablang und fast viereck-
icht/ welche nicht wie jene auß den geläi-
chen/ sondern von den gipflen der ästen her-
vorwachsen. An kräfften aber ist diese Nüs-
se der vorigen bey weitem nicht zu verglei-
chen/ deßwegen solcher Baum für ein wilde
art von vielen gehalten wird. Auch seine
[Spaltenumbruch] blüthe/ obwohlen sie dürr eine schönere far-
be als der vorigen behaltet/ hat dennoch gar
einen geringen theil deren kräfften/ welche
die obige besitzet. Ob aber nicht diese un-
kräfftige blühte/ mit der vorigen vermischet/
und also verfälschet/ den unverständigen
verkaufft werde/ lasse ich an seinem ort ge-
stellet seyn.

Eigenschafft.

Das erstere alß das bessere Geschlecht
der Mußcatnuß hat/ wie nicht weniger die
Muscatblüte/ viel ölichte mit flüchtigem
geistreichem saltz vermischte theile/ neben ei-
ner irdischen substantz in sich/ derowegen
solche Nüsse und blüthe eine aromatische/ o-
der gewürtzichte wol erwärmende und truck-
nende eigenschafft und natur haben/ das
Haupt/ den Magen und die Mutter stär-
cken/ gelind zusammenziehen/ auch schlaf
bringen/ und schmertzen stillen/ die Wind zer-
theilen/ die Däwung befürderen/ den Ohn-
machten/ und dem Hertzklopffen widerstehen/
das Erbrechen und Ruhr stillen/ das Gesicht
und die spannaderen stärcken. Die besten
Nuß sind/ welche safftig/ schwer/ nicht wurm-
stichig/ rund/ äschenfarb/ und röhtlich er-
scheinen/ auch einige durchhinlauffende
weißlichte striemen haben.

Gebrauch.

Etliche Medici gebrauchen die dürren
Mußcatennuß lieber alß die frischen auß
Jndia zu uns gebrachten/ und mit Zucker
eingemachten/ dieweilen sie nicht so bald
wie diese das Haupt zu starck angreiffen/
daher alß auff ein zeit nach dem bericht Mat-
thiae Lobelii in Observat. stirp. pag. m.
570. ein
fürnemme Schwangere Fraw in Engelland
der safftigen frischen Muscatennuß gelüstete/
vnd sie derselben bey zehen oder zwölff gees-
sen/ ist sie davon im Kopff gar toll/ wie
truncken worden. Jacobus Bontius in notis ad
Garc. ab hort. Aromat. Histor. cap.
20. vermel-
det/ er habe etliche gesehen/ die von dem
vielen gebrauch der frischen Muscaten-nüs-
sen in grosse Lebens-gefahr kommen/ denn
sie mehr als ein tag an der Schlaffsucht un-
beweglich darnider gelegen seyen. Die Jn-
wohner der Jnsul Banda kochen auß der
grünen schalen der Muscatennüß ein Ge-
müß/ gibt ein geschmack von sich/ wie bey
uns das Gemüß von sauren gekochten Aepf-
feln/ und bringet auch ein starcken Schlaff.

So man wil/ kan man in Teutschland
die Muscatennüß also einmachen. Nimm
der frischen Muscatennüß/ lasse sie zehen tag
in einer starcken laugen einbeitzen/ biß sie
weich werden/ alßdenn schabe das äusserste
Häutlein davon/ und wasche sie biß die lau-
ge nicht mehr an ihnen gespühret wird/ her-
nach trückne sie und schütte Zucker darüber/
der zur dicke eines Syrups gekocht seye.
Morgens und abends vor der Mahlzeit da-
von genommen/ zertheilen sie die Wind/Wind/ kal-
ter zustand
des magens
und der
mutter/
Schwache
Leibes-
frucht.

dienen wider die kalte Zuständ des Magens
und der Mutter/ und stärcken die schwache
Leibes-frucht bey schwangeren Weibern.

Ein Muscatnuß gestossen/ darzu 12. loth
Rosenhonig/ und 4. loth Brantenwein
gethan/ miteinander langsam gekocht/ biß
der Brantewein verrochen/ darvon alle

Morgen

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Muſcat-rinde oder Bluͤthe/ Macis, umbhuͤl-
te Nuß; welche denn alſo außgehoben/ ge-
ſamlet/ und verkauffet wird. Daß hiemit die
Muſcatnuß mit drey ſchalen oder huͤlſen uͤ-
berzogen/ davon die auſſerſte dick und gruͤn:
die mittlere weiß/ duͤnner/ erſtlich purpur-
farb/ hernach goldgelb/ ſo man Muſcatbluſt
nennet; die dritte und innerſte/ hart und
hoͤltzern iſt. Wiewol bißweilen die mittlere
manglet/ wenn die Nuß ſehr geſchwind zu-
nimt/ ehe die Bluͤhte ihre ſtaͤrcke erlanget.

Dieſer Baum wachßt von ſich ſelbſten
haͤuffig/ in der under dem Æquatore ligenden
Jnſul Banda, welche drey meilen lang/ und
eine breit geſchaͤtzet wird: gruͤnt und bluͤhet
immer/ und tragt deß Jahrs dreymahlen
Fruͤchten/ welche meiſtens in dem Augſt-
und Herbſtmonat/ wie auch in dem Mertzen/
und denn nach dem das wetter guͤnſtig/ auch
in anderen Monaten eingeſamlet werden/
und weilen mehr und weniger reiffe Fruͤch-
ten auff den Baͤumen ſich finden/ als muß
man die allerꝛeiffeſten außwehlen/ denn ſie
ſich ſonſten nicht wol halten laſſen. Die ge-
ſambleten/ und von ihrer auſſerſten muͤrben
ſchalen erledigten Nuͤſſe doͤrꝛet man an der
Sonnen/ wenn ſie duͤrꝛ/ ſo ſoͤnderet man die
Muſcatbluͤthe ſampt der inneren ſchalen da-
von/ und waſchet die Nuͤſſe hernach mit
Kalck-waſſer/ als dadurch ſie am beſten vor
aller faͤulung bewahret werden. Auff bemel-
ter Jnſel Banda werden die Muſcatnuß in
ſolcher menge gefunden/ daß gantze Schiffe
damit beladen/ und durch die Niderlaͤndi-
ſchen Kauffleuth faſt die gantze Welt da-
durch verſorget wird. Die Einwohner die-
ſer Jnſul pflegen auch viel ſolcher Nuͤſſen
ehe ſie reiff worden/ ſampt den gruͤnen ſcha-
len in zerlaſſenem Zucker zu legen/ und ein-
zumachen/ und als die beſten confecturen in
gantz Jndien zu verfuͤhren/ wie ſie denn
nicht nur ſehr anmuͤthig zu eſſen/ ſonderen
auch wegen ihrer aromatiſchen tugend dem
Hertzen und Magen treffliche krafft geben.

Dieſe Nuͤſſe werden von underſchiedli-
chen Voͤglen gefreſſen/ ſonderlich aber von
einer gewiſſen art weiſſer Tauben/ welche
die Nuͤſſe ſampt dem Mußcatbluͤthe ver-
ſchlingen/ und deßwegen von den Kauffleu-
then Neut-erters/ Nußfreſſer genennet wer-
den: Dieſe Voͤgel aber geben die Nuͤſſe oh-
ne die bluͤthe unden wider gantz von ſich/
welche/ da ſie alsdenn auff fruchtbahres
Erdreich fallen/ viel geſchwinder aufwachſen
als die gepflantzten Nuͤſſe/ ihre Fruͤchten a-
ber ſind der faͤulung auch eher underworffen.

Das andere Geſchlecht iſt die ablange
Mußcatnuß/ Nux moſchata fructu oblongo,
C. B. Nux myriſtica oblonga, ſive mas, Ger. Nux
aromatica mas, I. B. Pala Metſtri Moluccenſi-
bus, Raij.
deren Baum hat offt eines ſchu-
hes laͤnge/ und 3. zoll breite/ dicke/ oben grau-
lichte/ unden hell oder glaͤntzend gruͤne
blaͤtter. Die Nuͤſſe ſind groͤſſer/ als des vo-
rigen Geſchlechts/ ablang und faſt viereck-
icht/ welche nicht wie jene auß den gelaͤi-
chen/ ſondern von den gipflen der aͤſten her-
vorwachſen. An kraͤfften aber iſt dieſe Nuͤſ-
ſe der vorigen bey weitem nicht zu verglei-
chen/ deßwegen ſolcher Baum fuͤr ein wilde
art von vielen gehalten wird. Auch ſeine
[Spaltenumbruch] bluͤthe/ obwohlen ſie duͤrꝛ eine ſchoͤnere far-
be als der vorigen behaltet/ hat dennoch gar
einen geringen theil deren kraͤfften/ welche
die obige beſitzet. Ob aber nicht dieſe un-
kraͤfftige bluͤhte/ mit der vorigen vermiſchet/
und alſo verfaͤlſchet/ den unverſtaͤndigen
verkaufft werde/ laſſe ich an ſeinem ort ge-
ſtellet ſeyn.

Eigenſchafft.

Das erſtere alß das beſſere Geſchlecht
der Mußcatnuß hat/ wie nicht weniger die
Muſcatbluͤte/ viel oͤlichte mit fluͤchtigem
geiſtreichem ſaltz vermiſchte theile/ neben ei-
ner irdiſchen ſubſtantz in ſich/ derowegen
ſolche Nuͤſſe und bluͤthe eine aromatiſche/ o-
der gewuͤrtzichte wol erwaͤrmende und truck-
nende eigenſchafft und natur haben/ das
Haupt/ den Magen und die Mutter ſtaͤr-
cken/ gelind zuſammenziehen/ auch ſchlaf
bringen/ und ſchmertzen ſtillen/ die Wind zer-
theilen/ die Daͤwung befuͤrderen/ den Ohn-
machten/ und dem Hertzklopffen widerſtehen/
das Erbrechen und Ruhr ſtillen/ das Geſicht
und die ſpannaderen ſtaͤrcken. Die beſten
Nuß ſind/ welche ſafftig/ ſchwer/ nicht wurm-
ſtichig/ rund/ aͤſchenfarb/ und roͤhtlich er-
ſcheinen/ auch einige durchhinlauffende
weißlichte ſtriemen haben.

Gebrauch.

Etliche Medici gebrauchen die duͤrꝛen
Mußcatennuß lieber alß die friſchen auß
Jndia zu uns gebrachten/ und mit Zucker
eingemachten/ dieweilen ſie nicht ſo bald
wie dieſe das Haupt zu ſtarck angreiffen/
daher alß auff ein zeit nach dem bericht Mat-
thiæ Lobelii in Obſervat. ſtirp. pag. m.
570. ein
fuͤrnemme Schwangere Fraw in Engelland
der ſafftigen friſchen Muſcatennuß geluͤſtete/
vnd ſie derſelben bey zehen oder zwoͤlff geeſ-
ſen/ iſt ſie davon im Kopff gar toll/ wie
truncken worden. Jacobus Bontius in notis ad
Garc. ab hort. Aromat. Hiſtor. cap.
20. vermel-
det/ er habe etliche geſehen/ die von dem
vielen gebrauch der friſchen Muſcaten-nuͤſ-
ſen in groſſe Lebens-gefahr kommen/ denn
ſie mehr als ein tag an der Schlaffſucht un-
beweglich darnider gelegen ſeyen. Die Jn-
wohner der Jnſul Banda kochen auß der
gruͤnen ſchalen der Muſcatennuͤß ein Ge-
muͤß/ gibt ein geſchmack von ſich/ wie bey
uns das Gemuͤß von ſauren gekochten Aepf-
feln/ und bringet auch ein ſtarcken Schlaff.

So man wil/ kan man in Teutſchland
die Muſcatennuͤß alſo einmachen. Nimm
der friſchen Muſcatennuͤß/ laſſe ſie zehen tag
in einer ſtarcken laugen einbeitzen/ biß ſie
weich werden/ alßdenn ſchabe das aͤuſſerſte
Haͤutlein davon/ und waſche ſie biß die lau-
ge nicht mehr an ihnen geſpuͤhret wird/ her-
nach truͤckne ſie und ſchuͤtte Zucker daruͤber/
der zur dicke eines Syrups gekocht ſeye.
Morgens und abends vor der Mahlzeit da-
von genommen/ zertheilen ſie die Wind/Wind/ kal-
ter zuſtand
des magẽs
und der
mutter/
Schwache
Leibes-
frucht.

dienen wider die kalte Zuſtaͤnd des Magens
und der Mutter/ und ſtaͤrcken die ſchwache
Leibes-frucht bey ſchwangeren Weibern.

Ein Muſcatnuß geſtoſſen/ darzu 12. loth
Roſenhonig/ und 4. loth Brantenwein
gethan/ miteinander langſam gekocht/ biß
der Brantewein verꝛochen/ darvon alle

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[127/0143] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. Muſcat-rinde oder Bluͤthe/ Macis, umbhuͤl- te Nuß; welche denn alſo außgehoben/ ge- ſamlet/ und verkauffet wird. Daß hiemit die Muſcatnuß mit drey ſchalen oder huͤlſen uͤ- berzogen/ davon die auſſerſte dick und gruͤn: die mittlere weiß/ duͤnner/ erſtlich purpur- farb/ hernach goldgelb/ ſo man Muſcatbluſt nennet; die dritte und innerſte/ hart und hoͤltzern iſt. Wiewol bißweilen die mittlere manglet/ wenn die Nuß ſehr geſchwind zu- nimt/ ehe die Bluͤhte ihre ſtaͤrcke erlanget. Dieſer Baum wachßt von ſich ſelbſten haͤuffig/ in der under dem Æquatore ligenden Jnſul Banda, welche drey meilen lang/ und eine breit geſchaͤtzet wird: gruͤnt und bluͤhet immer/ und tragt deß Jahrs dreymahlen Fruͤchten/ welche meiſtens in dem Augſt- und Herbſtmonat/ wie auch in dem Mertzen/ und denn nach dem das wetter guͤnſtig/ auch in anderen Monaten eingeſamlet werden/ und weilen mehr und weniger reiffe Fruͤch- ten auff den Baͤumen ſich finden/ als muß man die allerꝛeiffeſten außwehlen/ denn ſie ſich ſonſten nicht wol halten laſſen. Die ge- ſambleten/ und von ihrer auſſerſten muͤrben ſchalen erledigten Nuͤſſe doͤrꝛet man an der Sonnen/ wenn ſie duͤrꝛ/ ſo ſoͤnderet man die Muſcatbluͤthe ſampt der inneren ſchalen da- von/ und waſchet die Nuͤſſe hernach mit Kalck-waſſer/ als dadurch ſie am beſten vor aller faͤulung bewahret werden. Auff bemel- ter Jnſel Banda werden die Muſcatnuß in ſolcher menge gefunden/ daß gantze Schiffe damit beladen/ und durch die Niderlaͤndi- ſchen Kauffleuth faſt die gantze Welt da- durch verſorget wird. Die Einwohner die- ſer Jnſul pflegen auch viel ſolcher Nuͤſſen ehe ſie reiff worden/ ſampt den gruͤnen ſcha- len in zerlaſſenem Zucker zu legen/ und ein- zumachen/ und als die beſten confecturen in gantz Jndien zu verfuͤhren/ wie ſie denn nicht nur ſehr anmuͤthig zu eſſen/ ſonderen auch wegen ihrer aromatiſchen tugend dem Hertzen und Magen treffliche krafft geben. Dieſe Nuͤſſe werden von underſchiedli- chen Voͤglen gefreſſen/ ſonderlich aber von einer gewiſſen art weiſſer Tauben/ welche die Nuͤſſe ſampt dem Mußcatbluͤthe ver- ſchlingen/ und deßwegen von den Kauffleu- then Neut-erters/ Nußfreſſer genennet wer- den: Dieſe Voͤgel aber geben die Nuͤſſe oh- ne die bluͤthe unden wider gantz von ſich/ welche/ da ſie alsdenn auff fruchtbahres Erdreich fallen/ viel geſchwinder aufwachſen als die gepflantzten Nuͤſſe/ ihre Fruͤchten a- ber ſind der faͤulung auch eher underworffen. Das andere Geſchlecht iſt die ablange Mußcatnuß/ Nux moſchata fructu oblongo, C. B. Nux myriſtica oblonga, ſive mas, Ger. Nux aromatica mas, I. B. Pala Metſtri Moluccenſi- bus, Raij. deren Baum hat offt eines ſchu- hes laͤnge/ und 3. zoll breite/ dicke/ oben grau- lichte/ unden hell oder glaͤntzend gruͤne blaͤtter. Die Nuͤſſe ſind groͤſſer/ als des vo- rigen Geſchlechts/ ablang und faſt viereck- icht/ welche nicht wie jene auß den gelaͤi- chen/ ſondern von den gipflen der aͤſten her- vorwachſen. An kraͤfften aber iſt dieſe Nuͤſ- ſe der vorigen bey weitem nicht zu verglei- chen/ deßwegen ſolcher Baum fuͤr ein wilde art von vielen gehalten wird. Auch ſeine bluͤthe/ obwohlen ſie duͤrꝛ eine ſchoͤnere far- be als der vorigen behaltet/ hat dennoch gar einen geringen theil deren kraͤfften/ welche die obige beſitzet. Ob aber nicht dieſe un- kraͤfftige bluͤhte/ mit der vorigen vermiſchet/ und alſo verfaͤlſchet/ den unverſtaͤndigen verkaufft werde/ laſſe ich an ſeinem ort ge- ſtellet ſeyn. Eigenſchafft. Das erſtere alß das beſſere Geſchlecht der Mußcatnuß hat/ wie nicht weniger die Muſcatbluͤte/ viel oͤlichte mit fluͤchtigem geiſtreichem ſaltz vermiſchte theile/ neben ei- ner irdiſchen ſubſtantz in ſich/ derowegen ſolche Nuͤſſe und bluͤthe eine aromatiſche/ o- der gewuͤrtzichte wol erwaͤrmende und truck- nende eigenſchafft und natur haben/ das Haupt/ den Magen und die Mutter ſtaͤr- cken/ gelind zuſammenziehen/ auch ſchlaf bringen/ und ſchmertzen ſtillen/ die Wind zer- theilen/ die Daͤwung befuͤrderen/ den Ohn- machten/ und dem Hertzklopffen widerſtehen/ das Erbrechen und Ruhr ſtillen/ das Geſicht und die ſpannaderen ſtaͤrcken. Die beſten Nuß ſind/ welche ſafftig/ ſchwer/ nicht wurm- ſtichig/ rund/ aͤſchenfarb/ und roͤhtlich er- ſcheinen/ auch einige durchhinlauffende weißlichte ſtriemen haben. Gebrauch. Etliche Medici gebrauchen die duͤrꝛen Mußcatennuß lieber alß die friſchen auß Jndia zu uns gebrachten/ und mit Zucker eingemachten/ dieweilen ſie nicht ſo bald wie dieſe das Haupt zu ſtarck angreiffen/ daher alß auff ein zeit nach dem bericht Mat- thiæ Lobelii in Obſervat. ſtirp. pag. m. 570. ein fuͤrnemme Schwangere Fraw in Engelland der ſafftigen friſchen Muſcatennuß geluͤſtete/ vnd ſie derſelben bey zehen oder zwoͤlff geeſ- ſen/ iſt ſie davon im Kopff gar toll/ wie truncken worden. Jacobus Bontius in notis ad Garc. ab hort. Aromat. Hiſtor. cap. 20. vermel- det/ er habe etliche geſehen/ die von dem vielen gebrauch der friſchen Muſcaten-nuͤſ- ſen in groſſe Lebens-gefahr kommen/ denn ſie mehr als ein tag an der Schlaffſucht un- beweglich darnider gelegen ſeyen. Die Jn- wohner der Jnſul Banda kochen auß der gruͤnen ſchalen der Muſcatennuͤß ein Ge- muͤß/ gibt ein geſchmack von ſich/ wie bey uns das Gemuͤß von ſauren gekochten Aepf- feln/ und bringet auch ein ſtarcken Schlaff. So man wil/ kan man in Teutſchland die Muſcatennuͤß alſo einmachen. Nimm der friſchen Muſcatennuͤß/ laſſe ſie zehen tag in einer ſtarcken laugen einbeitzen/ biß ſie weich werden/ alßdenn ſchabe das aͤuſſerſte Haͤutlein davon/ und waſche ſie biß die lau- ge nicht mehr an ihnen geſpuͤhret wird/ her- nach truͤckne ſie und ſchuͤtte Zucker daruͤber/ der zur dicke eines Syrups gekocht ſeye. Morgens und abends vor der Mahlzeit da- von genommen/ zertheilen ſie die Wind/ dienen wider die kalte Zuſtaͤnd des Magens und der Mutter/ und ſtaͤrcken die ſchwache Leibes-frucht bey ſchwangeren Weibern. Wind/ kal- ter zuſtand des magẽs und der mutter/ Schwache Leibes- frucht. Ein Muſcatnuß geſtoſſen/ darzu 12. loth Roſenhonig/ und 4. loth Brantenwein gethan/ miteinander langſam gekocht/ biß der Brantewein verꝛochen/ darvon alle Morgen

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/143>, abgerufen am 26.04.2024.